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Drake:
Ich sehe das auch so, dass man deutlich trennen sollte zwischen der vom Autor geplanten und der implizierten Botschaft. Das kann zum einen sehr weit auseinander driften (vor allem wenn die implizierte Botschaft durch ungünstige Plotumstände so ziemlich das Gegenteil von der eigentlich geplanten ist), zum anderen ist es für den Autoren unter Umständen wenig schmeichelhaft, wenn man aus seinen Stories z.B. ein Loblied auf totalitäre Regimes oder Militarismus herausliest, er aber einfach nur eine spannende Geschichte im Warhammer-Universum schreiben wollte.

Tolkien hat sich z.B. immer vehement gegen die Interpretation gewehrt, der Herr der Ringe sei eine Parabel auf den 2. Weltkrieg.

Max:

--- Zitat ---Original von Drake
Ich sehe das auch so, dass man deutlich trennen sollte zwischen der vom Autor geplanten und der implizierten Botschaft. Das kann zum einen sehr weit auseinander driften (vor allem wenn die implizierte Botschaft durch ungünstige Plotumstände so ziemlich das Gegenteil von der eigentlich geplanten ist), zum anderen ist es für den Autoren unter Umständen wenig schmeichelhaft, wenn man aus seinen Stories z.B. ein Loblied auf totalitäre Regimes oder Militarismus herausliest, er aber einfach nur eine spannende Geschichte im Warhammer-Universum schreiben wollte.

Tolkien hat sich z.B. immer vehement gegen die Interpretation gewehrt, der Herr der Ringe sei eine Parabel auf den 2. Weltkrieg.
--- Ende Zitat ---

Man kann sich, das ist doch auch wunderbar, als Autor von Deutungen distanzieren, am besten ist es aber, wenn man das textintern fertig bringt.

Plotumstände definiert der Autor selbst und sogar wenn er sie als ungünstig übernimmt, gibt es viele Methoden, sich zu distanzieren.
Als Beispiel: Sollte Alex selbst die Meinung vertreten, Kendalls Aussage sei Quatsch, kann er die Figur Kendall negativ darstellen und ohne großen Aufwand damit auch die Aussage in ein anderes Licht rücken.

Klar: Nicht jede Interpretation trifft ins Schwarze, aber man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass der, der eine Geschichte deutet, dort einfach das hineinliest, wonach ihm gerade der Sinn steht. Zu einer guten literaturwissenschaftliche Methode gehört gerade auch das Streben, so objektiv und so nah am Text wie möglich vorzugehen.
Ins Hirn des Autoren kann niemand reinschauen, das ist klar. Das bedeutet aber auch umgekehrt, dass sich der Autor im Klaren darüber sein muss, dass der Leser der Geschichte den Autor als Mensch nicht gut genug kennt und erstrecht nicht seine Gedanken lesen kann und sich deswegen an den Text und an die dort hergestellten Bezüge halten muss, um die Inhalte zu entdecken. Man darf da denke ich als Autor also nicht zu naiv an die Sache herangehen!

The Lurkaholic:
Ich lese mir das gerade so durch, und muss zugeben, ich stimme eher Alex und Drake zu. Ich verstehe schon, dass jede Geschichte von selbst eine Botschaft rüberbringt. Aber muss das den Autor wirklich so sehr interessieren? Vielleicht will man ja einfach nur eine Geschichte zu erzählen, ohne sich mit ethischen Fragen zu beschäftigen. Ich persönlich interessiere mich immer dafür, aber es ist doch auch nicht schlimm wenn ein Autor sich sehr für seine Charaktere und Handlungen interessiert, ihm aber schnurz ist, was bei deren Darstellung für eine ethische Frage behandelt wird. Dann würde ich nämlich auch wie Alex eher das nehmen was mir gerade so unterbewusst eingefallen ist, auch wenn sich die Message dabei meinetwegen komplett umkehrt. Da kommt es mMn auf die eigenen Prioritäten an.

ulimann644:


--- Zitat von: Max ---

Klar: Nicht jede Interpretation trifft ins Schwarze, aber man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass der, der eine Geschichte deutet, dort einfach das hineinliest, wonach ihm gerade der Sinn steht.
--- Ende Zitat ---


Wenn jemand in einer Fantasy-Story Bezüge zu WW2 findet, dann halte ich diese Aussage für ein Gerücht !!


Und wenn jemand aus einem harmlosen Satz in einer TREK-FF einen Bezug zu einem SS-Motto herstellen will - ebenfalls... ;)


@Lurk
Natürlich sollte man aufpassen, welche Aussagen man in einer Story transportiert, aber das Ganze kann man natürlich auch übertreiben.
Eine SF-Story ist für mich grundsätzlich und primär erst einmal eine SF-Story, in die ich nicht um jeden Preis etwas hineinlesen muss - was darin nicht steht. ( Und in den meisten Fällen auch gar nicht vermittelt werden soll )

Tolayon:
Bei Fan-Fictions mag in der Tat in den meisten Fällen kein weitergehender Hintergerdanke, außer dem der reinen Unterhaltung stehen.

In der kommerziellen Science-Fiction jedoch, die von Autoren, die in stark autoritären Staaten leben geschrieben wurde und wird (etwa von Stanislav Lem zu Zeiten der Sowjetunion), kann man unter dem Mantel des Genres durchaus regimekritische Gedanken äußern, die Eingeweihte durchaus richtig deuten können - allerdings darf die Allegorie dann nicht zu offensichtlich sein, um nicht der Zensur zum Opfer zu fallen.

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