Autor Thema: Dark Planet - SciFi-Epos aus Russland  (Gelesen 4299 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Tolayon

  • Lieutenant Commander
  • *
  • Beiträge: 4.517
Dark Planet - SciFi-Epos aus Russland
« am: 13.05.14, 13:27 »
Ich hoffe, angesichts der derzeitigen Politisierung wird niemand diesen Thread über ein durchaus sehenswertes russisches SciFi-Epos boykotieren ;)

"Dark Planet", welcher zuletzt auf Tele 5 (erster Teil: "The Inhabited Island", zweiter Teil: "Rebellion") lief, basiert auf einem Roman der Gebrüder Arkadiy Strugatskiy und Boris Strugatskiy. Regie führte Fyodor Bondarchuk.

Zunächst einmal zum Hintergrund:
Im Jahr 2157 hat sich die Menschheit in einem friedlichen, offenbar humanistischen Kommunismus vereint; die Erde ist aber - im Gegensatz zu STAR TREK - nicht Mitglied einer interplanetaren Föderation oder sonstiger Allianz, sondern steht für sich alleine.
Neben offiziellen Forschungsorganisationen durchstreifen auch einzelne private Abenteurer das Weltall, wie der gerade einmal 20 Jahre junge Protagonist Maksim Kammerer (Vasiliy Stepanow).
Von einem Asteroiden getroffen, muss sein Raumschiff auf einem unbekannten Planeten notlanden, wo es auch gleich darauf von einheimischen Streitkräften zerstört wird. Tagsüber sieht es dort aus wie auf der Erde, aber nachts ist der Himmel aufgrund atmosphärischer Begebenheiten komplett schwarz und sternenlos - die genau wie Erdenmenschen aussehenden Einheimischen glauben daher, sie leben in einer riesigen Hohlkugel und seien allein in Universum.

Der Planet, welcher von seinen Bewohnern Saraksh genannt wird, ist in verschiedene, miteinander kriegsführende Nationen unterteilt. Von denen existieren jedoch die meisten infolge von Nuklearschlägen de facto nicht mehr - es gibt nur noch eine autokratische Oligarchie, die von fünf zum Teil selbst miteinander konkurrierenden "Vätern" beherrscht wird. Durch Gedankenkontrollstrahlen wird die Bevölkerung gefügig gemacht, nur einige "Ausgeartete" sind dagegen immun, erleiden aber bei voller Leistung der Sender höllische Schmerzen, an denen sie nach und nach zugrunde gehen.
Auch die fünf "Unbekannten Väter" sind Ausgeartete, und sie wollen alle anderen Ausgearteten auslöschen, da sie als Rebellen gegen den Staat kämpfen.

In diese Situation gerät nun Maksim Kammerer, als Erdenmensch mit überlegener Körperkraft und Intellekt gegen die Gedenkenkontroll-Strahlung immun, ohne weitere Nebenwirkungen zu spüren. Er freundet sich mit dem Gardisten Guy an und verliebt sich in dessen Schwester Rada. Als diese von dem "Wanderer", einem der untereinander konkurrierenden "Väter" gefangen genommen wird, beschließt Maksim den Kampf gegen die Diktatur aufzunehmen, worin er zuletzt sogar von dem Oberstaatsanwalt, einem weiteren der fünf "Väter" unterstützt wird.

Maksim schafft es am Ende, die Gedankenkontroll-Strahlen wie es aussieht dauerhaft zu deaktivieren und den "Wanderer" mehr oder weniger zu besiegen.
Doch der Sieg über das oligarchische Regime erweist sich als ein ziemlich schaler; denn es wird ganz am Ende klar, dass die Bevölkerung ohne die Gedankenkontrolle in einen Bürgerkrieg zu rutschen droht, und einfallende Horden von Mutanten aus anderen, verstrahlten Nationen die so geschwächte Nation überrennen könnten.


Von der Atmosphäre und Machart her wirkt "Dark Planet" am ehesten wie eine Mischung aus "Dune" und "Mad Max" (letzteres vor allem was das Design der Fahrzeuge betrifft).
Der technologische Stand von Saraksh entspricht dem einer Erde des sagen wir mittleren bis ausgehenden 21. Jahrhunderts, wobei die Kostümierung vor allem des Oberstaatsanwalts und dessen prunkvolles Domizil wie eine Kreuzung aus französischen Absolutismus und faschistischem Regime des 20. Jahrhunderts wirken.
Aber auch Elemente aus STAR WARS und "Matrix" lassen sich erkennen; Maksim Kammerer selbst kommt daher wie eine modern-russische Mischung aus Nibelungen-Siegfried und Anakin Skywalker. Wirklich übernatürliche Kräfte hat er zwar nicht, aber wie schon erwähnt ist er den Sarakshianern körperlich wie auch meist mental überlegen.

Doch ein richtig strahlender Held in Hollywood-Manier ist Maksim trotz allem nicht. Blauäugig in nicht nur physischer Hinsicht vermag er nicht, die Konsequenzen seiner Handlungen adäquat einzuschätzen. Glaubt er zunächst noch, dem "geknechteten" Volk die Freiheit gebracht zu haben, deutet sich im offenen Ende an, dass er erst recht die Büchse der Pandora geöffnet haben könnte.


"Dark Planet" bringt es als Zweiteiler auf 230 Minuten Gesamtlaufzeit, es gibt noch einen 120-Minuten-Zusammenschnitt für das Kino unter dem Titel "Prisoners of Power".

Max

  • Mod
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 18.445
  • Adagio non molto
    • http://home.arcor.de/epgmm_trip/ST-BSB-09.html
Antw:Dark Planet - SciFi-Epos aus Russland
« Antwort #1 am: 13.05.14, 21:32 »
Danke für diese Vorstellung, Tolayon!


"Dark Planet", welcher zuletzt auf Tele 5 (erster Teil: "The Inhabited Island", zweiter Teil: "Rebellion") lief, basiert auf einem Roman der Gebrüder Arkadiy Strugatskiy und Boris Strugatskiy.
Den Roman habe ich sogar mal zu lesen angefangen! Ich hatte mal einen Roman der Gebrüder Strugaski gelesen, und obwohl in viele wohl als langweilig bezeichnet hätten, mochte ich diesen doch ganz eigenen, russischen Stil.
Doch die Vorlage für "Dark Planet" habe ich dann irgendwann aufgegeben.
Klar hat das alles Sinn und Verstand, aber ich empfand es dennoch als großes Manko, dass da einfach ein Mensch auf einem fremden Planeten landet und sowohl mit seinem Aussehen als auch mit seiner Sprache (!) (nur sein Vorname ist glaube ich eine Art Aufhänger für ein indigenes Wortspiel) nicht das geringste Aufsehen erregt.

Tolayon

  • Lieutenant Commander
  • *
  • Beiträge: 4.517
Antw:Dark Planet - SciFi-Epos aus Russland
« Antwort #2 am: 13.05.14, 22:29 »
Das mit dem Aussehen erscheint mir auch etwas rätselhaft, aber wie viele exakt menschlich aussehende Spezies gibt es in STAR TREK?

Was die Sprache betrifft, so steckt Maksim sich ein kleines Gerät ins Ohr, kurz bevor er von einheimischen Soldaten umstellt wird. Offenbar ein Universalübersetzer, aber wie er in dieser Position auch seine Sprache den Sarakshianern verständlich machen kann, erscheint mir etwas unklar. Andererseits haben in STAR TREK die Ferengi ihre Universalübersetzer auch alle in den Ohren.

Interessant finde ich auch das Design von Maksims Schiff, es hat etwa die Größe eines Shuttles, mit langgestrecktem Bug und hinten drei oder vier mechanische Tentakel als Antrieb. Sein Abenteurer-Dasein als einsamer "Hobby"-Forscher wird von seiner Familie übrigens nicht sehr gutgeheißen, wie aus einem Gespräch am Anfang des ersten Films hervorgeht. Die Verwandten wollen stattdessen lieber, dass er zu Ende studiert und auf der Erde etwas "Anständiges" arbeitet.

Max

  • Mod
  • Rear Admiral
  • *
  • Beiträge: 18.445
  • Adagio non molto
    • http://home.arcor.de/epgmm_trip/ST-BSB-09.html
Antw:Dark Planet - SciFi-Epos aus Russland
« Antwort #3 am: 14.05.14, 23:47 »
Nun, ich muss vorwegschicken, dass ich die filmische Umsetzung nicht kenne. Mein Wissen beziehe ich aus dem Buch und es ist nicht nur schon länger her, dass ich ihn angelesen hatte; ich muss auch sagen, dass es gut möglich ist, dass ich damals auch was überlesen habe, etwa, wenn ein Übersetzungsgerät relativ beiläufig erwähnt worden wäre.

Es könnte gut sein, dass es auch Unterschiede zwischen Film und Vorlage gibt.

Das ähnliche Aussehen akzeptierte ich bei ST natürlich etwas widerwillig, weil ich die Produktionszwänge halt einsehen muss.
Jetzt ist es natürlich so, dass die Grundidee der Strugatzki-Geschichte nicht aufgeht, sähen sich Maksim und die Außerirdischen nicht sozusagen zum Verwechseln ähnlich. Es ist also eine bewusste Entscheidung der Autoren (ich finde es, nebenbei bemerkt, eine sehr spannende Sache, wie es gehen kann, dass zwei Leute zusammen einen Roman schreiben) gewesen.
Aber grundsätzlich würde ich bei einem Buch halt was anderes in Bezug auf die Darstellung Außerirdischer erwarten.

 

TinyPortal © 2005-2019