Original von Drake
Daher definiere ich für mich persönlich Trek als das, was mir daran gefällt
Ich denke, dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden; ich denke, das geht jedem so.
Original von Drake
Die Utopie sehe ich nicht unbedingt als Alleinstellungsmerkmal und bin sowieso der Meinung, dass sie mehr Plots verbaut als ermöglichen kann. Ebenso wie die ganze \"friedliche Erforschung als Grundausrichtung der Sternenflotte\"-Kiste.
Zu den Geschichten selber habe ich eine andere Theorie: Utopische Geschichte zu schreiben, die einen in ihren Bann ziehen, ist schlicht viel, viel schwieriger. Ein Konflikt, mag er auch noch so banal vom Zaun gebrochen sein, zieht seine Faszination schlicht aus dem Moment der Entscheidung, auf den alles doch zwangsläufig hinauslaufen muss. Und selbst wenn klar ist, wer siegen wird, so bleibt dennoch die Frage nach dem Wie (und markige Kriegs-Befehle und bunte Schlachten sind halt opulent). Ich halte den Erfolg der Sendeformate, die das Label \"Drama\" (teilweise) tragen, nicht (vollständig) darin begründet, dass diese Formate realistisch sind (das sind sie allein schon aus Gründen der überhöhten Inszenierung nämlich nur bedingt) oder dass sie eine größere Charaktertiefe erzeugen würden. Sie hauen halt einfach nur \"mächtig auf den Putz\" und wissen handwerklich wirklich gut, wie man den Zuschauer erreicht.
Klar, Schlachten-Plots werden ziemlich verbaut, wenn die Ausrichtung der Sternenflotte nicht darin besteht, andauernd Kriege zu führen. Das bedeutet aber nicht, dass diese verbauten Plots gut wären, schon gar nicht originell. Schlachten und Konfliktpotenzial zwischen den Leuten, dass die sich an die Kehle gehen könnten, gibt es en masse. Star Trek hat die Utopie nicht gepachtet (und vor allem, schon vor DS9 nicht ganz gelebt), aber das Bild einer positiven Zukunft zu zeichnen, war schon immer ein Grundpfeiler des Formats.
Original von Drake
Was die \"Wir tun was wir tun müssen\"-Szenarien angeht: Man kann natürlich eine Menge falsch machen bzw. unglückliche Szenarien konstruieren, aber letztendlich ist das eine der wenigen guten Möglichkeiten, einen (im weitesten Sinne) menschlichen Gegenspieler glaubhaft agieren zu lassen ohne sich in der \"niedere Motive\" Klischeekiste (z.B. verschmähte Liebe, Rache, Machtgier, Zerstörungswut, Bösartigkeit \"um des Böse seins Willen\", die Liste ist laaaang) zu bedienen. Alternativen sind entweder auf einen klassischen Gegenspieler zu verzichten, ihn zu \"depersonifizieren\" (wie eine Anomalie der Woche, etc.), oder den Konflikt nur zwischen den Protagonisten aufzubauen.
Aber es stellt sich die Frage: Braucht es einen Konflikt um einen guten Plot zu entwerfen? Ich sehe zum Beispiel keine Probleme darin, \"Abenteuer\"-Plots für den Weltraum zu schreiben: Wenn es auf der Erde schon spannend sein kann, in der Tiefsee neue Tierarten zu entdecken oder Achttausender zu besteigen, funktioniert das im All erst recht - auch ohne das man einen aggressiven Konflikt lanciert oder Menschen zeigt, die mit anderen nicht auskommen. Man hat in jedem Fall friedliche Plot-Alternativen; ich bin eher die Meinung, dass Konflikt-Plots neue, originelle Ideen verbaut.
Original von Alexander_Maclean
Ich denke mit ein Grund für die vielen etwas kriegerischen ST - FFs ist nicht nur Ds9 sondern auch weil dieses \"Friede freude eierkuchen\" von TNG doch ein wenig zum Ohren herauskrümelt.
Hinzu kommt, dass ein solchen szenario her das netstehen Charaktere ala wes Crusher begünstgen.
Wunderkinder, wie Wes eines war, kann es auch in anderen Formaten geben. So wie Kamui schon geschrieben hat: Der Topos des heldenhaften Superkriegers ist doch einfach eine Entsprechung davon. (Außerdem wurde bei Wesley auch klar gezeigt, dass er mit diesem Status - zuerst unterschätzt zu werden, dann hohe Erwartungen erfüllen zu müssen - Probleme hat und ich finde es sehr, sehr schön, dass ihm am Ende der Serie der WEg weg von der Sternenflotte ermöglicht wurde).
Außerdem fallen bei einem Vergleich von TNG und DS9, jetzt ohne Wertung gesprochen, doch die Unterschiede in der Fernsehlandschaft auf. Klar wurde TNG naiver inszeniert und klebte noch voll am \"Vor der Show ist nach der Show\"-Prinzip - etwas, das heute nicht mehr als so attraktiv (oder auch nur zwangsläufig) angesehen wird.
Original von Alexander_Maclean
und es ist auch wenig realistisch wenn alle leute sich nach 42min wieder lieb haben, obwohl sie sich vorher richtig gefetzt haben.
Denn mal ganz ehrlich: wir menschen haben usn über jahrtausende teilweise wegen Nichtigkeiten gegenseitig die birne eingekloppt. Und dann soll das wissen um andere spezies uns zu den Friendensengeln der Galaxis machen?
Das geht nicht von heute auf morgen. selbst die 300 Jahre bis TNG sind angesichts der vielen Kloppereien die es zwischendrin immer wieder gab, einfach zu unrealitisch.
*Hach*, mein Lieblingsthema, der \"Realismus\"

Wie realistisch ist es denn, dass wir in 150 Jahren schneller als das Licht unterwegs sein können?
Die technischen Unmöglichkeiten stören seltsamer Weise nie. Obwohl das \'unrealistisch\' ist, wird es gleich akzeptiert, eine andere gesellschaftliche Mentalität aber nicht.
Zunächst muss man sich doch fragen, was \"Realismus\" dann überhaupt noch bedeuten soll.
Es wäre einigermaßen fatal, anzunehmen, kulturelle Vermittlungen wie Film und Literatur wollten (oder, aber das ist vielleicht noch ein Thema für sich, könnten) in einer Art Materialismus eine Wirklichkeit abbilden.
Erst in diesem Semester durfte ich durch den Besuch einer Vorlesung neue Einblicke in das Thema gewinnen: Wenig wäre wohl verkehrter, als anzunehmen, Realismus bemühe sich um die Darstellung der Dinge, so \"wie sie sind\". Vielmehr ist es Ziel des Realismus, ein zu einer bestimmten Zeit gängiges Modell kultureller, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, technischer, religiöser (etc) Zustände in ihrer Struktur und in ihrem Gehalt, in ihrer Essenz also, einzufangen. (Das ist auch der Grund, wieso es, gerade bei den deutschen Autoren des Realismus, zu so vielen Verklärungen kommen konnte).
Und da scheint momentan der Tenor zu herrschen, dass uns unsere Technik-Gläubigkeit erlaubt, physikalisch Unmögliches einfach hinzunehmen, wir zugleich aber alle derart fürchterliche Misanthropen sind und es dem Menschen selbst dann nicht zutrauen, sich nicht in Streitigkeiten und Kämpfen zu ergehen, sogar wenn die Technik Hunger, Armut und (sozusagen viele) Krankheiten abgeschafft hat. Konflikte, denen diese Basis fehlt, sind entweder klischeehaft, unmotiviert oder gehen von der Basis aus, dass die begrenzten Regeln der Erde (Territoriums-Ansprüche) einfach in das \'unbegrenzte\' All zu übertragen seien. Die Alternativ-Erklärung ist einfach: Man bedient die Erwartungen der Zuschauer, deren Realitätsmodell Frieden entweder nicht vorsieht oder nicht spannend findet. Mit dem mit der Wahrscheinlichkeit hantierenden Realismus hat das schlicht und ergreifend überhaupt nichts zu tun!
Original von SSJKamui
Nun ja, ich sehe die Sache mit dem Thema Utopie durchaus auch Ambivalent. So ein Thema hat durchaus großes potential aber bisher ist dieses Potential auch nur spärlich in Sci Fi Serien genutzt wurden.
Das sehe ich genauso.
Übrigens: Es ist überhaupt kein Makel, wenn sich die kühnste Utopie den Regeln der Wahrscheinlichkeit und des \"Realismus\" verschließt.
Die Utopie ist ja der \"Un-Ort\", für den es jetzt keinen Platz gibt; er muss sich dem gegenwärtigen Realismusmodell doch zu einem guten Teil versperren, um zu funktionieren und seine Funktion kann man ihm nicht direkt zum Vorwurf machen oder sie für schlechter halten (man kann nur das Ergebnis nicht mögen, wenn etwa utopische Geschichten schlecht geschrieben sind, aber das hat mir der grundsätzlichen Ausrichtung nichts zu tun).