Ich sehe es so:
JEDE Form der Kritik ist wünschenswert.
Es ist aber eine Frage, wieviel ich persönlich aus einer Kritik ziehen kann.
Daher sind manche Formen der Kritik wünschenswerter als andere.
KEINE Kritik aber ist das schlimmste was einem passieren kann.
Denn das bringt einen gar nicht weiter.
Schreiben die Leute nichts, weil sie es superschlecht finden und sich nicht trauen, mir das zu sagen?
Schreiben sie nicht, weil sie es supergut finden und nicht wüssten, was sie da noch kritisieren sollten?
Schreiben sie vielleicht einfach nicht, weil mein Werk so langweilig ist, daß es sie nicht motiviert, sich überhaupt mit ihm zu beschäftigen?
Auch ein \"Das ist echt der letzte Dreck, bitte erhäng dich.\" ist immer noch besser als gar nichts.
Auch wenn sich da selbst bei mir wohl der Puls etwas erhöhen würde. ;-)
Ich halte es da mit dem weisen weisen Konfuzius, den ich in diesem Fall immer wieder gerne zitiere.
Yan Hui war einer seiner Schüler, sein liebster vielleicht sogar, und seinem Meister treu ergeben.
Über ihn sagte Konfizius:
\"Was immer ich sage, Yan Hui ist sofort damit einverstanden. So hilft er mir nicht.\"
Warum nicht? Weil es den ach so weisen Meister selber nicht weiterbringt, wenn er nur Zustimmung erfährt.
Der Widerspruch ist es, der zu einem Mehr führen kann.
Eine ähnliche Philosophie finden wir auch im Diskordianismus.
Der Widerspruch erst führt zu Neuem, die Auseinandersetzung.
Wenn alles gut ist, gibt es keinen Grund, etwas zu verbessern.
Aber wie gesagt gibt es natürlich verschiedene Qualitäten der Kritik.
Ein \"Das ist der letzte Dreck, bitte erhäng dich.\" gibt mir nicht viel. Ich weiß jetzt bloß, daß es da jemanden gibt, dem mein wie auch immer geartetes Werk nicht gefällt.
Ein \"Das ist der letzte Dreck, schau dir doch mal an, was du da gemacht hast, und das andere dort ist SO schlecht, das würde sogar ein lobotomisierter Affe besser hinbekommen, da fehlt doch völlig dies und jenes!\" hingegen wäre zwar unnötig hart, würde mich aber weiterführen, weil mir eben genau gesagt werden würde, WAS ich falsch schlecht gemacht habe.
So weit, so trivial.
Natürlich sind Kritiken auch nur subjektiv. Immer. Auch wenn der Kritiker schreibt, etwas sei de facto und verbindlich so, so ist auch das nur seine subjektive Meinung.
Wieviel ich aus einer Kritik ziehe, hängt also ganz entscheidend von mir selber ab.
Denn es liegt an mir, die Kritik einzuschätzen.
Man MUSS NICHT jede Kritik auch annehmen!
Wichtig ist nur, daß ich sie vorher eingeschätzt und mit meinen eigenen Vorstellungen und Intentionen und meinem Können abgeglichen habe.
Vielleicht stellt man z.B. fest, daß die geäusserte Kritik zwar berechtigt ist, man selber technisch aber einfach noch nicht in der Lage ist, es besser zu machen. In dem Fall sollte ich entsprechende Kritik zwar ernst nehmen, muß sie aber nicht notwendigerweise annehmen; wenn z.B. jemand von mir fordert, so gut wie Michelangelo so sein, dann kann ich das einfach nicht umsetzen.
Oder man hat etwas ganz absichtlich so gemacht, weil es einem persönlich ganz genau so wie es ist gefällt.
In dem Fall sollte man trotzdem genau auf Kritik achten, die diese Sache betrifft.
Zu oft habe ich nämlich leider schon das Totschlagargument \"Künstlerische Freiheit!\" gehört.
Nicht jeder einzelne Aspekt eines Werkes aber muß unbedingt der unabänderbare kreative Ausdruck des Künstlers sein.
Wenn es mir wichtig ist, eine bestimmte Sache auszudrücken, und ich zu dieser Sache Kritik bekomme, dann könnte das auch einfach heißen, daß ich sie nicht gut genug zum Ausdruck gebracht habe.
Die Ebene der zwischenmenschlichen Kommunikation habt ihr ja auch schon alle zur Genüge behandelt.
Einem Kritiker sollte es wichtig sein, daß seine Kritik auch ernst genommen wird, und hierzu wird er vermutlich versuchen, sie sozusagen irgendwie in das Hirn des Künstlers zu schmuggeln, keine Abwehrreaktionen zu provozieren.
Ich finde es aber relativ daneben, wenn man als Künstler dann \"zurückschießt\", wie ihr es hier so schön ausgebreitet habt.
In herausragenden Einzelfällen mag das eventuell noch gerechtfertigt sein, auch wenn ich es dann vermutlich eher über PN machen würde.
Denn wie hier schon gesagt wurde, fällt meine mangelnde Kritikfähigkeit sonst nur auf mich zurück.
Normalerweise sollte man sich das aber echt sparen.
Viel besser wäre es, nachzubohren. Ruhig auch fordernd - es ist ja total ok, klar zu stellen, daß man sich gerade angepisst fühlt, man sollte aber auf jeden Fall kommunikationsbereit bleiben.
Vielleicht nämlich bringe ich den Typen, der mir vorher nur geschrieben hatte, mein Werk sei Dreck und ich solle mich doch bitte erhängen, ja dazu, mir wirklich näher zu erläutern, was genau er an ihm scheisse findet. In dem Fall ist mir dann geholfen.
Um jetzt aber Lairis nochmal zu antworten, was den Thread mit Friedebarth angeht.
Ich fand es befremdlich, wie schnell die Situation eskaliert war.
Ich hab´s jetzt nicht mehr alles im Kopf und will jetzt auch nicht nochmal nachlesen, aber es wurde m.E. an einigen Sätzen sehr deutlich, daß die Stimmung schon aufgeheizt gewesen war. Erst hatte Lairis noch ausführlich geantwortet und FB hatte zurückgeschrieben, dann schlug die Stimmung plötzlich um und wurde echt kontraproduktiv.
Plötzlich sprangen Leute hervor, die FBs Art der Kritik niedermachten, Lairis äusserte dann auch schnell, was genau sie eigentlich schon gleich angepisst hatte, und so weiter.
Da hatte ich das Gefühl - ok, da hätte man einfach irgendwo Stop sagen sollen.
Einfach nochmal drüber schlafen und am nächsten Tag weiterdiskutieren.
Oder ein \"Sorry, aber ich merk gerad, daß ich total angefressen bin wegen deiner Kritik, laß uns morgen drüber reden.\".
Aber nach dem was Belar darüber geschrieben hatte, schien das eigentlich eh nur noch der letztendliche Auslöser gewesen zu sein.
Die Situation war ja wohl schon vorher so oft eskaliert, daß ihr da schon kurz vor´m Erreichen der kritischen Masse standet, sonst wäre die Situation da wohl nicht so schnell ausser Kontrolle geraten.
Ansonsten kann ich abschließend nur noch mal sagen: Wenn ihr nur eine bestimmte Art von Kritik wollt, schreibt es dazu!
Schreibt ruhig sowas wie \"Mich interessiert besonders, was ihr vom Teil X haltet.\", oder \" Bitte seid ehrlich, aber bitte seid auch lieb, ich bin gerad eh schon so gestresst!\".
Ist doch kein Problem, sind doch alle Menschen hier.
PS: Ich möchte hier einfach mal ganz klar betonen, daß es der gute Eindruck war, den Belar drüben im Scifi-Forum auf mich gemacht hat, der mich überhaupt hierher getrieben hat.
Ich hatte mich mal überwunden, ihm eine ausführliche Kritik zu einigen seiner Bilder zu schreiben.
Dazu hatte ich mich wirklich überwinden müssen, weil da schon einige harte Kritikpunkte drin waren.
Ich mein, wirklich ziemlich hart.
Manche Leute hätten da total dicht gemacht.
Er nicht, im Gegenteil.
Das hat mich beeindruckt, jetzt bin ich hier.
PPS: Auch ich kann von Kritik angepisst sein. Ich kann mich eventuell sogar total aufregen. Wie zuletzt geschehen im Scifi-Forum, wo einer meinte, ich würde totalen Unsinn schreiben, echte Künstler würden ihre Bilder IMMER als TiFF speichern, NIEMALS als PNG. Boah.....
Gerade wenn es aber um künstlerische Auswüchse und die Kritik daran geht, möchte ich doch aber versuchen, mich zu beherrschen.
Ob mir das immer gelingt? Ich glaube, ich habe bisher einfach noch keine richtig harte Kritik bekommen. Halte mich ja auch eher bedeckt.
Vielleicht sollte ich einfach mal aus Prinzip etwas hier reinstellen, einfach nur, damit die Leute mich auch mal kritisieren können? ;-)