Das ist auch ein ziemlich komplexes Gebiet - bei Musikelektronik verschwimmen grundsätzlich die Grenzen zwischen Künstler und Ingenieur. Manche Geräte sind so kompliziert zu bedienen, dass man fast schon ein Physik- oder Informatikstudium absolvieren müsste, nur um eigene Klänge richtig zu programmieren. Viele Studios beschäftigen daher extra Soundprogrammierer, welche den Musikern und Produzenten bei der Bedienung der Instrumente zur Hand gehen.
Aber nun weiter in der Terminologie:
Wie man in den obigen Videos sieht, kommen Synthesizer meistens als Keyboards daher. Doch beide Instrumentengattungen müssen nicht zwangsläufig zusammenfallen.
Ein
Keyboard ist im weitesten Sinne jede Art von (nicht-akustischem) Tasteninstrument. Im engeren Sinne bezeichnet man damit "Portable Keyboards" bzw. "Arranger Workstations".
Diese Gattungen elektronischer Instrumente zeichnen sich dadurch aus, dass sie über eine komplexe Begleitautomatik inklusive Schlagzeugspur für die linke Hand und einen Haufen Instrumentalklänge für die rechte Hand verfügen.
Rein technisch gesehen entspricht die Klangerzeugung der von (Preset-)Synthesizern, nur sind die Programmiermöglichkeiten, sofern überhaupt vorhanden meist stark eingeschränkt.
Der Unterschied zwischen den beiden Untergattungen besteht, soweit ich weiß darin, dass die "Portables" über eingebaute Lautsprecher verfügen, die "Arranger" dagegen eher nicht. Allerdings werden heute beide Begriffe weitestgehend synonym verwendet, und "Arranger Workstation" mutiert zum verkaufsfördernden Namen für selbst billige Portables mit Lautsprechern.
Umgekehrt gibt es auch Synthesizer (oder sonstige Klangerzeuger), die als reine Expander in Form von Desktop-Gehäusen oder Rack-Modulen zum Einbau in eine Art von Regal daherkommen. Man kann sie mit jedem modernen Keyboard, aber auch modifizierten E-Gitarren, E-Violinen, Blaswandlern oder Drum-Pads ansteuern.
Ein
Sampler entspricht von seiner Klangformung einem samplebasierten ROM-Synthesizer, nur dass er seine Klänge ausschließlich in einem RAM-Speicher ablegt, welcher beim Einschalten stets erneut von einer Festplatte, CD oder - bei älteren Geräten - auch Disketten mit Rohmaterial und Programmdaten gefüllt werden muss. Dafür kann man je nach Einsatz selbst entscheiden, ob jetzt etwa ein ganzes Orchester auf nur 32 MB gepresst werden, oder derselbe Speicher für ein möglichst authentisches Klavier zur Verfügung stehen soll.
Reine Sampler gibt es heute nicht mehr auf Hardware-Basis, sondern nur noch als Software, die u.a. auch per "Disk-Streaming" Samples in Gigabyte-Größe direkt von der Festplatte abspielen kann (was die Qualität noch einmal deutlich erhöht).
Eine "(Music) Workstation" ist ein samplebasierter Synthesizer mit integriertem Effektgerät und Sequenzer, womit sich komplette Musikproduktionen mit einem Gerät durchführen lassen. Speichererweiterungen, sowohl ROM als auch RAM betreffend (Workstations sind somit auch die heute letzten noch verbliebenen Hardware-Sampler), gehören zum Standard und Exemplare der Oberklasse lassen sich sogar mit komplett neuen Synthese-Modulen (auf Hard- oder Software-Basis) ausrüsten.
Die erste moderne, für die breite Masse erschwingliche Workstation war die
Korg M1 von 1988.
Naturklangmäßig war wegen des damals noch recht teuren Speichers nicht allzu viel los, dafür konnten die synthetischeren Varianten umso besser überzeugen.
Das eigentlich total unnatürlich klingende, sogenannte "Dance Piano" der M1 wurde längst zum Klassiker in der House-, Reggae- und Techno-Szene, zusammen mit der Jazz-Orgel desselben Instruments.
Auch das "Slap Bass"-Preset erlangte einige Berühmtheit: in der Titelmelodie der Comedy-Serie "Seinfeld".
Hier mal ein ausführliches Demo mit Custom-Klangprogrammen, die zeigen welches Potential auch heute noch in der M1 steckt.
Passend zu unserem Forum habe ich mir ein Video mit einem Haufen SciFi-tauglicher Klänge ausgesucht. Wer die M1 übrigens selbst einmal ausprobieren möchte, auf E-Bay gibt es sie schon für unter 100 Euro (aktuelle Workstations wie die M3 kosten das Zehnfache).
Korg M1 Demo