Autor Thema: RPG: Deck 2, Wissenschaftslabore  (Gelesen 6051 mal)

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TrekMan

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RPG: Deck 2, Wissenschaftslabore
« am: 28.01.13, 23:48 »
Deck 2, Wissenschaftslabor 2.13, 25.07.2381, 10.50 Uhr

Jesse MacDougal brütete vor der Anzeige des Scanners. Das Artefakt, dass er seit vier Stunden untersuchte war das letzte, der kärglichen Überreste, die man aus dem Geolabor hatte retten können. Es wies starke Deformationen auf und ein Teil der Oberfläche war wie von einer Plasmafräse abgeschliffen worden. Jahrhunderte alte Inschriften waren für immer verloren. Aber es waren weder die fehlenden Inschriften noch die Beschädigungen, die Jesses so beschäftigten, dass er seine Nachtschicht bereits um vier Stunden verlängert hatte. Das Analysegerät, dass sie in einem der unbeschädigten Laboratorien, unweit des Geolabors, in dem noch Untersuchungen stattfanden, aufstellten. Der Wissenschftler rieb sich müde die Augen und trotzdem verschwanden die Anzeigen nicht.

"Ich verstehe es nicht", murmelte er zu sich selbst und nippte an der Tasse kalten Kaffees, der bereits einen deutlich abgestandenen Geschmack besaß."

"Du solltest damit aufhören, Indi", raunte einer seiner Mitarbeiter, denen er die Benutzung seines alten Spitznamens, der ihm mal bei einer etwas heftigen Feier entglitten war, nur erlaubte, wenn sie unter sich waren.

Der Archäologe rieb sich das Gesicht und nickte: "Vielleicht habt ihr recht. Ich habe hier seltsame temporale Anzeigen, die ich dem Artefakt nicht zu ordnen kann, geschweige dessen mit den anderen Proben in Zusammenhang stehen können."

"Vielleicht hat es was mit der Explosion zu tun?", fragte ein Anderer der sich gerade über einen Scanner beugte.

"Seit bloß vorsichtig, mit solchen Äußerungen. Nachher kommt noch einer von unseren Führungskräften auf die Idee nach einer temporalen Bombe zu suchen und unsere nächste Mission infrage stellt", erwiderte Jesse ungewollt scharf.
"Nein, solche Anzeigen hatte ich mal zu Gesicht bekommen. Das ist es auch nicht. Aber es will mir einfach nicht mehr einfallen wo zum Teufel ich das schon mal gesehen habe. Vielleicht  sollte sich das einer von Euch noch ansehen. Etwas sagt mir, dass hier was nicht stimmt."

"Muss das sein, wir haben doch noch soviel zu tun, Chef?", maulte einer herum.

"Heute soll doch ein neuer A & A Offizier an Bord kommen, wäre das nicht etwas für ihn?", warf ein anderer aus Jesses Team ein.

"Sie!", verbesserte Jesse.

"Wie bitte?"

"Ich sagte es ist eine Sie, Joseph. Wenn sich nicht an dem Bewerber geändert hat, dann ist es eine Sie, du Dumpfbacke. Außerdem hat sich meines Wissens Lieutenant M'Rass noch nicht entschieden, wohin die Neue kommt. Als Antropologin und mit einer Ausbildung in Archäologie, wäre sie zwar bei uns gut aufgehoben, aber das ist nicht meine Entscheidung. Außerdem kommt sie frisch von der Akademie."

"Ein Jüngling, nicht zu fassen, so was kommt zu uns?", frotzelte der angesprochene.
"Na macht mal halblang Jungs. Sie soll ein sehr guter Offizier sein, auch wenn sie frisch ist."

"Weißt Du wie sie heißt?"

Jesse schüttelte den Kopf: "Ich habe die Bewerbung nur kurz gesehen und mir den Namen nicht gemerkt. Jassy, Jazzman, keine Ahnung."

Er wiederholte die letzte Analyse an dem Artefakt und als die selben Anzeigen, wie zuvor wieder erschienen schaltete er das Gerät frustriert ab.
"So mir reicht es. Ich lege mich jetzt auf Ohr, nicht dass M'Rass noch auf die Idee kommt, mich zu rufen und ich mit dicken Augen vor ihr stehen muss."
Er nahm das Artefakt und legte es vorsichtig in seinen Sicherheitsbehälter zurück. Mit klarem Kopf würde er erneut versuchen dem Rätsel näher zu.


"Lt. MacDougal, melden sie sich sofort in meinen Büro."

"Wer war das?", fragte Joseph.

"Das klang nach Commander Harris", erwiderte Jesse und gähnte während er seinen Kommunikator aktivierte.

"MacDougal an Commander Harris. Waren Sie das gerade?"

Jesse wunderte sich, das Harris sich nicht wie es Vorschrift war beim namen gemeldet hatte. Ein Wunder das der Computer die Verbindung überhaupt herstellen konnte. Schließlich diente es ja dem Computer, der damit sowohl Sender als Empfanger ausfindig machen konnte.

"Ja, das war ich, Lt."

Die Tonlage des Commanders war vielsagend.

"Ich bin unterwegs, Sir. Darf ich fragen um was es geht, nur um vielleicht Unterlagen mitbringen zu können?"

Harris wirkte in Jesses Augen aufgeblasen, der als Sicherheitsoffizier seine Höhepunkte hatte, aber als Erster Offizier überlastet war und nicht nur aus der Tatsache heraus, dass er seine Kinder alleine Versorgen musste.

"Kommen sie einfach her."

Jesse verkniff sich ein lächeln, aber die Stimme des Commanders, schien von Frust oder ähnlichem getragen zu sein.

"Verstanden!, MacDougal Ende!"

"Oha...", rief einer der Leute. "... das klang irgendwie angefressen."

Jesse hob abwehrend die Hände: "Nun mal halblang. ihr werdet eure Arbeit fertig machen. Niemand weis, ws der Commander auf dem herzen hat. Ihr könnten denken was ihr wollt. Wir haben alle unsere schwachen Tage. Die darf er auch mal haben und bislang war er immer fair zu der Mannschaft gewesen. Egal welcher Stimmung er war."

Jesse nippte noch einmal an seinem kalten Kaffee und versuchte die Müdigkeit aus den Knochen zu vertreiben.

---> Büro des Ersten Offiziers.

TrekMan, Das Rätsel Teil I 
« Letzte Änderung: 29.01.13, 17:48 by TrekMan »
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Lairis77

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Antw:RPG: Deck 2, Wissenschaftslabore
« Antwort #1 am: 29.01.13, 16:57 »
Büro von Lt. M'Rass, gegen 7:30

Die Caitianerin gähnte herzhaft, während sie ihre Milch schlürfte und ihre Memos abrief. Sie war heute ungewöhnlich früh auf und hatte kaum geschlafen. Wenn nicht gerade ihr loses Fell juckte, grübelte sie über den Unfall im Geolabor. Drei mal in dieser Nacht hatte ihr Kratzbrett dran glauben müssen und das Sisal hing schon bedenklich in Fetzen.
Gegen Mittag sollte die ESTRELLA auf DEEP SPACE NINE andocken - hoffentlich gab es dort Kratzbäume in ihrer Größe!

Das erste Memo war von Commander Harris: Eine Besprechung zum Fall Anderson, um 13:00 Uhr. M'Rass vermerkte sie sofort in ihrem Terminkalender.
Im Anhang hatte ihr der Erste Offizer zwei Dienstakten zugeschickt: Beides Nachwuchsoffiziere für den Wissenschaftsbereich. Sie würden auf DS 9 an Bord kommen.
Die erste, eine Akademie-Absolventin namens Jasmine Sharp, schien gut in die Archäologie zu passen. Oder in die Abteilung für Exosoziologie und Geisteswissenschaften. Vielleicht konnte sie sogar abwechselnd in beiden Teams arbeiten. M'Rass würde das nach einem persönlichen Gespräch mit der jungen Dame entscheiden.
Sie schloss die Akte und nahm sich die nächste vor.
Augenblicklich sträubte sich ihr Schwanzfell und ihr lief ein leichter Schauer über den Rücken. Alison McMeredith.
McMeredith ... das war der Name ihres Vorgängers. Die Caitianerin wusste nicht, was sie davon halten sollte. Noch ein Punkt, den sie mit Harris besprechen musste ...
In der Tat: Diese Frau war die Zwillingsschwester von Commander AlisterMcMeredith.
Sehr seltsam, dachte M'Rass. Wäre ihr Bruder auf tragische Weise ums Leben gekommen, hätte sie nicht gerade auf jenem Schiff Dienst tun wollen, wo das Unglück passiert war: Jede Kachel, jede Konsole, jeder verdammte Bericht im Archiv hätte sie daran erinnert! Aber vielleicht waren Menschen anders.
M'Rass studierte die Akte genauer. Alison war auf einem Schiff der Task-Force stationiert gewesen, genau wie sie selbst. Und sie war ebenfalls Lieutenant SG - mit Erfahrung als Stellvertretender Wissenschaftsoffizier.
M'Rass' Unbehagen verstärkte sich. Hoffte die Dame etwa auf ihren Posten? Unter den ehemaligen Freunden Ihres Bruders hätte sie sicher jede Menge Unterstützung.

Dir caitianerin schob den Gedankne beiseite. Es war kontraproduktiv, sich jetzt schon in Verschwörungstheorien und Vorurteile reinzusteigern. Statt dessen konzentrierte sie sich auf Allisons fachlichen CV: Sie war studierte Chemikerin und eine anerkannte Spezialistin für Materialwissenschaften und Nanotechnologie.

(TBC)



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« Antwort #2 am: 17.03.13, 13:31 »
Büro von Lt. M'Rass, gegen 17:00

M'Rass streckte und räkelte sich ausgiebig. Endlich Feierabend! Den hatte sie sich nach einem Tag wie diesem auch redlich verdient. Bis auf die Besprechung mit Harris war sie heute kaum aus ihrem Büro gekommen.
Sie hätte sich so gern ein wenig auf Deep Space Nine umgesehen - statt dessen wälzte sie MCMeridiths Projektarchive. Zwischendurch hatte sie versucht, die Ominöse Datei zu knacken, was ihr leider nicht gelungen war. Und das Schlimmste war: Sie hatte immer noch keinen neuen Kratzbaum.

Vor ihr lag die Akte von Lt. Anderson und erinnerte sie daran, dass sie nur offiziell Dienstschluss hatte. Bevor sie sich endlich in ihren kuscheligen Rundbett zusammenkringeln und schlafen konnte, musste sie noch eine sehr unangenehme Aufgabe erledigen.

Nach allem, was sie allein aus dieser Personalakte über Anderson erfuhr, war der Mann ein notorischer Querulant und stand mit einem Bein vorm Kriegsgericht, weil er sich früher oder später mit jedem Vorgesetzten anlegte.
Doch nicht nur das aktivierte ihre innere Alarmanlage. Anderson hatte mehrmals versucht, den Dienst zu quittieren, was ihm vom Oberkommando verweigert worden war. Zuvor war er in einem Projekt beschäftigt, zu dem es fast keine Informationen gab.
Diese Puzzleteile ergaben nur ienen logischen Schluss: Anderson wa Geheimnisträger - so sicher, wie das Fell der Caitianerin schwarz war.
Als sie auf der DEFENDER gedient hatte, musste sie eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben und sich für mindestens zehn Jahre dienstverpflichten lassen, weil niiemand dort draußen von der (damals illegalen) Interphasentarnvorrichtung erfahren durfte.

M'Rass fragte sich, ob der Mann unter dieser Umständen überhaupt aus der Sternenflotte entlassen werden konnte, wie Harris sich das vorstellte.
Nichtsdestotrotz musste sie ihm zeigen, wer die schärferen Krallen hatte.

Quartier von Lt. Anderson -->

 

 
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« Antwort #3 am: 10.04.13, 21:22 »
Deck 2, Wissenschaftslabor 2.13, 26.07.2381, 04.25 Uhr

Immanuel Kant schrieb einst, dass es unmöglich sei, dass aus Nichts etwas werden kann, und so auch Alles, was ist, seinen zureichenden Grund haben muss, warum es ist. Diese tiefe Erkenntnis stachelte ihn an, seit dem ihm Captain diese Datenträger überreicht hatte. Aber trotz aller Bemühungen hatten sich einige der Datenträger dagegen gesträubt ausgelesen zu werden. Technisch waren sie in Ordnung, das konnte zumindest das Analysesystem bestätigen. Aber die Daten waren verschlüsselt und zwar so geschickt, dass es nicht mal Jesses bestem Entschlüsselungsalgorithmus gelungen war ein Datenmuster zusammen zusetzen.
Müde rieb es sich das Gesicht. Seine anderen Pflichten hatte er bereits erledigt, sodass er sich diesem Problem angenommen hatte.

"Computer, wie hoch ist der Fragmentierungsgrad auf diesem Datenträger?"

"98,5 Prozent."

Jesse stöhnte. Sein Versuchen hatte dazugeführt, dass die Verschlüsselung nur noch schlimmer geworden war.

"Datenträger wieder herstellen. Zeige mir die Parameter des Algorithmus!"

Auf dem Bildschirm erschien einen Kolone von Daten, die einen heuristischen Entschlüsselungsalgorithmus beschrieb.

"Computer, vergleiche die letzte zehn Versuche zur Entschlüsselung. Finde für die die Parameter A, B und C Werte, die sich aus den jeweiligem Optimum der Refragmentierung ergeben."

"Bereit. Die Ausführung dieser Funktion, wird sieben Komma acht Stunden dauern."

"Zur Kenntnisgenommen. Ausführen!"

Jesse stöhnte leise. Jetzt hieß es warten. Geduld besaß Jesse trotzdem war die Situation unbefriedigend. Selten hatte sich Jesses Bemühungen als so Ergebnislos erwiesen, eine Tatsache die ihn zu tiefst frustrierte, auch wenn er bereits einen Großteil der übrigen Datenträger katalogisiert hatte. Es waren zumeist alte Einsatzberichte der Sternenflotte. Oberflächlich betrachtet alle recht uninteressant. Jesse hatte zwar einige gelesen, fand aber keinen offensichtlichen Zusammenhang. Aber das war ein Rätsel, dass es noch zu entschlüsseln galt. 

"Computer vergleiche das Fragmentierungsmuster mit allen wissenschaftlichen Veröffentlichungen die dieses Thema anschneiden. Beziehe auch alle zugängigen Datenbanken der Sternenflotte mit ein. Liste sie nach Relevanz auf."

"Diese Funktion führt zu einem Uplink mit Memory Alpha und Sternenbasis 375."

"Verstanden. Ausführung, Autorisation: McDougal 273-Alpha!"

"Verbindung wird aufgebaut. Suche läuft. Dauer 4 komma fünf Stunden."

"Verstanden. Zeige alle zwanzig Minuten Zwischenergebnisse an!"

« Letzte Änderung: 11.04.13, 22:49 by TrekMan »
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Antw:RPG: Deck 2, Wissenschaftslabore
« Antwort #4 am: 11.04.13, 17:32 »
Kurz nach 7:00 Uhr

Gut erholt, geschmeidig und hellwach erschien M'Rass am nächsten morgen zur Arbeit. Nach dem unerfreulichen Gespräch mit Anderson hatte sie überlegt, mit Harris zu sprechen - war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass sie dem Commander nicht die kostbare Zeit mit seiner Familie versauen wollte. Die Caitianerin sah ihre eigenen Kinder so selten, dass sie Rick ein wenig beneidete. Andererseits war ihr bewusst, dass sie diesem permanenten Stress, diesem Spagat zwischen Karriere und Familie, auf die Dauer nicht gewachsen war und eins von beiden immer verlässigen würde.
Wahrscheinlich ging es vielen Eltern so, aber M'Rass war eine Perfektionistin, die es nicht ertragen konnte, irgendwas nur "halb" zu machen. Aus gutem Grund hatte sie ihre "Wilde Bande" bei ihrer Schwester gelassen, obwohl es ihr fast das Herz zerissen hätten.
Sie warf einen Blick in den Spiegel vor ihrem Büro und strich prüfend über ihren Pelz. Er fühlte sich glatt und seidig an, was sie mit einem zufriedenen Schnurren quittierte. Caitianer - vor allem weibliche - trieben einen regelrechten Kult mit ihrem Fell: Es musste glänzen wie tholianische Seide und sich kuschelweich anfühlen wie ein Tribble.
Aber M'Rass hatte sich nach dem Stress der letzten Wochen eher angefühlt wie ein räudiger Waschbär - also war sie - anstatt Rick zu "belästigen", nach Feierabend in die Krankenstation gegangen, um sich von Kopf bis Fuß durchbürsten zu lassen. Interessanter Weise hatte sich das Insektenwesen mit dem unausprechlichen Namen freiwillig für den "Job" gemeldet, was M'Rass ganz in Ordnung fand. Besser als dieser durchaus attraktive caitianische Sani - das hätte nur zu Verwicklungen geführt. Der Blick, mit dem er sie bedacht hatte, als sie das letzte Mal auf die Krankenstation gekommen war, um ihr Rauschmittel abzuholen, war ihr nicht entgangen. Kater auf der Pirsch.
Die leitende Wissenschaftsoffizierin hatte leider keine Zeit für Kater. Nicht bevor diese verfluchten Projekte ihres Vorgängers endlich abgeschlossen waren.
"Bei Caitianern ist Kämmen einen Form des Vorspiels", scherzte sie der Xindi gegenüber. "Aber ich schätze, von Ihnen habe ich nichts zu befürchten."
Ihr lockerer Spruch hatte sofort eine Unterhaltung in Gang gebracht - und M'Rass fand heraus, dass das Insekt scheinbar mehr über Paarungsrituale wusste als jeder Sexualtherapeut.
Danach hatte sie sich eine ausgiebige Fellpflege-Kur gegönnt, die sich auszahlte, wie man sah.

"Computer - Licht!", befahl M'Rass und die Deckenbeleuchtung in ihrem Büro flackerte auf.
Geblendent schloss sie einen Moment die Augen "Zwanzig Prozent dämpfen, bitte!"
Wie jeden Morgen schaltete sie zunächst ihren Computer ein und rief ihre Memos ab.
Um 10:00 Uhr war ihr nächster Termin angesetzt - ein Kennenlern-Gespräch mit Lieutenant Alison McMeredith und Fähnrich Jasmine Sharp.
Bis dahin blieb noch viel Zeit.
Vielleicht konnte sie endlich mal an ihrem Forschungsprojekt über kosmische Strahlungsausbrüche in inversiven Subraumspalten weiterarbeiten - bevor das Universum kollabierte und somit ihre Forschung hinfällig war.

Auf dem Weg ins Astrolab entdeckte sie, dass in Datenanalyselabor schon Licht brannte.
Oder immer noch?
Wissenschaftler hatten manchmal die Gewohnheit, die Nacht durchzuarbeiten, M'Rass bildete keine Ausnahme. Nicht umsonst stand ihr geliebter schwarzer Schlafsessel für den "Notfall" im Astrolab.
Sie würde ihren arbeitswütigen Kollegen da drin Guten Morgen wünschen, bevor sie sich in ihre eigene Arbeit vergrub.
Die Türhälften glitten zur Seite, als M'Rass sich näherte. Am einem der Computerarbeitsplätze saß zu ihrer Überrascheung Jesse McDougal, den Kopf vor Erschöpfung in den Händen vergraben.
"Guten Morgen Lieutenant! Ich wusste nicht, dass Sie eine Nachtschicht einlegen!", begrüßte sie ihn.
McDougal hob ganz langsam dem Kopf und blinzelte sie müde an.
M'Rass war sich nicht sicher, ob er schon etwas gegen sein spezielles Problem unternehmen konnte - daher hielt sie sich lieber auf Abstand und blieb im Türrahmen stehen.
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« Antwort #5 am: 11.04.13, 22:34 »
Jesse gähnte verstohlen, rieb sich die Augen. Die Uhr zeigte schon sieben Uhr. Die Nachtschicht war fast vorbei. Die Liste auf seinem Computermonitor hatte eine beachtliche Länge angenommen. 


"Guten Morgen, Lieutenant. Das ist meine letzte Nachtschicht in dieser Woche. In der Nacht laufen meist die Analysen, die den Computer tagsüber blockieren würden und einer muss sich um die Vorabergebnisse kümmern."
Archäologe versuchte sich ein Lächeln abzuringen und deutete auf seine Kaffeetasse:

"So früh schon unterwegs? Möchten Sie einen Kaffee?"
« Letzte Änderung: 16.04.13, 14:54 by TrekMan »
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« Antwort #6 am: 12.04.13, 11:50 »
M'Rass legte den Kopf leicht schräg und ihr Schwanz zeichnete eine Acht in den Raum. "Ein vulkanischer Mocca wäre nicht schlecht. Mit extra viel Milch." Normalerweise vertrug ihre Spezies keinen Kaffee. Das Gebräu der Vulkanier bildete eine Ausnahme - und es schmeckte auch nicht so abartig bitter.
Sie zögerte einen Moment und setzte sich dann zu McDougal an den kleinen Tisch zwischen all den surrenden, blinkenden Hochleistungsrechnern. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass der Archäologe nicht sofort zu niesen anfing. Entweder hatten die Ärzte tatsächlich ein Mittel gegen seine Allergie gefunden - oder es lag einfach daran, dass M'Rass nicht mehr so viele Haare verlor. Ihr Fellwechsel war - Rhikalla sei dank - bald durchgestanden und an Abend davor hatte sie sich ja gründlich bürsten lassen.
"Hat Ihre Analyse schon irgendwas Interessantes ergeben?", fragte Sie neugierig.
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« Antwort #7 am: 16.04.13, 19:11 »
Jesse, der mit einem kleinen Tablett vom Replikator zurückkehrte stellte das vulkanische Getränk, dessen Geruch ihn an Pfefferminzlikör und dessen Farbe ihn an geschmolzenen Asphalt erinnerte vor M'Rass ab."Ich habe ihnen die Milch separat bestellt, so können sie sich die Menge selbst bestimmen", erklärte er freundlich während er ein kleines Kännchen daneben stellte.Er nahm sich eine weiße Tasse mit dem Emblem der Estrella vom Tablett, die einen starken Ingwerduft verbreitete. Er prostete der Caitianerin zu und nickte zu der Tasse: "Romulanische Ingwertee. Ein Hausmittel unseres romulanischen Offiziers. Schmeckt fürchterlich, verhindert aber, dass sich meine Katzenallergie wieder bemerkbar macht. Fragen Sie jetzt bitte nicht wie wir das getestet haben", erklärte Jesse und rang sich abermals ein Lächeln ab.
"Danke", antwortete M'Rass leicht gerührt. "Ich weiß es wirklich zu schätze, dass Sie freiwillig dieses eklige Gebräu trinken, um es mit mir auszuhalten."
"Um ihre Frage zu beantworten ...", Der Archäologe zog nun einen kleinen Rollwagen zwischen sich und M'Rass. Im Zentrum des Tisches lag auf einem weichen, fusselfreien roten Tuch eine Art Plakette. Das Artefakt wies starke Deformationen auf und ein Teil der Oberfläche war wie von einer Plasmafräse abgeschliffen worden. Andeutungsweise konnte man hier und da auf seiner Oberfläche alte Inschriften erahnen.
"Wissen Sie dieses, kleine, fiese Stück Altmetall hat mir die letzten zwei Nächte den Nerv geraubt. Als Artefakt unersetzlich, aber als Analyseobjekt fürchterlich. Es besteht aus einer sonderbaren Legierung von Turbinium, Arsenit und einigen Elementen, die der Computer nicht mehr bestimmen konnte. In seinem Innern befindet sich ein molekülgroßer Kern aus Neutronium, was es unglaublich schwer macht für seine Größe. Ich habe sämtliche Analyseverfahren die mir an Bord zur Verfügung stehen auf das Artefakt losgelassen. Aber außer seinem Alter, seiner groben Zusammensetzung und einer sehr sonderbaren Eigenschaft bekam ich nichts heraus. Dieses kleine Rätsel verfügt es über eine temporale Subraumsignatur, die keiner sich erklären kann."
Als MacDougal das Artefakt auspackte, beugte M‘Rass sich interessiert vor. "Ein Kern aus Neutronium, das ist faszinierend ... temporale Subraumsignatur ... das wird ja immer besser!"

Amüsiert stellte MacDougal fest, wie die Augen der Caitianerin zu leuchten begannen. Er selbst war im Laufe der Nacht mehrmals kurz davor gewesen, das verfluchte Ding in den Weltraum zu schießen - aber M'Rass betete es an, als wäre es der heilige Gral.

"Die Iconier verwendeten winzige, künstliche Neutronensterne als Energiequelle", rief sich die leitende Wissenschaftsoffizierin ins Gedächtnis. "Ist effektiver als jeder Warpkern - aber auch nicht ganz ungefährlich, vor allem in der Herstellung ... Eine temporale Subraumsignatur ... hm, das gäbe es verschiedene Erklärungen. Das Artefakt könnte zum Beispiel Teil eines antiken Zeitschiffs gewesen sein. Oder es gab irgendwann einen temporalen Unfall auf seinem Ursprungsplaneten."
Sie blickte MacDougal an und blinzelte. "Zufällig hatte ich Temporalmechanik für Fortgeschrittene an der Akademie. Ich denke, dass ist ein Rätsel, welches Ihr Team und meins gemeinsam lösen müssen. Insofern danke ich dem Romulaner für seinen Ingwertee."

"Ja, finde ich auch", erwiderte es der Archäologe und zog die weißen Handschuhe über mit denen er das Artefakt nun vom Kissen hob. Zum ersten Mal empfand er so etwas wie wirkliche Sympathie für seine neue Vorgesetzte. Sie hatte ihm gerade gezeigt, dass auch sie von wissenschaftlicher Neugier gepackt werden konnte und dass sie keines Wegs der Paragrafenreiter zu sein schien, den sie bei ihrer ersten Begegnung zeigte.
"An ein Erzeugnis der Iconianer hatte ich auch schon gedacht. Aber noch nie wurden bei Ausgrabungen in Fundstädten  der Tkon  iconianische Artefakte gefunden. Es ist auch unlogisch. Schließlich lebten die Tkon gut vierhunderttausend Jahre früher."     

M’Rass‘ Schwanzspitze tänzelte graziös über dem Boden. "Sie sagten, Sie wissen, wie alt dieses Ding ist? Wo haben Sie es eigentlich gefunden?"

"Das ist ja das Problem. Die Analyse ergab ein Alter von sechshundertundsiebentausend Jahre plus minus zweitausend Jahre. Dem Zeitraum des T‘Kon Imperiums.  Und die temporale Signatur deutet nicht darauf hin, dass es vierhunderttausend Jahre in der Zeit versetzt wurde. Dem Abdruck nach können es nicht viel mehr als zwanzig Jahre sein. Aber es gibt keine Hinweise darauf, dass sich diese Rassen jemals begegnet wären oder gar im gleichen Zeitraum existiert hätten. So unlogische es auch klingen mag. Entweder hatten die Iconier ein Zeitportal, das keine Spuren hinterlässt oder jemand anderes hatte eines. Ich bin ja nicht zimperlich, aber wenn ich auch noch wüsste, dass es noch existiert, würde es mir eiskalt den Buckel runter laufen. Vielleicht möchte ich deshalb, dass meine Analyse Fehler aufweist." 

M'Rass blickte ihren Kollegen forschend an.
"Gut, die Iconier fallen schon mal weg. Aber sind Sie sicher, dass das Artefakt von den T'Kon stammt? Soviel ich weiß, war das eine raumfahrenden Spezies - sie könnten es mitgebracht haben."

"Das ist es ja gerade. Ich weiß es nicht. Nichts deutete darauf hin", erwiderte Jesse. "Ich habe schon oft Artefakte in Händen gehalten, die mich stumm anstarrten und mir nicht einmal annähernd ihre Herkunft verraten haben. Dieses Ding sagt mir: "Ich bin…" Aber alle Fakten, die ich kenne, sagen mir: "Das kann nicht sein!" 

Die Caitianerin überlegte einen Moment, dabei schnurrte sie leise vor sich hin.
"Bevor ich auf die Akademie ging, bin ich mit meinem Vater ein Jahr lang ein einem alten Frachtschiff durch die Galaxis gedüst. Wir waren bis zum Beta-Quadranten, auf Planeten, wo sich die Föderation bisher nicht hingewagt hat." M'Rass blinzelte versonnen, in Erinnerung an diese abenteuerliche Zeit.
"Dort gab es vor hunderttausenden von Jahren ein Händlervolk, ähnlich den Ferengi, die eine Temporalverschiebung im Subraum benutzt haben, um die Börsenkurse für den nächsten Tag vorherzusagen und so was. Aber die Spalte ist eines Tages kollabiert, durch die vielen Schiffe, die mit Ionenantrieb reingeflogen sind. Eine Temporale Anomalie drohte das ganze System zu verschlingen ... Diese Steinzeit-Ferengi haben damals ein sehr kompliziertes System erfunden, um die Anomalie aufzuhalten. Es wurde mit kontrollierten Zeitverschiebungen gearbeitet ... die Einzelheiten weiß ich leider nicht mehr, dass müsste ich in meine Logbücher von damals gucken."

Jesse nickte und grinste: "Ich habe mal von dieser Geschichte gehört. Naja, offengestanden hielt es immer für eine Legende der Ferengi."
Er legte das Artefakt wieder zurück: "Ich werde wohl meinen Bericht an den Wissenschaftsrat nicht mehr hinzufügen können und mich gedulden, bis weitere schlüssige Beweise vorliegen. Trotzdem ist zum verrückt werden."

Jesse blickte auf die Tasse von M'Rass. Sein eigener Tee, der zur Hälfte geleert war, war bereits erkaltet: "Möchten Sie noch einen?"

"OK, danke", antwortete M'Rass, die ihren vulkanischen Mocca längst ausgetrunken hatte.

Jesse nahm beide Tassen und ging wieder zum Replikator, der in einer Ecke installiert war.

"Ich verstehe, dass Sie das irre macht - würde es mich auch." M‘Rass dachte einen Moment nach. "Falls das Artefakt wirklich aus dem Beta-Quadranten stammt, fragt sich natürlich: Wie kommt es in eine T'Kon-Ausgrabungsstätte?"

Der Archäologe, der am Replikator und auf die Bestellung wartete, nickte zustimmend: "Das wäre schon Frage Zehn meiner Liste, Lieutenant. Aber wir wissen ja, dass die Iconier den Raum sehr effizient überbrücken konnten. Von den Tkon ist bekannt, dass es ihnen möglich gewesen ist, ganze Planetensysteme zu verändern. Ein alter Freund von mir, arbeitet an der Dyssonsphäre, die man vor vierzehn Jahren entdeckt hat. Er hat ..."

Jesse nahm beide Tasse aus dem Replikator und kam zum Tisch zurück. "... die Theorie, dass sich überlebende des Tkon-Imperiums dort eine neue Heimat geschaffen haben. Wer weiß, vielleicht haben die Reste der Tkon so mit den Iconianern Kontakt bekommen. Allerdings ...
Er setzte sich und reichte M'Rass ihre Tasse: "... halte ich diese Theorie für sehr dünnens Eis … Vorsicht mit dem Kaffee, sehr heiß!"

"Also, das Rätsel werden wir demnächst nicht lösen", meinte M'Rass. "Meine Jungs von der Temporalmechanik sollten bei Gelegenheit mal einen Blick drauf werfen. Ich natürlich auch, wenn ich die Zeit dafür finde. Dieser Neutronenkern interessiert mich!"
Spannender, als all der Papierkram, der in den nächsten Tagen auf sie wartete, war das gute Stück allemal. Sie blickte von ihrem Kaffee auf und sah Jesse an: "Wann müssen Sie denn Ihren Bericht an den Wissenschaftsrat abschicken?"

"Ich habe vor nur einen Vorläufigen Bericht zum Rat zu schicken und zu beantragen das Artefakt weiter untersuchen zu dürfen. Auch im Hinblick auf die offenstehenden Fragen. Ich hoffe der Rat stimmt zu.", erwiderte MacDougal, der an dem Tee nippte und das Gesicht verzog.
"Es hilft ... ", meinte er sich schüttelnd, " ... schmeckt aber wie Seifenlauge."

Dann aktivierte er einen Konitor und deutete auf eine Aufnahme des Artefakts: "Könnten Sie uns einen Holoingenieur besorgen, Lieutenant? Der Unfall hat das Artefakt stark beschädigt. Leider kann man die Inschriften nur noch teilweise erahnen. Mein Mitarbeiter saß bereits einige Tage an dem Stück, als der Unfall geschah. Jetzt versuchen wir an Hand der vorhandenene Bilder eine holografische 3D Kopie zu erstellen. Das wird ein Paar Tage dauern, wenn er es macht. Wochen, wenn wir es tun, da nur visuelle Aufnahmen angefertigt wurden. Das Abscannen als 3D Modell war eigentlich für den Tag nach dem Unfall geplant."

„Das ist schlecht", brummte M'Rass. "Ein Holoingenieur, mal sehen ... Ich wüsste nicht, dass einer an Bord der Estrella ist - aber wir können ja mal beim Chefingenieur nachfragen, ob einer von den Schaftbolzen-Künstlern dort eine Zusatzqualifikation in dieser Richtung hat. Sonst bleiben aus meiner Sicht nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir besorgen uns einen Mann von DS9. Dafür hätten wir noch ..." Sie blickte auf den Chronometer. "Exakt zwei Stunden Zeit."
McDougals Miene machte deutlich, dass er von der Idee genauso wenig hielt wie seine Chefin.
"Oder wir quälen das Diagnoseprogramm des MHN. Es dürfte mit dem kompletten Wissen eines Holoingenieurs programmiert sein. Vielleicht bringt es ja was."
M'Rass unterbrach sich kurz und schlürfte ein wenig von ihrem viel zu heißen Kaffee.
"Was den Wissenschaftsrat angeht: Ich kenne dort ein paar Leute und könnte mit ihnen reden. Machen Sie sich also keine Sorgen wegen der Deadline."

"Mir wäre daran gelegen, da weiter zu machen. Ich habe auch einige Kontakte, aber wenn wir den Rat gemeinsam überreden können, das wäre schon ne Sache. Möglicherweise springt auch eine Förderung heraus, die dem Schiff zu Gute kommt", erwiderte der McDougal und nippte an seinem Tee.

M'Rass blickte den Archäologen aus großen goldenen Katzenaugen ernst an.
"Meine Nase sagt mir, dass wir da an einer ganz großen Sache dran sind! Um so mehr verfluche ich natürlich Anderson und den Unfall, den er im Labor fabriziert hat!" Bei diesen Worten klang ihre Stimme hart. "Ich habe gestern Abend noch mit ihm gesprochen. Wie erwartet ist nichts dabei rausgekommen. Der Mann ist größenwahnsinnig und für die Sternenflotte völlig ungeeignet, wenn Sie mich fragen!"
Mühsam brachte sie ihren Schwanz unter Kontrolle, der jetzt so heftig peitschte, dass er beinahe Andersons Tasse umgeschmissen hätte.

"Allerdings glaube ich, zwischen den Zeilen herausgehört zu haben, dass der Wissenschaftsrat gar nicht sein Auftraggeber war", fuhr sie etwas ruhiger fort. "Sollte sie herausstellen, dass er irgendeinen dubiosen Deal abgeschlossen hat ..." M'Rass atmete tief durch und ließ den Satz absichtlich unvollendet.

Jesses Mine verzog sich zu einer schmerzhaften Grimasse. Auch er konnte den Stich, den er wegen des Unfalls verspürte nicht weg wischen. Zu viel war unwiederbringlich zerstört worden und nur mit Glück waren keine Opfer unter der Mannschaft zu verzeichnen. Wunden konnten mehr oder minder wieder verheilen. 

"Ja, Tom ist eine Marke für sich. Ich kenne keinen, der so auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, als ihn. Aber als Jemanden der krumme Geschäfte macht …", der  Archäologe schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich weis nicht … Für eine so niederträchtige Kanalratte, würde ich ihn nicht einschätzen. Aber ich habe mich schon oft in meinem Leben getäuscht. Was wird mit ihm jetzt eigentlich geschehen?"

"Das kommt darauf an, ob Counselor Levinoi ihn für geistig stabil hält", erwiderte die Caitianerin vorsichtig. "So oder so wird er wohl aus der Sternenflotte entlassen."

"Ist das sicher? Denn er hätte er ja genau das erreicht, was er erreichen wollte", erwiderte McDougal. "Tom war schon immer scharf darauf entlassen zu werden. Er behauptet immer nicht gehen zu können, da ihn die Flotte als Geheimnisträger eingestuft hat und ihn damit um seien Karriere gebracht habe."

"Ich hoffe, er hat nicht deshalb sein Labor in die Luft gejagt. Tolle Referenzen bringt das nicht gerade", bemerkte M'Rass trocken.
Es sei denn, die Auftraggeber legten auf Referenzen keinen Wert.

Jesse nippte erneut an seinem Tee und fuhr dann fort: "Ich persönlich kann kaum glauben, dass die Flotte ihm da niemals eine Chance dazu gegeben hat. Aber so tief stecke ich in diesen Verfahrensabläufen nicht drin. Er mag eingebildet sein oder auch abgedreht … aber ein Mann der sich mit krummen Geschäftemachern ins Bett legt?"

"Ich war selbst Geheimnisträger, als ich noch auf der DEFENDER gedient habe. Glauben Sie mir, aus der Sternenflotte rauszukommen ist in dem Fall extrem schwierig und meistens erst dann möglich, wenn das Geheimnis kein Geheimnis mehr ist. So wie die Tarnvorrichtung der DEFENDER. Wie soll man auch einen Zivilisten, der sich theoretisch sonst wo hin absetzen könnten, an eine Geheimhaltungsklausel binden? Selbst wenn nachträglich rauskommen sollte, dass derjenige geplaudert hat und dafür hinter Gitter wandert, ist der Schaden schon passiert. Der Chefarzt der Defender wollte nach dem Layton-Putsch seinen Dienst quittieren und war ziemlich angefressen, weil er nicht durfte. Er ist gegen Wände gerannt, wie Anderson, und die Patienten haben öfter mal seine schlechte Laune abgekriegt."
Sie seufzte leise. "Ich hoffe, Sie haben Recht, was Mr. Anderson betrifft. Ein Wissenschaftsoffizier, der krumme Geschäfte macht, fehlt uns gerade noch in diesem Flohzirkus! Aber wenn er immer noch Geheimnisträger ist, dürften sie ihn wohl eher einsperren als entlassen."

Unvermittelt meldete sich ihr Kommunikator. "Katic an M'Rass. Bitte kommen Sie auf die Brücke Lieutenant."
"OK, bin gleich da.", antwortete die Caitianerin und seufzte ein weiteres Mal. "Sie haben den Captain gehört - ich muss los. Wir sehen uns spätestens morgen, bei der Teamleitersitzung. Dann können wir meinetwegen gleich einen Schlachtplan entwickeln, wie wir den Wissenschaftsrat überzeugen."
Sie trank schnell ihren Kaffee aus und überlegte, was sie wohl beim Start auf der Brücke sollte.
Soviel zu ihrem Forschungsprojekt.

„Na dann, frohes Schaffen“, sagte sie zu McDougal.
Mit diesen Worten verließ sie den Raum und ließ einen nachdenklichen Archäologen mit seinem rätselhaften Artefakt zurück. 


TrekMan und Lairis in „Haarige Herausforderungen“
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


 

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