Aber mal umgekehrt an Dich - und auch an Alex - gefragt: Was genau ist denn an dem Trailer animierend?
Da wäre zunächst einmal das optische. Ich bin mit der Arbeit des Regisseurs nicht vertraut, kenne und interessiere mich kein bisschen für die Fast & Furious-Filme und habe daher mit einem starken Stilbruch gerechnet, etwa wie jene Stilbrüche, die wir in den TOS-Filmen oft zu sehen bekamen (Uniformen, die kein bisschen jenen der Vorgängerfilme gleichen, kommentarlos umgebaute Innenbereiche der Enterprise, etc). Und tatsächlich gibt es auch hier Unterschiede, aber die verändern das Gesamtbild, meiner Meinung nach, eher zum besseren. Die Uniformen sind zwar immer noch nicht perfekt (Kragen), aber schon sehr viel näher am Original, als die der beiden Vorgängerfilme, die für meinen Geschmack etwas zu schlabberig waren.
Die Brücke scheint man auch ein wenig vom Pling und Kitsch befreit zu haben, die Außenteamuniformen sind schlicht und ergreifend cool (jetzt habe ich das böse Wort gesagt). Die Planetenoberfläche(n) sind sowohl hell, als auch angenehm TOSig - der Canyon, in dem sich Spock und McCoy bewegen, hat für mich beispielsweise die perfekte Mischung aus TOS-Käse und Hollywood-Größe. Insgesamt wirkt das alles auf mich viel stimmiger, als der Unsinn mit Brauerei-Innerem und Ipod-Brücke der Vorgänger, wo wirklich überhaupt nichts zusammenpassen wollte. Hinzu kommen zumindest auf der Helden-Seite recht gute Aliens - das neue Alien-Crewmitglied und auch die Alien-Krieger-Tante da sehen fesch aus. Abzüge gibt es dafür bei den Fiesewichten. Da haben die Maksenbildern wieder nicht besonders tief in die Hackfressenkiste gegriffen. Dennoch; insgesamt bin ich durch den Teaser beruhigt. Die Optik gefällt. Und Lense-Flares waren auch keine zu sehen. Yippedi-Yippedi.
Inhaltlich bekommen wir auch schon einen kleinen Ausblick gewährt, und das, was ich da sehe, erinnert mich nicht von ungefähr an meine Cast Away-Reihe, auch wenn der Ton freilich (und gott sei dank) ein anderer ist (bei mir kommt übrigens auch ein Motorrad drin, also werft ruhig schon mal Steine). Gut, diese Enterprise ist echt ein Katastrophen-Schiff, und ich finde es auch beknackt, dass man sich nicht einmal die Mühe gegeben hat, das Ding zu einem Charakter zu machen, aber das hat man leider eh nur bei der 1701 geschafft. Nun beißt sie eben recht früh ins Gras, um Platz für eine ganz andere Art von Story zu machen - eine, die ich im Star Trek-Universum nicht für ungewöhnlich halte. Früher waren es eben die Shuttles, die unsere Helden irgendwo stranden ließen, jetzt ist es in der Kinoversion das ganze Schiff. Soll ich an dieser Stelle erwähnen, dass man genau so etwas für den TNG-Zweiteiler "Descent" bereits geplant hatte? Auch da wollte man die E-D abstürzten und die Crew für ein paar Episoden auf einem Planeten stranden lassen. War letztendlich zu teuer. Aber wenn man schon bei TNG mit der Idee gespielt hat... warum soll das jetzt so unpassend sein?
Über den Story-Verlauf kann man das ein oder andere erraten, aber eben nur über die erste Hälfte. Man hält sich da noch ziemlich bedeckt. Ich nehme an, der Absturz der Enterprise findet sehr früh in der Geschichte statt, vielleicht in den ersten zwanzig-dreißig Minuten. Dann ein bisschen hin- und her auf der Oberfläche, bis sich unser "Kernteam" auf diesem anderen Raumschiff-Wrack widergefunden hat und schon mit der Alien-Tante zusammenarbeitet. Das ist in vierzig Minuten abgehandelt. Da bleibt noch eine Menge Luft, und ich traue dem Autoren Pegg nun doch ein bisschen mehr zu, als eine simple "wir sind abgestürzt, jetzt versuchen wir wieder zu fliehen"-Nummer zu. Da wird es schon auch noch einen Sci-Fi-Twist geben, oder eine sozialpolitische Komponente. Wie man die Crew dort abführt, erinnert mich nicht wenig an Bilder von Flüchtlingsströmen. Mir fallen da gleich etliche gute Sachen ein, die man hier machen könnte, um Kommentare auf aktuelle Probleme abliefern zu können.
Aber das ist Spekulation. Was man definitiv sehen kann, ist, dass es auch interessante neue Crewkonstellationen gibt. So sind unsere Helden zumindest am Anfang ja ziemlich in der Gegend verteilt. Uhura und Sulu - eine ungewöhnliche Kombination scheinen zusammen mit der Crew zu sein, Spock ist bei McCoy was zu einem Sprüche-Fest führen dürfte, Kirk, der wohl in der Nähe des Untertassenwracks runtergeht, scheint recht früh auf Chekov und ein Alien-Mitglied zu stoßen, und mit ihnen das Wrack zu erkunden (wo sie dann angegriffen werden?) und Scotty, so habe ich den Eindruck, ist besonders weit weg gelandet, und findet die Alien-Tante. Oder wird von ihr gefunden. Sehr schön; besagte Alien-Tante kann sogar Ärsche treten! Ohne in Unterwäsche zu sein. Hoooray? Definitiv ein Fortschritt.
Angenehm unaufdringlich; der Bösewicht. Den scheint man diesmal nicht so zu hypen wie seinerzeit Nero oder Kahn, was ich als positiv empfinde. Könnte heißen, dass der Fokus definitiv mehr auf unseren Leuten liegt.
Das Motorrad? Stört mich nicht. Bin selbst Motorradfahrer, und habe auch Motorrad-Action in meinen Geschichten. Ist mal was anderes, und wenn Trek eines braucht, dann andere Action, als Raumschiffe, die nur aufeinander schießen. DAs hatten wir schon etliche Male. Die Schwarmschiffe finde ich da auch mal recht kreativ (und immer noch passend - die Kazon haben die Hülle der Voyager auch mal mit so einem spitzen Rambockdings durchdrungen).
Die Beam-Aktion war hingegen hardcore-lächerlich. Nicht einmal, weil es ungläubig ist (bei Enterprise wurden Leute auch ständig mitten in Bewegung gebeamt - vor allem Archer), sondern eher weil es blöd aussieht, wie da so ein halber Kirk durch die Luft schwirrt. Kann ich aber mit leben - mein Lieblings-Trek-Film "Der Aufstand" hat auch lächerliche Action. Und trotzdem noch eine gute Story. So lange es die hier gibt, sehe ich darüber hinweg. Und ob es die gibt, oder nicht, kann auch jetzt noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Ich meine...
Das war jetzt ein neunzig Sekunden-Clip. Yo, der bestand zu 80 Prozent aus Action, aber ich bezweifle, dass das im Film auch so sein wird. Jeder weiß, dass Trailer nie so ganz aussagekräftig sind, was den Ton eines Filmes angeht. Es gibt Fan-Trailer auf Youtube, die FIlme völlig anders wirken lassen. Und da die meisten Hollywood-Trailer von externen Firmen gemacht werden, die nur darauf spezialisiert sind, Trailer zu machen, und die irgendwie hip aussehen, verfalle ich jetzt hier nicht in Panik. Im Gegenteil. Die Optik finde ich beruhigend, das bisschen, an Inhalt, das wir zu sehen bekamen, erzeugt bei mir Ideen (und keine Schlechten), und die Charaktere scheinen in interessanten Kombinationen aufzutreten.
Ja, ich hätte auch lieber einen Shakespeare-zitierenden Picard wieder. Aber wir haben jetzt eben Jim Kirk, und TOS war immer schon mehr Action-Adventure, als sonst was. Und das hier sieht nach einem recht coolen Action-Adventure aus. Noch werfe ich die Flinte nicht ins Korn. Warum auch? Wenn ich Star Trek haben will, das haargenau meinem Geschmack enspricht... mache ich es mir einfach selbst
