
Jesse McDougal Augen wanderten über die Stratokumulowolken, die in Sichtweite des Shuttle vorbeizogen. Der Himmel trug eine blassrosa Farbe, die mehr an ein verblasstes Bild erinnerte. Die Töne gingen bereits hier und da ins Dunklere. Offenbar flog man jetzt dem Tag-Nacht-Meridian und somit dem örtlichen Sonnenaufgang entgegen, mit dem Rücken zu Sonne.
Wie oft hatte man im Krieg diese Strategie am Boden angewendet. Stand die Sonne im Rücken, waren die meisten Gegner, die nicht vorbereitet waren überrascht. Aber wer Jem'Hadar überraschen wollte, benötigte mehr als nur die Unterstützung des Sonnenaufgangs.
2376, Far Point Station, Außenposten der Sternenflotte, Deneb IV"Willkommen, Dr. McDougal auf Far Point Station", begrüßte ihn Professor Darwat T'Ex freundlich, ein Benzite mit einem ausgeprägten Oberbiss und einer markanten Nase. "
"Vielen dank, Sir. Ich bin froh bei ihnen zu sein."
"Und wir sind es, dass sie unser Team ergänzen. Wie war die Reise?"
"Lang, Sir. Aber nicht so lange, wie ich darauf warten musste, mich wieder mit reinen Forschungsthemen auseinandersetzen zu müssen", gab der Archäologe lächelnd zurück.
"Ja, ich habe ihre Personalakte mit Interesse gelesen. Um ganz offen zu sein, ich bekam von einem alten Freund den Tipp, dass es in seinem Rehainstitut einen unheimlich talentierten Exo-Archäologen als Patienten gäbe, der kurz vor seiner Entlassung steht."
"Darf ich fragen, wen sie meinen?", fragte Jesse berührt und gleichzeitig argwöhnisch, dass plötzlich sein Rehaaufenthalt nach seinem psychischen Zusammenbruch ein Gesprächsthema war.
"Dr. Theadlon, der Chef der Physiotherapieabteilung. Er hat, soviel ich weis, zusammen mit ihnen gedient?"
"Ja, Sir. Er und ich waren während des Krieges am gleichen Standort und wenn ich mich recht erinnere, haben wir auch so manchen Dreck miteinander geteilt", erwiderte Jesse der sich nur wage noch an das Gesicht des genannten Arztes erinnern konnte. Oder viel mehr wollte.
"José sagte mir, dass es sie in den letzten Kriegstagen ziemlich schwer erwischt hat und das ihre Rekonvaleszenz fast ein Jahr dauerte."
Etwas enttäuscht von der recht plumpen Art, ihn über seinen Gesundheitszustand auszufragen antwortet McDougal mürrisch: "Mein gesundheitlicher Zustand von den besten Ärzten der Sternenflotte attestiert und ich versichere ihnen , ich werde alles in meinen .."
Professor T'Ex hob abwehrend die Hände: "Nur keine Sorge, Lieutenant. Sie sind nicht hier, dass wir uns über ihre Gesundheit unterhalten. Ich vertraue ihnen und meinem medizinischen Personal, dass sie ja bereits für Dienstfähig erklärt hat. Nein, mir ging es nur darum, ihnen zu sagen, dass auch ich meine Bekanntschaft mit 5 dem Reha Zentrum der Sternenflotte gemacht habe. Und ich, falls sie Probleme bekommen sollten, jederzeit ein offenes Ohr für sie habe. Ich verlor meine Frau, bei dem Angriff der Breen auf die Erde. Danach erschien mir mein Leben so sinnlos."
Jesse musste schlucken. Er beleckte sich nervös seine Lippen. "Das tut mir leid, Sir. Ich schätze, dass es bei mir weit aus weniger war."
"Sie wurden Gefangenen genommen. Das würde ich nicht als unbedeutend bezeichnen. Ich kenne einige ehemalige Gefangene."
"Ich hatte Glück. Es waren nur ganze acht Tage. Während meiner Gefangenschaft habe ich einige Kameraden kennengelernt, die bereits ein Jahr oder länger Gäste der Jem'Hadar, Cardassianer und Breen waren", erwiderte Jesse gepresst und versuchte nicht an die Folterungen zu denken.
"Nun, ja. Hier werden sie nicht auf sie treffen. Wir sind hier sehr ungezwungen im Umgang miteinander. Jeder nennt mich hier Professor Ex. Darf ich sie Jesse nennen?"
Er nickte: "Natürlich, Sir."
"Gut!", gab der Professor zurück, "Man wird ihnen zeigen, wo ihr Quartier liegt. Ich werde sie in einer Stunde durch den Labortrakt führen und sie mit allen wichtigen Kollegen bekannt machen."
2381Jesse wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel und beobachtete das Wetter weiter. Die Sturmwolken hatten sie längst hinter sich gelassen. Die Farbe des Himmels über ihnen bekam einen Stich ins violette. Ohne dieses verrückte Unternehmen, wäre es fast eine angenehme Erfahrung. Abgespannt rieb er sich seine die Augen in deren Winkeln er erkannte, dass man sich im Cockpit offenbar auf die Landung vorbereitete.