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Star Trek - The Motion Picture Revisited
ToVa:
Ich hatte die Tage das unerfindliche Bedürfnis der ersten Star Trek Film mal zu re-visiten, und habe es auch gemacht. Dabei sind letztlich einige Erkenntnisse hängen geblieben die mir zuvor so nicht wirklich bewusst waren, insbesondere was das beliebte Star Trek 11 BAshing anbelangt ist es interessant beide Filme, da es in gewisser weise "Erstlinge" sind, mal zu vergleichen.
Was mir zuvor nie aufgefallen ist, das Kirk im ersten Film völlig Out-of-Character auftritt... schlimmer noch, als völliger Unsympath. Sein Auftreten die erste Stunde lang ist quasi unerträglich. Er scheisst Sonak(?) im Flottenhauptquartier zusammen, dann faltet er Scotty im Raumdock, als nächstes enthebt er Decker des Commandos und degradiert ihn zum Commander, später stuft er ihn sogar zum Wissenschaftsoffizier zurück, zudem lässt er McCoy einziehen und als die Enterprise schliesslich startet bringt er sie durch grandiose Dummheit und Besserwisserei fast in einem "Wurmloch" zur Zerstörung. Kurz darauf tritt Spock auf... und rettet der Enterprise mehrfach den Hintern, indem er mit dem Ingenieuer (Scotty, dessen Figur so eigentlich völlig blossgestellt wird) mal über die "Treibstoffgleichungen" redet und so die Enterprise erst wieder flott macht, später als er V'gers Angriff abwehrt und die Kommunikation entdeckt.
Der wirklich einzige Verdienst von Kirk im gesamten Film ist, dass er (und da ist er wieder in-Character) Vgers Sonde mit der "Information um den Schöpfer" erpresst und schliesslich durch die so erpresste direkte Begegnung die Situation auflösen kann.
Das zweite ist das Kirk als Kommandant extrem "schwach" dargestellt wird... er lässt McCoy extra zur Flotte einziehen weil er ihn braucht ("need you badly")... später ähnliches mit Spock. Ohne die Figuren scheint er überzeugt zu sein das die Mission nix wird... besonders in Bezug auf McCoy ist das bemerkenswert, denn immerhin ist dieser "nur" der Schiffsarzt.
Im Verhältnis zur restlichen Crew reagiert Kirk hingegen extrem gereizt, aggressiv, abweisend... besonders bei Decker und Ilia. In meinen Augen ist es fast ein Wunder das es nicht umgehend zu einer Meuterei kommt, da er völlig irrational zu handeln scheint... Deckers Degradierungen, die sofortige Einsetzung von Spock als Wissenschaftler... die Beinahe Vernichtung des Schiffes.
Die Autoren haben das (Audiokommentar) teilweise damit begründet dass sich Kirk ohne die Enterprise in einer Art Midlife Crisis befindet... und deswegen auch das Schiff zurück will, um wieder "jung" zu sein.
Spock kommt deutlich besser weg... wenn man mal von dem Unsinn absieht das er (und nur er?) bereits auf Vulcan das Bewusstsein von Vger spürt... und später um die "Wolke" trauert 'wie um einen eigenen Bruder' (OT!) und sogar weint. Weder sind hier Spocks Fähigkeiten noch Entwicklung wirklich plausibel nachvollziehbar. Der angedeutet "Konflikt" das Spock die Enterprise vielleicht für Vger verraten könnte bleibt zum Glück im Script so schwach dargestellt das er nur für einige wenige Disharmonische Töne am Rande sorgt.
Einzig McCoy schafft es in der sten Stunde durchgehend gut dazustehen. Nicht nur das er sowohl Kirk als auch Spock permanent hinterfragt, er sagt auch Kirk mehrfach und deutlich rüde seine Meinung, um ihn wieder zu "erden".
Die durchaus interessanten Randfiguren wie Decker oder Ilia (ich erinnerte mich zB nicht mehr daran das Deltaner offenbar Kontakt Emptahen sind die sogar Schmerzen absorbieren können, zumindest tut Ilia das bei Chekov) sind natürlich vollkommen verschenkt. Ihre "Love"Story wirkt sogar ziemlich peinlich.
Die Story des Films an sich hat einige deutliche Löcher... im grossen wie im kleinen. Vger zB soll einen Ausdehnung von 82 astronomischen Einheiten haben, was wohl ca. 12 Mrd Kilometer entspricht und damit etwa der Entfernung von der Sonne zum Saturn. Das sich so ein Objekt (sie auch Masse und Schwerkraft) durch ein Sonnensystem bis zur Erde bewegen könnte ist einfach... vollkommener Unsinn. Warum Vger so gross ist, wird auch nicht wirklich erklärt.
Scottys Behauptung man könne das Objekt durch die Selbstzerstörung der Enterprise mit vernichten wirkt jedenfalls lächerlich. Ähnlich wie der Versuch der Klingonen das Objekt mit drei Schiffen, später der Versuch der Föderation mit einem Schiff anzugehen.
Ganz schlimm wirds wenn man einige Sätze der Hauptdarsteller ernst nimmt... wie zB die "Enterprise" (immerhin im Dock auf der Erde) sei das einzige Raumschiff das sich in Abfangreichweite befinde... oder aber als Sonak durch den Transporterunfall stirbt das niemand mehr an Bord ist der sich angeblich mit den Instrumenten der Wissenschaftsstation auskennt... Das heisst es gibt genau einen Offizier der qualifiziert war die Wissenschaftlichen Instrumente zu lesen... Hallo???
Sowas zerschiesst die eher dünne Grundstory "Sonde sucht Schöpfer" zusätzlich. Zumal man auch völlig sinnlose Erklärungen einbaut, wie das die Voyager Sonde durch ein schwarzes Loch gezogen wurde... und dann auch einem Maschinenplaneten landete. Hier findet man genau diesselbe Aussage wie in Star Trek 11 wieder... nämlich das Schwarze Löcher eine Art "Gateway" durch Zeit und/oder Raum sind. Eine Theorie die sonst in keiner einzigen Serie je wieder aufgegriffen wird (gerade für "die" Voyager wären schwarze Löcher als Reisemöglichkeit sonst sehr interessant).
Ansonsten hat der Film inszenatorisch natürlich die deutliche Schwäche das nichts passiert... ausser das man durch die Wolke fliegt. Im prinzip besteht die hälfte des Films nicht aus einem erzählerischen oder gar dramatischen Kern sondern der Angeberei einer ausgeuferten FX Schmiede... die natürlich heute veraltet sind und eh tausendmal reproduziert wurden, also den Film heute nicht mehr herausheben.
Was den Film dennoch auch heute interessant macht sind eben obige Beobachtung der Figuren-Dramatik... zudem sind die meisten FX deutlich gut gealtert... wenn man wirklich die Zeit und Lust hat sich durch die Wolke "fliegen" zu lassen, können die Lichteffekte auch heute zumindest noch... Interesse wecken und alle 10 Jahre einmal anschauen lohnen.
Was mich auch noch angesprochen hat ist aber vor allem das Produktionsdesign... kein anderer Film ist designtechnisch was Basen, Anzüge und Schiffe angeht so nah an Star Trek 11... es scheint fast so dass sich Star Trek 11 viel mehr auf Star Trek 1 bezieht als auf alle 9 Filme zuvor. Auch die "Size matters" Frage von Enterprise, Narada oder Vger lassen deutlich darauf schliessen
Das zeigt eigentlich das in Sachen Design und Technik der Erste Film seiner Zeit doch um einiges voraus war.
Da STTMP also eindeutig als "Produktionsfilm" durchgeht ist er auch mit ner Menge Details gespickt.... teils sehr liebvoller Technischer Details oder Finessen die sich durchaus entdecken lassen.
Was mich dennoch verwundert ist: Wer heute den "neuen" Film so vehement ablehnt... müsste eigentlich auch mit dem ersten Film extreme Probleme haben. Fast sogar mehr, weil Abrams zumindest die Figuren wie Kirk und Spock nicht so "verzieht" wie TMP das teils tut... von den Figuren her ist Abrams deutlich näher an der Serie als Robert Wise.
Auch die Story ist nicht mehr oder minder löchrig... als damals der Kino-Erstling. Beide haben sogar deutlich ähnliche Schwächen... sie geben aufgrund von Effekten (STTMP) oder Action (ST11) eine gute Handlung ab.
Insgesamt fällt ST11 aber doch um einiges herzlicher und warmherziger aus als TMP... vor allem da STTMP eines völlig fehlt: Humor. Ausser einem oder zwei Sätzen von McCoy ("they... drafted me") ist The Motion Picture derart humorlos und "kalt"... wie sonst kein anderer ST Film (inklusive 11).
SSJKamui:
Ich stimme bei den meisten positiven und negativen Elementen, die erwähnt wurden zu. Ich denke auch, V'Ger war der irrealste Gegner der Filmsaga. Das Ding existierte ja fast nur auf Computerbildschirmen "irgendwo da draußen" und interagierte nur sehr selten direkt mit der Crew. (Hauptsächlich beim Ende und bei der Sache mit Ilia.) Das ganze hätte auch irgendein Simulationsprogramm für Kadetten sein können und das Meiste wäre auf das Selbe herausgekommen. (Abgesehen von den Angriffen auf die Klingonen und die eben erwähnten direkteren Interaktionen. Der Rest spielte sich ja wirklich nur am Bildschirm ab.) Deshalb wirkte V'Ger auch nicht besonders "echt" und "ernstzunehmen" in großen Teilen des Films, was wahrscheinlich zur gefühlten Langweiligkeit der Geschichte beitrug.
PercyKeys:
Ich gebe dir eigentlich in allem Recht, ToVa. Beachten sollte man allerdings denke ich, dass man Star Trek 11 nicht ganz DEN Neulingstatus zusprechen kann wie Star Trek 1, da das Team um Robert Wise keinerlei Kino-Referenzmaterial zu dieser Zeit hatte - Abrams & Co. konnten aber bereits aus 10 Filmen lernen.
Alexander_Maclean:
@Tova
Interessante Analayse.
das Kirk so ooc agiert ist mir gar nicht so aufgefallen.
was halt wirklich penetrant ist, das auffällt ds eine dünne Episodenstory "Ich heiße Nomad" auf zwei stunden gestreckt wurde.
@percy
Das ist zum Teil richtig.
denn zwischen den zehn filmen waren nie so viel abstand gewesen , wie zwischen Nemeesis und ST 11
u nd das ein Filmemacher aus dem Jahr 2009 nichts von einen Film aus dem Jahr 1977 lernen kann dürfte auch klar sein, denn die anforderungen und das Zielpublikum selbst haben sich geändert.
Es ist ebene in unterscheid ob man ein Thema für die Generation "Kalter krieg" oder für die genration "IPhone" macht.
CptJones:
--- Zitat ---Was mich dennoch verwundert ist: Wer heute den "neuen" Film so vehement ablehnt... müsste eigentlich auch mit dem ersten Film extreme Probleme haben. Fast sogar mehr, weil Abrams zumindest die Figuren wie Kirk und Spock nicht so "verzieht" wie TMP das teils tut... von den Figuren her ist Abrams deutlich näher an der Serie als Robert Wise.
Auch die Story ist nicht mehr oder minder löchrig... als damals der Kino-Erstling. Beide haben sogar deutlich ähnliche Schwächen... sie geben aufgrund von Effekten (STTMP) oder Action (ST11) eine gute Handlung ab.
--- Ende Zitat ---
Wie Bitte???????????????????????????
Gerade Kirk fällt in ST 11..... nein er wir die Karriere Treppe in diesem Film hochgeschleudert und zwar mittels Katapult! Er wird eher als jemand gezeigt der nahezu in jede Kneipenschlägerrei gerät und anschließend von jemanden mit einem Gewehr durch die ganze Gemeinde gejagt wird. Oder wie er als 12 Jähriger Knirps die wohl letzte auf dem Planeten exitierende Corvette Stingray convertible in einem Canyon versenkt. Klar sowas wird im Fastfoodverfahren Captain eines Raumschiffs.So wie der Charakter dargestellt wird, wäre Kirk in meinen Augen so zum Offizier geeignet wie ein Hausesel zum Rennpferd.
Der echte Kirk brauchte wennigstens ca. 10 bis 12 Jahre zum Captain, Abrams Kirk keine läppische 4 Jahre und dass ohne Abschluss der Akademie........ja das ist sehr Charakter getreu. So dass dagegen Wesley Crushers Werdegang regelrecht trivial rüberkommt und den hielt man schon für einen Wunderknaben ala Captain America der einmal in der Woche die Versammlung retten mußte.
Und nein ich lehne ST TMP nicht ab. Dort konnte man die Änderungen noch wennigstens glaubhaft vermitteln wie den Umbau des Schiffes, welcher einer kompletten Modernisierung gleich kam. Was auch in der Gegenwart bei Kriegsschiffen durchaus üblich ist, dass diese dadurch auch ihr Erscheinungsbild gravierend ändern können.
Sicher hat die Story Logiklöcher. Doch diese konnten in TMP auch deutlich besser kaschiert werden als im Abrams Werk, was wirklich in meinen Augen ein getarntes SW 7 war.
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