Autor Thema: Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)  (Gelesen 38361 mal)

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CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #15 am: 24.04.14, 14:03 »
Kapitel 12
Gibbs hieb mit seiner Faust auf den Stadtplan

Der schwarze Dodger hielt neben dem rotverklinkerten Haus mit dem niedlichen kleinen Erkertürmchen und Anthony DiNozzo Junior setzte sich die Sonnenbrille ab und sah sich um. Haus Nummer 1 war eine Schule, Nummer 2 das Haus mit dem niedlichen Erker und der Special Agent hatte das Gefühl, ein kleines bischen Misstrauen gegenüber des Bauchgefühles seines Bosses zu entwickeln.


„Das zahl ich dir heim, David.“, zischte der Halbitalierner und die Israelin setzte ihr süßestes, freundlichstes und unschuldigstes Gesicht auf. Dann deutete sie auf sich und fragte: „Mir? Wofür?“
Tony grinste, beinahe wie ein Krokodil: „Das weißt du doch genau so gut, wie ich. Du hast mich voll auflaufen lassen.“
Sie legte den Kopf schief, schloss die Augen und schüttelte den Kopf, wobei sie die Lippen spitzte und mit der Zunge leise Schnalzlaute von sich gab: „Gib nicht wieder anderen die Schuld an deinen Fehlern, DiNozzo.“
Als er sie so sah, konnte er nicht anders, er musste lächeln. Die Frau sieht selbst, wenn sie es gar nicht will, sexy aus. , dachte er sich, riss sich aber im letzten Moment zusammen.
„Was heißt hier `deine Fehler`, Zivaaa – Du hast doch ganz genau gewusst, dass ich mir so was nicht merken kann, und es mir so schnell erzählt, dass ich mich dabei vertun musste, so sieht es doch aus.“
Ihr Lachen klang nicht fröhlich, eher schadenfroh und erinnerte ihn, in seiner momentanen Stimmung eher an das Meckern einer Ziege.
Und mit dieser Frau hatte er geschlafen? Mit dieser Frau, die es fertig brachte, ihn einfach so auflaufen zu lassen? Gut – er hätte ja auch selbst recherchieren können, aber sie wusste doch, dass das, was sie ihm erzählte, sicherlich irgendwie Verwendung finden würde, um ihn besser aussehen zu lassen. So war er nun einmal.

Den Schlag auf den Kopf merkte er dieses mal schon, bevor er kam, doch er konnte nichts dagegen tun, ausser zusammenzuzucken und einen protestierenden Zischlaut von sich zu geben – naja und zu hoffen, dass das nicht noch eine Kopfnuss nach sich ziehen würde.
„Ihr fahrt die Adressen T-Street, R-Street und A-Street an. Jeweils die Northwest-Adresse. Haltet die Augen offen, ob sich irgendwas in der Nähe der Hausnummer eins tut.“
Ja, so war Gibbs. Er machte nicht viele Worte. Er gab Befehle und hielt es nicht für nötig sie zu erklären. Aber so langsam kam Tony hinter die Mannierismen des Mysteriums Leroy Jethro Gibbs und war sich sicher, er wusste, warum. Dennoch konnte er sich der Frage nicht verwehren: „Weswegen gerade die Northwest-Adresse?“
Der Mentor schaute ihn an: „Wir beginnen links“


Ziva wusste es offenbar schon, denn sie war  am Fahrstuhl.
Oh Gott., schluckte Tony, Das heißt, dass sie fährt.
Und dann stand er auf, mit der Körperhaltung eines Mannes, der zum Schaffott geht.


Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass er sich gar nicht solche Sorgen hätte machen brauchen, denn, die hübsche Israeli fuhr heute, für ihre Verhältnisse, extrem zivil. Zwar holperte der Wagen ein wenig, als sie mal wieder über einen Huckel fuhren, aber im Vergleich zu ihrer letzten Fahrt war diese hier sehr entspannend. Das durfte eventuell auch damit zusammenhängen, dass sie bei dieser Fahrt niemand unter Beschuss nahm.
Und gerade, als er diesem Gedanken nachhing, musste er gegen seinen Willen lachen. Die Schule an der er stand, war eine Katholische.

Katholische Schulmädchen , schoss es ihm durch den Kopf und Ziva, die dies bemerkte, atmete abfällig aus: „Du bist ein Schwein, DiNozzo.“
Verdammt, es gab Momente, da klang sie tatsächlich wie Kate.
Er wandte sich ihr zu und zuckte mit den Schultern: „Hey, sorry, gönn mir einen kleinen Ausflug in die Gedankenwelt eines 14-Jährigen.“
„Du meinst eines Perverslings.“, sagte Ziva, doch sie schaute ihn an und grinste, fast schon ein wenig bedauernd: „Jetzt wirst Du nie sehen, das ich auch so eine Uniform habe.“
Verwirrung erfasste den Italiener: „Aber du bist doch gar nicht katho…“
Klick , machte es und er lächelte wieder.

Es ist ein allgemeiner Fakt, dass niemand schneller, als das Licht ist. Das ist eine gesicherte Tatsache, daran gibt es nichts zu rütteln. Auch mit moderner Technologie kann man Lichtgeschwindigkeit nie erreichen – allerhöchstens näherungsweise. Und selbst das würde nicht reichen, um vor dem Phaserstrahl im Haus Angela Stones zu sein und sie aus der Schusslinie zu bringen.
Auch Agatha Silverbird, ihres Zeichens sehr gute Läuferin, war nicht in der Lage auf eine so hohe Geschwindigkeit zu kommen. Als sie den Schuss gehört hatte, zuckte sie zusammen und schaute zu Vance: „Hat… hat sie wenigstens das Hammer-Protokoll aktiviert?“
„Zumindest habe ich es ihr gesagt.“

Durch das Zielfernrohr sah Ari, wie die Frau sich aufbäumete, ihr hübscher Körper steif wurde und dann auf die Couch zurückfiel. Die Augen blickten blicklos und leer in die Ferne, die Hand, die gerade noch das Handy gehalten hatte, fiel auf den Stoff und der komplette Körper rutschte im selben Moment zuerst zur Seite und dann von der Couch. Angela Stone war tot. Befriedigt klappte der Mann das Stativ, auf dem das Gewehr geruht hatte, zusammen, als er plötzlich ein lautes Pfeifen hörte, beinahe so laut wie eine Dampflokomotive, die neben ihm Dampf ablies.
Er wusste, was das zu bedeuten hatte, er hatte es schon einige Male erlebt und stürzte zur Seite in die Dunkelheit.

Der zweite Schuss gellte und Cal drehte sich nach hinten um. Agatha tat es ihm gleich, schaute ihm in die Augen und konnte sehen, dass sie genau so verdattert war, wie er.
Vance seufzte: „Ihr habt es nicht so mit Taktik, oder?“
Damit wandte er sich um: „Oben auf dem Dach wird ein Scharfschütze gelegen haben und einen Schuss in die Wohnung von Angela abgegeben. Offenbar ist jemand bei ihm gewesen, der ihm den Auftrag erteilt hatte. Jetzt ist dieser jemand der Meinung, dass der Scharfschütze seinen Auftrag erledigt hat und hat ihn gerade entweder getötet, um einen unliebsamen Zeugen loszuwerden oder betäubt, um ihn für einen weiteren Anschlag einzusetzen.“
„Na, wenn das so ist, müssen wir ihn doch sofort verhaften.“
Damit war Cal auch schon ausgestiegen und rannte los.
„WARTE!“, schrie Agatha – doch es war zu spät.

Er gab es gerne zu. Die Nähe von Schnellstraßen, das Geräusch von Autos, die in einem schnellen, hypnotischen Rhythmus an ihm vorbei huschten, dazu eine angenehme Wärme oder eine gewisse Kälte, gepaart mit blauem oder stahlgrauem Himmel, ermüdete ihn und machte seinen Geist träge. Hinter ihm war eine solche Straße – die North-Capitol-Street Northwest, bzw North-east, die den Nordost-Quadranten vom Nordwest-Quadranten Washingtons trennte. Passenderweise war hinter der Brücke, die sich über diese „Trennungslinie“ spannte, die Nummer 1 der T-Street, sodass sie, wenn sich die Northwest T-Street als Flop erwies, nicht so weit laufen müssten. Manchmal hat eben alles seine Vorteile. Doch auch dort würde er vermutlich nicht wissen, wonach er zu suchen hatte. Es hatte eben auch alles seine Nachteile.

Das hypnotische Rauschen und die berauschende Nähe Zivas beeinflusste seine geistige Leistungsfähigkeit und er fühlte sich einfach nur benommen. Was könnte hier von Interesse sein? Ob man vielleicht doch eher die andere T-Street ausprobieren sollte?
„Tony?“, riss Zivas samtweiche Stimme ihn aus den Gedanken und er schaute sie an: „Hm?“
„hier ist was.“, sagte sie lapidar und knibbelte am Stopp-Schild herum, „Hast Du dein Meser dabei?“
Sie mussten wirklich ein wenig merkwürdig gewirkt haben, wie sie da mit einem Messer an einem Stopp-Schild herumfuhrwerkten, und mindestens einmal war Tony sich sicher, dass einer der Anwohner die Polizei gerufen hatte, aber die Israelin hatte den Zettel schnell vom Stoppschild lösen können.

Sie las die Aufschrift und reichte das Blatt dann an Tony weiter. Dieser riss überrascht die Augen auf. Das musste ein Witz sein.

Zum selben Zeitpunkt, knappe 1,7 Meilen weiter hielt ein weiterer schwarzer Dodger an, die Tür öffnete sich und Leroy Jethro Gibbs, sowie Tim McGee stiegen aus.
„Wir sind hier auf der first C-Street, ganz wie Ducky es gesagt hat.“, stellte McGee fest – überflüssigerweise, wie selbst der Romancier einräumen musste. Wenn er könnte, würde er sich gerade in diesem Moment selbst eine Kopfnuss geben – aber vielleicht gab es dafür von Gibbs gleich noch eine, weil er und nur er das Privileg hatte, anderen Menschen eine Kopfnuss zu verpassen. Der Schriftsteller sah sich um, aber er fand nichts, was einem einen Hinweis geben könnte. Wo sollte hier der entsprechende Hinweis sein?
McGee schloss die Augen. Wenn es eines der Werke Thom E. Gemcity wäre, wo hätte er einen Hinweis versteckt? Vermutlich hätte er keinen real-existierenden Hinweis verwendet, sondern irgendwelche Computerdaten. Gerade als Tim seinen Boss in diesen Gedanken mit einbeziehen wollte, klingelte das Handy Gibbs. Dieser klappte es auf: „Ja?“
Pause.
McGee grübelte weiter, schaute zu Gibbs herüber, der nachdenklich in die Sonne blinzelte, die Hand, die nicht das Telefon hielt, in die Hüfte gestemmt.
„Gut. Nehmt euch die nächste Adresse vor.“, sagte er und klappte das Telefon wieder zu. Dann schaute er zu McGee: „Elfenkönig, schau dir jedes Straßen- und Verkehrsschild in einem Umkreis von 100 Metern um diese Stelle an. Wenn Du was gefunden hast, ruf mich.“
Damit wandte er sich ab – das Thema schien erledigt. Doch nicht für McGee. Dieser räusperte sich: „Ahm, Boss?“
Gibbs Kopf ruckte hoch und sein Blick verriet Unruhe.
„Was… was war denn?“, fragte er. Sein Boss schaute ihn kurz an, schien darüber nachzudenken, ob er ihn, also McGee, in seine Informationen einbeziehen sollte. Er schloss kurz die Augen, trat dann näher und schaute ihn an. Aus dem einfachen Schauen wurde ein nachdenkliches Starren, was den Romancier ein wenig verwirrte: „Boss, alles… alles in Ordnung?“
„Ja“, machte Gibbs nachdenklich, „Aber ich konnte nicht vorsichtig genug sein.“
Damit zog er sein Messer und schnitt sich in die Fingerkuppe.
„HEY“, ließ McGee einen Schreckensschrei los und schaute seinen Boss ungläubig an.
„Ich blute.“, sagte der Andere und hielt ihm seinen verwundeten Finger hin, „Geh sicher, dass ich nicht mit Theaterblut arbeite.“
Mit Augen, so groß wie Untertassen, betrachtete McGee den Finger und nickte dann: „Boss, Du bist ein Mensch.“
„Gut.“, meinte Gibbs und flüsterte ihm dann ins Ohr: „Tony hat gerade angerufen. Traceless hat an einem Stoppschild eine Nachricht hinterlassen. Sie lautet: „Weißes Haus.“.

CaptainCalvinCat

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« Antwort #16 am: 24.04.14, 14:04 »
Agatha war ein wenig verunsichert. Sie blickte immer wieder durch die Heckscheibe, in der Hoffnung einen Blick auf Cal erhaschen zu können. „Meinen Sie, er wird ihn schnappen?“, fragte sie Vance, der die Schultern zuckte und auf einem Zahnstocher herumkaute, ehe er sich umwandte: „Jetzt müssen wir aber zu Angela. Egal ob sie das Hammer-Protokoll aktiviert hat, oder nicht.“
Damit stieg er aus.
Gerade, als Agatha ihm folgen wollte, bemerkte sie, aus den Augenwinkeln, wie auf dem Dach des Nachbargebäudes eine Gestalt herumkraxelte. Sie schaute herüber und stellte erleichtert fest, dass es Cal war. Er hatte einen Phaser in der Hand und zielt auf jemanden, ausserhalb ihres Sichtfeldes. Sie konnte auch nicht hören, was er sagte, aber plötzlich fielen zwei Schüsse eines Phasers. Im ersten Moment dachte sie, dass Cal geschossen hätte, dann sah sie allerdings, wie der Captain nach hinten taumelte und das Dach herunterrollte.
Er schlug im Gebüsch auf.
„NEIN!“; schrie Agatha, rannte los, obwohl sie hinter sich die Stimme Vances hörte, der sagte, dass sie gefälligst zurückkommen sollte. Doch sie dachte nicht daran, den Befehl zu befolgen. Flink hetzte sie über die Straße, machte einen gekonnten Satz über den Gartenzaun, ehe sie nach ein paar Sekunden – die für sie einer Ewigkeit ähnelten – am Gebüsch angekommen war. Den Sturz konnte keiner überleben. Cal musste tot sein.
Doch in diesem Moment rappelte sich ein, vom Gebüsch reichlich lädierter Captain auf und sah sie verblüfft an.
„Wo kommst Du denn her?“, fragte er und zuckte zusammen, als er hörte, wie auf der Garage des Nachbarhauses etwas aufschlug.
„Das ist der Killer.“, schrie er und in diesem Moment rannte eine Gestalt davon. „STEHENBLEIBEN, STERNEN…HMPF“, schrie Cal, denn Agatha legte ihm kurz die Hand auf den Mund und raunte ein: „Halt die Klappe, oder willst Du dass ich hier alle hypnotisieren muss.“
Der Captain schüttelte den Kopf, zog seinen Phaser und zielte auf die davoneilende Gestalt.
Agatha tat es ihm gleich und beide schossen. Sie erfuhren erst später, dass der Phaserstrahl reflektiert worden war, und sie getroffen hatte.
Für den Bruchteil einer Sekunde erstrahlten beide in einem beunruhigenden Rot, dann schwankten sie hin und her, ehe Cal umkippte und Agatha rückwärts auf ihn fiel.
Vance schüttelte den Kopf: „Die sind beide nicht unbedingt die Hellsten.“

Sie saßen im Auto und fuhren die nächste Adresse an. R-Street Northwest, Nummer 1, Washington. Es ließ Ziva nicht los. Was versprach sich dieser Traceless von dieser Schnitzeljagd? Was sollte das? War es nur ein Spielchen, um die Bundesagenten solange zu beschäftigen, bis er seinen großen Coup landen konnte? Die Indizien sprachen dafür. Nun konnte man entweder versuchen, dieses Spielchen zu ignorieren – das könnte die Situation aber noch schlimmer machen – oder man konnte versuchen, herauszufinden, was der Mann ihnen sagen wollte. Die Worte „Weißes Haus“ ließen nichts Gutes erahnen, wenngleich sie es nicht verstand. Der Präsident war unterwegs, auf einer Konferenz, wo er sich mit den anderen Regierungschefs über das aktuelle Thema „Wirtschaftskrise“ unterhalten würde. Warum sollte jemand jetzt das weiße Haus angreifen? Besonders nach der letzten Aktion, die durch die Medien gegangen war?
„Verstehst Du das, Tony?“, fragte sie ihn. Es waren die ersten Worte, die gesprochen worden waren, seit der Wagen gestartet hatte.
Der Halb-Italiener schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich bin mir sicher, wir finden es raus.“
„Da sind wir.“, sagte Ziva und hielt den Wagen auch schon wieder an.
„Toll“, murmelte Tony, „Eine Kreuzung. Woran könnten wir uns jetzt orientieren?“

Die Baumrinde war ihm merkwürdig vorgekommen. An einer Stelle, die ungefähr so groß war, wie ein kleiner Post-It-Zettel, war die Struktur der Rinde ein wenig anders, also ging McGee in die Knie, rief ein „Ähm, Boss?“ und deutete auf die Stelle.
Gibbs kam näher, ging in die Hocke und betrachtete das Objekt.
Dann nickte er, nahm sein Taschenmesser und begann damit, die Rinde an der Stelle zu bearbeiten. Und während er das tat, schnippte McGee plötzlich mit den Fingern.
„Überhaupt mag ich alles Rote.“, sagte er dann und schaute zu Gibbs herüber, „Ich bin quasi dein jüngerer Bruder.“
Der ältere NCIS-Agent stoppte, sah McGee verblüfft an, ehe er ihm in die Augen blickte.
Diese Aufforderung verstand der jüngere Agent sofort und sagte: „Das ist Kaito KID.“
Damit ließ er sein Handy aufschnappen und wählte die Telefonnummer von Ziva, sagte nur kurz „Ziva? Kaito KID in Manga 55“ und legte auf.
Anschließend wandte er sich seinem Boss zu: „Also – im Manga „Meitantei Konan“ 55 wird der junge Shinichi Kudo von einer mysteriösen Person aufgefordert, ein Rästel zu lösen. Es stellt sich später heraus…“
„Die Kurzfassung, McGee.“
„Schilder, Boss. Die mysteriöse Person hat an roten Schildern Zettel versteckt und somit eine Art Schnitzeljagd veranstaltet, genau wie dieser Traceless es mit uns tut.“, erklärte der Mann und Gibbs blickte zu ihm herüber: „Aber hier wurde doch eine Baumrinde verwendet.“
„Ja, schon, aber es würde mich nicht wundern, wenn er beim Rest der Geschichte dem Original treu geblieben wäre.“

Die Augen waren unendlich schwer, als sie sie öffnete, aber sie tat es. Ein leises Stöhnen entrann ihrer Kehle und sie wollte gerade wieder in die warme Dunkelheit der Ohnmacht zurücksinken, als sie in zwei Paar brauner Augen sah. Die Besitzer dieser Augen, eine unglaublich schöne Frau und ein durchaus ansehnlicher, dunkelhäutiger Mann beugten sich über sie und sahen einander dann an.
„Sie kommt zu sich.“, hörte sie die Stimme der Frau und bemerkte dann zwei Dinge. Erstens schien jemand auf ihr zu liegen, genauer gesagt, auf ihrem Schoß, denn dieser war gerade ziemlich beschwert und zweitens, dass dieser jemand irgendwelchen Blödsinn von sich gab. Erneut blinzelte sie – ihr Kopf war schwer, aber je öfter sie blinzelte, desto mehr verschwanden die Spinnweben aus ihrem Kopf, die ihr das Denken erschwerten.
Was war passiert?
Sie erinnerte sich nur an Fragmentarisches.
Ein ziemlich lautes Pfeiffen, eine bleischwere Müdigkeit, die von ihr Besitz ergriffen hatte und ihr den Wunsch einimpfte, einfach nur schlafen zu wollen. Einfach nur schlafen.
„Commander“

Mit einem Schlag war Agatha Silverbird wieder wach und ansprechbar. Sie lag auf einem weichen Untergrund und – wenn sie sich die Decke und die Inneneinrichtung ansah – schloss, dass sie auf dem Ehebett der Stones liegen musste. Die braunen Augen des Mannes gehörten Director, oder besser Captain Leon Vance, während die anderen Augen der unglaublich schönen Frau Captain Thaddeus Stones gehörten – Angela Stone. Das Gewicht in ihrem Schoß hatte sie richtig interpretiert. Cals Kopf lag dort, sodass die beiden angeschossenen Starfleetoffiziere eine Art L bildeten.

Sie hörte das, was Cal sagte und blinzelte. Seine Stimme klang träumerisch, leise, kaum zu hören, als würde er jedes Wort hauchen oder atmen. Als sie sich aufrichtete und ihn ansah, fiel ihr auf, dass der Körper als solches ruhig und entspannt war und auch Cals Gesicht keine Anstrengung verriet. Die Augen des Captains allerdings – sie waren normalerweise ebenso braun, ausdrucksstark, doch nun schienen sie ein glasig zu sein. Sie schaute ihn an: „Schatz, bist du in Ordnung?“
„Agatha“, hauchte er, „ich liebe dich.“
Stone blickte die XO entschuldigend an: „Es … es tut mir leid, aber nach all dem, was passiert ist, nach all dem, was Leon mir gesagt hat, kann man heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Traceless könnte sich überall verstecken.“
„Ich werde ihn umbringen.“, murmelte der Captain und es klang beinahe, als wäre er betrunken, „ich werde ihm jeden einzelnen Knochen solange brechen, bis da nichts mehr nachwächst. Oder ich werde ihn in eine Zelle stecken und Beton reingießen.“
Agatha schaute kurz zu ihrem Freund, dann zu Stone und Vance: „Ich glaube, er hat zuviel Fern gesehen.“
Dann richtete sie sich auf, legte ihre Hände auf je eine Seite von Cals Gesicht und schaute ihm eindringlich in die Augen: „Cal – das hat man bei Torchwood schon mal gemacht. Hat nicht funktioniert.“
„Ich werde ihn umbringen, Agatha. Er zerstört alles, wofür wir kämpfen und ich werde ihn nicht…“
Sie versiegelte seine Lippen mit einem Kuss und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr. Der Offizier schaute sie kurz an und lächelte. Dann rollten seine Augen nach oben und er seufzte, ehe sein Körper komplett erschlaffte.
Vance und Stone sahen sie an.
„Es reicht.“, erklärte Agatha, stand auf und musste beide Arme ausstrecken, da sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Sie schaute zu den beiden noch wachen Starfleet-Offizieren „Captains, ich… ich muss entschieden gegen die Behandlung unsererseits durch Sie protestieren. Sie können uns nicht einfach mit Wahrheitsdrogen vollpumpen und hoffen, dass wir Ihnen sagen, was sie wissen möchten.“
„Warum nicht?“, fragte Vance, „Es funktionierte in dieser Zeit, es funktioniert auch in der Zukunft. Oder was meinen Sie, wie wir es geschafft haben, die Erde gründerfrei zu bekommen?“
Agatha schaute ihn an: „Sie wollen mir sagen, dass die selben Mechanismen, die hier angewandt worden sind…“
Vance nickte: „Commander, es ist keine perfekte Galaxie, in der wir leben. Nachdem die Existenz der Gründer bekannt wurde, was sie können und wie sie agieren, haben wir uns vorbereitet.“
„Der Dominion-Krieg ist vorbei, Captain. Wir sind…“
„Es gibt immer einen Bösewicht.“, sagte der Director und schaute Agatha an, „Die Föderation mag mal eine friedliche Organisation gewesen sein – aber das ist vorbei.“
„Ich glaube, Sie haben hier zuviel mitgemacht. Kommen Sie in unsere Zeit, sie werden erleben, wie sich alles geändert hat.“
Stone schaute Agatha an, ihr Blick war ruhig und klar, aber einige Tränen glitzerten in ihm: „Commander. Die Chancen stehen gut, dass dieser Traceless der Mörder meines Mannes ist. Ich möchte nur eines wissen – ist diese Person mit Ihnen hierher gekommen.“
Die hübsche XO rollte mit den Augen und legte sich neben Cal, ehe sie der Frau zunickte: „gut, dann …“
Und damit spürte sie den kalten, metallischen Injektorkopf am Nacken. Es wurde ihr unmöglich, sich zu konzentrieren. Ihr Körper und ihr Geist entspannten sich und…

Der hübsche Körper der XO entspannte sich und Stone fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Sie verabscheute es eigentlich, misstrauisch zu sein. Das entsprach nicht ihrem Naturell. Aber nach dem, was sie heute erlebt hatte…



„Ich deaktiviere das Hammer-Protokoll“, sagte sie und zuckte zusammen, als die Stimme Vances für Ihre Verhältnisse unverhältnismäßig laut und deutlich mit einem geschrienen „NEIN“ antwortete.Vermutlich lauerte Gefahr. Also klappte sie ihr Handy zu, aktivierte die Aussenbereichssensoren und stellte voller Ingrimm fest, dass zwei Personen auf dem Dach gegenüber Stellung bezogen hatten.

Das Haus war allerdings vom Hammer-Protokoll geschützt – das konnten die Attentäter auf dem Dach allerdings nicht wissen. Momentan hatte sich ein unsichtbares Kraftfeld um die vom Angriff bedrohte Seite gelegt und der Rest erforderte ein wenig schauspielerisches Talent von Seiten Angelas. Was war sie froh, dass sie mit Angelina Jolie verwandt war. Binnen Nanosekunden hatte der Computer errechnet, was die wahrscheinlichste Angriffsmöglichkeit war und wie man darauf reagieren sollte. Also versteifte sie sich, als der Schuss den Schutzschirm getroffen hatte, presste ihren Torso nach vorne und sank dann, mit weit geöffneten Augen zur Seite.

Als der Computer meldete, dass keine Gefahr mehr drohte, holte sie einmal tief Luft und stand auf. In dem Moment klopfte es auch schon und über den Fernsehmonitor, der gerade eine gepflegte Portion Fernsehmüll in das Stone’sche Wohnzimmer sendete, konnte sie erkennen, das die Person, die dort vor der Tür stand, Vance war – oder Vance zu sein behauptete.

Sie ging zur Tür, hielt ihm den Phaser vor die Stirn und zischte: „Wer bist Du?“
„Leon Vance – Sternenflotten ID…“
„Das kann sich jeder merken.“, sagte Angela mit einem leicht genervten Unterton. Der Director des NCIS nickte: „Natürlich.“ Damit griff er zum nächsten Messer, um sich in die Fingerkuppe zu schneiden. Die hübsche Frau, die man als Doppelgängerin von Angelina Jolie werten konnte, verlagerte ihr Gewicht aufs linke Bein, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn aus braunen Augen amüsiert an: „Darf ich fragen, was das werden soll?“
„Bluttest.“, erklärte Vance und ließ ein paar Tropfen auf ihren Tisch fallen, ehe er sie verrieb. Stone schüttelte den Kopf: „Du hast wohl gar nichts aus der Dominionkrise gelernt. Darf ich dich daran erinnern, dass der Bashir-Gründer seinerzeit ebenfalls diesen Test gemacht und bestanden hatte?“
Vance schaute sie an: „Und was nun?“
„Wie bekommt man die Wahrheit aus einer Person raus?“, fragte Stone und Vance hatte das Gefühl, dass der Verlust ihres Mannes nicht unbedingt dazu geeignet war, ihre geistige Gesundheit zu stabilisieren. Er wusse aber wohl, was sie vorhatte und seufzte, ehe er sich auf die Couch sinken ließ: „Du willst mir also eine Wahrheitsdroge verpassen? Na dann mach mal.“




Die Identitätsprüfung Vances war ganz befriedigend verlaufen, auch die Prüfung des Captains, aber, als die hübsche Rothaarige, die vorgab, Agatha Silverbird zu sein, ihr durch das Zuflüstern irgendeines Kommandos die Chance nahm, Captain Cat weiter zu prüfen, war es verständlich, dass sie erst einmal wissen musste, auf welcher Seite die Rothaarige war.
Und in dem Moment, in dem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, atmete Agatha einmal tief ein, seufzte leicht und öffnete die Augen, ein seliges Lächeln auf den Lippen. Die Droge wirkte.
„Commander“, sagte Stone und die hübsche Rothaarige versuchte, ihren Blick auf sie zu fokussieren, was offenbar nicht ganz gelang, „Commander, können Sie mich hören?“
„ja“, seufzte die schöne Frau und starrte dann wieder gebannt in die Ferne.
„Gut, dann wollen wir mal beginnen.“

Tony DiNozzos Blick war auf Ziva gerichtet und er hatte Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie sie in ihrer spärlichen Freizeit auf der Couch saß und in Comics schmökerte, bei denen die Zeichner noch nicht mal Lust gehabt hatten, sie zu colorieren. Mangas – was für eine Zeitverschwendung. Warum las sie nicht anspruchsvolle Literatur?
Gerade in diesem Monat war der neue Roman Richard Castles erschienen – Heat Rising – und er hatte sich natürlich eines der ersten Exemplare geordert. Der Mann schrieb gut, wenngleich dieser Jameson Rook ihm nicht so gut gefiel wie Derek Storm. Aber Castle hatte ja entschieden, diesen Charakter ins Jenseits zu befördern und – warum nicht? Wenn er selbst das Gefühl hatte, dass die Story langweilig war… auf wen sollte man sich da verlassen, wenn nicht auf den Autoren selbst?

Und irgendwie gefiel ihm der Charakter „Nikki Heat“ – ob er wirklich auf dieser Detective Beckett basierte, wie allgemein kolportiert? Da musste er doch mal nachhalten.
Aber – dass sich Ziva in die Welt eines 17-Jährigen entführen ließ, der durch eine Droge in die Gestalt eines 7-Jährigen gebracht wurde und nun Kriminalfälle löste… das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Aber – wenn es der Sachlage diente?
„Wir sollen uns nun alle Schilder in diesem Schilderwald anschauen?“, fragte er ein wenig verblüfft. Ziva schaute ihn an, aus diesen hypnotischen nussbraunen Augen und nickte.
Seufzend machte er sich an die Arbeit.

„McGee, rede mit mir.“, sagte Gibbs, nachdem der jüngere der beiden Agenten das Papier von der Baumrinde entfernt hatte.
Der Angesprochene las sich kurz die Zeilen des Zettels durch und sagte dann: „Erm… Boss? Hier steht ‚ Wanderer – Richte dich von der Constitution Avenue Northwest Kreuzung 19. Street Northwest nach Norden und folge ihr bis zur Q-Street.”
Verwirrt blickte er zu Gibbs herüber: “Ich habe keine Ahnung.”
„Nimm den Zettel mit, wir fahren zum nächsten Punkt.“, erklärte der grauhaarige Chefermittler kurzerhand und stieg in den schwarzen Dodge. McGee faltete den Zettel vorsichtig zusammen, stopfte ihn in einen Beweismittelbeutel und ging dann zum Wagen. Als er eingestiegen war, gab Gibbs Gas.
„Wo fahren wir hin?“, fragte McGee und die Ermittlerlegende schaute ihn kurz an: „Zu unserem nächsten Punkt. 1st E-Street Northwest.“

Währenddessen schaute sich Ziva um. Hier war – nichts. Jedenfalls nichts was annähernd auffällig wäre. Eine rotverklinkerte Kirche – war sie vielleicht das Ziel? Schließlich sollte man sich, wenn sich dieser Traceless an die Manga-Vorlage hielt, nur die roten Schilder vornehmen. Aber eine rotverklinkerte Kirche ist kein Verkehrszeichen.
Dann bemerkte sie ein Schild, das jetzt nicht in den klassichen Verkehrszeichenkontext gehörte. Es war eine Information. Nachbarschaftswache.
„Diese Nachbarschaft berichtet alle verdächtigen Aktivitäten der Metropolitan Police.“, stand dort und – als wäre es ein ironischer Kommentar von einer unbekannten Person, hatte jemand genau dort einen orangenen Zettel angeklebt.
Natürlich hatte sich niemand bemüht, diesen Zettel zu entfernen. Warum auch? Zwar werden alle verdächtigen Aktivitäten der Polizei gemeldet und diese Art des Vandalismus wurde sicherlich auch gemeldet… aber irgendwie war noch nichts geschehen.
Ziva näherte sich und riss in einer einzigen, flüssigen Bewegung den Zettel ab.
Sie las die Zeilen und wandte sich an Tony: „Hör dir das an. Punkt 2: Zwei Strahlen gehen vom Balkon des weißen Hauses im jeweils 45 Grad Winkel ab. Sie treffen einen Punkt der Constitution Avenue Northwest und einen Punkt der Constitution Avenue Northeast. “ 

„Was für ein Strahl?“, fragte der Halbitaliener und Ziva schüttelte den Kopf: „Ich habe keine Ahnung – vielleicht ein Laserstrahl? Aber wieso sollte jemand vom weißen Haus auf die Constitution Avenue zielen? Vor allem von so einem speziellen Punkt aus?“
Tony zuckte mit den Schultern, ehe er zum geparkten Dodge ging und nach ein paar Sekunden mit einem Stadtplan wiederkam.“
„Der Straßenkartentipp deines Freundes hat uns ja schonmal gute Dienste geleistet. Versuchen wir es nochmal.“
Ziva schaute ihn an: „Bitte?“
„Na, so wie Du um sein Überleben gekämpft hast.“, sagte der Special Agent und schaute sie an, ehe er mit den Schultern zuckte: „Das ist okay. Ich hoffe nur, er passt auf Dich auf, sonst breche ich ihm alle Knochen.“
„Tony, sei nicht so kindisch. Er ist nicht mein Freund. Wie soll das auch laufen? Ist Dir aufgefallen, dass ich ihn heute zum ersten Mal gesehen habe?“
Der Italiener fixierte sie aus grünen Augen: „Den Eindruck hatte ich aber vorhin ganz und gar nicht. Ich glaube eher, du kennst ihn.“
„Er kommt mir bekannt vor, ja – aber das sollte uns nicht wundern. Offenbar hat man in unserem Gedächtnis herumgepfuscht.“, zischte Ziva und schaute ihn an.
Dieser Typ schaffte es wirklich, sie manchmal in den Wahnsinn zu treiben. Damals, bei der Sache mit Michael war das auch schon so gewesen. Und dann, als er sich für sie in die Höhle des Löwen gewagt hatte, hatte sie gedacht, alles wäre gut. Aber nein – dann kamen Ray und Barrett.  Verdammt – warum konnte es nicht einmal einfach sein? Sie empfand viel für ihn und der Fakt, dass er eine Menge auf sich nahm, nur um in ihrer Nähe sein zu können, verriet ihr, dass es ihm nicht anders ging. Und sie hatten miteinander geschlafen – das tat sie nicht einfach so leichtfertig mit jemandem, er ihr einfach nur sympatisch war. Selbst bei Rivkin hatte sie gewartet, bis sie beide sich ihrer Gefühle sicher waren.
Und nun das.
Es war nicht zu fassen. Wie konnte ein einzelner Mann nur so eifersüchtig sein?

Sie griff nach dem Stadtplan, den er in der Hand hielt, suchte, und fand das weiße Haus, holte aus ihrer Brusttasche einen Stift und markierte das Herrschaftsgebäude der USA mit einem dicken, roten Kreis. Dann schaute sie DiNozzo fragend an: „Du hast nicht rein zufällig einen Winkelmesser oder sowas ähnliches?“
Die Antwort DiNozzos bestand aus einem der überheblichen Lächeln, das sie am Anfang ihrer Begegnungen schon zu oft gesehen und zu sehr gehasst hatte, um darauf irgendwie einzugehen. Aber es sollte auch eine verbale Antwort geben, die die Sache nicht gerade besserte: „Man nennt mich auch Mister Winkelmesser, Ziva.“
Oha , dachte sie sich, das DiNozzo-Ego ist wieder aufgetaucht.
 „Nein, ernsthaft.“, sagte Tony und Ziva schüttelte lächelnd den Kopf: „Okay, dann breite mal die Arme in einem waagerechten 45° Winkel aus.
Der Italiener tat, wie ihm geheißen und schaute die Israeli an: „Gut so?“
„Perfekt.“, grinste sie und übertrug in Gedanken diese Figur auf den Balkon des Weißen Hauses. Sie „zoomte“ sich dann geistig soweit zurück, dass sie quasi den selben Maßstab hatte, wie die Straßenkarte und begann dann, auf der Straßenkarte mit dem roten Stift die beiden Linien zu ziehen.
„Man könnte wirklich meinen, dass jemand auf der Constitution Avenue mit zwei Raketenwerfern aufs weiße Haus zielen wollen würde.“, sagte Tony und Ziva schüttelte den Kopf: „Bei den ganzen Gebäuden, die dazwischen stehen, halte ich es für unwahrscheinlich.“
„ich weiß.“, stimmte der Italiener ihr zu und schaute sie dann an: „Und nun?“
Sie zuckte mit den Schultern. „1 A Street Northwest?“, schlug sie vor und DiNozzo nickte, ehe er losrannte. Ziva schaute ihm hinterher und runzelte, mit einem fragenden Lächeln die Stirn, ehe er sich umdrehte und sie anstrahlte: „Was ist? Ich fahre!“
Ihr Lächeln wuchs in die Breite. So war er – ihr Pelzarsch.

Schwarze, unheimliche Augen starrten sie an.
Don’t blink. Blink and you are dead. , schoss ihr der Satz aus der Folge “Blink” durch den Kopf – aber das waren keine quantenverschlüsselten weinenden Engel, das war ein Grey. Und erstarrte sie an. Zum Glück nur auf dem Bildschirm, aber das war schon unheimlich genug. Als das Handy klingelte, zuckte Abby Sciuto zusammen, orientierte sich dann und griff nach dem mobilen Kommunikationsgerät.
Sie klappte es auf und bellte, eine Spur lauter als Notwendig, ein knappes „JA!“ hinein.

„McGee, das machst dann doch beser du.“, lächelte Gibbs und reichte das aufgeklappte Handy an seinen momentanen Stellvertreter weiter. Dieser blinzelte ihn verdattert an, gehorchte dann aber: „A… Abby, ich brauche mal deine Hilfe.“

„Du brauchst Hilfe?“, fragte die Goth, und man konnte hören, wie in ihr Panik und Wut miteinander rangen, „Oh, Du hast keine Ahnung, Thom E. Gemcity. Du hast absolut keine Ahnung. Ich decke gerade etwas Großes auf. Etwas enorm großes. Erinnerst Du dich an die beiden Feuerbälle im Jahr 1998? Ich bin gerade auf einer Verschwörungshomepage, die behaupten, das seien Außerirdische Raumschiffe gewesen, die von einer mächten Rasse, den Goa’Uld…“

„Abby“, sagte McGee in dem Moment, als Gibbs den Wagen bremste. McGee stieg aus und schaute sich um: „Abby, ich brauch wirklich deine Hilfe. Wir sind gerade an der 1 E-Street Northwest und es könnte sein, dass wir Dir gleich einen Hinweis durchgeben. Den müsstest Du bitte mit einem Straßenkartenprogramm oder so abgleichen.“

Die hübsche Goth erstarrte: „Timmy, hast Du mir gerade nicht zugehört? Ausserirdische existieren!“
„Abby, können wir den Independence Day auf einen späteren Zeitpunkt verlegen? Jetzt brauche ich erstmal andere Informationen“, erklang plötzlich die Stimme Gibbs aus dem Telefon.
„Natürlich, oh Chef.“, sagte die Goth und schüttelte für sich den Kopf, ehe sie ein „Aber die werden sich schon wundern, wenn man mir irgendein wichtiges Abzeichen an die Brust heftet, weil ich den Planeten gerettet habe.“
Dann erklang aus dem Telefon die Stimme McGees: „Hörst Du, Abby?“
„Bereit, wenn du es bist.“
„Wanderer – Positioniere dich auf der Kreuzung der 19 Street NW mit der Q-Street.“
Die Goth tippte mit, blinzelte überrascht und schüttelte den Kopf: „Mehr kommt da nicht?“
„Nein, mehr kommt da nicht.“
„Das ist merkwürdig.“
„Wem sagst Du das?“, erklang das humorlose Lachen McGees aus dem Telefon, „Aber … immerhin sollen wir keine japanischen Rätsel lösen. Das ist doch schon mal was. Ich ruf dich gleich wieder an.“
„Ja, aber…“
Doch da hatte McGee die Verbindung schon unterbrochen.
„Ach, verdammt seist du.“, machte die hübsche Frau und schaute wieder zum Grey herüber, dessen Stieren sie langsam immer mehr und mehr verunsicherte.
„Hey, komm nicht auf die Idee, aus meinem Computer zu kommen.“, zischte sie ihm zu, „Ich hetze Major Massenspektrometer auf dich!“

„Wachen Sie auf.“, erklang die samtweiche Stimme der hübschen Frau und Agatha Silverbird blinzelte mit den Augen. Sie richtete sich langsam auf, streckte sich einmal kurz und schaute zu Angela herüber: „Und, habe ich den Test bestanden?“
Stone lächelte sanft: „Ja – sehr gut, Commander.“
Damit zwinkerte sie ihr zu: „Sie dürfen jetzt auch wieder ihren Captain aufwecken. Sie waren überzeugend für sie beide.“
„Gut.“, atmete Agatha erleichert aus, beugte sich dann vor und drückte dem Captain einen Kuss auf den Mund, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Der Offizier schlug die Augen auf, schaute zu Agatha und lächelte – immer noch ein wenig benebelt wirkend: „Morgen, Schatz. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir miteinander im Bett gelandet sind.“
„Sind Sie auch nicht.“, erklang die Stimme Angelas und Cal wandte sich zu ihr um.
„Oh, ich muss träumen.“, murmelte er benommen und legte sich eine Hand auf die Stirn: „Ich mit Agatha und Angelina Jolie im Bett. Meine Güte.“
In dem Moment räusperte sich Vance.
Cal blickte ihn verblüfft an: „Warum träum ich mir auch noch Captain Vance ins Bett? Das ist nicht meine Baustelle.“
Mit einem leicht verschämten Gesichtsausdruck wandte sich Agatha an Stone und Vance: „Ich glaube, er ist noch ein wenig…“
Die hübsche Frau, die Angelina Jolie ähnelte, nickte und sagte: „Benommen. Schon klar. Soll ich Sie beide alleine lassen, damit er klar im Kopf werden kann?“
„Wenn Sie es einrichten könnten.“, lächelte die XO, „Ich habe da eine ganz spezielle Methode, seinen Blutdruck soweit anzuheizen, dass er wieder klar im Kopf wird.“
„Schon klar.“, zwinkerte Stone ihr zu, griff dann Leon bei der Schulter und sagte: „Lass uns die junge Liebe nicht stören.“
Damit zog sie ihn aus dem Zimmer.
Agatha atmete tief durch, beugte sich dann vor, schaute dem Captain tief in die Augen und… verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
„AU!“; machte Cal protestierend und blickte sie verdattert an: „Verdammt, was soll das, Gathy-chan. Und noch besser… Wo bin ich hier?“
„Ja, das ist mein Cal.“, grinste die Frau und lehnte sich an ihn: „Wir müssen.“

Es gibt in Washington keine A-Street Northwest, deshalb fuhren Ziva und Tony zum nächstgelegenen Ziel – der A-Street Northeast. Die Fahrt zur Adresse Nummer 1 verbrachten sie schweigend. Tony schaute auf die Straße, Ziva, mit einem Lächeln auf den Lippen, aus dem Fenster.
Das ging ein paar Minuten gut.
Dann drehte sie sich zu ihm um, mit wehenden Locken und schaute ihn amüsiert an: „Ich kann absolut nicht glauben, dass Du jetzt so eifersüchtig reagierst.“
„Ich bin nicht eifersüchtig.“, sagte der Italiener, mit einem auf die Straße gerichteten Blick, „Im Gegenteil. Ich bin für dich Glücklich. Wenn Du dich so um diesen Mann sorgst, dann ist das in Ordnung.“
„Tony, jetzt werde nicht kindisch.“
Plötzlich wich das Amüsement aus Zivas Tonfall, sie wurde ernst. Sehr, sehr ernst.
„Ich liebe ihn nicht, ich habe nur das getan, was jeder Mensch an meiner Stelle getan hätte.“
Der Angesprochene hielt an: „Wir sind da.“
Auf sie ging er gar nicht ein und es würde sie auch wundern. Er hatte sich in den letzten Jahren als ziemlicher Sturkopf erwiesen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sich hier auf eine Unterhaltung einließe. Nein – Anthony DiNozzo junior hatte seine Meinung gefasst und war nicht bereit, auch nur einen Zentimeter von ihr abzuweichen.
Das war typisch für ihn und irgendwie nervte es sie – aber irgendwie fand sie, dass diese Starrköpfigkeit eine Qualität war, die anderen Männern abging. Man musste es ja nicht unbedingt „Starrköpfigkeit“ nennen – es reichte aus, ihn als „selbstständig Denkend“ zu bezeichnen. Sie hatte in ihren Jahren in DC nur sehr wenige Männer kennengelernt, die so waren, wie er. Genau so wie er war eigentlich keiner. Sicher, es gab Menschen die verbissen waren, die sich beweisen wollten und welche, die zu jeder passenden und unpassenden Situation einen Witz rissen – aber das Konglomerat aus all diesen und anderen Faktoren war nun mal Anthony DiNozzo junior.
Und sie wusste, das, wenn sie jetzt Luft holte, um etwas zu sagen, die Reaktion nicht die war, die sie sich eigentlich wünschte.
Also stieg sie aus und schaute sich um.

Gibbs hielt mit quietschenden Reifen an der 1 L-Street Northeast und sah sich um.
Er war in einem der modern-wirkenden Stadtteile Washingtons gelandet – das verriet die Architektur. Zu seiner Linken war ein Parkplatz, wenn er sich weiter drehte, so fand er ein rotverklinkertes Gebäude. In seinem Rücken befand sich eine Baustelle und er fragte sich, was hier wohl in Bälde entstehen würde. Andererseits war es unwichtig. Ob dort nun ein neuer Konsumtempel entstand oder ein schickes vier-Sterne-Restaurant, mit dem aktuellen Fall hatte es nichts zu tun. Allerdings fragte er sich schon, wo Traceless dieses mal seine Visitenkarte versteckt hatte.
Zuletzt hatte er sich auf Verkehrszeichen verewigt, also sollte der Fokus auf diesen Schildern liegen.
„McGee.“, sagte er und gab seinem Untergebenen zu verstehen, dass er sich die Schilder in der Nähe ansehen sollte. Er selbst tat das selbe, stand ein paar Sekunden später mit schiefgelegtem Kopf vor dem blauen Schild, das diese Straße als die Interstate 95 kennzeichnete. Er zückte sein Messer – tatsächlich, dort war ein Zettel befestigt.
Mit einem schnellen Ruck riss er ihn ab und las, was dort stand.
Die letzte Mitteilung des Formwandlers hatte wenig Sinn gemacht. Hier allerdings hatte er das Gefühl, ein wenig klarer zu sehen. Er las:
Zitat
„Wanderer – Dein Weg ist klar: Q Street  nach Osten abbiegen, der Q-Street Folgen bis zur Kreuzung mit der 16. Str NW. Dieser bis zur Kreuzung der K-Street Folgen. Dort wieder nach Westen abbiegen bis zur Einmündung in die Conetticut Avenue NW. Dieser bis zur Kreuzung L-Street Folgen, dann in die L-Street einbiegen und bis zur Kreuzung 17 und L gehen. Dort in die 17 nach Süden biegen bis zur Kreuzung K-Street. Nach Osten wenden, der K-Street bis zur Kreuzung 14 St. Folgen“

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #17 am: 24.04.14, 14:07 »
Tony DiNozzo kochte. Die Situation war ihm nicht geheuer. Um genau zu sein: Er schäumte vor Eifersucht. Er und Ziva hatten eine wunderschöne Nacht miteinander verbracht – gut, es war eigentlich eher ein wunderschöner Nachmittag, aber wer wird denn schon so kleinlich sein wollen? Sie hatten einander geküsst, sich gegenseitig verführt und Liebes-, sowie Lustbekundungen ausgestoßen. Er erinnerte sich daran, wie sie, vollkommen im Moment gefangen, die Augen schloss und stöhnte und…
Sie hat sich dabei vorgestellt, wie es mit ihm wäre., dachte er sich, Dabei ist er so ein Schwächling. Er ist mindestens zwei Mal betäubt und zusammengeschlagen worden – und sie steht auf ihn. Vielleicht steht sie ja auf schwache Männer. Vielleicht möchte sie diejenige sein, die oben auf ist.
Das Blut des Halb-Italieners kochte weiter. Er würde es ihr schon zeigen. Dieser Schwächling hatte eine wunderschöne Frau an seiner Seite – die Rothaarige. Vielleicht würde er es schaffen, sie um den Finger zu wickeln. Es wäre nicht das Erste mal, dass er eine Frau aufriss.
Kurz blinzelte er.
Was dachte er denn da?
Das war Ziva. Dieselbe Ziva, für die er sein Leben geben würde. Dieselbe Ziva, die Ray hatte gehen lassen und dieselbe Ziva, für die er sich mit Rivkin geprügelt hatte.
Dieselbe Ziva, die es genoss, mit ihm zu flirten, die ihn … liebte.
Wie kam er darauf, dass sie jemand anderen lieben würde? Es war…
„Es ist sinnlos.“, murmelte er und schaute sich um.
Während er sich mental mit dieser Bestandsaufnahme seiner Beziehungssituation befasst hatte, hatte er einen Blick auf fast sämtliche Schilder der Straße 1 A-Street geworfen und – hier gab es nichts. Es war nicht einmal eine Spur, ein Fitzelchen eines Zettels.
Er grinste. Vielleicht zählte ja das Graffitti an der Hauswand als Hinweis.
Im Vorbeigehen las er es und stockte. Stand dort wirklich…
Zitat
Jane A. Delano Memorial – Federal Triangle Metro Station.
Tony räusperte sich: “Erm… Ziva? Kommst Du mal kurz?“

„Darf ich mal an dieser Stelle festhalten, dass diese Wahrheitsdroge absolute Hammer-Kopfschmerzen verursacht?“, fragte Cal und lehnte sich auf der Couch zurück. Er hatte ein Glas mit einer bräunlichen, sprudelnden Flüssigkeit in der Hand und nahm gerade einen kleinen Schluck. Dann schaute er zu Agatha, die, die Beine übereinandergeschlagen, wie eine Lady da saß und formvollendet ihren Tee trank. Gleiches galt für Captain Stones Frau, Captain Angela Stone, und er lächelte. Hatte es nicht bei Tomb Raider II eine Szene gegeben, in der Angelina Jolia in der Rolle der Lara Croft einen Tee trank? Wenn es sie gegeben hatte, musste es so ausgesehen haben.
Just in diesem Moment sah Angela ihn an: „Ich kann Ihnen ein Schmerzmittel geben.“
„oh, nein, das muss nicht sein. Eine Cola reicht vollkommen.“, stellte der Offizier und Gentleman fest, ehe er sie anschaute: „Und sie haben sich tatsächlich tot gestellt?“
Sie zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an. Kurz atmete sie ein, inhalierte den Rauch und bließ ihn dann wieder hinaus.
„Möchten Sie auch eine?“, fragte sie in die Runde und Cal hob abwehrend die Hände: „Ich bin Nichtraucher.“
„Ich ebenfalls.“, sagte Agatha und blickte überrascht zu Vance, der eine Zigarette annahm.
„Eigentlich habe ich ja aufgehört, aber – jetzt brauche ich eine, nach dem ganzen Stress.“, sagte er und zündete sie sich an.
Die beiden Offiziere, die noch nicht so lange in dieser Zeitebene verweilt hatten, schauten sich überrascht an und dann zu Stone und Vance. Die hübsche Frau zuckte mit den Schultern: „Ich hätte es mir vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen können. Aber diese gesellschaftlichen Zusammenkünfte… man eignet sich da was an.“
„Vermutlich.“, zuckte Cal mit den Schultern, „Ich meine, ich erinnere mich daran, dass Maxwell Smart in der Serie „Mini-Max“ noch rauchte.“
„Das war in den Sechzigern ja auch noch anders.“, lächelte Vance, „Da rauchten sie ja fast alle. Selbst die Feuersteins wurden für Werbung für die Zigarettenindustrie eingespannt.“
Cal blinzelte: „Wer?“
„Erklär ich dir später, Schatz.“, grinste seine hübsche XO und schaute zu Vance und Stone herüber: „Aber es muss doch eine ziemliche Anstrengung sein, den Atem anzuhalten und blicklos in die Ferne zu starren.“
„Eigentlich gar nicht.“, sagte Stone, „Man muss sich einfach nur ablenken und an etwas ganz anderes denken. Man ist nicht da.“
„Meinen sie so?“, fragte Cal, sackte in sich zusammen und starrte mit bemüht-blicklosen Augen zu Agatha, die sich vorbeugte und ihm in die Seite piekste.
„Hey!“, machte der Captain und fuhr hoch. Sie lächelte vergnügt: „Schatz, du bist tot, da darfst gar nichts sagen.“
„Ach, und Du kannst es besser?“
Sie zwinkerte ihm zu: „Schatz, du willst gar nicht wissen, wie  gut ich schauspielern kann.“
Dies provozierte bei Vance und Stone ein leises Lachen, während Cal den Kopf schieflegte und nachgrübelte: „Versteh ich nicht.“
„Erklär ich Dir beizeiten.“, zwinkerte sie ihm zu und küsste ihn.
„Okay.“, machte Cal und schaute dann wieder zu Stone: „Und was machen wir nun?“
„Ich muss sterben. Ich meine – ich bin schon tot.“, meinte die Frau und Vance nickte: „Ich würde sagen, wir legen eine großflächige Ladung – das komplette Haus muss zerstört werden, ansonsten könnte jemand die Technologie finden und …“
Cal schaute zu Agatha und nickte dann ebenfalls: „Also der Klassiker. Eine Gasexplosion.“
„Das dürfte das beste sein.“, sagte die hübsche Rothaarige und sah verblüfft zu Cal, der plötzlich in ein zuerst leises, dann immer lauter werdendes Gelächter ausbrach.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie und zuckte zurück, als Cal seinen Phaser zog und ihn auf Witwe Stone richtete. „Dann sein Sie mal bereit, zu sterben.“
Pures Entsetzen zeigte sich auf den Zügen Stones und – als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, konnte sie nur noch hauchen: „Traceless.“
Der Kriminelle zwinkerte zu Stone herüber, legte dann auf sie an und drückte ab. Der Schuss hüllte sie in einen roten Kokon aus Energie, ehe sie in sich zusammensackte, und mit blicklosen Augen in die Ferne starrte.

Gibbs brütete über einem Stadtplan. Er verfolgte mit dem grünen Marker die Strecke, die Traceless ihnen zu folgen befohlen hatte und wunderte sich immer mehr. Momentan ähnelte der Streckenverlauf einem P. Allerdings fehlten noch einige Informationen. Sie mussten noch zur E-Street South-East fahren, Tony und Ziva hatten noch die A-Street Northeast und die beiden S-Streets Northwest und Southeast auf der Agenda. Es war vermutlich nicht so, dass Traceless ihnen anhand der Straßenkarte mitteilen wollte, was los war.

Derweil suchte Ziva gerade auf ihrem Stadtplan das Jane A. Delano Memorial.
Sie wusste nicht einmal wer diese Person war, noch, weswegen sie ein Memorial bekommen hatte – und noch weniger wusste sie, was dieser Traceless mit dieser Schnitzeljagd bezweckte. Aber es nervte sie – und zwar ungemein. Tony konnte das momentan nicht von sich behaupten. Ziva hatte, allerdings wohl eher unbeabsichtigt als bewusst, den Stadtplan über der noch warmen Motorhaube ausgebreitet und lehnte sich nun suchend nach vorne. Zwar merkte sie offenbar, dass der Motor noch warm war, denn sie zog sich die gefütterte Jacke aus, ließ sie hinuntergleiten und band sich die Ärmel knapp unterhalb des Bauchnabels zusammen, sodass sich die Jacke an ihren Po schmiegte – allerdings war ihr nicht bewusst, das sie Tony damit einen Gefallen tat. Dieser schaute sich das Schauspiel wie verzaubert an.
Es kam ihm vor, als wäre er Shia Lebeauf, sie Megan Fox und sie würden gerade die Szene mit Bumblebee nachspielen. Beinahe konnte er „Who’s gonna drive you home, tonight“ von „the Cars“ hören. Dann bemerkte er, dass Ziva ihn anschaute, ein wenig mitleidig lächelte und sich die Jacke wieder anzog.
Vision vorbei.
Er schüttelte den Kopf und schaute sie an: „Was hast Du gerade gesagt?“
„Das Jane A. Delano Memorial und die Federal Triangle Metro Station – sie liegen einander beinahe gegenüber. Dazwischen ist der Presidents Park, das National Aquarium in Washington und das Ronald Reagan Building and international Trade Center.“
Damit beugte sie sich wieder vor, zog die Linie und zeigte sie Tony. „Schau es dir an. An was erinnert dich das?“
Der Halbitaliener beugte sich ebenfalls vor und wollte sich gerade wirklich auf die Aufgabe konzentrieren. Wirklich – aber der Duft von Zivas Parfum riss ihn aus seinen Gedanken. Erneut musste er den Kopf schütteln, um sich zu konzentrieren. Dann betrachtete er die Linien.
„Das könnt eigentlich alles mögliche sein. Sieht’n bischen aus, wie ein Dreieck, oder?“
Ziva nickte: „Ja, aber was will Traceless uns damit sagen?“
„Ich weiß es nicht.“, gab der Halbitaliener zu und gab sich gar nicht erst die Mühe, den Anschein zu erwecken, es dennoch zu wissen. Stattdessen klappte er sein Handy auf und wählte die Nummer des Bosses an.
Er wartete keine Sekunde, da hörte er auch schon das knappe „Ja, Gibbs?“, an das er sich inzwischen gewöhnt hatte.
„Ja, Boss, wir haben inzwischen die ersten drei Adressen abgefahren. Es ist merkwürdig.“
„Sag mir was Neues, DiNozzo. Wir haben die Laufwege, die Traceless uns aufgibt, auf dem Stadtplan verfolgt – das Resultat ist, dass diese Wegstrecke einem P ähnelt. Wobei wir noch nicht fertig sind, uns fehlt noch die E-Street Southwest.“
Die Stimme Gibbs klang müde, abgespannt.
„Wir sind fertig. Auch wir haben die genannten Punkte miteinander verbunden und kommen auf eine Art Dreieck. Ich verstehe es einfach nicht.“
Tony war eindeutig ratlos und konnte sich vorstellen, dass auch Gibbs…
„Fahrt zu den beiden S-Streets.“, hörte er die Stimme seines Chefs, die plötzlich wieder Elan hatte, „Ich glaube, ich weiß, worauf wir hinsteuern. Ich schnapp mir Tim und fahr zur E-Street. Wir sehen uns dann im Hauptquartier – in etwa einer Halben Stunde.“
Damit knackte es und die Verbindung war weg.
Tony zuckte mit den Schultern, klappte sein Telefon zu und schaute zu Ziva, die ihn fragend anblickte: „Und?“
„Wir sollen uns die beiden S-Streets vornehmen.“, erklärte der Angsprochene und stieg ein.

Verdammt , fuhr es Agatha durch den Kopf, hat uns dieser gerissene Fuchs die ganze Zeit etwas vorgespielt?
Sie schaute zur Leiche der Witwe – wenigstens hatte sie nicht allzulange über den Verlust ihres Mannes trauern müssen. Schnell zog Agatha den Phaser und zielte auf Traceless, ebenso wie Vance. Beide fokussierten den Verbrecher, waren bereit, im entscheidenden Moment abzudrücken und das Kapitel „Buzz Intrupper“ ein für alle mal zu schließen.
„Wo ist Cal?“, zischte Agatha und der Verbrecher ließ das Gesicht ihres Freundes ein schleimiges Lächeln lächeln.
„Er schläft auf der Dragonfly einen ruhigen und friedlichen Schlaf. Ich habe ihn in deiner Gestalt erwartet und ihn zu Bett gebracht. Es war nicht schwer. Ein einfacher Druck an eine bestimmte Stelle seines Nackens und he was out like a light .“
Damit ging er rückwärts in Richtung des Badezimmers.
„Du hast geblutet. Angela Stone hat Dir ein Wahrheitsserum verabreicht. Bist du ein so harter Hund?“
Traceless stoppte, steckte den Phaser weg und legte den Kopf überlegend schief, ehe er grinste: „Oh du meinst das hier?“
Damit entspannte er seine Gesichtszüge, starrte er in die Ferne und murmelte ein schläfriges „Ich gehorche Dir, Meisterin“ , ehe er sie anschaute und erneut grinste: „Seit doch nicht albern.“
Agatha konnte nicht anders, sie schloss kurz die Augen und merkte, wie sie in eine Wunschvorstellung abdriftete.


Es krachte – laut, hässlich, splitternd – und in einem Regen von Glasscherben sprang jemand durchdie Terrassentür. Durch die kinetische Energie angetrieben, taumelte er nach vorne, rollte sich über die Schulter ab, richtete sich auf, zielte auf Traceless und feuerte. Der Verbrecher warf sich in Deckung, erwiderte das Feuer, sodass der Mann, der gerade durch das Fenster, das zur Terrasse von Stones Wohnung führte, gekommen war, sich ebenfalls in Deckung begeben musste. Kurz konnte Agatha seine Züge erkennen, als er ihr zuzwinkerte und an einen imaginären Cowboy-Hut tippte. Calvin Nathan Cat, Kommandant der Dragonfly war zur Rettung gekommen. Aber


Cal war nicht diese Art von  Held. Vielleicht sollte man es realistischer sehen. Ausserdem stand sie nicht auf sowas. Vermutlich hätte er zwar Anlauf genommen und wäre am Liebsten genau wie in diesen schlechten Filmen durch die Terassentür gebrochen, um, wie der Terminator, herumzuballern, aber die realistischere Variante sah so aus, dass Cal vermutlich beim Sprung gegen die Glasscheibe an selbige geklatscht wäre und daran heruntergerutscht. Dennoch hätte der Krach Traceless genug abgelenkt, dass sie ihn ausser Gefecht hätte setzen können.

Aber er würde nicht kommen. Der Captain lag, betäubt, von einer Person, der er dachte vertrauen zu können, vermutlich noch im Bett des Quartieres, in dem sie beide lebten. Das er auch nie aufpassen konnte. Es war so typisch für Cal.
Sie erinnerte sich an den Kongress, die Friedenskonferenz zwischen Romulus und Remus, die auf Ret’Tang, einer romulanischen Kolonie, stattgefunden hatte und die darin endete, dass die Borg die Konferenz sabotieren und Agatha assimilieren wollten. Ersteres gelang ihnen, zweiteres nur partiell.
Doch dank der diversen Erfahrungen in der De-Assimiliation, durch die Erfahrungen mit Jean Luc Picard und Annika Hanson, war die De-assimilation Agathas ein Klacks gewesen, der übrigens dazu führte, dass sich sowohl Picard, als auch Seven, regelmäßig mit Agatha unterhielten.
Auch nach der De-Assimilierungsprozedur hatte er neben ihr gelegen, sie im Arm haltend, sie betrachtend, obwohl man ihm gesagt hatte, dass es ein Risiko war.
Schließlich bestand die Möglichkeit, dass Agatha immer noch einige Nanosonden im Blut hatte und dann war das Risiko gegeben, dass sie versuchen würde, den Captain zu assimilieren.
Cal hatte es für Blödsinn gehalten - hätte er mal auf die entsprechenden Stellen gehört, denn Agatha war tatsächlich nicht komplett De-Assimiliert worden und hatte versucht, ihn dem Kollektiv zuzufügen.
Und tatsächlich hatte sie es nicht nur versucht, sondern auch geschafft, jedoch wurden sie danach von einem Ärzteteam, das in seiner Besetzung einmalig war, erneut de-assimiliert. Seven und Picard wurden als Berater hinzugezogen - und das Ärzteteam, bestehend aus Gina Intrupper, Julian Bashir, Beverly Crusher und dem MHN waren in dieser Sitzung erfolgreich.
Anschließend gab es unzählige Counselorsitzungen, bei Deanna Troi, Ezri Dax, Tea Onze und Jean Luc Picard, sowie Seven Of Nine.
Doch, so sehr man es auch versuchte, eine bestimmte Verbindung konnte man seit dem Tage einfach nicht mehr lösen, und, wenn man ehrlich war, wollten das weder die Experten, noch die beiden Betroffenen selbst.
Die Verbindung, oder vielmehr das Band der Liebe. Ja, an diesem Tag hatte sich Cal endgültig und rettungslos in seine erste Offizierin verliebt, an dem Tag, als die beide aufgewacht waren, festgestellt hatten, dass der Satz ‘Wiederstand ist zwecklos’ nicht mehr auf Platz eins ihrer Rangordnung stand, an dem Tag, als Agatha Cal gefragt hatte, warum er nicht auf die Ärzte gehört habe und sich vertauensseelig so nah zu ihr begeben hatte, obwohl sie potentiell gefährlich war.
Cal hatte sie angesehen und gelächelt: „Musst Du mich das wirklich fragen? Kannst Du es Dir nicht denken? Ich dachte mir halt, wenn ich schon von einem Borg assimiliert werden muss, kann es doch auch gleich die Frau sein, die ich…“
Der Captain war errötet und hatte sich dann abgewandt: „Ich meine natürlich, ich bin davon ausgegangen, dass Du in der Lage warst, die Nanosonden zu besiegen. Du kennst mich, ich denk bei sowas nie nach - das nennt man den Cat-Faktor.“
Ja – das war typisch Cal.

„Erbitte Erlaubnis, diesen Mistkerl erschießen zu dürfen, Sir.“, zischte Agatha und Traceless starrte sie nun aus großen Augen an: „Hey, moment von Erschießen war nicht die Rede. Ich meine…“
Damit trat er auf sie zu: „Ich meine, Du hast doch gesagt, dass ich nicht schauspielern könnte.“
„Schauspielern?“, fragte die hübsche Rothaarige und sie hörte hinter sich ein leises Räuspern. Angela Stones nackte Beine lagen nicht mehr auf dem Boden, sie hatte sie an ihren Körper gezogen und war aufgestanden: „Ein Phaser auf Stufe 0 ist zwar eine effektvolle Lightshow und er verpasst einem ein herrlich warmes Kribbeln, aber Umbringen ist damit nicht.“
Wütend kniff die hübsche Rothaarige die Augen zusammen und fixierte den Offizier mit ihrem eiskalten Blick: „Das heißt, Du hast mich gerade hinters Licht geführt?“
Cal schluckte hart, nickte und trat dann auf sie zu:: „Du hast … hey, du hast selbst gesagt, ich könne nicht schauspielern. Ich wollte es dir beweisen.“
Die Reaktion seiner Freundin war erst ein Schweigen, dann machte sie ein lautes, wütendes „PAH!“, riss den Phaser hoch und feuerte. Der Captain wurde getroffen, ging zu Boden – die hübsche Rothaarige drehte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und murmelte ein leises: „Der kann mich doch mal.“
Der schwarze Dodge hielt an der 1 S-Street Northwest.  Das war eine Odyssee, die Traceless  ihnen auferlegt hatte. Sie waren zwar faktisch nur 4,7 Meilen gefahren, und hatten eine reine Fahrzeit von 18 Minuten hinter sich – doch waren sich sicherlich zwei Stunden unterwegs gewesen. Manche Stellen waren ja einfach zu finden gewesen – andere hingegen …

Ziva seufzte, stieg aus und war froh, dass sie ihre gefütterte Jacke trug, denn der Wind wurde gerade ziemlich ungemütlich. Zwar ließ der September noch einige Sonnenstrahlen auf die Stadt fallen und die Blätter verfärbten sich erst gelb – doch die Warnung der Natur, dass der Baum kurz davor war, seine Blätter abzuwerfen, war deutlich und nicht zu übersehen. Ganz im Gegensatz zu den Zetteln des Kriminellen, die waren mitunter wirklich gut versteckt.
 
So auch hier. Wo konnte man suchen? Das letzte Rätsel war ja fast schon mehr ein Witz gewesen. Man merkte, dass der Kriminelle anfing, seine Gegner nicht mehr ernst zu nehmen. Das bemerkte man daran, wenn derselbe Gauner, der vorher noch eine Parallele zu den Conan-Mangas, und ganz speziell zu dem Fall aus Shinichis Jugend in Manga 55 zu ziehen suchte, mit großflächigen Graffittis arbeitete. Spätestens dann merkte man, dass der Gegner die ihn verfolgenden Straforgane nur noch verhöhnen wollte und offenbar für blöder als 100 Meter Landstraße hielt.
Irgendwie fuchste das Ziva schon. Andererseits… Arroganz konnte eine Schwäche sein und in diesem Fall war sie es unwiderlegbar. Dieses Puzzlestück würde der entsprechende Hinweis werden. Man musste jetzt nur noch diesen Hinweis finden.

Die Tür ging auf und Agatha eilte so wütend hinaus, dass man meinen könnte, ihre feuerroten Haare stünden tatsächlich in Flammen. Ein bleicher Calvin Nathan Cat taumelte hinter ihr her. „Hey, warte.“
Sie stoppte, fuhr herum und ging so schnell und mit einem derart hasserfüllten Blick auf den Captain zu, dass dieser zwei Schritte zurücksprang, ehe er an die Wand stieß.
„Ich hab mir Sorgen gemacht, ich habe gedacht, er hätte dich getötet.“, zischte Agatha und funkelte ihn an. Der Captain schien mindestens zwei Köpfe kleiner zu werden und schluckte unbehaglich.
„Ja, erm…“, machte er und Agatha, die sich gerade schon wieder umgedreht hatte, wirbelte herum, schaute ihn aus zu Schlitzen verängten Augen an und sagte, extrem und gefährlich leise: „Ja-erm mich nicht, Cal. Meine Güte, du machst ja schon eine Menge Scheiße, aber das schlägt dem Faß den Boden aus und die Krone mitten durchs Gesäß.“
Sie wurde laut: „Himmelherrgott, Cal. Was denkst Du dir eigentlich, wenn Du so einen Mist machst!“
Man konnte wirklich sehen, das Cal die Sache leid tat. Seine Augen traten hervor, seine Kinnlade klappte herunter und sein Blick verriet „Verdammt, es tut mir leid.“.
Er trat auf sie zu, die ihm wieder den Rücken zugewandt hatte, und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter: „Schatz, ich…“
„Lass das.“, machte sie und wollte die Hand abschütteln, doch Cal hielt sie an Ort und Stelle.
„Es … es tut mir leid. Ich wollte Dich nicht in Angst versetzen, es ist nur… Du weißt, dass ich  wütend werde, wenn man mir sagt, dass ich etwas nicht kann. Ich will es dann beweisen.“
Gegen ihren Willen musste sie schmunzeln: „Ja, so wie Du damals ins Wasser gesprungen bist und dann beinahe ertrunken wärest, nur weil Sebastian meinte, du seist eine bleierne Ente.“
„Du hast mich herausgezogen.“, sagte der Captain und sie wandte sich um, ein leichtes Lächeln auf den Lippen: „Hey, ich bin immer da, um deine Fehler zu korrigieren.“
Cal sah seine XO an und verlor sich in ihren grasgrünen Augen. Dann zog er sie zu sich,  ihre Lippen waren nur Millimeter voneinander entfernt, als der Captain ein britisch-gehauchtes „Nein, wie romantisch“ hörte.
Er zuckte zurück und blickte zu einer Angela Stone, in deren Augen einerseits Wut und andererseits Amüsement stand.
„Wenn ihr fertig seid, einander abzuschlabbern, können wir eventuell weiter machen?“

Es hatte ihr gut getan. Ihr vorgetäuschter Tod, die anschließende Kabbelei zwischen diesem unfähigen Captain und seiner mehr als fähigen XO – sich das alles anzusehen, machte sie lächeln. Allein schon, als die Drei, also Leon, Cat und Silverbird hier hereinkamen, hatte sie das Gefühl, dass sie es schaffen würden, sie wenigstens ein wenig von ihrer Trauer abzulenken. Als Cal auf sie geschossen hatte, war sie anfangs tatsächlich davon ausgegangen, dass Traceless sie jetzt und hier erledigen würde und sie hieß diesen Treffer willkommen. Doch schon, bevor ihr Körper lediglich warm wurde und kitzelte, zu dem Zeitpunkt als der vermeindliche Killer ihr zugezwinkert hatte, hatte sie die Wärme in seinen Augen gesehen und verstanden, was hier los war. Er wollte einfach beweisen, dass er auch schauspielern konnte und der Fakt, dass sie ihm den Traceless abgenommen hatte, zeigte, dass er zumindest ein gewisses Grundtalent hatte. Und ausserdem versprach, die anschließende Keilerei – denn was anderes erwartete sie nicht von Agatha Silverbird – eigentlich ganz witzig zu werden. Der Gedanke hatte sie ja auch nicht getrogen.


1 E-Street Northeast.
Der Wagen hielt, McGee stieg aus und sah sich um. Man konnte nicht behaupten, dass die Gegend grundsätzlich anders war, als die, die Gegenden er heute schon gesehen hatte.Es gab rot-verklinkerte Häuser – diese mussten eine Spezialität des Architekten gewesen sein, der die Häuser in dieser Ära zu verantworten hatte – es gab eine zwei sehr gerade Straßen, die wie mit dem Lineal gezogen aus der Ferne auf McGee zukamen um sich dann zu treffen und anschließend in der Ferne zu verschwinden. So war die Topographie der meisten Städte der USA – die meisten Straßen verliefen schnurgerade und teilten die Landschaft unter sich auf. Irgendwo westlich von ihm, das wusste er, würde, wenn er der E-Street folgte, zuerst auf den Washingtoner Hauptbahnhof treffen,  dann auf die Georgetown Universität, das Fords Theatre und dahinter würde er zuerst auf den Pershing Park und dann auf den South Lawn des Weißen Hauses treffen. Der Südrasen. Es war verblüffend, wie man sich so einen Diminutiv , eine solche Verniedlichung leisten konnte. Rasen? Er hatte die groß Angelegte Grünfläche gesehen. Diese Fläche einfach nur „Rasen“ zu nennen, war eine gekonnte Untertreibung.

Folgte er der auf die E-Street einkreuzende 12th Street Northeast nach Süden, stand er nach einer gewissen Zeit vor dem Lincoln Park. Aber er hatte etwas zu tun und folglich keine Zeit für irgendwelche Stadtbesichtigungen. Das überließ er denen, die den Aufklärungsunterricht nötiger hatten. Diesen empfahl er eigentlich am Liebsten auch gleich eine Geschichtsstunde mit Ducky, der sehr gerne über die Geschichte Washingtons referierte – als kleinen Bonus gab er dann meistens noch andere, nicht minder spannende Anekdoten zum Besten.

Wenn sich dieser Traceless nun an seinen bisherigen Modus operandi hielt, dann hatte er die Nachricht irgendwo hingeklebt und es war die Aufgabe von Gibbs oder McGee, eben jene Nachricht zu finden. Vermutlich würde Gibbs den Fund machen. Der Mann war gut. Seinen Augen entging nichts – ausser einigen Buchstaben – aber ansonsten konnte er sehen wie ein Luchs.
Er hätte mit sich selbst wetten sollen, denn kaum, dass McGee diesen Gedanken getroffen hatte, hörte er die befehlsgewohnte Stimme seines Bosses.
„McGee. Komm her.“

„Ich mag alles Rote.“, zitierte Ziva und ging, wie von einem hynpotischen Befehl dazu gezwungen, auf das Schild zu, das besagte, dass die die S-Street einkreuzende „North Capitol Street“ eine sogenannte „Snow Emergency Road“ war und sie knibbelte mit schnellen, inzwischen routinierten Fingern an einer Ecke eines roten Zettels herum, der ein wenig wie nach vorn geknickt wirkte. Sie schaffte es, ihren Fingernagel zwischen Papier und Schild zu bringen und zog.
Ratsch .
Mit einer schnellen Bewegung hatte sie den Zettel abgerissen und las die Worte.
„Wanderer“, stand dort, „Pilgere vom National Labor Relations Board auf der Neunzehnten Straße Northwest in nördlicher Richtung.“

„Wanderer“, las zum selben Zeitpunkt Gibbs, „Der K-Street bis zur Kreuzung 14 St. Folgen. Dann wieder nach Süden wenden und die 14. Bis zur Kreuzung Constitution Avenue laufen.“
Es war frustrierend. Definitiv – er hatte keine Ahnung, was der Autor, dieser mysteriöse Kerl namens Traceless, von ihm wollte und was die ganze Sache für einen Zweck verfolgte, aber -  er machte sich daran, die Laufwege in den Stadtplan einzutragen. Das Gebilde, das sich nun auf der Straßenkarte zeigte, erinnerte ihn an eine Art P oder R. Ein Dreieck und ein P oder R. Was sollte das? Das war schon ein schwerer Schlag für ihn – eine ziemliche Schmach – das er einmal nicht vor allen anderen wusste, was gemeint war. Vielleicht wurde er auch schon alt? Wundern würde es Gibbs nicht – schließlich war der Senior Special Agent ein alter Leitwolf, der grauhaarige Anführer. Es wurde immer erst besser, bevor es schlechter wurde und in den letzten Jahren war er auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Schnelle Reflexe, schnelle Gedanken – es würde ihn nicht wundern, wenn er bald in diesem Zusammenhang abnehmen würde. Und daher würde es ihn auch nicht überraschen, wenn sein Ende irgendwann einmal in Gestalt einer Pistolenkugel kam, bei der er nicht schnell genug war, ihr auszuweichen.  Vermutlich wusste Traceless sogar, dass er bald nachlassen würde – schließlich kam der Verbrecher aus der Zukunft. Und somit wusste er alles im Vorfeld. Er wusste, wann sein Team angreifbar war.

Ein Dreieck und ein P – oder ein R. McGee betrachtete sich die Zeichnungen seines Chefs und runzelte die Stirn. Es war nicht, dass er nicht verstand, was er da sah, er verstand nur nicht, was er da sah.
Was wollte Traceless ihnen mitteilen?
Ein Dreieck – das war eine geometrische Figur. Ein P – vielleicht wurde das P ja englisch ausgesprochen und spielte auf Pi an. Pi, also 3,1415 – die Zahl, die das Verhältnis von Kreisumfang zu Kreisdurchmesser angab. Aber was wollte er mitteilen? Von der Quadratur des Kreises hatte McGee ja schon gehört, aber die „Verdreieckung“ war ihm komplett neu.
Seufzend wandte er sich an Gibbs, der genau so ratlos schien, wie er.

Die blaue Linie führte vom National Labor Relations Board, das an der Ecke 19.Street NW und Constitution Avenue NW stand die Straße bis zum Ende nach oben durch. Sie durchschnitt den sogenannten Dupont-Zirkel und mündete dann, Meilen später in die Baltimore Street NW ein. Aber was wollte traceless damit ausdrücken? Baltimore? Ging es eventuell um Tony?
Zweifelnd blickte sie zu ihrem Partner, doch dann schüttelte die hübsche Israeli den Kopf. Warum sollte man erst einen riesigen Zinnober veranstalten, nur um dann auf „Baltimore“ hinweisen zu wollen? Das machte keinen Sinn.
Aber – bisher hatte keiner der Hinweise Sinn gemacht. Es hatte sich durch die Nennung von Straßen und Punkten ein hübsches Muster gebildet – das stimmte. Etwas, das wirkte wie ein Dreieck – oder, wie sie in diesem Moment merkte, wie ein A, das ziemlich windschief war – wurde vom weißen Haus über die Mitte Washingtons gelegt, aber – sie konnte damit nicht viel anfangen.
Selbst mit einem A, das windschief war, konnte sie nicht viel anfangen, zumal die momentane Situation so aussähe.
Ein Windschiefes A über dem Weißen Haus und links davon, auf der Neunzehnten Straße ein Strich, der bis zur Baltimore Street reicht – das heißt, es konnte auch kein A sein, sondern es musste sich dabei um ein Dreieck handeln. Ein Dreieck und ein langer Strich. Sie erinnerte sich daran, in den Neunzigern in Deutschland gewesen zu sein. Dort war eine Folge „Hogans Heroes“ im Fernsehen gesendet worden – oder wie es in Deutschland hieß: „Ein Käfig voller Helden.“.
Der Protagonist, Robert Hogan, führte dem Lagerleiter des STALAGs Nummer 13 in diesem Moment einen Staubsauger vor, den er vorher als Voalgedeha deklariert hatte. Natürlich war es nur ein Staubsauger gewesen und Voalgedeha bedeutete nichts anderes als „Von Aliierten gefangener deutscher Hase“, aber – gerade erinnerte sie die Zeichnung auf dem Stadtplan frappant an einen Versuch, einen Staubsauger zu zeichnen – oder vielleicht doch einen verkappten Stuhl?  Nein – sie verstand es einfach nicht.   Und in diesem Moment sagte Tony: „Zerbrich dir nicht den Kopf, Ziva. Wir fahren jetzt ins Hauptquartier – vielleicht kommen wir ja darauf.“
„Wir müssen erst den letzten Hinweis finden – also zur S-Street Northeast.“

Kaum, dass der Wagen losgefahren war, bemerkte Tony eine Änderung in Zivas Verhalten. Sie schlug die Beine übereinander -  diese langen, starken, muskulösen, doch sehr femininen Beine – etwas, das sie sonst nicht tat, und begann, wie geistesabwesend, mit ihrer rechten Hand kreisende Bewegungen zu machen. Verständnislos schüttelte Tony den Kopf und riss das Steuer im richtigen Moment wieder gerade. Der Beinaheunfall fuhr einen baby-blauen Prius und hupte ein paar Mal protestierend. Gleichzeitig blinkte er den schwarzen Dodge, oder besser gesagt, dessen Fahrer, protestierend an und zu allem Übefluss lachte Ziva David darüber. Zwar leise und glockenhell – nicht so laut wie sonst – aber, sie lachte.
Dann war sie still, blickte blinzelnd in die Ferne – in Richtung Sonne, die gerade auf dem Weg gen Westen war – und begann, zuerst zu summen und dann leise zu singen.

Rusted brandy in a diamond glass. Every little thing is made from dreams Er hörte ihre sanfte Stimme und fragte sich, wo er das Lied, das sie da gerade sang, schon einmal gehört hatte. Dann setzte der Refrain ein.
Temptation – Temptation – Temptation – I can’t resist.
Tony merkte wie sein Herz schneller schlug. Temptation – Versuchung – der sie nicht widerstehen konnte. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als Ziva ihn anschaute und die Takte des Liedes weitersummte.

Und dann zuckte sie zusammen.

„I can’t resist“…
BOOM

Direkt neben Ihr ging diese Bombe hoch. In einem Anflug puren, lebensrettenden Aktionismusses riss sie die Arme hoch, schützte ihr Gesicht von den sengendheißen Schrapnellen und merkte, wie die Druckwelle sie – einer lebenden Puppe gleich – von der Bühne trug. Ihr Körper sah sich in diesem Moment einer ungeheuren Tortur gegenüber, als Trümmer von Tischen gegen sie krachten. Sie selbst merkte noch, wie sie auf den Boden knallte, ihr Kopf nach hinten sank und sich Stille um sie senkte.

Ziva David war sich nie im Leben so sicher gewesen, das ihr Tod unmittelbar bevorstand. Eine Bombenexplosion aus nächster Nähe? Das konnte niemand überleben, die Chancen waren viel zu schlecht und ausserdem würde es sie nicht wundern, wenn sie sich alle zum Überleben notwendigen Knochen gebrochen hätte. Die Schmerzen waren der definitive Indikator dafür. Ein Teil von ihr merkte, wie sie immer losgelöster wurde und hieß es willkommen, ein anderer Teil verfluchte sich dafür. Sie war Mossad-Agentin, ihr Vater hatte sie trainiert, sie hatte sich gegen alle anderen Kameraden durchgesetzt und war eine gute Agentin geworden. Und gute Agenten gaben nicht einfach so auf.


Sie musste den Kopf schütteln und merkte erst jetzt, dass Tony den Wagen angehalten hatte und sie mit vor entsetzen aufgerissenen Augen anstarrte.
„Was ist los, DiNozzo?“, fuhr sie ihn unverhältnismäßig harsch an und zog dann eine Grimasse, als sie den Ausbruch als solchen erkannte.
„Entschuldigung, ich meine – was ist los, Tony?“
Der Halbitaliener drehte den Zündschlüssel um und setzte das Gefährt wieder in Gang.
„Du warst gerade vollkommen weggetreten. Hast geatmet, als hättest Du entweder einen verdammt-schlimmen Albtraum oder…“
„oder?“
Er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen.
„Du bist ein Schwein, DiNozzo.“, sagte Ziva und der Mann nickte: „Ich weiß.“
Und während der Wagen los fuhr, erinnerte sie sich an die Bar, in der sie gesungen hatte und in der sie fast gestorben wäre. Da saßen in einer der ersten Reihen ein Mann und eine Frau. Beide schauten sie mit einem wissenden Blick an und schenkten sich dann ein verliebtes Lächeln. Sie hatte sich an dem Tag gefragt, was sie damit gemeint hatten und – wenn man ehrlich ist, können solche Dinge wie, eine halbe Bar, die einem auf den Kopf fällt, dafür Sorgen, dass man Kleinigkeiten vergisst – aber sie erinnerte sich nun deutlich daran, dass die grauen Haare, die der Frau in der ersten Reihe bis auf die Brust fielen, noch die eine oder andere Strähne einer anderen Haarfarbe gehabt hatten. Ihr war damals noch durch den Kopf gegangen, dass Gibbs an dieser Frau wohl seine wahre Freude gehabt hätte – und dann war die Bombe in die Luft gegangen.
Eigentlich hielt sie die Vermutung, die damit einherging, für ziemlich unwahrscheinlich, aber…  nein, sie musste sich irren. Es mochte sein, dass die Haare der Frau genau so feuerrot waren und es mochte sein, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit der Frau aufwies, die sie hier als Agatha Silverbird kennengelernt hatte, aber selbst, wenn sie der hübschen Rothaarigen die Geschichte abkaufte, dass sie Zeitreisende waren und unter den Vorzeichen, dass die beiden, also Cal und Agatha wussten, was ihr – also Ziva – in dieser Bar wiederfuhr… da musste man schon ziemlich blöd sein, und sich genau in den Explosionsradius setzen, der zum sicheren Tod führte. Nein -  das konnte nicht sein.
„Ziva?“, riss Tony sie aus den Gedanken, „Wir sind da.“
Der Wagen hielt.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #18 am: 24.04.14, 14:08 »
McGee erreichte Abbys Labor zum selben Zeitpunkt, wie Tony und Ziva. Verblüfft schauten die Agenten einander an, dann lächelte der Italiener: „Als hätte Abby uns alle herzitiert.“
„Ach ja?“, fragte Gibbs und kam aus der Tür, die zum Treppenhaus führte, „Dann wollen wir doch mal hören, was Abby zu sagen hat, meint Ihr nicht auch?“

Das Labor war dunkel. Die Computer piepsten nicht und es drang keine Techno-Musik aus den Lautsprechern. Es war, als wäre Abby gar nicht da.
Verblüfft schaute Tony zu Ziva, die mit den Schultern zuckte und die Stille durch den Ruf nach ihrer besten Freundin brach.
Doch eben jene beste Freundin schien keinerlei Anstalten zu machen, sich in einer wie auch immer gearteten Weise zu melden.
McGee schaute sich ebenfalls ein wenig verdattert um, trat einen Schritt nach vorne, doch in dem Moment schnellten Zivas und Gibbs Arm zeitgleich nach vorne und hielten den Computerspezialisten fest.
Der stoppte – absolut effektiv zum stehen gebracht von der geballten Kraft von NCIS und Ex-Mossad und schaute die Beiden Mitarbeiter an.
„Was?“, fragte er, doch als Ziva ihren Finger auf ihre vollen Lippen legte, schaute McGee sie kurz an und wiederholte die Frage geflüstert.
„Da.“, deutete Tony plötzlich leise und geflüstert auf eine Gestalt die dort im Dunkel stand. Sie bewegte sich nicht, hatte den Rücken durchgedrückt und stand perfekt still – wie ein Soldat. Tony schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete in die grobe Richtung der Gestalt. Sie sahen nur kurz ein graues, längliches, ausdrucksloses Gesicht…
„Ach Tony?“, riss McGee ihn aus seinen Gedanken und er schaute verblüfft zu seinem Kollegen herüber: „Ja, McGenius, du wolltest mir doch noch erzählen, ob Du auch das Gefühl hast, in einer Zeitschleife zu stecken.“
„Ja, das auch, aber… ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob Du mir einen Gefallen tun könntest.“
Tonys Augen verengten sich zu schlitzen: „Wie kann ich Dir helfen?“
Seit wann fragte McGee ihn um Hilfe? Hier stimmte doch wieder was nicht.
„Tony… mit so was macht man keine Witze. Wir wissen nichts über die Möglichkeiten extraterristrischen Lebens da draußen… wir wissen nicht, ob sie nicht schon unter uns weilen und aussehen wie Menschen… vielleicht bin ich ja auch nicht mehr Abby, sondern habe sie heut Nacht gefressen und trage ihre Haut als Kleidung?“ , schoss ihm Abbys Stimme durch den Kopf und er schüttelte selbigen. Es gab keine Ausserirdischen.
Aber, nur mal zur Sicherheit schaute er McVerdächtig mal genauer an. War er schon immer so dünn, beinahe spindeldürr, gewesen?
„Was ist, kannst Du mir helfen?“, fragte McGee in einem Tonfall, der Tony auch nicht so wirklich gefiel. Er erinnerte ihn ein wenig an eine Schlange, die den Hasen fragte, ob er ihr mal kurz in die Augen sehen könne, sie habe das Gefühl, ihre Kontaktlinsen seien verrutscht.
Und er hatte oft genug „Der Hofnarr“ gesehen, um zu wissen, dass man Leuten, die hypnotisieren konnten, nicht mal in Ausnahmefällen in die Augen schaute, es sei denn, man wollte den Rest des Filmes an- und ausgeschnippt werden.

Nein, er war sicher, er war unter Freunden, es gab keine Ausserirdischen.
„Natürlich, McGee – wie kann ich dir helfen?“
War das jetzt eine Spur zu freundlich? Tim schaute ihn aufmerksam an und legte dann den Stift, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, ab. War es ein Stift, oder so ein Gedankenverwurschtelblitzdingsi, wie es die Men in Black im Film hatten?
‚Tony, jetzt reiß dich zusammen!’, schoss es ihm durch den Kopf, allerdings – wie hätte er es sonst erwartet – nicht in seiner eigenen Gedankenstimme, sondern in der Stimme seines Vaters. Innerlich seufzend blickte er Mc-potentieller-Alien-Wirt an.
„Ich bräuchte aus der Asservatenkammer die Akte Drei vier Drei.“, sagte McGee und zuckte mit den Schultern: „Ich kann sie auch selber holen, aber – ich dachte, vielleicht… ich würd dir auch einen Kaffee ausgeben.“
So, jetzt war es sicher, das was nicht stimmte. McGeizig gab ihm einen Kaffee aus?
Aber – er würde mitspielen. Wenn es eine Alien-Invasion im NCIS gab, würde er es herausfinden und zu Gibbs gehen und… was wenn Gibbs der Anführer war?
Dann würde er zu Vance gehen und… was wenn Vance der Anführer und Gibbs sein Lieutenant war? Vielleicht sollte er doch noch mal mit Ziva sprechen und… was wenn Ziva nun auch eine Ausserirdische war?
Da brauchte er nicht groß nachzudenken. In dem Fall würde er sich von ihr Fressen lassen. Was sollte das denn?
Wenn er so an die Abenteuer der letzten Jahre dachte, die er mit ihr erlebt hatte, fand er, dass er keine bessere Partnerin finden konnte, als diese Frau. Und wenn sie nun tatsächlich nur noch eine Hülle war – was eigentlich Blödsinn war, es gab keine Ausserirdischen – dann würde er sich nur allzu bereitwillig von ihr in genau so etwas verwandeln, denn… wenn er die Wahl hätte, ohne sie zu leben oder mit ihr tot zu sein… so verdreht es auch schien, er wählte das Letztere. Ohne sie, ohne ihren extrem trockenen Sinn für Humor , konnte er sich das Leben nicht mehr vorstellen.
Und mit dem Mut der Verzweifelten stand er auf und ging zum Aufzug.
Kurz, bevor sich die Aufzugtür schloss, hörte er McJudas Stimme: „Er ist auf dem Weg.“


Tony erinnerte sich daran, sie sie ihm vor ein paar Stunden einen Streich gespielt hatten – weil er Ziva Angst vor Aliens unterstellte. Aber dieses Wesen dort, das war doch… das war…
Der Blick des Halbitalieners glitt zum Bildschirm, von dem ihm ein ebenso graues wie grässliches Wesen entgegenglotzte und er hatte das Gefühl, zu fallen. Verdammt, es gab keine Ausserirdischen – selbst, wenn dieser Cal und diese Agatha behaupteten, sie wären Raumschiffpiloten, so glaubte er ihnen das nicht. Und dennoch stand dort, in einem dunklen Anzug, mit ausdruckslosem Gesicht eben so ein Lebewesen Er erinnerte sich wieder an den Streich, den sie ihm gespielt hatten.


Die Aufzugtür glitt auf und Tony fand sich in absoluter Dunkelheit wieder.
Was war hier los? Stromausfall?
Das hatte den Vorteil, dass die Tür zur Asservatenkammer, normalerweise elektrisch verschlossen , leicht zu öffnen war. Er drückte die Klinke herunter, die Tür öffnete sich und er betrat die Asservatenkammer.
Mit der Taschenlampe leuchtete er sich den Weg – ein lächerlich kleiner Lichtfinger versuchte sich in dieser großen, großen dunklen Halle bemerkbar zu machen.
Ein Witz.
Das alles war ein Witz – er hatte doch keine Chance. Vielleicht sollte er abwarten, bis der Strom wieder funktionierte?
Schnell griff er zu seinem Handy und wählte die Nummer von McGee.
The person, you have called is temporary not available. , erklang die Stimme aus seinem Telefon und er verfluchte die extrem miese Empfangssituation, in der er sich gerade befand.
Naja, es nutzte ja nichts, er musste diese Akte finden, wenn er seinen Kaffee haben wollte.
Und es hatte den Vorteil, dass ihm an all dem hier nichts Bekannt vorkam.
Wobei – wenn er ehrlich war, wäre es ihm lieber, wenn von dieser Stelle auch ein Déjà-Vu gehabt hätte.

Klank!
Tony zuckte zusammen.
‚Was ist los mit Dir, DiNozzo? Beruhig dich!’, schalt er sich, dieses mal gedanklich in der Stimme seines Chefs. Er merkte, wie sein Atem sich verlangsamte. Es war doch einfach nur albern. Er war Mitte 30 und fürchtete sich gerade im Dunkeln vor dem, was da im Dunkeln auf ihn lauern könnte.
Und offenbar war da was, denn er konnte hören, wie etwas über den Boden geschleift wurde.
Was es war, wusste er nicht, aber er hatte einen starken Verdacht. Schließlich war das hier der NCIS, hier lagerten Geheimdokumente, hier liefen die geheimdienstlichen Fäden für Gegenspionage, Terrorismusbekämpfung und andere Nettigkeiten zusammen. Das man in den NCIS prima einbrechen konnte, wenn man denen den Strom abstellte, war etwas, was ihm schon damals, als man halb Washington den Strom abgedreht hatte, in den Sinn gekommen war.

Das Schleifen, das er hörte… es musste ein Körper sein, der gerade getötet und nun versteckt wurde.
Ziva!
Sie war hier unten gewesen, zusammen mit Abby. Und hier hatten sie dieses Gespräch geführt und…
Erneut zuckte er zusammen.
Knappe 4 Meter von ihm waren Sachen umgefallen und er hörte ein merkwürdiges Geräusch – ein merkwürdiges schrilles Kreischen. Beinahe wäre er gegen ein Regal gelaufen, als er sich daran erinnerte, wo er das Geräusch schon einmal gehört hatte.

Lorette Taylors Filmnacht.
Das Geräusch war vom Fernseher gekommen und hatte ihnen allen eine Gänsehaut beschert.
„Aliens.“, sagte Tony leise und schüttelte den Kopf: „Schöner Gag, aber… ich fall da nicht drauf rein.“
„Nicht?“, hörte er Zivas sanfte Stimme direkt hinter sich, fuhr herum und erstarrte.
Sie trug einen Hazmat-Anzug, ihre braunen Augen waren gelb, ihre Wange war von silberner Kybernetik verziert und die Beleuchtung des Hazmat-Suits gab ihrer ausserirdischen Erscheinung noch eine Spur mehr… was auch immer.
Er schluckte, ging einen Schritt zurück und merkte, wie hinter ihm jemand stand.
Schnell fuhr er herum und schaute in die roten Augen Abby Sciutos.
„BUH!“; machte sie und Tony … lachte.
Die Forensikerin zog eine Schnute.
„Hat es nicht geklappt, Tony?“
„Bis zu diesem Geräusch hattet ihr mich. Aber dieses Hiya-k-k-k-k, das die Aliens in dem Film machten… das hat euch dann doch verraten.“
Er ging zu Ziva, nahm ihr den Hazmat-Helm ab und grinste: „Darf ich dir was sagen, oh mein Metall-Zombie?“
Die hübsche Israelin griff an ihre Wange, nahm die Verkleidung ab und grinste schief: „Was denn?“
Er beugte sich vor und küsste sie: „Du bist ein wirklich hübscher Alien.“
Ziva grinste: „Hiya-k-k-k-k.“


Ziva konnte nicht glauben, was sie da sah – aber es war offenbar da. Dieses Lebewesen hatte eine graue Hautfarbe, war knapp einen Meter 80 groß und hatte extrem lange Hände, ebenso eine Kinnpartie, die spitz zulaufend war und große schwarze Augen, wie Käfer. Er – oder es – stand einfach da, machte keine Bewegung, starrte sie einfach nur an. Und just, in dem Moment, in dem sie dachte, es wäre nur eine Puppe, begann das Wesen zu sprechen – ohne seinen Mund zu bewegen, den sie sowieso nicht sah.

„MENSCHEN , donnerte es mit einer Stimme, die eindeutig nicht von dieser Erde stammte, „WIE KÖNNT IHR ES WAGEN IN DIE HEILIGE SPHÄRE DER SH’TU EINZUDRINGEN? DAFÜR WERDE ICH EUCH BESTRAFEN!
Und augenblicklich spürte sie, wir ihr immer heißer wurde, immer heißer, immer heißer.

Tim war verblüfft.
Dieses Wesen, das dort im Labor stand, redete – aber die Stimme klang viel zu vertraut, um ihn zu schrecken. Die „heilige Sphäre der Sh’tu – schon klar.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, doch als es immer heißer wurde, war er geneigt, seine Meinung zu revidieren.

Leroy Jethro Gibbs war nicht unbedingt amüsiert.
Er warf einen Blick nach oben, direkt auf die Klima-Anlage und schüttelte den Kopf.
„Schalt die Klima-Anlage aus, Sh’tu.“, sagte er und ging auf das Wesen zu.
„Keinen Schritt weiter!“ , donnerte das Wesen und als Gibbs seine Hand nach ihm ausstreckte, stand er plötzlich in einem grellen Scheinwerferlicht. Er erstarrte, drehte sich, mit einem in die Ferne reichenden Blick um und sagte dann: „Wir sind die Sh’tu. Wir sind…“

Der Feuerwehrtruck bog mit Blaulicht und Sirene um die Ecke. Andrew Meyer sprang aus dem Fahrzeug und bleib vor Schreck erstarrt stehen. Das Haus – beziehungsweise das, was davon übrig war – stand lichterloh in Flammen. Verdammt , dachte der Feuerwehrmann sich, da ist nicht mehr viel zu retten.
Aber dennoch machte er sich daran, mit seiner Mannschaft das Feuer zu löschen, wenngleich er nicht viel Hoffnung hatte. Im Vorgarten lagen drei Personen benommen auf dem Boden, rappelten sich gerade auf und schauten das Personal des Trucks an. Tränen traten in die hübschen grünen Augen der Frau, die trotz zerrissener Kleidung und einigen Rußflecken im Gesicht eine Aura der Würde verströmte. Sie erinnerte ihn an das Bild einer stolzen Kriegerprinzessin, die zerschlagen, aber nicht geschlagen dastand und den Verlust eines gefallenen Kameraden betrauerte.
„Ich weiß nicht, was passiert ist.“, schniefte sie, „Sie war da drin und… plötzlich explodierte das Haus.“

Leon Vance musste zugeben, dass Agatha Silverbirds Schauspieltalent durchaus vorhanden war. Sie konnte die ahnungslose Zeugin spielen, die nichts von dem Brandzünder wusste, der in der Ruine sein Werk getan, und sich dann in seine Bestandteile aufgelöst hatte. Es war eine verdammt riskante Aktion gewesen, aber – sie hatte funktioniert. In dem Moment, in dem sie sahen, wie sich Angela Stone dematerialisierte, traten sie noch ein paar Meter aus dem Gefahrenradius und überließen der Technik der Sternenflotte ihren destruktiven Teil. Der gewaltige Knall war noch etliche Meilen weit zu hören gewesen und es würde Vance nicht überraschen, wenn Gibbs das Geräusch nicht ebenfalls gehört hätte.

Die Druckwelle hatte sie ein wenig durch die Luft gewirbelt – allerdings das zerrissene Outfit, das Agatha trug, war die Schuld Cals, der gemeint hatte, so wirke es authentischer.
Man musste kein Psychologe sein, um zu wissen, das Cal dies nur machte, weil er wissen wollte, ob Agatha tatsächlich auf diese Finte einging – und ob sie es nun machte, um ihrem Captain eins auszuwischen, oder weil sie tatsächlich an die Worte des Mannes glaubte – sie riss sich ein paar moderat große Löcher in die Kleidung. Dann ging sie auf Cal zu, schaute ihm tief in die Augen und… riss mit einem hörbaren „rrrriipp“ sein Hosenbein ab. „Oder willst Du im Abseits stehen?“, fragte sie ihn. Der Captain schüttelte den Kopf, riss seine Kleidung ebenfalls in Fetzen und dann schaute Agatha abwartend zu Leon, der den Kopf schüttelte: „Ich… ich stand ein wenig weiter hier vorne. Mir ist nichts passiert.“
War das Erleichterung, Amüsement, oder der Gedanke „Scheiße, warum bin ich da nich drauf gekommen?“, das da in Cals Augen aufblitzte? Wie dem auch sei, der Director beschloss, sich vom Tatort zu entfernen, ehe man ihn sah.

Abigail Sciuto grinste und trat aus ihrem Versteck.
„Ihr seht alle ein wenig erschrocken aus.“, kommentierte sie die Grimassen, die das Team um Gibbs zog. Dann streckte sie die Hand nach dem grauen Mann aus, klopfte ihm auf den Kopf und lächelte, als der hohle Klang zu hören war.
„Ich hab mir gedacht, wenn Ihr mich nicht ernst nehmt, bring ich euch dazu.“, sagte sie und schaute, mit einem schiefen Grinsen zu Tony herüber: „Und Du hast dich noch über Ziva amüsiert.“
„Hey, das habt ihr mir zurückgezahlt.“, sagte der Halbitaliener und deutete auf den „Grey“, der da ist unnötig.“
Abby schüttelte den Kopf: „nicht im Geringsten. Ich möchte euch nämlich sagen, dass wenn ihr schon hier von einem Alien überrascht werdet – und ihr seid hier zusammen – was macht ihr dann erst, wenn sie euch aus euren Betten holen?“
„Uns holt niemand aus den Betten.“, sagte Gibbs, mit der gebotenen Schärfe in der Stimme und trat auf Abby zu, „Aber ich hol dich gleich – und zwar auf den Boden der Tatsachen zurück.“
Damit legte er ihr seinen Stadtplan auf den Tisch.
„Was sagst Du dazu, Abs?“
Die Forensikerin schaute den Senior Special Agent kurz an, legte den Kopf schief und betrachtete sich die gezogenen Linien genauer.
„Ich persönlich würde sagen, das ist ein sehr verkrüppeltes R.“
„Und was sagst Du hierzu?“, fragte nun Ziva und gab ihr ihre Straßenkarte.
„Hm, könnte ein windschiefes A sein. Oder ein Dreieck. Aber warum ist es über dem weißen Haus?“
Sie stockte, schnippste mit den Fingern und wandte sich zu ihrem Computer um: „Ich weiß schon. Deswegen.“
Damit erschien auf dem Monitor ein seltsames Gebilde – es war von dreieckiger Grundform, hatte an den jeweiligen Spitzen einen weißen und dort, wo der Mittelpunkt des Dreieckes wäre, einen lila Punkt.
„Triangle ships.“, erklärte sie, „Die Aliens sind ja wirklich überall. Ob der Präsident auch…“
Sie stockte und zuckte mit den Schultern: „Das würde seinen Sinneswandel erklären. Ich meine, das könnte heißen, dass ein Triangle Ship über Washington schwebte, dann nach Norden und…“
Sie warf einen Blick auf Gibbs Stadtplan: „Naja, und dann … erm… naja – es verflog sich offenbar in Washington.“
Man warf Abby einen eher zweifelnden Blick zu, ehe sich Gibbs erneut meldete.
„Habt Ihr eigentlich alles eingetragen?“, fragte er und schaute Ziva an, die den Kopf schüttelte: „Nein, die letzte Meldung war extrem verwirrend. Ich hab sie hier.“
Damit räusperte sie sich und las vor: „Wanderer, bist du am Dupont-Circle angelangt, umrunde ihn. Du hast deine Reise abgeschlossen, wenn du das Werk von Oben siehst.“
„Das Werk von Oben?“, echote McGee und schaute Ziva an: „Sollt ihr irgendwo hochklettern?“
„Keine Ahnung.“, gestand der Halb-Italiener, „Ich dachte für McSuperschlau wäre das der Moment, sich entsprechend einzubringen.“
„Hm.“, machte der Angesprochene und ging zum Stadtplan um den Kreis um den Dupont-Circle zu ziehen.
„Sagt mal – die Route würde doch nur vom Beginn der 19th Street Northwest bis zum Dupont-Circle gehen, oder?“, fragte er dann und Ziva las sich nochmal die beiden Rätsel durch, ehe sie nickte.
„Ja, schon.“, sagte sie dann.
„Das ist ein I.“, meinte McGee und nahm sich drei Zettel, auf die er – jeweils separat ein R, ein I und ein A schrieb.
„Wir haben drei Buchstaben, die in eine bestimmte Kombination gebracht werden müssen.“, erklärte er und begann, sie in unterschiedliche Varianten zu bringen.
„Abby, schreibst Du bitte mit?“, fragte er und begann: „R.I.A., A.I.R, I.R.A., R.A.I.“
Dann stockte er, blinzelte und murmelte ein: „Das kann nicht sein.“
„Doch, das kann es.“, erklärte Gibbs und legte eine bestimmte Buchstabenkombination.
Tony schluckte hart. Bitte nicht. Bitte nicht schon wieder. , schoss es ihm durch den Kopf, während Ziva merkte, wie ihr Herz zu rasen begann. Das konnte nicht sein, sie hatte…
Abbys Tränendrüsen nahmen die Arbeit auf – es war inzwischen 5 schmerzhafte Jahre her, aber… die Wunden waren immer noch da.
Die Buchstabenkombination, die Gibbs gelegt hatte, lautete A.R.I.

Gibbs hieb mit seiner Faust auf den Stadtplan

To be continued

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #19 am: 24.04.14, 14:24 »
Kapitel 13

Getroffen ging Ari zu Boden.

Das Lächeln, das der Mann, der sich selbst Cal nannte, aufgesetzt hatte, ließ Leroy Jethro Gibbs kalt. Dieser Mann hatte sich einfach – ohne auf Backup zu warten – auf seinen Feind gestürzt und war mit ihm aus dem Fenster gefallen. Ein solcher Plan hätte ‚Cal’ bei ihm eine Kopfnuss eingebracht. Aber – die Mission des jungen Mannes schien, nach dem Grinsen Cals und Agathas zu schließen, erfolgreich gewesen zu sein.
„Ich hab ihn selber in der Arrestzelle abgeliefert und – alles ist in bester Butter.“, erklärte der Mann gerade, als ein leises Sirren, beinahe wie von einem Moskito zu hören war, das langsam immer lauter wurde, bis Cal aufschrie und nach hinten fiel.
Nicht schon wieder! , schoss es Gibbs durch den Kopf und er sah, statt des jungen Mannes plötzlich die mit weit-aufgerissenen Augen daliegende Caitlynn Todd, deren Kopf ein großes Loch aufwies.
„Cal!“, hörte er Agathas entsetzte Stimme, riss sich in die Realität zurück, war bei ihr und gab ihr einen Stoß, der sie zu Boden gehen ließ, ehe er in dem bestem Kommandotonfall, den er gerade aufbringen konnte, ein raues „Alle auf den Boden und in Deckung“ bellte.


Die eisblauen Augen Leroy Jethro Gibbs schlossen sich kurz, als er einen Schritt nach hinten machte und sich an der Kante des Labortisches, auf dem Abby oft ihre forensischen Experimente veranstaltete, festhielt.
Die Reaktionen darauf waren vielschichtig – von Tim kam ein besorgtes „Boss?“, während Ziva, Abby und Tony ein lautes „Gibbs!“ ausstießen, selbst vom gerade die Forensik betretenden Ducky kam ein besorgtes „Jethro, geht es Dir gut?“
Kurz schüttelte er den Kopf, um wieder klar zu werden.
Verdammt, was war eigentlich passiert?
Er schaute in die Runde, nickte nur und schaute dann die Buchstabenkombination auf dem Bildschirm unverwandt an. Ducky folgte seinem Blick.
„Oh je.“, machte er und schien plötzlich um Jahre gealtert, „Kate.“

„Nein.“, machte Tony plötzlich in einem sehr bestimmenden Tonfall, „Es kann nicht sein. Ari ist tot. Du hast ihn umgebracht, Ziva. Und das war nicht erst gestern, ich meine…“
Er lächelte sein DiNozzo-Lächeln, dass diesesmal allerdings eher gezwungen, denn wirklich ehrlich und charmant wirkte, „Es liegen fünf Jahre zwischen den beiden Ereignissen. Es kann nicht Ari sein.“
„Einer meiner Vorfahren“, hörte der Italiener plötzlich Duckys Stimme, „hatte einen Leitspruch. Wenn man alles Unwahrscheinliche ausschliest, muss das was übrig bleibt, und sei es noch so unwahrscheinlich die wahrheit sein.
McGee schaute ihn lächelnd an: „Du warst mit Sherlock Holmes verwandt, Ducky?“
„Nein, Timothy, aber mit seinem geistigen Vater. Sir Arthur Conan Doyle. Du hast mir doch mal eines dieser Mangas ausgeliehen. Der Charakter, der dort die Hauptrolle innehat, ist ein glühender Verfechter dieses, wie ich sagen möchte, großartigen Schriftstellers.“
„Ducky!“, machte Gibbs und schaute ihn aus seinen Augen an. Der Schotte nickte.
Auch jetzt, fünf Jahre nach den Ereignissen, die sie Kate gekostet hatten, war der Terrorist ein wunder Punkt in der Seele Leroy Jethro Gibbs. Auch, wenn er ihn lieber vor Gericht gesehen hätte, so war der Tod, der Ari durch die Hand seiner Halbschwester wiederfahren war, so etwas wie „ausgleichende Gerechtigkeit“ gewesen. Und der Fakt, dass dieser Tod offenbar so leicht zu überlisten war, dass er jetzt, fünf Jahre später wieder zumindest namentlich auftauchte, brachte das Blut Gibbs zum Kochen.
„Abby“, sagte er, ohne die Stimme großartig zu erheben, „Ich möchte, dass du Dich in die Sicherheitskameras aus Zivas Nachbarschaft einklinkst – um 14.00 Uhr hat es auf sie und Tony einen Anschlag gegeben.“
„Jawohl, Gunny.“, salutierte Abby und machte sich daran, den von ihr erhaltenen Auftrag auszuführen. Gleichzeitig wandte sich Gibbs an McGee: „Du klinkst dich in die Überwachungskameras des Navy Yard ein. Der Schweinehund könnte sich hier einschleichen und ich will wissen, wem ich trauen kann, und wem nicht.“
Anschließend schaute der grauhaarige Chefermittler zu Tony und Ziva herüber: „Ihr geht nochmal alle Fallakten der letzten fünf Jahre durch – listet mir alle Schweinehunde auf, die gegen euch einen Groll haben.“
„LeFrey kann es nicht sein.“, fragte Tony, was Ziva dazu brachte, ihn verblüfft anzuschauen: „Wer?“
„Ein Waffenhändler, der … erm…“
Der Halbitaliener stockte und schaute sich – nur mit den Augen – suchend um, ehe er verblüfft lächelte: „Was … was ist mit euch?“
„Du hast gerade festgestellt, dass LeFrey es nicht sein kann.“, sagte Ziva und Tony schüttelte den Kopf: „Habe ich nicht.“
„Doch.“
„Nein!“
„DOCH!“
Tony hatte gerade den Mund geöffnet, um zu protestieren, doch er schloss ihn wieder,als er und Ziva eine Kopfnuss bekamen.
„Konzentriert euch auf den Fall.“, sagte Gibbs nur und ging zur Tür.
Ziva schaute zu Tony und streckte ihm die Zunge raus.

Jeanne Benoit hätte nie geglaubt, dass das alles nochmal passierte. Seit 3 Jahren hatte sie ein ruhiges, friedliches Leben gelebt, es war ihr gelungen, den Verlust Tonys zu überwinden, es war ihr gelungen, die Trauer um ihren Vater in die Arbeit zu investieren und sie hatte es tatsächlich geschafft, noch besser und effizienter zu arbeiten als vorher. Natürlich war sie Ärztin geblieben – das war der Job, den sie lebte, liebte und atmete. Aber sie hätte nie gedacht, dass sie das alles nochmal einholen würde. Wie naiv das war, bemerkte sie, als die Tür aufging und zwei ziemlich verschrammte Gestalten hereingebracht wurden. Eine hübsche Rothaarige und ein junger Typ, der sich mehr um die Rothaarige, als seine eigene Gesundheit sorgte, was ihn die Architektur des Gebäudes mindestens einmal spüren ließ, als er gegen einen – aus seiner Sicht – extrem dämlich platzierten Pfeiler lief.
Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Es erinnerte sie an die beiden Junkies, die Tony seinerzeit in der Leichenhalle…
Tony.
Und plötzlich war alles wieder da.
Das Herzrasen, das sie gespürt hatte, wann immer sie ihn sah. Die Wut, diese unmenschliche Wut, die sie empfunden hatte, als er ihr zugesagt hatte, das nichts von alldem real gewesen war und das er nur an ihren Vater herangewollt hatte.
Die komplette Wut auf den NCIS und auf Madame Director Shepard, die die ganze Mission und das Alias Tony DiNardo für den Italiener aufgebaut hatte.

Gut, Director Shepard war vor ein paar Jahren bei einem Hausbrand gestorben und aus dem Grund erinnerte sie das Auftreten der Beiden einerseits an die beiden Junkies und zum anderen an …
„Damit wir es gleich klarstellen.“, sagte die Rothaarige in ihren zerfetzten Kleidern, „Mir geht es gut, sie müssen mich nicht untersuchen, geben Sie mir neue Klamotten, dann kann ich gehen.“
„Unterschreib ich.“, sekundierte der Mann neben ihr und beugte sich dann interessiert vor, um ihren Namen auf dem Brustschild zu lesen: „Doktor Benoit, Sie werden feststellen, dass es uns gut…“
Er stockte.
„Benoit, woher kenn ich den Namen?“, fragte er sich laut und schaute sie kurz an. Dann zuckte er zusammen, denn die Rothaarige warf ihm einen Mörderblick zu: „Oy. Spaceman. Komm nicht auf dumme Gedanken.“
„Schon klar, Donna.“, grinste der Mann und schaute nun wieder sie, Jeanne an, „Ich… nun… ich komm gleich drauf. Auf jeden Fall geht es uns gold. Sie können uns dann wieder entlassen.“
Sprachs, drehte sich um und wollte gehen, doch er stockte und wandte sich an ‚Donna’: „Können wir doch, oder?“

„Wie kann Ari noch leben?“, fragte McGee einen wild auf seinen Computer einhackenden Tony DiNozzo, welcher ihn aus grünen, funkelnden Augen anschaute und ein genervtes „Frag mich was Leichteres“ murmelte, ehe er sich wieder seiner Aufgabe widmete.
Dann hörte er, wie Ziva etwas fragte und musste kurz blinzeln, ehe er sie verblüfft anschaute.
„Wer?“
„Na, der Rest meiner Familie. Admin, Arif…  vergiss nicht Rebekka. Die sind doch alle hinter dir her.”
Tonys grüne Augen bohrten sich in Zivas nussbraune und er hatte das dumme Gefühl, dass sie das, was sie da sagte, tatsächlich glaubte.

Agatha wusch sich gerade die Hände. Sie warf einen Blick in diesen Krankenhausspiegel, hatte sich gerade ihrer zerfetzten Kleidung entledigt und betrachtete nun die Klamotten, die ein Lieferant vorbeigebracht hatte. Aus dem Paket entnahm sie zunächst einen kleinen Brief – er mochte nicht größer als DinA5 sein – der folgenden, knappen Text enthielt.

Zitat
Neue Kleidung nötig. Spesenkonten sind was Feines. Grüße K.

Agatha grinste. Der gute Frank Krispy war in dieser Zeitebene Leiter der „Stelle für Ausrüstung Zeitorientierter Anpassung“. Offenbar hatte Vance ihn informiert, dass Cals und Agathas Kleidung nicht mehr dem vorzeigbaren Standard entsprach und daraufhin hatte Frank ihr und Cal neue Kleidung zukommen lassen, die wenig aufsehen erregen sollte.
Ein hellblaues Langarmshirt rahmte ihren schönen Oberkörper ein, während ihre langen Beine in einer Blue Jeans steckten. Die Füße hatte sie in dunkle Socken gehüllt und trug dazu bequeme Schuhe, die einen leichten Absatz hatten.
An und für sich war die Kleidung für diese Zeitebene angemessen und durchaus schick und – wenn sie das mal so sagen durfte, fand sie, dass sie in dieser Kleidung ziemlich gut aussah.
„Schicker Fummel“, hörte sie plötzlich eine Stimme, die sie zusammenfahren ließ. In der Tür stand Cal, die Arme vor der Brust verschrenkt, sich in den Türrahmen lehnend und schaute sie von oben bis unten an.
„Steht dir.“, sagte er mit einer gewissen Gelassenheit, löste sich von der Tür und trat auf sie zu. Noch bevor sie wusste, was wirklich los war, merkte sie, dass ihr kalt wurde. Das war nicht Cal. Jedenfalls nicht der, den sie liebte.
Ein lüsternes Lächeln erschien auf den Lippen des Captains.
„Ich verstehe dich ja, Agatha“, sagte er und sie merkte, wie es ihr fröstelte. Er nannte sie sonst nie „Gatha“. Gathy, Agatha-chan oder Agatha, aber „Gatha“ war neu. Das war nicht Cal.
Und als er noch näher trat, in ihre Privatsphäre, tat sie das, was sie bei ihrem ersten Kennenlernen auch gemacht hatte. Sie zog ihr Knie an und versenkte es in seinem Unterleib.
„Das… wirst Du bereuen.“, murmelte der Mann, der wie Cal aussah, und klappte nach hinten. „Das werden wir sehen.“, zischte Agatha und schaute ihn wütend an, ehe sie ihren Kommunikator hervorholte: „Silverbird an Cat?“
„Ja, Cat hier?“
Erleichtert atmete sie durch und drehte sich kurz um: „Wo bist du?“
„Im Männerwaschraum, wieso?“
„Dann war Traceless gerade hi…“
Damit drehte sie sich nochmal um – und stockte. Der andere Cal, der ja nur Traceless gewesen sein konnte, war weg.
„Gathy?“, hörte sie ihren Captain, schüttelte den Kopf und räusperte sich: „Ich glaube, Traceless hat mich gerade besucht. Wir treffen uns am Ein…“
Sie stockte erneut, als sie etwas aus dem Kommunikator hörte. Schüsse.
„Verdammt.“, murmelte sie und rannte los.

Sie erreichte den anderen Waschraum rechtzeitig, um sich in den Anschlag einzumischen. Da stand, mit einer erhobenen-schallgedämpften Waffe ein Mann mit einer Clownsmaske auf dem Kopf und feuerte immer wieder auf eine Toilette.
„STIRB!“, schrie der Typ und in dem Moment warf sich Agatha mit ihrem vollen Körpergewicht gegen den Mann. Sie war wohlgeformt, aß regelmäßig und viel und trieb viel Sport um ihren Körper in Form zu halten – also war sie zwar nicht wirklich schwer, aber flink und hatte die Gesetze der Physik auf ihrer Seite. Sie trieb ihren Körper mit voller Wucht seitlich gegen den Typen, was diesen aus dem Gleichgewicht brachte und verblüfft zur Seite taumeln ließ. Dann wirbelte er herum, zielte, doch da war sie schon ausser Schussbahn, wirbelte ebenfalls um die eigene Achse und durch die wild wehenden roten Haare hätte der Typ zornig funkelnde, grüne Augen erkennen können. Doch in dem Moment traf ihr Schuh seine Wange, riss ihn um und ließ ihn zu Boden taumeln. Seine Waffe schlidderte aus seiner Reichweite und Agatha kam zum Stehen, die Hände in Karate-Abwehrhaltung vor den Körper gebracht. Sie funkelte ihr Gegenüber an, der sie anstarrte, als käme sie vom Mars.
„D… Du?“, machte er und rappelte sich hoch. Agathas Atem ging schneller, sie brachte sich wieder in Kampfbereitschaft und sah ihn aus zu Schlitzen verengten Augen an: „Wer bist du?“
„Gathy…“, brachte in dem Moment jemand aus der Toilette hervor und, als sich die Tür öffnete, taumelte ein ziemlich bleicher Cal heraus. Er sackte erschöpft in die Knie und wischte sich über die Stirn, ehe er einen Blick auf seine Hand warf. „Ich blute.“, stellte er fest und schaute zu dem Typen mit der Clownsmaske: „T… Traceless.“
Weiter kam er nicht, denn seine Augen rollten nach oben und er sackte nach vorne. Agatha war jedoch schnell. Sie warf sich vor ihn, hielt ihn fest, sodass er nicht schon wieder mit dem Kopf auf die Fliesen schlug.
Dann bettete sie ihn vorsichtig auf den Boden, schaute zu dem Typen mit der Clownsmaske, der sich aufrichtete und sich eben jener Maske entledigte.
„Gathy, ich bins… Cal.“
Und gerade, als sie ihn verblüfft ansehen wollte, spürte sie einen heftigen Schlag auf den Kopf – dann gar nichts mehr.

Tonys Finger hackten treffsicher auf die Buchstaben der Tastatur ein. Er seufzte und las sich die Liste derer, die ihn tot sehen wollten, durch. Da kam eine beachtliche Menge zusammen.
Da war Francis Gironimo, den alle nur „Frankie, die Flunder“ nannten. Es war einer seiner ersten Fälle gewesen und so mit einer der leichtesten in seiner Laufbahn. Frankie hatte nie zu den sonderlich intelligenten Menschen auf Gottes weitem Erdenrund gehört und hatte, in seiner Eigenschaft als Mafia-Killer den chinesischen Buchhalter Sam Sung für den Diebstahl einer knappen Millionen Dollar bestraft. Leider mit einer Schusswaffe und leider mitten in einem vollbesetzten Zugabteiles eines Zuges, der von Baltimore nach Washington fahren sollte. Eine unüberschaubar große Anzahl von Zeugen hatte die Tat miterlebt und man war in den obersten Reihen des Geronimo-Klanes der Meinung, dass es die Familie billiger käme, Frankie für knapp 10 Jahre einzusperren, anstatt 25 Zeugen einzuschüchtern oder umzubringen. Zumal „die Flunder“ sowieso nur deshalb Killer war, weil er der Lieblingsneffe des Familienoberhauptes war. Man hatte ihm den Fall auf einem Silbertablett serviert und …
Tony schüttelte den Kopf, als er las, dass „die Flunder“ vor ein paar Jahren im Gefängnis umgebracht worden war. Er konnte es also nicht sein.
Wer sonst käme in Frage?

Kurz ließ er seine Gedanken wandern, geriet ins Träumen. Ziva, die mit ihm durch den Abendhimmel tanzte, schoss ihm durch den Kopf. Allein die Vision dieser schönen Frau in einem blauen, rückenfreien Kleid, ließ seinen Verstand arbeiten und…

Er blickte verdattert auf den Bildschirm. Im Dokument „Verdaechtigenliste.doc“ fanden sich neben einigen Gangstern, die er in den letzten Jahren hinter Gitter gebracht hatte, auch einige Namen, die ihm so gar nichts sagten. Wieso stand dort der Name „Admin“? Er kannte niemanden, der so hieß. Aber hatte nicht auch Ziva gerade von einem Menschen namens Admin geredet und einer Person namens Arif? Selbst dieser Name fand sich im Dokument. Verdammt, hatte sie ihn so unter Kontrolle, dass sie nur etwas sagen musste und er würde es aufschreiben? Oder was war hier los?

Agaha öffnete ihre Augen und fühlte sich schwer. Sie blinzelte kurz und stellte fest, dass ihr Kopf auf etwas Weichem ruhte. Ihr Erinnerungsvermögen setzte ein und sie sah vor ihrem inneren Auge ihren blutenden, erschlafften Freund in ihrem Schoß. Schnell fuhr sie hoch.
„CAL!“, schrie sie und hielt sich dann den schmerzenden Schädel, ehe sie protestierend mit den Zähnen knirschte. Sie konnte mit Sicherheit sagen, dass jemand an ihrem Bett saß, aber sie war nicht in der Lage, ihn zu erkennen. Blinzend versuchte die schöne XO ihren Blick scharfzustellen und es gelang nach einigen Versuchen auch. Tatsächlich, da saß Cal. Er hatte die Augen geschlossen und war im Stuhl in sich zusammengesackt und… hatte ein langes Messer an seiner Kehle. Agathas Blick folgte der Klinge bis zu einer Hand mit wohl manikürten, beinahe dolchartig-spitz zulaufenden Fingernägeln. Die Besitzerin dieser Hand hatte einen Arm, der zwar einiges an Muskelmasse hatte, aber immer noch feminin genug wirkte, um …
Agatha schluckte. Die Person, die vor ihr stand, trug eine merkwürdige Variante der Sternenflottenuniform: High-Heels, einen kurzen Rock, der ihre schlanken, muskulösen Beine zeigte, ein bauchfreies, knappes Top, das nur das nötigste bedeckte. Die hübsche XO war, was Kleidung anging, selbst nie wirklich ein Kind von Traurigkeit, aber das schien ihr ein wenig zu gewagt. Und als sie das Gesicht der Frau sah, zog sie eine Grimasse.
„Traceless, glaubst Du wirklich, dass Du mich diskreditieren kannst, indem du mich wie eine Schlampe durch die Gegend laufen lässt?“, fragte sie und machte Anstalten, aus dem Bett zu kommen.
Ihr Gegenüber schenkte ihr einen verwunderten Blick.
„Das ist ein schlechter Scherz, oder?“, fragte die Person und schaute sie an: „Ich soll Traceless sein? Dieser Waschlappen? Ich bin Agatha Silverbird, Kommandantin der I.S.S. Dragonfly – und jetzt sag mir nicht, dass Du aus einem Paralleluniversum stammst. Vermutlich noch aus dem ‚guten’, was?“
„Paralleluniversum?“, fragte Agatha und schaute ihr Gegenüber an: „Und könntest Du eventuell das Messer von Cals Kehle nehmen? Warum machst Du das überhaupt?“
Die andere Agatha zuckte mit den Schultern: „Erstens war mir langweilig und zweitens hatte er keinen Argoniesimulator bei sich. Ich meine, wenn ich schon Leute in die Vergangenheit schicke, damit sie Captain Stone töten, dann sollen sie das auch richtig machen und sich nicht mit dem NCIS anlegen und dann im Krankenhaus landen.“
Die XO der  USS Dragonfly hatte das Gefühl, dass sie den Boden unter den Füßen verlöre und sah die Kommandantin der ISS Dragonfly ein wenig verdattert an: „Dein Cal sollte Captain Stone töten ?“
„Ja klar.“, sagte die Andere und ihre hübschen, grünen Augen funkelten in unstillbarem Hass auf, „Ich meine, der Typ war nicht einmal in der Lage, zu Verhindern, dass Ziva David dem NCIS beitritt. Das geht ja mal gar nicht.“
„Und wenn ich Dir jetzt sage, dass er da gar nich dein Cal ist, sondern meiner?“
„Dann würde ich Dich fragen, wie ich in dieses Univer…“
Weiter kam sie nicht, denn von jetzt auf gleich war die komplette Gestalt verschwunden.
Agatha blinzelte und machte sich nun daran, aus ihrem Krankenbett zu entkommen. Nach einem erfolglosen Versuch gelang es ihr und sie eilte zu Cal, der immer noch bewusstlos im Stuhl hing.
„hey, Schatz, wach auf, okay?“
Damit beugte sie sich vor und verpasste ihm zwei, drei sanfte Schläge auf die Wange, die schließlich Erfolg zeigten. Der Captain stöhnte schläfrig, ließ seinen Kopf nach vorne sinken und öffnete die Augen.
Dann sah er sich um und betrachtete seine XO von oben bis unten. „Hübsch.“, murmelte er benommen, atmete einmal tief durch und lächelte, „Aber zieh dir lieber wieder die Klamotten von gerade an.“
‚Typisch Cal’, schoss es Agatha durch den Kopf,’Er sollte sich lieber mehr um den Job kümmern, als darum, meine Formen auswendig zu lernen.’
„Das war ich nicht, das war eine Agatha aus einem Paralleluniversum.“, seufzte sie und Cal schüttelte den Kopf: „Ich meine nicht das Nichts aus Stoff, das die Andere trug. Ich meine das, was Krispy für uns gekauft hat.“
Damit stand er auf und sackte nach vorne. Agatha fing ihn auf und streichelte ihm sanft über das Gesicht, ihn dabei besorgt anblickend: „Cal!“

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #20 am: 24.04.14, 14:24 »
In diesem Moment bemerkte sie eine bläuliche Verfärbung seines Gesichts, knapp überhalb des rechten Wangenknochens. Ein Hämatom.
„Ich bin okay, nur… nur ein wenig müde. Ich meine, das musst du dir vorstellen. Ich überrasche Traceless auf der Herrentoilette, wie er sich in mich verwandelt. Also greife ich ihn an, während er mit Dir telefoniert. Und plötzlich kommst Du um die Ecke und schlägst mich zusammen. Ich dachte erst, jetzt gibt es Tracy-boy doppelt. Aber dann taucht auch noch eine zweite Agatha auf und verpasst Dir einen Schlag auf den Kopf. Ich dachte, ich seh nicht richtig.“
Agathas Mund stand offen: „Schatz, du warst der Clown mit der Maske?“
„Ja klar“, sagte der Captain und schaute seine Freundin ein wenig verdattert an, „ich meine, die Anweisung war doch, die komplette Verkleidung anzulegen.“
Die hübsche XO grinste und schüttelte den Kopf. Dann schaute sie ihn an und sagte, mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen: „Meinst Du nicht auch, dass es eher sein kann, dass er sich vertan hat? Ich meine – er hat auch einen Kostümverleih. Da kann doch mal was durcheinander kommen.“
Nun war es am Captain, zu grinsen: „Wie gut, dass ich mich gegen den Clownsanzug entschieden habe. Ich bin nicht so der Freund davon, durch die Gegend zu laufen und zu fragen ‚Why so serious?’.“
„Wobei du einen verdammt guten Joker abgeben würdest, Puddin’.“, grinste Agatha und Cal zwinkerte ihr zu: „Danke, Harley.“

Zivas nussbraune Augen zeigten eine gehörige Portion Verwirrtheit, als sie einen Blick auf die Liste der möglichen Verdächtigen warf, die sie gerade eben getippt hatte. Es war einfach nur merkwürdig, dass sie Namen aufschrieb, die sie eigentlich nicht kannte. Sie erinnerte sich nicht daran, dass Michael Rivkin eine Schwester namens Rebekka gehabt hatte – und dennoch schrieb sie diesen Namen auf. Auch eine Frau namens Ilena war ihr nicht bekannt und dennoch tauchten die Namen Admin und Arif auf und sie hatte das Gefühl, dass diese Personen irgendwas mit einer Frau namens Ilena und mit ihr selbst zu tun hatten. Sie wusste nur partout nicht mehr, woher sie diese Namen kannte.

Abby Sciuto schob mit einem Grinsen auf den Lippen das Skellett, dem sie eine graue Alienmaske aufgesetzt und das sie entsprechend ausstaffiert hatte, dorthin, wo es hingehörte. Es war faszinierend gewesen, zu sehen, wie der ach so tapfere Tony DiNozzo zurückzucken konnte, wenn er einem Alien gegenübestand. Sie musste erneut lächeln, es war… einfach nur schräg. Als sie die Tür schloss und wieder alleine mit dem Grey auf dem Monitor war, trat sie auf das ausdruckslose Gesicht zu, zog sich den Stuhl heran, setzte sich und lehnte sich zurück. Sie schaute das Wesen an.
„Ich weiß, was Du sagen willst, H’lk.“, eröffnete sie den Monolog, „Es war schon unfair meinen Freunden gegenüber. Aber – meine Güte, wenn sie die Bedrohung durch euch nicht ernst nehmen, muss ich doch helfen. Oder, was meinst Du?“
„Ich meine, dass Du dich wieder an die Arbeit machen solltest.“, erklang plötzlich die Stimme von Ziva. Erschrocken fuhr Abby herum und schaute die Israelin an.
„Hey“, machte sie, winkend und legte dann den Kopf schief. Sie hatte jetzt erst die Chance, Zivas Outfit zu begutachten.
„Hm, Du ziehst Dich auch häufig um, oder?“, fragte sie und deutete auf den weißen Laborkittel, den die hübsche Frau aus Israel trug. Verblüfft schaute diese an sich herunter, sah dann zu Abby und zuckte mit den Schultern: „Also, Abigail, wir wissen, dass Ari hinter mir und meinem Partner her ist – ich brauche nochmal die Daten aus dem Fall von Damals.“
Die Laborgoth nickte dienstbeflissen: „Aber natürlich – schon klar. Ich meine, es wird …“
Sie machte eine kurze Pause, atmete tief durch und schaute Ziva dann wieder an: „Es wird schon hart. Der Fall hat uns alle mitgenommen.“
„Ich weiß. Es war ein herber Verlust, aber Gibbs braucht die Fakten heute. Schließlich wollen wir den Typen hinter Gitter bringen.“
Abby nickte, drehte sich um und schaute kurz zu dem Alien, das sie H’lk getauft hatte, „Tut mir leid, wir unterhalten uns gleich weiter, okay?“
Damit schaltete sie das Programm aus und machte sich daran, die Daten aus dem Fall, der sie Kate gekostet hatte, herauszukramen.
„Ich versteh nur nicht, wie der Typ wiederkommen konnte. Ich meine – er ist tot. Mausetot.“, erklärte Abby dann und wandte sich kurz zu Ziva: „Und glaub mir, ich bin froh. Denn… nimms mir nicht übel, ich mochte Kate und…“
Weiter kam sie nicht, denn sie glaubte, dass sie träumte. Im Türrahmen stand nicht nur diese wirklich schräge Version von Ziva, sondern auch eine ungeduldig dreinblickende Caitlynn Todd.
„Ich mag dich auch, Ziva, aber… ich würde es bevorzugen, wenn wir den Mörder von Tony endlich hinter Gitter bringen könnten.“
Abby blinzelte, schaute zu Ziva, die der Anwesenheit der Toten offenbar nicht viel Bedeutung beimaß. Stattdessen schaute sie zu Abby: „Du hast Kate gehört.“
Die Laborgoth schluckte, stand auf und ging auf Kate zu, welche sie ein wenig verblüfft anschaute und zurückschreckte, als Abby sie kurz an der Schulter berührte.
„Geht es Dir gut?“, fragte die ‚Leiche’ und Abby musste zugeben, dass sie erstens für eine Halluzination furchtbar fest war und zweitens für eine Leiche viel zu gesprächig. „Wir wollen Ari endlich hinter Gitter bringen, nachdem wir 5 Jahre drauf verwendet haben, diesen Mistkerl zu stellen.“, erklärte Kate dann und Abby fühlte sich, wie vor den Kopf geschlagen.
„J… ja klar.“, machte sie, „Ich… ich muss nur eben hoch, ins Büro. Ich brauche von Gibbs die nötige Freigabe.“
Damit wollte sie losgehen, doch Ziva schaute sie an: „Gibbs, ja? Das ist nicht witzig. Du weißt sehr gut, dass McGee seinen Posten beerbt hat, nachdem er damals bei der Bombenexplosion gestorben war.“
‚Okay,’, sagte sich die Goth und schaute von der lebenden Toten zur Israelin und wieder zurück, ‚Entweder du bist gerade eingeschlafen und dieser Traum ist die gerechte Strafe für den Streich, den du den anderen gespielt hast, oder du wirst vollkommen verrückt.“
Kurz überlegte sie, denn ihr fiel eine dritte Lösung ein.

Tony DiNozzo hatte sich in den Waschraum zurückgezogen. Sein Gesicht musste einfach mal mit kaltem Wasser Kontakt aufnehmen, damit er sich besser fokussieren konnte. Nachdem er sich eine Handvoll eiskalten nassen Wassers ins Gesicht gejagt hatte, stellte er fest, dass hierbei wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken war, denn die Kälte war nicht in der Lage die Taubheit, die seine Gedanken befallen hatte, aus seinem Kopf zu verbannen. Im Gegenteil – er hatte sogar das Gefühl, dass dieser Zustand zunähme.
Verdammt , dachte er sich, Du bist schon ein Special Agent. Nicht mal in der Lage, dich für fünf Minuten zu konzentrieren…
Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ ihn zusammenzucken. Kurz schaute er in den Spiegel, um zu sehen, wer dort in den Waschraum kam und staunte nicht schlecht. Dann umspielte ein ironisches Lächeln seine Lippen, als er sich umdrehte, und in seine eigenen, grünen Augen blickte.
„Traceless“, sagte er in diesem beinahe-Plauderton, den er über die Jahre kultiviert hatte, „Endlich verwendest Du mal das Gesicht einer Person, die Stil hat.“
Die Reaktion des Verbrechers war nicht in der Lage, ihn zu überraschen – allerdings erstaunte sie ihn. In einer schnellen Bewegung hatte der Mann, der mit seinem Gesicht unterwegs war, die Waffe gezogen und bellte: „Bundesagent, Hände hoch und auf den Boden!!!“
Der angesprochene Halbitaliener konnte nicht verhindern, dass er grinste.
„Hey, das war gut. Das war beinahe echt!“
Sein Gegenüber schaute ihn aus zornig-funkelnden grünen Augen an: „Heben Sie die Hände und legen Sie sich auf den Boden! Das ist meine letzte Warnung, ich werde schießen!“
Tony musste lachen. Es erinnerte ihn wirklich sehr daran, wie er sprach, wie er sich bewegte oder wie er sonst war. Dieser Traceless war tatsächlich gut.
„Du bist…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment gellte ein lauter Schuss durch den Waschraum. Hinter ihm zersprang der Spiegel und Tony konnte fühlen, wie die Gesichtsmuskeln die Arbeit aufnahmen, um den Ausdruck zu ändern. Hatte er erst noch gelächelt, beinahe gegrinst, schaute er sein Gegenüber nun ernst an.
„Okay, Traceless, du hast deinen Spaß gehabt, du hast mich in der Toilette erschreckt, das ist in Ordnung. Aber wenn Du jetzt anfängst, herumzuballern, werde ich ungemütlich, haben wir uns verstanden?“
Erneut hob der andere die Waffe, Tony warf sich aus dem Schussfeld, als die Waffe des Mannes, der wie er aussah, zwei große Löcher in das Spiegelbild stanzte.

Zivas Kopf ruckte von ihrer Arbeit hoch, als ein Schuss aus dem Männerwaschraum kam. Hatte sie sich gerade verhört? Dann knallte es noch zwei Mal und dieses Mal war sie sich sicher, dass es auch die anderen vernommen hatten.
„McGee!“, rief die hübsche Israelin, der Beamte nickte, holte seine Waffe aus der Schublade und folgte ihr

Verdammt, wo bleibt die Verstärkung – hört das keiner?! , dachte er sich und warf einen Blick in den Spiegel. Und dann blinzelte er. Sein Ebenbild war fort. Dafür ging die Tür auf und Ziva, sowie zwei bewaffnete NCIS-Agenten kamen herein, um den Raum zu sichern.
„Ihr kommt zu spät, Jungs.“, sagte Tony aus seiner Deckung und richtete sich auf: „Er ist weg.“
„Was war hier los?“, fragte McGee und schaute sich die drei sauber eingestanzten Löcher in der reflektierenden Oberfläche des Spiegels an: „Hast Du versucht, dich mit ner Neun Millimeter zu schminken, Tony?“
Der wütende Blick ließ ihn beinahe etwas zusammenzucken, doch dann trat der Angesprochene auf ihn zu und schüttelte den Kopf: „Ich hab keine Ahnung, Bambino. Ich habe absolut keine Ahnung.“

McGee saß ein paar Minuten später alleine im Bullpen. So ganz traf „Allein“ nicht zu, es gab immer noch genügend Mitarbeiter die unter dem Milchglasdach arbeiteten, aber er war der Einzige aus seinem Team, der auf die Tastatur einhackte. Sein Auftrag war deutlich gewesen – er sollte prüfen und eruieren, von wo Ari sich in den NavyYard hätte schleichen können und wem Gibbs trauen konnte. Das war nicht unbedingt eine einfache Aufgabe, schließlich arbeiteten hier eine Menge Menschen. Und von denen allen wollte der Boss nun einen Vertrauensbeweis. Das war wirklich Arbeit. Aber – eine Arbeit die ihn irgendwie entspannte. Schließlich konnte er so seine Menschenkenntnisse weiter schärfen, was ihm für die Arbeit an seinem neuen Deep Six Buch zu Gute kam. Man hatte ihn gebeten, er möge nochmal eine Fortsetzung schreiben und da ihm dieser Nebenjob sogar noch Spaß machte, sah er da keine Probleme. Der Fall musste erst noch gefunden werden, aber er hatte bis zum 21. November Zeit, zumindest eine erste Konzeption zu schreiben – und das waren ja beinahe noch zwei Monate. Wenn ihn dann keine Schreibblockade behinderte, wäre der zum 21. schon in der Lage, die ersten beiden Kapitel vorzulegen. Neulich hatte er lachen müssen, als er in einem Interview las, dass Richard Castle die Bücher von Thom E. Gemcity auf dem Nachttisch stehen hatte. Vielleicht sollte er Castle einmal anrufen und fragen, was er von einem Joint Venture hielte – Heat in Washington , sozusagen. Vielleicht konnte er ja auch einmal ein paar Fragen an Kate Beckett stellen… wobei er schon sah, wie Beckett sich wunderbar mit den realen Vorbildern für die Charaktere aus Rock Hollow verstand. Oh ja – das würden einige sehr interessante Abende in der Bar werden, in der Ziva ihre Abende verbrachte.  Er sah es schon richtig vor sich.

Die langen Beine Kate Becketts wurden übereinander geschlagen und sie schaute Ziva David an. Diese trank gerade einen Schluck des von ihr georderten Cocktails und schüttelte lachend den Kopf: „Ich konnte es mir am Anfang absolut nicht vorstellen. Ich meine – der Mann sitzt vor der Schreibmaschine und überlegt ernsthaft, wie mein Körper ohne Unterwäsche aussieht und, wie dieser Typ, der Tony sein soll, dann diesen leidenschaftlich erkundet.“
Beckett stimmt ebenfalls in das Gelächter mit ein, trinkt ebenfalls einen Schluck und sagt dann: „Aber wenigstens schreibt er nicht, dass er derjenige ist, der mit Ihnen leidenschaftlichen Sex hat.“
„Da haben sie recht.“


Und gerade, als er das Lachen der beiden hübschen Frauen richtig hören konnte, glaubte er, eine Fata Morgana zu sehen. War da gerade Kate im Aufzug verschwunden? Also Seine, die süße Superheldin? Schnell war er auf den Beinen, wenngleich er sich dachte, dass das Blödsinn wäre und … stieß mit einer vollkommen aufgelösten Abby zusammen.
„Tim, Tim, Tim, Tim, Tim, Tim“, machte sie und der Computerexperte hielt sie fest: „Abby, ich bin hier, was gibt es?“
„Hast Du sie auch gesehen?“, fragte die hübsche Goth und Tim schaute sie an: „Wen meinst du?“
„Kate!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
Der Computergeek nickte und schaute seine Partnerin an: „Ich glaube auch, dass ich sie gesehen habe.“
Damit seufzte er, griff zu seinem Handy und ließ es aufschnappen. Er wählte die Nummer von Gibbs. In diesem Moment öffnete sich die Aufzugtür.

Als Cal und Agatha den Aufzug verlassen wollten, stieß eine attraktive Brünette mit der Rothaarigen zusammen. Kurz schauten sie sich an – Agatha hatte das Gefühl, sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben – und dann ließ sie sie mit einem „Entschuldigung“ passieren.
„Kommst du?“, fragte der Captain der Dragonfly ungeduldig und gerade, als er sich umdrehen wollte, stand plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, Abby vor ihm. Cal machte einen Schritt zurück, streckte beide Hände aus und sagte schnell, und mit einem beinahe verängstigten Tonfall: „Ich bin ich, bitte, nicht schneiden.“
„Was?“, machte Abby, schüttelte dann den Kopf und schob den Captain weg, „Ich muss zum Aufzug. Ich glaube, ich habe gerade Kate…“
Weiter kam sie nicht, denn Agatha griff sie und drehte sie zu sich um, sodass sie ihr in die Augen sehen konnte: „Caitlynn ‚Kate’ Todd? Ein ehemaliges Teammitglied von Ihnen?“

„Ja“, sagte Abby, „Kate war bei uns, ehe Ziva dazustieß. Sie… ´“
Die hübsche Laborgoth stockte und schaute zu Boden, ehe Tim die Gelegenheit beim Schopf ergriff und sich einbrachte: „Sie starb vor knapp 5 Jahren. Erschossen, durch…“
Dann schaute er die beiden Offiziere an: „Hey, was macht Ihr eigentlich hier?“
Agatha seufzte tief. „Okay – Leute, das wird jetzt ein wenig kompliziert, aber… könntet Ihr bitte alle zusammentrommeln, die zum Team gehören? Gibbs, Ziva, Tony?“
„Klar.“, nickte der IT-Experte und tat wie ihm geheißen.

Ein paar Minuten später saß Commander Agatha Silverbird im Büro des Directors, am Konferenztisch hatten sich die angeforderten Mitglieder des Major Response Teams versammelt, inklusive eines Sternenflottencaptains der ein wenig gelangweilt dreinblickte und einem dunkelhäutigen Sternenflottencaptains der genau das nicht tat, sondern mit voller Aufmerksamkeit das Gesicht der hübschen Rothaarigen studierte. Diese räusperte sich gerade und was sie nun sagte, ließ die Mitglieder von Gibbs Team ein wenig verblüfft dreinblicken.
„Ist euch ‚Murphys Gesetz’ ein Begriff?“, fragte die Frau und McGee nickte: „Klar, was schiefgehen kann, geht schief.“
„Oder: Was passieren kann, wird passieren.“, sagte Abby und schaute dann in die Runde, ehe sie erklärend nachsetzte:, „Ihm wird beides mehr oder weniger nachgesagt.“
„Ja – ich meinte den zweiten Satz.“, sagte die Rothaarige und schaute wieder in die Runde:
„Man kann auch sagen, dass dieser Satz die Begründung für die Theorie der Parallelen Realitäten ist, in der mit jeder Entscheidung eine unendliche Anzahl an alternativen Universen geschaffen wird.“
Cals Kopf ruckte hoch, er schaute zu Agatha und grinste: „Das heißt, dass irgendwo da draußen eine Variante von Mir sitzt und tatsächlich versteht, was für einen Quatsch Du da erzählst?“
Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf den Lippen der Commander: „Ein Jack-O’Neill-Zitat in den Raum zu feuern, hilft auch nicht weiter. Und ausserdem könnte es sogar sein, dass irgendwo da draußen eine Variante von Mir da sitzt, wo du stehst, und genau so unintelligent dreinblickt, wie Du es gerade tust, weil eine Variante von Dir diesen „Blödsinn“ von sich gibt.“
„Weiter bitte.“, sagte Gibbs und klang eine Spurweit ungeduldig, „Ich will wissen, warum meine Labortechnikerin und mein Computerexperte unabhängig von einander mir gesagt haben, dass sie eine Frau gesehen haben, die seit Jahren tot ist.“
„Und eine Ziva, die einen Laborkittel trug.“, ergänzte Abby und schaute die hübsche Israelin an: „Übrigens, stand dir sehr gut. Ich würde an deiner Stelle mal darüber nachdenken, mir nicht so einen zuzulegen.“ Damit wechselte sie kurz einen Blick mit Tony und lächelte Ziva anschließend an: „ich kenne zumindest einen, der von deiner Wandlungsfähigkeit begeistert sein würde.“
„Abs.“, machte Gibbs und klang noch genervter als vorher. Agatha räusperte sich.
„Also, Leute, wir sollten uns wirklich konzentrieren.“, leitete sie ein und schaute zu Gibbs herüber: „Warum Ihre Leute ein totes Teammitglied gesehen haben, kann ich Ihnen erklären. Weil irgendwo in einer parallelen Realität damals eben nicht Kate gestorben ist, sondern …“
„Tony!“, schoss Abby dazwischen und schaute den Halb-Italiener an, „Laut dieser Ziva und dieser Kate hat Ari damals Dich erschossen.“
„Wie erbaulich.“, kommentierte der Mann und fuhr sich über den Hals, „Was bin ich froh, dass dies nur eine parallele Realität war.“
„Aber so real, wie diese hier.“, erklärte Cal, der sich aufgerichtet hatte, „Das haben wir an eurem Spiegel gesehen.“
Tony runzelte die Stirn: „Dann war das gar nicht euer Traceless?“
Kurz zuckte der Captain nachdenklich die Schultern, ehe er aufstand und seine Position neben Agatha einnahm: „Es könnte auch Traceless gewesen sein, klar – aber anhand der aktuellen Situation und dem vermehrten Auftauchen von Doppelgängern aus anderen Universen, tendiere ich eher dazu, dass es eine Art Parallel-DiNozzo war.“
„Und wie kommen sie darauf?“, fragte Ziva und schaute die Beiden an. Agatha seufzte: „Ich habe… naja, ich habe zwei Doppelgänger gesehen. Einen von Cal und einen von Mir.“
„Aber könnte das nicht auch Traceless gewesen sein?“, meldete nun Leon Zweifel an und Cal nickte: „Rein Theoretisch könnte es auch Tracy-Boy gewesen sein, aber… ich darf Sie mal an die Kirk-Berichte erinnern, wie die Kleiderordnung im Paralleluniversum aussieht? Knapp, Knapper, am Knappsten? Ich glaube nicht, dass Traceless so rumlaufen würde.“
„Kirk?“, schoss McGee dazwischen und schaute überrascht zu Cal und Agatha herüber. Der Captain der Dragonfly stoppte und nahm Blickkontakt zu McGee auf: „Ja, wieso?“
Kurz schien der Computerfreund zu überlegen, ob er etwas sagen sollte, doch dann schüttelte er den Kopf: „Nein, ist in Ordnung. Ich… ich hätte da nachher nur mal eine Frage.“
Kurz flammte etwas wie Mißtrauen in Captain Cats Blick auf, doch dieser Funken war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Dann schaute er wieder in die Runde. „Vermutlich bricht die Raum-Zeit-Barriere in sich zusammen.“
„Hm“, grinste DiNozzo, „Vielleicht hat Torchwood 1 ja wieder einmal ein Raum-Zeit-Barrieren-Aufhebungs-Dingsi gebaut.“
Dieser Satz brachte die anderen Mitglieder seines Teams dazu, ihn ein wenig verblüfft anzusehen. Dies merkend, räusperte er sich: „Was ist?“
„Du Heuchler.“, grinste Ziva, „Du hast doch immer gesagt, dass Du Science-Fiction-Shows nicht ausstehen kannst.“
„Hey, das habe ich nie gesagt. Ich kann nur nichts mit diesem Doctor What anfangen.“
„Doctor Who.“, korrigierte Cal grinsend, was Tony dazu brachte, mit den Schultern zu zucken: „Wie auch immer, aber es ist eines der berühmten W-Frageworte, oder?“
“Und das mit dem Raum-Zeit-Dingsi war auch in dieser Serie.”, sagte McGee und Tony rollte mit den Augen: „Ja, McTelevision, ich weiß. Aber…mir gefällt Torchwood einfach besser.“
„Doch nur weil dich Gwen ein wenig an Ziva erinnert.“, grinste der Computertechniker und verstummte, da ihn just in diesem Moment eine Kopfnuss getroffen hatte. Gibbs funkelte zu Cal und Agatha herüber: „Klartext bitte. Wie können diese Paralleluniversen sich mit unserem Universum übeschneiden.“
Der Captain zuckte mit den Schultern und schaute zu Agatha, die ebenfalls nur mit den Schultern zucken konnte: „Ich habe da eine Theorie, aber…“
„Aber was?“, fragte Gibbs und schaute die fragend an. Die hübsche Rothaarige zuckte erneut mit den Schultern: „Diese möchte ich lieber erstmal mit jemand anderem besprechen. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.“
Damit griff sie zu ihrem Kommunikator und verließ den Raum.
Cal schaute ihr hinterher, ließ seinen Blick über den schwingenden Hintern gleiten, als er das ermahnende Räuspern von Ziva hörte. Schnell, als habe er sich verbrannt, zuckte der Captain zusammen und schaute in die Runde: „Ja… äh… ich glaube, sie wird sich jetzt beraten.“

Kaum, dass sie das Büro Vances verlassen hatte, wandte sie sich an Cynthia: „Entschuldigung, aber – hätten Sie was dagegen, für mich bei jemandem anzurufen?“
Die hübsche Frau schaute die Rothaarige an und schüttelte den Kopf: „Ich bin nicht die Auskunft. Aber … wenn Sie wollen, nehmen Sie sich das Telefon und rufen Sie selbst an.“
Agatha seufzte, nahm den Hörer in die Hand und wählte die Vorwahl von Colorado Springs, ehe sie wartete. Das Freizeichen erklang.
Die XO warf einen Blick auf die Uhr. Es war eigentlich kurz nach Feierabend, sie musste doch da sein.
Kurz knackte es in der Leitung, dann hörte sie, wie jemand abnahm.
„Samantha Carter hier?“
„Sam, hier ist Agatha, grüß Dich.“
Und dann begann die Rothaarige, zu sprechen.

Policeman Dave Speed war die blöden Witze leid. Er war einer der Jüngsten der Truppe, hatte blaue Augen, blonde Haare und wann immer er sich vorstellte, machten die Leute, die alt genug waren, diesen Film zu kennen, Gags,  summten die Erkennungsmelodie oder dachten sich andere Gemeinheiten aus. Aber er hieß – verdammt nochmal – Dave Speed und er konnte nichts dafür, dass Anfang der Achtziger ein Film namens „Der Supercop“ mit Terrence Hill und Ernest Borgnine in den Hauptrollen in den Kinos gelaufen war. Der Film handelte von einem Polizisten, der - Überraschung, Überraschung – Dave Speed hieß.Und wann immer sich die Gelegenheit ergab, wurde er damit aufgezogen. So offenbar auch heute. Die Zentrale hatte ihn zum ehemaligen Fabrikgelände von „Mad Cow Middleton Inc“ geschickt, einer alten Firma, die sich früher auf Katzenfutter aus reinem Rindfleisch spezialisiert hatte. Als dann der Rinderwahnsinn in den Medien aufkam, verloren die Kunden schneller das Interesse an Mad-Cow-Katzenfutter, als man „Bovine spongiforme Encephalopathie“ sagen konnte. Seitdem ließ die Nachfrage nach Mad-Cow-Katzenfutter immer mehr nach, bis schließlich, in den frühen 2000ern die Geschäftsleitung keine andere Möglichkeit sah, als die Firma zu verkaufen. Auftritt „Middleton Inc“. Man beschloss, neue Märkte zu erschließen, sprich, sich weiterzuentwickeln. Die Rezeptur wurde verändert, das Rindfleisch wurde getestet und dennoch war die Nachfrage unwiderruflich weggebrochen. Man versuchte, sich noch etwas zu Halten, aber es gab keine Rettung mehr. Seit 2010 wurde der Betrieb endgültig abgewickelt.
Der Polizist hielt seinen Wagen auf dem menschenleeren Parkplatz, schaltete die Scheinwerfer aus und den Wagen ab, ehe er ausstieg. Mit einem schnellen, geschulten Blick sah er sich um.

Nichts. Was hatte er auch erwartet? Es war ja nicht so, als ob er zu diesen Menschen gehörte, die an Geister oder sonstiges glaubten. Nein  - für ihn war einzig das Rationale das Wahre. Es gab weder Geister noch Sonstige Spukgestalten. Während er sich umblickte, fiel ihm auf, dass sein Wagen doch nicht der Einzige auf dem Parkplatz von MadCow war. Da stand tatsächlich noch ein weiteres Auto – ein japanischer Kleinwagen. Kurz neugierig geworden ging er auf das Gefährt zu und warf einen Blick hinein. Wer auch immer der Fahrzeughalter sein mochte, wer auch immer den Wagen fuhr, er hatte Schwierigkeiten, denn ein Blick auf das Amarturenbrett verriet ihm, dass die Batterie des Autos schon vor ein paar Stunden den Geist aufgegeben hatte.
Seufzend schritt Speed zu seinem Auto zurück, holte die Maglite heraus und tat das, weswegen er hergekommen war. Er durchsuchte die Gebäude.

Die Tür des Konferenzraums öffnete sich und mit einem zufriedenen Lächeln auf den hübschen, vollen Lippen betrat Agatha Silverbird das Zimmer. Sie blickte sich um und schaute dann zu Cal. Kurz zwinkerte sie ihm zu – äußerst vergnügt – ehe sie sich an die Anderen wandte.
„Es ist so, wie ich vermutet hatte. Eine Koversion aller möglicher Paralleluniversen auf einen Punkt findet statt. Das Raum-Zeit-Gefüge bricht quasi zusammen, wenn Ihr so wollt.“
Damit verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und ging auf einen gelangweilt dreinblickenden Cal zu.
„Hilfst Du mir, Schatz?“, fragte sie und ehe der Captain fragen konnte, was los war, hatte sie ihn gegriffen und nach vorne gezogen.
Dann deutete sie auf ihn: „Darf ich vorstellen. Calvin Nathan Cat, Kommandant der USS Dragonfly. Ein freundlicher, wenn auch nicht sonderlich schlauer Offizier, der mehr durch Zufall Captain wurde, denn durch wirkliches können.”
„hey!“, machte Cal und stockte, als Agatha ihn am Arm griff und nach vorne zog. Dann legte sie beide Hände auf seine Schultern, drückte sie ein wenig zurecht, veränderte seine Positur und fuhr ihm dann durch die Haare.
„Das ist Doktor Calvin Nathan Cat, Nobellpreisträger für angewandte Astrophysik.“
‚Doktor’ Calvin Nathan Cat schaute seine XO ein wenig verdattert an und man konnte sehen, wie der Captain sich offenbar insgeheim fragte, ob Agatha nicht in Wirklichkeit Traceless war.
Und wieder griff sie ihn, legte eine seiner Hände auf ihre Hüfte, die andere auf ihre Schulter und drückte ihn an sich: „Das ist Cal – der Liebhaber meines parallelen Gegenstücks.“
Sie schaute in die Runde, machte sich von Cal los, der sie inzwischen noch verdatterter anblickte und räusperte sich: „Habt ihr Fragen?“
„Ja, ich“, kam es von Cal, „Was soll diese Kostümshow ohne Kostüme? Ich glaub, die Leute wissen, was ein Paralleluniversum ist.“
Ziva räusperte sich. „Die Theorie ist natürlich bekannt.“, sagte sie, ehe sich ein leichtes, fast nicht zu bemerkendes Lächeln auf ihre Lippen schlich: „Aber die Demonstration war auf jeden Fall interessant. Allerdings habe ich tatsächlich eine Frage – wie ist diese Konversion auf einen Punkt geschehen?“
Nun zog Agatha eine Grimasse und schaute zu Boden: „Nun – ich glaube, dass wir da einen kleines, nicht unbeachtliches Scherplein zu dieser Situation beigetragen haben könnten.“
„Wir?“, schaute Cal sie fragend an und Agatha beugte sich vor, ehe sie ihm ins Ohr flüsterte: „Erinnerst Du dich an die Amnesia-Granate, die ich Tony dagelassen habe?“
„Ja?“
„Nun, sie hatte einen anderen Effekt.“
Plötzlich wurde der Captain ein wenig bleich, kratzte sich am Nacken und sagte: „Du … du meinst, dass Die Zeit zurückgespult wurde, das… hätte gar nicht so passieren sollen?“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich nicht. Kannst Du mir erklären, wieso die Zeit zurückgedreht wurde?“
Cal schluckte: „Nun – erm… wenn ich ehrlich bin, kann ich mit diesen ganzen lateinischen Namen nix anfangen. Ob da nun Amnesia steht oder Temporala…“
Die hübsche XO schüttelte den Kopf: „Das Ganze hat die Zeitlinie natürlich ein wenig durcheinander gebracht.“
„Und… wieso?“, fragte Cal, woraufhin sich Agatha an Tony widmete: „Sie haben doch sicherlich Serien auf Video aufgenommen, oder?“
Der angesprochene Halbitaliener legte die Stirn in Falten: „Ja – aber warum fragen Sie?“
„Was passiert, wenn sie ein und die selbe Stelle immer wieder und wieder überspielen?“
„Naja, irgendwann könnte das Band den Geist aufgeben.“, erklärte der Angesprochene und schaute von Agatha zu Cal und dann wieder zurück: „Wollt Ihr mir sagen, dass genau das mit der Zeitlinie passiert ist?“
„Das wird es wohl sein.“, sagte Agatha und stockte, als Gibbs ein „Zu einfach“ murmelte.
„Bitte?“, fragte sie und schaute den Mann mit den eisblauen Augen an. Dieser räusperte sich und stand auf. Er schaute ins Rund und sagte nur ein Wort: „Ari.“
Dabei breitete er die Arme aus, als wäre das alles, was er sagen müsse, damit die anderen die selbe Epiphanie bekämen, wie er. Tatsächlich schaute McGee ihn kurz verblüfft an, ehe er sich einen kleinen Notizblock nahm und begann, in ihn hereinzuscribblen.
Gibbs schaute zu Cal, Eisblaue Kommandantenaugen trafen braune Möchtegernkommandantenaugen und erneut sagte Gibbs nur das eine Wort.
Als Cal ihn verständnislos anblickte, rollte die Ermittlerlegende mit den Augen und verpasste dem Kommandanten der Dragonfly eine Kopfnuss.
„Tut mir leid, ich spreche kein Gibbs.“, erklärte der Captain und schaute dann zu Vance: „Verstehen Sie ihn?“
Vance schaute kurz zu seinem besten Mann herüber und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber es gefällt mir nicht.“
„Mir auch nicht.“, sagte Ziva und sah zu Tony, dann zu McGee, der immer noch schrieb und dann zu Abby, die ihren Blick erwiderte. Plötzlich sprang der Romancier auf.
„Ich habs!“
„Na endlich.“, kam es grinsend von Gibbs.

Der Gang vor Speed war dunkel. Was hatte er eigentlich erwartet? Helle Lichter? Die Firma war so gut wie abgewickelt, oder besser gesagt, war schon abgewickelt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bulldozer kamen und den ganzen Laden plattmachen würden.
Dennoch hatte die Zentrale ihn hierher geschickt. Weswegen wusste Speed auch nicht, allerdings bezweifelte er, dass es etwas mit dem Auto zu tun hatte, das auf dem Parkplatz stand. Als sich die Tür hinter dem Polizisten schloss, hörte er einige Meter vor sich ein Geräusch. Schnell hatte Speed seine Taschenlampe gezückt und Sekundenbruchteile später flammte ein greller Lichtkegel auf, der die Dunkelheit des Raumes wie ein Schwert zerteilte.
Dave Speed – der Supercop – war bereit für den Einsatz.

Sie befanden sich im MTAC, hatten diverse Sitze eingenommen.
Der Captain der Dragonfly hatte einen Platz ganz oben besetzt und zu Agatha geschaut: „Erinnert dich das nich auch an eine heimelige Kinoatmosphäre? Vorne der Film – vorzugsweise einer mit Untertiteln – meine Hand, die über deine Beine gleitet und…“
„Augen nach vorne, Soldat.“, sagte Agatha schelmisch grinsend, „Dafür haben wir nach Beendigung der Situation noch genug Zeit.“
„Zeit, hm?“, fragte der Captain, „Wie ironisch.“

McGee räusperte sich, schaute zu den beiden Sternenflottenoffizieren, die sich einen der hinteren Plätze gesichert hatten und sagte, mit einem leichten Lächeln: „Wenn ich um alle eure Aufmerksamkeit bitten dürfte?“
„Hoffentlich fängt er nicht wieder mit seinem Rocket-Man-Vortrag an.“, murmelte Abby, was ihm einen scharfen Blick McGees eintrug, ehe er sich zum Videoschirm umwandte.
„Die richtige Zeitlinie ist uns bekannt. Wir leben in ihr.“, sagte er und ließ ein Foto vom NCIS-Major-Response-Team erscheinen, das seinerzeit auf irgendeiner Weihnachtsfeier gemacht wurde.
„Dies ist unsere Zeitlinie.“, erklärte er und wandte sich dann an einen Techniker: „Wenn ich bitten dürfte?“
„Natürlich.“, sagte der Mann und ein weiteres Bild erschien. Es war ein Foto von einer anderen Weihnachtsfeier, die Jahre zuvor stattgefunden hatte, und auf dem Kate noch zu sehen war.
„Von diesem Moment an nehmen wir an, dass es Möglich ist, Leute aus einer Zeitlinie zu extrahieren, ohne die Geschehnisse der Zeitlinie, die danach erfolgten, zu verändern. Nehmen wir an, dass jemand es geschafft hat, Ari Haswari vor seinem Tod in Gibbs Haus zu bewahren.“
Der Captain aus der hintersten Reihe schaute auf: „Ari Haswari ist tot? Seit wann das denn? Ich denk, der is Rennfahrer.“
„Cal“, flüsterte die XO, „Ich glaube, der heißt anders.“
McGee räusperte sich erneut und auch Gibbs drehte sich um und warf beiden Offizieren einen bösen Blick zu, der sie verstummen ließ.

Dave Speed hieß nicht nur „Der Supercop“, weil er ein Namensdoppelgänger des Filmcharakters war – man nannte ihn auch deswegen so, weil er es geschafft hatte, in seinen 5 Jahren, die er nun schon Dienst auf den Straßen Washingtons tat, niemals ernsthaft verwundet zu werden. Dabei war er mitunter auf den gefährlichsten Pflastern dieser Stadt unterwegs, hatte es schon mit Drogendealern, Zuhältern und ähnlichen Persönlichkeiten zu tun gehabt und immer, wenn ihm jemand eine Kugel verpassen wollte, schaffte er es, diesen Jemand davon zu überzeugen, dass Gewalt keine Lösung wäre.  Ja, Dave Speed war ein Supercop.

Das half ihm in der gegenwärtigen Situation allerdings auch nicht, denn er ging – vorsichtig und Schritt für Schritt – mit einer Taschenlampe bewaffnet durch einen dunklen Korridor einer Art Bürogebäude. Mit wachen, blauen Augen, die wirklich eine gewisse Ähnlichkeit zu Terrence Hill hatten, schaute sich der Policeman um, ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen und widmete seine Aufmerksamkeit nun dem Namensschild, das an einer Tür angebracht war. Richard Grayson Senior.
Speed musste lächeln.

Mit den Graysons war er befreundet – den Sohn, Richard Junior, den alle nur „Dick“ nannten, kannte er aus der Highschool und als sie die ersten Batmancomics lasen, fand Dick es gar nicht lustig, dass dort ein Sidekick namens Robin auftauchte, der im Privatleben eben Dick Grayson hieß.  Ricahrd Grayson Senior kannte die Batmanhefte offenbar nicht, oder – wenn er sie kannte – interessierte sich nicht dafür. Und dieser Richard Grayson Senior war Buchhalter bei MadCowMiddleton Inc. Interessant. Das hatte Speed wirklich nicht gewusst, denn, nachdem Dick sich unsterblich in eine Frau verliebt hatte, die – von allen möglichen Namen – ausgerechnet Barbara Gordon hieß, hatte er sich nach New York abgesetzt. Dick und Barbara Grayson führten dort ein beschauliches Leben als Investmentbanker – wobei das Leben inzwischen auch nicht mehr so beschaulich war, wie sich Speed denken konnte.

Und als er so über seine Kindheit nachdachte, stellte er fest, dass der liebe Gott oder das Schicksal oder wer auch immer, die richtige Portion Humor hat, um die richtigen Leute in einer Nachbarschaft anzusiedeln. Dave Speed, Dick Grayson, Barbara Gordon, sie alle wohnten in einem Mehrfamilienhaus, zusammen mit einem Wissenschaftler namens Bruce Banner, einem Zeitungsreporter namens Clark Kent, einem Polizisten, der Hal Jordan hieß und einer Botschafterin, die auf den Namen Diana Prince hörte. Oft genug, wenn Dave in seinen Comics schmökerte, stellte er sich vor, wie sich Dick und Barbara aus ihren jeweiligen Kinderzimmern abseilten und dann Verbrechen bekämpften, wie sich Clark Kent die Brille abnahm und als Superman die Welt rettete und Diana Prince im tiefdekolletierten Büstier als Wonder Woman auf Verbrecherjagd ging.
Aber natürlich war dem nie so. Der Clark Kent aus der Realität wurde bei einem Bericht über den Mord an einem Mann, den man „Frankie, die Flunder“ nannte, von der Mafia aufgesucht und „schlief bei den Fischen“, Botschafterin Prince arbeitete heute bei der UNO, Hal Jordan war sein Vorgesetzter und von Bruce Banner hatte man nie wieder etwas gehört, nachdem er einen Selbstversuch an sich… nein, nur Scherz. Bruce hatte es geschafft, in der letztjährigen Ölbohrplattformkrise einen kühlen Kopf zu bewahren und diverse Ideen vorzuschlagen, wie man mit der Krise umgehen konnte. Hauptberuflich war er inzwischen als Professor beim M.I.T. angestellt.

Und das Superheldenhaus, indem sie alle gewohnt hatten? Es stand immer noch, allerdings wurde die Gegend immer unattraktiver und infolgedessen standen dort inzwischen etliche Wohnungen leer. Eigentlich schade, denn die lustigen Stunden, die Dave dort verbracht hatte, würde er vermutlich immer noch im Gedächtnis haben, wenn er starb.
Was schneller passieren könnte, als gedacht, denn in diesem Moment riss ihn ein Geräusch aus den Gedanken, dass verdächtig nach einem Röcheln eines Sterbenden klang.

Tony musste gegen seinen Willen grinsen. Diese Besprechung versprach so zu werden, wie jede, die McGoogle leitete. Und das bedeutete für den geneigten Standardzuhörer eines – gepflegte Langeweile. Man konnte McGee eines attestieren – er hatte wirklich die Gabe, aus den Fällen jedes, noch so kleinste Detail herauszukitzeln  und zu präsentieren, allerdings hatte sich genau das als der größte Launekiller überhaupt erwiesen. Wer einmal einer Präsentation McGees über ein bestimmtes Thema – beispielsweise über die Cyberverbrechen, die das Land heimsuchten – zuhörte, stellte fest, wie schnell die Neugierde auf das, was der Mann einem sagen wollte, Langeweile wich. Lustigerweise war McGees Schreibstil flott und durchaus unterhaltend, wenngleich der Halbitaliener es dem Romancier nie auf die Nase binden würde.
Doch die beiden Sternenflottenoffiziere versprachen eine gewisse Abwechslung, besonders als der Mann begann, zu kommentieren.

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #21 am: 24.04.14, 14:27 »
„Wie ich schon sagte.“, fuhr McGee fort, „Wenn wir einmal in Betracht ziehen, dass jemand eventuell Ari Haswari vor seinem Tod bewahrt und in die Gegenwart geholt hat und gleichzeitig eine Zeit-Rückspul-Granate geworfen wird, könnte das das Raum-Zeit-Kontinuum schwächen. Und wenn dann auch noch mehrere Versuche unternommen werden, eine neue Zukunft zu erschaffen…“
„Eine neue Zukunft?“, fragte Gibbs und nun räusperte sich Cal: „Naja, ich meine… da versucht jemand, euch zumindest zu zeigen, dass ihr in Gefahr seid, oder?“

Der Korridor war und blieb Dunkel – abgesehen von dem hellen Lichtstrahl, den die Taschenlampe in die Dunkelheit entsandte. Speed spürte, wie sein Atem schneller ging. Er war eigentlich niemand, der sich schnell ängstigte, aber… irgendwie erschien ihm die Umgebung unheimlich.
Hier stimmte etwas nicht, die ganze Gegend schien so surreal. Und dann hatte er plötzlich das Gefühl, dass er hinter sich jemanden atmen hörte. Schnell wirbelte er herum – doch da war niemand. Speeds Herz begann, auf Hochtouren zu arbeiten.
Eigentlich wäre es am besten, wenn er Verstärkung rief… also glitt seine Hand zum Funkgerät und in diesem Moment erklang wieder dieses Stöhnen.
Verdammt, da war jemand in Not. So schnell ihn seine Beine trugen, rannte er auf den Raum zu. Natürlich war dieser in Dunkelheit gehüllt, wenngleich er die Silhouette einer Gestalt erkennen konnte. Seine Taschenlampe flammte erneut auf , suchte ihr Ziel, fand es und…

„Sagtet Ihr nicht, Ihr seid von einer Art „Sternenflotte“?, fragte McGee und schaute den Captain und seine XO neugierig an. Die beiden warfen sich einen Blick zu – konnte man es riskieren, ihm Bescheid zu sagen? Andererseits – im Zweifelsfall müsste Agatha halt nochmal ran. Schulternzuckend nickte Cal: „Ja, richtig.“
„Und habt Ihr da auch Raumschiffe?“
„Keine Sternenflotte ohne Raumschiffe.“, grinste Agatha und McGee nickte: „Hey, aber jetzt sagt mir nicht, dass eines eurer Schiffe Enterprise heißt.“
Cal schaute ihn überrascht an: „Wie – wie kommen Sie gerade auf Enterprise ?“
„Ich hätte auch Voyager oder Defiant sagen können.“
Agatha merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Nein, das konnte doch nicht sein…
Der Captain reagierte dieses mal schneller, griff die Hand McGees und schnitt kurz hinein.
Genervt rollte dieser mit den Augen und schaute die beiden Offiziere an: „Ich bin weder euer Traceless, noch ein Wechselbalg.“
„Aber, Sie kommen aus der Zukunft, hm?“, fragte Agatha und McGee schüttelte den Kopf: „Nö, ich komm aus der Gegenwart.“
„Aber woher wissen Sie dann etwas von den Schiffen Enterprise, Voyager und Defiant ?“
Cals Gesicht war eine einzige Maske des Unglaubens, als der Computerfachmann grinste. Er drehte den Monitor zu den beiden Offizieren der Sternenflotte um und rief eine Homepage auf. Youtube.
Dann gab er etwas ein und Agathas Augen wurden untertassengroß, als sie vorlas: „Cal, da steht…“
„Ich kann es lesen, Agatha.“, sagte der Kommandant, und seine Stimme nahm eine Grabestiefe an, „ The battle of Wolf 359 .“
„Verdammt, das war eine…“, setzte er dann an und hielt sich die Hand vor den Mund, als sei ihm plötzlich übel geworden. McGee konnte sehen, dass in seinen Augen tränen schillerten.
Offenbar war seine XO diese Reaktion vertraut, denn sie legte eine Hand auf seine Schulter und ließ es zu, dass er sie umarmte und sein Gesicht in ihrer Halsbeuge barg.
Beruhigend streichelte sie ihm über den Rücken und schaute dann McGee an.
„Es war unser Elfter September.“, sagte sie knapp und ließ dann wieder, in einer beruhigenden Geste, ihre Hand über Cals Rücken gleiten: „Ist ja gut, Cal. Du brauchst keine Angst zu haben.“
Erneut nahm sie Blickkontakt mit dem Computerspezialisten auf: „Wir waren da. An Bord der U.S.S. Saratoga . Damals entkamen wir nur knapp dem Tod.“
„Sagten Sie, ‚ U.S.S. Saratoga “, echote McGee, „Soll das heißen, Sie waren mit Benjamin Sisko auf einem Schiff?“
„Woher kennen Sie Captain Sisko?“, fragte die hübsche XO und schaute ihn überrascht an, als sie seine Antwort erhielt: „Sie wissen, was eine Fernsehserie ist? Nun – es gibt die Abenteuer der Captains Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer auf DVD.“
Was ?“, entfuhr es Cal und er riss sich von Agatha los, um McGee anzufunkeln: „Soll das heißen, dass die Leben und Leiden unserer Kollegen im Fernsehn bestaunt werden und zu Cola und Pommes konsumiert werden können?“
Agatha wollte ihm gerade wieder beruhigend die Hand auf die Schulter legen, doch Cal schüttelte sie ab. Offenbar war er gerade wütend, was Agatha durchaus verstehen konnte: „Wissen Sie, was für Probleme und was für unsägliches Leid… ach was frag ich da? Vermutlich haben es pubertäre Kiddies heutzutage nötig, sich Nacktbilder einer Person anzuschauen, die einen verdammt tragischen Charakter hat. Sie wurde einst von den Borg assimiliert und musste nun…“
„Seven of Nine.“, nickte McGee und Cal funkelte ihn erneut an. Man konnte deutlich merken, dass er am Liebsten den Computerexperten erwürgt hätte, doch Agatha war schneller. Sie griff den Captain und hielt ihn fest: „Sachte, Cal. Er kann nicht wissen, wie es ist, von Borg assimiliert zu werden. Er kann nicht wissen, dass man danach Jahrelang unter Albträumen leidet und wenn man das nicht, wie wir, gemeinsam durchsteht, daran einfach zerbrechen kann.“
Der Computerexperte schaltete schnell youtube aus und schaute zu Cal herüber: „Hören Sie, ich weiß, es mag nicht einfach für sie sein – aber… glauben Sie mir, wenn ich sage, dass es mir leid tut. Ich konnte nicht wissen, dass all die Geschichten von Gene Roddenberry und seinen Epigonen einer wahren Quelle entsprungen sind.“
„Ist okay.“, sagte Cal eine Spur zu knapp und seine XO küsste ihn auf die Wange, ehe sie zu McGee blickte: „Sie können mir wohl nicht sagen, wo genau man an die Informationen kommen kann? Ein Gene Roddenberry ist mir zumindest nicht geläufig.“
Der IT-Experte schluckte. Das war ja fast schon zu hart, dass die eigene Schöpfung über ihren Schöpfer nicht bescheid wusste. Er beschloss aber, das Thema nicht zu erörtern.“

Speeds eisblaue Augen waren entsetzensgeweitet. Was er dort sah war… er konnte es nicht beschreiben. Jemand hatte einen Toten aufgehängt – soviel konnte er schon sagen. Aber die Art und Weise, wie dieser jemand gestorben war…
Man hatte seinen Körper in eine Körperhaltung gebracht, die nicht natürlich war. Es erinnerte den Polizisten an das Zeichen, das gemeinhin als „Klammer zu“ bezeichnet wurde. Oder an ein umgedrehtes C. Aber das war noch nicht das Schlimmste.
Das erblickte er, wenn er in das leblose Gesicht des Toten blickte und das Nichts ausser bloßem Horror und Angst verriet. Wer auch immer ihn auf dem Gewissen hatte… es war keine nette Person gewesen.
Und dann hörte er es wieder hinter sich, das Atmen. Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen fuhr er herum und sah dieses Ding auf sich zukommen. Es war groß, grün, verdammt schlecht gelaunt und Speed wusste auf elementarer Ebene, dass es nichts bringen würde, seine Waffe zu ziehen und zu schießen. Ebenso würde der Versuch, zu fliehen, nicht von Erfolg gekrönt sein. Also blieb er ruhig stehen, schaute das Biest an und grinste.
„Hey, Bruce Banner. Lange nicht gesehen. Was macht das Leben als Hulk?“
Das Wesen stockte und schaute ihn verwirrt an. Vielleicht könnte Speed doch fliehen?
Doch dann machte das Biest einen Schritt nach vorne und der Polizist spürte einen sengenden Schmerz in seiner Brust. Erneut war er sich Bewusst, was passiert war. Das Wesen hatte ihn getötet.

 „Das ist echt nicht zu glauben.“, murmelte Cal und grinste über beide Ohren. Agatha, die mit vor der Brust verschränkten Armen im Raum auf und abtigerte, stoppte, und schaute ihren Freund an.
„Was?“
„Wie bekloppt manche Leute sind.“, führte der Captain weiter aus und stand auf. Er ging auf Agatha zu, schaute ihr in die Augen und ergriff ihre Hände. Dann legte er eine auf seine Hüfte, die ander e auf seine Schulter, legte seine Hände nur um ihre Hüfte und behielt den Blickkontakt bei. „So.“
Die XO stutzte.
„Und nun?“
„Ja, das wüsste ich auch gerne mal. Aber Animehentaigirlsaresweet1808 ist der Meinung, dass allein das die Frau dazu bringt, zu seufzen: ‚Nimm mich, Du Hengst.’“, erklärte der Captain und zuckte mit den Schultern: „Frag mich nicht. Es ist faszinierend, was manche Leute für Gedankengänge haben. Hier, ich zeig dir das mal.“
Damit nahm er sie bei der Hand und ging zu Tim McGees Schreibtisch.
Er deutete auf den Computer.
„Lies es dir durch, das … das ist echt der … wie sagt man hier? Der Burner?“, lachte Cal, stemmte die Hände in die Hüften und ging nun selbst, wie ein Tiger auf und ab.
Er stoppte, schaute Agatha an und schüttelte den Kopf: „Ich meine, als ob ein Sternenflottenoffizier, wenn das Schiff unter Beschuss ist, nicht etwas anderes zu tun hat, als gleich die nächste Offizierin zu … Du verstehst?“
Seine XO grinste: „Sagt der richtige.“
„Was meinst du?“
„Terra Nova X?“, fragte sie mit einem süßen Lächeln und ihr Lächeln wurde noch breiter, als sie sah, wie Cal errötete.
„Hey!“, sagte er, und man konnte seiner Stimme anhören, dass er sich rechtfertigen wollte, „Damals dachte ich, der Planet geht unter. Ich dachte wirklich, wir gehen drauf. Und Du warst dem Kuss ja auch nicht abgeneigt.“
Sie zuckte mit den Schultern: „Ja, aber überrascht, wenn man plötzlich 70 Kilo Cal im Arm hat, die einem die Luft mit den Lippen abschnüren.“
Der Captain schaute sie an, verschränkte die Arme und man konnte ihm ansehen, dass er gerade ein wenig beleidigt war.

Leroy Jethro Gibbs warf brütend einen Blick auf den sogenannten „Zeitstrahl“, den McGee und Abby mit vielen Fäden, einem dicken Garn und einer Menge Post-It-Streifen gebastelt hatten. Gerade betrachtete er den gelben Minizettel, auf das Datum von Kates Tod stand. Von eben jenem Zettel lief ein straff gespannter Faden zu einem, einen knappen Meter entfernten Post-It, auf dem das heutige Datum stand, sodass das ganze Bild ihn an ein D, das auf dem Bauch lag erinnerte. Abby und Tim blickten sich an, sahen eigentlich recht zuversichtlich aus, doch Gibbs gerunzelte Stirn brachte den Computergeek dazu, seine Meinung über die Verständlichkeit des Modells zu revidieren.
„Es ist eigentlich ganz einfach…“, setzte McGee an, was durch ein „Komplett logisch“ seitens Abby sekundiert wurde. Der leitende Senior Special Agent warf einen Blick auf den Faden, der sich von Kates Todesdatum zum heutigen Tag bog und nickte.
„Natürlich. Jemand hat Ari eingefroren und nun wieder aufgetaut, nachdem Ziva ihm in den Kopf geschossen hatte?“, fragte er und schaute von Abby zu McGee. Dieser schaute seinen Chef ein wenig ratlos an: „Nun, wie man diesen Punkt erklären soll, weiß ich auch noch nicht, aber ich bin mir sicher, es wird dafür eine logische Erklärung geben. Wir sind hier nicht bei Star…“
Er stockte und schaute kurz nach oben – dorthin, wo er durch rasche Kombinationsgabe die Position seines Computers und damit der beiden Sternenflottenoffiziere ausgemacht hatte.
„…trek“, sagte er und schaute zu Abby: „Wie konnte ich so blind sein?“
Damit lief er los.

Die hübsche XO warf einen Blick auf McGees Computer, als der Inhaber des Rechners auf sie zugeprescht kam. „Commander.“, sagte er und Agatha schaute ihn an: „Das ist nicht deren Ernst, oder?“
Tim stoppte, schaute sie an und blinzelte verdattert: „Was ist wessen Ernst?“
Die Angesprochene deutete auf den Bildschirm: „Deanna Troi ist eine der nettesten und fürsorglichsten Frauen, die ich kenne. Sie hatte uns damals durch eine emotionale Krise geholfen und…“
Cal, der auf Zivas Platz saß, und sich offenbar auch über eine Internetseite scrollte, lachte kurz auf, warf einen Blick zu seiner Freundin und rollte mit den Augen: „Du hast noch gar nichts gelesen. Erinnerst Du dich an Jadzia? Ich hab ja immer gesagt, dass sie mehr zu Julian passen würde, als zu Worf, aber das Leute eine… Da wollen Leute Jadzia mit Kira…“
Er stoppte und schüttelte den Kopf. Dann stand er auf und schaute McGee an: „Die Menschen in Deiner Zeit haben echt n Schuss, Tim. Aber n extrem Großen.“
Damit deutete er auf den Bildschirm von Zivas Arbeitsplatz.
„Ernsthaft. Bankenkrise? Leute, Ihr wisst doch gar nicht, wie gut ihr es habt. Ich meine… nat… natürlich das Leben ist hier nicht perfekt, aber ihr müsst keine Angst haben, dass die, die eigentlich eure Freunde sein wollen, plötzlich mit biologischen Implantaten versehen auf euch zugestakst kommen, wie Zombies in drittklassigen Schockern, und euch assimilieren wollen.“
„Nein.“, sagte McGee und seine Stimme nahm einen sehr ernsten Klang an, „Dafür weiß man hier nie, ob sich nicht einer in die Luft sprengt, weil er… Ihr habt ja schon einmal was vom Elften September gehört. Meint Ihr im Ernst, dass es uns hier gut geht?“
Der Captain schaute den Computerexperten an und zuckte mit den Schultern: „Ich sehe hier nirgendwo Menschen, die sich darum sorgen müssen, dass sie von den Borg assimiliert werden, Agent McGee.“
„Und ich sehe in Ihrer Zukunft niemanden, der Angst davor haben muss, dass er im Zuge des „heiligen Krieges“ getötet wird, oder dass er verhungern muss, Captain Cat.“
Mittlerweile hatte sich die Stimmlage des Agenten nach „bedrohlich“ gewandelt und er war auf den Mann aus der Zukunft zugetreten, so dass sich ihre Nasen beinahe berühren konnten.
„Hehe.“, grinste Agatha, „Wenn das jetzt ne Fanfiction wäre, die könnte auch in eine ganz andere Richtung gehen.“
McGee runzelte überlegend die Stirn, Cal blickte an ihm vorbei zu Agatha: „Was meinst Du, Schatz?“
„Ich glaube, sie spielt auf Slash-Fanfics an, Captain.“, sagte McGee erklärend und der Captain runzelte nun seinerseits die Stirn. War der Gesichtsausdruck des Special Agents allerdings nachdenklich gewesen, konnte man bei Cal bloßes Unverständnis erkennen.
„Slash-Fanfics?“, fragte er und Agatha rollte mit den Augen: „Hey, Du hast gerade von Kira und Jadzia gesprochen. DAS ist Slash.“
Der Kommandant der Dragonfly warf einen Blick zu McGee, dann zu Agatha und zuckte mit den Schultern: „Wir sind doch aber keine Frauen.“
„Das geht auch mit Männern.“, erläuterte eine um die Ecke kommende Ziva und schaute zwischen ihm und McGee hin und her – ein wissendes Lächeln auf den Lippen.
Der Special Agent schaute seine Kollegin an: „Und woher weißt Du das?“
„Ich lese auch im Internet, McGee. Manche Sachen sind wirklich schräg.“, sagte die hübsche Frau mit einem amüsierten Funkeln in den Augen, als die Stimme von Gibbs durch den Bullpen schallte: „Schräg ist eigentlich eher, dass McGee plötzlich abgehauen ist, ohne uns zu sagen, wo er hinwollte.“

Der Angesprochene merkte, wie das Blut in sein Gesicht schoss. Er überlegte kurz und nickte dann: „Tschuldige, Boss, wir haben uns gerade ein wenig verzettelt.“
Damit wandte er sich an Agatha. Sie schien immer noch die Vernünftigere der beiden Offiziere zu sein, und eventuell konnte sie ihm ja tatsächlich helfen.
„Ich wollte nur wissen, in wiefern die Geschichte der Sternenflotte, mit all ihrer Technologie, ein Abbild eurer Realität ist.“, sagte er und Agatha atmete tief durch: „Nun… also… nach dem was ich so bei diesem Wiki-Dingsda gelesen habe, ist das alles eigentlich recht akkurat. Wir haben Phaser, Photonentorpedos, Quantentorpedos, wir können Knochen heilen, ohne, dass wir sie schienen müssen, Schnitte sind auch kein Problem und…“
„Und wie sieht es mit Beamen aus?“, fragte McGee und diesesmal schaltete Cal sich ein: „Klar gibt’s den Transporter. Wieso fragen Sie, Special Agent McGee?“
Kurz schaute der Romancier den Captain an, lächelte dann und schaute zu Gibbs: „Ich glaube, ich habe rausgefunden, wie Ari in unsere Zeit gebracht wurde. Man hat ihn einfach rausgebeamt.“

Die Labortechnikerin Abigail Sciuto quietschte beinahe vor Vergnügen. Soviele Leute hatten sich ja noch nie für ihr Labor interessiert. Da war natürlich das komplette Team um Gibbs, der Director und diese beiden schrägen Vögel, die sich mehr oder weniger alle in das Labor gequetscht hatten. Erneut hatte Tim vor ihnen die Erklärposition angenommen. Auha, das konnte was werden.
Während McGee Luft holte, um erzählen zu können, was ihm durch den Kopf ging, betrachtete Abby den jungen Mann, der zu der hübschen Rothaarigen gehörte. Allein schon der Fakt, dass eine wirkliche Rothaarige mitgekommen war, faszinierte sie, denn sie konnte erkennen, dass diese Färbung Natur war. Früher waren solche Frauen auf dem Scheiterhaufen gelandet, weil man sie für Hexen hielt und heute wurden sie wieder verfolgt. Wenn auch nur von Leroy Jethro Gibbs – und „verfolgen“ war da auch ein falsch gewählter Ausdruck. McGee erklärte in diesem Moment in unglaublich vielen, unglaublich gebildet-klingenden Worten den Sachverhalt, den sie sowieso alle kannten, was ihm mindestens ein mal ein „Zur Sache, Elfenkönig“ von Gibbs eintrug.
Sie musste lächeln. McGee war mal wieder in seinem Element und eigentlich machte es ihr gar nicht wenig Spaß ihm zuzuhören, wenn er sich nicht immer wieder wiederholen würde. Aber ein Teil von ihr konnte nicht anders, als bewundernd zu ihm zu blicken. Es war einfach nur interessant, zu hören, was er wieder wusste – wenngleich die meisten Fakten, wie schon ausgeführt alte Hüte waren.

Und gerade, als es spannend wurde, hörte Abby einen Schrei und ein lautes Zischen.
Ihr Blick wandte sich vom „Elfenkönig“ ab, wobei sie sehen konnte, dass auch er erschrocken war und in einer anmutigen Bewegung hatten die kompletten Anwesenden NCIS-Agenten ihre Waffen gezogen und sie auf die Geräuschquelle gerichtet. Das laute „BUNDESAGENTEN“ war ein perfekter Chor und es machte Abby stolz, zu sehen, wie dieses Team funktionierte. Wie eine einzige, gut geölte Maschine.
„Hey, ruhig Blut, ich bins nur.“, sagte das leise, verschüchtert klingende Stimmchen des Mannes, den sie als Cal kennengelernt hatte und der eine merkwürdige Waffe auf ihren „Alien-Dummy“ gerichtet hatte.
Dann blickte er offenbar in die Augen der Rothaarigen, denn diese schüttelte nur lächelnd den Kopf, als er sagte: „Ich hab mich nur erschrocken, als ich … dieses Ding sah.“
„Das ist kein Ding, das ist H’lk von M’lm’c, er ist ein Grauer und… das ist ja mal ne coole Waffe. Darf ich sie mal sehen?“
Und schneller, als Cal eine Einverständniserklärung hätte abgeben können, hatte Abby ihm die Waffe abgenommen und betrachtete sie interessiert.
„Das… das ist eigenltich…“, setzte Cal an und schluckte, als die hübsche Laborgoth den Phaser so hielt, dass die Mündung auf ihn deutete. Nun muss man dazu wissen, dass Cal zwar bevorzugterweise einen der Phaser verwandte, die Kirk und Co benutzten – sprich den, der noch aussah wie eine Pistole – allerdings nahm er doch meistens, gezwungener Maßen, das Standardmodell mit, das eben nicht wirklich nach Waffe aussah. Und wenn Abby nicht mitbekommen hätte, dass er ihren Alien abgeschossen hatte, wär ihr auch nicht bewusst geworden, was der Sternenflottenoffizier da in der Hand hielt.
So aber betrachtete sie es und hielt die Waffe unwissentlich so, dass sie, wenn sie losgehen würde, den Captain träfe.
Man konnte dem Gesichtsausdruck Cals den Gedanken „Hoffentlich hab ich das Ding auf Stufe 1 gelassen“ deutlich ablesen.
„Abs.“, machte Gibbs und die hübsche Frau seufzte: „Natürlich, kein Problem.“
Damit gab sie dem Offizier das Gerät wieder, was dieser erleichtert seufzend an sich nahm und in den Halfter steckte.
Dann schaute er sie an und als sie seinen Blick mißtrauisch erwiderte und offenbar kurz zu einem der Skalpelle blickte, sagte der Captain rasch und mit einer Stimme, die beinahe eine Spur zu hoch war: „Sie brauchen mich nicht zu schneiden, ich bin immer noch kein Formwandler.“
„Captain.“, sagte Gibbs nur und schaute ihn durchdringend an. „Tschuldigung, Boss.“, machte der Angesprochene, beinahe schon reflexhaft und merkte erst dann, was er gerade getan hatte.
„Junge, das ist ein wenig merkwürdig.“, stellte er fest. Abby grinste, legte ihm einen Arm um die Schulter und sagte: „Das ist noch gar nichts. Warte mal ab, bis Gibbsman wirklich wütend wird.“
Damit zwinkerte sie ihm zu und lächelte: „Das willst Du gar nicht mitbekommen.“
Anschließend ließ sie den Captain wieder los, der eine Spur schneller als Notwendig zu Agatha ging und mit ihr einen besorgt-verwirrten Blick austauschte.
Die hübsche Rothaarige lächelte nur wissend und schaute dann zu McGee.
Dieser nickte und fuhr fort.
„Also – meine Überlegung sieht wie folgt aus. Vielleicht hat jemand in der Vergangenheit Ari, bevor er dein Haus betreten hat, Boss, weggebeamt und wird ihn dann, wenn er seine Arbeit erledigt hat, wieder zurückschicken, damit er von Ziva erschossen werden kann.“

Kurz legte sich nachdenkliches Schweigen über den Raum, ehe sich Cal räusperte: „Und… worauf begründet sich Ihre Theorie?“
„Nun, wir sind noch hier, die Zeit auch noch und der Boss auch noch. Also wird die Zeit wohl so gelaufen sein, wie sie verlaufen sollte – mit eben einem kleinen Ausflug für Ari in das Jahr 2011.“
„Aber könnte es nicht auch sein, dass einfach so jemand den Modus Operandi eures Terroristen immitiert?“, meldete Agatha Bedenken an und McGee zuckte mit den Schultern: „Das könnte natürlich auch sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass euer Verbrecher uns den Tipp gegeben hat.“
Cal machte eine abfällige Handbewegung: „Also ob man sich auf diese Flachulme verlassen könne. Der Typ hat eine komplette Konferenz gesprengt – wortwörtlich. Gut… ich sags mal so, der Knallkopp ist jetzt kein Fantomas, der pestverseuchte Ratten auf einem Luxusliner loslassen würde, aber… wenn der euch Hinweise gibt, ist doch eigentlich Vorsicht geboten, oder?“
„Prinzipiell würde ich Ihnen zustimmen, Captain Cat“, meldete sich nun Vance zu Wort und schaute den Offizier an, „Allerdings habe ich in Zusammenarbeit mit McGee eines gelernt – er irrt sich so gut wie selten. Das heißt – wenn er meint, dass es so sein könnte, dann wird es aller Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und hatten Sie nicht die Vermutung in den Raum gestellt, dass diese Konvergenz deshalb auftritt, weil einerseits Sie Mist gebaut hatten und noch ein anderer Faktor in Frage kommt?“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Selbst wenn Ari hinter der Sache stecken würde, wie können wir ihn fangen?“
„Wir geben ihm das, was er will.“, erklang die ruhige, gefasste Stimme von Gibbs und seine eisblauen Augen trafen sich mit den braunen des Captains, der den Chefermittler fragend anblickte: „Und was wäre das?“
Gibbs Antwort war so simpel, wie erschütternd: „Mich.“

Das Schlimmste daran, wenn man mit diesem komischen Strahl betäubt wurde, war, dass die Kopfschmerzen danach mindestens mit dem eines Katers einer durchzechten Nacht konkurrieren konnten. Man war Licht- und Geräuschempfindlich, empfand Übelkeit und hatte auch noch so etwas wie einen kurzen Gedächtnisverlust. Dann allerdings kam die komplette Episode wieder und Ari Haswari erinnerte sich daran, wie er auf dem Dach gelegen und die Frau erschossen hatte, die ihn an Angelina Jolie erinnerte. Und dann hatte man ihn wieder betäubt.

Es war eine Art Ritual, dass er in einem leerstehenden Haus zu sich kam und anschließend durch die Straßen Washingtons wankte. Nicht unbedingt ein schönes Ritual, aber immerhin hatte man ihn nicht getötet, selbst, wenn er das nicht verstand. Er war doch ein Zeuge, ein Mitwisser und er selbst hätte ein solches Risiko damals auf jeden Fall eliminiert. Aber offenbar waren seine Auftraggeber einerseits schlau genug, ihn nie so ganz genau wissen zu lassen, wer ihm da Befehle erteilte, zum anderen dumm genug, ihn überhaupt am Leben zu lassen. Vielleicht gab es nicht genügend gute Scharfschützen, die man verwenden konnte.

Ari Haswari lehnte an der Hauswand, fuhr sich ein paar Mal über das Gesicht, um klar im Kopf zu werden, ehe er seiner Umgebung einen genauen Blick schenkte. Dieses mal hatte man ihn anscheinend in ein leerstehendes Bürogebäude verfrachtet, denn als er nach draußen torkelte, sah er den Parkplatz vor sich, auf dem zwei Autos standen. Das eine Vehikel konnte er nicht so ganz zuordnen, dafür erkannte er im anderen ein Polizeiauto. Allerdings bezweifelte er, dass man ihn hier zu sich kommen lassen würde, wenn es gefährlich wäre. Vermutlich hatte man sich des Insassen des Autos schon schnell und unkompliziert entledigt?

Er streckte sich und bemerkte eine weitere Nebenwirkung der Betäubung. Die Knochen schmerzten fürchterlich. Es fühlte sich ein wenig an, als würde er die Anfangsphase einer Erkältung erleben und fragte sich, ob das wirklich so hundertprozentig mit der Betäubung zu tun hatte. Wenn man den kühlen Septembertag in einem nicht-geheizten Raum verbrachte, konnte es doch durchaus sein, dass man sich eine Erkältung zuzog.

Kurz schaute er sich wieder um. Washington im Jahr 2011. Das war – wenn seine Auftraggeber ihn nicht angelogen hatten – sein momentaner Aufenthaltsort und das Datum.
Vorausgesetzt, seine Auftraggeber hatten ihn nicht angelogen, worin er allerdings keinen wirklichen Sinn sah. Im Gegenteil, es sprachen diverse Fakten für die Theorie, dass er knappe 5 Jahre in die Zukunft katapultiert worden war. Plötzlich waren komplette Staaten nicht mehr solvent. Allein die Vorstellung, dass es soetwas wie eine „Kapitalismusblase“ gab, die irgendwann platzen würde, war noch vor fünf Jahren nicht wirklich vorstellbar. Griechenland war früher noch ein solventer Staat und der Präsident der USA war auch noch jemand anders. Es war faszinierend, zu sehen, was sich in knapp 5 Jahren so alles tat. 

Sein Handy meldete sich und der Attentäter ließ es aufschnappen.
Eine SMS blinkte ihn an. Kurz überflog er die Zeilen, ehe er die Augen aufriss.
Nein – das war doch nicht möglich.
Ein leises, böses Lächeln stahl sich auf die Lippen des Mannes und er ging zum Auto, das man ihm dort wohl stehen gelassen hatte. Erneut meldete sich sein Handy und als er las, was dort stand, lächelte er noch mehr. Er durfte sein Gegenüber nicht mit einem Schuss aus seinem Scharfschützengewehr eliminieren, sondern sollte ihm unter die Augen treten.
Das war natürlich ein reizender Gedanke – sollte das Opfer doch sehen, wer ihn umbrachte. Wem sollte er es erzählen? Schnell fuhr er los, um Leroy Jethro Gibbs zu ermorden.

Wenn die Fahrweise etwas über den eigentlichen Charakter einer Person aussagte, dann war Ari eigentlich ein sehr ruhiger, planvoll-vorgehender Zeitgenosse. Er fuhr vorausschauend und defensiv, ließ sich nicht in irgendwelche Geschwindigkeitswettkämpfe ein und versuchte, die Fahrmanöver derjenigen, die sich mit ihm zusammen auf einer Straße befanden, vorherzusehen und entsprechend zu reagieren. Es gab Momente, in denen es ihm gelang – beispielsweise wenn er vor sich einen babyblauen Prius sah, der schlich und trödelte, konnte er ungefähr eruieren, wie lange sich ein möglicher Stau an dieser Stelle hielte. Eigentlich war sowas immer ganz interessant zu beobachten und Ari mochte diese Zeit, die er sich in einem Stau nehmen konnte, um seine Mitmenschen zu analysieren. Die hübsche Blonde, die den grau-metallic farbenen Wagen neben ihm fuhr schaute beispielsweise konzentriert auf ihr Navigationsgerät und dann zwischendurch auf die Fahrbahn. So lag der Verdacht nah, dass sie von ausserhalb kam und zum ersten Mal in D.C. weilte. Ein Blick auf das Nummernschild bestätigte den Israeli in seinem Glauben, denn das Kennzeichen stammte aus Nevada. Zwar war die Beantwortung der Frage, was diese Frau nun in D.C: tat nicht unspannend – und wenn er Zeit gehabt hätte, würde er ihr auch sicher nachgehen -  aber ein Blick nach vorne verriet ihm, das seine Ausfahrt nahte und so verließ er den Highway, ohne mehr über die hübsche Frau zu erfahren.

Als er die Schranke zum Navy Yard vor sich sah, überlegte er, dass sein Plan nicht unbedingt durch Ausgereiftheit glänzte, allerdings verflüchtigte der Gedanke sich schnell wieder, dann als er vor der Schranke stand, wurde diese geöffnet, ein leicht überfordernd wirkender junger Offizier kam auf ihn zu, quasselte irgendwas und winkte ihn dann durch. Gerade, als der Israeli das Fahrzeug zum stehen brachte, bemerkte er kurzzeitig ein alles umfassendes, gleißendes Licht ehe er feststellte, dass dies lediglich die Sonne war, die durch die Windschutzscheibe fiel.  Dem konnte er leicht abhilfe schaffen. Er setzte eine Sonnenbrille auf, verließ den Wagen und ging los.
Planvolles Handeln war gefragt und er überlegte sich, ob er auf einen von Gibbs Untergebenen warten sollte, ihn schnappen und dann, wenn der Mann das Gebäude verließ einfach, schnell und unkompliziert einen tödlichen Schuss abfeuern?
Nein, das war erstens zu einfach und zweitens verdammt unlogisch.
Ohne die Informationen, wo sich Gibbs befand, tat sich da gar nix.  Und in diesem Moment klingelte sein Handy.

Der Anacostia Riverwalk Trail war eine Art Promenade, die sich entlang „D.C.s vergessenen Flusses“ erstreckte. Es war schon fast zu einfach und für Ari eine Enttäuschung, zu sehen wie Gibbs und dieser andere Typ, den er erledigen sollte, in der Öffentlichkeit standen, auf die Fluten des Flusses blickten und ihrer Umgebung keine Bedeutung beimaßen. So, als interessierte sie das alles nicht, standen sie da und unterhielten sich über irgendwas, was Ari aufgrund der Entfernung nicht verstand. Allerdings vermutete der Israeli, dass es Belanglosigkeiten waren – irgendwelche Small Talk Themen, wie Wetter, Gesundheit, Politik.
Die Walther PPK, die er bei sich trug, verbarg er erst einmal und näherte sich den beiden Zielobjekten. Sie waren noch knappe 50 Meter entfernt und bemerkten seine Anwesenheit immer noch nicht. Es war faszinierend, wie wenig man von seiner Umgebung mitbekommen konnte, wenn man sich auf etwas anderes konzentrierte, aber – so funktionierte das Unterbewusstsein. Betriebswirtschaftler und Psychologen sprechen dabei vom 16-Bit-Bewusstsein. Hierbei handelt es sich nicht um den Zustand, den das Bewusstsein nach 16 Bit hat,  sondern, dass das Bewusstsein von allen nur einen Bruchteil wahrnimmt.

Beim weitaus mehr wahrnehmenden Unterbewusstsein spricht man vom sogenannten „Autopilot“, der sämtliche Reize wahrnimmt und auch abspeichert, aber nur die für das Bewusstsein relevanten Daten an selbiges weiterleitet.  Gibbs und der Typ schienen von dem Blick auf den Fluss und den Park so eingenommen zu sein, dass sie gar nicht mitbekamen, dass sich ihr Mörder näherte.
Er war noch 30 Meter entfernt, hörte nun die beinahe schon melancholische Stimme Gibbs sagen „… er war mein Freund – und ich habe ihn nicht retten können“, hob seine Schusswaffe, zielte auf den Rücken des Mannes und drückte ab.
Der Schuss gellte auf, Gibbs wurde zuerst nach vorne geschleudert und sackte dann in die Knie. Der Typ war neben ihm, schaute wie gelähmt an und jetzt, da sich Ari schneller bewegte, war er auch binnen Sekunden an seinem Ziel.
„Gibbs, sagen Sie doch was.“, schrie der Typ, mit Panik in der Stimme und wandte sich dann zu dem am Boden liegenden. Man konnte deutlich sehen, wie ihn das mitnahm, wie sein Atem schneller ging, wie er versuchte, eine Möglichkeit zu finden.
„Rennen Sie, Cat.“, keuchte der Ältere und Cal wollte sich gerade aufrichten, als er hinter sich die Schritte Aris hörte, die gerade verebbten. Auf dem Absatz drehte er sich um und keuchte entsetzt auf.
„Bye bye, time to die.“, sagte der Israeli, nahm jetzt ihn ins Visier.
Der Mann, den Gibbs „Cat“ genannt hatte, hob beide Hände und versuchte, rückwärts gehend zu entkommen, ehe er an das Geländer stieß.
Kurz schloss er die Augen, schüttelte den Kopf, ehe er zu Ari blickte, die Hände erneut hob und die Augenbrauen ebenfalls, während er „Hey“ sagte. Dann ließ er die rechte Hand sinken, deutete mit der linken auf seinen Mörder-in-spe und sagte: „Sie werden sich doch wohl nicht die Gelegenheit versauen wollen, etwas über Ihre Zukunft zu erfahren?“
„Zukunft?“, fragte Ari und der „Cat“ genannte lächelte eine Spur verschwörerisch: „Ja, die Zukunft. Ich kann Ihnen sagen, wie Ihr weiteres Leben aussehen wird.“
„Das weiß ich schon.“, meinte der Israeli, „Ich werde vermutlich angeklagt, weil ich einen Bundesbeamten ins Jenseits befördert habe.“
„Cat“ schüttelte hektisch den Kopf und begann, schneller zu sprechen. Die auf ihn gerichtete Waffe machte ihm offenbar wirklich Angst.
„Hö… Hören Sie, ich… ich kann Ihnen helfen. Ja – ich… ich komm aus der Zukunft und kann sie … hier rausholen. In Nullkommanichts. Wenn Sie uns gehen lassen.“
„Cat“, knurrte der angeschossene Grauhaarige, „Sie elender Verräter.“
„Hören Sie nicht auf Gibbs.“, sagte der Mann und schaute Ari in die Augen, „Hören Sie auf mich. Es … es ist eine ganz einfache Sache. Ich muss nur…“
Er hob seine linke Hand, versuchte offenbar etwas aus einem Halfter zu ziehen – aber Ari war schneller.
Der Schuss heulte auf und der Mann schrie. Aus seiner Schulter sickerte Blut und die Waffe, die Cat hatte ziehen wollen, fiel nutzlos zu Boden.
Gehetzt blickte der Getroffene sich um.
„Verdammt“, konnte man ihn murmeln hören, „Wo bleiben…“
Weiter kam er nicht, denn ein weiterer Treffer, dieses mal in die Hüfte, ließ ihn schmerzerfüllt aufschreien.
„Ich bin rein zufälligerweise auf Jethros Seite, Mister Cat.“, sagte Ari in einem charmenten Plauderton, ehe er die Brust des Mannes ins Visier nahm, „Und wissen Sie was? Mich interessiert meine Zukunft nicht. Ich kann sie neu schreiben.“
Damit schaute er den Mann an, den Gibbs Cat genannt hatte, und ergötzte sich an dem Ausdruck der Panik in den Augen des Mannes – „Nein, tun Sie das bitte nicht!“, flehte Cat - , ehe er ihn erlöste.
„Das ist nicht f…“, brachte der Typ noch hervor, ehe er getroffen zusammenzuckte.
Die Kugel traf die Brust, ließ Blut spritzen und den Mann rückwärts gegen das Gitter taumeln, ehe er daran mit leeren, blicklosen Augen herunterrutschte.
Dann wandte sich Ari Gibbs zu, zuckte mit den Schultern und zielte auf ihn: „Tja, Jethro – es scheint so, als habe ich meine Aufgabe erledigt. Man sieht sich, irgendwann mal.“
Er drehte sich um und überließ Gibbs kurz dem Anschein, als würde er tatsächlich gehen und ihn hier liegen lassen. Keine zwei Meter später drehte er sich um, kam wieder zurück und richtete seine Waffe auf den Kopf des Älteren.
„Tut mir leid, ich…“, er atmete theatralisch durch, „… ich kann dich einfach nicht am Leben lassen, Jethro. Ich meine – ich kenn dich. Du jagst mich und das kann ich nicht zulassen. Nicht jetzt, wo ich die tatsächliche Chance habe, aus der Sache rauszukommen.“
Er stockte, als er hinter sich Schritte hörte, die schnell näher kamen und schaute über die Schulter, die Waffe immer noch auf den am Boden liegenden Gibbs gerichtet.
„Keinen Schritt näher, DiNozzo, oder Ihr Boss war einmal.“, sagte er langsam, deutlich verständlich und mit einer Spur Schärfe in der Stimme.
Der angesprochene Halbitaliener nickte, blieb stehen und schaute mit einem Ausdruck der absoluten Hilflosigkeit zu Gibbs herüber. Was er dort sah, schien ihm nicht zu gefallen, denn, obwohl der Israeli gedroht hatte, seinen Boss zu erschießen, schien es DiNozzo zu bevorzugen, den großen Helden zu spielen. Seine eigene Schuld.
Ohne auch nur den Hauch von Anstrengung oder Mühe im Gesicht – ohne überhaupt hinzusehen, was er tat – richtete er die Waffe auf den Agenten und drückte ab. Dieser krachte getroffen gegen eine Wand, rutschte an ihr herunter und verunstaltete sie mit Blutspuren. Lächelnd schaute Ari zu dem wie festgewachsenen stehenden McGee, der einfach nur auf den leblosen Körper seines Teamkameraden blickte und nicht einmal die Zeit hatte, zu reagieren, ehe er getroffen zu Boden ging.
Verzückt lachte der Israeli auf: „Ahhh, wie sie sich doch alle für ihren Boss opfern.“
Dann schaute er wieder zu Gibbs, dessen Blick inzwischen leicht glasig geworden war, aber immer noch genug Schärfe zeigte, die Ari wissen ließ, dass sein Gegenüber noch nicht tot war.
„Wo ist Ziva?“, erkundigte er sich mit höflichem Desinteresse und zuckte zusammen, als ihn plötzlich ein leises Platschen irritierte, das aus dem künstlichen Wasserfall kam und ihn dann etwas mit erhöhter Geschwindigkeit traf. Er wurde gegen das Geländer geworfen, krachte dagegen und keuchte einmal kurz auf, ehe er sich umdrehte.
Den drahtigen Körper in Kampfhaltung gespannt und mit einem unmenschlich-wütenden Funkeln in den Augen stand Ziva David vor ihm, wirbelte um die eigene Achse und trat ihm die Waffe aus der Hand.
„Hm!“, machte der Terrorist, lächelte und begab sich in eine Angriffshaltung: „Ich könnte jetzt fair sein, und dir eine Möglichkeit bieten, dich zu Verteidigen. Oder ich mach einfach das hier.“
Damit warf er sich zur Seite, griff die Waffe, zielte – nicht auf Ziva, sondern auf den künstlichen Wasserfall, aus dem sich Ziva auf ihn geworfen hatte. Er feuerte einen Schuss dorthin und hörte das überrascht-schmerzhafte Aufstöhnen einer Frau, die aus der Deckung taumelte, und dann, mit einem blutenden Loch in der Brust, vornüber in das Wasser des Anacostia-Rivers fiel. Die feuerroten Haare fächerten sich auf und wirkte, wie eine exotische Wasserpflanze.
Ari hatte keine Zeit, sich an der Schönheit dieses Bildes zu erfreuen, in diesem Moment traf ihn der Stiefel Zivas und er hörte das Geräusch brechender Knochen. Die Frau hatte ihm den Kiefer zertrümmert.
„Okay“, dachte er sich, „Schluss mit lustig.“
Er brachte seine Waffe nach vorne und drückte ab. Ein Mal, zwei Mal.
Ziva wurde getroffen – Bauch, Brust – egal, sie taumelte zurück und wankte nach vorne, ihn wütend im Blick haltend. So war es eigentlich immer mit ihr gewesen – sie wollte ihm beweisen, was sie konnte.
In einem Faustkampf waren sich beide Halbgeschwister ebenbürtig, dessen war sich Ari bewusst. Deswegen hatte er eine Pistole.
Wieder gellten zwei Schüsse auf, dieses mal in beide Beine, die plötzlich nicht mehr in der Lage schienen, das Gewicht Zivas zu halten. Sie brach in die Knie, schaute mit unversöhnlichem Hass zu ihm auf, der plötzlich über ihr stand und ihr die Waffe gegen die Stirn drückte. Kurz überprüfte er, wieviele Kugeln er noch hatte, ehe er sich an sie wandte und so, als ob er über das Wetter plaudere, höflich nachfragte: „Noch irgendwelche letzten Worte?“

Nachdem er nachgeladen hatte, richtete er seine Waffe auf den Kopf des Älteren, ehe er lächelte. Nein, er würde Gibbs nicht in den Kopf schießen. Das wäre viel zu einfach. Er hatte Kate diese Gnade zukommen lassen, er hatte Ziva diese Gnade zukommen lassen, auch wenn letztere sie nicht verdient hatte, doch nicht Gibbs. Nicht diesem Mann, der ein genauso eiskalter Bastard war, wie sein eigener Vater. Stattdessen nahm er die Brust des Grauhaarigen aufs Korn. Ein Treffer dort – an der richtigen Stelle – und Gibbs würde leiden. Er lächelte: „Grüße an Caitlyn, wenn Du sie siehst. Was ich aber bezweifele. Sie dürfte im Himmel sein – wir sehen uns in der Hölle wieder“

Der Schuss hallte laut über die Ebene und wie in einem schlechten Anime-Klischee wirbelte ein plötzlich aufziehender Wind Blätter auf, die vor Ari herumtanzten und schreckten einige schnatternde Enten hoch, die davonflogen.
Dann wurde es laut in Aris Gehörgängen – er wusste, dass man ihn wieder betäubte aber… es war egal. Das Ziel war erfüllt worden, Leroy Jethro Gibbs war… tot? Da stimmte was nicht. Seine Beine gaben schon nach und er bemerkte, wie die Starrheit aus Gibbs Blick wich, ja sogar eine gewissse Neugierde in seinen Augen zu sehen war.
In dem Moment, indem der Israeli zu Boden ging, bemerkte er, dass sich plötzlich das gesamte Areal veränderte, Dunkel wurde. „Das muss eine Einbildung sein.“, schoss es ihm durch den Kopf, ehe die Dunkelheit sich seiner Sinne bemächtigte.  Und je dichter die Dunkelheit um seine Sinne wurde, umso verwirrender wurde das, was er sah. Der Typ, den er erschossen hatte, flackerte und löste sich auf, ebenso wie es der tote Gibbs oder die tote Ziva taten. Das Letzte, was er bemerkte, war, wie eine Person mit einem wehenden Mantel – einem Engel gleich – auf ihn zukam, den Kopf schüttelte und mit italienischem Dialekt murmelte: „Wir müssen definitiv einmal über die Sicherheitsprotokolle reden.“  Dann umfing die Dunkelheit ihn komplett.

Die Nase tat weh, als sie den Kopf aufrichtete. Sie hatte sich, ohne Rücksicht darauf, das es schmerzen würde, nach vorne fallen lassen müssen,  und ihre Nase dankte es ihr absolut nicht. Klar war es schmerzhaft, aber besser als das, was ihrem Avatar in der anderen Simulation wiederfahren war – zumal die Nase mit einem Hautregnerator sicherlich sehr gut heilen würde. Agatha Silverbird rappelte sich hoch und schaute sich um.
Das Holodeck der USS Dragonfly NCC 0815-A war ein schwarzer Raum in den Maßen 6 Mal 8 Metern, in dem, in regelmäßigen Abständen, kleine gelbe Linien den Boden in kleine rechteckige Flächen unterteilten.  Diese Gerätschaft war immer wieder ein Quell der Freizeitgestaltung, so konnte man sich auf die Malediven begeben und dort schnorcheln, ohne dass man das Schiff verlassen muste, oder sich beispielsweise der unheimlichen Romantik eines Gothic Novels hingeben. Agatha wusste, dass Kathryn Janeway gerade Letzteres gerne tat, während sie die erstere Variante bevorzugte – das heißt, wenn sie nicht mit ihrem Captain Kriminalfälle als Ran Mori und Shinichi Kudo löste.
À prospos Cal: Dieser lehnte, mit offenen Augen und starrem Blick an der Wand. Sie schüttelte amüsiert den Kopf – der Captain musste mit seinen schauspielerischen Nicht-Fähigkeiten immer wieder angeben. Das Drehbuch, dass sie mit Vance erstellt hatten, sah eigentlich vor, dass Cal sich auf Ari werfen und dann von ihm einfach erschossen werden würde. Aber nein, Der Captain brauchte seinen Verräter-Moment, seinen großen Monolog, der ihn zu einem zwielichtigen Charakter machen würde – wenn die Mitspieler eben jenen Captain nicht schon als größtenteils inkompetenten Volltrottel kennengelernt hätten.

Man musste allerdings dem Angreifer – Ari – einiges zugute Halten.
Dass er die Position von ihr, Agatha, erraten würde, hätten die beiden Sternenflottenoffiziere nicht geglaubt und auch, wenn Gibbs sie mehrfach darauf hingewiesen hatte, den Mann nicht zu unterschätzen, war es etwas, was sich zumindest Cal nicht vorstellen konnte. Aber – er hatte sie überrascht.

Agatha ging vor dem starr-dreinblickenden Captain in die Hocke, rollte mit den Augen und sagte: „Steh endlich auf.“
„Kann nicht, ich bin tot.“, sagte er mit schlaffem Kiefer und immer noch starren Augen, was Agatha zum Lächeln brachte. „Dann wirst du das auch nicht fühlen.“, sagte sie und verpasste ihm eine Kopfnuss.
„AU!“, machte der Captain, fuhr hoch. Seine XO schaute ihn amüsiert lächelnd an: „Ich denke, Du bist tot?“
„Du doch auch.“, sagte ihr Freund, zog sie zu sich heran und schaute ihr in die Augen: „Ich hab noch nie eine sexiere Leiche gesehen.“
„Mein Gott, das Geturtel ist ja peinlich. Wie alt seid ihr? 14?“, fragte eine sich aufrichtende Ziva und schaute zu den beiden Sternenflottenoffizieren: „Ich meine, wenn Ihr allein sein wollt, geht doch in euer Quartier.“
Damit ging sie zu Tony, schaute ihn an und ging ebenfalls vor ihm in die Hocke. Der Agent hatte die Augen geschlossen und Ziva lächelte. Sanft fuhr sie mit dem Zeigefinger über seine Schläfe, die Halsschlagader entlang, bis zum Hemdkragen. Der Puls war stark und wurde stärker, je länger ihre Hand dort verweilte.
Sie konnte sehen, wie seine Lippen ein Lächeln formten, dann schaute er sie aus diesen grasgrünen Augen an und stand auf.
„Hey, ich glaube, ich bin tot und werde gerade von einer Valkyre abgeholt, hm?“
Sie schüttelte lächelnd den Kopf: „Der war gut, DiNozzo.“
„Ich weiß.“, machte er und nahm sie dann in den Arm: „Ich finde, die Beiden da drüben haben eine gute Herangehensweise. Würde ich auch gerne mit dir machen, aber – nur eine Frage. Warum hast Du nicht versucht, mich zu beschützen, als Ari mich erschoss?“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Vielleicht, weil es nicht echt war.  Ich meine – wir haben zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr geschwebt.“
Tony wollte gerade Luft holen, um sie zu korrigieren, denn nach seiner Auffassung musste man korrekter weise „Wir sind zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr geschwebt“ sagen, aber er wusste es nicht. Es wäre sowieso besser gewesen, zu sagen „Wir waren zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr.“
Er schaute Ziva an und musste gegen seinen Willen lächeln. Es war schon faszinierend – sie konnte Menschen mit einer Büroklammer umbringen, war in der Lage, jemanden auf 15 verschiedene Arten und Weisen auszuschalten, konnte ihn mit einem ihrer Blicke aus der Fassung bringen – aber sie scheiterte an etwas so simplem wie amerikanischen Idiomen. Das war schon extrem merkwürdig.
Und á prospos „Blick“ – just in dem Moment, in dem er diesen Gedankengang vervollständigt hatte, schaute sie ihn mit diesem Blick an, den er das letzte Mal vor ein paar Stunden gesehen hatte – das hatte dazu geführt, dass sie einer Aktivität nachgegangen waren, bei der man traditionell auf Kleidung verzichtete. Oh ja – sie war schon eine süße Assassine.

„Boss?“, riss ihn die Stimme McGees aus den Gedanken und er verfluchte ihn dafür. Doch als er bemerkte, weswegen die McGoogle geschrieen hatte, wurde ihm heiß und kalt. Leroy Jethro Gibbs lehnte an der Wand, mit einem leeren Blick und …
„So tot, wie ein toter Mann nur tot sein kann.“, murmelte Captain Cat und Tony hasste auch ihn dafür.
Nein, das konnte nicht sein. Warum? Warum hier? Warum jetzt? Sie hatten doch noch soviel zu tun.
Vorsichtig ging er auf den Leichnam seines väterlichen Freundes zu, beugte sich vor, um nach seinem Puls zu tasten und …
Fand seine Hand in einem schraubstockähnlichen Griff wieder.
„Hab ich Dir erlaubt, mich anzufassen, DiNozzo?“, erkundigte sich sein Chef höflich und ließ ihn dann wieder los.
Tony erinnerte sich daran, wie er ihn heute schon einmal hereingelegt hatte – heute? Oder war es doch in dieser anderen Zeitlinie, die Commander Silverbird dadurch geschaffen hatte, dass sie eine Temporalgranate gezündet hatte?
„Ha ha ha“, machte der Halbitaliener und er ließ keinen Zweifel daran, dass er es absolut nicht so meinte, wie er es sagte: „Wie witzig, Boss.“
Und dabei war es eigentlich ein guter Plan gewesen.




CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #22 am: 24.04.14, 14:28 »
NCIS-Hauptquartier – vor knapp einer Stunde.
Kurz legte sich nachdenkliches Schweigen über den Raum, ehe sich Cal räusperte: „Und… worauf begründet sich Ihre Theorie?“
„Nun, wir sind noch hier, die Zeit auch noch und der Boss auch noch. Also wird die Zeit wohl so gelaufen sein, wie sie verlaufen sollte – mit eben einem kleinen Ausflug für Ari in das Jahr 2011.“
„Aber könnte es nicht auch sein, dass einfach so jemand den Modus Operandi eures Terroristen immitiert?“, meldete Agatha Bedenken an und McGee zuckte mit den Schultern: „Das könnte natürlich auch sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass euer Verbrecher uns den Tipp gegeben hat.“
Cal machte eine abfällige Handbewegung: „Also ob man sich auf diese Flachulme verlassen könne. Der Typ hat eine komplette Konferenz gesprengt – wortwörtlich. Gut… ich sags mal so, der Knallkopp ist jetzt kein Fantomas, der pestverseuchte Ratten auf einem Luxusliner loslassen würde, aber… wenn der euch Hinweise gibt, ist doch eigentlich Vorsicht geboten, oder?“
„Prinzipiell würde ich Ihnen zustimmen, Captain Cat“, meldete sich nun Vance zu Wort und schaute den Offizier an, „Allerdings habe ich in Zusammenarbeit mit McGee eines gelernt – er irrt sich so gut wie selten. Das heißt – wenn er meint, dass es so sein könnte, dann wird es aller Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und hatten Sie nicht die Vermutung in den Raum gestellt, dass diese Konvergenz deshalb auftritt, weil einerseits Sie Mist gebaut hatten und noch ein anderer Faktor in Frage kommt?“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Selbst wenn Ari hinter der Sache stecken würde, wie können wir ihn fangen?“
„Wir geben ihm das, was er will.“, erklang die ruhige, gefasste Stimme von Gibbs und seine eisblauen Augen trafen sich mit den braunen des Captains, der den Chefermittler fragend anblickte: „Und was wäre das?“
Gibbs Antwort war so simpel, wie erschütternd: „Mich.“

Die Reaktion des Teams war ebenso simpel. Alle sahen ihn mit einem derart erschrockenen Gesichtsausdruck an, als habe er sich angeschlichen und laut Buh gerufen. Oder als habe er sie beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke ertappt.
Abby war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. Das tat sie sehr deutlich: „Gibbs, das ist nicht witzig und das werde ich nicht zulassen.“
Und um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, trat sie auf ihn zu, nahm seine Hand und hielt sie fest.
McGee und Tony nickten bekräftigend und Ziva ergriff seine andere Hand.
Dann begann sie, diese zu verdrehen, was Gibbs zu einem überraschten Schmerzenslaut hinriss, ehe Ziva mit gespielter Ernsthaftigkeit sagte: „Ich breche Dir die Hand, wenn Du dich von Ari töten lässt.“
Die nächste Reaktion des Chefs ließ sie zuerst Ziva und dann Gibbs verblüfft anblicken. Er lachte. Lauthals.
Und dann sagte er, lachend: „Schon gut, ich ergebe mich.“
Als Ziva ihn losließ, richtete er zuerst sich auf und dann sein Jackett, ehe er in die Runde blickte: „Ich habe auch gar nicht vor, wirklich mich zu opfern.“
„Und wen dann?“
Gibbs blickte zu Cal herüber, der überrascht auf sich deutete: „Erm? Ich soll mich opfern? Das halt ich aber für eine blöde Idee.“
„Beim ersten Mal, als sie hier waren“, sagte der Agent und fixierte den Captain aus eisblauen Augen heraus, „hat Ari auch auf Sie geschossen.“
„Das stimmt.“, sagte McGee und Tony schaute ebenfalls zum Captain: „Haben wir uns ein paar Feinde gemacht, hm?“
Agatha machte einen abfälligen Laut: „Ihr habt ja keine Ahnung. Ich sag mal so – nicht nur ein Paar. Einmal hat er versehentlich eine der heiligen Glasskulpturen einer Zivilisation…“
Der Captain räusperte sich, schaute Agatha an und warf ihr einen finsteren Blick zu. „Danke, Schatz.“, sagte er – ein wenig zickig -, was Agatha mit einem süßen Lächeln und einem Kussmund erwiderte. Cal rollte mit den Augen und schaute dann zu Gibbs: „Ja, er hat auf mich geschossen. Das wird schon seine Gründe haben, aber… welche. Vielleicht sollten wir erstmal rausfinden, wer mich killen will, ehe wir uns Gedanken darüber machen, wie wir den Killer schnappen?“

Gibbs schaute ihn an, zuckte dann mit den Schultern und seine ganze Körperhaltung schien zu sagen: „Machen Sie, was Sie wollen.“
Dann wandte er sich an sein Team.
„Ari ist auch hinter mir her.“, sagte er knapp und McGee nickte: „Natürlich. Und es gibt eine Möglichkeit, wie wir ihn fangen können, Boss.“
Erneut wanderten die Blicke des Teams um Gibbs zu Captain Cat, der erneut zurückblickte und dabei zu gleichen Teilen Verwirrung, Genervtheit und Überraschung ausstrahlte.
„Was’n nun schon wieder?“, fragte er und schaute zu Agatha: „Verstehst Du das?“
Kurz überlegte die Rothaarige, dann nickte sie grinsend.
„Japp, und ich glaube, die Idee könnte klappen.“

Agatha konnte sehen, wie der Captain erleichtert aufatmete, als er im Shuttlehangar der Dragonfly stand. „Okay, lasst mich unseren Plan nochmal rekapitulieren.“, sagte er und blickte von Agatha zu Ziva, die – beide in schwarze Fliegeruniformen gekleidet – Haltung angenommen hatten. Cal tigerte auf und ab: „Gibbs möchte, dass ihr da gleich runterfliegt, Ari in den Transporterpuffer des Shuttles beamt und ihn dann an die Dragonfly weiterleitet, sehe ich das richtig?“
„Ja, Cal.“, lächelte Agatha, die immer noch stolz und stramm stand. Der Captain drehte sich um, schaute sie an und bemerkte ihre sehr aufrechte Haltung.
„Was wird das, Du stehst doch sonst immer so, wie es dir gefällt?“
Die XO schaute zu Ziva: „Siehst Du, ich sag dir doch, dass man hier nicht Haltung annehmen muss.“
„Es ist einfach ein Zeichen des Respekts.“, sagte die Israelin, „Zumindest haben wir bei solchen Einsätzen beim Mossad immer still gestanden.“
„Ja, aber ihr seid hier nicht beim Mossad.“, meinte der Captain und salutierte ihr dennoch zu, ehe er zu Agatha ging: „Schatz, pass auf dich auf.“
„Mir wird nichts passieren. Ich bin eine gute Pilotin und Ziva hat einen hohen IQ. Sie wird die Shuttlesteuerung sehr schnell lernen, da mach dir keine Sorgen.“
„Ich würde mich allerdings sicherer fühlen, wenn ich mit kommen könnte.“, flüsterte Cal und Agatha rollte mit den Augen: „Calvin Nathan Cat, Du bist nicht der Nabel der Welt. Und du bist kein Gary Stu, der alles kann. Pretty much the contrary, I might add. Und Du weißt auch, dass ich sicher wiederkommen werde.“
Sie lächelte ihm zu, tippte ihm sanft auf die Nasenspitze und ging dann an ihm vorbei.
Der Captain seufzte.

Es war keine schwierige Angelegenheit – ganz und gar nicht. Das Shuttle flog hoch genug über der Erde, um von Ortungsmöglichkeiten möglichst für ein Flugzeug gehalten zu werden, gleichzeitig aber auch tief genug, um die Stelle, zu der Ari gelenkt werden sollte, zu erfassen.
Ziva schüttelte den Kopf, als sie sah, wie einfach der Wagen des Terroristen auf den Navy-Yard-Parkplatz fuhr.
„Da müssen wir wohl nochmal mit der Sicherheit reden.“, sagte sie und Agatha schüttele den Kopf: „Vance hat den Wachmann informiert, dass er die Person, die dem Foto, das er ihm gegeben hatte, ähnlich sieht, sofort durchlassen sollte.“
Die hübsche Israelin drehte den Kopf und betrachtete das konzentrierte Profil Agathas: „Und wie wurde er darauf aufmerksam gemacht, wo sich Gibbs befindet?“
„Das ist eigentlich eine ganz einfache Sache.“, leitete Agatha ein und wendete das Raumschiff nun, sodass es wieder auf die Dragonfly zuschoss, „Wir haben beobachtet, wieviele Handys sich in den Zeiten der Anschläge in eurer Nähe befanden – und anschließend haben wir versucht, herauszubekommen wem diese Handys zuzuordnen sind. Danach haben wir noch einen Blick in die Handyspeicher geworfen und – voilá.“
„Das hätten wir auch gekonnt.“, lächelte Ziva und Agatha nickte: „Japp, haben Sie auch. Was meinen Sie, wer die Arbeit gemacht hat. Abby.“
Damit räusperte sie sich und öffnete einen Kommunikationskanal zur Dragonfly: „This is Shuttle Oos , requesting landing clearance.“
Anschließend schaute sie zu Ziva, die sie anblickte: „Da wollte ich Ihre Technik aus der Zukunft mal loben…“
Agatha zwinkerte ihr zu: „Dazu haben Sie noch genug Gelegenheit.“
Sie landeten und Ziva schaute die Commander an: „Was meinen Sie, Commander?“
Die hübsche Frau schenkte ihr ein Lächeln, zuckte mit den Schultern und sagte dann : „Wissen Sie, Agatha reicht völlig.“
In diesem Moment öffnete sich die Heckklappe des Shuttles und eine blonde Frau stand, mit vor der Brust verschränkten Armen in Empfangsbereitschaft. Sie trug eine blaue Uniform, einen Arztkoffer und einen Doktorkittel.
„Soll ich Sie auch noch einscannen?“
Die XO nickte und setzte sich dann in Bewegung. Ziva folgte ihr und die hübsche Blonde schloss, mit wehendem Doktorkittel auf. Sie griff nach einem Ding, einer Gerätschaft, die  Ziva zuerst an eine Art Zigarettenschachtel und dann, als es aufgeklappt wurde, an einen Taschenrechner erinnerte.
„Keine Sorge“, lächelte ihr die Blonde zu, „Es ist ein einfacher, nicht-invasiver Scan. Wird nicht wehtun.“
Nach zwei Sekunden steckte die Frau das Ding wieder weg und klopfte auf die Brosche, die – wie Ziva inzwischen wusste – ein Kommunikator, also eine Art Handy, war.
„Intrupper an Cat? Ich habe die letzten Daten für den Transfer. Welches Holodeck soll für euch reserviert sein und welches für unseren anderen Gast?“
„Holodeck 1 nehmen wir.“, erklang Cals körperlose Stimme und die Frau nickte: „Gut, werde es einleiten.“


Sie gingen durch ein ziemliches Labyrinth an Korridoren und Gängen, die alle beängstigend gleich aussahen. Agatha musste etwas gemerkt haben und lächelte Ziva beruhigend zu: „Keine Sorge – Ich erklär euch gleich, was los ist.“
Damit stoppten sie vor einem großen Schott. Die hübsche Rothaarige räusperte sich: „Computer – Eintritt.“
Das Schott glitt beiseite und Ziva glaubte, ihren Augen nicht zu trauen.
„Wie können… wie können wir wieder auf der Erde sein?“, fragte die hübsche Israelin und Agatha lächelte ihr zu: „Das ist nicht die Erde. Das ist ein Holodeck und es … ich erkläre es euch gleich.“
Damit betrat sie den Raum und man konnte vom Geländer, das daran hindern sollte, sofort in den Anacostia zu fallen, einen leicht genervten Cal hören. „Ich darf nochmal festhalten, dass ich das alles für eine verdammt blöde Idee halte?“
„Ja.“, sagte Agatha, mit einer gewissen Härte in der Stimme. Der Captain fuhr erschrocken herum und schaute sie dann an: „Wird aber nicht viel bringen, oder?“
Ziva betrachtete den Captain kurz von oben bis unten, tippte dann nachdenklich an die Stirn, wiegte abwägend mit dem Kopf, ehe sie zu Agatha blickte: „Ich weiß nicht, was meinst Du?“
„Naja, ich meine, so rein theoretisch…“
Kurz spiegelte sich Hoffnung in Cals Gesicht wieder, er schien zu denken „Ja, bitte, sagt, dass ich das nicht muss, ich …“
Beide Frauen sagten wie aus einem Mund „Nö“ und Cals Gesichtszüge verrutschten.
Dann trat er auf Agatha zu: „Hör mal, ich möchte nicht erschossen werden.“
„Schatz, Du wirst nicht  erschossen. Die Drohne, die hier Aris Platz einnehmen wird, ist mit Betäubungswaffen ausgestattet, die uns für die kurze Zeit von einer halben Minute ausknocken werden. Das reicht, damit wir dort hinfallen können, wo wir es müssen.“
Der Captain seufzte.
„Wer kam nochmal auf diese bekloppte Idee?“
„Das dürfte ich gewesen sein, Cat.“, erklang die Stimme von Gibbs hinter ihm und Cal drehte sich um. Der Chefermittler schenkte seiner Umgebung einen Blick und nickte: „Sieht ziemlich echt aus, nicht wahr?“
„Es ist so echt, wie Sie es wollen, Agent Gibbs.“, erklärte Agatha: „Aber keine Sorge – es gibt sowas wie Sicherheitsvorrichtungen.“
„Die nicht immer funktionieren.“, murmelte Cal leise und schaute Gibbs dann an: „Hm? Haben Sie was gesagt?“
„Die nicht immer funktionieren?“, echote Ziva und Agatha schüttelte den Kopf: „Naja, es gibt hier und da Fälle, in denen… aber das Ding ist zu 99% sicher.“
„Sagte man von der Schwebebahn in Wuppertal auch.“, versetzte Cal und drehte sich um, die Konversation verlassend.
Verblüfft sah Agatha ihm nach, dann zu Ziva und Gibbs: „Entschuldigen Sie mich bitte?
„Natürlich.“
Dann trat der Special Agent zur Seite und sah, wie Agatha auf Cal zuging. Dann schaute er zu Ziva, die sich umschaute.
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und sie wandte sich zu Gibbs um: „Sowas könnten wir im Hauptquartier gebrauchen. Trainingsmissionen, Ermittlungen – das würde damit unglaublich vereinfacht.“
„Stimmt.“, sagte Gibbs und schaute sie dann an: „Es tut mir leid, wenn wir jetzt wieder gegen Ari…“
„Das muss es nicht, Gibbs.“, sagte die hübsche Frau und in ihrer Stimme lag eine gewisse Härte, „Mein Halbbruder hat auch versucht, mich zu töten, erinnerst Du dich? Er hat versucht die Menschen zu verletzen, die ich lie…“
Sie brach ab, schüttelte den Kopf, warf kurz einen Blick zu Boden und dann wieder zu Gibbs: „Es muss dir nicht leid tun. Wenn, dann tut es mir leid, dass ich nicht eher habe einsehen wollen, was er für ein Mistkerl ist.“
Der Special Agent atmete aus: „Die Wahrheit zu erkennen, ist nie einfach.“

Ein paar Minuten später standen sie an den Positionen, die sie hatten einnehmen müssen. Agatha und Ziva hatten unter dem künstlichen Wasserfall Position bezogen, McGee und Tony warteten in einem Versteck darauf, herauskommen zu können und Gibbs und Cal lehnten „lässig“ am Geländer. „Programm starten.“, sagte der Captain und atmete dann tief durch.
„Wissen Sie, Special Agent Gibbs? Ich steh eigentlich nicht so auf Open Air. Bin mehr so der Raumschifftyp.“
„Sie reden viel.“, stellte der Agent fest und Cal schaute ihn an: „Sie dafür weniger.“
Und schon wieder verpasste Gibbs ihm eine Kopfnuss.
„Hey, was … sagen sie mal was soll das eigentlich immer?“
Der Special Agent schaute, mit nachdenklich verengten blauen Augen auf den Fluss: „Ein Schlag ins Gesicht ist eine Beleidigung. Ein Schlag auf den Hinterkopf ist ein Weckruf.“
„Ah!“, machte Cal und drehte sich mit dem Rücken zum Fluss, sich ans Geländer lehnend.
Kurz schwiegen sie.
Gibbs hatte eigentlich die Hoffnung, dass es so weitergehen würde, aber Cal holte tief Luft und drehte sich dann zu ihm um.
„Wissen Sie, ich glaube, dass sie hinter all ihrer grummligen Fassade eigentlich ein ganz netter Typ sein können.“, sagte er und wartete darauf, dass Gibbs etwas sagte.
Natürlich tat er das nicht – warum sollte er? Er hatte Jahre daran gearbeitet, sich einen Ruf zu erwerben, da würde er das nicht mit einer Unterhaltung mit einem Typen, der meinte , ihn durchschaut zu haben, einreißen lassen.
Er hörte ein Seufzen und warf dann einen Blick zu seinem „Partner“ bei dieser Mission.
Hinter ihm steckte mehr, als man auf den ersten Blick erkennen konnte, dessen war sich Gibbs sicher. Nicht, dass er ihn für jemanden hielt, der, wie Columbo, seine wahre Kompetenz hinter einer Maske aus Idiotie versteckte, aber – er hatte sicherlich irgendwelche verborgenen Talente. Um das festzustellen, muss man jemanden nicht unbedingt mögen, es ist einfach eine Tatsache. Jeder ist mehr, als das bloße Auge zu sehen vermochte.
„Captain?“, erklang die Stimme eines Mannes aus dem Kommunikator, „Die Holodecks synchronisieren sich gleich.“
„Verstanden.“, sagte Cal und schaute zu Gibbs: „Showtime.“
Dann wandte er sich um, schaute, zusammen mit Gibbs auf den Anacostia und schüttelte den Kopf: „Macht es eigentlich Spaß, immer wieder die Lockente zu spielen?“
Nachdenklich blickte der Ältere auf den Fluß.
„Spaß kann man nicht sagen. Aber einer muss den Job machen.“
Das dieser Satz auf Unverständnis seitens des Captains treffen würde, war Gibbs klar, doch er hatte eigentlich gehofft, dass dem nicht so sein würde. Aber Cal blickte ihn an, nickte und sagte: „Ah, klar, logisch, natürlich.“
Kurz pausierte er, blickte dann Gibbs an und fragte: „Moment mal – wie bitte?“
Gibbs ließ sich nichts anmerken, obwohl er innerlich am Liebsten geseufzt hätte. “Regel Nummer 48: Lasse niemals andere etwas machen, was Du nicht auch zu tun bereit wärest.“, erklärte er ruhig und sah, wie der Captain erneut nickte.
„Verstanden.“, sagte der Offizier und schaute sich kurz um, ehe er erneut seine Aufmerksamkeit dem Bundesbeamten widmete.
„Wieviele Regeln haben Sie denn?“
„51“, erklärte Gibbs knapp und machte damit eigentlich klar, dass er keine Lust auf eine großartige Unterhaltung hatte.
„Mhm.“, ließ sich Cal vernehmen, lehnte sich dann wieder an die Brüstung und schaute auf die ruhigen Wasser des Anacostia herunter.
„Ab heute wohl 52.“
Nun war es an Gibbs, verblüfft zu schauen.
„Welche Regel wollen Sie mir denn beibringen?“, fragte er und Cal grinste: „When starfleet’s involved, fasten your seatbelt and – boy – be in for a ride.“
Dann schaute der Captain den Agenten an und lächelte schief: „Oder?“
„Stimmt.“, sagte Gibbs und musste ebenfalls lachen, „Die Regel ist zutreffend.“
Plötzlich hörte Jethro einen Knall – er wusste natürlich, dass es ein Schuss war – und bemerkte ein Taubheitsgefühl, dass sich von seinem Rücken durch den kompletten Körper ausbreitete. Kurz wurde es dunkel um ihn und als er wieder zu sich kam, war Ari ein paar Meter von ihm entfernt.
Es war natürlich nicht wirklich Ari, das hatte Cal ihnen erklärt, es war eine Drohne, die hier, in diesem Holodeck die Teammitglieder angriff und kurzzeitig betäubte, damit ihr „Tod“ im anderen Holodeck realistischer wirkte.
Er konnte sich nicht helfen, und dachte, dass dies der blühendste Blödsinn war, den er je gehört hatte.Aber – der Schweinehund Ari bemerkte im anderen Holodeck offenbar nicht, dass er nur auf Puppen aus Photonen und Kraftfeldern schoss.

Der Computer errechnete, anhand von biologischen Werten, die die blonde Ärztin – Gina, wie sich Gibbs in Erinnerung rief – gesammelt hatte, wie lange Ari benötigen würde, um sie wirklich zu töten und spielte dem Mann im anderen Holodeck anhand der Daten den Tod von Cal, Tony, McGee, Agatha, letztenendes sogar Ziva und ihm, Leroy Jethro Gibbs, vor – anschließend würde eine EM-Entladung den Assassinen betäuben. Das war zumindest der Plan.



Cal schritt auf Gibbs zu, schaute ihn an und grinste vergnügt.
„Naja, hat doch Spaß gemacht, oder?“
Der andere lächelte leicht: „Ja. Wenn man bedenkt, dass Sie ursprünglich nicht mitmachen wollten.“
„Hey, ich habe dafür…“
„Intrupper an Cat?“, unterbrach die Stimme aus seinem Kommunikator die Rechtfertigung des Captains und er betätigte die Brosche: „Ja, Cat hier?“
„Könntest Du mal bitte in die Krankenstation kommen?  Ich möchte dir etwas zeigen.“
Verblüfft schaute Cal zu seiner XO, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich an Gibbs: „Wir schauen uns euer Verhör gleich auf jeden Fall an. Das lass ich mir nicht entgehen. Der große Gibbs in Aktion? Hey, da bin ich dabei, dat is prima.“
„Cal brich nicht in Karnevalslieder aus, geh lieber zu Gina.“, sagte Agatha augenrollend und als der Captain losrannte, schaute sie ihm hinterher und zuckte dann mit den Schultern: „Entschuldigung. Er ist immer so euphorisch, wenn ein Auftrag fast erledigt wurde.“
„Wir sind aber noch nicht fertig.“, sagte Gibbs und Agatha schaute ihn verblüfft an: „Ich dachte, das Verhör wär nur noch Markulatur.“
Tony trat näher und antwortete: „Nein, das nicht. Wir haben zwar ein paar Punkte, wegen denen wir Ari hinter Gitter bringen können, aber uns ist noch immer nicht klar, wer ihm den Auftrag gegeben hat, uns umzubringen. Oder wer Captain Stone getötet hat. Ich hab das Gefühl, da hängt er auch mit drin.“
„Dazu müssten wir noch einmal Abby befragen.“, sagte Ziva, die sich ebenfalls zu Tony und Gibbs begeben hatte, ehe sie den Grünäugigen anschaute: „Übrigens – toller Tod, den Du da gestorben bist.“
„Nicht jeder kann mit so einer katzenhaften Eleganz gegen Ari kämpfen.“, schnappte Tony und Ziva nickte: „Stimmt wohl. Ich hab gesehen, wie Du gegen Turner gekämpft hast, das war ein Trauerspiel.“
„Er hat mich überrascht.“
„Klar.“, sagte Ziva mit einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie dem Halbitaliener nicht ein Wort glaubte.
„Also – wenn ihr euch prügeln wollt, wir haben auch tolle Trainingsdojos.“, sagte Agatha und verstummte aprubt, als sie die bösen Blicke von Ziva und Tony wahrnahm. Schnell murmelte sie ein „Bin schon still“ und fragte sich, was Gina von Cal wollte.

Die Sicherheitskameras, die in der Krankenstation angebracht waren, verzeichneten zu dem Zeitpunkt, als Cal den Raum betrat, das Folgende.
Der Captain trat ein, blickte sich suchend um, rief einmal nach Gina und betrat ihr Büro, wo er erschrocken stehenblieb und in eine Ecke des Büros blickte, die von keiner Kamera erfasst werden konnte.

Ari fragte sich, seit wann er wieder bei Bewusstsein war. Der Israeli konnte sich daran erinnern, Gibbs getötet zu haben und dann wieder betäubt worden zu sein. Und auch dieses Mal hatte er einen Kater – Kopfschmerzen, die einfach nicht von dieser Welt waren. Bleischwere Augen, die am Liebsten immer wieder zugefallen wären und ein Bewusstsein, dass sich am Liebsten auch wieder in die dunkelsten Stellen seiner Selbst geflüchtet hätte.
Um ihn herum war es dunkel. Er spürte einen Druck gegen seinen Rücken, einen Druck einer Stuhllehne. Weiterhin bemerkte er, dass seine Hände in Handschellen steckten, die mit dem Stuhl, auf dem er saß verbunden waren, so dass er nicht aufstehen konnte.
Es erinnerte ihn an sein Training beim Mossad.Damals war er in der Nacht eingeschlafen und an einen geheimen Ort gebracht worden, aus dem er fliehen sollte.

Der Raum musste eine Lampe haben, denn plötzlich wurde es ein wenig heller.Schnell bemerkte er, dass man ihm einen Stoffsack über den Kopf gezogen hatte. Wie damals, beim Training.
Jemand griff ihn und entfernte den Stoffbeutel, der ihn beim Sehen behindert hatte.
Grelles Licht fiel in seine Augen und er musste erst einmal blinzeln.
Dann, als sein Blick wieder schärfer wurde, stellte er fest, dass er in einem der Verhörräume des NCIS war.
Er konnte in den Einwegspiegel blicken, sah sich selbst – erstaunlicherweise hatte er keine Verletzungen, keine Hautabschürfungen, was nach den Prügeln, die er von Ziva bezogen hatte, ein Wunder war.
Erneut blinzelte der Israeli und wäre beinahe zusammengezuckt. Direkt hinter ihm stand eine schwarz-gekleidete Gestalt, in einer Art Panzerrüstung mit einer Art Helm, der ein schwarz-gefärbtes Schutzvisier hatte.
„Name?“, sagte die Gestalt und die Stimme klang mechanisch verzerrt. Beinahe unheimlich, aber er hatte schon schlimmeres und jede erdenkliche Folter erlebt.
Also schwieg der Israeli und schaute die Gestalt herausfordernd an.
Eine Zeit lang war nichts zu hören, ausser des mechanisch klingenden Atmens der Gestalt, das ihn irgendwie an Darth Vader erinnerte. Eigentlich erinnerte ihn die komplette Figur an den dunklen Sith-Lord, beziehungsweise an eine Kostümsymbiose zwischen Batman und Darth Vader.
„Name?“, wiederholte die Person mit ihrer mechanisch-verzerrten Stimme und Ari hatte das Gefühl, dass sie ihn direkt ansah.
Erneut schwieg Ari, erwiderte den imaginären Blickkontakt und sagte nichts.
„Es ist sinnlos, Widerstand zu leisten.“, sagte die Gestalt und ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Israeli. Das hatte doch nun sehr stark nach Darth Vader geklingen.
Erneut breitete sich Stille aus, dann beschloss Ari, seine Chance zu nutzen. Er fokussierte die Gestalt und sagte: „Ich wusste nicht, dass der NCIS mit solchen Methoden arbeitet.“
Der Satz war nicht laut gesprochen worden, aber in der Stille des Raumes explodierte er, wie eine Bombe.
Die Gestalt blickte ihn an, atmete, sagte nichts.
Dann ging sie, langsam, als wäre der Anzug 10 Kilo zu schwer für sie, zu dem Stuhl, den normalerweise Gibbs besetzte und setzte sich. Obwohl der Anzug zu schwer wirkte, schienen die Bewegungen lässig. Die Gestalt griff nach der Versiegelung, die den Helm mit dem restlichen Anzug verband, öffnete sie und mit einem lauten Zischen entwich komprimierte Atmosphäre.
„Weswegen bin ich hier?“, fragte Ari und schaute die Gestalt an, „Ich bin ein freier Bürger Israels.“
„Das waren Sie eventuell.“, sagte das Wesen, immer noch mit verzerrter Stimme, „Aber dann beschlossen Sie, Menschen zu ermorden. Unter anderem auch …“
Damit nahm die Person den Helm ab. Zuerst erschien der Mund, der sich leicht ironisch kräuselte.
„…Mich.“, sagte der Mann, dessen Stimme nun nicht mehr verzerrt, sondern eindeutig zu erkennen war. In dem Moment, in dem Ari die Stimme hörte, musste er lächeln. Dann nahm der Mann den Helm ab und  eisblaue Augen fixierten ihn mit einem amüsierten Funkeln.
„Ich wusste doch, dass Sie nicht totzukriegen sind, Gibbs.“, sagte Ari und der Special Agent ließ den Hauch eines Lächelns über sein Gesicht huschen.
„Dann nehm ich mal an, dass die Anderen auch nicht tot sind, und hinter dem Spiegel stehen?“

Tony schaute zu Ziva und lächelte: „Er hätte es anders machen sollen.“
Verblüfft erwiderte die hübsche Frau sein Lächeln mit einem Blick, der eindeutig sagte, dass sie nicht so ganz verstand, worauf er hinauswollte.
„Gibbs.“, erklärte er daher und schaute ihr in die Augen: „Er hatte es schon richtig gemacht, er hatte sich hinter Ari positioniert. Aber dann kam der Fehler. Er hätte ihn mit dem Kopf auf den Tisch knallen müssen.“
Tony  demonstrierte es, in dem er einen imaginären Ari am Genick griff und seinen genau so imaginären Kopf in eine nicht minder imaginäre Tischplatte trieb. Dann nahm er selbst die Position ein, fuhr sich ein paar mal über die Lippen und sagte:“ No, No, no, never start with the head. The victim gets all fuzzy. He can’t feel the next…“
Ziva blinzelte und schaute Tony an: “Was wird das?“
Es war mal wieder nicht auszuhalten mit ihm. Er … er trieb sie noch in den Wahnsinn. Das war doch wieder ein Filmzitat, oder?
„Batman – the dark knight.“, erklärte Tony und die hübsche Israelin war geneigt, durch sämtliche Decken zu gehen, die das NCIS-Hauptquartier herzugeben in der Lage war. Sie verhörten da drin ihren Halbbruder, der versucht hatte, sie alle zu töten, der eine Freundin Tonys in den Kopf geschossen hatte, und er zitierte einen Film ?
Sie wollte gerade eine genervte Antwort knurren, doch da fiel ihr was in diesen grünen Augen des Italieners auf. Es flackerte nur kurz, aber es war da. Wut. Zorn. Er würde am liebsten diese Batman-Verhörtaktik bei Ari anwenden und vermutlich hätte er nichts dagegen, es bis zum äußersten zu treiben.
Ein Teil von ihr fand das durchaus interessant – schließlich war sie ja seinerzeit genau darauf gedrillt worden. Und wenn man ihr ein paar Stunden Zeit gäbe – und wenn die Person dort ein anderer Verdächtiger wäre… dann würde sie ihn schon zum Reden bringen. Dieser Teil von ihr wollte Tony zeigen, wie man es richtig machte und gleichzeitig schämte sich ein anderer Teil dafür. Dieser Teil, den sie während ihrer Zeit beim Mossad immer wieder zum Schweigen gebracht hatte, dieser Teil, der jetzt, in den letzten 5 Jahren immer mehr, sukzessive zum Leben erwacht war, verabscheute die Gewalt als bloßes Mittel zum Zweck. Dieser Teil ließ sie erkennen, dass es ihr eigener Bruder war, der dort saß.

Erinnerungen an Somalia schossen ihr durch den Kopf. Damals hatte sie dort gesessen, war unter Drogen gesetzt, geschlagen, elektrogeschockt worden – immer wieder, immer wieder. Sie hatte nicht geredet. Und immer wieder wurde der Preis für ihr Training, für ihre innere Abwehr in Schmerzen, in Blut gezahlt. Es gab die Momente, in denen sie sich komplett zurückgezogen hatte, beinahe katatonisch darauf gewartet hatte, dass man sie abholte, mit ihr dieses Verhör durchziehen würde und sie dann wieder zurück in die Zelle brachte. Etliche Monate musste sie sich dieser Angriffe erwehren, etliche Monate hatte sie geschwiegen.
Und sie war bereit gewesen, dafür zu sterben. Eli hatte sie extrem gut trainiert. Das war es auch, was Ari gerade durchmachte. Und sie wusste, dass man ihm mit Schmerz nur bedingt beikommen würde.
 
„Sieh mal.“, sagte Tony, und riss sie aus den Gedanken. Im Verhörraum flog die Tür auf – sie wurde nicht vorsichtig geöffnet, sie flog auf, als habe man sie eingetreten und ein, in Sternenflottenuniform gekleideter Calvin Nathan Cat flog förmlich auf den Typen zu, war bei ihm und riss seinen Stuhl mit sich zu Boden.
Dann rappelte sich der Captain auf, schaute hasserfüllt auf ihren Bruder und warf dann einen Blick zu Gibbs.
„Gut, sie haben den Schweinehund gesehen, dann lassen Sie ihn durch mich eliminieren.“, sagte er, hart, wütend, mit stoßweise gehendem Atem.
Das schien nicht so ganz zu dem leicht verpeilten Captain zu passen, den sie alle kennengelernt hatten.
Wenn Gibbs verblüfft war, ließ er sich nichts anmerken, dafür warf Tony ihr einen Blick zu, der einerseits ein „Siehst Du, SO wird es gemacht“, anderer seits ein „Du meine Güte, was ist da denn los?“ beinhaltete.
Gibbs war aufgestanden, schaute sein Gegenüber offenbar gleichgültig an und widmete sich dann dem Eindringling.
„Regel 22.“, sagte er nur und Cal erwiderte seinen Blick: „Regel 52.“
Damit beugte er sich nach vorne und versuchte, den Israeli mitsamt Stuhl wieder in eine aufrichte Position zu bringen, was irgendwie scheiterte.
Kurz schaute er zu Gibbs, dieser zuckte mit den Schultern und klappte sein Handy auf.
Ziva zuckte zusammen, als ihr Handy sich meldete. Sie nahm es heraus, warf einen Blick aufs Display und lächelte. Natürlich, das war so typisch für Gibbs. Auf ihrem Display standen drei Wörter. Sie zeigte sie Tony.
Zitat
„Richtet ihn auf.“
Lächelnd wandte sich der Halbitaliener der blonden Technikerin zu: „Lassen sie veranlassen, dass Ari aufgerichtet wird.“
„Was ist mit Ihnen, Cat?“, fragte Gibbs und Cal, der es irgendwie geschafft hatte, dem Chefermittler und den sie beobachtenden Personen nur seine rechte Körperhälfte zuzuwenden, drehte sich nun vom Profil in die Frontalansicht.

Tony merkte, wie seine Augen anstalten machten, aus den Höhlen treten zu wollen. Die rechte Körperhälfte war tadellos gekleidet und er sah normal aus. Doch die linke Seite… irgendjemand musste ihn ziemlich hart in die Mangel genommen haben. Im Gesicht fanden sich tiefe Schnitte, das Auge war nicht nur blau, es war tiefschwarz, die Haare waren eine einzige, wirre Masse und schon verkrustetes Blut war zu sehen.
„Er…“, brachte der Mann hervor und deutete anklagend auf den am Boden liegenden, „Er hat… er hat … Seine Freunde waren auf dem Schiff. Sie haben erst Gina getötet, dann mich angegriffen und wollten verhindern, dass er zum Hauptquartier verlagert wird. Das war aber schon getan worden. Ich… ich habe gesehen, wie sie Agatha in die Krankenstation gelockt und dann umgebracht haben.“

Cals Augen schillerten vor Tränen und sein Körper machte erste Anzeichen, von einem Weinkrampf geschüttelt werden zu wollen. Dann verwandelte sich sein Gesicht in eine Zornesfratze, er wirbelte auf dem Absatz herum und trieb seinen Stiefel in die Eingeweide des Israelis.
„Cat!“, sagte Gibbs mit einer Spur Schärfe in der Stimme, die den Captain nicht zu interessieren schien. Mit Tränen, die aus den Augen rannen, trat er noch einmal zu und noch einmal.
„CAPTAIN CAT!“ schrie Gibbs nun und erneut erntete er keinen Erfolg. Dieses mal traf der Stiefel das Kinn des Terroristen.
„Du Schweinehund!“, heulte Cal und wurde, gerade als er sich erneut auf den Mann stürzen wollte, von einer den Raum betretenden Ziva festgehalten.
Sie wusste selbst nicht, wie sie es geschafft hatte, in der Kürze der Zeit zur Stelle zu sein, aber sie griff den Captain und das tat sie keine Sekunde zu früh, denn kaum, dass sie ihn berührt hatte, sackte der Mann zusammen, als habe man einer Marionette die Fäden durchgeschnitten.
Auf dem Boden spuckte Ari Blut, aber schaute nicht unzufrieden zur sehr emotionalen Reaktion des Captains. Er lächelte und Ziva merkte, wie ihr Blut kochte. Am Liebsten hätte sie ihn selbst…
„ZIVA!“, riss sie die Stimme Gibbs’ aus den Gedanken und sie schaute ihn an. Dieser warf kurz einen Blick zum zusammengesackten Cal und sie nickte. „Natürlich. Ich bringe ihn raus.“
„Bring… bring mich raus.“, murmelte der Captain und ließ seinen Kopf kraftlos gegen die Schulter Zivas sinken, „Bring… mich in den Nebenraum.“

„Alice hinter den Spiegeln.“, dachte sich Tony, wie eigentlich immer, wenn er auf der anderen Seite des Einwegspiegels stand und dem Maestro beim Verhör zusah. In der Regel trank er einen Kaffee, aber sie waren eigentlich sofort von diesem Raumschiff herunterteleportiert worden und da hatte man natürlich keine Zeit, einen Kaffee zu bestellen. Warum der Captain, bevor er den Transport freigegeben hatte, Gibbs den Tipp gegeben hatte, sich einen Raumanzug anzuziehen und einen auf mysteriösen Fremden zu machen, entzog sich Tonys Erkenntnis. Allerdings offenbar nicht der von Gibbs.
Gut – es war ihm eigentlich klar, dass sich nichts der Erkenntnis von Leroy Jethro Gibbs entziehen konnte, der von sich sagte, dass er eigentlich nur G-I-B-S geschrieben würde, das zweite B stünde lediglich für Bastard.
Irgendwie bezweifelte er das.
Dann wieder nicht, wenn er eine so erschütternde Szene wie diese sah. Der Captain verlor im Verhörraum die Kontrolle, Gibbs versuchte ihn zu ermahnen, doch nichts geschah. Und selbst, als Ziva sich Cal gegriffen hatte und dieser in ihren Armen kollabiert war, zeigte Leroy Jethro Gibbs keinerlei Gefühlsregung. Der Mann war kalt wie ein Eisberg. Es würde ihn nicht wundern, wenn Gibbs entweder wirklich dieser abgebrühte Hund war, für den ihn alle halten sollten – oder aber wenn seine Unnahbarkeit daran lag, dass er zuviel gesehen hatte, um es an sich heran zu lassen. Die Schrecken des Irak-Krieges, die emotionale Pain, nachdem seine Frau und seine Tochter umgebracht worden waren… das alles hing mit dem Mysterium Gibbs zusammen und er wollte es auch gar nicht knacken.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Ziva half einem sehr schwach und elend aussehenden Calvin Nathan Cat, den Raum zu betreten.
„Sie sehen nicht gut aus.“, sagte DiNozzo und Cal warf nur kurz einen Blick zu ihm.
Der Captain, den er in den letzten Stunden kennengelernt hatte, hätte vermutlich normalerweise einen Spruch wie „Ach wirklich, Captain Nuss?“ gesagt, aber in den Augen des Mannes stand absolute Leere. Er war in einem Zustand, in dem ihn wohl niemand erreichen könnte  - ausser seiner Freundin.
„Maggie, könnten Sie wohl kurz…“, setzte Tony an und die Frau – Maggie Poole – nickte: „Natürlich, kein Problem.“
Damit stand sie auf, verließ den Raum, sodass sich Cal auf den Stuhl sinken lassen konnte.
Mit leeren Augen starrte er zu Ari herüber, der gerade von zwei NCIS-Agenten aufgerichtet wurde.

„Ihr junger Freund hat sich nicht ganz unter Kontrolle.“, sagte der Assassine in diesem Moment und Gibbs zuckte mit den Schultern: „Caitlinn Todd.“
„Was ist mit ihr?“ ,fragte der Mann aus Israel, was Gibbs dazu veranlasste, drei Fotos der Toten auf den Tisch zu legen, „Sie kannten sie.“
„Erzählen Sie mir etwas Neues.“
„Sie haben sie getötet.“
Ari lächelte, spuckte kurz Blut aus und fokussierte Gibbs mit den Augen: „Dafür haben Sie keine Beweise.“
„Wir haben Munition gefunden.“
Der Attentäter nahm eine Haltung an, die ein wenig überlegen wirkte: „Das kann nun wirklich von jedem Gewehr stammen.“
„Lapua. Ihre Fingerabdrücke sind darauf.“, erläuterte Gibbs und Ari schaute ihn an: „Da will mir jemand etwas anhängen. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich es nicht war.“
„Und ich habe damals schon Ihren Vorgesetzten gesagt, dass ich das nicht glaube. Sie waren es, sie haben die nötigen Spuren seinerzeit hinterlassen und ich werde es beweisen.“, sagte Gibbs und wurde von Wort zu Wort eine Spur lauter.
Stilles Amüsement funkelte in Aris Augen und er hätte die Arme vor der Brust verschränkt, wenn die Handschellen es erlaubt hätten.
Es war klar, dass der Special Agent ihn nur aus der Reserve zu locken versuchte. Und wenn diejenigen, die ihn in diese Zeit teleportiert haben, nun alles daran setzen würden, ihn zu befreien, dann würde die Sache definitiv schnell zu Ende gehen. Was konnten schon Erdenwaffen gegen eine Technologie ausrichten, die Laserstrahlen verschießen konnte, die einen schlafen schickten?
Ari war klar – wenn seine „Freunde“ ihn befreien würden, würden sich Gibbs und seine Freunde chancenlos vorfinden. Offenbar hatte man genau das gewusst und geplant.

Der Captain schaute immer noch blicklos zu Ari herüber, murmelte Sätze, die keinen Sinn machten und Ziva war sich sicher, dass er über kurz oder lang komplett dem Wahnsinn anheim fallen würde. Er konnte sich ja schon nicht unter Kontrolle halten, wenn Agatha da war, aber immerhin hatte diese die Möglichkeit, ihn wenigstens ein wenig zu besänftigen. Wenn diese Kontrollinstanz fehlte… sie mochte sich gar nicht ausdenken, was dann war. Der Verlusst dieser Kontrollperson war an sich schon schlimm – aber dass es ausgerechnet Agatha sein musste, die sie als ruhige, verständige, kluge Frau kennengelernt hatte, und die ihr sympathisch war.
Vor ihrem inneren Auge blitzte wieder die Bar auf, in der sie gesungen hatte.
Sie sah drei Personen – zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen.
Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“
Sie schüttelte den Kopf, fragte sich, was diese Vision zu bedeuten hatte, schaute dann zu Tony, der sie verblüfft anblickte und dann zu Gibbs, der gerade für seine Verhältnisse ziemlich laut geworden war.
Dann öffnete sich hinter ihr die Tür und sie hörte den entsetzten Schrei Cals.
Sie drehte sich um und sah in die grasgrünen Augen Agatha Silverbirds.
Schnell war sie auf den Beinen und schaute zuerst zum Sternenflottenoffizier, in dessen Augen Panik irrlichterte und dann zu Agatha, die unverständlich dreinblickte.
„Cal?“, fragte sie und schaute ihn an, „Du siehst ja furchtbar aus, was ist mit dir passiert?“
„Komm nicht näher!“, schrie der Captain und war auf den Beinen, um zu fliehen zu versuchen. Dabei kollidierte er versehentlich mit einer der Konsolen, ehe er an ihr herunterrutschte und dann versuchte, sich unter ihr zu verstecken.
Die XO blickte ihn ratlos an.
„Er hat uns gesagt, sie seien tot.“, sagte Ziva und Agatha blinzelte verdutzt: „Bitte was?“
„Ja – er hat…“
Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment spürte sie einen Schlag gegen den Rücken und fand sie sich in den Armen der Rothaarigen wieder.
Tony wollte reagieren, aber da traf ihn die Faust des verwirrten Captain am Kinn und sackte in sich zusammen.
„Ihr … ihr gehört alle dazu.“, heulte Cal und begab sich in eine leicht gebückte Haltung, den Kopf ein wenig eingezogen, sodass er ein schwereres Ziel abgab.
Dann fixierte er Agatha, lächelte und zischte: „Oh, wie ihr da gerade standet, das war ja richtig femme-slash.“
Er verlieh diesen Worten eine gewisse Färbung, die Ziva nicht so ganz orten konnte, aber die Augen der hübschen XO weiteten sich: „Was…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment schrie der Captain „MEIN SCHATZ IST TOT!“ und warf sich gegen die hübsche Rothaarige.
Ziva konnte nicht anders reagieren, als sie tat, sie warf sich dazwischen und die ihn sie eingebläuten Reflexe traten in Aktion. Sie griff den auf sie zurasenden Captainskörper, verpasste seinem Kinn einen heftigen Schlag und zog ihm die Beine weg. Gleichzeitig griff sie nach seinem Phaser, richtete ihn zuerst auf den benommenen Cal und dann auf Agatha, in deren Augen ehrlicher Schock stand.
„Cal.“, brachte die hübsche Rothaarige hervor, „Ich weiß nicht… ich lebe.“
Und Ziva hatte das Gefühl, dass sie es ernst meinte.
Der Angesprochene rappelte sich auf, schaute Ziva mit wildem Blick an und schrie: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“
Dann warf er sich auf sie. Sie schaffte es, sich der Attacke des wildgewordenen Offizieres zu erwehren, indem sie ihm erneut gegen das Kinn hieb.
Cals Kopf zuckte getroffen zurück, und er ließ sie los.
Sie blickte zu Agatha, die plötzlich von einem roten Energiestrahl getroffen zu Boden ging.
„Verdammt“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Er wollte mich nicht – er wollte den Phaser.“
Dann hörte sie ein Klackern, als Cal die Waffe wegwarf und in eine Verteidigungsposition ging.
„Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“, sagte der Offizier, ließ seinen Nacken kreisen und schaute sie an: „Worauf wartest Du?“
Klang der Captain jetzt nicht sogar ein bischen ruhiger? Sie hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn plötzlich griff er an. Sie konnte die meisten seiner Attacken blocken, mit Ellbogen, Schenkeln, Treffern gegen Magengrube und Kinn, doch das schien ihn nur noch wütender zu machen.

So langsam aber sicher machte ihn der Mann wütend. Er würde dafür sorgen, dass er nach Gitmo ging – egal, ob es das noch gab, oder nicht. Zur Not würde er ihn persönlich mit einem Paddelboot dort aussetzen. Gibbs fragte sich sowieso, warum er das ganze Theater eigentlich mitgespielt hatte. Vielleicht hatte er sich gedacht, dass zwei, oder drei Offiziere aus der Zukunft tatsächlich Ahnung hätten, wie man mit einem Terroristen umginge, doch dies war ein Trugschluss. Und auch er kam gegen die aalglatte Art des Mannes nicht mehr an. Dafür war es ein zu schwieriger, ein zu komplizierter Tag gewesen. Vielleicht sollte man die Sache doch abbrechen, und fortsetzen, wenn er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wenn er…

Das laute Klirren von Glasscherben irritierte ihn. Und ehe er merkte, was passiert war, war der 70 Kilo schwere Körper von Calvin Nathan Cat an ihm vorbeigeflogen, hatte sich auf dem Tisch abgerollt, Ari einen Schlag verpasst, die Waffe gegriffen und auf Ziva angelegt. Und natürlich gefeuert. Der rote Strahl hüllte die hübsche Frau in einen Kokon aus Energie und ließ sie dann in sich zusammenfallen.
Gibbs hörte sich selbst, wie er innerlich ein lautes „NEIN“ schrie. Schnell ging er auf den zerbrochenen Spiegel zu, warf einen Blick in den Raum und stellte fest, dass Tony, Agatha und Ziva am Boden lagen.
Agatha? Hatte Cal nicht gesagt, sie sei tot?
Auf dem Absatz wirbelte er herum, sah, wie Cal seinen Phaser auf ihn gerichtet hatte und höhnisch fragte: „Was darfs sein? Bist Du für mich, oder gegen mich?“
Purer Reflex ergriff Besitz von Gibbs Körper - er hatte seine Pistole gezogen und schoss drei mal auf die Brust des Captains.

Der Captain taumelte zurück, schaute ihn an, schüttelte den Kopf und sagte: „Dumme Idee.“
Und dann, als Cal auf ihn angelegt hatte, wusste er, dass der Mann, der da auf ihn zielte nicht Cal war. Erneut zuckte sein Finger und erneut wurde Traceless getroffen – doch in diesem Moment hörte er ein lautes, schrilles Pfeiffen und wusste, dass es aus war. Betäubt ging er zu Boden.

Ari Haswari war ein wenig überrascht, als er mitbekam, was um ihn herum geschah. Die Schlägerei im Nachbarzimmer hatte er nicht mitbekommen, aber als dann der Typ durch das Fenster geflogen kam, konnte er sich nicht helfen und diese Situation zumindest mit dem Heben einer Augenbraue quittieren. Der Mann krachte auf den Verhörtisch, rollte sich ab und kam rechts hinter ihm zum Stehen.
Und nun wurde es richtig merkwürdig, denn der Typ hob eine dieser seltsamen Waffen, die man genutzt hatte, um ihn schlafen zu schicken und feuerte. Es war eine Sache, seiner eigenen Halbschwester, nachdem sie ihn verraten hatte, eine Kugel in den Kopf zu jagen, aber es war eine andere Sache, jemandem, der sie mit diesem Laser ausser Gefecht setzte, nur dabei zuzusehen. So etwas machte keinen Spaß und wenn er es getan hätte, wär es in der Familie geblieben.

Nun jedoch sah er, wie Ziva in einem Kokon aus roter Energie erstrahlte wie ein Diamant, dann einen Laut von sich gab, der nach einer Mischung aus überraschtem Keuchen, schläfrigem Stöhnen und Seufzen klang, ihre Augen nach oben verdreht wurden und der komplette Körper in sich zusammensackte. Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, konnte man gerade eine extreme Überraschung in Ari Haswaris Gesicht ausmachen.

Dann knallte es – laut, hässlich – und Ari wusste, was die Quelle des Geräusches war. Eine Pistole hatte sich zwei Mal in den Körper des Mannes, der ihn erst getreten hatte und nun offenbar umzubringen versuchte, entladen und der Assassine fragte sich, ob es für ihn nicht billiger käme, wenn der Mann jetzt tot wäre und er sich einfach nur des Verhörs durch Gibbs stellen müsste. Wobei sich da natürlich die Frage stellte, ob er ihn überhaupt zu diesem Zeitpunkt verhören würde, schließlich gab es genug, worum er sich kümmern müsste.
Doch diese Überlegung wurde ihm abgenommen. Der Mann, der zwei mal angeschossen worden war, richtete seine Waffe auf Gibbs und feuerte. Auch der Grauhaarige erstarrte in der Bewegung und kollabierte.
Dann wandte sich der Mann ihm, Ari Haswari, zu und hielt ihm die Waffe unter das Kinn.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #23 am: 24.04.14, 14:29 »
„Also, wie sieht es aus? Wollen Sie kooperieren, oder soll ich abdrücken?“, erkundigte sich der Mann höflich und schaute ihm in die Augen.
„Sie können mir gar nichts.“, zischte der Israeli, „Diese Waffe betäubt ihre Opfer nur, sie tötet sie nicht.“
„Oh“, lächelte der Mann, den Gibbs vorher „Captain Cat“ genannt hatte, und bei dem sich der Attentäter fragte, von was er überhaupt Captain war, „Alles eine Einstellungssache. Diese Waffe kann nämlich auch töten. Und wenn ich Ihnen die Waffe nah an den Körper drücke, kann selbst eine leichte Betäubung für sie tödlich sein.“
Ari stellte nun seinerseits Blickkontakt her und hatte das Gefühl, dass sein Gegenüber die Wahrheit sagte.
„Was halten Sie von einem Spiel.“, erkundigte sich der Captain und presste ihm die Mündung  der Strahlenkanone stärker gegen den Adamsapfel, „Ich zähl bis drei und sie erzählen mir alles, was ich wissen möchte. Dann gewinnen Sie. Muss ich bis vier zählen, drücke ich ab, sie sterben und verlieren.“
„Und was ist mit ihren Freunden, die sie hier so wunderbar ausgeschaltet haben, ‚Captain’?“, fragte Ari und Cal lächelte: „Oh – wissen sie, ich muss Ihnen ein kleines Geheimnis anvertrauen. Ich bin nicht Captain Cat.“
Damit griff er an seinen Halsansatz und zog sich eine lebensecht wirkende Gummimaske vom Kopf. Darunter war vernarbtes Gewebe zu erkennen, rötliche Haut, die sicherlich furchtbar jucken musste. „Nennen Sie mich… Traceless.“, erklärte er mit einem kurz über seine Lippen laufenden Lächeln, und mit der Nennung dieses Namens veränderte sich die Stimme. Klang sie vorher eigentlich recht normal, war sie nun nahezu kehlig. 

„Ich wollte Sie auch nicht lange aufhalten.“, sagte Traceless nun, mit einem Hauch von Spott in der Stimme, „Aber, wenn Sie mir noch kurz sagen könnten, wer Ihnen die Aufträge gibt, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“
„Warum sollte ich das tun?“
„Eigennutz.“, erklärte der Mann, stand auf und schaute zu Gibbs herüber: „Parallel universes – they make a mess out of things.“
„Parallele Universen?“, fragte der Attentäter und Traceless nickte: „Ja – es ist furchtbar. Wissen Sie, wie lange ich brauche, um ein Universum ins Chaos zu stürzen? Wie soll ich denn mit mehreren Universen arbeiten, eventuell noch mit Gegenstücken, die genau dieses Ziel, das ich habe, auch teilen, sich allerdings dabei durch Scharmützel aufhalten lassen, oder vielleicht sogar welche, die der Gerechtigkeit helfen. Gerechtigkeit.“
Er schüttelte sich.
„Hilfe. Gerechtigkeit, Ordnung – das ist doch langweilig.“
Er warf einen Blick in den Raum, in dem die bewusstlosen Agenten lagen.
Schnell stieg er durch die zerstörte Scheibe wieder in das Zimmer, legte die bewusstlose Ziva auf den Rücken, klopfte kurz ihre Tasche ab, fuhr ihr über die Beine, stoppte bei ihrem linken Fußfessel und nickte: „Aha, hier haben wir es.“
Damit zog er ein Jagdmesser aus einer verborgenen Scheide und stieg, lächelnd, wieder zurück in den Verhörraum.
„Ihre Halbschwester ist ziemlich geschickt.“
Damit wandte er sich nochmal um, blickte in den Raum und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wenn Sie das jetzt nur sehen könnten. Das Chaos ist doch das Urelement. Da liegt jeder so, wie er gefallen ist. Und aus diesem Grund mussten die Sie , Mister Haswari ja auch durch dieses Szenario schicken. Computer sind zu berechenbar. Es ist fürchterlich.“
Er schaute nun zu ihm, und ging auf den Attentäter zu.
Die Klinge durchtrennte die Kabelbinder, mit denen man Ari festgemacht hatte und als der Attentäter die Hände bewegte, um den Kreislauf wieder anzukurbeln, sprang der Andere lässig wieder in den Beobachtungsraum und schob der Ohnmächtigen das Messer wieder in die dafür vorgesehene Scheide. Dann kam er zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu Ari.
„Also – ich mach es ganz knapp und Simpel. Cal hat gelogen, er hatte natürlich nie vor, Sie in irgendeiner Art und Weise aus dem Zeitfluss rauszuhalten. Er hätte sie, nachdem er sie gefangen genommen hätte, in die Vergangenheit gebracht, damit Sie dort den Tod, der sie geschichtlich ereilt hat, finden werden. Ich kann Ihnen etwas Anderes anbieten. Zwar müssen Sie sterben, aber – sie haben ja schon bemerkt, dass ich Heilungskräfte besitze. Ich könnte mich als Sie ausgeben und mich dann von ihrer schnuckligen Halbschwester erschießen lassen. Irgendwann wache ich auf, entkomme, nehme eine andere Gestalt an und Sie sind fein raus. Ich muss nur den Verantwortlichen finden. Ich muss nur denjenigen finden, der Sie einsetzen will.“
So langsam, aber sicher wurde die Geschichte unglaubwürdig. Dieser Mann war offenbar verrückt, wenn er glaubte, dass er ihm diese Story abkaufen würde. Er verschränkte die Arme.
„Sie können mir ja viel erzählen.“, sagte er und zog den Kopf ein wenig zurück, die Augenbrauen gehoben und die Lippen aufeinander gepresst. Deutlicher konnte man Überraschung oder Mißtrauen nicht zeigen.
 Traceless lächelte.
„Ich kann sie überzeugen.“
So sagte er und schon in der nächsten Sekunde unterlief sein Gesicht einer Metamorphose. Es wurde schmaler, die Narben verschwanden, die rötliche Haut ebenfalls und nach ein paar Sekunden saß ein weiterer Ari Haswari im Raum.
Als der Ari, der Traceless war, sprach, hörte der Echte seine eigene Stimme.
„Reicht das als Deomonstration meiner Fähigkeiten?“
Das Original lachte kurz auf, schaute seinen Doppelgänger an und nickte, ehe er beschloss, die Sache kurz, schmerzlos und genau auf den Punkt zu bringen.
„Und warum wollen Sie mich retten?“
„Sagen wir so… ich mag Wildcards. Ich mag unberechenbare Personen, ich finde es sehr gut, wenn sich jemand nicht so verhält, wie er sich verhalten sollte. Und ich finde es sehr gut, wenn jemand für seine Überzeugungen einsteht.“, erklärte der andere Ari und schaute das Original an. „Oder wie sehe ich das?“
Ein leichter Hauch von Spott tauchte in seiner Stimme und Ari lächelte.
„Und bevor ich mich – also Sie – rette, muss ich wissen, wer es für richtig hält, Raum und Zeit dadurch zu gefährden, dass er Sie auf dieses Team ansetzt und sie dafür aus Ihrer eigenen Zeit extrahiert.“
Der Israeli zuckte mit den Schultern.
„Ich habe sie nie gesehen. Man betäubte mich immer, bevor ich irgendwas Genaueres erkennen konnte. Ich weiß nur, dass mein Kontakt einen Anzug trug. Mehr weiß ich auch nicht.“
„Sie scheinen zu übersehen, was ich Ihnen anbiete. Sie können in dieser Zeit bleiben, oder mit mir in die Zukunft kommen. Ich setze sie auf Risa aus, einem der tollsten Planeten der Geschichte. Oder wir beide machen uns auf, das Universum ins Chaos zu stürzen. Auf jeden Fall sind Sie frei, zu tun und zu lassen, was sie wollen.“
„Ich verstehe Sie schon, Traceless, ich kann Ihnen nur nicht sagen, was ich nicht weiß.“, erklärte der Attentäter und sein Gegenüber lehnte sich im Stuhl zurück.
„hm.“, machte er, kaute nachdenklich auf der Unterlippe und nickte dann: „Ich glaube Ihnen. Aber – die müssen Sie doch irgendwie kontaktiert haben. Hat man Ihnen ein Handy gegeben?“
„Nein.“, log Ari und Traceless schaute ihn an: „Wirklich nicht?“
Der Attentäter wusste, dass er nun an einem kritischen Punkt angelangt war. Wenn er jetzt diese Trumpfkarte, das Handy, einfach so ausspielte, dann würde er ihn sicherlich genau so verraten, wie die, die jetzt nichts taten, um ihn zu befreien.
Sowas musste geplant sein.
„Wirklich nicht.“, erklärte er daher.
Traceless zuckte mit den Schultern.
„Und wie kontaktieren die Sie dann? Brieftaube? Würde ich zu gerne sehen.“, sagte er und lehnte sich zurück, den Anderen mit den Augen fixierend.
„Wenn“, setzte Ari an und hob mahnend einen Zeigefinger, „ wenn ich Ihnen sage, wie die mich erreichen, lassen Sie sich an meiner Stelle von Ziva erschießen und versichern mir, dass ich meines Weges gehen kann?“
„Natürlich.“, sagte Traceless und schaute ihn mit ehrlicher Überraschung an: „Sagen Sie bloß, Sie zweifeln an meinem Wort. Das gilt in über 400 Sternensystemen.“
„Es gibt Millionen.“, erklärte Ari und lächelte: „Ich möchte, dass Sie mir Zeigen, was Sie können.“
Traceless deutete auf sein Gesicht: „Reicht das nicht?“
„Nein. Ich will Sehen, dass Sie mich genau so durch Raum und Zeit teleportieren können, wie die Anderen.“
Der Verbrecher lächelte: „Oh, aber natürlich, Mister Haswari. Ich meine, es gibt doch so was wie Ehre unter Dieben. Wo wollen Sie hin? Risa? Die Frauen dort sind sehr nett und sehr zuvorkommend. Man muss ihnen nur sagen, dass man Jamaharon will und man bekommt es.“
„Jamaharon?“, echote Ari und Traceless lächelte: „Sex. Wir sind in der Zukunft zwar soooo fortgeschritten, aber das umschreiben wir halt immer noch gerne. Und es klingt doch definitiv besser, als die Begriffe, die Ihr hier dafür habt.“
„Nein, ich weiß schon, wo ich hinmöchte. Wo, und wann.“, lächelte nun Ari und flüstere es Traceless ins Ohr. Dieser grinste: „Oh, das ist eine tolle Idee. Das lässt sich einrichten.“
Schnell metamorphierte er Aris Gesicht in das von Cal und klopfte auf seine Brosche. Dann hyperventilierte er ein paar Atemzüge und presste hervor: „Cat an Dragonfly. Notfalltransport. Zwei Personen zum Beamen.“
„Verstanden.“
Traceless Grinsen wurde breiter, er griff Aris Schulter und schaute ihn an: „Das wird lustig.“
Dann dematerialisierten sie.

  Vor knapp fünf Jahren

Als Ari den Mann losließ, schaute er sich um und konnte nicht anders, als wenigstens ein wenig verblüfft zu sein. Tatsächlich. Nachdem der Mann, der sich Traceless nannte, mit ihm zu diesem anderen Ort teleportiert war, hatte er die Frau, die Traceless „Chief“ genannt hatte, mit einem Schuss aus seiner Waffe von den Beinen geholt, war dann um die Konsole getreten und hatte andere Koordinaten eingegeben. Dann waren sie hier gelandet.
Hier – in einer Vorstadtsiedlung, die Ari nur allzu bekannt vorkam.

Von hier hatten seine Auftraggeber ihn seinerzeit abgeholt und das erste Mal betäubt, hier hatte er ursprünglich die komplette Komödie um Leroy Jethro Gibbs beenden und ihn erledigen wollen. Er fragte sich zwar immer noch, woher die Anderen wussten, was er vorgehabt hatte, aber – sie hatten ihn von hier entführt und nun war er wieder dort, wo alles angefangen hatte. Aber – stimmte auch das Jahr?

Gerade, als er sich davon überzeugen wollte, packte Traceless ihn und warf sich mit ihm in ein Gebüsch. Den Grund dafür erfuhr er in dem Moment, als er selbst an sich vorbeiging, zweifellos mit der Intention, Gibbs zu ermorden. Verdammt, sie waren tatsächlich in einer Art Zeitmaschine unterwegs. Als die merkwürdig maskierten Figuren sein anderes Ich schnappten, spürte er die schwere Hand Traceless auf der Schulter.
„Nicht eingreifen.“, erklärte er und deutete auf den anderen Ari, der gerade im Griff seiner Häscher zusammensank und in einen Lieferwagen verfrachtet wurde.
Der Israeli schüttelte in bloßer Verblüffung den Kopf: „Das überzeugt mich wirklich.“
Traceless grinste, als er sich aus dem Gebüsch schlug.
„Was machen wir hier?“, fragte er und schaute sich um. Ari zuckte mit den Schultern: „Da vorne wohnt der Mann, mit dem ich noch eine Rechnung offen habe.“
„Gibbs?“
„Woher wissen Sie das?“
Traceless verschränkte die Arme vor der Brust: „Das ist doch nun geschichtlich überliefert. Auch, wie es ausgehen wird. Sie werden in das Haus einbrechen und versuchen, Gibbs von der Kellertreppe aus umzubringen.“
Der Israeli schaute ihn an und nickte beeindruckt.
„Prinzipiell bin ich eher für die Idee, dass Sie sich durch den Keller schleichen und ihn versuchen, mit seiner eigenen Waffe zu erschießen.“
„Hm – das hat eine gewisse Ironie.“
„Stimmt.“, erklärte Traceless, „Und – wenn wir ehrlich sind: Wenn er sie sieht, wird er doch viel mehr Angst vor Ihnen haben, und das wollen sie doch.“
Ari lachte: „Angst? Ich bitte Sie. Ich weiß, dass ich ihm überlegen bin. Mit Angst machen hat es nichts zu tun. Er soll wissen, dass ich ihm überlegen bin. Darum geht es.“
„Überlegenheit, ja?“, fragte der andere Verbrecher, „Ich kann das nachvollziehen. Auch das Ding mit Ihrer Schwester. Sehen Sie, meine Schwester ist Bordärztin an Bord des Schiffes, das auch noch die Nulpe kommandiert, die ich…“
Ari schaute ihn an: „Ich habe mich nicht an Ihrer Lebensgeschichte interessiert gezeigt, Mister Traceless.“
Der Mann mit den tausend Gesichtern nickte. „Ich verstehe.“
„Und ich werde da jetzt reingehen.“, sagte der Israeli und machte sich auf den Weg.
Traceless sah ihm lächelnd hinterher: „Viel Glück, Mister Haswari.“
„Ich werde kein Glück brauchen.“, erklärte der Andere und verschwand aus dem Sichtfeld des Verbrechers.
Traceless blickte noch einmal kurz dem Israeli hinterher, betätigte dann seinen Kommunikator und sagte, mit der Stimme Cals: „Cat an Dragonfly? Holen Sie mich hoch.“


„Verdammt.“, murmelte Samantha Carter und der hübsche Rotschopf Agatha Silverbirds fuhr zu ihr herum, „Was gibt es?“
„Wer auch immer die Typen sind, die hier ihre Basis aufgebaut haben, die Passwörter sind auf eine Art und Weise verschlüsselt, die ich erst einmal verstehen muss.“
Agatha seufzte.
Es hätte eigentlich ganz einfach sein können. Sie wollte nur Cal von seiner 5-Jahres-Mission mit dem SGC abholen und just in diesem Moment hatte man dem SGC einen Tipp zukommen lassen, dass es in einem kleinen, schnuckligen Drei-Etagen-Haus offenbar eine Scheinfirma gab, die mit dem NID in Verbindung stand. Eigentlich wollte Agatha nicht mit, sie wollte auch Cal sofort mitnehmen – sollte das SG-1 doch die Aufgabe lösen. Wofür waren sie denn schließlich das Team?
Jack O’Neill blickte durch die heruntergelassenen, roten Jalousinen des Hauses nach draußen, schob sie kurz hoch, und sagte, in seiner typischen Art: „Carter, Sie sollten sich beeilen. Wir bekommen Besuch.“
Cal trat ebenfalls ans Fenster und spähte hindurch.
„Hm, gut bewaffneten Besuch. Sind das P90er?“
Der Colonel hob seinen Feldstecher an, blickte hindurch und nickte: „Japp. Das kann noch lustig werden.“
„Lustig nennt er das?“, fragte Agatha und Sam zuckte mit den Schultern, „Er ist immer so.“
„Er kann Sie hören , Carter.“, ließ sich Jack vernehmen und die hübsche Blonde rollte kurz mit den Augen, ehe sie lächelte: „Natürlich, Sir.“
Dann verrutschten ihre Gesichtzüge: „Verdammt! Die Blockade ist zu gut. Ich kann da nur ein paar Tricks versuchen.“
Sprachs und hackte auf die Tastatur ein.
Von Außen drangen erste Schüsse an das Ohr der Eindringlinge.
Cal und Jack schauten sich an: „Partytime.“
Der Colonel stürzte los, der Captain wollte ihm folgen, stoppte in der Tür und schaute zu Agatha: „Alles in Ordnung?“
Die Rothaarige rollte gespielt genervt mit den Augen: „Meine Güte, mach endlich, Du Held.“
Dann wandte sich die hübsche Frau an die Blonde, die am Computerterminal verschiedene Eingabemöglichkeiten ausprobierte.
„Carter?“, erklang die Stimme Jacks aus ihrem Funkgerät, „Ein paar gute Neuigkeiten wären nicht verkehrt.“
„Tut mir leid, Sir. Die Verschlüsselung ist zu abstrakt.“
Damit warf sie einen Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte: „Mich darfst Du nicht fragen. Ich kenn mich nur mit unserem Betriebssystem aus, aber das da ist ja…“
„Finsteres Mittelalter?“, bot Sam lächelnd an und deutete auf die Tür: „Dein Freund hat so reagiert, als er das erste Mal mit einem Computer arbeiten musste, der nicht sprachgesteuert war. Ihm dabei zuzusehen, wie er tippt, ist immer wieder eine Freude.“
Agatha grinste.
„Japp, so ist er.“
Kaum, dass sie das gesagt hatte, kamen auch schon Daniel, Teal’c, Jack und Cal in den Raum gehetzt.
„Es wird ein wenig eng hier.“, stellte Jack kurz fest und schaute dann zum Captain herüber: „Wär nicht verkehrt, einen von deinen Starfleettricks auszuspielen, Cal.“
Der Angesprochene schaute zu Agatha herüber, seine Augen wurden größer und er blickte den Colonel verdattert an: „Was? Erwartest Du von mir, dass ich jetzt mal eben den Phaser raushole und einen auf Actionheld mache?“
„Naja, du hast oft genug gesagt, dass du, wenn du die Chance bekommen würdest, beweisen könntest, was in Dir steckt.“, grinste Sam vom Computer her und Jack nickte: „Bitte, hier ist deine Chance.“
Der Captain schluckte.
„Erm.. . naja, …“
Er schaute ein wenig hilflos zu Agatha, die mit den Augen rollte und ihm ein mitleidiges Lächeln schenkte. Dann griff sie in die Tasche ihrer Einsatzweste.
„Bitte, eigentlich wollte ich es Dir noch nicht geben, aber…“
Damit legte sie einen kreisrunden Gegenstand in die Hand des Captains.
„Was is n das?“, fragte er und schaute sie fragend an.
„Ein Schildemitter. Befestige ihn dort an der Tür und wir sind für ein paar Minuten sicher.“
„Das trifft sich.“, sagte Sam, „Ich hab nämlich inzwischen das System entschlüsseln können. In ein paar Minuten kann eure Dragonfly uns rausbeamen.“
Der Captain betrachtete das Ding in seiner Hand und grinste: „Na, dann kann ich uns ja n paar Minuten kaufen.“
In dem Moment knallte es laut und hässlich und die Tür, in der Cal stand, hatte plötzlich eine rote Färbung bekommen.
Der Captain schaute verblüfft auf das Loch in seiner Brust, taumelte und ließ den Generator fallen. Jack schnappte ihn sich, richtete sich auf, schoss auf denjenigen, der auf Cal geschossen hatte und aktivierte den Generator.
Agatha war aufgesprungen, hatte sich zu Cal begeben und fing ihn auf, als er fiel.
„Es tut… weh.“, stellte er fest und schaute in ihre Augen. Dann wich das Leben aus ihnen.


Agatha Silverbird fuhr hoch und sah ihren Freund vor sich hocken. Er griff nach hier, hielt sie fest und sagte: „Hey, ruhig, ganz ruhig, du hattest einen schlechten Traum.“
Sie nickte und schaute sich um. „Hast Du tatsächlich Tony k.o. geschlagen?“
„Schatz, ich… es tut mir leid.“, sagte ihr Freund und Agatha hatte das Gefühl, dass man ihr den Boden unter den Füßen weg zog.
„Was tut dir leid?“, fragte sie und Cal machte eine allumfassende Geste, die der ganzen Situation galt, „Das hier.“
„Das hier?“, echote Agatha und merkte, wie in ihr leiser Inngrimm aufstieg, der sich, je mehr er sprach, nur noch verstärkte.
„Schatz, ich… es … wie kann ich es dir erklären? Schau mal, Ari gehört nicht in diese Zeit. Ich… ich musste ihn hier rausschaffen.“
Die hübsche Rothaarige legte den Kopf schief, stand auf und schaute nun auf ihn herunter, da er immer noch kniete: „Soll das heißen, dass Du das alles abgezogen hast, damit du das Vertrauen von Ari gewinnen und ihn in die Vergangenheit schicken konntest, damit er dort erschossen werden konnte?“
„Ja, so ungefähr.“, erklärte der Captain und Agatha seufzte: „Dann bin ich ja mal gespannt, was Gibbs dazu sagen wird. Und du wirst es ihm erklären.
Cal schluckte: „Könn… Können wir das nicht so deichseln, dass es für sie wirklich Traceless war? Ich meine, es macht doch keinen Unterschied.“
Die hübsche XO trat auf ihn zu, schaute ihm in die Augen und verpasste ihm dann eine schallende Ohrfeige: „Erstens sei ein Mann und steh zu deinen Taten, zweitens, es mag sein, dass es für die hier keinen Unterschied machen würde- für mich macht es jedoch einen. Himmelherrgott, ich habe schon Angst gehabt, dass Du verrückt geworden wärest.“
„Nicht mehr als sonst.“, sagte Cal und schaute sie ein wenig bedrückt an: „Ich meine nur… ich… können wir das nicht vergessen?“
„Nur, wenn Du mir ein Erdbeerparfait bringst.“
Cal blinzelte kurz und plötzlich schien es so, als sei alle Kraft aus ihm gewichen. Er sackte in sich zusammen und Agatha fing ihn auf, ehe er allzuhart aufschlug.
Dann überlegte sie kurz und ließ ihn doch hart aufschlagen.
Das Codewort, dass Gina ihm damals verpasst hatte, funktionierte also noch und das war gut so. Wenn der Captain tatsächlich die Sache so drehen wollte, dann… würde sie ihm dabei gerne zur Hand gehen.
Wenngleich sie die Erinnerung daran, wie Traceless den Captain ausgeschaltet hatte, ein wenig frisierte. Leise lächelte sie in sich hinein. „Strafe muss sein.“, murmelte sie, ehe sie sich vorbeugte, und dem Captain die Instruktionen ins Ohr flüsterte. Binnen Sekunden hatte er das, was tatsächlich passiert war, vergessen.

vor fünf Jahren

Leise und vorsichtig schlich sich der Attentäter durch das Haus Gibbs. Wenn sich der Terminplan des grauhaarigen Special Agents nicht geändert hatte, war er just in diesem Moment immer noch im Hauptquartier und so würde er Zeit genug haben, seinen Plan auszuführen. Tatsächlich erschien ihm die Idee, sich Gibbs mit seinem eigenen Gewehr zu stellen, durchaus faszinierend. Warum nicht?

Er schenkte seiner Umgebung einen kurzen, analytischen Blick. Die Wohnung als solche war zwar gemütlich, aber er hatte das Gefühl, dass Gibbs eigentlich permanent auf gepackten Kisten saß. Natürlich fand er eine Couch und als er ins Schlafzimmer blickte, ein Bett, aber – die Atmosphäre wirkte doch ziemlich kalt.

Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man beachtete, woher Gibbs kam. Schließlich war er ehemaliger Marine und von daher ständig im Einsatz. Jemand, der immer wieder von seinen Lieben geholt werden konnte, wurde in der Regel wenig sesshaft. Natürlich fand er ein Haus, eine schöne Gegend, aber – die Gemütlichkeit war doch ziemlich vernachlässigt worden. Das Haus erinnerte ihn an seine eigene Wohnung, in der er auch nie wirklich die Koffer ausgepackt hatte.

Immer auf dem Sprung, immer auf Reisen.
Gibbs war auch so ein Typ und so überraschte es ihn nicht, dass der einzige Ort, der Tatsächlich sowas wie eine gewisse Geborgenheit ausstrahlte, der Keller war.
Er musste grinsen. Da stand tatsächlich ein Boot im Keller. Wie wollte der Mann es aus dem Keller bekommen? Aber – Hobbys brauchte der Mensch.
So schaute er sich um.

Erneut legte sich ein Lächeln auf die Lippen des Israelis, als er die Gläser voller Schrauben sah. Einmachgläser, ohne jeden Zweifel, die – vermutlich, wenn ihn sein Blick auf die Burbonflasche nicht trog, binnen Sekunden in Trinkgläser umgewandelt werden konnten.
Es war einfach nur faszinierend. Gibbs war das berühmte Mysterium, umgeben von einem Rätsel, eingebettet in einen Widerspruch.

Ari musste nicht einmal groß suchen – das war ein Minus für Gibbs. Das Gewehr – eine ‚Kate’, die Ironie war unverkennbar – so offen liegen zu lassen… da bettelte man doch darum, damit erledigt zu werden.
Und wenn sich niemand anders anbot, dann musste er diesen Job tun.

Ziva David konnte gar nicht glauben, was sie da sah. Ihr eigener Halbbruder, der Mann, dessen Kontrolloffizier sie war, hatte sie und den Mossad verraten. Hass quoll in ihr empor und sie fragte sich, wen sie mehr hasste. Ihn, weil er ihren guten Glauben ausgenutzt hatte? Ihren Vater, weil er Ari ausgebildet hatte und dennoch bereit war, ihn für eine gute Zusammenarbeit mit dem NCIS zu opfern? Oder doch sich, weil sie keine andere Wahl hatte, als diese Befehle auszuführen, die ihr Vater ihr gegeben hatte? Sie musste es tun, denn in diesem Moment hob Ari die Kate Gibbs und wollte ihn erschießen.

„Vergib mir, Bruder.“, murmelte sie auf Hebräisch und feuerte.
Getroffen ging Ari zu Boden.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #24 am: 05.05.14, 18:21 »
Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.

„I can’t resist“…
BOOM

Direkt neben Ihr ging diese Bombe hoch. In einem Anflug puren, lebensrettenden Aktionismusses riss sie die Arme hoch, schützte ihr Gesicht von den sengendheißen Schrapnellen und merkte, wie die Druckwelle sie – einer lebenden Puppe gleich – von der Bühne trug. Ihr Körper sah sich in diesem Moment einer ungeheuren Tortur gegenüber, als Trümmer von Tischen gegen sie krachten. Sie selbst merkte noch, wie sie auf den Boden knallte, ihr Kopf nach hinten sank und sich Stille um sie senkte.

Ziva David war sich nie im Leben so sicher gewesen, das ihr Tod unmittelbar bevorstand. Eine Bombenexplosion aus nächster Nähe? Das konnte niemand überleben, die Chancen waren viel zu schlecht und ausserdem würde es sie nicht wundern, wenn sie sich alle zum Überleben notwendigen Knochen gebrochen hätte. Die Schmerzen waren der definitive Indikator dafür. Ein Teil von ihr merkte, wie sie immer losgelöster wurde und hieß es willkommen, ein anderer Teil verfluchte sich dafür. Sie war Mossad-Agentin, ihr Vater hatte sie trainiert, sie hatte sich gegen alle anderen Kameraden durchgesetzt und war eine gute Agentin geworden. Und gute Agenten gaben nicht einfach so auf.


„Komm nicht auf die Idee, zu sterben, Zivaaaa.“

Die Stille, die sich um sie senkte, wurde unterbrochen, ihre Gedanken wurden wieder aktiver und sie glaubte, eine vertraute Stimme zu hören.

Ziva, steh auf!

Die raue Stimme des Mannes, den sie in den letzten 3 Jahren als väterlichen Freund kennen gelernt hat, impfte ihr wieder etwas Kampfgeist ein.

Du bist eine David, wir geben nicht auf!

‚V… Vater?!’, schoss es ihr durch den Kopf und sie wollte die Augen öffnen, aber sie waren so schwer… so unendlich schwer.

Ich habe dich dafür trainiert, zu kämpfen, nicht, bei der erstbesten Explosion draufzugehen.

Die Stimme Elis war so …


Sie sah sich, im Büro des Mossad vor dem Schreibtisch ihres Vaters stehen, der sie anblickte und den Kopf schüttelte.
„Du hast mich enttäuscht, Ziva.“, sagte er und sie merkte, wie sie gegen ihren Willen hart schlucken musste, „Eine David gibt nicht auf. Du bist eine Kämpferin und du musst weiterkämpfen. Mach deinen Vater Stolz.“
„Oh“, hörte sie sich mit ihrer samtweichen Stimme sagen, „Ich wusste schon immer, dass Du mich liebst, Dad.“
Verwirrung erfasste ihren Geist – das war zwar ihre Stimme, die da gesprochen hatte, aber nicht ihr Gedankengang. Und dann merkte sie, dass sie sich offenbar verhört haben musste. Neben ihr stand nun, mit verschränkten Armen, Tony DiNozzo.
„Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?“, fragte der Chef des Mossad und der grünäugige Italiener bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick: „Ich bin der Mann, der Ihre Tochter liebt. Sie sind derjenige, der Ihre Tochter in diese Situation gebracht hat.“
Nun wandte er seinen Blick von ihrem Vater ab und konzentrierte sich ganz auf sie. Sie spürte den sengendheißen Blick dieser grünen Augen und schaute ihren ehemaligen Partner beim NCIS verwundert an.
„Sie“, setzte Tony an und an der Art, wie er sprach, merkte Ziva, dass er eigentlich immer noch mit ihrem Vater redete, „ist ein wunderschönes Geschöpf. Sie hätte so viel erreichen können – und Sie mussten aus ihr eine eiskalte Killerin machen.“
Nun blickte er sie direkt an: „Ich bin sicher, du hast noch nicht einmal mit Puppen gespielt, als Du klein warst. Und wenn, war es Ken in Uniform. Oder Major Matt Mason.“
Sie wollte gerade antworten, als sie merkte, wie sie angehoben wurde – als würde sie liegen und man würde sie auf eine Trage oder so verfrachten.
 

„Hören Sie mich?“, fragte eine Stimme plötzlich durch das Dunkel ihrer Gedanken, „Miss, können Sie mich hören?“
Dann hob jemand ihr linkes Augenlid an und leuchtete mit einer Stablampe in selbiges.
„Ahh“, machte sie schwach und versuchte, diese Stablampe zu erwischen um zu verhindern, dass man ihr weiter in die Augen leuchtete.
„Sie leben noch.“, stellte der Mann, dem die Stimme gehörte, erleichtert fest und schaute sie beruhigend an, „Keine Sorge, wir bringen Sie ins nächste Krankenhaus.“


„Ich habe mit Puppen gespielt.“, entgegnete Ziva, was
 

den Sanitäter verwundert die Augenbraue heben ließ. „Danach habe ich zwar gar nicht gefragt, aber okay.“, lächelte er, „Wie heißen Sie denn? Damit wir das in den Akten festhalten können.“


„Ziva, du bist gerettet.“, lächelte DiNozzo und sie merkte, wie ihr warm wurde.
„Vergiss nicht dein oberstes Training.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters, „lass deine Tarnung nicht auffliegen.“
Tony schaute Eli mit einem vernichtenden Blick an: „Sie soll selbst am Rande des Todes noch lügen?“
„Es geht nicht anders.“


„L… Lola.“, sagte sie, und lächelte Tony an, der den Blick verwirrt erwiderte. „L… Lola DiNozzo.“
„DiNozzo“, echote der Doktor und schrieb den Namen auf. Dann lächelte er ihr beruhigend zu: „Keine Sorge, wir bringen Sie jetzt hier raus. Sie sollten sich aber noch ein wenig ausruhen, Ihre Verletzungen sind nach der ersten Untersuchung nicht schwer aber – sie haben ne ziemlich unschöne Kopfwunde.“
„Danke“, murmelte die Frau und schloss die Augen erneut.


„Ziva, mach so was nie wieder.“
Sie sah sich vor dem Schreibtisch ihres Vaters stehen, dessen zigarrenrauchende Gestalt langsam, aber sicher verblasste. Neben ihr stand ein lächelnder Anthony DiNozzo: „Du hast meinen Namen gewählt? Warum?“
„Das… es war der erste Name, der mir eingefallen ist.“
Tonys Lächeln wuchs in die Breite. „Jetzt lügst Du mich schon in deiner Vision an!“, schimpfte er amüsiert, „Schäm dich.“

Sie schaute ihn an, merkte, wie auch ihre Wangen und Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.
„Halt doch die Klappe, DiNozzo.“
Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.

Die Szenerie kippte.
Statt in die leidenschaftlichen, grünen Augen des Halbitalieners zu sehen, sah sie nun in die wahnsinnig-glitzernden braunen Augen des Mannes, der sich selbst Cal nannte. Sie erinnerte sich, dass er zuerst Tony niedergeschlagen, dann auf Agatha geschossen hatte und nun auf sie zielte. Sie wusste, dass sie sich nicht aus der Bahn würde werfen können und gerade, als ihr dieser Gedanke klar war, spürte sie, wie sie getroffen wurde, wie ihr Körper sich verkrampfte, sich ihre Hände zu Fäusten ballten und ihr schwarz vor Augen wurde.



Ziva David schlug die Augen auf und schaute sich verblüfft um. Sie lag tatsächlich auf dem Boden des Beobachtungsraumes. Kurz verfluchte sie die Waffe, die sie da getroffen hatte, setzte sich auf und konnte nicht verhindern, dass ihr ein Stöhnen über die Lippen kam. Ihr Kopf drohte zu platzen. Doch würde sie sich von so etwas unterkriegen lassen? So weit kam das noch. Nicht mit ihr – nicht mit Ziva David.
Obwohl ihr Kopf immer noch dröhnte und obwohl sie mehr als nur einmal blinzeln musste, um ihren Blick zu fokussieren, würde sie sich von sowas nicht aufhalten lassen. Es hatte ihr schon gereicht, dass Cobb sie damals niedergeschlagen hatte. Das war so demütigend gewesen. Sie war tatsächlich in die Falle dieses Wahnsinnigen gegangen, weil sie dachte, dass sie dort Ray treffen würde. Wie glücklich sie sich gefühlt hatte, als sie an diese Hoteltür geklopft hatte. Und dann…
Es war von dortaus alles zum Teufel gegangen.
Warum sie nun seit knapp 4 Wochen immer wieder an Tony dachte, war ihr irgendwie selbst nicht ganz verständlich. Es kam ihr vor, als sei sie eine willenlose Figur, in einer großen, verrückten, unlogischen Geschichte, einer Person, die um 00:25 Uhr vor einem Computer saß und versuchte, einen Sinn in das Leben, dass sie führte, zu bringen.
„Cal?“, hörte sie die samtweiche Stimme Agatha Silverbirds, die sie aus ihren Gedanken riss. Erneut blinzelte sie und erkannte einen wie hingestreckt wirkenden Captain Cat und eine sich über ihn beugende Agatha Silverbird.
„Cal, Schatz, kannst Du mich hören?“, fragte sie und begann, ihn sanft zu schütteln.
Und dann stürzte alles wieder auf sie ein.
Ari.
Sie hatten Ari gefangen genommen, sie hatten…
Schnell richtete sich die hübsche Israelin auf und wandte sich um – nur um verblüfft aufzukeuchen. Ari war fort und Gibbs lag am Boden.
„Verdammt.“, murmelte sie, machte einen Satz durch die kaputte Trennscheibe und eilte zu ihrem Chef. Ihre Finger suchten und fanden seinen Puls und sie atmete erleichtert auf.
Dann schaute sie hoch und zu Agatha herüber.
„Wie geht es Ihnen, Commander?“
Die hübsche Grünäugige warf ihr einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und sagte: „Kopfschmerzen, Herzrasen – normale Nebenwirkungen einer Phaserbetäubung.“
„Ah – und was ist mit ihm?“
Damit nickte Ziva in Richtung des gefallenen Captains, dem Agatha gerade sanft über die Frisur streichelte.
Lächelnd zuckte sie mit den Schultern: „Typisch Cal einfach – ich nehme an, er wurde schon vorher durch Traceless ausgetauscht und hat es dann geschafft, hier auf uns zu treffen. Dann wurde er von Tracy betäubt.“
Die beiden Frauen schauten sich an. Kurz schossen Zweifel durch die Synapsen der hübschen Israelin.
‚Wir waren ohnmächtig. Vielleicht ist sie ja auch nicht Agatha, sondern Traceless.’
Schließlich hatte sich diese Art von „Tausch“ schon einige Male als möglich erwiesen – letztlich durch den bewusstlosen Captain, im Beobachtungsraum in Agathas – Traceless’s?  - Armen lag, anstatt im Verhörraum, wo sie – Ziva – ihn eigenhändig hinbefördert hatte. Agatha gestattete sich ein leichtes Seufzen,  rollte kurz mit den Augen und schaute sie dann an. „Geben Sie mir das Messer, Agent David – ich bin sicher, Sie wollen wissen, ob ich Traceless bin und werden mir erst glauben, dass ich ich bin, wenn ich blute, richtig?“
Ihre Stimme war zwar höflich, aber die Spur Amüsement war nicht zu überhören.
Ziva ließ ihre Hand in den Schaft ihres Schuhs gleiten und zog das Messer hervor.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, Commander, würde ich selbst gerne die Überprüfung durchführen.“
Zwar war auch hier der Grundton höflich, allerdings ließ Ziva eine gewisse Drohung in ihrer Frage mitschwingen. Kurz starrten intensiv-grüne Augen in Nussbraune und dann zuckte die hübsche Rothaarige mit den Schultern: „Bitte sehr, tun Sie, was Sie nicht lassen können.“
Damit schwang sich Ziva wieder durch den zerstörten Spiegel – „Das bedeutet sieben Jahre Pech“, schoss es ihr durch den Kopf – und sie ging auf die XO zu, um ihr in den Finger zu schneiden.
Die Frau verzog nicht einmal das Gesicht, drückte einen Blutstropfen heraus und ließ ihn auf den Boden fallen. Dann schaute sie zu Ziva: „Zufrieden?“
„Aber ja.“, nickte die Angesprochene und wischte das Messer an der Hose ab, ehe sie sich selbst in den Finger stach, „Sie sehen, ich bin ebenfalls ich.“
„Ja, das sehe ich.“, sagte die XO und streckte die Hand nach dem Messer aus. Die Israeli gab ihr den gewünschten Gegenstand, den die XO ebenfalls an ihrer Hose abwischte, ehe sie die Hand des Captains ergriff, sie drehte und ihm in die Fingerbeere stach.
„AU!“; machte der Gepiekste, fuhr auf und hielt sich die Hand: „Auauauauauau.“
Dann blickte er verblüfft zu Agatha.
„Hey, was soll das?“, murmelte er mißmutig, als sie seine Hand griff, sich die Wunde betrachtete und das Messer an Ziva zurückgab: „Er ist auch nicht Traceless.“
„Na, dat hätt ich Dir auch gleich sagen können.“, schimpfte der Captain und Ziva bemerkte, wie Belustigung von ihrem Körper Besitz ergriff. Sie fragte sich, ob der Mann, der offenbar ein Schiff kommandierte, diese Belustigung auch bei Mitgliedern seine Crew hervorrief?
Vermutlich, denn ein Blick in die Augen Agathas zeigten, dass auch diese amüsiert glitzerten und dass sie ihre vollen Lippen aufeinanderpresste, um nicht lauthals loszulachen.
Verwundert blickte der Kapitän in die Runde, blinzelte und schaute seine XO an: „Schatz, kannst Du mir mal helfen? Ich fürchte, ich hab sowas wie einen Blackout. Was genau ist passiert?“
Agatha seufzte, schaute ihn an und sagte: „Das kann ich so nicht zulassen.“
Sie beugte sich vor, küsste ihn und flüsterte ihm ein Wort ins Ohr. Die Reaktion des Captains war genau so verblüffend, wie dramatisch. Er seufzte, erschlaffte in Agathas Armen, blieb ein paar Minuten so liegen und fand dann scheinbar wieder in die Realität zurück.
Ziva hatte solche Tricks schon einmal gesehen – in den diversen Varietés dieser Welt – aber sie hatte noch nie mitbekommen, wie jemand tatsächlich durch einen sogenannten Trigger in eine Trance versetzt wurde.
Cal schaute Agatha an und schnitt eine Grimasse: „Habe ich nicht…“
Die Angesprochene schnitt ihm das Wort ab: „Schatz, Du musst für deine Taten geradestehen. Es gibt keinen anderen Ausweg.“




Gibbs war wach und sauer. Das war nicht ganz richtig – er hatte darüber hinaus auch noch mörderische Kopfschmerzen, aber er würde den Teufel tun, sich deswegen aufzuregen. Er spürte nur, dass eine gewisse Grundwut in seinem Kopf steckte und sein Herz mit langen Messern piesackte. Er würde nicht nachgeben, nein, das würde er nicht tun. Und wenn dieser junge Mann, der sich als Captain vorgestellt hatte, zehn mal auf ihn geschossen hatte, er würde…
„Was haben Sie sich dabei gedacht?“, fragte der Chefermittler und warf einen Blick auf den sehr bedröppelt am Tisch sitzenden Cal, der gerade den Kopf einzog und sich versuchte, kleiner zu machen.
Eine Unterwerfungsgeste?
Vermutlich nicht, dieser Mann war Kommandant eines Raumschiffs. Da unterwarf man sich nicht gleich dem Erstbesten, der es schaffte, ihn einzuschüchtern. Ihm war es schon ein paar Mal passiert, dass man versucht hatte, ihn einzuschüchtern – und immer wieder war es misslungen. Und er trug die Verantwortung für Vier Leben. Dieser Mann hatte das Kommando über ein Raumschiff, auf dem – offenbar – mehrerere Hundert ihren Dienst taten. Da würde dieser Mann nicht einfach so…
Cal schaute ihn an.
„Okay, Special Agent Gibbs – lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Welche Schritte hätten Sie an meiner Stelle unternommen.“
Gibbs erwiderte seinen Blick, kurz blickte er nachdenklich in die Ferne, als alles aus den letzten Jahren, jede Entscheidung auf ihn zukam und er sie in dem Bruchteil einer Sekunde bewerten musste.
Nein, seine Entscheidungen konnte er immer rechtfertigen. Aber traf das auch auf Cal zu?
Er fixierte den Offizier mit einem Blick und fragte: „Und Sie? Was haben Sie unternommen?“
„Das, was getan werden musste. Das…“
Er machte eine Pause, seufzte und schaute zu Gibbs herüber: „Das… wozu niemand hier in der Lage gewesen wäre. Es konnte nur ein Starfleet-Offizier diese Leistung erbringen, denn – bei allem Respekt, Agent Gibbs, Sie haben nicht die technischen Mittel dazu.“
Gibbs nickte.
Die Geschichte machte insofern zumindest Sinn, dass sie stimmte. Niemand von ihnen hätte Ari in seine eigene Zeitlinie zurückbringen und ihn so dem Ende zuführen können, das ihm geschichtlich gesehen zustand. Aber Gibbs hatte das Gefühl, als wäre dies nur die Halbe Wahrheit.
Er betrachtete den Captain.


 

Es war ein Flop.
Ein absoluter Flop.
Tony warf einen Blick in den zerstörten Spiegel, schüttelte den Kopf, der ihm immer noch weh tat und schaute dann mit einem bösen Blick zu Cal herüber. Dieser Typ hatte ihn tatsächlich niedergeschlagen. IHN.
Und dann wollte er damit auch nur bewirken, dass dem Israeli nicht der Prozess gemacht werden konnte, sondern er sein Ende dort fand, wo es ihn eigentlich hätte finden sollen.
Damit standen sie ohne jegliche Hinweise da, wer den Attentäter auf sie angesetzt hatte, warum er dies getan hatte und was seine weiteren Ziele waren. Und das wurmte den NCIS-Agenten genauso.

Allerdings konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sah, dass dieser Cal genauso unbefriedigt dreinblickte und – sogar noch besser – gerade von dem Meister in Verhörtaktiken in die Mangel genommen wurde. Wenn dieser Captain nur halb so stur und badass war, wie Gibbs, dann konnte man sich hier auf einen Zweikampf der Giganten freuen.
Ladies and Gentlemen , hörte er sich selbst im Geiste ausrufen, Kaufen Sie jetzt ihre Tickets. Der Kampf wird gleich beginnen – mindbattle of the titans.
Es war eigentlich klar, wie die Sache laufen würde. Gibbs würde ein Foto von Stones Leichnam auf den Tisch legen und ihn wieder fragen, was er wüsste und diesesmal könnte keine noch so gute Immitation eines Prominenten, die der Captain so gerne von sich gab, verhindern, dass Gibbs die Wahrheit erfuhr. Oh, er würde es versuchen – das war klar. Cal würde sicherlich versuchen, sich herauszuwinden, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, er würde sich nicht so einfach biegen und brechen lassen und…

Dann ließ der Sternenflottenoffizier die Schultern sinken, warf einen beschämten Blick zu Boden und rechtfertigte sich. Nicht halbherzig, sondern ernsthaft und ehrlich.
Er erklärte, dass er keine andere Wahl hatte und…

Das war doch langweilig. Das war doch kein Kampf der Giganten, das war…
„Typisch Cal.“, sagte Agatha neben ihm und schüttelte grinsend den Kopf, „So ist er. Ich frag mich manchmal, wie er es geschafft hat, das Schiff zu kommandieren.“
Der Halbitaliener schaute sie an und lächelte: „Das frage ich mich auch.“
Kurz schenkte ihm die hübsche Rothaarige einen Blick, zuckte dann mit den Schultern und lächelte ein stilles Lächeln. Natürlich wusste sie, wie der Captain es geschafft hatte, die Dragonfly zu kommandieren. Sie wusste sogar noch mehr – vermutlich sogar mehr, als Cal wissen konnte. Erneut wandte sie sich dem Halbitaliener zu.
„Wissen Sie, Agent DiNozzo, er ist nicht wirklich schlecht. Er… geht zwischendurch gerne mal einige unkonventionelle Wege.“
„Oh, den unkonventionellen Weg habe ich kennengelernt. Ziemlich genau gegen das Kinn.“, erklärte Tony und Agatha konnte nicht anders, als zu grinsen.
„Ich weiß, das war nicht unbedingt das Netteste, was er getan hat. Er kann anders sein, glauben Sie mir.“
Kurz seufzte der Angesprochene, schaute seine Konversationspartnerin an und zuckte mit den Schultern: „Für mich sieht er wie jemand aus, der es bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, schafft, betäubt zu werden.“
Die hübsche Rothaarige zuckte mit den Schultern und lächelte. Sie erinnerte sich an eine Unterhaltung, die sie mit Cal und Sam Carter vor etlichen Jahren geführt hatte.


Sam lag auf ihrem Bett und schlief. Sie sah nicht den Schatten, der in ihrem Zimmer herumwanderte. Es war der Schatten, einer Person, die etwas suchte. Sam, die einen leichten Schlaf hatte schreckte hoch und sah sich der vertrauten Gestalt Agatha Silverbirds gegenüber. Sie versuchte, zu improvisieren.
„Kree hel ma schol.“, sagte sie.
Agatha fuhr erschrocken herum und hatte den Phaser in Schussbereitschaft.
„Senken Sie die Waffe, Commander Silverbird..“, sagte Sam.
Agatha blickte sie mißtrauisch an.
„Ich bin keine Goa’Uld, das habe ich doch schon Ihrem Captain erklärt.“, flüsterte Agatha.
„Ja, aber er ist sich da nicht so ganz sicher. Und ich auch nicht.“, sagte sie halblaut und hielt den Phaser immer noch schussbereit. Dann nahm sie aus ihrer Brusttasche einen Tricorder und fuhr damit über Sam.
„Sie sind wirklich keine Goa’Uld.“, stieß Agatha hervor.
„Na, sag ich doch.“, sagte der Major in einer leicht genervten Stimmlage und die erste Offizierin des Sternenflottenschiffes hatte das Gefühl, dass sie, wenn sie Jack O`Neill gegenübergestanden hätte, es garantiert leicht zynische Bemerkungen gehagelt hätte.
Von draußen drangen Schritte an die Ohren beider Frauen, die sich verblüfft anblickten.
Agatha machte die bekannte Psst-Geste und fluchte halblaut. Anschließend rollte sie sich unter das Bett. Noch bevor sich die mächtigen Flügeltüren des Zimmers geöffnet hatten, hatte Sam das Licht gelöscht und sich wieder in das Bett zurücksinken lassen. Mit geschlossenen Augen atmete sie ruhig und gleichmäßig, das Ebenbild einer schlafenden Göttin.
Als sich die Türen schlossen, wurde es noch Dunkler.

 Sam hörte, wie Agatha unter dem Bett hervorkam, dann hörte sie einen Schlag und einen Fall. Sam knipste das Licht wieder an und sah, wen Agatha niedergeschlagen hatte. Dort lag, mit schmerzverzerrtem Gesicht, Calvin. Agatha tauschte mit Sam einen verwirrten Blick und ging dann neben Calvin in die Knie. Sie drehte sich wieder zu Carter und diagnostizierte: „Der ist nur ohnmächtig. Sowas nennen wir von der Dragonfly den Cat-Faktor. Der gute Captain hat das unfehlbare Talent mindestens einmal in jeder Mission das Bewußtsein oder den Willen zu verlieren. Aber er nimmt keine guten Ratschläge an.“
„Ich tu das nur für euch.“, murmelte Calvin benommen.
Er richtete sich auf. „Ihr seid der Grund. Vor allen Dingen Du, Agatha.“
Damit wandte sich der Captain der Dragonfly an Sam. „Sie hat nämlich das unfehlbare Talent, irgendwelche Sachen zu sagen, oder Dinge zu tun, weswegen sie eigentlich sofort betäubt oder hypnotisiert werden sollte. Aber ich renne da immer zwischen. Pech, das.“ Carter wollte aufstehen, doch sie ließ es bleiben. „Könntet Ihr beiden jetzt bitte mein Quartier verlassen? Weswegen seid ihr eigentlich hier?“, fragte sie.
„Ich wollte mich nur vergewissern, das sie tatsächlich auf unserer Seite sind.“, erläuterte Calvin.
„Sie ist es.“, merkte Agatha an.


Der Captain hatte damals recht gehabt. Sie war das gewesen, was Severus Snape als „insufferable little Miss Know-it-all“ genannt hätte. Wenn man bedachte, wie sie an das Wissen gelangt war, war es allerdings recht verständlich, warum sie dieses Wissen teilen wollte. Doch anfangs war sie die Hermine ihrer Klasse auf der Sternenflottenakademie, was sich änderte, als sie auf Cal traf. Er war schon immer ein Sturkopf gewesen  - nicht zwangsläufig ein Bad Boy –Typ, der sich zu cool, um zur Schule zu gehen, vorkam, aber er hatte so seine Momente. In der Regel war er zwar recht freundlich und zurückhaltend, aber wenn ihn jemand reizte – Junge – da konnte es unangenehm werden. Zwar meistens für den Captain selbst, der sich mit schöner Regelmäßigkeit verprügeln ließ, aber manchmal durften auch andere Klassen“kameraden“ ihre Zeit in der Krankenstation verbringen.

Und es gab diese Momente, in denen sich Cal zum großen Helden aufspielen wollte. Manchmal tat er es, weil er wirklich eifersüchtig war, wenn jemand anderes mit Agatha sprach und diese sich die Schmeicheleien gefallen ließ. Dann stürmte er mit Flammen in den Augen auf diesen Nebenbuhler zu und machte mit klaren Worten deutlich, dass Agatha seine Freundin war. Sie erinnerte sich daran, dass er es sogar einmal tatsächlich geschafft hatte, diesem Nebenbuhler zu sagen „Finger weg von meiner Freundin.“ , ehe der Typ ihn zu Boden geschubst hatte.

Auf der Dragonfly war es auch nicht besser. Sie hatte ihre „Know-it-all“-Attitüde immer noch nicht wirklich abgelegt, was dazu führte, dass der ein oder andere Planetenherrscher ihr eine Lektion erteilen wollte. Meistens warf sich Cal dazwischen – das führte dazu, dass er erstens eine unglaubliche Resistenz gegen Schmerzen entwickelte (zu irgendwas muss das ja gut sein) und zum zweiten, dass er selbst die noch größere Klappe hatte, was dazu führte, dass man ihn in der Regel angriff.

Sie lächelte.
Wie hatten die Beiden es eigentlich geschafft, die Dragonfly so lange kommandieren zu können, ohne das Schiff zu sprengen?
Oder – zumindest nicht so häufig?
Einmal war es gesprengt worden.

„Äh, Capitano? Was leuchtet da auf?“, fragte Jack in gewohnt lässiger Manier.
Cal starrte auf den Schriftzug.
„Shit. DAS SCHIFF GEHT GLEICH IN DIE LUFT!!!“, schrie er, während seine Stimme sich überschlug.
Er versuchte die Selbstzerstörung zu beenden, aber erntete nur
„Schwere Ausnahmefehler“.
„Okay. Vielleicht kann ich uns noch von Bord beamen.“, mutmaßte Cal.
Er drückte den Knopf…………

Agatha spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte, als sie hörte, das sie alle eventuell auf dem Schiff sterben würden.
Sie schloss die Augen und zählte stumm einen Countdown.
„Zehn, neun, acht, sieben, sechs…“, hörte die XO die Computerzeitansage, und dann spürte sie, wie irgendetwas geschah.

Sie hörte die Explosion des sogenannten Warpkerns und stellte sich vor, wie die Flammen sich durch das gesamte Schiff fraßen.
Dann hörte Sie durch den Krach der gewaltigen Explosion ein Singen und alles wurde schwarz. Und sie war allein mit ihren Wünschen und Träumen und sie haßte das Alleinsein. Sie dachte an all das, was noch vor ihr gelegen hätte, was sie alles noch erleben wollte. Sie dachte an Cal, Gina, Ihre Eltern, ihren Job. Und dann kam die Realität. „Du bist tot, tot … TOT!“, schrie es in ihrem Kopf. Und alles wurde um ihren Verstand immer dunkler. Und sie verfluchte in ihren letzten Sekunden die Goa’Uld.


Natürlich war sie seinerzeit nicht gestorben, sondern war, zusammen mit Cal, Jack, Sam, Daniel und Teal’C auf einer kleinen Insel materialisiert.
Ihr Kopf ruckte hoch, sie schaute zu Tony herüber und lächelte ihn an, mit einer Spur Melancholie im Blick.
„Wir alle waren damals… nennen Sie es ruhig ‚naiv’, Agent DiNozzo. Damals dachten wir, wir kämen mit allem durch. Das hatte sogar dazu geführt, dass Cal eine zeitlang, zu Forschungszwecken dem Team um Jack O’Neill zur Hand gehen durfte. Er artbeitete damals tatsächlich mit den Mitgliedern des Teams zusammen, wohnte zwischenzeitlich bei ihnen im Haus und trieb sie alle in den Wahnsinn.“
Erneut lächelte sie.
„Von daher – ich bin es gewöhnt, wie er ist. Ich glaube, wenn er anders wäre, ich würde ihn gar nicht erkennen. Oder ich würde vermuten, dass es Traceless wäre, wenn er sich allzu kompetent darstellte.“
„Das mag sein“, sagte der Halbitaliener und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, „Aber… ich finde dennoch, dass er es ziemlich übertreibt.“
Sie lachte.
„Oh, da machen Sie sich keine Begriffe, Agent DiNozzo. Er ist… bescheuert. Rettungslos bekloppt. Aber – das macht ihn aus. Fragen Sie mich nicht – ich glaube, die Crew macht deshalb mit, weil es den großen Vorteil hat, dass wir das machen können, was wir wollen. Also wir brauchen keine Erlaubnis vom Captain einzuholen.“
Tony brauchte einen Moment, um das zu verdauen, blickte dann zu Agatha und sagte, mit einem Hauch Wehmut in der Stimme: „Also wirklich frei zu sein, das hätte etwas.“
„Ach kommen Sie“, lächelte die XO, „Sie brauchen doch diesen ganzen Action-Kladeradatsch. Ihnen würde doch die Jagd abgehen, Ihnen würde es doch fehlen, mit vorgehaltener Knarre ein ‚BUNDESAGENTEN’ zu brüllen.“
Schulternzuckend schaute der Halbitaliener sie an: „Ich weiß nicht. Die Zukunft, die in Star Trek beschrieben wird, klingt eigentlich ganz … nett.“
„Von ein paar Schönheitsfehlern wie ‚Dominion-Krieg’, ‚Borg-Invasionen’ und amoklaufenden Geheimdiensten mal abgesehen…“, sagte die XO und der Bundesagent nickte: „Zugegeben, da ist was dran.“
„Aber wenn Sie dies alles doch kennen, warum haben Sie mich damals nicht darauf angesprochen, als ich auf die Borg angespielt habe?“
Ihre grünen Augen funkelten fragend und quasi als Antwort zeigte sich ein amüsiertes Glitzern in den Augen DiNozzos.
„Ich hab Sie damals für vollkommen verrückt gehalten. Und solche Leute bestärkt man lieber in ihren Fantasien, anstatt, dass man versucht, sie auf Gedeih und Verderb davon zu überzeugen, dass sie nicht die Wahrheit erzählen.“
Nun war es an ihr, schulterzuckend zu nicken: „Da ist was dran.“
„Und wenn ich so ganz ehrlich bin – wirklich überzeugt waren McStarfleet und ich erst, als wir auf dem Holodeck waren.“
„Ich verstehe.“, machte Agatha und lächelte ihn freundlich an: „Sie haben da wirklich gute Arbeit geleistet und… wenn Sie wollen, können Sie sich auch mal ein paar Stunden dort vergnügen. Da hat der Captain – glaub ich – nix dagegen.“
„Commander, wenn Sie mich nicht duzen, mach ich da gar nichts.“, sagte Tony und hielt ihr die Hand hin: „Ich bin der Tony.“
Die hübsche Rothaarige lachte und drückte seine Hand: „Ich bin Agatha.“

Ziva, die nun ebenfalls im Verhörraum stand, schaute zu dem NCIS-Agenten und der Sternenflottenoffizierin und ein Teil von ihr fragte sich, ob Tony da gerade ernsthaft flirtete. Wenn ja, würde er das büßen.
Sie wandte sich an Cal, beugte sich vor und schaute ihm in die Augen: „Sagen Sie, Captain, warum haben Sie uns alle angegriffen?“
Die Antwort war sehr überraschend.
Kurz blickte der Captain zu Boden, dann in ihre Augen und zuckte dann mit den Schultern: „Ich… ich musste es realistisch gestalten. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen wehgetan habe, Agent David, aber… ich musste diesen verrückten Sternenflottencaptain spielen, damit man mir nachher den Traceless abnimmt. Deswegen bin ich ja auch gegen die Konsole getaumelt, um die Kameras abzuschalten. Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass ich nicht hier sitzen müsste und das alles erzählen. Temporale erste Direktive und so. Aber… es ist halt anders gekommen.“
Die Israelin setzte sich, nahm erneut Blickkontakt auf und hielt ihn in ihrem Blick gefangen.
„Also, reden wir doch mal Klartext. Sie sind in einer Bundesbehörde Amok gelaufen und haben einige Mitglieder eines Teams verletzt. Darüber hinaus haben Sie auch noch mitgeholfen, dass ein Verbrecher entkommt. Das sieht nicht gut für sie aus.“
Cal nickte: „Und wenn ich Ihrer Jurisdiktion unterliegen würde, hätt ich auch jetzt Panik.“
Kurz schluckte er: „Gut, okay, ich hab Panik. Aber nicht, weil Sie mich einsperren könnten, sondern – ganz im Gegenteil – weil sie mich aussperren könnten. Und niemand kann besser Traceless jagen, als ich.“
„Ziemlich selbstsicher.“, stellte Ziva mit einem leichten Lächeln fest.
Cal zuckte mit den Schultern: „Naja, ich jage diesen Schweinehund ja auch nun inzwischen ein paar Järchen. Spätestens, seit er mich auf dieser einen Mission ausgeknocked hat, will ich ihn hinter Kraftfeldern sehen. Und jetzt macht er hier Trouble – bitte, sie können… klar, sie können mich aussperren, sie können mich einsperren, aber… er ist so bekloppt, so unlogisch, dass sie einen genau so verrückten Menschen brauchen, der ihn fangen kann.“
„Was Sie seit Jahren versuchen, wie Sie gerade selbst zugegeben haben.“, sagte Ziva und ihr Lächeln wurde eine Spur breiter.
Der Captain schluckte unbehaglich, schaute sie an, dann runzelte er die Stirn und blickte an ihr vorbei.
„Hey, Agatha.“, rief er, „Was tust Du da eigentlich mit DiNozzo?“
„Wir unterhalten uns, Cal.“, rief sie zurück und klang eine Spur schnippisch, was Ziva durchaus verstehen konnte. Er hatte sie nicht in seinen Plan eingeweiht, er hatte von ihr verlangt, dass sie die Vorkehrungen traf, damit er nicht aussagen konnte und alles in allem schien sie die weitaus intelligentere der Beiden zu sein. Deswegen machte sie sich auch keine Sorgen, dass die hübsche Rothaarige etwas mit DiNozzo anfangen würde. Erstens gab es da so was wie die erste temporale Direktive, die die beiden Sternenflottenoffiziere immer gerne zitierten und zweitens war sie clever genug, um zu wissen, dass Tony ihr – Ziva – gehörte.

Ha , schoss es dem Halbitaliener durch den Kopf, als Cal zu Agatha herüberrief, der wird eifersüchtig. Na warte mal ab, Cal, warte mal ab. Wenn Du mit Ziva flirtest, flirte ich mit Agatha.“
Und er beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
Der Blick, den er daraufhin von Ziva erntete, würde ihn beinahe zu einer Eisskulptur erstarren lassen, so kalt war er. Und auch die hübsche Rothaarige warf ihm einen ähnlich eisigen Blick zu. Also flüsterte er ihr zu: „Ich wollte eigentlich nur Ziva eifersüchtig machen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie mit Cal…“
Agatha kicherte mädchenhaft, ehe sie flüsterte: „Das war für die Show. Aber unter uns – nein. Ziva liebt Sie… Dich… viel zu sehr, als dass sie mit jemandem fremdgehen würde. Und wenn… da würde ich mir an deiner Stelle lieber Sorgen darum machen, ob sie nicht mit Tim durchbrennen könnte.“
„McInternet?“
Tony war überrascht und Agatha grinste: „Hast Du das noch nicht bemerkt, dass er ihr bester Freund ist? Ist dir noch nicht aufgefallen, dass sie ihn zwischendurch anschaut?“
„Das ist doch … das ist doch nur, wenn er wieder irgendwelche Computerfakten runterrattert.“, sagte Tony.
Agatha gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, zwinkerte ihm zu und lächelte: „Natürlich.“
Irgendwie war sich der Halbitaliener nach dem Kuss nicht mehr so sicher, ob sie ihn nur aufziehen wollte.

Cal schaute überrascht auf, als Agatha Tony einen kleinen Kuss auf die Wange gab und ihm zuzwinkerte. Was … was sollte das denn jetzt?
Am Liebsten hätte er sich lautstark geäußert, aber der Blick, den Agatha ihm zuwarf, war unmißverständlich. Also schluckte er die Wut herunter und widmete sich wieder seinem Verhör durch die hübsche ehemalige Mossad-Frau.


CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #25 am: 05.05.14, 18:22 »
Ein paar Stunden vorher
McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln.
So wie jetzt, in diesem Moment.
„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“
Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“
„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich…  ich kann das.“
Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest, dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.
„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“
Gibbs schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“
„Und um wen dann?“
Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.
„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“
Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.
„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“
Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.
„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“
Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.
Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.
„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“
„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“
McGees Blick traf den von Gibbs.
Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.
Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen.  Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund.
Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.

Er wandte sich zu Ziva und Tony, nickte beiden freundlich zu und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, denn es war ein Raumschiff der Intrepid-Klasse, auf dem er war. McGee kannte sich hier aus – er hatte nicht umsonst Voyager gesehen.
„Lenk dich ab, Timmy.“, dachte er sich, „Lenk dich ab. Laura ist tot, aber ihren Mörder trifft die gerechte Strafe. Lenk dich ab.“
„Computer, Ausgang.“, hörte er die Stimme Cals und hob den Kopf.
Der Offizier nickte ihm zu: „Agent McGee.“
Dann wandte er sich zum Ausgang.
Der Agent folgte ihm, als Cal stoppte, den Kopf in den Nacken legte, als fiele ihm gerade ein, dass er was vergessen habe, und sich auf dem Absatz umdrehte. Er schaute nun ihn – Timothy McGee – an.
„McGee… Tim… Agent… ich… es tut mir leid. Ich hätte auf der Erde nicht so… es war nicht fair von mir.“
McGee schaute ihn an und zuckte mit den Schultern: „Hey, ich kanns verstehen. Vermutlich würde ich genau so reagieren, wenn ich erführe, dass ich ein ausgedachter Charakter bin und Leute über mich Fanfictions schreiben, in denen ich die Liebe meines Lebens finde und sie gleich wieder verliere. Oder in denen man mich mit meinen Mitarbeitern zusammen-pairt.“
Cal grinste: „Ich weiß nicht – eine Mc/Abby-Shipping-Story wär doch mal was. Oder wie wäre es mit einer Mc/Ziva?“
Der Agent schaute ihn, mit einer Mischung aus Verlegenheit und Amüsement an: „Solange es keine Mc/Tony ist.“
„Amen to that, brother.“, lachte der Captain und zwinkerte ihm gut gelaunt zu, ehe er über seine Schulter deutete: „Ich muss jetzt in die Krankenstation. Mein Typ wird verlangt.“
„Schon Klar, Captain:“
„Cal. Nennen Sie mich Cal.“, sagte der Offizier und hielt ihm die Hand hin, die dieser ergriff und mit einem „Ich bin Tim“ antwortete.
„Okay, Tim.“, machte der Captain, ehe er nach links deutete und sagte: „Dort geht es zum Transporterraum. Ich bin sicher, Du sollst dich runterbeamen lassen, ja?“
„Woher weißt du das?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ich glaube, ich würde es an Gibbs Stelle auch so machen, wenn einer meiner Crewmitglieder gerade seine Schwierigkeiten hatte.“
„Und woher weißt du das?“
Tim verschränkte die Arme, schaute den Captain aufmerksam an, der den Kopf schieflegte und seine Arme ausbreitete: „Raumschiff aus der Zukunft? Ich weiß einiges. Zwar nicht alles, aber… den Großteil. Du hast heute eine Person verloren, mit der Du eine Beziehung hättest haben können.“
Nun verengten sich McGees Augen zu schlitzen: „Du wusstest das und hast nicht eingegriffen?“
„Erstens wusste ich es nicht, sondern hab vorhin Ziva und Tony darüber reden gehört – und zweitens, selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht eingreifen können. Du weißt doch… die verdammte erste temporale Direktive.“
„Zum Teufel damit. Die wurde oft genug gebrochen!“, sagte der Agent laut und Cal nickte: „Das ist schon richtig, aber nicht so oft an einem Ort. Das könnte das Universum ein wenig… also… erm…. Naja, es geht nicht.“
Wie konnte dieser Sternenflottenoffzier nur so… stur sein?! Er – McGee – hatte gerade jemanden verloren und der Captain hatte die Möglichkeit und …
McGee funkelte ihn an: „Du willst es nur nicht.“
„Hey, das ist unfair. Ich würde gerne, aber… ich kann nicht.“
Eine kultiviert-klingende Stimme mischte sich ein: „Er kann es wirklich nicht.“
Verblüfft drehte sich McGee um, und musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterklappte. Angelina Jolie war Sternenflottenoffizier?
„Miss… Miss Jolie, ich…“, stammelte er, ehe er sie erneut anblickte.
Die vermeindliche Schauspielerin lächelte und ging auf ihn zu: „Ich bin nicht Angelina Jolie. Ich bin Angela Stone und – ja, ich bin eine der Nachfahrinnen der Schauspielerin.“
Erneut ein Lächeln, dann nickte sie Cal zu: „Der Captain kann wirklich nicht anders. Es gibt schließlich Regeln. Die erste temporale Direktive darf gebrochen werden, wenn etwas passiert, das so nicht hätte stattfinden sollen – beispielsweise das Auftauchen Aris in dieser Zeit. Allerdings ihn daran zu hindern, Laura zu töten ist – so traurig es ist – falsch.“
„Warum? Schließlich wäre sie, wenn Ari nicht in unsere Zeit gebracht worden wäre, nicht gestorben.“
Stone zuckte mit den Schultern.
„Temporale Logik ist nicht immer logisch, wissen Sie? Ich wünschte auch, ich könnte in die Vergangenheit reisen und den Tod meines Mannes verhindern, aber…“
McGee schaute sie an: „Ihr Mann?“
„Ja, mein Mann war Thaddeus Stone.“

Irgendwie war das der Auslöser. Er dachte darüber nach und – egal wie er es auch drehte und wendete, es machte Sinn und gleichzeitig nicht. McGee wünschte sich, dass es die Möglichkeit gäbe, Laura zu retten, aber irgendwie war ihm klar, dass es sie nicht gab.
Angela schaute ihn an, lächelte traurig und sagte: „Wir sind die Hinterbliebenen. Wir müssen das, was unsere Geliebten ausmachte, weiter in uns tragen, sonst sind sie umsonst gestorben.“
Der Captain der Dragonfly blickte sie an und blinzelte: „Wow, das war… gut.“

McGee lag in seinem Bett und die Ereignisse der letzten Stunden verfolgten ihn.
Er sah, wie er von Ari erschossen wurde – was ja nicht wirklich passiert war – er sah, wie Ari Kate erschoss und wie er Laura tötete… und dann schlief er ein.

Jetztzeit

Die Tür des Aufzugs öffnete sich und ein gut-erholter McGee verließ den Fahrstuhl. Er staunte nicht schlecht, als er Tony an seinem Schreibtisch sitzen sah. Hatte der Halbitaliener ein…
„Wenn Du mich auf mein blaues Auge ansprichst, verpass ich Dir eine Kopfnuss, Bambino.“, warnte der Mann und McGee hob abwehrend beide Hände, ehe er grinste: „Ich hatte nicht vor, nachzufragen.“
„So siehst Du schon aus.“, knurrte der Andere.
McGee ignorierte dies und ließ sich auf seinem Stuhl nieder, ehe er sich an Tony wandte: „Wo sind der Boss und Ziva?“
„Vermutlich beschweren Sie sich bei Vance über diesen Sternenflottenidioten.“, sagte der Angesprochene und warf einen missmutigen Blick auf seinen Computermonitor.
‚Sternenflottenidioten?’, fragte sich McGee und wollte gerade etwas sagen, als Agatha Silverbird den Bullpen betrat und zu Tony blickte: „Ihr könnt ihn doch nicht da unten eingesperrt lassen.“
„Warum nicht?“, fragte der Halbitaliener, „Nach dem, was er sich geleistet hat, kann er froh sein, dass wir ihn nicht vor die große Kanone am JAG-Hauptquartier stellen und sie abfeuern. Obwohl ich da nicht übel Lust zu hätte.“
McGee schluckte und blickte zu Agatha: „Was ist denn passiert?“
„Der ‚Captain’, setzte Tony an und schaute zu McGee herüber, „hielt es offenbar für angebracht, einen auf ‚Madman’ zu machen und dann Ari zu befreien.“
„Was?“, machte der Computerexperte und widmete seine Aufmerksamkeit der Rothaarigen, „Was hat er getan?“
Die XO zuckte mit den Schultern und man hatte den Eindruck, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren.
„Ich… es hat etwas mit der Richtigstellung der Zeitlinie zu tun.“, sagte sie und McGee richtete sich auf: „Richtigstellung der Zeitlinie? Darf ich Dich daran erinnern, dass man direkt hier“ – er deutete auf den Punkt, auf dem er stand – „eine mögliche Freundin von mir in den Kopf geschossen wurde? Der Mörder ist jetzt in der Vergangenheit und…“
„… wurde dort von mir erschossen.“, meldete sich die Stimme Zivas von der Treppe her. Sie kam langsam herunter und McGee sah, wie Tony sie ganz fasziniert anblickte. Ein leichtes, wehmütiges Lächeln umspielte die Lippen des Romanciers. So hätte es mit ihm und Laura auch laufen können.
„Traceless ist in die Vergangenheit teleportiert worden und hat das Ende gefunden, das er sowieso gefunden hat. Das dürfte Strafe genug sein.“, pflichtete Agatha dem bei und Tony seufzte.
„Für den Tod von Kate auf jeden Fall.“, erklärte er.

Tony konnte sich nicht helfen – der Fakt, dass dieser Mistkerl quasi einfach so davonkam… gut, er wurde in der Vergangenheit getötet, aber, es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er ihn hier noch ein wenig durch die Mangel hätte drehen können. Der Tod von Kate hatte ihn damals schwer getroffen und wenn es sowas wie kosmische Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre es ihm zugefallen, den Mann umzubringen. Aber nein. So wollte er nicht denken.
Obwohl es wirklich einfacher gewesen wäre.Aber – als Bundesagent war man nicht auf Rache aus. 

Kurz war er in seinen Gedanken versunken, als er den Blick Agatha Silverbirds bemerkte. Sein Kopf ruckte hoch und seine Augen fokussierten ihre.
„Commander“, setzte er an und wollte etwas sagen, als sie seufzend auf ihn zukam und sich vor seinem Tisch aufbaute.
„Es tut mir leid.“, sagte sie dann. Tony merkte, dass sie es ernst meinte. In ihrer Stimme schwang aufrechtes bedauern mit und er konnte sich nicht helfen – in ihren Augen konnte er es auch sehen.
Er nickte nur.
„Es… es ist okay. Ich war nur ein wenig sauer. Wissen Sie, dieser Typ hat meine Partnerin getötet und…“
Agatha nickte nun ebenfalls: „Ich kenne die Akten und ich bin mir sicher, die Entscheidung ist dem Captain nicht leicht gefallen.“
Schulterzuckend betrachtete er sie und lächelte dann – obwohl es ein wenig gezwungen wirkte. „Dafür hat er aber nicht lange überlegt, um nach Alternativen zu suchen.“
„Keine Ahnung – ich weiß ja nicht, wann Cal runtergebeamt ist.“
„Vor Ihnen, Commander.“
Die XO wiegte abwägend mit dem Kopf: „Ja, schon, aber das hat ja nichts zu sagen. Ich habe mich ja noch ein wenig mit Captain Stone unterhalten und wenn der Captain von der Krankenstation aus in den Transporterraum gegangen ist… dann hatte er einige Minuten, um darüber nachzudenken, was genau zu tun wäre.“
„Ich verstehe.“
Diese Antwort geben und dann auf den Bildschirm blicken, das war für Tony eine Handlung.
Er seufzte. Diese Frau hatte nicht verstanden, worum es ihm gegangen war. Wie sollte sie auch?  Und er würde den Teufel tun, ihr zu sagen, was los war.

Tim öffnete die Tür des Verhörraumes, in dem Cal saß. Man konnte den Ort nun wirklich nicht gerade als Luxus-Herberge bezeichnen, aber er erfüllte seinen Zweck.
„Nun, Captain.“, sagte er und fixierte den Starfleet-Offizier mit einem Blick, „Ich verstehe Sie ja in gewisser Weise.“
Er umrundete den Tisch, hinter dem Cal saß und nahm Platz. Dann schaute er ihm in die Augen und suchte nach Wahrheit.
„Ich verstehe Sie… wirklich. Ari war eine Gefährdung. Sie mussten ihn in diese Zeit zurückbringen, aber warum konnten sie es nicht machen, bevor er Laura erschoss?“
Sein Gegenüber holte tief Luft und nickte dann.
„Klar, hätte ich tun können. Das Problem daran ist Folgendes. Wenn ich zu häufig in aufeinander-folgende, sequentielle Handlungen eingreife… dann machts bumm.“
McGee schaute ihn verblüfft an, ehe er seine Sprache wiederfand: „Soll… soll das heißen, dass sie ihr nicht helfen konnten, sie sogar opfern mussten, damit das Raum-Zeit-Gefüge sich nicht auflöst?“
Der Kommandant der Dragonfly nickte.
„Ja – sehen Sie, der Tod Lauras war, so unschön er auch ist…“
Der Captain brach ab, schaute Tim an und räusperte sich: „Ich würde darüber gerne mit jemand anderem sprechen.“
„Tut mir leid, Sie reden mit mir.“
„Weiß Gibbs, dass Sie das Verhör durchführen? Oder weiß Vance es?“
In dem Moment, in dem der Captain dies fragte, merkte Tim, wie ihm immer heißer wurde. Heiß vor Zorn. Sein Blut kochte und er war kurz davor, diesem selbstgerechten Captain eine Abreibung zu verpassen, aber… er hielt sich zurück. Es würde nichts bringen.
„Es tut mir Leid, McGee.“, sagte Cal in diesem Moment und schaute ihm in die Augen, „Wissen Sie… Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber… Sie werden große Dinge leisten. Ich, Agatha, Angela – auch Vance – wir alle haben Ihr Team als so eine Art Superheldenteam kennengelernt – so ähnlich wie die Justice League.“
„Entschuldigen Sie?“
„Naja – Abby beispielsweise kommt doch so gut wie fast wenig aus ihrem Labor raus. Da wäre sie doch eigentlich ein ideales Oracle, während Sie, Tim, ein guter Nightwing wären.“
„Nightwing?“, fragte Tim, „Sie sehen mich als … als was. Dick Grayson, der früher Robin war?“
„Ja, so in der Richtung. Tony wäre ein guter Superman und Ziva…“
Er stockte und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Stellen Sie sich Ziva doch mal als Wonder Woman vor.“, sagte er dann, „Und… Gibbs wäre einfach nur ein cooler Dark Knight – also Batman.“
„Und wer wären Sie?“, fragte der Special Agent und Cal legte überlegend den Kopf schief: „Nun, Agatha ist eine wunderschöne Rothaarige mit Modelmaßen… sie wäre eine gute Mary Jane. Das macht mich zu…“
„Spider-Man? Nun machen Sie aber mal einen Punkt.“, grinste McGee und plötzlich änderte sich die ganze Atmosphäre, „Spider-Man. Das würde bedeuten, dass Sie wesentlich cleverer sind, als Sie vorgeben zu sein.“
‚Okay, das ist merkwürdig.’, dachte sich McGee, „klingt, als würden hier zwei Nerds quatschen.`
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Gut, ich würde nicht sagen, dass ich cleverer bin, als ich aussehe, aber – wer sollte ich denn sein, ihrer Meinung nach?“
„Wie wärs mit dem Joker?“, schlug Gibbs vor und McGee zuckte zusammen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sein Boss den Raum betreten hatte.
Cal, der kurz ebenfalls erschrocken wirkte, grinste zu McGee und deutete mit dem Kopf Richtung Gibbs: „Sag ich doch. Batman.“
Der Senior Special Agent warf einen finster-amüsierten Blick zu Cal und schaute dann McGee an: „Wenn Du hierbleiben willst, bleib hier, Elfenkönig. Aber Ziva oder ich stellen die Fragen.“
Der Romancier nickte, als Ziva ebenfalls den Raum betrat.

„Also, dann erzählen Sie mal, Captain.“, forderte Ziva ihn auf und fixierte ihn mit ihren nussbraunen Augen. Der Angesprochene schluckte und lächelte – ein wenig gezwungen wirkend – zu McGee, ehe er sich an Ziva wandte: „Nun, Agent David, wo soll ich anfangen?
„Da, wo wir vorhin abgebrochen hatten.“, schlug die hübsche ehemalige Mossad-Offizierin vor und der Captain nickte: „Natürlich, da.“
Er rollte kurz überlegend mit den Augen, ehe er Luft holte und zu sprechen begann.
„Ari ist wieder in der Vergangenheit. Damit ist die Zeitlinie beinahe korrigiert.“
„Beinahe?“, fragte Ziva, was ihr erneut ein Nicken des Captains eintrug: „Ja – beinahe. Sehen Sie – wenn die Zeitlinie komplett wiederhergestellt worden wäre, gäbe es diese nette, kleine Unterhaltung zwischen uns nicht, da wir uns nicht daran erinnern würden, dass Ari überhaupt hier war. Eventuell wären wir immer noch hier, weil ja Captain Stone ermordet wurde, aber – wenn…“
„Nein, auch dann nicht.“, sagte Gibbs und schaute ihn an, „Der Mord an Stone geht ebenfalls auf Aris Konto. Soviel konnten wir seinerzeit herausbekommen, bevor Sie den Tag zurückgespult und das alles noch schlimmer gemacht haben.“
„Hey“, machte Cal, „Da verwechselt man einmal eine Raum-Zeit-Kontinuum-Verändernde Granate und das wird einem immer vorgehalten.“
Gibbs funkelte ihn an: „Wenn Sie nicht wollen, dass ich Ziva sage, für wen Sie sie halten, dann reden sie besser schneller.“
„Wieso, für wen hält er mich?“, fragte die hübsche Agentin und schaute zuerst zu Gibbs und dann, mit zu Schlitzen verengenden Augen, zu Cal, dessen Lächeln gerade eine Spur gezwungener wirkte. Er fuhr sich am Kragen entlang, als sei er ihm gerade spontan ein paar Nummern zu Eng geworden und blickte dann, hilfesuchend, zu McGee, der jedoch nur grinste.

„Das ist doch nicht zu fassen.“, schimpfte Ziva ein paar Minuten später und kam auf Agatha und Tony zu. „Ich… ich fasse es echt nicht.“
Damit blieb sie vor beiden stehen und funkelte die XO an: „Dein Freund hat einen komischen Personengeschmack.“
„Wieso?“
„Er sagte, ich wäre… Wonder Woman.“
Agatha runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und konnte hören, wie Tony hustete, um sich das Lachen zu verkneifen.
Die Israelin fuhr herum und funkelte den Halbitaliener an: „Das findest Du auch noch lustig, was? Er sieht mich in einem … was auch immer das sein soll.“
Ein kurzes Räuspern Agathas ließ sie sich wieder zu ihr herumdrehen: „Ja?“
„Und… nur so aus Neugierde, was hat er über mich gesagt?“
„Irgendwas von wegen Marihuana. Und… ach ja, Gibbs ist ein Fledermausmensch, während er McGee als … irgendwas mit Flügeln bezeichnete.“
Sie schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Dein Freund ist gaga.“
„Das ist nichts neues.“, erklärte die XO und runzelte die Stirn: „Was meinte er eigentlich mit Marihuana?“
„Keine Ahnung, ich hab nicht zugehört.“, sagte Ziva und wandte sich wieder an Tony, der sie gerade sehr lange ansah.
„Was ist?“
„Nichts, ich stelle mir dich nur gerade im Wonder Woman Kostüm vor.“, grinste der Halbitaliener und wollte sich gerade in Deckung begeben, weil er dachte, dass sie gleich etwas werfen würde. Aber nein, sie schüttelte nur den Kopf und zischte ein: „Männer.“

Agatha grinste zu Ziva herüber: „Ich weiß nicht, wo das Problem liegt, Wonder Woman. Schließlich ist dieser Comic-Charakter die Ikone der Selbstständigkeit der Frau. So war sie geplant und so wurde sie auch umgesetzt. Aber ich verstehe immer noch nicht, was Cal mit Marihuana meinte.“
„Mary Jane Watson.“, keuchte ein gerade den Bullpen betretender McGee und schaute zu Agatha: „Er hat uns alle mit Comic-Figuren vergleichen. Mich mit Nightwing.“
„Wie schön.“, meldete sich plötzlich vom Treppenabsatz Leon Vance und trat dann langsamen, gemessenen Schrittes die Treppe herunter und dann auf das Team zu, „Wenn das Verhör Captain Cats durch die Special Agents David, Gibbs und anscheinend auch McGee beendet ist, können Sie, Commander, und Ihr Captain, doch sicherlich in das 24. Jahrhundert zurückkehren.“
„Bei allem Respekt, Sir.“, meldete sich Agatha zu Wort, „Das glaube ich nicht ganz. Schließlich treibt noch Traceless sein Unwesen. Ich meine, der Mann, der Ari wieder in die Vergangenheit teleportiert hat, war Cal der sich Traceless Identität bediente, aber… er ist hier. Traceless ist in Washington. Wer sollte uns sonst den Tipp gegeben haben. Und ausserdem… irgendwas hat mich am Acrosstic gestört.“
„Und was?“
„Das werde ich Ihnen gleich zeigen, Captain Vance.“, sagte Agatha und griff nach ihrem Tricorder. Dann betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper? Gina, könntest Du die Daten, die uns überhaupt erst darauf gebracht haben, uns hierher zu begeben, auf den Tricorder spielen?“
Die körperlose Stimme Ginas gab ein „Natürlich“ von sich und nach ein paar Sekunden sagte sie: „Download beendet.“
„Danke.“, sprach Agatha und deaktivierte die Verbindung. Dann wandte sie sich an McGee: „Kann man den Tricorder an euren großen Bildschirm anschließen?“
„Geben Sie her.“, sagte Vance, nahm das Gerät und betätigte einige Tasten, ehe auf dem großen Bildschirm, auf dem Gibbs und Konsorten auch sonst immer irgendwelche Daten abspielten, der Schnappschuss von Traceless Acrosstic auf dem Ewigkeitsplaneten erschien.

Zitat
Tempus fugit.
Reflecting pool
Anacostia, Potomac,
Capitol.
Es ist wirklich schön hier.
Leider wird mir der Urlaub
Extrem vermiest.
Steine sterben, Fremde sind hier.
Scheidung MMXI

Ziva betrachtete die Worte auf dem Bildschirm und nickte: „Einer von Traceless Acrosstics.“
„Ja, soweit waren wir auch schon. Auch, die Sache mit „Scheidung MMXI“ haben wir herausbekommen. Damit ist nämlich der September und das Jahr 2011 gemeint. Und Reflecting Pool, Anacostia, Potomac und Capitol bezieht sich auf Washington D.C.“, sagte Agatha. Tim räusperte sich: „Steine Sterben – ganz klar eine Referenz zu Stone.“
„Ich weiß.“, nickte Agatha, „Aber was soll dieser Hinweis darauf, dass Fremde „hier“ sind? Washington D.C. ist die Hauptstadt der USA – sie wird immer von Fremden besucht.“
„Agatha?“, meldete sich McGee, „Ich rate hier nur mal ins Blaue, aber – was für andere Worte kennen wir für „Fremde“?“
„Fremde, etrangeres, strangers, …“, zählte Ziva auf, stockte, schluckte und schaute in die Runde: „Aliens.“
Agatha blickte zu Ziva und schüttelte den Kopf: „Das… das kann nicht sein. Nicht vor … naja, das dauert noch, bis die ersten Aliens hier landen.“
„First Contact, oder?“, fragte McGee und schaute die hübsche Rothaarige an, „Aber gab es nicht mal eine Folge der Serie „Star Trek: Enterprise“, in der Archer und T’Pol nach Detroit reisten – ins Jahr 2004? Vielleicht wissen die Menschen nichts davon, dass hier, 7 Jahre später, etwas Ähnliches stattfindet?“
„Das macht Sinn.“, meldete sich Tony, „Ich meine, wenn ich überlege, wie häufig ich beim Baltimore PD von Verrückten gehört habe, dass sie Aliens gesehen haben wollen.“
„Vielleicht stimmt das ja alles.“, ließ sich Ziva vernehmen und schaute zu Tony herüber: „Du hast nicht rein zufällig noch ein paar Kontakte zum Baltimore PD?“
„Klar“, sagte der Halbitaliener, „Meinst Du, ich lass meine Kumpels im Stich, nur weil ich jetzt beim NCIS bin? Die Poker-Runden sind der Renner.“
„Vielleicht sollten Sie dann mal nachfragen, ob sich in letzter Zeit wieder ein paar ‚Verrückte“’ gemeldet haben.“, schlug Vance vor und an seiner Stimme erkannte man, dass es keineswegs ein einfacher Vorschlag war.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nicht mitgenommen wurde.“
Die Stimme Abby Sciutos war laut und ein Zeugnis davon, dass sie extrem angenervt war. Sie ging in ihrem Labor auf und ab, schaute zu einer Puppe, deren „Gesicht“ ein Abbild von Tony war und deutete mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.
„Tony, mach keine Witze, ich bin wütend!“
Damit wandte sie sich wieder in die andere Richtung und durchquerte das Labor, ehe sie stopte und wieder zurückkam.
Erneut stoppte sie und ließ einen Finger pfeilschnell und -gerade auf eine Puppe deuten, die mit einem Foto von Zivas Gesicht versehen war.
„Das hab ich gehört, Agent David. Werden Sie mir nicht komisch, junge Frau, oder ich gehe zum Director.“
Und kaum hatte sie dies ausgesprochen fuhr sie herum und deutete auf eine McGee-Puppe: „Fang Du nicht auch noch an. Ich bin genau so fähig wie Ihr auch.“
Damit wirbelte sie auf dem Absatz herum und ließ ihr Bein – logischerweise das, auf dem sie nicht stand – durch die Luft fegen, als würde sie jemanden mit einem Tritt zu Boden schicken.
„Danke.“, sagte sie und schaute zu den aufgestellten Pappkameraden, „Hat Ziva mir beigebracht. Also Ziva-Ziva, nicht… Ihr wisst schon.“
Das hatte sie tatsächlich. Sie erinnerte sich immer noch gerne daran, wie die hübsche Israelin sie mit in ihr liebstes Trainingszentrum in D.C. genommen und sie in die Grundzüge des Krav Maga eingewiesen hatte. Am Anfang hatte die niedliche Goth der Sache noch ein wenig skeptisch gegenübegestanden, weil sie befürchtete, nie so gelenkig und kräftig wie die Attentäterin sein zu können, aber nach einigen Übungen wurde sie eines Besseren belehrt.
Sie hatte die Wendig- und Gelenkigkeit um im Notfall ausweichen zu können – natürlich würde Abby nie zu derartigen Kunststückchen in der Lage sein, wie eine ausgebildete und trainierte Attentäterin, aber sie wäre in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren. Zumindest hatte Ziva ihr dies nach einem Training, als sie völlig verschwitzt und ausser Puste auf der blauen Matte gelegen hatten und versuchten, wieder ruhig zu atmen, gesagt und wer war sie, dass sie das Wort einer ihrer besten Freundinnen anzweifelte.

Erneut wirbelte sie herum, mit wehendem Laborkittel, der quasi wie ein Cape rauschte. Dabei gab sie Kampfschreie von sich, Angriffslaute und warf sich dann gegen eine imaginären Gegner als die Tür aufging und Ziva hereinkam.
„Abby, was tust du da?“, fragte sie, amüsiert lächelnd, was Abby dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln und dann von der aggressiven Kampfkunst in die Kunst der Bewegung umzuschwenken. Ein Rad schlagend, kam sie neben Ziva auf die Beine.
„Krav Maga. Hast Du mir beigebracht.“, erklärte sie und strahlte vor Kämpferstolz.
Ziva blickte sie an, nickte und deutete dann hinter sich, auf den Fahrstuhl: „Meinst Du, du könntest deine Freunde ein paar Minuten alleine lassen? Wir haben da einige Fragen an dich.“
„Okayyyy.“, machte Abby und sie ging vor, wenngleich sie keine Ahnung hatte, was sie erwarten würde.

CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #26 am: 05.05.14, 18:23 »


Als Abby den Bullpen betrat, schaute sie verblüfft auf den großen Bildschirm. Sie deutete auf den Actosstic und sagte „Das ist ein Acrosstic“, ehe sie sich weiter durchlas, was der anonyme Autor ihnen mitteilen wollte.
„Ganz klar.“, meinte sie, nachdem sie kurz Luft geholt hatte, „Der Autor dieser Zeilen nennt sich Traceless, er weist darauf hin, wo er ist, und wann er dort ist, dass die Steine sterben werden – ich nehme mal an, es bezieht sich auf Captain Stone und seine Frau – und dass Aliens in Washington sind.“
„wow.“, machte Agatha, schaute die hübsche Goth an und ließ sich von Zivas Tisch, auf dem sie gesessen hatte, gleiten, „Ich muss sagen, ich bin sprachlos.“
Abby lächelte ihr freundlich zu: „Danke, Commander – aber es ist eigentlich nur die reine Logik. Wenn etwas wie eine Ente quackt, wie eine Ente geht und wie eine Ente schwimmt, wird es wohl eine Ente sein. Aber deswegen bin ich nicht hier, oder?“
„Nein, eigentlich nicht.“ ,Gibbs Stimme hallte durch den Bullpen, als er, mit einem Calvin Nathan Cat, den man mit Handschellen gefesselt hatte, vor Abby stehen blieb.  Dann schaute er sie mit eisblauen Augen an, in denen eine gewisse Wärme zu sehen war, „Du bist hier, weil ich mich bei Dir entschuldigen wollte.“
„Wofür, Gibbsman?“, fragte die Forensikerin und schaute ihr Gegenüber aus überrascht aufgerissenen Augen an, „Was hast Du dir zu Schulden kommen lassen?“
„Wir hätten auf Dich hören sollen.“, sagte der Chefermittler, „Ich hab dich Hängen lassen.“
Abbys Blick veränderte sich. Ein leicht verschmitztes Lächeln war zu sehen und sie sagte, in einer erstaunlich guten Immitation des Älteren: „Niemals entschuldigen. Das ist ein Zeichen von Schwäche.“
„Ich mache eine Ausnahme.“, erklärte Gibbs und verpasste damit dem gefesselten Sternenflottenoffizier einen Stoß, der ihn in die Mitte des Bullpens brachte. Er taumelte, stoplerte über seine Füße und landete auf dem Boden – zwischen den Schreibtischen von Ziva und Tony – sodass Agatha ihm hochhalf.
„Sehr elegant, Gibbs.“, kommentierte Vance von seiner Position her und schaute zum Captain herüber, der sich gerade aufrappelte.
„Abby, könntest Du uns das Ding beschreiben, das Du gesehen hast?“, fragte Gibbs, Vance komplett ignorierend. Die Angesprochene blinzelte verblüfft.
„Wann?“
„Vor ein paar Tagen.“, entgegnete Gibbs und schaute sie an – man konnte feststellen, dass er gerade ein wenig ungeduldig wurde.
Abby überlegte kurz, machte dann einen Laut des Verstehens und nickte heftig: „Ja – klar. Das eine mal war ich hier – ich hab gerade Major Massenspektrometer was zu Essen gegeben…“
„Wer ist das und was isst der so?“, schoss Cal dazwischen, bekam aber von Agatha einen unsanften Stoß in die Magengrube und ein „Halt die Klappe und hör zu“ zugezischt.
Die Forensikerin schaute den Captain kurz amüsiert an: „Capitano, der war gut. Den muss ich mir merken.“
„Schön wärs.“, murmelte Cal und zuckte zusammen, als Agatha ihn warnend anblickte.
Gibbs räusperte sich: „Fahr fort, Abbs.“
„Natürlich. Also – ich gebe also Major Massenspektrometer gerade was zu analysieren und… da hör ich dieses laute Rauschen. Ich schau aus dem Fenser und seh einen großen Feuerball auf den Anacostia River zufliegen. Dann hab ich mich natürlich umgehört – da wollen Leute gesehen haben wie zwei Menschen aus diesem Ding gestiegen sind. Stellt euch vor, die haben nicht einmal die Polizei verständigt.“
„Da bin ich sehr dankbar für.“, ließ sich Cal vernehmen und schaute Abby entschuldigend an: „Tut mir leid, wenn wir Ihnen da so Angst eingejagt haben. Das waren nämlich wir.“
„Soweit war ich inzwischen auch schon.“, erklärte sie, „ich habe mich mit Tim unterhalten und spätestens, als Ihr sagtet, dass Ihr Starfleet wäret… also… das Problem ist gelöst.“
„Und das andere Licht?“, fragte Gibbs und Abby nickte: „Ruhig, Gibbsman, ich komm gerade drauf zu sprechen.“
Sie räusperte sich und begann, zu erzählen.


Ein Augustabend in Washington ist toll. Da ist immer was los, weil die Temperaturen es noch gestatten, sich draußen aufzuhalten, auch, wenn es weit nach Mitternacht ist. Abygail Sciuto saß auf der großen Wiese, die gerade zwei Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt lag. Hier hatte sie schon Zeit mit McGee verbracht, als er noch in Norfork arbeitete, hier hatte sie den Hund ausgeführt, hier hatte sie Vergleichsproben für Erdanalysen genommen – aber vor allem konnte man an diesem Ort wunderbar abschalten. Besonders, wenn es so angenehm warm war, wie zu diesem Zeitpunkt.

Den Kopf in den Nacken gelegt, saß sie auf der Wiese, blickte nach oben zu den Sternen, die zahlreicher waren, als man sie durch die Lichtverschmutzung in Washington wahrnehmen konnte. Schade eigentlich.
Mit den Sternen war es sowieso eine faszinierende Sache. Das, was man auf der Erde sehen konnte, war alles – nur kein reales Abbild des Sternenhimmels anno 2011. Das Licht benötigte eine gewisse Zeit und wenn etwas hier auf der Erde beobachtet wurde, war es schon lange passiert.

Sie wollte nicht wissen, wieviele dieser Lichtpunkte schon lange nicht mehr existierten, wieviele schon längt von schwarzen Löchern gefressen oder als Supernovae verglüht waren – sie wusste nur, dass sie, wenn sie ihren wissenschaftlichen Intellekt ausblendete, einfach nur ein wunderschönes Bild sah. Der Sternenhimmel – ruhig, klar und obwohl sich die Erde schnell bewegte, blieben die Sterne optisch an einem Punkt.

Wenn man von den Perseiden absah.
Die Perseiden sind ein Sternschnuppenregen, der scheinbar aus dem Sternbild des Perseus kommt – in Wirklichkeit sind es natürlich Kleinstkörper, Sternschnuppen oder Weltraummüll, der in der Erdamtmosphäre verglüht. Kleine Lichtpunkte fielen und Abby hatte nie Schöneres gesehen.

Schade, dass McGee nicht hier war, sie hätte sich mit ihm hier hinsetzen können und die Perseiden beobachten. Und so, wie sich die nächsten Minuten entwickeln würden, hatte sich Abby oft genug gewünscht, dass sie einen Zeugen gehabt hätte.
Es ging alles mit einer Sternschnuppe los.
Sie fiel nicht vom Sternbild des Perseus auf die Erde herab, sondern mehr westlich und machte sich auf den Weg über den Himmel zu fliegen..
„Gut“, schoss es Abby durch den Kopf, „Es soll ja auch ein paar Ausreißer geben.“
Ihr wissenschaftlicher Verstand flüsterte ihr zu, dass die Schnuppe inzwischen aber ziemlich lange zu sehen war und über einen leicht extremen Kurs verfügte, als sie über sie hinwegflog, kurz stehenblieb, beschleunigte und dann Richtung Horizont verschwand.
„Was… war das denn?“, schluckte Abby.


Cal straffte seine Gestalt, was ob der Handschellen kein leichtes Unterfangen war, und blickte Abby an: „W… was soll das gewesen sein? Ich meine, Sternschnuppen tun sowas in der Regel nicht.“
„So schlau bin ich auch, Captain. Sicher, dass Ihr damit nichts zu tun habt?“
Der Captain nickte: „Todsicher. Aber nur, um noch einmal sicher zu gehen.…“
Mit diesen Worten wandte er sich an Agatha: „Schatz, haben wir was damit zu tun?“
Kopfschüttelnd schaute die schöne XO ihn an.
„Siehste.“, sagte Cal, ging zu McGees Stuhl und wollte sich setzen, als er bemerkte, dass die Handschellen ihn doch ein wenig behinderten. Sein Blick wanderte zu Gibbs: „Hey, Boss, wie sieht es aus – hätten Sie was dagegen, mich loszumachen? Ich meine – ich würde gerne – ich bin nicht so der Freund von … erm…“
Er stockte, schaute zu Agatha: „Wenn ich jetzt ‚Fesselspiele’ sage, hab ich die komplette Belegschaft am Boden liegen, vor Lachen, oder?“
Die Angesprochene schloss die Augen, schüttelte den Kopf und schaute ihn dann wieder an: „Schatz, Du hast es gerade gesagt.“
„Und ganz so lustig ist es auch nicht.“, sagte Tony, woraufhin Ziva ihn anlächelte: „Aber ziemlich amüsant.“
Damit beugte sie sich vor und wisperte: „Aber ich kenn wen, der auf Fesselspiele steht, oder mein kleiner Pelzarsch?“
Tony wurde rot,  Cal und Agatha schauten einander an, grinsten und sagten gleichzeitig: „Och ist das süß!“
Dann rollte der Captain mit seinen Augen und schaute wieder zu Gibbs: „Boss? Handschellen?“
„Mal sehen.“, sagte Gibbs mit einem leicht maliziösen Lächeln, ehe er zu Tony und Ziva herüberschaute. Er spürte wie kurz sowas wie Ärger in ihm aufbrodelte wie Sodbrennen, aber irgendwie hatten die beiden Starfleetoffiziere Recht. Es war schon süß zu sehen, wie Ziva mit Tony flirtete.  Zwar hatte der Chefermittler keine Ahnung, was Ziva dem Halbitaliener ins Ohr geflüstert hatte, aber die Reaktion des Angesprochenen zeigte, dass es offenbar flirtend gemeint war.

„Grün.“, sagte Abby plötzlich und Cal schaute sie an: „Hä?“
„Das Ding, das ich gesehen habe… es war grün.“, erklärte die Frau.
Plötzlich war Agatha auf den Beinen, ging auf Abby zu und legte ihr beide Hände auf die Schultern: „Kannst Du versuchen, es genauer zu beschreiben?“
„Ich habe doch nur einen Lichtpunkt gesehen. Er war grün – mehr war da… nicht.“
Sie stockte kurz und schaute die XO verblüfft an: „Ich glaube… der Antrieb dieses Raumschiffes… irgendwie hat er grün geleuchtet.“

Donald Mallard schüttelte den Kopf.
Das Leichenteil lag vor ihm und er betrachtete die Maserung des Fleisches genau. Sie war kränklich fahl, bis gar nicht existent. Vielleicht lag es daran, wie dieses Stück in seine Obhut geraten war. In einer Pfanne gebraten zu werden, das war ein Schicksal, dass man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschte. Ob das Wesen wusste, was ihm bevorstand, als es eingefangen und mit einem elektrischen Schock betäubt wurde?
„Oh jeh.“, gab er in seiner alten, weisen Stimme von sich und schaute über den Rand seiner Brille den verschmitzt grinsenden Jimmy Palmer an, „Wissen Sie… in manchen Kulturen wird das Fleisch Verstorbener gegessen, weil man sich erhofft, die Seele dieser Person in sich aufnehmen zu können. Wenn wir uns an diese Kulturen halten…“
Damit warf er angewiedert einen Blick auf das parnierte Schnitzel auf dem Teller: „… würde ich mir hier vermutlich einen sehr zornigen Geist zuziehen. Es ist schon schlimm genug, dass das Tier sterben musste, damit wir etwas zu essen haben – aber dass es so totgebraten wurde, ist auch eine Zumutung.“
Damit deutete er mit der blitzenden Klinge seines Messers anklagend auf das Mittagessen, dass Palmer ihnen aus der Kantine geholt hatte.
„Ich erwarte ja nicht viel – ich habe ja schon meine Erwartungen heruntergeschraubt, aber, hätte man das Schnitzel nicht medium braten können? Musste man es denn nochmal töten?“
Der Pathologe seufzte. Eigentlich war Essen für ihn ein Erlebnis, dass er mit allen Sinnen wahrnehmen wollte. Den Geruch der Beilagen, des Hauptgerichtes, die Farbe, mit der die Nahrung – in diesem Fall: Das Schnitzel – auf dem weißen Teller beinahe leuchtet, der Geschmack eines wirklich gut gebratenen Schinkens oder einer Sauce Holandaise…
Die Sauce Hollandaise. Idealerweise war die Farbe kräftig gelb, aber hier…
Ducky schüttelte erneut den Kopf.
„Wussten Sie, dass das, was wir als Sauce Hollandaise kennen, eigentlich gar nicht aus den Niederlanden kommt, sondern aus Frankreich?“, fragte Palmer in diesem Moment und wurde durch einen leicht genervten Blick des Älteren zum Schweigen gebracht.
„Diese Soße ist ja beinahe zu ungenießbar.“, stellte er fest und schüttelte dieses Mal nicht nur den Kopf, sondern sich selbst gleich mit., „Ich glaube, ich muss mal ein gründliches Wort mit dem Küchenchef reden.“
Gerade in diesem Moment erwachte der kleine Bildschirm zum Leben, über den sich Abby manchmal mit ihm unterhielt. Nur, dass dieses mal nicht Abbys Labor zu sehen war, sondern der ganze Bullpen.
„Was gibt es, Duck?“, ertönte Gibbs Stimme und Ducky schaute auf.
„Abgesehen von der Beleidigung meiner Zunge durch dieses tote Schnitzel – nicht viel. Ich möchte Dir raten, bleib von der Kantine fern. Das Essen hat sich seit der neue Küchenchef hier ist, drastisch verschlechtert. Ich frage mich ernsthaft, wie man mit so wenig Kenntnissen über die richtige – liebevolle –Zubereitung unterschiedlicher Gerichte diesen Beruf ergreifen kann.“
„Wem sagen Sie das, Doktor Mallard.“, meldete sich Cal zu Wort, „Unsere Replikatoren haben auch keine Se…“
Weiter kam er nicht, denn Agatha legte ihm schnell die Hand auf den Mund und zischte ihm etwas zu, das verdächtig nach „Klappe!“ klang.
Was Cal offenbar nicht sehen konnte, war, dass Gibbs ein kurzer Anflug, eine leichte Idee, eines Lächelns über das Gesicht huschte. Dann schaute er Ducky in die Augen, „ Sag mal Duck, was gibt es neues bei der Autopsie Stones?“

Auf dem Bildschirm konnte man sehen, wie Ducky kurz Luft holte und in die Runde blickte.
„Also, es ist so, wie ich es Anfangs vermutet habe. Die Tatwaffe ist ein Langschwert. Der Täter hat sein Opfer von hinten mit einem einzigen, schnellen Schlag ermordet und ihn dann so liegen lassen, dass man ihn sehen konnte.“
„Aber warum hatte man ihn nicht schon eher gefunden? Warum musste Petty Officer McConnaugh erst daher gejoggt kommen, um ihn zu finden?“, fragte Ziva und schaute entschuldigend zu Tim herüber, der, kaum, dass er den Namen gehört hatte, unmerklich zusammenzuckte.
„Hmpf hmpf hmmmmmmpf.“, machte Cal gegen die Hand von Agatha und schaute sie an. Kurz betrachtete sie ihn nachdenklich, warf dann einen Blick zu Gibbs, der ihr zunickte.
Dann ließ sie den Mund des Captains los, der sofort nach Luft japste und seine XO dann anschaute: „Danke.“
Er wandte sich an Ducky: „Könnte es sein, dass – ich weiß nicht – das Schwert erst…“
Abby schnitt ihm das Wort ab: „Tolle Idee, Capitano.“
„Woher wissen Sie, was ich für eine Idee habe?“, fragte Cal und Abby lächelte: „Ich hatte die Idee selbst vor ner Knappen Stunde. Also – ich nehme an, was der Captain uns sagen will, ist Folgendes. Was ist, wenn das Schwert erst dann wirklich sichtbar ist, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel auf die Klinge scheint, sodass das Glitzern Neugierige Blicke anzieht?“
„Wenn ich wollte, dass jemand bestimmtes eine Leiche findet, würde ich genau so vorgehen.“, nickte Ziva und Abby strahlte, genau wie Cal. Dies zu sehen und ein leises „Was für ein Schleimer“ zu murmeln, war für Tony eine Handlung. Ziva bekam dies mit, lächelte aufreizend und lehnte sich wieder zu ihm herüber: „Was war das, Tony?“
Der Captain blinzelte, schien verblüfft ob der Charmeoffensive der Israelin zu sein und wandte sich an Agatha. „Sollten die Beiden jetzt schon so weit sein?“, raunte er ihr zu, was Agatha zu einem Schulterzucken hinriss, ehe sie wisperte: „Ich habe keine Ahnung. Eigentlich werden die Beiden ja erst in vier Jahren ein Paar, aber ich glaube, es macht nun keinen Nennenswerten Unterschied mehr, ob die Beiden jetzt zusammenkommen, oder erst in vier Jahren. Die Zeitlinie ist sowieso ziemlich durcheinander.“


Just in diesem Moment klingelte meldete sich lautstark Tony DiNozzos Handy zu Worte und brachte diesen dazu, es aufschnappen zu lassen.
„DiNozzo.“, identifizierte er sich und legte den Kopf lauschend schräg.
Die samtweiche Stimme, die aus dem Lautsprecher des Handys ölte brandete um Tonys Gehörgänge wie eine Flut der Erinnerungen.
Andrea. Vor zehn Jahren war sie noch eine recht junge Mitarbeiterin gewesen, die gerade frisch von der Polizeischule gekommen war – aber nachdem, was er so gehört hatte, war sie inzwischen das, was man als „tough as nails“ bezeichnete.  Einen Moment lang überlegte er, sinnierte,woran es lag, dass er nur die Frauen, die wirklich tough waren, attraktiv fand. Das war es, was ihm bei Jeanne abgegangen war – sie war es einfach nicht gewesen. Kate, Ziva und eben auch Andrea jedoch waren die Sorte Frau, die er mochte.
Ein nostalgisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich daran erinnerte, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war sie – frisch von der Polizeischule - jemand, der es allen recht machen wollte. Damals hatte sie ihn noch an seine ersten Tage erinnert. Jetzt erinnerte sie ihn an seine letzten Tage im Baltimore PD.
Vielleicht war sie seine 10 Jahre alte Reflektion?
„hey, DiNozzo.“, sagte sie und riss ihn damit aus den Gedanken, „Du wolltest doch wissen, ob wir `n paar Bekloppte haben, die sagen, dass sie Aliens gesehen hätten. Stell Dir vor, wir haben sie. Ich kann dir gerne Name und Adresse von einem nennen.“
„Danke.“, sagte er knapp und schrieb sich die Personalien auf, „Wir machen uns gleich auf den Weg.“
„Warum interessiert sich der NCIS neuerdings für Verrückte?“, fragte Andrea und – obwohl sie es nicht sehen konnte, zuckte Tony mit den Schultern: „Wir… haben unsere Gründe.“
„Na, wenn Du es mir nicht erzählen willst…“
„Ich lad Dich auf n Bier ein, Andrea.“, sagte er, „zum Dank, weißt du?“
„Klar, Ich komm vorbei.“, erwiderte sie und der Tonfall änderte sich. Sie klang nun wieder mehr wie die alte Andrea, die vor 10 Jahren aufs PD gekommen war.
„gut.“, sagte der Agent und klappte sein Handy zu. „Stellt euch vor, wir haben einen Verrückten.“, sagte er in die Runde.

Es war irgendwie beruhigend, dass die Klischees nicht immer zutrafen. Schon, als sich Tony die Adresse aufgeschrieben hatte, war ihm klar gewesen, dass dies eine der besseren Gegenden Baltimores war. Er parkte seinen schwarzen Dodger an dem weißen Hochhaus und stieg – zusammen mit Ziva, Agatha und Cal – aus.
Der Captain blickte sich um.
„Hm – nett.“, sagte er und setzte sich eine Sonnenbrille auf. Er behielt sie nicht allzulange auf der Nase, da Agatha sie griff und in den Wagen zurückwarf, ehe sie die Tür schloss.
„Hey!“, machte der Captain und Agatha funkelte ihn an: „Benimm dich n bischen, okay?“
„Jaja, schon klar.“
„Ihr benehmt euch beide, sonst lassen wir euch hier.“, sagte Ziva und fuhr auf dem Absatz herum, um die beiden mit strengem Blick anzusehen.
Der Captain schaute sie an, nickte kurz und ging dann zur Türklingel.
„Hm.“, machte er und las die Namen der Mietparteien vor, die hier wohnten: „Croft, Foss, Tapping, Magnus, Carter, Zimmerman.“
Er stockte: „Zimmerman?“
Agatha schaute ihn an, zuckte mit den Schultern und fragte: „Meinst Du, es könnte ein Ahn von Lews Zimmerman sein?“
„Entweder das, oder aber ein Nachfahre vom Ei aus dem Colonia Duett.“, antwortete der Captain, was ihm ein „Witzbold.“ von seiner XO eintrug.
Ziva rollte mit den Augen und schaute Cal an: „Was hab ich gerade gesagt?“
Der Angesprochene hob abwehrend die Hände: „Jaja, schon gut.“

Die Tür öffnete sich und eine ungefähr 20 Jährige Blonde schaute sie mit geringschätzig-desinteressiertem Blick an. Ziva ahnte schon, was sie sagen würde, ehe sie es tatsächlich sagte. „Mom, die vier Bekloppten sind da! Ich bring sie zu Dad!“
Damit griff sie sich eine Jacke, zog sie sich über ihren in einen hautengen Pulli gequetschten Oberkörper und zog sich die Schuhe an. Kurz hörte man ein desinteressiertes „Jaja“ aus der Küche und Ziva hörte, wie Cal hinter ihr die Luft einsog.
„Was ist?“, fragte sie leise, woraufhin der Kommandant der Dragonfly mit dem Satz antwortete: „Ach – alles in Ordnung. Die Stimme kam mir nur sehr bekannt vor.“
Sie konnte, während sie sich umdrehte um der Blonden zu folgen, sehen, dass Agatha ihren Freund auch ein wenig mißtrauisch anblickte: „Woher willst Du die Stimme kennen?“
„Sie klang ein wenig wie Sam.“, erläuterte der Captain, was ihm erneut einen mißtrauischen Blick seiner Freundin eintrug: „Das is nicht zu fassen. Kaum im 21. Jahrhundert, schon willst Du zu Sam. Du kannst ihr ja bald sagen, das wir da sind.“
„Nein, das… das hat damit nichts zu tun, sie …“
„Miss Magnus.“, brach Tony die Unterhaltung ab und schaute die Blonde an – was diese ja nicht mitbekam, da sie vorausging. Doch nun stoppte sie, wandte sich um und schaute ihn an: „Ja?“
„Was macht Ihr Vater im Keller?“
Sie seufzte: „Wenn ich das mal wüsste. Es gibt Tage, da sagt er, das alles in Ordnung ist. Und dann gibt es Tage, an denen er mir einschärft, mich vor den Abnormen in Acht zu nehmen.“
„Den Abnormen?“, echote Cal.
Ziva räusperte sich. “Aliens, Cal”, flüsterte sie.
Dann betraten sie den Keller.

Agatha schaute sich um und sah, wie Cal dasselbe tat.
„Hm – typischer 90er Jahre Keller, oder?“, fragte er und deutete auf einen Gegenstand am Boden: „Sogar ein Waveboard haben die hier. Dabei sind die Dinger doch noch gar nich so uncool.“
„Du kannst ja gleich mal damit fahren.“, grinste Agatha, was Cal zu einem Schulterzucken hinriss, „Klar, warum nicht?“
Der plötzlich aufbrandende Knall ließ sie alle – ausser Miss Magnus Junior – zusammenzucken. Diese zuckte zwar auch  - allerdings nur mit den Schultern – und mit einer Mimik, als habe sie das schon dutzende Male gehört, sagte sie: „Das war mein Vater. Er hat mal wieder seine Waffe abgefeuert.“
„Waffe?“
Cals Augenbraue war in die Luft gestiegen.
„Naja.“, sagte die hübsche Blonde, „Er hat – er denkt halt, dass überall gestaltwandelnde Aliens lauern. Deswegen hat er sich eine Pistole gekauft. Aber – keine Sorge, er verwendet nur Platzpatronen.“
„Die sind aber dennoch verdammt laut.“, meinte der Captain und zuckte erneut zusammen, als der nächste Schuss fiel. Dann wandte er sich an Ziva und Tony: „Wollt Ihr immer noch dahin gehen? Bitte, gerne, tut euch keinen Zwang an. Ich glaube, ich bleibe hier.“
Damit blieb er stehen und schaute zu Agatha.
Tony schüttelte den Kopf: „Komm schon, Cal. Das sind nur Platzpatronen.“
„Ich … mir ist nicht wohl dabei.“, stellte der Captain fest und schaute erneut zu Agatha – beinahe so, als wollte er sie bitten, hierzubleiben. Doch die XO folgte Ziva und Tony.

Die Schüsse wurden lauter und eine Art Schrei mischte sich in die Geräuschkulisse.
Je näher die Drei kamen, desto verständlicher wurde es und als sie kurz vor der Sperrholztür standen, die die Drei von dem „Wahnsinnigen“ trennten, konnte man deutlich hören, was Miss Magnus Mann zu sagen hatte: „Ihr kriegt mich nicht! Ich werde euch alle umbringen!“
Tony, Ziva und Agatha schauten sich an.
„Sympathischer Zeitgenosse.“, gab die XO von sich und Tony nickte. Dann klopfte er an die Tür: „Mister Magnus? NCIS, Bundesbehörde. Wenn Sie bitte rauskommen wollen, wir haben einige Fra…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment explodierte die Tür in lauter kleine Bretter. Ziva hatte noch Gelegenheit sich mit Tony zu Boden zu werfen, als sie hörte, wie eine Pumpgun erneut nachgeladen wurde.
„Mister Mag…“, brachte Agatha hervor, doch der nächste Knall übertönte das, was sie zu sagen hatte.
Die hübsche XO warf einen Blick zu Ziva und Tony herüber, die nickten. Daraufhin zog sie ihre Waffe, lugte kurz aus der Deckung und zog ihren Kopf wieder zurück als erneut eine Pumpgunentladung in ihre Richtung abgefeuert wurde. Sie spürte, wie einige Ihrer Haare versengt wurden.

„Verdammt.“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Das war knapp.“
Dann sprang Magnus durch die spärlichen Überreste seiner Tür und rannte los.
„CAL!“, schrie Agatha, „CAL, PASS AUF!!!!!“ Dann waren sie auf den Beinen, rannten los. Doch gerade, als Ziva den Captain erreichte, sah sie, was passierte. Sie wirbelte herum, packte Agatha bei den Schultern und drängte sie zurück.
„Was ist los?”, fragte die XO mit einer Spur mehr Lautstärke, als es eigentlich nötig war.
Tony lugte um die Ecke und schluckte.

Der Typ kam auf den Captain zugerannt, warf die Pumpgun zur Seite und wurde noch schneller. Dann griff er in seinen Halfter, zog eine 9 Millimeter und zielte – im Laufen.
Der Captain wirkte extem ratlos, sein Gesicht zeigte eine einzige Frage: „Was mache ich nun?“
„CAL!“, Agatha erneut, „PASS AUF, VERDAMMT NOCHMAL!!!“
Magnus wirbelte herum, feuerte drei Schüsse auf die Stelle ab, von der die Rufe gekommen waren. Dann drehte er sich um und rannte wieder auf Cal zu, sein Gesicht eine einzige Maske des Irrsinns.
„Agatha….“, schien der Offizier zu keuchen und dann – wie unter Hypnose oder wie ferngesteuert, zog er seinen Phaser.
Der Typ kam näher. Noch näher.
„CAL!“, rief jetzt Ziva, „SCHIESS ENDLICH!“
Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.


CaptainCalvinCat

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #27 am: 05.05.14, 18:26 »
Ginas Blick huschte besorgt zu Agatha

John Magnus war auf der Flucht. Was auch immer diese Gestaltwandler von ihm wollten – er hatte wirklich keine Ahnung – sie würden es nicht bekommen. Und wer auch immer die Aliens waren, er hatte keine Lust, es herauszufinden. Also nahm er die Beine in die Hand. Direkt vor ihm stand ein junger Mann, der ihn gerade ein wenig überfordert anstarrte.
„CAL!“, hörte er die Stimme einer der beiden Frauen, die er da gerade überrascht hatte,, „SCHIESS ENDLICH!“ Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen.

Es war just heute gewesen, dass er sich mit einer Pumpgun und der dafür vorgesehenen Munition versorgt hatte, denn – nach den letzten UFO-Sichtungen über den Himmeln von Baltimore wollte er sich und seine Familie so gut beschützen, wie es ging. Also war zum nächsten Waffenhändler gegangen, dessen Geschäft den klangvollen Namen „I am-ur-nition“ trug.

Magnus hatte mit den Augen gerollt. Nein, was war das kreativ. Wer auch immer das Geschäft betrieb, sagte mit diesem Namen gleich drei Dinge aus. Erstens, dass er in der Kunst der schlechten Wortspiele durchaus geübt war, zweitens, dass er der Waffen- und Munitionshändler sei, und nicht nur irgendjemand und drittens, dass Mister I-Am-Ur-Nition mit Grammatik absolut nichts am Hut hatte.  Von diesem Händler hatte er allerdings die Pumpgun und die dazugehörigen Patronen erstanden und war dann nach Hause, in den Keller gegangen, um zu üben.

Und dann klopfte es an der Tür und jemand sagte, er sei vom NCIS? Na klar – was hat die Navy mit Angelegenheiten des Weltalls zu tun? Nichts. Wenn es jemand von der NASA gewesen wäre, hätte er sich vielleicht täuschen lassen – aber die Navy ? Nicht in einer Millionen Jahre.
Und dann stellte sich ihm jemand in den Weg. Dieser Jemand wirkte mit der Situation überfordert und eigentlich hatte Magnus gehofft, er könnte ihn einfach überrennen, aber als die zwei Frauen ihn aufforderten, zu schießen, hatte der Typ seine merkwürdige Waffe gezogen. Magnus hatte also keine andere Wahl – und ehe er realisiert hatte, was passiert war, hatte er drei Schüsse auf den Typen abgegeben. Dieser war gegen die Wand getaumelt und daran heruntergesackt.

Als er merkte, dass die Zeit wieder normal lief – oder besser gesagt: als er den Eindruck hatte, dass die Zeit wieder normal lief, denn er wusste, dass es nur seine persönliche Einschätzung gewesen war, dass sich der Ablauf der Zeit verlangsamt hatte – wusste er, dass er hier raus musste. Der Keller war nicht mehr sicher.

Er merkte, wie sein Atem schneller ging, als er sich Mühe gab, noch schneller zu laufen. Die Treppe? Ja – die Treppe hoch, dann raus auf die Straße und dann so schnell wie möglich von hier weg. Helen und Ashley? Sie waren leider ein Hindernis und ein Sicherheitsrisiko. Aber er würde sich ihnen später widmen müssen. Jetzt musste er hier raus.

Die Treppe war steil und mindestens einmal stolperte er, aber der Adrennalinschub, der ihn in seinem Griff hielt, ließ ihn weiterlaufen. Er konnte sich später – wenn er in Sicherheit war – um die eventuellen Blessuren kümmern. Jetzt musste er weg. Hier war es nicht sicher – es war absolut nicht…

Agatha schrie.
Wut, Schmerz, Angst – all diese Emotionen brandeten in ihr auf.
Es war zwar nicht das Erste mal, dass der Captain schwer verwundet wurde, aber es war jedes Mal nie einfacher für sie. Würde er es schaffen?
Sie würde am liebsten jetzt zu Cal eilen, ihn untersuchen, aber – der Verrückte war eventuell immer noch da.
Sie blickte zu Ziva, die ihr zunickte und einen Blick aus der Deckung warf.
„Die Luft ist rein.“, sagte sie. Der hübsche Rotschopf atmete erleichtert auf, warf sich dann aus der Deckung und eilte zum gefallenen Offizier. Dieser öffnete in diesem Moment die Augen und schaute sie an: „Das… tut weh.“
Agatha nickte: „Ja, Schatz, ich weiß. Du hast dir drei Kugeln eingefangen.“
Damit betätigte sie ihren Kommunikator. Wenn sie ihn jetzt auf die Dragonfly schaffte, hatte er eine Chance. Sie atmete schneller: „Silverbird an Dragonfly. Officer down. Ich wiederhole. Officer down. Captain Cat wurde schwer verletzt.“
„Bestätige.“, erklang die Stimme von Gina Intrupper, „Wir beamen euch jetzt…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment ertönte von draußen Kampfeslärm.

Tony DiNozzos Instinkte waren von einem Moment auf den nächsten hellwach. Schließlich musste er Agatha und Ziva absichern, von denen die erste den Captain untersuchte und sich dann mit ihrem Raumschiff in Verbindung setzte. Nicht zu fassen – noch vor ein paar Stunden hätte er nie gedacht, dass er diesen Satz einmal sagen würde. Aber – er tat es. Das war doch irgendwie merkwürdig, wie schnell man sich mit selbst den unglaublichsten Gegebenheiten abfinden konnte.
Als von draußen die Geräusche eines Kampfes ertönten, hatte Tony die Waffe gehoben und war langsam und vorsichtig auf die Tür zugegangen, die noch sperrangelweit offen stand und von der man ins Treppenhaus gelangte.
Von seiner Position aus konnte Tony einen Blick auf den oberen Treppenabsatz werfen, auch, wenn er nicht sonderlich viel sah. Lediglich ein Stück weiße Wand, das nun, durch die angeschaltete Treppenhausbeleuchtung extrem weiß wirkte.  Und dann krachte John Magnus Körper gegen die Wand. Er rutschte an ihr herunter, wirkte benommen von der Wucht des Aufschlages und fand sofort in die Realität zurück. Augenblicklich schrie er, deutete mit panisch aufgerissenen Augen auf genau den Teil des Hausflures, den DiNozzo nicht einsehen konnte und schrie: „Er ist hier!“
„Wer?“, formte  DiNozzo unhörbar die Frage und versuchte, anhand des Schattens, den man an der Wand sah, irgendwas zu erkennen.
Gerade, als Magnus ihm antworten wollte, wurde er in einen roten Energiekokon eingehüllt und erschlaffte. Stille breitete sich aus, wie ein Leichentuch.

Tony wusste zwar, dass das, was da gerade abgefeuert worden war, zur Waffengattung der Föderationsphaser gehörte, aber er wusste nicht, wer der Benutzer dieser Waffe war. Es konnte ja auch Traceless sein, der …
Die Gedanken des Halbitalieners rissen so abrupt ab, wie sie gekommen waren, denn er sah plötzlich, dass jemand die Treppe herunterkam. Und gerade, als man hätte erkennen können, wer es war, schaltete sich das Licht automatisch aus.

DiNozzo erachtete sich selbst zwar nicht als Feigling, aber wenn jemand, willens war, sich mit diesem Irren zu prügeln, ihn zu entwaffnen und dann zu betäuben, die Treppe herunterkam, und wenn er das in absoluter Dunkelheit tat, dann musste man doch schon überlegen, ob man nicht besser Fersengeld geben sollte. Der Gedanke bestätigte sich, als plötzlich auf der Treppe ein greller Lichtstrahl aufblitzte.  Verdammt, sein Gegenüber blendete ihn mit einer Taschenlampe, dessen war er sich sicher. Wenn es ein Laserstrahl gewesen wäre, wäre er vermutlich jetzt schon getroffen – und er fühlte sich ziemlich lebendig. Es musste also eine extrem helle Halogentaschenlampe sein. Das war irgendwie zwar nur halb so gruselig, aber ziemlich effektiv!

Also ließ er sich zurückfallen – womit gemeint ist, dass er den Rückzug antrat. Er rannte auf Ziva zu, packte sie am Arm und zog sie mit sich.
„Aber Agatha…“, brachte die Israelin hervor und Tony schüttelte den Kopf. Dann presste er sie an die nächste Wand und ihr die Hand auf den Mund. Er schaute ihr tief in die Augen und – wenn er nicht in der Lage war, seine Anspannung zu verbergen, würde sie mitbekommen, dass er von lebensrettender Angst besessen war.
„Pssst.“, zischte er ihr zu und beugte sich aus dem Versteck. Agatha kniete immer noch neben dem Captain und wurde in diesem Moment in das grelle Licht der Taschenlampe getaucht.
Zwei Personen kamen auf sie zu und schauten sie an. Agatha schirmte sich mit ihrer Hand ab und schüttelte den Kopf: „Toller Auftritt. Aber könntest Du die Taschenlampe abschalten? Die Person mit der Taschenlampe schaltete sie aus und der Halbitaliener war erst einmal damit beschäftigt, die bunten Punkte, die er sah, durch kräftiges Blinzeln, zu verbannen.
Als er wieder sehen konnte, erkannte er die Gesichter der beiden Fremden und erstarrte.
Der Mann mit der Taschenlampe knirschte verlegen mit den Zähnen und schaute dann zu Tony.
„Tschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte Calvin Nathan Cat und ging dann neben seinem eigenen, gefallenen Körper in die Knie.
„Ich glaube, ich spinne.“, gab der Captain mit den Wunden von sich und der andere grinste schief: „Japp, hab ich auch gedacht, als ich mich sah. Keine Sorge – Du wirst wieder.“
Damit schaute er zu der knienden Agatha herüber: „Deswegen bin ich mit meinem Schatz hier. Um euren Platz einzunehmen.“
Die Agatha, die neben Cal kniete, stand auf und schaute ihr Gegenstück, das gerade den Keller betreten hatte, an: „Und – erfüllen sich all unsere Wünsche?“
„Manche ja – manche nein. Aber richte dich darauf ein, dass Du ein paar Wochen mit Cal auf dem Reha-Asteroiden verbringen wirst.“
„Warum? Werde ich auch noch verletzt?“
Die andere Agatha zuckte mit den Schultern und legte ihrem Gegenstück die Hand auf den Bauch: „Naja – die Wunde. Sie meldet sich in ein paar Tagen.“
„Aber es ist doch nicht so schlimm, als dass ich zur Reha müsste.“
„Hast Du eine Ahnung.“, grinste die andere Agatha und schaute dann zu Tony: „Du könntest ihr erzählen, wie unangenehm eine nicht richtig verheilte Wunde ist. Allerdings… naja… dann doch nicht.“
„Wie meinst Du das?“, fragte der Halbitaliener und ehe die Agatha, die zu Tony blickte, etwas sagen konnte, sagte die Andere, einen Blick zu beiden Cals werfend: „Vielleicht sollten wir das später besprechen.“
„Das dürfte eine gute Idee sein.“, meldete der kniende Captain und tastete nach dem Puls des Liegenden: „Der ist nämlich gerade ziemlich am Flattern.“
„Gut, ich verstehe.“, sagte die Agatha in Zivilkleidung und betätigte ihren Kommunikator.
„Notfalltransport. Gina, beam mich und Cal sofort auf die Krankenstation.“
Damit kniete sie sich wieder neben Cal, nahm seine Hand und tastete nach seinem Puls: „JETZT!“
Die Beiden dematerialisierten.
Der Captain in Sternenflottengaderobe schaute Tony lächelnd an: „Gerade noch im Reich der Bald-Toten, jetzt auf unserer Showbühne!“
Ziva trat aus den Schatten hervor und schaute zwischen den Uniformträgern hin und her: „Wieso konnte der Transporter euch von euren Gegenstücken unterscheiden?“
Tony wandte sich zu ihr: „Was? Von allem möglichen Quatsch dieser Situation, hängst du dich daran auf?“
Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich hab mich daran gewöhnt. Ich meine – er wurde angeschossen, lag da, wird in die Zukunft gebeamt, operiert, verbringt ein paar Wochen in der Reha, beamt sich wieder runter, prügelt sich mit dem Typen der ihn angeschossen hat und ist wieder da. Wo ist das Problem?“
Drei verwirrte-dreinblickende Augenpaare schauten zur ehemaligen Mossad-Agentin, die erneut mit den Schultern zuckte und dann DiNozzo zuzwinkerte: „Komm drüber hinweg, mein kleiner Pelzarsch.“

In seinem Kopf pochte es.
Er hatte das Gefühl unter eine Dampfwalze geraten zu sein und gerade, als er wieder zu sich kam, wollte er genau das eigentlich nicht. Ihm wäre es am Liebsten gewesen, wenn er noch ein wenig in dieser herrlichen warmen, dunklen Umgebung hätte verweilen können, die man gerne „Morpheus Arme“ oder „Traumland“ nannte. Aber nein. John Magnus spürte, wie sein Verstand an die Oberfläche blubberte und – egal ob er es wollte, oder nicht – er kam wieder zu Bewusstsein.

Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, war er gerade an der Haustür angelangt, als ihn eine Stimme aus seiner Panik gerissen hatte. Er hatte sich umgedreht und sich gefragt, ob der Typ, den er im Keller über den Haufen geschossen hatte, eventuell einen Zwillingsbruder hatte. Dann hatte er seine Waffe gezogen, sie auf den Typen gerichtet, doch ehe er abdrücken konnte, war – wie aus dem Nichts – die Rothaarige aufgetaucht und dann war alles drunter und drüber gegangen. In einem Gewirr aus Fäusten, Beinen, Armen, Vor-und Rückhänden war es zu einer regelrechten Keilerei gekommen, in deren Verlauf er die beiden mindestens einmal zu Boden geschubst hatte, aber dennoch selbst niedergeschlagen wurde… und dann hatte der Typ ihn erschossen.

Magnus Augen öffneten sich und er blickte sich verdattert um. Er spürte, dass er auf einer Matraze lag und die Inneneinrichtung des Raumes, in dem er sich befand, kam ihm arg bekannt vor. Das sollte sie auch, denn es war sein eigenes Schlafzimmer.
„Hallo, Schatz. Auch wieder wach?“, erkundigte sich die brünette Schönheit, die seine Frau Helen nun einmal war. Mit leicht britischem Akzent fragte sie ihn, auf ihn zukommend: „Möchtest Du einen Tee?“
Verwirrung ergriff Besitz von ihm: „Tee? Wieso, ich… wieso bin ich nicht…“
‚Das ist alles nur ein Trick, nur ein Trick, nur ein Trick!’“, schoss es ihm durch den Kopf und ehe er sich versah, war er auch schon auf den Beinen und aus dem Bett gesprungen. Kurz kollidierte er mit dem Türrahmen und taumelte ein paar Schritte nach hinten, ehe er einen klaren Blick auf seine Frau haben konnte, die sich das ganze kopfschüttelnd ansah.
„Es wäre besser, wenn Du dich hinlegen würdest.“, sagte seine Frau – war es seine Frau oder einer dieser Ausserirdischen?! – und John hob beide Hände in einer klaren Abwehrhaltung: „Bleib mir vom Leib!“
Damit stürzte er aus dem Zimmer und lief durch den Hausflur. Dem Wohnzimmer, das er passierte, schenkte er einen kurzen Blick, stockte und blieb dann ganz stehen, bevor er sich umdrehte und ins Wohnzimmer spähte.
„Ah. Sie sind wach.“, sagte ein Mann mit leicht-italienischem Akzent und grünen Augen: „Schön Sie zu sehen. Mister Magnus, wir haben auch nur zwei, drei, kleine Fragen.“
Neben ihm rührte eine hübsche Brünette in einer Tasse und blickte dann kurz auf, um ihn – John – zu mustern: „Sie sollten tatsächlich eine Tasse Tee trinken. Ihre Frau macht einen hervorragenden Earl Grey.“
„Und Ihre Tochter ist ziemlich gut auf der Wii.“, stellte der junge Mann fest, den John über den Haufen geschossen hatte, „Hat mich bei diesem komischem Ballerspiel zwei Mal in Grund und Boden geschossen. Und eigentlich bin ich gut.“
„In irgendwas musst du ja gut sein, Cal.“, ließ sich die Brünette vernehmen und der Angesprochene nahm nun ebenfalls eine Tasse, goss sich Milch ein und trank einen Schluck, ehe er die Frau anblickte: „Sehr lustig, Ziva.“
„Ich weiß.“, grinste sie und trank einen Schluck Tee.
Dann wandte sich ‚Cal’ an ihn und sagte: „Sagen Sie mal, hat es einen Grund, dass Sie mich über den Haufen geschossen haben?“
Ehe er etwas antworten konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter: „Entschuldigung, kann ich mal durch?“
Damit zwängte sich die Rothaarige, die ihm gegen das Kinn getreten hatte, an ihm vorbei, klopfte an die Zimmertür Ashleys und sagte: „Danke. Top und Hose passen mir. Ich bring es dann bald zurück.“
„Gerne!“, gellte es aus dem Zimmer der jungen Blonden und die Rohaarige drehte sich zu der versammelten Gruppe, die den Wohnzimmertisch mit Beschlag belegt hatte, um. „Und, wie gefällt euch das?“
Damit drehte sie sich einmal um die eigene Achse.
Der Mann, den die Frau „Cal“ genannt hatte, stand auf, trat auf die Rothaarige zu und nahm sie in den Arm. „Sexy, mein Schatz. Mehr als nur heiß.“
Vielleicht lag es daran, dass sie die Kleidung seiner Tochter trug, aber John hatte irgendwie das Bedürfnis, den jungen Mann, der Cal hieß, zu packen und kalt abzuduschen.
Erneut legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Er drehte sich um und schaute ihn die Augen seiner Frau.
„Es ist alles in Ordnung. Sie haben nur ein paar Fragen und dann gehen sie wieder.“
John schaute seine Frau verblüfft an: „Ein … paar Fragen?“

Als sich John Magnus ihnen gegenübersetzte, glaubte Ziva, dass sie mit einer komplett anderen Person sprach. Die Körperhaltung, die Wärme und Freundlichkeit in seinen Augen – das alles war nicht der Mann, der sie über den Haufen gerannt und Cal über den selbigen geschossen hatte. Mit dem Captain würde sie noch ein paar Worte reden müssen und wenn sie ihn auf seinem eigenen Schiff so lange eine Simulation durchlaufen ließ, bis er gelernt hatte, im Zweifelsfall seinen Phaser einzusetzen – es war ihr egal. Dieser Junge war ja ein Risiko für das gesamte Unternehmen.

Allerdings schien er zu merken, wenn man über ihn sprach, oder zumindest nachdachte, denn kaum, dass sie den Gedanken, ihn zu trainieren, gefasst hatte, schaute er sie fragend an, was sie dazu veranlasste, den Kopf zu schütteln und sich wieder John zuzuwenden.
Tony ergriff das Wort. Das tat er ja immer gerne und sie hatte sich bis jetzt nicht aufgeregt, warum sollte sie es also nun tun? Die hübsche Mossadagentin – oder besser gesagt: die ehemalige Mossad-Agentin -  schaute ihn aus ihren nussbraunen Augen an, als er Luft holte, um zu beginnen. „Warum sind Sie abgehauen, Mister Magnus.“, fragte der Halitaliener und der ältere Herr betrachtete ihn kurz, ehe er sich räusperte und sagte: „Na ja, ich wusste nicht, auf welcher Seite sie stehen. Das weiß ich ehrlich gesagt, immer noch nicht.“
„Oh for crying out loud.“, murmelte Cal und schaute Magnus an, ehe er etwas lauter wurde : “Wir sind auf der Seite der Guten. Ist das nicht offensichtlich?“
„Nein, eigentlich nicht. Wenn man bedenkt, dass sie mich verprügelt und erschossen haben… übrigens, warum lebe ich noch?“
„Betäubungspfeile“, log Tony schnell und der Captain und seine XO schauten ihn verblüfft an. Der Halbitaliener zuckte mit den Schultern.

Die Luft in der Leichenhalle war einfach nicht schön. Da half nichts. Tim hatte sich überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, mal ein paar Raumerfrischer dort zu platzieren, allerdings hatte er den Gedanken schnell wieder verworfen. Der Geruch von – was auch immer hier vor sich hin verweste – gemischt mit dem Aroma von Erdbeeren oder Frühlingswiese ließ den Gedanken daran, hier Lufterfrischer aufzustellen „less than thrilled“ erscheinen.
McGee konnte sich nicht helfen, sich innerlich die Frage zu stellen, wie es Ducky und Jimmy aushalten konnten, in dieser Atmosphäre auch noch zu speisen.
Innerlich zuckte er mit den Schultern. Vermutlich waren sie abgehärtet. Aus dem Grund hatte Jimmy auch eine Leichenwäscherin als Freundin. Wenn man mit jemandem, der seinen Job liebt, zusammenlebt, sollte man auch damit klarkommen, wenn dieser Jemand plötzlich von seinem Beruf erzählte. Und wenn man dann jemand war, der die epischen Schilderungen einer Autopsie mit Doctor Mallard magentechnisch nicht vertrug – naja, es wäre alles andere als schön, dessen war sich Tim sicher.

Aus dem Grund bevorzugte er jemanden, der seine Hobbies teilte, weswegen Laura…
Dem Special Agent verrutschte das Gesicht. Laura… seine Laura… umgebracht von Ari.
Ein schwerer Seufzer entfuhr seiner Kehle und erweckte somit die Aufmerksamkeit Duckys, der ihn anblickte.
„Timothy“, lies er seine Stimme erklingen, „Was ist los?“
Der Special Agent schüttelte den Kopf: „Nichts, es ist… es ist nichts. Ich… ich wollte hier nur…“
Ducky nickte: „Natürlich – nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst.“
Woher wusste der Schotte das jetzt wieder?
Offenbar war sein Gesichtsausdruck so eindeutig fragend, denn sein Gesprächspartner blickte ihn an und lächelte schief: „Abby. Sie hat mir gesagt, was los ist.“
Damit legte er ihm großväterlich eine Hand auf die Schulter: „Nimm Dir soviel Zeit, wie du brauchst.“
„McGee“, erklang plötzlich die raue Stimme Gibbs’ aus der Schiebetür, die die Leichenhalle vom Korridor und dem Aufzug trennte, „Du kannst Dich nachher verabschieden. Jetzt haben wir einen Fall zu lösen!“
Kurz spielte der Romancier mit dem Gedanken, so zu tun, als habe er Gibbs überhört und schaute, mit starrem Blick, auf die zugedeckte Leiche Lauras. Er spürte, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
„Elfenkönig.“, rief Gibbs erneut und McGee merkte, wie er sich gegen seinen Willen umdrehte und seinen Chef anschaute. Mit einer leisen, beinahe unhörbaren Stimme, sagte er dieses eine Wort, das die ganze Situation definieren sollte: „Nein.“
Der Senior Special Agent schaute ihn an, hob in einer Mischung aus Überraschung und „Na, warte mal ab“ die Augenbrauen und in seinen Augen blitzte derselbe Emotionsmix auf: „Nein?“
„Boss“, sagte McGee, mit einer nun ihre Festigkeit wiederfindenden Stimme, „Nein. Ich kann es nicht tun. Ich kann so tun, als sei nichts passiert.“
Gibbs löste sich von der Tür und trat langsam auf ihn zu. In seinen Augen blitzte es erneut, dieses Mal mit einer Kombination aus Sorge und Wut. „McGee, Du wirst da oben gebraucht. Das ist keine Bitte.“
„Ich“, setzte der jüngere Agent an und man merkte, wie er mit jedem Wort wütender wurde, bis er die Letzten schrie: „Ich kann es NICHT, VERDAMMT!“
„Jethro, vielleicht solltest du…“, setzte Ducky an, doch selbst er verstummte, als Gibbs ihn anblickte: „Duck, vertrau mir.“
„Vertrauen.“, spie McGee aus, schaute ihn an und in seinem Blick funkelte eine unmenschliche Wut: „Vertrauen? Wir vertrauen darauf, dass wir hier sicher sind… und was passiert? Sagen Dir die Worte ‚America is under attack’ irgendwas? Wir vertrauen darauf, dass wir wenigstens im Hauptquartier des NCIS sicher sind. Was passiert?“
Damit deutete er anklagend auf den Körper Lauras: „Verdammt, ein Verrückter, der aus seiner Zeit in unsere katapultiert wurde, hat sie erschossen. Und niemand, nicht einmal die mächtige Sternenflotte, kann etwas dagegen tun.“
Gibbs schaute ihn nur an. Dies schien McGees Zorn weiter zu entfachen: „Du selbstgerechter Bastard. Du stehst hier und denkst, dass Du mich einschüchtern könntest, weil du mir, wenn ich nicht spure, eine Kopfnuss gibst, ja?“
„Special Agent McGee, Sie übertreten gerade ihre Kompetenzen.“, sagte der Grauhaarige scharf und blieb stehen, wich nicht einmal aus, als sich McGee mit einem „ICH SCHEISS AUF DIE KOMPETENZEN!“ gegen ihn warf.
McGees Wut hatte ihren Siedepunkt erreicht. In den letzten Stunden hatte er eine konstante Kurve der Katastophen erlebt und dies brachte ihn zum Überschnappen. Als dieser selbstgerechte Bastard ihm mit „Kompetenzen“ kam, sah er einfach nur noch rot und warf sich gegen ihn. Ab da lief sein Körper auf Automatik. Die Fäuste fanden ihr Ziel und gerade, als er in den dunkelroten Schleiern der Wut zu versinken drohte, hörte er ein sehr lautes Wort.
„STOP!“
McGee hielt inne, schaute zu Gibbs, der sich gerade Blut von der Lippe wischte und fand wieder zu sich.
„Meine Güte, Boss, das… das tut mir…“
Obwohl es ziemlich schmerzhaft zu sein schien, zuckte ein kurzes Lächeln über Gibbs Lippen: „Niemals entschuldigen, McGee. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Und nach dem, was Du gerade gezeigt hast, bist du alles, nur nicht schwach.“
Damit klopfte er ihm kameradschaftlich auf die Schulter: „Geht es Dir jetzt besser?“
Und damit war für ihn klar, was los war. Der Romancier warf einen Blick zu Ducky, der nickte: „Ja, ein Kampf ist ein sehr starkes Ventil für Emotionen.“
Plötzlich fühlte sich der Mann, als sei all seine unterdrückte Wut von ihm abgefallen und er schaute erneut zu Gibbs: „Aber… du hattest Doch gesagt…“
„Ich weiß.“
Erneut räusperte sich Ducky: „Aber du hättest die Wut in die Arbeit kanalisieren sollen, Timothy. So hast Du sie nur unterdrückt.“
Der Angesprochene nickte. Dann wandte sich Gibbs an ihn: „Und jetzt hoch, dein Typ wird verlangt.“
„Geht klar, Boss.“
Als McGee die Autopsie verlassen hatte, schaute Gibbs Ducky an: „Er wird langsam sehr erwachsen, oder?“
Der Schotte nickte: „Ja, er erinnert mich in einigen Aspekten sehr an dich. Obwohl auch Tony diverse Aspekte hat, die ihn dir Ähnlich sehen lassen. Und Ziva… Es dürfte daran liegen, dass Du die drei ausbildest.“
„Vermutlich.“, grinste Gibbs.

Es tat gut, wieder einmal in der alten Gegend zu sein, fand Tony und schaute sich um. Es hatte sich in den letzten zehn Jahren so einiges verändert, aber wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, stellte man fest, dass sich einige Sachen einfach nie ändern werden. Für Ziva, Agatha und Cal war es natürlich eine Entdeckungstour, für ihn selbst eine Reise in die Vergangenheit. Zugegeben, sein letzter Aufenthalt war gerade einmal ein paar Monate her, aber er hatte das Gefühl, viel länger fortgewesen zu sein. Aber wieder auf der Straße zu sein, die er als Polizist unsicher gemacht hatte, die Bars zu sehen, in denen er sich mit den Kolleginnen und Kollegen „die Kante gegeben hatte“, den Duft zu riechen, den jede Ecke verströmte, das alles traf ihn wie ein Vorschlaghammer und ließ ihn lächeln. Zugegeben, nicht an jeder Ecke roch es nach Rosen, aber das tat es in D.C. auch nicht. Er genoss nichtsdestotrotz jede einzelne Millisekunde, die ihnen zur Verfügung stand.

Es war faszinierend gewesen, was der gute Magnus so gesehen zu haben glaubte. Kaum, dass sie die Wohnung verlassen hatten, hatte sich Tony an die beiden Sternenflottenoffiziere gewandt: „Und, haltet Ihr das alles für Möglich?“
Der Captain hatte mit den Schultern gezuckt: „Ich halte es nicht für unwahrscheinlich. In den letzten Jahren haben wir herausgefunden, dass die ziemliche Mehrzahl aller Raum-Zeit-Phänomene mit dem zwanzigsten – oder in diesem Fall – einundzwanzigsten Jahrhundert zu tun haben.“
„Und wenn man bedenkt“, hatte sich Agatha eingemischt, „dass wir schon ein ziemliches Chaos hinter uns haben, würde es mich nicht wundern, wenn es noch chaotischer werden könnte. Und wir müssen festhalten, dass die Beschreibung uns Johnnys ziemlich eindeutig war.“

Ziva David glaubte, ihr Herz setze aus. Sie schaute die beiden Offiziere an: „ Noch chaotischer? Ziemlich Eindeutig?“
Die hübsche XO zuckte mit den Schultern: „Ein altes, vulkanisches Sprichwort besagt: „Es gibt immer Möglichkeiten.“.“
„Schatz, du klingst gerade ein wenig wie Willi.“, sagte Cal grinsend und zwinkerte ihr zu: „Ein altes Bienensprichwort sagt: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.“
Die XO seufzte: „Deine Scherze waren auch schon mal besser, Cal.“
Auch Ziva war nach Seufzen zu Mute – sie hatten definitiv andere Sorgen und der Captain nutzte jede Gelegenheit für einen schlechten Scherz. Sie fühlte sich, als habe sie die Aufsichtspflicht für einen zweiten Tony. Dabei kam sie mitunter nichteinmal mit dem Ersten klar.  Gerade, als sie sich an diesen ersten Tony wenden wollte, bemerkte sie, dass er starr geradeaus schaute.
„Tony?“, fragte sie und schaute in die Richtung, in die auch der Halbitaliener blickte.
Dieser zuckte kurz zusammen und wandte sich dann, mit einem fragenden Gesichtsausdruck, an Ziva: „Was ist?“
„Alles in Ordnung? Du siehst ein wenig nachdenklich aus.“
„Es ist alles okay. Ich… ich habe nur gerade über meine Zeit beim BPD nachgedacht. Da war alles noch viel einfacher. Man wusste, die Bösen sind Böse, die Guten sind wir.“, sagte er mit einem leicht melancholischen Funkeln in den Augen, „Und jetzt? Schau uns an, Ziva. Ich liebe dich und selbst das ist nicht einfach.“
Ziva blinzelte: „Hast Du gerade gesagt, dass Du…“
„Frag mich nicht wieso.“, schoss Tony zurück und Agatha räusperte sich: „Vielleicht ist es die nette Aussicht auf den See Montebello?“
„Erm… will ja nicht meckern.“, gab Cal zu bedenken, „Aber – sollten wir nicht zurück nach DC fahren? Ich meine – Abby sagen, was los ist? Vielleicht kann die uns ja ne Flugroute dieses UFOS geben?“
Die XO seufzte und schaute den Captain an: „Manchmal hast Du die Emotionalität eines Holzklotzes.“
 „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber, ich glaube, Cal hat recht.“, sagte Tony in diesem Augenblick und nickte in die Richtung des Sternenflottencaptains, der ihm kurz dankbar zulächelte. Hatte ihm dieser Agent doch tatsächlich aus der Patsche geholfen? Der Captain atmete tief durch und schaute zu Agatha: „Komm, Schatz, wir müssen.“

Der schwarze Dodge fuhr so schnell, wie es die Geschwindigkeitsvorgaben und – begrenzungen erlaubten. Cal hatte seinen Tricorder aufgeklappt und es würde Ziva nicht wundern, wenn er gerade irgendwelche Daten an das Schiff sandte oder empfing. Das war einfach nur Wahnsinn. Sie hatte das Raumschiff zwar gesehen, sie hatte mit der Crew interagiert und sie hatte die Technologie ausprobiert – dennoch, es kam ihr einfach nur faszinierend vor, dass es Ausserirdische gab. Zwar hatte sie Tony gegenüber die harte Frau markiert, die damit klar kam, aber – wenn man bedachte, dass man in der Beziehung einen Partner brauchte, der stark war, und einen, der sich auf diesen starken Partner verlassen konnte… und Tony war momentan so gar nicht das, was man als stark bezeichnete.
Sie blinzelte. Nein, dieser schlechte Wortwitz…
„verdammt, DiNozzo“, fluchte sie in Gedanken, „jetzt habe ich Tony Stark im Kopf.“
Dieser Mann – DiNozzo, nicht Stark – war einfach nur eine Quelle unnützen Filmwissens und sie hatte das Gefühl, dass er sie damit ansteckte.
Sie seufzte.
Wie lange dauerte die Fahrt von Baltimore-Zentrum zum Navy Yard? Kurz überschlug sie die Geschwindigkeit, mit der Tony unterwegs war und die Entfernung (Knapp 40 Meilen) und kam zum Schluss, dass sie knapp eine Stunde hier mit diesem Mann und den beiden Starfleetoffizieren gefangen war.
Super.

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #28 am: 05.05.14, 18:27 »
Die rothaarige XO schaute aus dem Fenster, der braunhaarige Captain tat es ihr gleich und er presste, zu allem Überfluss, sein Gesicht so dicht ans Fenster, dass die Nase geplättet wurde. Agatha war sich dessen bewusst – sie liebte einen Mann, der körperlich zwar auf die Dreißig zuging, geistig aber irgendwo zwischen 8 und 18 stehengeblieben war.
Sie seufzte und hörte, wie auch Ziva diesen Laut von sich gab. Kurz blickte sie sie an, merkte, wie die hübsche Israelin ihren Blick erwiderte und sie waren sich beide klar, dass sie dasselbe dachten. Ihre Männer waren einfach nur seltsam.

Langsam, aber sicher senkte sich wieder die Nacht über die vereinigten Staaten und Tony DiNozzo konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass dies wohl einer der längeren Fälle werden würde. Normalerweise brauchten sie nie länger als maximal 3 Tage, bis sie den Fall gelöst haten – aber nun brach, in knapp acht Stunden schon der nächste Tag an und sie hatten sich eigentlich nur mit der Sache mit Magnus aufgehalten. Hoffentlich gab es an der McGoogle-Boss-Front etwas Neues.
Mit schnellem und routiniertem Griff schaltete der Halbitaliener das Radio ein.
„Sie hören Baltimore 47,11“, erklang die Stimme des Moderators und Tony konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Baltimore 47,11“ war einer der besten Radiosender im gesamten Stadtgebiet und während der Moderator „Howling Mad Murdoc“ seine samtweiche Stimme über den Äther jagte,  fühlte sich Tony erneut wie der junge Detective, der gerade frisch von der Polizeiakademie abgegangen war.
Und dann fiel plötzlich das Radio aus.
„Erm….“, machte Tony und stockte, als der Wagen sich ebenfalls nicht mehr rührte.
„Was ist denn los?“, meldete sich verschlafen die Stimme Agathas und Tony warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren tatsächlich eine Halbe Stunde unterwegs gewesen. „Da kann man mal sehen, wie gut die Unterhaltung auf Baltimore 47,11 ist.“, grinste er und versuchte erneut, den Wagen zu starten. Und genau dabei blieb es auch.
„Lass mich mal.“, murmelte Cal, der ebenfalls ein wenig verschlafen klang, und klappte seinen Tricorder auf, ehe er stockte, und auf das technische Wunderding blickte: „Hä? Wieso geht das Ding nich an?“
Und gerade als sich Tony umdrehen wollte, sah er es.

Agatha hatte gar nicht mitbekommen, wann genau sie in einen tiefen, ruhigen Schlaf gesunken war, sie hatte nur gemerkt, wie das sanfte, hypnotische Rauschen der Straße sie immer mehr einlullte und ihr Kopf immer schwerer und schwerer wurde. Das Gleiche galt für ihre Augenlider, die sich bleischwer anfühlten und immer wieder nach unten gezogen wurden, egal wie sehr sie versuchte, dagegen anzugehen. Kurz blickte sie zu Cal und stellte fest, dass es ihm nicht anders erging und dann, als der Wagen eine Kurve fuhr, sank der Körper des Captains gegen sie und sie legte einen Arm um ihn. Sein Kopf sank gegen ihre Schulter, sie lächelte und ließ sich dann ebenfalls fallen.
Und nun war sie aufgewacht – dadurch dass sich plötzlich die komplette Atmosphäre änderte. Zuvor hatte sie sich in diesem Auto sicher gefühlt – was, wenn man bedachte, wie gefährlich manche Autocrashs ausgehen konnten, ein großer Witz war. Aber jetzt, mitten auf diesem einsamen, verlassenen Stück Landstraße, konnte sie sich dem Gefühl nicht erwehren, eben nicht mehr sicher zu sein. Es war, als habe der Wald Augen und das Verrückte war, dass Agatha von sich überzeugt war, eigentlich eine sehr rationale Frau zu sein. Grundlose Panik war ihr normalerweise fremd.
Doch hier war irgendetwas, dass ihr entgegenschrie, dass sie hier wegmusste.
Kurz versuchte sie, ihren Atem zu kontrollieren, doch es gelang nicht.
Wie durch Watte nahm sie die ratlose Frage des Captain wahr, warum sein Tricorder nicht funktionierte und dann …

Das Radio erwachte kreischend zum Leben. Es war nicht mehr die sanfte Melodie, die Tony gefunden hatte, es war etwas Anderes, das laut, hässlich, kreischend, schreiend aus dem Äther kam. Dieses Etwas hatte einen starken Einfluss auf die Starfleetoffizierin. Und nicht nur auf sie, denn plötzlich deutete der Captain auf die Windschutzscheibe, an Tony vorbei auf etwas, das sie nicht sehen konnte, nicht sehen wollte .
Sie merkte, wie ihr Herz raste, hoffte, dass die Bundesagenten genug Willensstärke bewiesen, die ihr und Cal offenbar komplett fehlte, denn plötzlich spürte sie die Hand – die inzwischen vor Schreck eiskalte Hand – des Captains, die nach ihrer griff und sie festhielt.
„C… Cal“, hauchte sie, wobei sie jede Unze an Willensstärke aufbringen musste, „Wir… wir sind Offiziere… wir dürfen… nicht…“
Der gellende Schrei des Starfleetcaptains unterbrach sie und plötzlich hatte er die Tür aufgerissen und versuchte zu fliehen. Leider hatte er immer noch den Sicherheitsgurt angelegt, weswegen er sich nicht erheben konnte.
„Sie haben uns gelähmt.“, schrie er, „Sie haben uns gelähhhmt“

Und dann sah sie das Wesen am Fenster.
Es starrte aus schwarzen, mandelförmigen, blicklosen Pupillen herein und in ihrem Kopf klickte es. Ihr Herzschlag beruhigte sich, sie holte tief Luft, griff nach Cals Gesicht und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

Ziva wusste nicht, was erschreckender war – die entsetzliche Kakophonie, der schrille Missklang aus dem Autoradio, das gleißende Licht vor ihnen, aus dem sich Gestalten lösten und auf sie zu kamen, der gellende Schrei des Captains hinter ihr, der sie beinahe taub werden ließ oder der Fakt, dass Agatha dem Captain plötzlich eine scheuerte – wobei, letzteres wirkte fast schon wieder zu komisch.
Sie wandte sich zum Beifahrerfenster, an dem gerade ein Wesen, ein Etwas aufgetaucht war, und sie leidenschaftslos anblickte.
„Ein Grey.“, schoss es ihr durch den Kopf, „Ich will verdammt sein. Es ist tatsächlich ein lebender Grey.“
Dann öffnete sich – ganz von alleine – die Tür und gerade, als das Wesen sie abschnallen wollte, stoppte es mitten in der Bewegung, legte den Kopf schief und blickte auf das wimmernde Häuflein Elend, das hinter ihr saß.
Es trat auf den Captain zu, schaute ihn an und begann, zu sprechen.
„Captain Cat.“

„Ich will verdammt sein.“, dachte sich Tony, „Der Typ kennt auch alle.“
Irgendwie wechselte gerade die komplette Situation – die zierlichen, aber dennoch furchteinflößenden Ausserirdischen schauten den Captain und seine XO an und warteten darauf, dass irgendetwas geschah.
Der Captain hob vorsichtig den Blick, schaute sich unsicher um und schnallte sich ab, ehe er – mit sehr staksigen Schritten – aus dem Auto taumelte und auf einen der Greys zustakste.
Agatha folgte ihm, schaute die Beiden an und schüttelte den Kopf. Der Befehl war klar und – Aliens waren ja das Kerngeschäft der Sternenflotte. Also musste Tony den beiden Offizieren hier das Feld überlassen.
Die Lähmung fiel von ihm ab und er schaute zu Ziva.
„Sag mal, weißt du, was hier los ist?“
Ziva, deren Brustkorb sich sichtbar hob und senkte, schüttelte den Kopf. Dieser Anblick erschütterte Tony, denn er kannte Ziva als wirklich starke Frau, die nichts erschütterte – aber vielleicht war eine Beinahe-Entführung durch Ausserirdische etwas, das einem beim Mossad nicht unbedingt beigebracht wird.
Der Captain und die XO kamen zurück, ersterer immer noch mit Angsttränen in den Augen, letztere sichtlich ruhiger.
„Wir können.“, sagte sie und der Captain schnallte sich an, „Verdammte…“
„Cal, nicht fluchen.“, ermahnte sie ihn, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn in seinem Sitz zusammensacken ließ.
Ziva schaute sie durch den Innenspiegel an: „Das ist ein Trigger, oder?“
„Ja.“, nickte Agatha und deutete nach Oben, eine Geste, die der Israeli irgendwie nicht mehr so ganz behagte, „Gina hat … naja… ist vielleicht ein wenig kompliziert, das alles zu erklären.“
„Das interessiert mich auch gerade nicht.“, meinte Tony und schaute die hübsche Rothaarige an: „Mich würde mehr interessieren, was hier gerade passiert ist?“
„Das würde auch keinen Sinn mehr machen. Ich kenne das Standardprotokoll der Asgard. Lehnt euch zurück, das wird…“
Weiter kam sie nicht, denn das Geräusch, das während der kurzen Unterhaltung zwischen Agatha, Cal und den Aliens – den Asgard – leiser geworden war, verstärkte sich wieder. Es so unbeschreiblich unangenehm, dass Tony dem keine zwei Sekunden standhielt. Sein Kopf sackte nach vorne, er hörte Ziva noch stöhnend das Bewusstsein verlieren und dann wurde es dunkel.

„Mich würde mal interessieren, wo DiNozzo und die anderen stecken.“,murmelte Gibbs derweil und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Selbst, wenn man bei Magnus’s noch Kaffee und Kuchen zu sich nahm, was Gibbs den Agenten lieber nicht geraten haben wollte – sich auf Staatskosten bei einer Familie durchfüttern, wo gibt es denn sowas? – brauchte man doch nicht mehr als eine knappe Stunde von Baltimore bis nach DC.
Und gerade, als er sein Handy aufschnappen lassen wollte, öffnete sich die Tür und Tony verließ den Aufzug.
„Wo kommst Du jetzt her?“, fragte Gibbs.
Tony stockte: „Wir hatten eine Panne.“
Der Chef konnte sich nicht helfen, irgendwie klang die Antwort fast schon mechanisch, wie auswendig gelernt oder wie in Trance aufgesagt.
„Und wo?“, fragte er daher, was Tony zu einem Schulterzucken nötigte: „20 Meilen vor Washington. Mitten im Nirgendwo.“
Erneut glitt die Tür des Aufzugs auf und Ziva, sowie Cal und Agatha verließen den Lift.
„Und, was habt Ihr herausgefunden?“
Ziva seufzte: „Er… na ja, er meint, etwas gesehen zu haben.“
„Korrektur.“, sagte Agatha, „Er hat etwas gesehen. Die Form, die er beschrieben hat, ist ziemlich eindeutig.“
Damit griff sie sich ein Blatt Papier und zeichnete, mit schnellen geschwungenen Linien etwas auf, das definitiv kein Flugzeug war.
Cal, der ihr über die Schulter schaute, grinste: „Steinstark, die kann malen, was?“
Damit nahm er das Blatt Papier, zeichnete, etwas weiter unten, etwas anderes auf.
„Darf ich vorstellen.“, sagte die XO anschließend, „Schiff und Pilot.“

Gibbs betrachtete sich das Gebilde und die Personenzeichnung, die Agatha und Cal abgeliefert hatten – wobei man bei der Zeichnung des Captains nicht viel von „Personenzeichnung“ sprechen konnte. Es war mehr eine grobe Form eines ovalen Gesichtes, mit ebenso ovalen, schwarzen Augen – fehlender Nase und einem ausdrucks- weil lippenlosen Mund.
„Den können wir aber schlecht zur Fahndung ausschreiben.“, sagte Gibbs und Ziva schüttelte den Kopf: „Ist auch nicht notwendig. Die Asgard haben nichts mit der Sache zu tun. Sie sind nur auf der Suche.“
„Auf der Suche?“, echote Gibbs und Tony nickte: „Natürlich. Weißt Du, wie lange man braucht, um einen Planeten gründlich abzusuchen? Wir brauchten damals, als McGoogle beinahe ins Gefängnis gegangen wäre, weil man ihm einen Mord anhängen wollte, auch ziemlich lange, um die entsprechenden Kugeln zu finden. Und das war nur eine kleine Seitenstraße.  Die Asgard sind ebenso gründlich.und bei einem Planeten braucht es halt ein paar Jahre.“
„Und wie lange suchen sie schon?“
In diesem Moment war Abby im Bullpen aufgetaucht und schaute zuerst zum Bild, dann zu Tony und Ziva, die so sprachen, als seien sie es gewöhnt, über Ausserirdische zu reden.
Cal räusperte sich: „Seit knapp 64 Jahren. Wisst Ihr, 1947 gingen damals nicht nur die Ferengi runter, sondern auch ein Asgard-Scout-Schiff.“
„Der Roswell-Zwischenfall?“, fragte Abby und Cal schüttelte den Kopf: „Nein, Miss Sciuto, das waren die Ferengi. Wo die Asgard abstürzten, ist unbekannt. Aber – sie haben nichts mit unserer Sache zu tun.“
„Das heißt, die komplette Sache war…“, setzte Tony an, was Agatha zum Nicken brachte: „Komplett sinnlos. Aber – gut das wir mal drüber geredet haben.“


Lieutenant Commander Jill Menacer arbeitete gerade an ihrer taktischen Konsole. Es war heute mal wieder einer dieser langweiligen Tage, an denen es so gut wie nichts zu tun gab – aber es war besser, wenn der Tag langweilig war, als, wenn viel zu viel zu tun hatte.
Sie bevorzugte die Tage, in denen es nichts zu tun gab. Wann ergab sich schon einmal die Möglichkeit, in der Dienstzeit zu lesen?

Gerade verfolgte sie mit Spannung die Aufklärung der Geschichte um den niederländischen Kommissar, der auf einem Campingplatz einen Mordfall aufklären sollte, als ihr Kommunikator ein Geräusch von sich gab.
„Cat an Menacer?“
Die hübsche Blonde mit den ebenmäßigen Gesichtszügen und dem frechen Funkeln in den Augen seufzte und betätigte die Brosche an ihrer Brust: „Menacer hier?“
„Pass auf, Jill, Agatha und ich kommen gleich wieder hoch. Wir bringen nochmal Gibbs, Tony, Tim, Ziva und Abby mit, also, wunder dich nicht, wenn gleich die Brücke ein wenig voll werden könnte.“
„Verstanden, Cal.“, sagte die hübsche Frau, doch sie hob überrascht die Augenbrauen, als sie erneut die Stimme des Captains wahrnahm: „Ach ja – und scann doch mal bitte nach einer Asgard-Ionenspur, die von Washington ausgeht. Ich möchte sie finden und verfolgen.“
„Sind die Asgard nicht unsere Alliierten?“
„Eigentlich schon, aber Alliierte greifen einander nicht an, oder was meinst Du?“
Jill wiegte ihren Kopf hin und her, ihr schweres, blondes Haar machte die Bewegung mit und als sie nickte, wippte es kurz nach vorne: „Ja, stimmt.“
Damit gab sie ein paar Befehle ein, betätigte eine Taste und meldete: „Schiff scannt nach Ionenspur. Wir beamen euch jetzt direkt auf die Brücke.“
Keine zehn Sekunden später erklang ein paar Meter neben ihr das typische, leise, singende Geräusch eines Transporters, der eine – oder in diesem Fall: Mehrere – Personen materialisieren ließ.

„Pass auf, Jill, Agatha und ich kommen gleich wieder hoch. Wir bringen nochmal Gibbs, Tony, Tim, Ziva und Abby mit, also, wunder dich nicht, wenn gleich die Brücke ein wenig voll werden könnte.“, sagte der Captain in das kleine Schmuckstück und Tim McGee riss überrascht die Augenbrauen hoch. Sie sollten nochmal auf die Dragonfly gebeamt werden? Hatte er da denn gar nichts zu zusagen? Offenbar nicht, denn Gibbs, Tony und Ziva stellten ihre unbeeindruckten Mienen zu schau, während neben ihm Abby begeistert auf und ab hüpfte, was ihre Pferdeschwänze wippen ließ.
„Oh Tim“, lachte sie, klatschte begeistert in die Hände und schaute ihn an wie ein Kind am Weihnachtsmorgen, wenn es der Geschenke ansichtig wurde, „Ich darf mit nach oben. Wie cool ist das denn?“
Die Antwort Tims, ein leichtes, gezögertes und gedehntes „jaaa“ bekam sie gar nicht mit, denn sie eilte zu Cal und fiel ihm um den Hals: „Danke schön.“
Dann machte sie sich los und umarmete auch Agatha, die mit einer Labortechnikerin, die sich einem selbst durch umarmen-und-nie-wieder-loslassen anoperiert hatte, ein wenig überfordert wirkte. Sie schenkte ihrem Freund einen Blick, der deutlich um Hilfe bat, ehe Tim sich ihrer erbarmte, und Abby die Hand auf die Schulter legte.
„Komm, lass der armen Frau noch ein wenig Luft. Sie läuft ja schon blau an.“
Damit sprang Abby ihn an und er schüttelte den Kopf.
Irgendwie genoß er es ja sogar, wenn da nicht Laura wäre.
Okay, zugegeben, sie kannten sich erst seit ein paar Stunden und die Unterhaltung über Fanfiction, ihre Alias, die sie beide aus der Serie „Reporter Blues“ geklaut hatten,  und über das Schreiben als Solches, war alles, was sie wirklich an Gemeinsamkeiten hatten, aber Tim hatte das Gefühl gehabt, dass es bei ihr gut laufen könnte.
Aber dennoch – das Gefühl der sich an ihn festkrallenden Laborgoth, ihr Parfum in seinen Nasenlöchern, die Wärme ihres Körpers an seinem, das brachte Erinnerungen hoch. Erinnerungen an Nächte voller Leidenschaft in einem … Sarg.
Sie hatten tatsächlich in einem Sarg miteinander…
Das war merkwürdig, aber – irgendwie reizte es ihn immer wieder, und wann immer Abby wieder einen neuen Verehrer hatte, wie diesen großgewachsenen Typen, den Tony „Der Hulk“ genannt hatte, war da tatsächlich immer wieder Eifersucht.
Und gerade, als er Ihr sagen wollte, dass sie ihn jetzt loslassen könne, verschwamm die Welt um ihn und machte, für einen kurzen Sekundenbruchteil, alles umschlingener Dunkelheit Platz.

Du bist tot, Tim. , schoss es ihm durch den Kopf, Du bist tot, weil jemand die Welt ausgelöscht hat. Du bist mit Abby im Arm gestorben. Bei deinen Freunden. Es ist…
Durch die Dunkelheit seiner Gedanken schoss, wie ein heller, warmer Lichtstrahl, ein Gedanke auf ihn zu. Es waren nur drei lateinische Wörter, die ihm neuen Lebenswillen gaben. Cogito ergo sum.  – oder für alle Nicht-Lateiner: Ich denke, also bin ich.
Er dachte. Er war in der Lage, die Erkenntnis, dass er tot sein musste, weil jemand die Welt ausgelöscht hatte, zu fassen, also war er nicht tot.
Und dann kehrte die Helligkeit zurück, schoss in seine Augen, Geräusche brüllten in seine Ohren und der Geruch von Abbys Parfum, das er eigentlich sehr gerne roch, schien plötzlich viel zu aufdringlich. Die Helligkeit, sein komplettes Bewusstsein, schlug mit der Gewalt einer Welle auf ihn ein, erreichte den Höhepunkt des Erträglichen und zog sich wieder zurück.
Plötzlich war alles wieder normal.
Das Parfum roch zwar immer noch stark, aber das lag daran, dass sie sich an ihn geklammert hatte und seine Nase sehr nah an ihrem Hals war. Das Licht war wieder erträglich und die Geräusche ebenfalls.
„Captain auf der Brücke.“, bellte neben ihm plötzlich eine weibliche, doch sehr gefasste Stimme und Tim wirbelte erschrocken zu ihr herum.
Der Captain hatte sich schon auf dem Platz, der ihm gehörte, niedergelassen und wandte sich zu der Frau um: „Danke, Jill. Weitermachen.“

„Tim“, flüsterte Abby ihm ins Ohr, „Das ist ja die Brücke der Voyager.“
„Nicht ganz.“, raunte der Informatiker zurück, „Das ist schon die Brücke der Dragonfly, aber sie ist ein Schiff der Intrepid-Klasse.“
Damit schaute er sich erneut um. Agatha ging, ihm und Abby beruhigend zulächelnd, an ihm vorbei und setzte sich neben Cal, auf den Platz des ersten Offizieres, während Gibbs, Tony und Ziva sich ebenfalls verblüfft umblickten.
„Vielleicht“, meinte Cal von seinem Sitzplatz her, drehte sich zu ihnen um und lächelte, „Wollt Ihr es euch bequem machen? Wir können euch ein paar Gästequartiere zuteilen. Ihr könnt auch meinen Bereitschaftsraum nutzen oder den Besprechungsraum? Tim weiß sicher, wo alles ist.“
Damit lächelte der Captain ihm zu: „Er hat ja Voyager gesehen, wie ich annehme. Ich muss Dich übrigens enttäuschen, Seven of Nine wirst Du hier nicht finden. Sie ist tatsächlich auf der echten Voyager.“
„Och, das macht nichts.“, grinste Abby plötzlich neben ihm, „Ich bin sicher, ich krieg ein genau so gutes Kostüm für mich hin.“
Der Informatiker schloss die Augen und hatte das Gefühl, als würden seine Schläfen gleich pochen. Hatte Abby etwa vergessen, dass er eine Person verloren hatte, die ihm wichtig hätte werden können?
Oder wollte sie ihn einfach nur aufheitern?
Er hatte keine Zeit, sich eine Antwort auszudenken, denn in diesem Moment griff Abby seinen Arm und lächelte: „Wollen wir uns ein wenig umsehen? Ich fände ja einen Besuch auf dem Holodeck klasse.“
„Oh, wartet, wir kommen mit.“, mischte sich plötzlich Ziva ein, griff Tony bei der Hand und eilte mit ihm zu Abby und Tim, woraufhin die vier im Turbolift verschwanden.

Als sich Tim und Abby von der Brücke entfernten, warf Agatha ihnen einen Blick nach. Sie grinste: „Das ist so typisch. Wir haben Transporter, wir haben Replikatoren, wir haben die fortschrittlichste Bibliothek im Umkreis von Lichtjahren und die Menschen des 21. Jahrhunderts besuchen immer zuerst das Holodeck.“
Der Captain nickte: „Das stimmt.“
Anschließend grinste er schief: „Wobei, wenn ich ehrlich bin – das Holodeck ist cool. Da kann man sich richtig schön entspannen.“
„Ich glaube nicht, dass Ziva und Tony ‚Entspannung’ im Kopf haben.“, raunte die XO und Cal schaute sie verblüfft an: „Wie kommst Du darauf?“
„Och, Tony hat mir gerade einen sehr vielsagenden Blick zugeworfen.“
Der Captain lächelte: „So eine Drecksau.“
Damit wandte er sich an Gibbs: „Und Sie? Wollen Sie hier rumstehen, oder…?“
„Eigentlich schon, wenn es nichts ausmacht?“
Gerade, als Cal etwas antworten wollte, fiel ihm Agatha ins Wort: „Aber nein, absolut nicht. Stellen Sie sich irgendwo dazu und schauen sie zu.“
„Gathy, hälst du das für eine gute Idee?“, raunte Cal, „Er könnte doch Traceless sein.“
Die XO zuckte mit den Schultern: „Dann haben wir ihn aber unter Aufsicht.“
„Das stimmt auch wieder.“, nickte der Captain.

Nach ein paar Minuten lehnte sich Cal in seinem Sessel zurück, lächelte Agatha zu und sagte leise: „Weck mich, wenn ich zu laut schnarche.“
Damit schloss er die Augen und war, mit einem der beklopptesten Grinsen auf diesem Erdball – und das will eine Menge heißen, wenn man sich im Weltall befindet – eingeschlafen.
Agatha zuckte mit den Schultern, beugte sich vor und küsste seine Stirn, ehe sie sich mit den Berichten befasste, die seit ihrem Tripp auf die Erde darauf warteten, abgearbeitet zu werden.
Kurz hatte sie sich in einem Bericht vertieft, als sie den Blick Gibbs auf sich ruhen spürte. Sie schaute auf und wandte sich zu dem grauhaarigen Ermittler um, der gerade einen Blick auf Jills Konsole geworfen hatte.
„Stört das nicht?“,  fragte er und deutete auf den schlafenden Captain neben ihr. Sie zuckte mit den Schultern: „Nein, das tut er öfter. Keine Sorge.“
Dann wandte sie sich an Jill: „Und, hast du die Ionenspur noch?“
„Ja, und sie wird stärker. In knapp einer Stunde müssten wir sie erreicht haben.“
Kurz pausierte sie und schaute ihre Chefin an: „Ich muss sagen, ich bin immer noch nicht ganz von der Sache begeistert. Es sind unsere Verbündeten, hinter denen wir her sind.“
„… die uns auch gefangen genommen hätten, wenn sie den Captain nicht durch seinen Besuch im SGC kennen würden. Vermutlich wollen sie keinen Trouble mit Jack haben.“
Jill zuckte mit den Schultern: „Das kann ich sogar irgendwie verstehen, und…“
Erneut pausierte sie, ehe sie ihren Kommunikator betätigte: „Menacer an Sato? Ich wiederhole, Menacer an Sato?“
Kurz war nichts zu hören, dann erklang eine leicht verschlafene Stimme mit einem nicht zu überhörenden, japanischen Akzent: „Sato hier, Commander.“
„Ran, ich habe dich ein paar Mal gebeten, dieses Diagnoseprogramm zu beenden.“
„Commander, ich … es ist ein wissenschaftliches Experiment, das ich dringend durchführen muss.“
Agatha schaute die taktische und Sicherheitsoffizierin fragend an. Ging es etwa schon wieder um das ominöse Projekt „Catsghost“, das die attraktive Asiatin durchführte? Sie hatte keine Ahnung, was das genau für ein Programm war, sie wusste nur, dass der Captain es abgesegnet hatte, nachdem er mit Jill und Gina über die möglichen Auswirkungen gesprochen hatte.
Warum sich Gina in diese Unterhaltung eingemischt hatte, war ihr auch nicht bekannt, aber die Bordärztin hatte es getan. Sie erinnerte sich daran, dass Gina Ran an dem letzten Tag, bevor sie mal wieder aufgebrochen waren, kühn dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war, auf die Erde in die Heimatstadt der hübschen Japanerin begleitet hatte.
Als sie wiedergekommen waren, hatte sich Gina von der Architektur Tokyos begeistert gezeigt und danach stellte sie sich als starke Fürsprecherin des Projektes „Catsghost“ heraus, wenngleich auch ihr die eigentlichen genaueren Spezifikationen des Projektes nicht ganz geläufig waren. Aber sie…

„Ich stelle den Suchlauf für die nächsten paar Stunden ab.“, riss Rans Stimme, die aus dem Äther kam, Agatha aus ihren Gedanken und sie sah, wie Jill nickte: „Gut, tu das. Ich möchte Dich ferner bitten, den Suchlauf nur noch in der Nachtschicht laufen zu lassen. Das sind 8 Stunden, in denen die Sensoren dir voll und ganz zur Verfügung stehen.“
Die XO konnte förmlich hören, wie die Japanerin mit den Zähnen knirschte, ehe sie ein „Verstanden“ von sich gab.
„Gut.“, sagte Jill und schloss den Kanal.

„Computer?“, erklang in Ran Satos Quartier die samtweiche, leicht exotische Stimme der Asiatin, „Pausiere Suchlauf und beende das Programm.“
„Bestätigt.“
Ran ließ sich wieder zurück in die samtweichen Kissen sinken, deckte sich zu und rollte mit den Augen. So würde sie das Ziel nie erreichen. Aber es brachte nichts, sich darüber aufzuregen. Jill war ihr gegenüber weisungsbefugt. Sie schloss die Augen und ließ sich von dem hypnotischen Summen des Antriebs, das sie deutlich hören konnte, in das Reich der Träume tragen.

Abby quietschte nahezu vor Vergnügen, während sie sich umblickte.
„Das ist ja …“, brachte sie hervor und eilte durch das große Schott, auf dem groß „Maschinenraum“ prangte. Tim folgte ihr – inzwischen vom Übermut und der Neugierde genau so infiziert – und er dachte sich nichts dabei, als sich ihnen plötzlich ein Kanten von einem Mensch in den Weg stellte.
„Unbefugte haben hier keinen Zutritt.“, sagte er und schaute zu der schwarzhaarigen Goth herunter: „Sind Sie nicht Abigail Sciuto?“
„Ja.“, lachte sie, „Und wer sind sie?“
Nun ging der Kanten von einem Mann ein wenig in die Hocke, dass er sie ansehen konnte, ehe er breit grinste: „Mensch, dass ich Sie mal treffe, hätte ich nicht gedacht. Ich bin Sebastian Middlegate – aber bitte, nennen Sie mich Scotty.“
„Scotty?“, fragte Abby, „Wie … Montgomery Scott?“
„Ja.“, strahlte der Mann, wonach sein Strahlen ein wenig verrutschte, „Wenngleich ich nicht mit ihm verwandt bin. Aber… er hat mir damals – ich glaube, das war bei dieser gefährlichen Mission, wo sich die Brückencrew in einen Haufen wilder Kreaturen verwandelte – die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt ‚Es ist keine Enterprise, wenn kein Scotty im Maschinenraum ist.’“
Er lachte: „Ich habe ihn dann darauf hingewiesen, dass dies nicht die Enterprise sei und er hatte eine Grimasse geschnitten: ‚Und der Chefingenieur der neuesten Enterprise heißt auch LaForge. Legen Sie nicht jedes Wort von mir auf die Goldwaage, Junge. Sie machen diesen Job hier wirklich gut.“
Erneut strahlte er: „Ein größeres Kompliment hätte ich vom großen Scotty nie bekommen können.“
Die hübsche Goth schaute Scotty fasziniert an und nickte: „Stimmt – oder, was meinst Du, Tim?“
Kurz regte sich ein kurzer Unmut in McGee und er wollte schon sarkastisch fragen, ob er jetzt auf einmal wieder doch gut genug war, um mit ihm zu reden, aber – irgendwie konnte er die Neugierde Abbys verstehen. Das war wirklich alles – um es auf ein Wort zu subsumieren „cool“.
„Ja.“, sagte er knapp und näherte sich einer Konsole, „Ist das… jetzt sagen Sie bloß, dass ist die Warpkernkontrollkonsole?“
Scotty ging zu ihm, nickte und sagte: „Klar, was soll es sonst sein? Ich meine, das Ding misst das Mischungsverhältnis von Materie zu Antimaterie und den Energieoutput, den wir daraus erhalten, aufs Millicochrane.“

Abby musste lächeln, als sie sah, wie auch in Tims Augen die kindliche Begeisterung an die Oberfläche blubberte, die er vorher versucht hatte, zu unterdrücken. Ziva und Tony hatten sich schnell von ihnen getrennt und waren in einem Holodeck verschwunden – sie wollte gar nicht so genau wissen, was die Beiden darin so taten. Es reichte schließlich schon, dass sie wusste, das ihr Tiger das tun konnte, sie musste nicht auch noch wissen, dass er es tat. Und schon gar nicht mit ihrer besten Freundin. Gut – sie wusste, dass Ziva und Tony zueinander gehörten, das war ihr schon zu dem Zeitpunkt klar gewesen, als sie sie zum ersten mal miteinander gesehen hatte – aber es gab einfach Sachen die wollte sie nicht wissen und die gingen sie auch nichts an.
Also war sie mit Tim auf eine Entdeckungstour gegangen. Schließlich drohte ihnen ja hier keine Gefahr. Das Raumschiff war doch sicher…

Kaum, das sie diesen Gedanken getroffen hatte, explodierte neben ihr eine Konsole und die Beleuchtung verdunkelte sich, wich einem beunruhigenden Scharlachrot.
„Was ist das?“, fragte sie und Tim schaute sie an: „Na was schon. Alarmstufe rot. Ich nehme an, wir werden angegriffen.“
Das Beben, das in diesem Moment das Schiff durchschüttelte, korrespondierte mit der Meinung des Computerexperten, der in diesem Moment von den Beinen geholt wurde. Sein Kopf krachte gegen eine Verstrebung und er sank an ihr herunter.
„TIM!“, schrie Abby, als das Beben erneut durch das Schiff ging und sie beinahe ebenfalls gefallen wäre.

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Antw:Schweinehunde unter sich (NCIS/Star Trek/Stargate)
« Antwort #29 am: 05.05.14, 18:28 »

„Bericht.“, sagte Agatha mit ruhiger Stimme, als sich ein verschlafen wirkender Cal neben ihr aufrichtete.
„Was wird es wohl sein, wir werden angegriffen.“, murmelte der Captain und klang immer noch ein wenig schläfrig, als er auf den Bildschirm, und damit auf das Goa’Uld-Hatak deutete, dass sich ihnen dort entgegen stellte.
„Lucianer-Allianz, oder echtes Goa’uld-Schiff, was meinst Du?“, fragte die hübsche XO und Cal zuckte mit den Schultern, ehe er einen Blick über seine Schulter warf: „Was sagt denn unsere Freund-Feind… oh Gott.“
Er stockte und schaute zu Gibbs, der sich gerade neben Jill aufrichtete.
„Ihr Puls ist stabil.“, sagte er mit der Selbstsicherheit eines Feldmediziners, der er ja eigentlich nicht war, „Aber… sie muss sich den Kopf angeschlagen haben. Ich würde vorschlagen, dass sie Ihre Bordärztin rufen.“
„Klar.“, nickte Cal, war sofort bei Gibbs und zog die gerade zu sich kommende Jill hoch.
Sie lächelte ihn an, wirkte ein wenig benebelt: „Hey, lass das nicht Agatha sehen.“
„Tut sie schon.“, sagte er und wandte sich an seine XO: „Schatz, du hast die Brücke, ich bring Jill eben in die Krankenstation.“
„Captain, Ihr Platz ist auf der Brücke.“, legte ihm Gibbs eine Hand auf die Schulter und Cal schüttelte den Kopf: „Special Agent, ich mache das immer so. Eine Frau, verletzt, auf meiner Brücke? Nicht wenn ichs verhindern kann. Agatha, du hast die Brücke und die Taktik.“
Damit drehte er sich um und geleitete seine benebelte taktische Offizierin in den Turbolift.

Gibbs warf einen verblüfften Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte: „So ist er. Da kann man nichts machen.“
Damit kam sie auf ihn und die taktische Konsole zu und lächelte ihn an: „Keine Sorge, wir sind Profis.“
„Offenbar nicht, wenn der Kapitän mitten in der Schlacht…“
Erneut bebte das Schiff, doch Agatha und Gibbs hielten sich an der Verstrebung fest, um nicht ebenfalls den Boden unter den Füßen zu verlieren.
„Darüber reden wir gleich, okay?“, fragte sie und wandte sich der taktischen Konsole zu, ehe sie humorlos auflachte.
‚Agatha, du hast die Brücke`, immitierte sie Cal und schaute zu Gibbs: „Wissen Sie, Taktik ist zwar ein Steckenpferd von mir, aber… nicht gegen Goa’uld.“
„Mich brauchen Sie nicht zu fragen, ich kenn mich damit auch nicht aus.“, knurrte der Chefermittler und drehte sich verblüfft um, als die Turbolifttür aufglitt und zwei leicht derangiert-wirkende NCIS-Agenten auftauchten.
„Wie seht ihr…“, setzte Gibbs an, doch er beschloss, dazu erstmal nichts zu sagen.
Erstmal musste man sie hier herausholen. Und so zuversichtlich, wie Ziva dreinblickte, hatte die hübsche Israeli einen Plan.

Kurz vorher
Das animalische Knurren Zivas drang durch all seine Fasern und das Verlangen etwas Bestimmtes zu tun, war beinahe überwältigend. Er lag unter ihr, sah wie hypnotisiert in ihre funkelnden, braunen Augen und war ganz hin und weg. Alles in ihm sehnte sich danach, sich ihr zu ergeben, damit sie mit ihm machen konnte, was sie wollte. Er konnte ganz deutlich sehen, dass sie ebenfalls diese Gefühle hatte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, ihr Atem ging stoßweise. Er machte seinen Zug, stemmte sich ihr entgegen und hörte sie keuchen: „Schwerer Fehler, DiNozzo.“
Dann schlang sie ihre Arme um ihn und drückte zu.
Der Schmerz war höllisch und er verfluchte sich, dass er sich dazu hatte breitschlagen lassen, sich von ihr in Kampfsport auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Das, von dem er sich eine gewisse erotische Komponente versprochen hatte, endete in bloßem Trainieren, bis die beiden Agenten durchgeschwitzt waren.
„Man muss auf alles vorbereitet sein“, hatte Ziva gesagt und mit ihm etliche Kampfsimulationen in unterschiedlichen Waffennutzungen durchgespielt. Am stärksten erinnerte sich Tony an das Bild einer Ziva, die mit pfeilgeradem Rücken, stolz aufgerichtet da stand, zwei Schwerter in der Hand haltend und einen Siegesruf ausstoßend.

„Können… wir eine kleine Pause einlegen?“, keuchte er und sah, wie sie nickte.
Gut.
Als sie sich gegen ihn sinken ließ, umarmte er sie, küsste ihre Stirn und streichelte ihre Flanke. Sie war noch ziemlich mitgenommen, hob den Kopf und schaute ihn an: „Ich verprügel Dich und du küsst mich?“
Er lächelte schief: „Ich weiß auch nicht… irgendwie steh ich auf Frauen, die…“
In diesem Moment bebte das Schiff und Tony rollte mit den Augen: „Wer immer fliegt, wird hoffentlich einen guten Grund dafür haben, dass er uns so durchrüttelt.“

Als sie die Kommandobrücke betraten, glaubten sie, ihren Augen nicht zu trauen.
Flog da tatsächlich eine Pyramide im Weltall? Und feuerte sie tatsächlich auf sie?
Den verwunderten Blick und die angesetzte Frage, wie sie aussähen, ignorierte Ziva und schaute zu der hübschen Rothaarigen, die ihr ein amüsiertes, beinahe wissendes Lächeln schenkte. „Darf ich mal?“, fragte die Israeli und Agatha nickte: „Bitte, bitte, bedien dich. Du kennst die Bedienung ja noch von unserem Shuttleflug.“
Ziva nickte, ging zur Konsole und ließ, mit flinken, zielsicheren Fingern die entsprechenden Gegenmaßnahmen einleiten. Auf dem Hauptschirm sah man, wie die Pyramide von einem grellorangen Lichtstrahl getroffen wurde, ein wenig schlingerte, aber dann wieder auf sie zukam und ebenfalls etwas abfeuerte.
Der Treffer ließ das Deck beben und Ziva hielt sich fest, um nicht zu stürzen.
Kurz überlegte sie, dann hob sie ihre Stimme: „Steuermann?“
Die Person an der Navigationskonsole drehte sich zu ihr um: „Ich heiß Alexander – oder Alex.“
Ziva nickte bestätigend: „Gut, Alex – ich kann gleich deine Hilfe gebrauchen.“
„Verstanden, Ma’am.“
Mit zielsicheren Fingern tippte Ziva wieder einen Befehl und Tony konnte sich nicht helfen, er sah sie bewundernd an. Sie erinnerte ihn gerade an eine Pianistin, die genau wusste, welche Taste zu drücken war, um welchen Ton zu treffen, damit das Publikum von ihrer Darbietung verzaubert wurde. Hier waren es allerdings keine Tasten, die einer Klaviatur Töne entlockten, sondern durchweg tödliche Befehle. Und Ziva traf die Tasten mit tödlicher Präzision.
„Alex, ich brauche jetzt deine Hilfe.“
„Und wie, Ma’am?“
Ziva lächelte.

Im Weltall musste die Szenerie ein wenig spektakulärer ausgesehen haben, als sie eigentlich war. Die Dragonfly mit ihrer beinahe Pfeilähnlichen Form schoss auf das Ha’tak zu, feuerte grell-orange Phaserstrahlen ab, die am Schutzschild wirkungslos zerstoben und ein paar grell-weiß-gleißende Quantumtorpedos, die das selbe Schicksal ereilte. Gerade, als das Pyramidenschiff eine Garbe oranger Feuerbälle auf die Dragonfly zuschickte, die in perfekt getimten Abständen hintereinander auf das kleine Föderationssschiff zurasten, drehte das Schiff sich aufeinmal um die vertikale Achse. Die Antriebsgondeln klappten hoch. Dann schien es plötzlich so, als seien zwei Dragonflys vor Ort. Die eine schien dort zu schweben, wo sie sich „auf den Bauch“ gedreht hatte, die andere „lag“ mit herunterklappenden Antriebsgondeln genau unter dem „Bauch“ des Hataks. Dann feuerte sie.
Kurzzeitig passierte nichts, es war, als würde das Universum den Atem anhalten, um laut loszuschreien, als das Ha’tak plötzlich bebte. Orange Blitze umspielten die Pyramide, wärend Flammen aus ihr herausleckten.

An Bord der Dragonfly klopfte Gibbs Ziva auf den Rücken: „Gut gemacht.“
Die hübsche Israelin lächelte ihm zu, zuckte mit den Schultern und sagte: „Bedank dich nicht bei mir, sondern bei Captain Jean-Luc Picard.“
Alex drehte sich verblüfft zu ihr um: „Ich wusste doch, dass mir die Sache bekannt vorkommt. Das ist das Picard-Manöver, oder?“
Sie nickte.
Agatha drehte sich zu ihr um, lächelte schief und zuckte mit den Schultern: „Nun, ich glaube, ich werde Captain Picard mitteilen können, dass man selbst beim Mossad noch von ihm lernt.“
Gerade, als Ziva darauf etwas antworten wollte, piepste die Konsole an der sie stand.
Sie warf einen Blick auf den Text und schaute zu Agatha: „Ähm, ich glaube, wir haben sie wütend gemacht. Da kommt noch eine Pyramide auf uns zu.“
Und erneut erbebte das Schiff.
Ziva ließ ihre Finger wieder über die Konsole gleiten: „Ich intiiere Gegenfeuer.“
Dann warf sie einen Blick zu Alex, erneut auf die Konsole, und grinste dann. Ihr kam eine Idee. „Alex, auf Koordinaten 245 zu 358 zu 110 ist ein Nebel. Kannst Du uns dort hinbringen?“
Der Steuermann tippte ebenfalls mit der Präzision einer Maschine auf die Tastatur ein, nickte dann und wandte sich zu Ziva um: „Das ist ein Nebel der Mutara-Klasse.“
„Tatsächlich ein Mutara-Nebel, ja? Sehr gut.“
 „Könnte ein wenig ungemütlich werden, „erklärte Alex, „aber ich kann uns reinbringen.“
Damit wandte er sich zu Agatha um, die mit den Schultern zuckte: „Mach mal.“
„Aye, Ma’ams.“, sagte Alex und das Schiff beschleunigte.
Durch die Trägheitsdämpfer bekam man davon natürlich nichts mit und Ziva konnte sich nicht helfen, die Technik der Zukunft zu bewundern.
Es war schon mehr oder weniger verrückt. Sie waren tatsächlich im Weltall, auf der Flucht vor einem Pyramidenschiff, das tödliche Energie in ihre Richtung aussandte. Und sie hatte diesen Nebel gefunden, in dem sie sich nun verstecken würden. Die einzige Möglichkeit, die Ihr zum reagieren blieb, war ein einfaches Kopfschütteln.

Jill Menacers Kopf schmerzte, als Gina sich über sie beugte und sie mit einem medizinischen Tricorder scannte. In den hübschen, wasserblauen Augen der Ärztin spiegelte sich kurz eine Mischung aus Sorge und Ärger, ehe sie den Mann anblickte, der neben ihr stand.
„Cal, und wenn Du nackt um mich herumtanzt und die Geister der Schamanen anrufst, ich kann nicht schneller arbeiten. Schließlich hat der erste Treffer dieser verdammten Goa’uld und schon ein paar Verletzte eingebracht.“
Der Captain nickte, legte Jill eine Hand auf die Schulter und schaute sie an: „Geht es Dir gut? Soll ich Deinen Freund rufen?“
„Scotty hat im Maschinenraum sicher alle Hände voll zu tun, da kannst Du nix machen.“, erwiderte die Taktikerin und stöhnte einmal kurz schmerzerfüllt auf, als die CMO ihr ein Hypospray verabreichte.
„Das wird dich jetzt ein wenig schlafen lassen, Jill. Danach geht es Dir besser.“
„Ich verstehe.“, murmelte die Frau und merkte, wie sie immer müder und schläfriger wurde. Sie war schon eingeschlafen, ehe ihr Kopf auf dem Biobettenkopfkissen angekommen war.

Gina konnte merken, wie der Captain sie entsetzt anblickte.
„Was tust Du da, Gina?“, fragte er und sie legte ihm beide Hände auf je eine Schulter: „Cal, vertrau mir. Es ist nur zu ihrem Besten. Du kannst jetzt wieder auf die Brücke gehen.“
Sie sah ihm tief in die Augen, nickte nocheinmal bestätigend und sah, wie Cal sich von ihr löste.
„Kann mir jemand helfen?“, schrie plötzlich eine panisch-klingende Stimme aus dem Eingang. Gina und Cal fuhren herum und sahen eine – im Vergleich zu dem Mann, den sie stützte – kleine Abigail Sciuto, die einen benommen-dreinblickenden Tim McGee stützte.
„Ach du Schande.“, murmelte der Captain und eilte zu Abby, um ihr zu helfen: „Was ist denn passiert?“
„Das wüsste ich auch gerne. Aus irgendeinem Grund bebt dein Schiff, Capitano. Tim hat sich vermutlich nur den Kopf gestoßen, aber er wird immer wieder bewusstlos.“
Nun war Gina neben ihr, ließ ihren Tricorder aufschnappen und scannte den halb-ohnmächtigen Bundesagenten: „Hm … hab ich mir schon geedacht. Eine Gehirnerschütterung.“
Damit lächelte sie Abby zu: „Es ist nicht schlimm. Sowas behandel ich andauernd, ich werde mich gleich um ihn kümmern.“
Im nächsten Moment schnellten die Hände der Goth vor und griffen Gina am Ärztekittel. Gina fuhr überrascht herum und wollte gerade ihr Hypospray zum Einsatz bringen, doch da hörte sie die Frage Abbys, die in einer so sanften Stimme gestellt wurde, dass ihr einfach das Herz aufging.  „Darf ich – hierbleiben?“, fragte Abby und in ihrer Stimme schwang Besorgnis und Angst mit, „Bitte. Ich kann sonst nichts machen, aber… ich kann hier bei Tim sitzen und wenigstens ihm helfen.“
Eigentlich wollte Gina der hübschen Goth sagen, dass es sinnlos wäre, schließlich würde McGee kurz schlafen und wenn er aufwachte, würde er wieder „auf Deck sein“, wie man so schön sagte, aber sie konnte es nicht übers Herz bringen. Also nickte sie: „Na gut. Sie können mir helfen, oder sich auf eines der Biobetten setzen, das liegt ganz bei Ihnen.“
„Was soll ich tun?“, fragte Abby und Gina konnte sich nicht helfen. Sie musste lächeln. Das war ein Einsatzwillen.

Tony hatte noch nie etwas Schöneres gesehen, als Ziva David, die sich gerade vor dem Hauptschirm zu ihm umdrehte. Der lilane Mutara-Klasse-Nebel, der hinter ihr schimmerte, verlieh der hübschen Israeli etwas beinahe Engelhaftes. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, was ihr einen verblüfften Blick entlockte.
„Tony, reiß dich zusammen. Wir werden gerade von irgendwelchen Pyramiden angegriffen.“, sagte sie und ihm war klar, dass sie gerade absolut nicht in der romantischen Stimmung war. Der Special-Agent lächelte ihr amüsiert zu und wandte sich dann an Agatha: „Und wer sind die? Ich nehme nicht an, dass Ihr Trouble mit dem ägyptischen Raumfahrtprogramm habt.“
Agatha Silverbird blickte ihn kurz verblüfft an, blinzelte dann kurz und lachte: „Hey, der war gut.“
In diesem Moment glitt die Turbolifttür auf und Cal verließ den Aufzug.
Er atmete tief durch und schaute zu Agatha, die seinen Blick erwiderte und kurz fragte: „Alles in Ordnung?“
Erneut atmete Cal, nickte dann aber und lächelte: „Ist nur eine einfache Gehirnerschütterung.“
Damit wandte er sich an Gibbs: „Tim hats auch erwischt. Aber auch nichts Ernstes. Dasselbe wie bei Jill.  Gina wird ihm gleich was gegen die Schmerzen geben, und wenn er aufwacht, is alles wieder in bester Butter.“
Das zu hören gefiel Tony irgendwie gar nicht. Auf dem Schiff des Captain hatte sich einer seiner besten Freunde so schwer verletzt, dass er einen Arzt aufsuchen musste, der ihm was gegen die Schmerzen gab und ihn damit betäubte? Vor ohnmächtiger Wut knirschte er mit den Zähnen, denn er wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Kampf zwischen ihm und Cal war.
„Das ist gut zu hören.“, sagte Agatha, ehe sie sich an Tony wandte: „Übrigens, noch interessiert daran, wer die sind, die uns da angegriffen haben?“
Der Halbitaliener wusste, dass es die beste Möglichkeit war, sich abzulenken und nickte daher. Er konnte jetzt jede Ablenkung brauchen.

Im Konferenzraum der Dragonfly hatten sich die verbliebenden NCIS-Agenten, sowie Cal und Agatha versammelt. Der Captain stand, mit dem Rücken zu ihnen, da und blickte aus dem Fenster, auf den sich nähernden Nebel.
„Ein Mutara-Nebel.“, stellte er fest und schaute zu Agatha: „Wessen grandiose Idee war das denn?“
„Meine.“, meldete sich Ziva, „Ich dachte mir, dass wir dort vielleicht ein wenig gleichwertiger wären.“
„Jetzt sag bloß, die Ereignisse, die im Tod Captain Spocks gipfelten, sind auch verfilmt worden.“, sagte Cal und Tony nickte: „Star Trek II – Der Zorn des Khan. Den kenn sogar ich.“
Das geknurrte „Na Toll“ von Cal ging in einem weiteren Treffer unter, der das Schiff beben ließ. Tony blickte zu Agatha: „Und wer sind die jetzt?“
„Entweder ist das die Lucianer-Allianz oder die Goa’uld. Die Goa’uld sind parasitäre Lebewesen, die sich irgendwann mal zu Göttern aufgeschwungen haben, beziehungsweise diese Rolle übernahmen. Die Lucianer-Allianz… das sind einfache Diebe. Nicht unbedingt die netteste Gesellschaft, aber – mit denen kämen wir besser klar, als mit den Goas.“
Damit wandte sie sich an Cal: „Übrigens, Schatz, hast Du gehört? Danielle Jackson, die Urgroßenkelin des berühmten Wissenschaftlers, hat die These postuliert, dass das Orion-Syndikat aus der Lucianer-Allianz hervorgegangen ist.“
„Na das is ja mal toll.“, sagte der Captain, der dabei jedoch jegliche Begeisterung missen ließ, „Wie kriegen wir die Kuh vom Eis und uns aus dieser Lage?“
„Masterton an Cat?“, erklang eine kräftige Männerstimme und Cal legte die Stirn in Falten.
Masterton? Woher kannte er diesen Namen?
„Das ist Jills Stellvertreter.“, erklärte Agatha, die offenbar anhand seines Gesichts gesehen hatte, dass er gerade echt grübeln musste.
Ein gewispertes „Danke“ seitens Cal und einen Kussmund seitens Agatha später, sagte der Captain: „Ja, Cat hier?“
„Captain, wir erhalten gerade einen Ruf. Er kommt von einem anderen Raumschiff, das sich unserer Position nähert.“
Cal rollte mit den Augen: „Toll, noch ein Goa’uld-Schiff?“
„Nein.“, erklang die Stimme aus dem Äther, „Es ist ein Erdenschiff. Sie übermitteln eine Kennung.“
Agatha konnte sehen, wie der Captain etwas stärker als normal einatmete und grinste: „Lassen Sie mich raten? Die George Hammond ?“
„Japp, es ist die Hammond . Sie nehmen den Ha’tak unter Feuer.“
Cal strahlte und plötzlich schien Lebenswillen von ihm Besitz ergriffen zu haben: „Dann wollen wir denen doch mal helfen. Schiff umdrehen und den Ha’tak anvisieren. Wir greifen an.“

Hätte es einen Beobachter gegeben, der im All zugegen gewesen wäre, hätte er gesehen, wie ein Raumschiff der Intrepid-Klasse eine beeindruckend-schnittige Wende um 180 Grad hingelegt hätte. Aus dem Flüchtling wurde ein Angreifer. Und er jagte auf den Punkt zu, aus dem er gerade gekommen war, dorthin, wo ein grellbuntes Farbspektakel einen harten Kampf verhieß.

Als sowohl das Hatak, als auch die Hammond in Sichtweite der Dragonfly waren, und Cal den Befehl gab, das Geschehen auf den Hauptschirm zu legen, stellte Ziva fest, dass ihr die Vokabeln fehlten, die sie benötigte um die Hammond akurat beschreiben zu können. Die Struktur des Schiffes erinnerte an einen Zerstörer, wie er auf der Erde die Weltmeere befuhr. Von eher gedrungener Statur, besaß es einen zentralen Rumpf, von dem aus drei seperate Bauten abgingen.
So oder so ähnlich konnte man das Schiff vielleicht darstellen, aber, irgendwie ging der Beschreibung doch eine Menge dessen ab, was dieses Raumschiff eigentlich war – nämlich eine ziemlich effektive Kampfmaschine.
Und diese Kampfmaschine legte sich gerade, mit einem dauerfeuernden Goa’Uld-Pyramidenschiff an.

Cal richtete sich auf, deutete mit dem Finger auf die Position, auf der Jill normalerweise stand und setzte an: „Ji… ähm… ich meine… Masterton. Rufen Sie die Hammond .“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme des Offiziers und auf dem Bildschirm erschien das Bild einer wunderschönen Frau. Ziva trat neugierig einen Schritt zur Seite und  sah, wie der Captain keine Chance hatte, um gegen das Grinsen anzugehen. Dann warf sie einen Blick auf den Bildschirm – natürlich, die Frau war hübsch, aber warum grinste Cal so? Und dann fiel es ihr auf.
„Moment mal.“, sagte sie, machte einen Satz über die Brüstung, welche die Hintere von der vorderen Brücke trennte und ging zu Agatha, die sie verblüfft ansah. Dann deutete Ziva auf die Frau auf dem Bildschirm.
„Das ist doch Helen Magnus.“
„Bitte?“, fragte die Blonde auf dem Bildschirm und warf ihr einen Blick zu, in dem ehrliche Überraschung stand, „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
Cal rollte mit den Augen: „Erklär ich Dir gleich, Sam. Vielleicht sollten wir, bevor wir uns…“
„Wir sollten unsere Taktik abstimmen.“, schnitt ihm Agatha das Wort ab, und als er sie verblüfft anblickte, zuckte sie mit den Schultern: „Schatz, manchmal schweifst Du zu sehr aus.“
„Erm….“, machte Cal und klappte dann den Mund wieder zu.

Im Weltall war die Szene wirklich beeindruckend.
Orange Energiekugeln, die wie Ellipsoide wirkten, schossen vom pyramidalen Hatak auf die kleinere, gedrungen-wirkendere Hammond zu, wo sie wirkungslos an den Schilden verpufften und das Schiff in ein kurzzeitiges Energiegewaber hüllten. Gleichzeitig sandte das Erdenschiff Raketen und Rail-Gun-Salven auf den Hatak. Natürlich war auch der Hatak von Schilden geschützt und so verpufften die Schüsse der Hammond ebenso wirkungslos.
Und dann sauste die Dragonfly peilgleich heran, schwenkte, zusammen mit dem von der Frau namens „Sam“ kommandierten Raumschiff der Erde auf eine bestimmte Position ein und eröffnete das Feuer. Zusammen mit Raketen und Rail-gun-Salven rasten grell-orange Phaser und grell-weiße Quantentorpedos auf das feindliche Schiff zu und tauchten es in ein immer stärkeres Lichtschauspiel. Dann richtete sich die Pyramide erneut aus und orange-rote Energieellipsoide schossen auf die Dragonfly und die Hammond zu. Das Föderationsschiff wurde getroffen und „taumelte“, wie ein Boxer, der einen Kinnhaken erhalten hatte.

Funken sprühten von der Brückenbeleuchtung, als sich Agatha wieder aufrichtete. Der Treffer hatte das Schiff schlingern lassen und dann war die Manövrierfähigkeit ausgefallen. Direkt neben ihr hatte es eine Explosion gegeben und…
Sie wandte sich zur Seite und sah zu Ziva, die neben einem am Boden liegenden Cal kniete und seinen Puls tastete.
„Nich schon wieder.“, schoss es ihr durch den Kopf..

  Kurz vorher

Die wasserblauen Augen Samantha Carters sahen leicht abwesend nach vorne, dorthin wo das Nicht-Glas, eine Art von transparentem Aluminium, eine zuverlässige Barriere zwischen der Brücke der von ihr kommandierten George Hammond und dem Hyperraum bildete. Dorthin, wo eben jener Hyperraum sich als beinahe schon hypnotisierendes Leuchten präsentierte.
Normalerweise faszinierte es sie immer wieder, aber heute war sie einfach nur erschöpft. Bald würde sie zu Hause sein, könnte sich in ihren Sessel sinken lassen und Musik hören, ihre Augen entspannen. Entspannen. Dazu war sie in den letzten Wochen nicht gekommen, denn ein Trip durch den Hyperraum ist keine einfache Angelegenheit. Da kann einiges passieren – und niemand wusste es besser, als sie. Sie hatte schon so ziemlich jeden Fehler erlebt – vom Einfrieren der Zeit über eine Energiewelle, die sie ausgeknocked hatte, oder einen Replikatorangriff – der Hyperraum und die Technologie der Erdraumschiffe waren nichts, womit man leichtfertig umging. Deswegen waren ihre Nerven auch mit schöner Regelmäßigkeit bis zum Zerreissen gespannt.
Aber bald würde sie nach Hause kommen.
Zu Jack, dessen braune Augen sie jedes Mal treuherzig anblickten, der an ihr hochsprang und ihr die Hand ableckte. Ja, es war eine kleine Gemeinheit gewesen, den kleinen Rauhaardackel nach dem General zu benennen, aber der grinsende Archäologe, mit dem sie seit ein paar Monaten Tisch, Bett und Couch teilte, hatte es vorgeschlagen und als der General dies erfuhr, hatte er es mit Stil genommen.
Sie würde heim kommen.
Zu Daniel, der vermutlich genau in diesem Moment einmal mehr Homeworld Security anrief und Jack fragte, wie lange es noch dauern würde, bis die Hammond auf ihren Sensoren erscheinen würde. Sie konnte sich vorstellen, wie General O’Neill ein leicht ironisches Lächeln auf den Lippen hatte, sich zurücklehnte und sagte: „Danny-boy, ich bin sicher, wenn Du nochmal anrufst, kommt Sam gleich nochmal so schnell an.“

Zwar hatte Sam, als sie noch ihren Dienst auf Atlantis getan hatte, kurzzeitig eine Affaire mit Jack angefangen, aber beide hatten bald eingesehen, dass es keine gute Sache wäre. Gut – spätestens, seit Jack nichts tun konnte, als Woolsey und das IOA sie vom Posten der Leiterin der Atlantisexpedition abgesägt hatten, wusste sie nicht so ganz, ob der General die politischen Gründe nicht vorschob.

Mit Daniel war es erst recht spät losgegangen, aber – seit knapp 4 Monaten waren sie ein Paar. Und jedes Mal schien der Anthropologe wie gebannt zu sein, wenn sie aufstand und sich umzog. Sie hatte nie vor, sich bewusst verführerisch zu bewegen, aber Daniel schien jedes Mal…

„Colonel Carter?“, riss eine Stimme die hübsche Blonde aus ihren Gedanken und sie schaute zur Quelle dieser Stimme herüber. Airman Matthies – Alter 24 – erwiderte ihren Blick: „Ma’am, ich empfange gerade Waffenfeuer voraus.“
„Waffenfeuer?“, echote Carter und richtete sich in ihrem Sitz auf, „Aus dem Hyperraum gehen, schauen wir uns das mal an.“
Der Blick durchs Fenster veränderte sich. Konnte man vorher einen blauweißen Wirbel erkennen, wich dieser Wirbel nun der schwärze des Alls, sowie einem Schiff, dessen Konfiguration Sam erschreckend deutlich bekannt vorkam.
Ein Pyramidenschiff – ein Ha’tak.
„Ich empfange einen Transpondercode“, meldete Matthies und schaute sie erneut an, Verwunderung im Blick, „Es ist – ein Code, der in unserer Datenbank ist, aber schon ein paar Jahre nicht mehr verwendet wurde.“
Sam war sofort auf den langen Beinen und bei ihm:
„Ein älterer Transpondercode?“
Matthies spürte den warmen Atem seiner Kommandantin in seinem Nacken und nickte, ehe er auf seine Anzeige deutete: „Ja – hier, sehen Sie, Colonel?“
Sam runzelte die Stirn. Das war doch… das konnte doch gar nicht sein?
„Und das Ha’tak feuert auf die Quelle dieses Transpondercodes?“
Erneut nickte Matthies.
„Dann greifen wir ein.“, sagte Sam, ging zu ihrem Kommandosessel und setzte sich, mit einem Schwung und einer Dynamik, wie sie sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ihre Jugend war dabei, sie einzuholen.
‚Und Du bist gerade erstmal 40.’, grinste sie innerlich, ‚Aber meine Spät-Zwanziger holen mich ein.’
„Lieutenant Peel? Stellen Sie eine Kommunikation zum Ha’tak her und anschließend klar, dass das Schiff, das sie angreifen unter unser Protektorat fällt.“, sagte sie und schaute dann zu Matthies, „Und Sie überwachen die Quelle, ich will wissen, ob irgendwelche Fluktuationen auftreten.“
Dann hieb sie auf eine Taste, die im Kommandoelement ihres Sessels befestigt war. „Hier spricht der Captain. An alle – wir gehen auf höchste Verteidigungsstufe.“
Die Beleuchtung veränderte sich, wurde eine Spur dunkler und ein enervierend-lautes Klaxon ertönte.
„Ma’am.“, drehte sich Lieutenant Tara Peel, eine attraktive Mitt-Dreißigerin mit brünetten Haaren, zu ihr um, „Das Ha’tak antwortet nicht.“
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Schiff.
Sam rollte mit den Augen: „Ich glaube, wir haben die Antwort erhalten.“
Dann wandte sie sich an einen jungen Mann, der nur eine Armeslänge von ihr entfernt saß: „Mister Steed. Erwidern Sie das Feuer. Volle Rail-Guns und Klar bei Raketenabschuss.“
„Verstanden, Ma’am.“, erwiderte der Angesprochene und schaute sie kurz an: „Dürfte ich fragen, wen wir da retten?“
Sam lächelte: „Einen alten Freund.“
„Ma’am.“, meldete sich Matthies, „Die Transponderquelle hat umgekehrt und kommt nun frontal auf uns zu.“
„Ich messe eine starke Energiequelle, die auf das Ha’tak zusteuert. Sie hat direkten Kollisionskurs.“
Und dann explodierte etwas an den Schilden des Pyramidenschiffes.
Sam konnte sich nicht helfen und schüttelte den Kopf: „Unheil, dein Name sei Calvin Cat.“
„Ma’am?“, ließ nun Tara Peel ihre melodische Stimme erklingen, „Ich empfange einen Ruf des anderen Schiffes.“
„Es ist nun in relativer Nähe, sodass ich die Hüllensignatur erkennen kann.“, vermeldete Matthies: „U.S.S. Dragonfly – NCC 0815-A.“
Nickend seufzte Sam und wandte sich dann an Tara: „Ruffrequenzen öffnen. Bin gespannt, was sie zu sagen haben.“

Auf dem kleinen Bildschirm wirkte die Brücke der Dragonfly, die sie selbst ein paar Mal in der Realität gesehen hatte, unglaublich klein und beengend. Und es stimmte, dass das Fernsehen offenbar ein paar Pfunde zu dem tatsächlichen Gewicht addierte, denn der kurvenreiche Körper Agatha Silverbirds wirkte ein wenig verzerrt. Auch Cal, den sie als recht schlank in Erinnerung hatte, wirkte so, als habe er ein paar Süßigkeiten zu viel genascht. Wobei sie es sich bei diesem ‚Musterexpemplar’ eines Captains durchaus vorstellen konnte.

Eines ihrer berühmten 1000-Watt-Carter-Lächeln stahl sich über ihr Gesicht und sie sah, dass Cal sich ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Als sie dann eine exotische Schönheit über die Brüstung springen sah und hörte, wie sie sie – also Sam – als Helen Magnus bezeichnete, runzelte sie verwundert die Stirn und merkte, wie ihre Schultern straff gezogen wurden. Wie eigentlich immer, wenn sie versuchte, einer an sich sinnlosen Information etwas mehr Gehalt zu geben.
Gerade als Cal einen seiner langen Monologe anstimmen wollte – und Sam wusste dass der Captain das Vorrecht auf lange, endlose Monologe gern für sich in Anspruch nahm -  vernahm sie erleichtert die samtene Stimme Agathas, die eine Quintessens dessen ablieferte, was Cal gerade sagen wollte.

 

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