Was mir zuvor nie aufgefallen ist, das Kirk im ersten Film völlig Out-of-Character auftritt... schlimmer noch, als völliger Unsympath.
Die Erklärung, dass in der Zwischenzeit einfach viel passiert ist und sich Kirk mit der Annahme des Admiralsposten kein Gefallen getan hat und sich folglich in einer Art Midlife-Crisis befindet, ist durchaus plausibel. In diesem Punkt traut sich der Film wenigstens, nicht einfach nur die Positionen der Serie zu übertragen, was durchaus nicht reizlos ist.
Das zweite ist das Kirk als Kommandant extrem "schwach" dargestellt wird... er lässt McCoy extra zur Flotte einziehen weil er ihn braucht ("need you badly")... später ähnliches mit Spock. Ohne die Figuren scheint er überzeugt zu sein das die Mission nix wird... besonders in Bezug auf McCoy ist das bemerkenswert, denn immerhin ist dieser "nur" der Schiffsarzt.
Na ja, das ist doch nicht wirklich verkehrt finde ich. Auf der einen Seite haben wir einen recht "harten" Kirk, einige Szenen künden aber bei ihm auch von Unsicherheit und dass er sich die mit der Anwesenheit McCoys (und später Spocks) kompensieren möchte, ist doch irgendwie auch plausibel.
Die durchaus interessanten Randfiguren wie Decker oder Ilia (ich erinnerte mich zB nicht mehr daran das Deltaner offenbar Kontakt Emptahen sind die sogar Schmerzen absorbieren können, zumindest tut Ilia das bei Chekov) sind natürlich vollkommen verschenkt. Ihre "Love"Story wirkt sogar ziemlich peinlich.
Nun, es sind halt Randfiguren. Das einzige, was mich an dem Konzept stört, ist, dass Decker heldenhaft abtritt und die Stammcrew damit beim Schlussbild wieder unter sich bleibt. Die Liebesgeschichte zwischen Decker und Ilia finde ich deutlich weniger peinlich als das, was man mit Riker und Troi in "Insurrection" veranstaltet hat. Die beiden hatten eine Vorgeschichte, Ilias Transformation hat viel verändert und bildet einen gewalten Reiz der Story, denn Deckers Wunsch, sich mit V'Ger zu vereingen ist aus diesem Grund höchst heikel und fordert viel Hinterfragen - im positiven Sinne!
BTW: Dass Du Dich an die Heilfähigkeiten der Deltaner nicht errinnerst, könnte daran liegen, dass diese Szene nur in der Director's Cut-Version verhanden ist, wenn ich mich nicht irre.
Die Story des Films an sich hat einige deutliche Löcher... im grossen wie im kleinen. Vger zB soll einen Ausdehnung von 82 astronomischen Einheiten haben, was wohl ca. 12 Mrd Kilometer entspricht und damit etwa der Entfernung von der Sonne zum Saturn. Das sich so ein Objekt (sie auch Masse und Schwerkraft) durch ein Sonnensystem bis zur Erde bewegen könnte ist einfach... vollkommener Unsinn. Warum Vger so gross ist, wird auch nicht wirklich erklärt.
Scottys Behauptung man könne das Objekt durch die Selbstzerstörung der Enterprise mit vernichten wirkt jedenfalls lächerlich. Ähnlich wie der Versuch der Klingonen das Objekt mit drei Schiffen, später der Versuch der Föderation mit einem Schiff anzugehen.
Ich habe das im Film damals so verstanden, dass es einen "Kernbereich" gibt (den die Enterprise dann überfliegt) und eine Wolkenhülle, die sich nach und nach rückbildet. Dann ist es kein Wunder, dass V'Ger später nicht das ganze Sonnensystem ausfüllt.
Der Versuch der Klingonen war freilich etwas sinnfrei, aber dass die keine anderen Handlungsoptionen in Betracht ziehen, ist zumindest nach der Neuausrichtung als Kriegerrasse nicht so verwunderlich.
Nachdem sich V'Ger auf den "Kernbereich", auf das eigentliche Raumschiff, reduziert hat, konnte ja vielleicht wirklich die Hoffnung bestehen, dass die Selbstzerstörung auch V'Ger vernichten könnte.
Ansonsten hat der Film inszenatorisch natürlich die deutliche Schwäche das nichts passiert... ausser das man durch die Wolke fliegt. Im prinzip besteht die hälfte des Films nicht aus einem erzählerischen oder gar dramatischen Kern sondern der Angeberei einer ausgeuferten FX Schmiede... die natürlich heute veraltet sind und eh tausendmal reproduziert wurden, also den Film heute nicht mehr herausheben.
Ideal ist das mit den Effekten freilich nicht, aber das ist eine Reaktion aus Erwartungen und Möglichkeiten der Zeit.
Aber: Zum einen zeigt das wirklich die Macht im Sinne von Ausmaßen V'Gers, zum anderen bestimmt das die Atmosphäre des Filmes, die durchwegs ruhig (aber nicht entspannt) ist - das bildet übrigens einen Unterschied zum hypernervösen JJA-Film, der ein wenig Ruhe scheinbar gar nicht aushalten kann.
Was mich dennoch verwundert ist: Wer heute den "neuen" Film so vehement ablehnt... müsste eigentlich auch mit dem ersten Film extreme Probleme haben. Fast sogar mehr, weil Abrams zumindest die Figuren wie Kirk und Spock nicht so "verzieht" wie TMP das teils tut... von den Figuren her ist Abrams deutlich näher an der Serie als Robert Wise.
Ich mag TMP sehr und kann JJAs ST-Film nicht ausstehen.
Von allem anderen mal abgesehen: JJAs Film ist schlicht kein guter Film, da braucht man nicht den ST-Maßstab mit humanistischen Grundidealen etc. anlegen. Rein handwerklich ist JJAs Film mMn nichts wert. TMP hat ein Gefüge, auch wenn man je nach Geschmack die Abläufe vielleicht nicht mag, und ist keine Aneinanderreihung von Fetzen, die lediglich in sich und zum Selbstzweck funktionieren.
Insgesamt fällt ST11 aber doch um einiges herzlicher und warmherziger aus als TMP... vor allem da STTMP eines völlig fehlt: Humor. Ausser einem oder zwei Sätzen von McCoy ("they... drafted me") ist The Motion Picture derart humorlos und "kalt"... wie sonst kein anderer ST Film (inklusive 11).
Stimmt, TMP ist recht "humorlos".
Der Humor in JJAs Film gefällt mir persönlich aber auch über weite Strecken nicht, weil er schlicht albern ist.
Ich denke auch, V'Ger war der irrealste Gegner der Filmsaga.
Ein Grund, den Film zu mögen.
Dieses andauernde Phaser- und Torpedoschießen, dieses Geprügel - das ist nicht originell, das ist konventionell. Sicher kann es unterhalten, aber mal eine Ausnahme zu sehen, ist sehr erholsam.
Gerade Kirk fällt in ST 11..... nein er wir die Karriere Treppe in diesem Film hochgeschleudert und zwar mittels Katapult! Er wird eher als jemand gezeigt der nahezu in jede Kneipenschlägerrei gerät und anschließend von jemanden mit einem Gewehr durch die ganze Gemeinde gejagt wird.
Besonders zynisch finde ich, dass Pike diese sozialen Defizite Kirks adelt, indem er meint, ein hirnloser Typ wäre genau das, was der Sternenflotte fehle.
Zugegeben, ja ich nehme den Film durchaus persönlich. Und angesichts dessen, was im vorfeld so gelobt wurde und man im nachhinein so was vorgesetzt bekommt, der darf nicht erwarten, dass man nur aus solidarität Jubelt und Klatscht.
Na ja, die hohen Erwartungen... ich hatte schon früh den Eindruck, dass das ein Maßstab ist, der sich eher an den Mainstream-Erwartungen orientiert, die auch ein Adam Sandler bedient.