Die Schwierigkeiten liegen meines Erachtens im Wesen der Bajoraner:
Bajoraner sind in höchstem Maße selbständig, unabhängig, dh im Negativen: eigensinnig und stur.
Natürlich - als Widerstandszelle funktioniert so etwas perfekt - aber als hochdisziplinierte Armee, die funktionieren muss wie ein Organismus - da wird das nicht funktionieren! Dieses "agieren, wie aus einem Guss" ist in meinen Augen absolut unbajoranisch: Wenn man zwei Bajoranern zuhört, hat man zwei Steine vor sich, mit je einer Meinung...
Bajoraner sind ein gläubiges, spirituelles Volk, das von den Cardassianern solange gequält wurde, bis sie wussten: Sie können heute als Sklaven in den Minen sterben - oder beim Versuch, ihren Planeten zu befreien.
Dieser Kampfeswille macht das bajoranische Volk aus, daraus resultiert auch ihr hoher Kampfwert! Sie kämpfen, mit Messern, Steinen und Knüppel, wenn es sein muss, aber...
... wenn ihre Welt frei ist fallen sie in ein Loch. Ihre Kampfmoral ist damit nicht mehr existent und damit werden sie wieder zu einem undisziplinierten Bauernhaufen. Für Bajor waren sie in der Lage sich zusammen zu reißen und Kompromisse zu schließen, das war der äußere Zwang, der das bajoranische Volk einte...
Bajor hat kein "Militär", wie wir das von der Bundeswehr kennen - die Bajoraner haben eine Miliz, sind also eher mit der Schweiz zu vergleichen: Kommt ein Aggressor und fällt über sie her, dann tritt das ein, was ich oben geschrieben habe, dann kämpfen sie mit Steinen und Keulen, aber wenn der Feind nicht mehr da ist, dann wollen sie nach Hause zu ihren Feldern, Freunden und Familien, ihren Dörfern und Provinzen...
Das Bajoranische Volk ist kein Volk langer, strategischer Planung. Bajoraner sind Experten im improvisieren (wie alle guten Guerillias) sind genügsam, sie wollen nur in Frieden leben...
Nehmen wir die Andorianer als Gegenbeispiel: Ich traue den Andorianern eher zu, dass sie die Föderation als "Familie" ansehen, und 2373 bereit sind, auch ihre einstigen Erzfeinde (die Vulkanier) zu verteidigen. Bei den Bajoranern kann ich mir dieses Verhalten nicht wirklich vorstellen.
Die Sternenflotte ist eine paramilitärische Organisation, die militärische Aufgaben nur als letzten Punkt ihres Einsatzsspektrums sieht. Forschen, Wissen erweitern, "in Galaxien vordringen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat" lässt sich ebenso nur schwer mit den sesshaften, diskussionsfreudigen, "in den Tag lebenden" Bajoranern in Einklang bringen, die ihre Heimat verehren und sich dort am wohlsten fühlen. Der "Aufbruch zu den Sternen" steht definitiv nicht auf ihrer Fahne.
Aus diesen beiden Gründen, die militärischen Überlegungen, die ich angerissen habe, und das fehlende Fernweh als zweiten Punkt, sehe ich es als Fehler an, die bajoranischen (temporär zu den Waffen gerufenen) Milizen in die Sternenflotte eingliedern zu wollen! Die Föderation/ Sternenflotte wurde doch genau aus diesem Grund gerufen: Weil Bajor Hilfe braucht und dessen (militärischen) Möglichkeiten eben weit hinter denen der Sternenflotte und Cardassianer zurückliegen. Wieso sollte man also überhaupt "Bauern mit Mistgabeln" in einer mit Phasern bewaffnete Armee eingliedern wollen?
Bedenken wir auch Betazed: Eine Welt im Zentrum der Föderation, ein Planet, der sich sehr für die Belange der Gemeinschaft arrangiert - könntet ihr euch vorstellen, dass irgendwann in der Vergangenheit das Militär Betazeds in die Sternenflotte integriert wurde? Oder die der Argelianer? Ich nicht. Das macht in meinen Augen einfach keinen Sinn...