@SSJ: Mit diesem Wirtschaftsverständnis kommt man in einer Welt zurecht wie wir sie heute haben. Eine komplett globalisierte Welt, die in der Größe stark abgenommen hat. Diese Entwicklung ist Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erst wirklich ins Rollen gekommen, als Schiffsverkehr und Flugzeuge langsam aber sicher die Reisefreiheit erhöhten.
Bis dahin war es so, dass es 1. kaum Multinationale Firmen gab (und wenn es sie gab, waren sie so einflussreich wie Staaten. Z.B. East-India Trading Company), 2. viele Wirtschaftsentscheidungen in Staatshänden lagen (Viele staatliche Monopole werden heute durch "Privatisierung" erst an Firmen übergeben), 3. Staaten hatten enorm viel Grundbesitz, die Kolonien nämlich.
Dass die Kolonien an Firmen abgetreten worden sind, hat eigentlich nicht viel verändert, außer eben, dass heute eben nicht mehr Länder, sondern Firmen (bzw. seit den 90ern eigentlich) jegliche Individuen erbarmungslos konkurrieren (Stichwort: Ich-AG; Outscorcing). So haben beispielsweise kanadische Holzfäller-Firmen ihre Mitarbeiter entlassen können, weil einzelne Holzfälle sich selbst die nötigen Arbeitsutensilien (Fahrzeug, Sägen) und 1 bis 2 Mitarbeiter besorgt haben. So wird das langsam aber sich in allen Branchen laufen und am Ende gibt es den klassichen Arbeiter gar nicht mehr zugunsten der Arbeigeber, die nicht mehr für Sozialkasse, Krankenkasse oder sont was bezahlen müssen, sondern nur noch Aufträge erteilen. Das I-Net wird hier auch noch mal vieles ermöglichen, gerade im akademischen Bereich. Denkbar wären Ferndiagnosen indischer Ärzte statt die Meinung des Hausarztes, etc. (teilweise gibt's das ja schon). Franchising ist auch so ein Begriff, der vieles von dieser Problematik beinhaltet.
Diese Form einer globalisierten Welt haben wir bei Star Trek mitnichten. Sowohl die konstante Betonung, dass es Kolonien (!) gibt, legt nahe, dass die interstellare Gesellschaft noch längst nicht so drauf ist, wie unsere Erde. Die Entfernungen im Weltall sind trotz Warp-Antrieb immens. Ob es jetzt 1 oder 13 Jahre dauert die Föderation zu durchqueren, je nachdem welcher Theorie über die Größe man folgt, die Dauer ist enorm! Wie war das mit 88 Tagen um die Welt. Heute geht's in 88 Stunden locker und 88 Minuten wird vermutlich bereits angepeilt.
Außerdem scheinen Sternenflottenschiffe sehr viele Aufgaben von Frachtschiffen zu übernehmen. ENT liefert da mit vielen privaten Frachtschiffen ein etwas anderes Bild, zugegeben, aber DS9 und TNG waren da recht deutlich.
Auch die deutlichen Wirtschaftskriege zwischen Planetenkoalitionen wie der Krieg zw. Cardassia und der Föderation, der ja um einige Kolonien ging, legt den Schluss nahe, dass die Föderation bzw. Cardassia selbst wirtschaften. Zumindest war nie von Lobbyismus die Rede.
Zugegeben, es gibt einige große Föderationsunternehmen, Utopia Planitia, Antares Fleet Yards, etc., aber es war zu keinem Zeitpunkt von größeren Minen-Unternehmen die Rede. Auch scheinen Utopia Planitia oder Antares Fleet Yards keine (in meinen Augen, einige wenige) Sitze auf anderen Welten als dem Mars bzw. Antares zu haben. In keinem Fall jedoch dürfte es außerhalb der Föderation Niederlassungen dieser Werften geben.
Ich denke, ich habe deutlich gemacht, warum die ST-Welt auch wirtschaftlich wesentlich mehr in Richtung Kolonialhandel, etc. gehen dürfte als in RIchtung multi-nationaler Gigangtenkonzerne, die sowohl im klingonischen Reich, als auch im romulanischen Reich etc. Werke haben.
Btw. hat das Verschwinden der Nationalen Kolonien zugunsten der Unternehmen dafür gesorgt, dass die Kriege weniger wurden; zumindest nach und nach. Der 1. Weltkrieg wurde noch wegen Kolonien geführt, der 2. wegen der neuen Industriellen, die miteinander konkurrierten. Aber in der heutigen globalen Welt gehört chinesischen Kaufleuten der Hafen von New York und die Akropolis und amerikanische Firmen besitzen viele Öl-Quellen. Nichtsdestotrotz kann natürlich eine Lobby ihr Land zum Krieg bringen, siehe Irak-Krieg. Dennoch: Die Chance auf einen WW3 ist stark minimiert worden. Zumindest meines Erachtens. Allerdings auf Kosten der 3.Welt-Länder und der Schere zwischen Arm und Reich, die bald übderdehnt sein dürfte (siehe Unruhen in England, Frankreich, Spanien, Griechenland, etc.).
All das ist in Star Trek aber auch nicht der Fall. Hier scheinen Konflikte wirklich rudimentär und ganz klassisch zwischen Nationen ausgefochten zu werden. Der Sinn dahinter wäre nur da, wenn die Nationen auch Haupt-Arbeitgeber und Kolonialherren sind.
Deshalb würde man in der Star Trek Welt wohl oder übel sich an die planetare Verwaltung (im Falle einer Kolonie)/Regierung (im Falle einer wirklich souveränen Welt) wenden und eben etwas bestellen. Bzw. man würde sich an die Sternenreiche wenden, die die Welten vereinen, was ja auch z.B. bei der Tarnvorrichtung für die USS Defiant so geschehen ist.
Darüber hinaus noch ein Beispiel dafür, wieso die ST Welt eher sehr klassich aufgebaut sein dürfte: Es gibt scheinbar keine Börsen oder sonstige Wettmärkte zwischen den einzelnen Reichen. Die Föderation (vermutlich eine der stärksten Wirtschaftsmächte im Alpha-Quadranten, sonst könnten sie sich ihren Sozialismus nämlich nicht leisten) hat zumindest keine. Das machte Jean-Luc mehrfach Menschen aus dem 20. Jh. klar.
Auch Devisenhandel ist eher nicht vorgekommen. Zwar gab es Währungen bei Bajoranern, Klingonen, Cardassianern, etc. und sogar die Föderation hat Federation Credits (was meiner Einschätzung nach eher eine Verrechnungseinheit der versch. Einheiten in der Föderation, denn eine echte Währung ist; denn was soll "Credits" bedeuten), aber diese scheinen nicht miteinander getauscht zu werden. Das war auch auf der Erde so, bis dei Globalisierung und der Erzkapitalismus ihre Krallen ausfuhren. Heute gibt es Länder, die ihre Währungen handeln lassen (z.B. Amerika, EU) und welche die es nicht tun (z.B. China), mit den Vor- und Nachteilen. Auch dürfte Latinum (wie auf der Erde Gold) als die einzig verbindliche, überall gültige Währung für eine Mehr-Welten-Wirtschaft sprechen, die noch nicht so "globalisiert" ist wie die Erde heute.
Eig. wäre es spannend, auch mal eine Art Wirtschafts-FF zu lesen

Vllt. mit den Vorahnungen einer "Globalisierung" (müsste dann natürlich ein besserer Term für gefudnen werden) und was das für das Gefüge der Föderation bedeuten könnte.
Die SF wäre natürlich auch das primäre Wirtschaftsorgan der Föderation, wie die Militärs es zu Zeiten des Kolonialismus waren.
Jetzt sollten wir vielleicht aber wieder "Back to the Topic" oder nicht
