Die meisten Hobbyautoren kennen das. man hat nen spontanen Einfall hakt wie ein blöder auf der Tastatur ein und am ende kommt irgendwie ne Geschichte heraus.
So ging es mir am mitttwoch. da war in Sachsen feiertag. eigentlich wollte ich etwas Morning Star schreiben, aber dann kam mr eien andere Idee in den Sinn. die ich runtergeschrieben habe.
Zwar nur was über drei Seiten, aber dennoch.
Und da ich das ganze nicht für meine anderen Hobbels nutzen kann, will ich euch dennoch nicht das Ganze vorenthalten. genauso wie ich das in Zukunft tun werde.
Oder anders ausgedrückt: hier findet ihr ab sofort meien kurzen Einfälle seie es nun SciFi oder nicht.
Viel Spaß beim lesen.
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Zu Hause bleiben
von L. Lindner
Jeder kennt diese Tage, wo man sich schon früh morgens überlegt, einfach im Bett liegen zu bleiben, auf Arbeit anzurufen und sich krank zu melden. Bei mir waren das viele Tage, an denen ich mich so fühlte. So auch heute. Ich wollte nicht aufstehen, ich wollte nicht sehen dieses Chaos, das sich mein Leben nannte, nicht die unaufgeräumte Wohnung, nicht den Stapel mit unbezahlten Rechnung und vor allen nicht mein verkatertes Gesicht, dass mir jeden Morgen beim Rasieren entgegen blickte.
Das einzige was ich nur noch mehr hasste als diese Visage, war das Gefühl der Leere, das sich immer bei mir einstellte, wenn ich mich im Halbschlaf umdrehte und merkte, dass neben mir niemand mehr lag. Obwohl ich mich dann im dem großen Doppelbett sehr einsam fühlte, wirkten dann die Wände immer als würden sie mich zerquetschen. Und dann musste ich einfach raus. Raus aus der Wohnung, raus aus dem Chaos.
Und weil ich noch einen letzten Funken Anstand besaß, dass einzige was mir meine Mutter vermacht hatte, schlürfte ich dann immer nur mit meiner Schlafanzughose bekleidet ins Badezimmer, um mich zu rasieren. Danach kehrte ich wieder zurück und zog meine Sachen an. Die Shorts, die schwarzen Socken, das weiße Hemd, die dunkelblaue Krawatte, der dunkelblaue Nadelstreifenazug mit Weste, der graue Fedorahut und meine Lebensversicherung, ein sechschüssiger Smith&Wesson Kaliber 38 Revolver im Schulterhalfter.
Denn ich wusste immer noch nicht, ob ich meinen Partner vertrauen konnte. Nicht das ich ihn für korrupt hielt, das Problem war eher, dass er viel zu sehr war wie ich. Einer dieser Typen, die gleich nach der Schule zur Army, zur Air Force, zu den Marines oder zur Navy gegangen sind und nach dem Ende des Krieges nicht wussten, was sie mit sich anzufangen sollten.
Normalerweise hätte ich einen Soldaten wie ihm ohne zu zögern vertraut, auch wenn ich im Pazifik mit anderen Marines Strände gestürmt habe und er über Europa aus einen Flugzeug gesprungen war, um 'Krauts' zu erledigen.
Aber als ich vor ein paar Wochen in das Büro des Captains kam und Dave Milton mir als Partner zugewiesen wurde, habe ich etwas in seinen Augen gesehen, was mir Angst machte. Das waren Dinge, die ich bisher nur im Krieg gesehen hatte, hauptsächlich bei den japanischen Soldaten, dieser Drang zu töten. Wie eben ein tollwütiger Köter, der nur etwas zerfleischen will.
Ich bin froh, dass mir dieser Blick nicht im Spiegel entgegenstarrt. Suzi hatte zwar gemeint, das mich der Krieg verändert hat. Vielleicht stimmt das auch. Aber ich bin nicht so wie Detective Milton. Ich hasse das töten. Wenn mich jemand angreift, wehre ich mich mit allen Mitteln, selbst wenn das heißt, dem Angreifer das Lebenslicht auszupusten. Aber ich mag es nicht. Als Marine habe ich zuviele tote Jungs gesehen, als dass ich mich an so etwas ergötzen könnte.
Und genau deshalb war der S&W so lebenswichtig für mich. Er ist mein einziger Freund, der immer zuverlässig zu mir gehalten hat. Detroit ist eben ein hartes Pflaster. Man kann sich hier als Cop entweder den Mob anschließen. Oder man ist sowieso leicht irre wie Dave und man sucht nur einen neuen Krieg. Oder man versucht, Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Ich schwanke immer zwischen den Optionen.
Doch nichts davon ist ideal. Geht man den erste Weg, hat man genug Geld um seine Rechnungen zu bezahlen und seine Ruhe. Doch man verliert den letzten Zipfel Selbstachtung. Der zweite Weg ist zwar am einfachsten, denn man ergibt sich seinen Schicksal und dann ist einen alles scheißegal. Aber er ist nicht gut für die Gesundheit. Mit einen Bein steht man in der Klapsmühle, mit dem anderen liegt man tot in der Gosse, weil man das bekommen hat, was man als tollwütige Töhle verdient, eine Kugel in den Kopf. Und geht man dritten, dann hat man zum einen Probleme mit den Moneten, mit der Mafia und den korrupten Kollegen, aber man sagt, man bekommt dieses Gefühl vom Selbstachtung zurück, etwas, was ich beim Korps immer geschätzt habe. Abends im Zelt, wenn man denn mal keine Schreie der Verwundeten hörte, dann bekam man das manches Mal.
Doch selbst jetzt höre ich nachts immer noch die Schreie der Verwundeten, der armen Schweine, die wissen, dass sie draufgehen. Vielleicht trinke ich deshalb abends so viel, damit ich wenigstens etwas schlafen kann.
Aber ich sollte nicht immerzu an den Krieg denken. Schließlich bin ich seit fünf Jahren bei der Polizei und das ist schon länger, als ich den Mist, den man Krieg nennt, gemacht habe, selbst wenn man das eine Jahr auf Okinawa und das halbe Jahr in Quantico als Ausbilder mitzählt.
Doch zurzeit befinden sich die USA wieder im Krieg, dieses Mal in einen Land namens Korea.
Und so kann ich selbst jetzt früh morgens, meistens an nichts anderes Denken.
Wenn ich mich angezogen habe gehe ich meistens raus auf die Straße. Einen Block weiter gibt es einen Diner, wo man frühs seinen Kaffee trinken und eine Zeitung lesen konnte.
Unterwegs treffe ich oft Paul, einen jungen Streifenpolizisten, der seit vier Monaten in meinen Viertel patrouilliert. Er ist einer der wenigen, die vor mir Respekt haben. Sein „Guten Morgen Detective Westfield.“, klingt zwar etwas schleimerisch, aber meistens hilft es mir, mich daran zu erinnern, wer ich bin. Ein guter Junge, viel zu gut für die Polizei. Ich wünsche ihm jeden Tag insgeheim, dass er nicht mit einer Kugel im Kopf endet.
Die nächste Person, die so etwas wie Respekt hat, ist Gina, die Kellnerin im Diner. Seit einiger Zeit begrüßt sie mich mit einen zuckersüßen Lächeln und einen: „Guten Morgen, Alan.“
Ich glaube, sie steht auf mich. Und jeder andere Mann in meiner Situation hätte versucht, Gina ins Bett zu bekommen. Und sei es nur darum, um für eine Nacht, die Einsamkeit zu vergessen.
Denn zugegeben, sie ist ein hübsches Ding, groß, schlank und dennoch weiblich. Und die langen schwarzen Haare mit dem Naturlocken runden das Ganze nur noch ab.
Aber ich mag Gina, auch wenn ich ihr das nie sagen würde. Und ich weiß, sie kennt nur meine Fassade des aufrechten Kriminalbeamten. Diese andere Seite von mir, diesen einsamen, zerrissenen Alan Westfield, will ich ihr nicht zeigen.
Dennoch begrüße auch ich sie mit einen „Guten Morgen Gina.“ und setzte mich an Tresen, wo sie nach nur einer Minute die neuste Ausgabe der Zeitung, eine Tasse Kaffee mit Milch und einen Teller mit einen Stück Kuchen hinstellt. Ich bin eben morgens ein Gewohnheitstier und seit Gina das weiß, muss ich nicht mehr bestellen.
Nach dem ersten Überfliegen der Zeitung, den ersten Schlucken Kaffee und den ersten Bissen vom Kuchen, heute ist es Apfelkuchen, sehe ich mich im Diner um. Im Grunde sind es die selben Gesichter wie jeden Morgen, abgesehen von zwei oder drei Gelegenheitsgästen. Die meisten von den Stammkunden sind entweder Rentner, so wie Pittie, für die das Diner schon so was wie ein zweites Zuhause ist, Arbeiter aus der Nachtschicht, die noch ein Bier trinken, oder Männer im Anzug wie ich.
Keiner der Gäste weiß, dass ich ein Cop bin. Denn wüssten sie es, könnte ich mich entweder von Fragen und Bitten nicht retten, oder aber was noch schlimmer ist, ich hätte die Mafia am Hals. Das es Gina weiß, liegt auch nur an meinen Revolver, denn sie bei meinen vierten oder fünften Besuch Besuch entdeckte. Sie hatte nur gemeint, dass sie keine Mafiosischläger bedient, worauf ich ihr meine Marke zeigte.
Danach hatte Gina gelacht und gemeint, dass das auch nicht viel besser wäre, da die meisten Coops korrupt seien. Die nächsten beiden Male hatte sie mich fast wie Luft behandelt, was mich mehr geärgert hat, als mir lieb war. Doch dann war ich mal später aufgestanden, eben weil es einer jener Tage war, wo ich wirklich zu Hause bleiben musste, wegen zuviel Bourbon am Abend zuvor.
Dennoch wollte ich Kaffee und ging gegen elf ins Diner, dass um die Tageszeit fast leer war.
Und da waren diese beiden Typen aufgetaucht, Danny der Safeknacker und Adam der Nervöse.
Sie wollten die Schutzgeld und fuchtelten mit ihren Knarren rum. Als sie zu mir kamen, brach ich erst Danny mit einen Ellenbogenschlag die Nase und knallte dem überraschten Adam das Gesicht auf die Theke. Beide fielen in sich zusammen wie zwei nasse Mehlsäcke. Nicht schlecht für nen Ex Marine mit ausgewachsenen Kater.
Gina starrte mich an und lächelte dann vorsichtig. Ich lächelte zurück und bemerkte: „Ich will hier nur in Ruhe meinen Kaffee trinken.“
Die drei Rentner, die noch da waren, hatten sich dafür gar nicht interessiert. Oder es gleich wieder vergessen. Das war übrigens auch der Tag, an dem ich Paul näher kennenlernte. Nicht dass er mir nicht vorher aufgefallen war, aber seitdem grüßt er mich auf der Straße. Er tauchte auf, um nachzusehen und als ich ihm meine Marke zeigte, wurde er ganz höflich und freundlich. Er forderte eine Streife an und zu viert brachten wir die beiden Knilche ins Loch.
Vom Captain musste ich mir zwar einen Anschiss anhören, weil ich mich krank gemeldet hatte. Aber ich täuschte schwere Kopfschmerzen vor, wobei ich die eigentlich wirklich hatte, und kam damit davon.
Adam und Danny wurden weggesperrt, verknackt von einen Richter für ein Jahr. Gina und Paul wurden meine 'Fans'.
War ein kleines Erfolgserlebnis was ich gebraucht hatte, nach dem Stress mit Suzanne und meinen toten Partner. Hätte mich fast dazu gebracht mit dem Trinken gänzlich aufzuhören.
Das mich kurz danach der irre Blick von Dave Milton treffen sollte, wusste ich noch nicht. Doch seitdem ich ihn kenne, höre ich wieder die Verwundeten schreien. Und dann brauche ich nen Drink um einzuschlafen. Oder auch zwei. Oder drei.
Apropos irrer Blick. Dave steht zu meiner Überraschung in der Eingangstür des Diners. Es passiert selten, dass er mich abholt. Und da wir derzeit keinen neuen Fall haben, heißt das nur eines, jetzt gibt es wieder Arbeit.
Als Detective in der Abteilung für Kapitalverbrechen hat man es halt nie leicht.
Ich esse meinen Kuchen auf, spüle es mit dem Rest Kaffee runter, bezahle und gebe Gina noch ein gutes Trinkgeld.
Als ich meinen Partner erreiche, frage ich ihn leichthin: „Was gibt es?“
„Es gibt eine Nachricht für sie. Aber die kann ich Ihnen erst im Wagen sagen.“
Ich gehe an ihm vorbei und genieße kurz die warmen Sonnenstrahlen. Als ich jedoch in unseren Wagen einsteigen will, merke ich, wie er mir seinen Revolver zwischen die Rippen drückt.
„Die Nachricht ist von Sal Vingeti. Er mag es gar nicht, wenn man seinen Neffen einbuchtet. Oder ihm wehtut. Sie werden für Adam bezahlen, Alan.“
Ich weiß, ich habe keine Chance der Kugel zu entgehen. Doch kampflos werde ich nicht draufgehen. Diesen irren korrupten Mistkerl nehme ich mit.
Gleichzeitig ärgere ich mich aber, dass ich es nicht gemerkt habe. Dave hatte vorhin viel zu zufrieden ausgesehen. Aber zum wirklich Ärgern ist später Zeit.
Ich trete dem Arschloch dorthin, wo es wehtut, spüre gleichzeitig den stechenden Schmerz des Schusses im Rücken. Das kannte ich schon, ist nicht das erste Mal, das sich angeschossen wurde.
Ich greife also im Fallen unter mein Jacket, ziehe den Revolver und feuere zweimal blind über meine linke Schulter hinweg.
Als ich mich dann am Wagen festhalte und umdrehe, sehe ich, dass ich Dave direkt in die Stirn geschossen habe. Ich sehe noch gut seinen überraschten Blick. Offenbar hat er nicht damit gerechnet, dass ich mich wehre. Dann schlägt er wie von einer Axt gefällt auf den Bordstein auf.
Die meisten Passanten bleiben zwar stehen, aber da so ne kleine Schießerei ist heutzutage nichts ungewöhnliches. Ich setze mich auf den Boden und lehne mich gegen den Wagen, um zu Kräften zu kommen. Meine Brust tut mir höllisch weh. Ich sehe noch wie Paul angerannt kommt, der sich neben mich beugt: „Keine Sorge, Sir. Ich hole einen Krankenwagen.“, erklärt er beruhigend und läuft wieder los. Ein guter Junge.
Auch Gina kommt aus dem Diner gelaufen. Ich sehe das Entsetzen in ihren Gesicht, als sie die Blutlache sieht. Und meinen toten Ex Partner. Doch sie hockt sich neben mich, bindet sich ihre Schürze ab und versucht damit, meine Wunde am Bluten zu hindern.
Sie kommt mir dabei so nahe, das sich ihr Parfum riechen kann und ich kann in ihren Ausschnitt sehen. Jetzt ärgere ich mich wirklich, das sich nicht mit nach Hause genommen habe. Oder noch besser, bei ihr war.
Auch Pittie kommt angehumpelt und hockt sich neben mich. „Komm schon, LT. Jetzt nur nicht schlapp machen.“, spricht er mich an. Erst jetzt erkenne ich ihn. Er war als Gunnery Seargeant auf Guadalcanal in meiner Kompanie gewesen, wenn auch im zweiten Zug, während ich den dritten geführt habe. Bei der Landung ist er einer Granate zu nahe gekommen die seinen Fuß zu Matsch verarbeitet hat. Einer von den Verwundeten, die ich nachts immer schreien höre, bevor der Bourbon mich schlafen lässt.
„Ich versuche es, Gunny.“, erwidere ich schwach.
Mir wird schwindlig, ich merke wie mein Blick sich eintrübt und ich denke noch: Heute hättest du echt zu Hause bleiben sollen.