--> Korridore
http://www.sf3dff.de/index.php/topic,2611.msg113892.html#msg113892Richard Harris hatte nach dem kurzen Intermezzo sich auf den Weg zur Krankenstation gemacht, weil er mit Dr. Madison über deren Beziehung zu Tranar Ly'Cole sprechen wollte. Er hoffte, dadurch Informationen über den SFI Agenten zu erhalten.
Glücklicherweise hielten zwei Turbolifte direkt gegenüber den Haupteingängen der Krankenstation der Estrella. Rick stieg aus dem Lift, rechts vom Medlab 1 gesehen und durchquerte dem Hauptkorridor vor der Krankenstation. Dann betrat er den Hauptbereich, wo die weniger Verletzten behandelt wurden. Doch derzeit war nicht sehr viel los, den alle Verwundeten des Unglücks im Liropargürtel waren bereits entlassen wurden.
Er ließ sein Blick umherschweifen und konnte jedoch Amelie nicht entdecken.
Also trat er auf eine der Pflegerinnen zu und fragte: "Entschuldigung, ich suche Dr. Madison."
Ensign Danny Bird wandte sich um, während er an einer Arbeitsstation einige Daten überprüft hatte: "Ich glaube Doktor Madison ist gerade selbst beim Routinecheckup, Commander.", erklärte der junge Mann. "Falls es sich um etwas Dringendes handelt, würde ich ihnen empfehlen, im Büro zu warten. Es sollte nicht lange dauern."
Er machte eine Pause: "Kann ich Ihnen vielleicht helfen?"
Rick schüttelte mit dem Kopf. Er wunderte sich selber, dass er Danny mit einer Frau verwechselt hatte. Aber der Mann entstammte einer Kultur, in der Männer an der Länge ihrer Haare gemessen wurden. Auch war der Ensign eher von kleiner und schlanker Statur, sodass er von hinten, fast wie eine Frau aussah.
"Nein, danke, Ensign.", erklärte der Sicherheitschef. "Ich werde auf den Doktor in ihren Büro warten. Sie können ihr aber bitte Bescheid sagen, dass ich da bin, bevor sie sich wieder in Arbeit vergräbt."
"Kennen Sie den Weg zum Büro der Frau Doktorin?"
"Wenn sie nicht schon wieder umgebaut haben, wird es derselbe sein, wie beim letzten Mal.", erwiderte Rick. "Einfach durch den Warteraum durch."
"So ist es." erklärte Danny. "Sobald Dr. Madison kommt, informiere sich sie."
"Danke, Ensign."
Rick verließ den Raum, durchquerte den Warteraum, und betrat Amelies Büro. Um die Wartezeit zu überbrücken replizierte er sich ein Glas Altairwasser und wartete auf die Ärztin.
******************************
Zufrieden verließ Amelie das separate Behandlungszimmer. Wie erwartet war sie selbst in hervorragender Verfassung, was ihre Kollegin nur bestätigen konnte.
Gerade zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke zu, als Ensign Bird auf sie zu kam: "Doktor. Während sie beschäftigt waren, ist Commander Harris hier eingetroffen. Ich habe ihn in ihr Büro verwiesen, wo er jetzt wartet."
Amelie richtete kurz ihr Haar: "Danke, Ensign. Ich werde mich direkt um ihn kümmern."
Sie verlor keine Zeit und ging in Ihr Büro, wo sie auf Richard traf: "Guten Tag, was kann ich für Sie tun?"
"Warum so förmlich, Amelie. Wir sind doch Freunde.", erwiderte der Sicherheitschef amüsiert. "Wir sind hier doch unter uns. Oder denkst du deine Leute lauschen und verlieren jetzt allen Respekt vor dir."
"Nein, das halte ich doch für unwahrscheinlich." meinte Amelie knapp. "Also, was kann ich für dich tun?"
Rick überlegte kurz, ob er mit der Tür ins Haus fallen sollte, entschied sich aber dagegen. "Zum einen bin ich hier um mich zu entschuldigen. Die letzte Woche habe ich deine Station gemieden, wie ein Remaner das Sonnenlicht. Das war nicht sehr fair."
"Gab es dafür einen bestimmten Grund? Oder warst du nur zu beschäftigt?", fragte Amelie nach, wobei sie den Kopf schief legte.
Er räusperte sich: "Du weißt, ich bin sonst kein Arztmuffel, aber ...". der Blick des Sicherheitschefs verdüstere sich sehr, als er an seine Frau dachte.
„Ich kann mir vorstellen, dass die letzten Tage nicht besonders einfach gewesen sein müssen, Rick. Falls du jemanden brauchst, weist du ja, wo du mich findest.", erklärte Amelie. "Also, was führt dich nun hierher?"
Richard überlegte, wie er sich am besten einführen sollte. Dann entscheid er sich für die Direktmethode. "Kennst du einen Sagitta namens Tranar Ly'Cole?"
Von einen auf den anderen Moment schien Amelie kreidebleich zu werden. Sie hatte den Namen eine lange Zeit nicht mehr gehört. Dass Rick diesen Namen kannte, konnte eigentlich nur bedeuten, dass Tranar möglicherweise auf Unity One war. Oder vielleicht sogar schon an Bord: "Wo.. woher kennst du ihn?"
Richard entging die Reaktion der Ärztin nicht.
"das kann ja lustig werden.", dachte er.
"Der Sicherheitsdienst der Sternenflotte hat ihn uns als Ermittler bezüglich des Vorfalls im Asteroidengürtel zugewiesen.", erklärte er.
"Er ist doch nicht etwa an hier an Bord?"
Rick musterte die Ärztin: "Könnte das ein Problem für dich werden. Wenn, ja schmeiß ich ihn raus, Befehl hin oder her."
"Nein.... ich denke eher nicht.", meinte Amelie, während sie sich auf ihrem Bürosessel nieder ließ. "Er und ich... wir waren mal ein Paar."
Sie stoppte kurz: "Danke. Aber ich denke, es dürfte da keine Schwierigkeiten geben.", meinte Amelie, deren Gesicht allmählich wieder die Normalfarbe annahm. "Es ist einige Zeit her und seitdem sind wir uns nicht mehr begegnet."
"Dann habt ihr sicherlich einiges aufzuarbeiten.", erwiderte der Sicherheitschef der Estrella nachdenklich.
Ein kurzer schatten huschte wieder über sein Gesicht, als er an das Wiedersehen mit Claire an Bord der COCHRANE dachte. Er hatte sie damals nach der Akademie nicht mehr gesehen gehabt und es war die erste Zeit merkwürdig gewesen, sie wieder um sich zu haben.
"Sowas hatte ich vermutet. Deshalb dachte ich auch, es ist besser, du weißt, dass er da ist, bevor du ihn wieder triffst."
"Danke für die Info.", Amelie wuselte ein wenig auf ihrem Tisch herum, ehe sie fort fuhr: "Ich hatte gehört, dass er für die Sicherheit der Sternenflotte wurde, aber dass er hier auftauchen könnte, hätte ich nicht gedacht." Schließlich stand sie auf, wanderte um den Tisch und setzte sich schließlich auf die Tischplatte. "Welche Informationen benötigst du?"
"Wie kommst du darauf, dass ich Informationen brauche.", fragte Rick unschuldig.
Amelie grinste freundlich: "Ich kenne dich recht gut, Rick. Daher vermute ich mal, dass du bereits ein Auge auf ihn geworfen hast. Tranar ist ein relativ... undurchschaubarer Mann, der Wert darauf legt, diesen Schutzschirm möglichst nie fallen zu lassen."
"Du kennst mich zu gut." erklärte Rick. "Du weißt ja Regel 9: kein Detail ist unwichtig."
Er überlegte. "Aber deine Beschreibung ist sehr ... zutreffend. Tranar ist glatt wie ein tomedianscher Aal und genauso schwer zu greifen. Er spielt zwar den kooperativen, aber mein Instinkt sagt mir, dass er uns nicht alles sagt."
"Er sagte, dass er hier ist, um unseren Unfall im Asteroidenfeld aufzuklären?", Amelie schlug ein Bein über das andere. "Wenn das stimmt, würde das zwar zu seinem Aufgabengebiet passen. Weiß er, dass ich an Bord bin?"
"Er hat nach dir gefragt.", erklärte Richard. "da ich zu den Zeitpunkt nicht wusste in welchen Verhältnis ihr zueinander gestanden habt, habe ich ihm bestätigt, dass du an Bord bist."
"Verflucht!", dachte Amelie, ohne das Wort auszusprechen. Sie hatte eigentlich kein Interesse daran, ihren Ex wiederzusehen. Aber da sie die Chefärztin war, würde sich das wahrscheinlich nicht vermeiden lassen. "Hast du einen Verdacht, was er hier wirklich vorhaben könnte?"
"Nicht direkt." erklärte der Sicherheitschef. Er beschloss Amelie ein klein wenig ins vertrauen zu ziehen. "Nur springen meine Sensoren bei ihm an. Admiral Belar glaubt, jemand benutzt deinen Ex um uns von etwas abzulenken. ich meine, der Einsatzbefehl für die Mission ins Asteroidenfeld kam vom Kommandeur des SFI. Und jetzt schickt der Sternenflottensicherheitsdienst einen Agenten der in der Nähe gewesen sein muss. Ich befürchte. hier wird versucht eine Sauerei zu vertuschen. Denn egal ob es ein Unfall oder Sabotage war, was uns da erwischt hat, der Angriff der Lyraner ist nichts, was man so leichtfertig abtun kann."
"Das ist wahr. Tranar ist jemand, der sich nur sehr selten in die Karten schauen lässt. Welche Informationen benötigst du von mir?"
Du kennst ihn von seiner privaten Seite.", erklärte Rick. "Es wäre nicht schlecht zu wissen wie er denkt. Einfach damit ich ihn ein oder zwei Schritte voraus sein kann. Regel 12: Vorbeugen ist besser als heilen."
Amelie überlegte kurz. Ihr war äußerst unwohl bei dem Gedanken, ihre Vergangenheit wieder aus dem Teil ihres Gedächtnisses zu holen, der dafür bestimmt war, Dinge für immer zu begraben.
"Viel kann ich dir nicht sagen. Du musst wissen, wir haben uns nicht unbedingt im allerbesten Verhältnis getrennt. Jedenfalls, soweit ich mich erinnern kann. Genau genommen, war es keine Trennung - zumindest nicht für Sagitta-Verhältnisse. Ich habe eines Abends meine Sachen gepackt und bin wieder in den aktiven Dienst gegangen."
Sie beugte sich zu Rick vor, soweit, dass er ihr in den Ausschnitt hätte gucken können, hätte sie lockerere Kleindung angehabt: "Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, aber Tranar hat etwas an sich, dass mich sowohl fasziniert, als auch manchmal geängstigt hat. Er kann ziemlich schnell das Vertrauen von Leuten gewinnen. Auch bei ihm völlig Fremden. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich rate dir, ihm keine Sekunde zu trauen."
Rick hörte aufmerksam zu. Diese Faszination des "Bösen" hatte er auch selbst einmal mehr als deutlich gespürt. Als die HONSHU damals Gul Dukat von Ds9 wegbrachte, hatte er sich mehrmals mit dem Cardassianer unterhalten. als junger Offizier hatte er nicht verstanden, wie man sich dem Dominion an den Hals werfen konnte. Jedoch hatte Dukat durch seine Eloquenz ihn fast von seinen Standpunkt überzeugt. erst als er von Captain Sisko beiseite genommen wurden war, hatte sich Rick berappelt.
Seitdem gingen Ricks Nerven immer auf gelben Alarm, wenn er auf so einen glatten Typen stieß. Ly'Cole spielte zwar nicht in der Liga wie Dukat, aber Amelies Warnung war mehr als berechtigt. Richard würde den Mann nicht unterschätzen.
"Wie schätzt du Tranar ein?", Amelie lehnte sich wieder etwas zurück.
"Undurchsichtig, glatt, geheimnisvoll. Also auch bis zu einen gewissen Grade gefährlich", erklärte er. "Solche Typen lasse ich grundsätzlich nicht aus den Augen. Ich habe ihn Yni zugeteilt. Ihre Instinkte sind so gut wie meine. Wenn wir also aufpassen, wird er sein Spiel nicht spielen können."
"Das halte ich für eine gute Lösung.", gab Amelie zu. "Vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht ist er wirklich nur hier, um seinen Auftrag zu erfüllen. Möglicherweise geht er aber auch im Verborgenen einem anderem Ziel nach. Ich hoffe, er führt nichts im Schilde, was jemanden in Gefahr bringt. Aber wenn er hier länger an Bord bleibt, werde ich früher oder später auch auf ihn stoßen."
"Das hoffe ich auch.", erklärte Rick.
Er legte freundschaftlich eine Hand auf die Schulter der Ärztin: "Sollte er aber Probleme machen, werde ich ihm ganz schnell zeigen, dass ich als amtierender Kommandant der Estrella der größte Karpfen im Teich bin. Notfalls bekomme ich auch Rückendeckung von Admiral Belar."
"Das ist gut.", Amelie ließ ihre Finger kurz über Ricks Hand gleiten. "Ich rate dir jedoch, bei Tranar enorm vorsichtig zu sein. Falls er wirklich etwas im Schilde führt, das nicht offensichtlich ist, dann wird er alles daran setzen, dass es so bleibt. Er macht selten einen Fehler. Aber wer weiß - vielleicht irre ich mich auch - es ist viel Zeit vergangen. Vielleicht hat er sich auch geändert. Er verfolgt sein Ziel normalerweise unbeirrbar wie ein Klingone seine Jagdbeute. Im nächsten Moment kann dagegen sanft sein, wie ein Welpe.“
"Das werde ich nicht.", versprach der Sicherheitschef.
Er erhob sich und erklärte: "Jetzt sollte ich aber losmachen. Bevor er noch Unsinn anstellt."
"Das wäre eine weise Entscheidung, Richard."
Amelie hatte sich die ganze Zeit auf das Gespräch konzentriert, aber ihr Verstand arbeitete bereits an einer angemessenen Reaktion, sollte Tranar sie aufsuchen. Doch bislang wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte.
"Danke für deine Info. Wenn er hier auftaucht, kann ich mich darauf einstellen."
"Vielleicht nimmt ihn das den Wind aus den Segeln, wenn du auf ihn eingestellt bist.", spekulierte Richard. "Aber so wie du ihn mir beschreiben hast, denke ich das eher weniger."
"Das denke ich auch, Rick."
Amelie nutzte die kurze Stille, um in ihrem Computer ihre Assistenten darauf hinzuweisen, dass sie die Routinecheckups übernehmen sollte. "Kann ich dir sonst noch irgendwie behilfllich sein?"
Der Sicherheitschef überlegte: "Ensign Bird meinte vorhin, du wärst zur Untersuchung. Stehen die Checkups wieder an?"
"So ist es.", meinte Amelie. "Daher haben wir hier auch relativ viel zu tun. Da ich zuvor nicht sehr beschäftigt war, habe ich meinen Termin selbst vorverlegt und meine Xindi-Kollegin darum gebeten. Ich kann ja schlecht selbst meinen Checkup durchführen."
Sie schüttelte sich kurz, als ihr das Bild ihrer Kollegin vor dem inneren Auge vorbeihuschte. Ob Richard von ihrer Phobie wusste, war ihr nicht bekannt. Aber da der Sicherheitschef ein guter Beobachter war, wäre es zumindest möglich, dass er Schlüsse zwischen dem Namen und ihrer Reaktion ziehen konnte.
Rick lächelte etwas, als er die reaktion der Ärztin bemerkte. Seine Töchter hatten auch ihre Probleme mit der Xindiärztin. Beide Mädchen fanden Dr. Mosr'anangq'uaig'ht etwas gruselig.
Er selbst hatte kein Problem mit der Ärztin, aber sein erster Gedanke bei dem ersten Treffen mit der Xindi, war die Frage, ob es Fliegenklatschen auch in Shuttlegröße gab.
Aber er ging nicht darauf ein, sondern fragte: "kann ich nächste Woche einen Termin bei dir bekommen, für mein Checkup. Nimm dir aber Zeit, ich werde Esther und Sarah mitbringen." Er seufzte: "Meine Güte, an was ich jetzt alles denken muss."
Amelie lächelte knapp. Richard wusste immer recht gut, wie und wann man das Thema zumindest kurz wechseln musste. "Das lässt sich machen. Eine nette Abwechslung, mal keine uniformierten Patienten zu haben, die immer irgendwie den Eindruck erwecken, ihr Terminplan sei so voll, dass der Checkup eine lästige Pflicht darstellt."
"Regel 14:" Es bringt nichts, etwas aufzuschieben. Machen muss man es sowieso.", zitierte Richard eine weitere seiner Regeln. "Und es ist ja auch sinnvoll, dass die Checkups regelmäßig gemacht werden."
"Ja, das ist eine wirklich weise Regel.", stimmte Amelie zu. "Ich vermute mal, diese Regeln hast du auch in deine Erziehungspolitik einfließen lassen."
"Meine Regeln sind alle weise.", dozierte der Sicherheitschef und zwinkerte kurz. "Sie beruhen auf Erfahrungswerten. aber nicht alle sind für Kinder geeignet."
„Das vermute ich.", lachte Amelie. "Soweit ich mich erinnere, dann war die ein oder andere auch nicht ganz jugendfrei."
"Maximal Regel 7 wegen den Hor'ghan. Und Regel 17 und Regel ..."
Rick wollte noch fortfahren, aber da piepste sein Kommunikator: "Tirof an Harris."
"Harris hier."
"Commander MacPherson möchte sie dringend sprechen."
"Verstanden Chief, ich bin schon unterwegs."
Rick lächelte Amelie zu: "Die Pflicht ruft. ich muss los."
"Natürlich. Danke für deinen Besuch, Richard."
Amelie erhob sich ebenfalls. "Ich hoffe wirklich, ich irre mich, aber ich du tätest gut daran, Tranar nicht aus den Augen zu lassen. Irgendwas sagt mir, dass wir mit irgendetwas rechnen müssen, so lange er an Bord ist."
"Tranar muss gegen mich und mein Team antreten.", erklärte der Sicherheitschef. "Ich habe sie gut ausgebildet. Und dich kann mich auf jeden von ihnen verlassen. Egal wie gut er ist, dass ist eine Nuss, die er nicht knacken kann." Mit den Worten verließ er das Büro.
"Viel Erfolg.", rief Amelie ihm nach.
David und Alex im Netz der Intrigen.