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Spiegelungen (Star Trek / Battlestar Galactica - reimagined)
CaptainCalvinCat:
Kapitel 14 - Der Weg ins Nichts.
„ Starbuck !“, schrie Kat und trat auf sie zu.
Die blonde Frau drehte sich um: „Was gibt es, Kat?“
„Soweit ich informiert bin, ist die GALACTICA wieder flugtüchtig, stimmt das?“, fragte die Latina und Starbuck nickte: „Das ist durchaus korrekt.“
„Wann folgen wir dann endlich diesem verfrakkten Schiff, um den Admiral und den Colonel zurückzuholen?“
Starbuck holte Luft: „Nun, soweit ich informiert bin, ist die Dragonfly inzwischen schon viel zu weit weg, um ihr folgen zu können. Selbst, wenn wir wollten, brauchen wir erstmal Tylium, um den Sprung zu wagen.“
„Soweit ich informiert bin, gibt es auf dem Planeten, den die Partroullie entdeckt hat, genug Tylium, um die Flotte anzutreiben.“, sagte die Latina, was Starbuck zu einem leichten Räuspern animierte: „Nunja, aber Sharon meinte, das dieser Planet Zylonenterritorium sei.“
„Na, dann fliegen wir hin, jagen ein paar Raketen auf den Planeten und nehmen uns anschließend, was wir benutzen können.“, sagte Kat.
„Das funktioniert nicht.“,seufzte Starbuck schwer. Sie konnte den Wunsch und Willen der Pilotin, endlich etwas tun zu können, nachvollziehen – wenn es nach ihr ginge, wären sie schon längst auf dem Weg, aber erstens ging es nicht nach ihr und zweitens sprachen deutliche Gründe gegen eine sofortige Aktion: “ Doktor Baltar hat, damals, vor der doch sehr ähnlichen Sache, bei der ich nur Planungsverantwortliche war, gesagt, dass wir nicht mit Raketen da rangehen können. Ansonsten fliegt uns das Ding um die Ohren.“
Kat stöhnte auf.
„Gibt es eine andere Alternative?“
„Ich glaube, ja.“, meinte Starbuck .
In dem Gemeinschaftsquartier, in dem er, sowie auch Bullseye und eigentlich auch Jinx und Garden „zusammenwohnten“, war es dunkel, und als Cal den Lichtschalter betätigte, sah er, wie Garden auf dem Boden saß, Bullseye neben ihr hockte und ihre Schultern massierte. Er bemerkte das Zucken, das durch Gardens drahtigen Körper fuhr und er wusste, dass sie weinte.
Dies verwunderte ihn nicht. Schließlich war sie, auch wenn sie es möglichst geheim halten wollte, mit Jinx nicht wirklich zusammen gewesen, aber die beiden hatten sich zu diversen One-Night-Stands getroffen, und irgendwie war daraus mehr geworden.
Cal ließ sich ebenfalls am Bett sinken und schaute Garden an. Er streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus und fuhr ihr sanft über die Wange.
Dann schaute er zu Bullseye herüber, die ihm zunickte.
„Übernimm du sie mal - ich bin noch gar nicht zum duschen gekommen.“
Cal nickte, rutschte näher und nahm Garden in den Arm, während sich Bullseye erhob, und an ihm vorbeiging.
Da fiel ihm was ein.
„Halt, warte mal kurz. Unsere Besucher aus dem Paralleluniversum duschen drüben - zumindest eine, die Rothaarige. Vielleicht solltest Du erst später duschen gehen.“, sagte er und Bullseye nickte. Sie zog sich ihren Kampfsuit über den Kopf und setzte sich, nur im Tanktop und in ihrer Fliegerhose, ihm gegenüber.
Er schaute ihr in die Augen, drückte dann Garden noch ein wenig fester an sich und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr.
In der Krankenstation saß Dee gerade am Krankenbett Lee Adamas.
Der Offizier hatte einen ziemlich heftigen Schlag auf den Schädel erhalten und war seit ungefähr 3 Stunden über den Berg, schlief jedoch weiter. Erinnerungen an die Sache auf der Cloud Nine schossen ihr durch den Kopf.
Damals hatte sie Angst gehabt, ihn auch noch zu verlieren, nach dem sie schon ihren damaligen Freund Billy Kakeya verloren hatte.
Allein die Erinnerung daran produzierte wieder einen Kloß in ihrem Hals.
„Die GALACTICA ist wieder einsatzbereit.“, sagte sie in den leeren Raum hinein, „Wir sind bereit, der Dragonfly zu folgen, die deinen Vater und Commander Tigh entführt hat.“
Sie schluckte.
„Bitte, Lee, wir brauchen dich jetzt. Jetzt mehr denn je.“
Bill Adama, Saul Tigh und Sharon Valeri, zumindest eine Variante davon, saßen in der Brigg der Dragonfly und hatten ebenfalls gespürt, das das Schiff beschleunigt hatte.
„Wohin könnte das Schiff auf dem Weg sein?“, fragte Tigh und Sharon schluckte unbehaglich.
Die raue Stimme Adamas jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken: „Captain Cat meinte, das er vorhabe, den Konvoy zur Rechenschaft zu ziehen. Es könnte sein, dass er vorhat, die Dragonfly gerade jetzt gegen die GALACTICA und unsere Leute in den Kampf zu ziehen.“
Die Tür glitt beiseite und Cal betrat den Raum.
„Ich bin wieder da.“, sagte er und Adama fuhr herum: „Was wollen Sie von uns?“
„Was ich gesagt habe - mich mit Ihnen über die Verbrechen unterhalten, die Ihr Volk den Zylonen angetan hat.“
Damit verschränkte der Captain seine Arme vor der Brust, verlagerte sein Gewicht auf das rechte Bein und schaute den Kommandanten der GALACTICA herausfordernd an: „Gerade eben empfingen wir einen Notruf von Aussenposten 3. Ein Schiff unbekannter Konfiguration griff die Sternenbasis an und pulverisierte sie.“
Adama runzelte die Stirn. Was mochte da vorgefallen sein? Vor allem – wem gehörte Aussenposten 3? Wer tat dort dienst? Obwohl die Frage eigentlich und streng für sich genommen eine Verschwendung von Ressourcen war, wollte der Kommandant des letzten intakten Schiffes der Flotte eben genau jene Information haben. Doch ehe er fragen konnte, sprang der Captain des Föderationsschiffes auf und fixierte ihn mit einem finsteren Blick.
„Sie haben dies veranlasst! SIE oder einer ihrer Offiziere haben den Angriff befohlen und ein Schiff ihrer Flotte hat dann den Angriff durchgeführt.“
„Wir haben nichts dergleichen getan.“, sagte Adama und seine Stimme klang rau und belegt, „Sie sind der Verräter an der menschlichen Rasse. Die Zylonen, Captain, sind die Angreifer, wir sind die Verfolgten.“
„Will der mich zum Besten halten?“, schoss es dem Captain der Dragonfly durch den Kopf, als er sich anhörte, was der Kommandant der GALACTICA zu sagen hatte, „Na klar, sicher – sowas kennen wir ja schon.Natürlich ist Adama kein Kriegsverbrecher und wir wurden hereingelegt, weil die Zylonen die Bösen sind. Schon klar.“
Als dann plötzlich, quasi wie aus dem Boden gewachsen, die hübsche Asiatin am Kraftfeld stand, zuckte er erschrocken zurück und trat erst, nachdem er sicher war, dass sie nicht durch das Kraftfeld kam, näher. Zwar stellt sich die Frage, wieso man ein Kraftfeld aufbaut, wenn man einfach so durch selbiges schlendern könnte, aber das Problem war in diesem Fall, dass Cal das Gefühl hatte, dass momentan alles passieren könnte.
Aber nein – das war doch Irrsinn. Sie konnte ihm nichts anhaben – nicht durch ein Kraftfeld.
So dachte er und war sich eigentlich doch auch sicher, doch als sich ihr Blick in ein unangenehmes Starren verwandelte, wusste der Captain, dass die Sache sich doch ein wenig komplizierter ausnehmen könnte.
Irgendwie hörte er sich selbst, der sich befahl, zu fliehen, aber aus seinem nahezu kraftlosen Kiefer kam nur die Frage „Was haben Sie vor?“.
Irrte er sich, oder leuchteten ihre Augen gerade grün auf?
Was geschah…
Chloe Sullivan betrat das Krankenhaus Smallvilles und ging in das Krankenzimmer John Does.
So nannte man seit jeher Verwundete oder Verstorbene, die man nicht identifizieren konnte.
Und dieser Mann, den sie in der Höhle gefunden hattenkonnte sich nicht an seinen Namen, seine Herkunft oder seine Einheit erinnern, denn die Kleidung Johns wirkte zwar fremdländisch, aber militärisch.
Und ab da gingen die Befragungen los.
Und vorallem: Wer ihn da alles befragte.
Das ging mit Clark, Lois und Chloe selbst los, die nunmal neugierig waren, und wissen wollten, der dieser geheimnisvolle Fremde war.
Weiter ging es mit den Offiziellen – Sherrif, Bürgermeister, selbst die Schülerzeitung „Torch“ berichtete über diesen Zwischenfall, vom Inquisitor mal abgesehen, der über John Doe die waghalsige Vermutung anstellte, dass er aus dem All käme.
John selbst, also Cal, hatte, wie er es ausdrückte „Die totale Mattscheibe“.
Er wusste nichts, und das traf ihn sehr.
Wenngleich die Umgebung nett, das Wetter warm und die Leute, die ihn besuchten, sehr freundlich und nett waren, wünschte er sich wirklich, erinnern zu können, wer er war.
Chloe war immer dabei, sie berichtete für die Torch von den Ereignissen um Cal, die zwar nicht viele, aber dafür sehr reichhaltig waren.
Als Chloe nun das Krankenzimmer Cals/Johns betrat, war dieser gerade dabei, aufzustehen. Die Krankenhauskleidung, die man ihm verpasst hatte, war so geschnitten, wie Krankenhaushemden nunmal geschnitten waren – sprich, sie ließen den Rücken offen.
Chloe räusperte sich und Cal warf sich so schnell wieder ins Bett, dass selbiges vorwurfsvoll quietschte.
„Nun, was gibt es Neues?“, fragte Chloe und Cal schaute aus dem Fenster.
„Ich würde sagen, immer noch komplette Mattscheibe. Ich hab keine Ahnung, wer ich bin. Wenn ich sie hätte, wärst Du die Erste, der ichs sagen würde.“
Die Journalistin seufzte und ließ sich in den Krankenhaussessel fallen.
Dann schaute sie zu Cal.
„Das ist eine sehr interessante Uniform gewesen, die du getragen hast, als wir Dich fanden.“, eröffnete sie und Cal hob beide Augenbrauen: „Das mag ja alles sein – aber seit meiner ersten Befragung hab ich immer noch keine Ahnung, was das für eine Uniform sein könnte, oder für welches Militär ich arbeite. Wobei soviel schon mal feststeht – das amerikanische Militär scheint es nicht zu sein. Die haben andere Outfits.“
Alexandra seufzte: „Verdammt, jetzt sitzen wir in der Falle.“
„Unsinn, wir wissen doch gar nicht, ob nach uns gesucht wird.“, meinte Cal.
Doch in diesem Moment knackte es im Lautsprecher und der benommene Peterson murmelte: „An alle. Doktor Alexandra Siege hat sich gegen uns gewendet. Sie hat die Ausserirdischen mitgenommen und ist noch im Gebäude. Sie muss unter allen Umständen aufgehalten werden.“
„Oh, jetzt wissen Sie’s!“, meinte Cal.
Er, Agatha, Wilton und Siege wechselten einige nervöse Blicke, dann kamen die ersten Soldaten um die Ecke und begannen, zu feuern.
Agatha sah den Captain an: „Du und deine große Klappe!“, schrie sie.
Cal erwiderte das Feuer.
Zwischen einschlagenden Kugeln schrie er Agatha zu: „Sorry, das ich was gesagt habe!!!“
Siege, Agatha und Wilton rannten in einen Seitengang. Cal folgte. Er rannte so schnell er konnte und war schließlich an der Spitze des Grüppchens.
Sie erreichten den Aufzugschacht, doch die Aufzugkabine war leider eine Etage über ihnen zum Stillstand gekommen.
Agatha stoppte.
„Was hast Du denn? Das ist nicht das Ende der Welt, nur das Ende des Stockwerkes.“, meinte Wilton, packte Captain und Commander am Arm und zerrte sie hinter sich her.
Wilton hatte sich auf alles vorbereitet. Er zog einen kleinen, kugelschreiberähnlichen Gegenstand, und richtete ihn auf den Aufzugboden, der nur einen Meter über ihnen hing.
Cal lächelte überrascht: „Was soll das?“
Nun war es Wilton, der lächelte. Er drückte einen Knopf auf dem Stift, den er mit der Mine nach oben auf den Kabinenboden gerichtet hatte, und aus der Spitze schoss mit einem lauten Fauchen eine Art Enterhaken. Dieser verkantete sich im Boden des Aufzugs.
Wilton machte eine Geste und sagte zu Agatha und Siege: „Ladies first.“
Cal ließ Wilton zuerst hinabsteigen, wirbelte noch mal um die eigene Achse und feuerte eine Salve auf die sich nähernden Wachleute. Doch plötzlich ertönte ein betäubendes: „Klick-klick-klick-klick-klick…“
Cal ließ das leergeschossene Lähmermagazin zu Boden fallen, wollte ein Neues hervorholen, dann schrie er Agatha zu: „Wo ist das Reservepack?“
Der erste Offizier antwortete: „Es gibt keins.“
„Es gibt kein Reservepack?“
„Nein, es gibt kein Reservepack!“
„Aber es gibt doch sonst immer ein Reservepack!“, stieß Cal zwischen einschlagenden Schüssen hervor, schlug dann, sportlich wie er nicht wahr, einen Salto rückwärts und landete punktgenau neben Agahta.
„Hey, ich hab’s mal geschafft.“, meinte er, schief grinsend.
Agatha lächelte ihn an.
Cal blinzelte.
Okay, an die erste Vision konnte er sich ja noch erinnern. Das war 2005 und damit knappe 6 Jahre nach ihrem letzten Auftreten im 21. Jahrhundert – oder, wenn man den Kalender des 24. Jahrhunderts bemühen wollte – im Jahr 2377 und somit knappe 2 Jahre her. Und während er so darüber nachdachte, stellte er fest, dass Captain – pardon: Admiral – Kathryn Janeway einen guten Punkt hatte, wenn sie sagte „Ich versuche die temporale erste Direktive zu ignorieren. Zukunft ist Vergangenheit – oder umgekehrt. Ich bekomme Kopfschmerzen davon.“
Janeway? Wo er gerade an Janeway dachte, fiel ihm die Mission wieder ein. Irgendwie hatte er Zweifel daran, dass die Menschen tatsächlich die großen, bösen Bösewichte waren, als die sie hingestellt wurden, allerdings gab es für eben diese Überlegungen keinerlei Belege oder Beweise und… er stockte und schaute die hübsche Asiatin an, die den Blickkontakt hielt und ihn freundlich anlächelte. Der Captain merkte, wie seine Lippen ebenfalls ein leichtes Lächeln formten und er schaute sie verdattert an: „Was haben Sie gerade mit mir gemacht?“
„Oh, ich weiß nicht, wovon Sie reden.“, sagte sie und wandte sich wieder um.
Der Captain schüttelte erneut den Kopf.
Mit einem „Wir sprechen uns noch!“ verließ er den Raum.
Adama und Tigh wandten sich an die Frau: „Was haben Sie wirklich mit ihm gemacht?“
„Sein Gehirn war völlig von der Programmierung, die die Zylonen ihm zukommen ließen, übernommen. Ich habe diese Programmierung ein wenig gestört. Dadurch sollte er empfänglicher für die Wahrheit sein.“, lächelte Sharon und Adama nickte anerkennend, wenngleich eine Stimme in seinem Inneren ihm riet, das er ihr nicht voll und ganz Vertrauen schenken sollte.
Die junge, hübsche Rothaarige hatte sich umgezogen.
Agatha trug nicht mehr den Starfleetjumpsuit, den sie normalerweise trug, sondern eine koloniale Uniform, ganz, wie der Cal aus diesem Universum ihr angeraten hatte.
Es hatte sie überrascht, das man eine Uniform, genau auf ihren Körper zugeschnitten, vorrätig hatte, aber einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul.
Die Uniform war zwar ein wenig ungewohnt und sie schmiegte sich nicht so hauteng an ihren Körper, wie es die Starfleetuniform tat, aber, irgendwie gefiel ihr diese Uniform ebenfalls.
Sie betrat das CIC und salutierte Gaeta zu, der sie verwirrt anblickte.
„Mister Gaeta, gibt es ein Problem?“
„Nein, Ma’am.“
Agatha grinste: „Das freut mich zu hören.“
Gut, der Captain, weder der der GALACTICA , noch der der Dragonfly , war nicht anwesend, also musste sie das Ruder in die Hand nehmen.
„Mister Gaeta, wie ist unsere Situation?“, fragte sie daher und der junge Mann warf einen Blick auf seine Anzeigen.
„Alles innerhalb normaler Parameter.“
Sie nickte: „Gut zu hören.“
„Sag du es ihr.“, forderte die Stimme Kats den Mann auf.
„ICH?“, echote dieser, „wieso gerade ich?“
„Weil du vom Namen und vom Charakter mit ihrem Freund identisch bist.“, sagte Bullseye , kniff dem Mann in den Hintern und schob ihn in Richtung des CIC.
Schlitternd kam er neben Agatha zum Stehen und lächelte sie an.
„Ich sehe, Du - sie.... äh...“
Agatha grinste: „Bleiben wir beim ‘Du’, Cal.“
Author Cat lächelte ebenfalls, wenn auch etwas verlegen und fuhr sich mit dem Zeigefinger am Kragen der Uniform entlang, als sei diese schlagartig ein paar Nummern zu eng geworden: „Wie Sie… äh… Du willst, Agatha.“
„Was gibt’s denn?“
„Nun, die … äh… Crew fragt an, wann wir die Dragonfly verfolgen wollen.“, sagte der Pilot und schaute in Agathas grasgrüne Augen, die sich gerade mit Tränen füllten.
„Meinst Du wirklich, das wäre so leicht?“, fragte sie, mit belegter Stimme, „Die Dragonfly ist inzwischen sicherlich nicht mehr in Sprungreichweite. Gleiches gilt für Admiral Adama und Commander Tigh, sowie für…“
Nun musste sie schlucken und schaute Cal an: „Du hast keine Ahnung… ich liebe dich - also… ihn. Und ich muss ihn gehen lassen. Ich will es nicht, aber es muss sein.“
Nun schluckte auch Cal, da er erkannte, das sie wirklich um seinen Doppelgänger trauerte.
„Es tut mir leid, ich… ich wollte nicht…“
Ein Lächeln lief über ihre vollen, sinnlichen Lippen und sie lachte kurz: „ist schon gut, Cal. Du konntest es ja nicht wissen.“
Cal war verwirrt.
Was hatte diese Asiatin mit ihm gemacht?
Sie hatte ihm tief in die Augen geschaut, dann hatte er das Gefühl gehabt, als habe ihn eine Art Impuls getroffen - und seitdem konnte er nicht umher, genauer zu hinterfragen und zu überlegen, was los war.
Was stimmte alles nicht?
Das war, zunächst mal, einiges.
Die Crew benahm sich merkwürdig, seine Ärztin fehlte, diese sexuell-aggressive Frau und Agatha, der das alles an ihrem knackigen Hintern vorbei zu gehen schien.
Irgendwas passte nicht in das Bild.
Irgendein Mosaiksteinchen.
Irgendwas.
Er betrat sein Quartier und schaute sich um. Irgendein Mosaiksteinchen musste er tatsächlich übersehen haben und er wäre nicht mehr Calvin Cat, wenn er es nicht fände.
Aufmerksamen Blickes schaute er sich um, trat auf seinen Arbeitsschrank zu, öffnete ihn und ging die PADDs durch, die dort verstaut waren.
Nein, hier war alles in Ordnung – vom Vortrag über Intergalaktisches Recht, gehalten von Elias Vaughn, der ihn jedes Mal schläfrig machte (der Vortrag, nicht Vaughn) über die gesammelten Mangas von Rumiko Takahashi und Gosho Aoyama – es war alles vorhanden.
Enttäuscht schloss er die Schranktür und schaute sich weiter um.
Dann fiel es ihm auf. Lag da…
Er trat auf das Gerät zu, nahm es in die Hand, fühlte das Gewicht und nickte dann. Es war – tatsächlich – sein Spielzeugphaser.
Der Spielzeugphaser, den er normalerweise in seinem Schlafzimmer liegen hatte - Agatha hielt es für ein unnützes Relikt aus Kindertagen, Cal argumentierte, das er sich in diesem Fall, zumindest kurzzeitig, Eindringlinge, die ihn im Schlaf überraschen wollten, vom Leib halten konnte, denn sie wussten ja nicht, das dieser Phaser eine billige Nachbildung war - lag noch an seinem Platz.
Nach einem etwas lauteren Streit mit Agatha war der Spielzeugphaser jedoch in den Replikator gelegt und durch eine Glasvase ersetzt worden, die Cal ja durchaus gerne gegen Eindringlinge einsetzen konnte, um sie diesen über den Kopf zu schlagen.
Das auch die Vase nicht lange gehalten hatte, war eine andere Geschichte. Sie war während einer Übernachtung Agathas zu Bruch gegangen, als die, nur in Schlaftop und Satin-Hose gekleidete, Frau neben ihm plötzlich begann, sich im Schlaf zu bewegen. Die Vermutung, sie habe einen Albtraum bestätigte sich, als er versuchte, sie zu wecken, was darin geendet war, dass sie zuerst zugeschlagen und dann die Augen geöffnet hatte. Zum Schadensinventar des Captains zählte ein ausgeschlagener Zahn, einige blaue Flecken und Kratzer – sowie ein Kinnhaken, den sie ihm verpasst hatte, ehe sie vollends aufgewacht war. Dies hatte dazu geführt, dass er gegen sie gesunken war – allerdings auch dazu, dass er wunderbar geschlafen hatte.
Aber, der Phaser, mit dem das ganze angefangen hatte, war da.
Seine Crewmitglieder, alles aufeinander eingespielte und mit ihm sehr gut befreundete Leute, schauten ihn zwischenzeitlich an, als befürchteten sie, das er durchdrehte.
Die Blonde. Irgendwo hatte er sie schon einmal gesehen.
Und irgendwas sagte ihm, dass er sogar die niedliche Asiatin in der Brigg kannte.
Sekunde mal, sie hatte sogar einen Namen.
Sharon Valerii.
Irgendwas regte sich in Cal.
Irgendwas war an Bord nicht ganz koscher. Nun hieß die Devise ‘Vertraue niemandem’. Jeder an Bord konnte ein Feind sein.
Jeder an Bord…
Das musste er dringend mit Agatha besprechen.
Ein Blick auf die Uhr verriet, das er sie ungefähr zur Zeit ihres Mittagsschlafes erwischte, vielleicht schlummerte sie schon, vielleicht war sie noch auf.
Cal ließ sich zunächst auf dem Sofa nieder, stand dann jedoch wieder auf und trat ins benachbarte Schlafzimmer, wo er Agathas durchtrainierten Körper unter der Bettdecke vorfand.
Sie hielt ein Buch in der Hand, war also noch wach.
„Hey.“, sagte er und hatte im nächsten Moment eine unheimliche Begegnung der dritten Art mit der schweren Ausgabe von Krieg und Frieden, die durch die Luft gesaust kam und Cal frontal erwischte.
Er taumelte zwei Meter nach hinten, ehe er zu Boden ging.
Als er wieder aufwachte, kniete Agatha über ihm, den Kopf schüttelnd und lächelnd.
„Du kannst dich doch nicht einfach So in mein Quartier einschleichen.“, sagte sie und half ihm hoch. Sie trug immer noch ihr Nachthemd, das ihren Körper wie eine zweite Haut umschlang.
„Das is immer noch unser Quartier.“, murmelte der Captain und versuchte, sich auf die Person Agathas zu konzentrieren, was ihm nicht ganz gelingen wollte. „Bevor Du mir zusammenklappst, helfe ich Dir lieber auf unsere Couch.“, sagte sie und führte ihn zu besagtem Möbel.
Der Captain lächelte, streckte sich auf der Couch aus, legte seinen Kopf in ihren Schoß und schaute sie von unten an.
Es tat so gut, sich an sie zu kuscheln. Man konnte wirklich alle Sorgen vergessen und war nur noch bei…
Sekunde mal!
Der Entspannungsgrad, der Cal gerade so richtig schön umschmeichelt hatte, ihn in höheren Spähren schweben ließ, verblasste und Cat fiel in die jähe Realität zurück.
Er richtete sich auf und schaute seinen ersten Offizier an.
„Ich habe ernsthafte Bedenken, was unsere Crew angeht.“, sagte er unverblümt und Agatha schaute ihn an.
„Ernsthafte Bedenken?“, echote sie, stand auf und ging, sinnlichen Schrittes, mit schwingendem Becken zum Replikator.
„Zwei mal Eistee, Pfirsich, Kalt.“, sagte die Frau und im Ausgabefach des Replikators erschien das gewünschte Getränk.
Sie kam zum Tisch zurück, stellte das Getränk vor Cal und sagte: „Ich zieh mich kurz um.“
Nach ein paar Minuten kam sie, in ihre Starfleetuniform gekleidet, wieder zurück und lächelte Cal an: „Du hast also ernsthafte Bedenken?“
Dieses Gebaren passte irgendwie nicht zu ihr. Diese bewusst-sexy Bewegungen, die sie zum Replikator hin gegangen war, das passte nicht ganz zu ihr.
„Ja“, sagte Cal, „unsere Crew benimmt sich mehr als sonderbar. Ist es dir nicht aufgefallen, dass sie so merkwürdig zu uns herüberschauen?“
„Nein.“, sagte Agatha, „Das ist mir noch nicht aufgefallen. Hast Du eine Vermutung?“
Cal wiegte mit dem Kopf: „Naja, eine Vermutung wäre, das die Zylonen irgendwas damit zu tun haben. Mir ist diese Natasi Godefrey irgendwie verdächtig.“
„Wieso? Weil sie dich angräbt?“, lächelte Agatha und Cal seufzte.
„Ja, auch deswegen. Aber, sie bewegt sich so - künstlich.“
„Künstlich?“, echote Agatha und runzelte die Stirn: „Naja, sie ist ja eine Androidin.“
„Gathy - , das richtige Wort ist Gynoid. Sie ist eine Gynoide. Androide ist die männliche Form.“, korrigierte Cal und Agatha rollte mit ihren hübschen Augen: „Klugscheißer.“
Cal lächelte, trank einen Schluck Tee und schaute dann wieder zu seinem ersten Offizier herüber: „Auf jeden Fall könnte ich mir vorstellen, dass diese Zylonen mit den Borg verwandt sind. Was ist, wenn unsere komplette Crew assimiliert ist, und sie nur darauf warten, uns auch zu ihrem Kollektiv hinzuzufügen. Was ist, wenn Miss Godefrey sowas wie eine weitere Borgkönigin ist und sie mit einer Art Pheromon die Männer um den Finger wickelt, um sie assimilieren zu können und…“
„Cal, du hast wirklich einen leichten Knacks. Kaum gibt es eine, zugegebenermaßen, attraktive, intelligente Frau, die in einem knappen Kleid durch die Gegend läuft, an Bord und du vermutest sofort Mord und Totschlag.“, lächelte Agatha, „Aber wenn es dich beruhigt, werde ich unseren Ersatzarzt, Doktor Banner, darauf ansetzen.“
„Nicht Doktor Banner - du weißt doch, das er sich leicht aufregt. Und wir mögen ihn nicht, wenn er wütend ist. Nimm lieber Doktor Schmidt.“, sagte Cal und Agatha seufzte: „Gut, nehm ich Doktor Schmidt.“
Sie tippte auf ihren Kommunikator und befahl Schmidt, der sich sofort meldete, sich um Miss Godefrey zu kümmern.
Dann schaute sie Cal an: „Und nun? Ist dein armes, verängstigtes Gemüt beruhigt?“
Der Captain nickte: „Ja, irgendwie schon.“
„Schön.“, lächelte Agatha, „Würdest Du mir mal bitte das PADD mit den Logbucheintragungen bringen? Es ist da hinten.“
Cal nickte, ging in den Bibliotheksbereich, wo bei Cal die komplette Detektiv Conan- und Yu-gi-Oh-Sammlung war, und griff nach dem PADD mit den Logbucheintragungen.
Er brachte es zu Agatha zurück, die ihm anschließend bedeutete, sich zu setzen.
„Komm, ich trag das kurz hier ein.“, lächelte sie, „Trink doch derweil was von deinem Eistee. Oder hast du keinen Durst?“
Cal nickte: „Jetzt, wo du es sagst.“
Er nahm das Glas und trank den Tee in einem Zug leer.
„Hat einen etwas merkwürdigen Nachgeschmack.“, stellte er fest, dann lehnte er sich an Agatha und schaute sie an.
Agatha Beendete ihren Logbucheintrag, trank ebenfalls einen Schluck Tee und schaute dann zu Cal herunter, ihn anlächelnd.
“Was ist?“, fragte er, seufzte anschließend und streckte sich.
Sie schüttelte den Kopf: „Nichts. Ich habe gerade die notwendigen Eintragungen vorgenommen.“
Dann streichelte sie ihm sanft über den Kopf und Cal merkte, wie seine Augenlider immer schwerer wurden.
„Hast du mich betäubt?“, brachte er mit schwerer Zunge hervor und Agatha schüttelte den Kopf: „Nur ein wenig beruhigt. Du schienst mir ein wenig - konfus zu sein.“
Sie fuhr ihm sanft mit den Fingern über den Kopf und lächelte: „Schlaf gut, Cal.“
‘Verdammt’, dachte er, ‘ich bin in die Falle getappt.’
Damit verschwamm alles um ihn herum.
Auf dem Kontrolldeck der Station, das typisch standadisiert wirkte, konnte sich Cal nicht helfen, als eben diese Langeweile zu empfinden, während er die Struktur der Kommandozentrale betrachtete. Hier war nicht einmal ein Funken an Kreativität und Eigenleistung gesprungen, man hatte sich mit dem, was man hatte abgefunden.
Man hatte die Station so gebaut, dass man mit der maximalsten Sensorenauflösung die neutrale Zone scannen konnte. Daher war Deep Space Seven eine militärisch-wichtige Einrichtung und durch mindestens einen Kampfverband der Föderation immer zu erreichen.
Der Aufbau der Station war typisch-föderal standardisiert.
Architektonisch wirkte sie nicht unbedingt spannend. Euphemistisch gesagt. Realistisch gesagt: Die Station war ein Modulbausatz, wie er langweiliger nicht sein konnte. Irgendwann in den späten 80ern des 23. Jahrhunderts hatte ein Architekt den Auftrag erhalten, das neue Weltraumlabor „Regula 1“ zu entwerfen und nachdem der Architekt dem Föderationsrat diese Bauweise vorgeschlagen hatte, stellte man fest, dass das Design recht effizient war. Also wurden bis ins späte 24. Jahrhundert und wahrscheinlich noch darüber hinaus die Raumstationen nach dem Modellbausatz Regula 1 gefertigt.
Aber Cal hatte definitiv andere Sorgen, als sich mit der mangelnden Kreativität der Betonflachköpfe im Hauptquartier zu befassen. . Zwar war die Dragonfly an die Station angedockt, dennoch ratterte es in seinem Kopf, was zu tun wäre.
Irgendwie war ihm die Situation nicht sonderlich heimelig, was vielleicht daran liegen konnte, dass – so hatte er gelesen – einige Decks unter ihm, in den tiefsten Tiefen der Station die Doktoren Goldmann und Wells an Projekt Alpha Prime arbeiteten. Und zu eben jener Station hatte man die Führungsspitze des Planeten Scribe-De bestellt.
Eigentlich war es kein großes Problem, denn Scribe-De zählte nicht unbedingt zu den wirklich großen „major playern“ im intergalaktischen Politikschach. So wunderte es nicht, dass eben jener Planet beim Konflikt, der Alpha-, Beta- und Gamma-Quadrant ins feurige Inferno gestoßen hatte und der vollkommen zu Recht als „Dominion-Krieg“ bezeichnet wurde, nicht einmal von den Jem’Hadar berücksichtigt wurde. So konnte die Bevölkerung in Ruhe und Frieden weiterleben, vollkommen ohne Wissen, das über ihren Köpfen die Machtverhältnisse des Quadranten gleich mehrmals auf den Kopf gestellt wurden.
Das alles änderte sich, als in den letzten Tagen des Krieges ein Schiff der Föderation in der Nähe des Planeten zerstört wurde und einige der Rettungskapseln auf Scribe-De landeten.
Und da man damals nicht unbedingt wählerisch war, wen man in die Föderation einlud, wurden schon erste Gespräche geführt. Dann endete der Krieg und man Beendete die Kommunikation mit den Scribe-de-Ianern mit dem Hinweis, in wenigen Jahrzehnten wieder zu kommen, wenn man auf dem Planeten soweit wäre, sich in die große Familie der Sternenflotte einzugliedern.
War das schon mal ein nicht unbedingt cleverer Zug und schwerer Fehler, wurde die Situation noch desaströser, als sich auf Scribe-De ein Mann namens Te’exwe Ynos Ni’lopo an die Macht schwang und der Föderation zwei Möglichkeiten ließ. Entweder man nahm sie jetzt und sofort in die Föderation auf oder aber Scribe-De würde jedes Raumschiff, das sich in die Nähe ihres Planeten begab, abschießen.
Da man nun Vorsichtiger denn Jeh war, sich eventuelle Feinde zu schaffen, gab man nach etlichen Diskussionen, nach und sandte die Enterprise nach Scribe-De, die die Botschafter zur Raumstation führen sollte.
Warum Captain Picard – selbst ein geschulter Diplomat – diese Aufgabe nicht selbst zugesprochen bekam, war nicht nur dem Captain der Dragonfly ein Rätsel.
Das Schiff der Intrepid-Klasse selbst war anwesend, da man hier einige notwendige Reserven auffüllen wollte.
Als Jean-Luc Picard das Kontrolldeck von Deep Space Seven betrat, riss sich der jüngere Kommandant des kleineren Schiffes zusammen, salutierte und lächelte ihm freundlich zu.
„Captain Cat, man findet Sie auch in jeder Ecke des Weltraums, oder?“, fragte der Franzose mit dem britischen Akzent, was bei Cal ein Grinsen auslöste: „Na, aber sicher doch.“
Was als Nächstes geschah, wusste er nicht mehr, er erinnerte sich noch daran, dass man sich dem hingab, was der Englischafficionado als „witty banter“ bezeichnet, also als witziges, oder geistreiches Geplänkel. Gut, okay, er fragte sich schon, wie er es geschafft hatte, mit Picard gleichzuziehen, aber vielleicht hatte der Captain einfach nur einen schlechten Tag.
Dann erinnere er sich an nichts mehr, abgesehen von einem Bild, das sich in seine Netzhaut einbrannte. Da war ein Typ der eine Waffe in der Hand hielt und -
Er fuhr wieder hoch und stellte fest, das es sehr kalt war.
„Wo...“, brachte er hervor, ehe er zu Husten begann.
Es war ein großer, dunkler Raum, er selbst lag in einer Art Tank mit einer durchsichtigen Flüssigkeit und war nackt.
Schnell schlug er die Beine übereinander und schaute verwirrt in die Runde derer, die da jetzt auf ihn zutraten.
Natasi Godefrey lächelte ihn an: „Es ist alles in Ordnung, ‘Captain’.“
Warum betonte sie seinen Rang so komisch?
Agatha tauchte neben ihm auf und gab ihm einen Kuss: „Entspann dich, Cal. Du bist eingeschlafen.“
Er schaute sich um.
„Eingeschlafen?“, fragte er, „Auf einem Zylonenbasisstern? Nackt?“
Agatha grinste und irgendwie hatte er das Gefühl, das er ihr das glauben konnte.
Natasi trat näher an das Becken heran, in dem er lag und lächelte: „Ja, dieser Schleim ist gut für die Haut.“
Sie griff hinein und verteilte die Flüssigkeit, was auch immer es war, in ihren Händen.
Cal hob die Augenbrauen. „Wo sind wir ?“, wiederholte er seine Frage von eben.
Die blonde Zylonen trat aus seinem Sichtfeld und warf ihm dann die Uniform zu: „Ziehen Sie sich an, Captain, wir haben einen Auftrag. Unsere Zielobjekte sind auf dem Planeten 12 A 11 aufgetaucht. Sie haben Zugriffsermächtigung.“
Damit verließ sie den Raum.
Agatha griff ins Becken, packte ihn bei seinem Torso und hob ihn aus dem Schleim.
„Hey!“, protestierte der Captain, doch sie lächelte: „Ist ja nicht so, als habe ich dich noch nie so gesehen. Erinnerst Du dich an den Virus, der all unsere Hemmungen löste?“
Cal schüttelte den Kopf: „Erinnere mich bitte nicht daran. Der Striptease in der Schiffskantine war schon peinlich genug, aber dann von Rick geweckt zu werden, deinen nackten Körper im Arm haltend...“
Sie lächelte ihn an: „Damals hast Du deine Gefühle für mich erkannt.“
„Ja, dennoch.“
Er rubbelte sich mit einem Handtuch den Schleim vom Körper und schlüpfte in seine Uniform.
„Wie komm ich jetzt eigentlich wirklich hierher?“, fragte Cal und Agatha seufzte: „Erinnerst Du dich, dass ich dich an Bord der Dragonfly betäubt habe?“
„Ja.“, sagte Cal und stemmte die Hände in die Hüften, „Sehr deutlich sogar.“
„Erinnerst Du dich auch daran, das du vor deinem ‘Unfall’ einen mittelschweren Nervenzusammenbruch aufgrund von Ginas Tod hattest?“, fragte sie und Cal schaute seinen ersten Offizier, stirnrunzelnd, an: „Was?“
„Ja, es war während der Konferenz, bei der wir die Scribe-De-Ianer in der Sternenflotte willkommen hießen. Ein scribe-de-ianischer Gesandter, Te’exwe Ynos Nilopo, zog plötzlich eine Waffe und feuerte. Er traf dich, Natasi und Gina. Während Natasi in der Schulter getroffen wurde, wurde Gina im Herzen getroffen, taumelte gegen dich und riss dich zu Boden, wobei du, ganz Cal, bewusstlos wurdest. Als du wieder zu dir kamst, hast du getobt, wie nur was.“, erklärte Agatha und schaute Cal mitfühlend an, „Natasi hatte daher den Plan, dich den Zwischenfall vergessen zu lassen, wie es beim Doktor bei der Operation von Fähnrich Jetal ergangen ist - erinnerst Du dich?“
„Vage.“
„Auf jeden Fall kamen nun aber deine Erinnerungen wieder zum Vorschein. Und daher haben wir beschlossen, dich hier, in diesem Tank, die Erinnerungen erneut durchleben zu lassen. Dieser Schleim ist bioneural, wie die Gelpacks der Voyager.“
„Das ist aber eine erstaunliche Leistung der Zylonen, nach einer Stunde ein Psychotrauma zu verarbeiten.“, lächelte Cal.
„Wie kommst Du darauf, das du eine Stunde hier drin warst? Seit vorhin sind 2 Wochen vergangen.“
Cal schluckte.
To be continued .
CaptainCalvinCat:
Kapitel 15 Vor- und Nachbereitungen
Anastasia Dee Dualla warf einen Blick auf das DRADIS und folgte damit einem Ritual, dass sie seit einer knappen drei-viertel Stunde durchzog. Alle 5 Minuten betrachtete sie die Anzeige, in der Hoffnung, dass das Ding ihnen endlich sagen würde, dass sie näher an dem Planeten wären. Und tatsächlich – langsam, aber sicher, näherten sie sich. Jetzt musste man Geduld zeigen. Eigentlich war sie geduldig, aber momentan wäre sie lieber auf ihrem Schiff in der Position, die PEGASUS wie einen Raubvogel über der Flotte kreisen zu lassen, um im Notfall selbige von Zylonenattacken zu bewahren, aber momentan war ein Übersetzen vom Eimer zum Biest , einerseits strategisch ungünstig und zum Anderen nicht möglich, da der Kommandant auf der Krankenstation der GALACTICA lag und seine Verletzungen auskurierte.
Um genauer zu sein – er lag immer noch in tiefer Ohnmacht und die Vermutung, das er nur deshalb dort liegt, weil der Autor des ganzen Schlonzes keine Ahnung hat, was er mit ihm anstellen könnte, liegt schon sehr nahe. Davon ahnte Dee allerdings nichts, befand sie sich doch in der Geschichte und nicht auf dem Bürostuhl, auf dem der Autor diese Geschichte zusammenkrittelt.
So meldete sie, nachdem sie einen erneuten Blick au das DRADIS geworfen hatte: „Wir sind an den Koordinaten angekommen – die gesamte Flotte ist vollzählig.“
Commander Agatha Silverbird empfand, dass die Reise von einem Punkt des Universums zu einem anderen, x-beliebigen Punkt in der gestirnten Unendlichkeit, sich nicht Unterschied, gleich mit welchem Schiff man unterwegs war. Ob sie nun mit der Dragonfly in vollem Impuls zu diesem Planeten geflogen wäre, oder ob sie – wie nun – die GALACTICA nahm, kam vom Gefühl her tatsächlich aufs Gleiche heraus, wenngleich sie ein wenig der Hauptschirm – oder besser: der fehlende Hauptschirm – störte. Sie war es eigentlich gewöhnt, die Fortschritte der Mission im 16:9-Format zu sehen.
„Die komplette Flotte ist vollzählig.“, wurde sie in diesem Moment durch die attraktive Dee informiert und lächelte, nickte ihr zu, ehe sie sich an Kara ‘ Starbuck ’ Thrace wandte: „Nehmen Sie sich Ihre besten Piloten und fliegen Sie zu diesem Planeten. Wir brauchen das Tylium.“
„Jawohl, Ma’am.“
An Bord der Cloud Nine saß Tom Zarek in einem luxoriös-ausgestatteten Zimmer und warf einen nachdenklichen Blick nach draußen. Mit seiner Hilfe hatte Gaius Baltar es geschafft, Präsident zu werden. Das hatte natürlich einige Begünsitungen für Zarek nach sich gezogen, so wie die Umquartierung von seiner alten Zelle an Bord des Gefangenenschiffes „Astral Queen“ zu diesem Quartier an Bord des Vergnügungsschiffes.
Während des Angriffes war Zarek noch an der Bar gewesen, hatte sich seinen Lieblingsdrink genehmigt und der adretten Kellnerin hinterhergeschaut, die mit aufreizend-tiefem Ausschnitt und den dafür als ideal angesehenen Maßen, auf High-Heels, an ihm vorbeistolzierte und ihm noch einen kurzen Blick schenkte, der eindeutig verriet, das sie an ihm interessiert war.
Das er nur einige Sekunden später dazu kommen würde, über ihren Körper gebeugt, am Boden zu kauern, hätte er auch nicht gedacht, aber, dann kippte das komplette Deck und die niedliche Kellnerin drohte zu fallen. Schnell war er auf den Beinen, fing sie auf, wurde jedoch vom Eigengewicht und der Trägheit letztenendes doch zu Boden gerissen.
‘Soviel dazu, das ich auf ihr liege.’, dachte Zarek bitter, dann war es eine Zeit lang dunkel um ihn geworden.
Als er wieder zu sich kam, lag er, den Kopf in den Schoß der Kellnerin gebettet, immer noch auf dem Boden der Cloud-Nine-Bar, jedoch mit wesentlich besseren Aussichten auf Rettung. Denn just in diesem Moment machte sich ein Rettungsteam daran, die Türen aufzubrechen.
Danach war es recht schnell gegangen. Man hatte ihn, sowie die Kellnerin untersucht, er hatte sie tatsächlich noch in sein Quartier mitgenommen und hatte es ebenfalls geschafft, mit ihr eine Nacht zu verbringen, die er so schnell nicht vergessen würde.
Naja, so hätte Zarek es gerne gehabt. Stattdessen war der ehemalige Wahlkampfhelfer Doktor Gaius Baltars momentan als Vize-Präsident unterwegs, saß nicht im luxuriösen Quartier auf der Cloud-Nine, aber er hatte ihrer Vernichtung zugesehen und war tatsächlich, seit langer, langer Zeit das erste Mal ernsthaft geschockt gewesen. Zum Zeitpunkt der Attacke, die ihn in den Schoß der attraktiven Kellnerin gesandt hätte, befand er sich tatsächlich auf der Colonial – One und hatte sich mit einer von Baltars „Eroberungen“ unterhalten.
Es klopfte und Zarek wandte sich zur Tür. Den von einer beinahe schon Löwenmähne zu nennenden Haarpracht eingerahmten Kopf, der gerade durch die Tür lugte, kannte er und wandte sich Präsident Gaius Baltar zu.
„Mister President, was tun Sie hier?“, fragte der Ex- beziehungsweise Immer-noch-Sträfling und Wahlkampfmanager seinen ‘Schützling’.
„Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass wir auf einem Planeten Tylium entdeckt haben. Ich bin hier, um den Abbauvertrag mit Ihnen zu erneuern.“
Der Abbauvertrag.
Vor ungefähr 3 Jahren, als es noch keine Chance auf Rettung gab, und der GALACTICA durch Boomer , also die Schläfer-Sharon, der Wassertank zerstört und somit eine langfristige Wasserverteilung als unmöglich angesehen wurde, war die erste Amtshandlung gewesen, eine Partroullie zu fliegen, um nach Wasser zu suchen.
Tatsächlich hatte, Ironie des Schicksals, genau die Raptor Wasser gefunden, in der Schläfer-Sharon saß und die gerade gegen ihre Programmierung ankämpfte.
Als der Fund von Wasser bestätigt worden war, gab es zunächst ein großes Hallo, dann aber legte sich die Euphorie, als es um die Frage ging, wer denn bitteschön das Eis von dem Asteroiden fördern sollte, wo man es gefunden hatte.
Die ehemalige Präsidentin, Laura Roslin, hatte beschlossen, dass die Gefangenen der Astral-Queen diese Aufgabe zugeteilt wurde und war mehr als willens, als Entlohnung gewisse Freiheiten zu gewähren.
Dieses Angebot endete in einer, von Tom Zarek geplanten und durchgeführten Übernahme der Astral-Queen und in der ersten Geiselnahmesituation in der Flotte, der noch so einige im Laufe der Jahre folgen sollten.
Doch man einigte sich und die Gefangenen der Astral-Queen, also Tom Zarek und seine Männer, bauten das Wasser ab.
Bei einem Tyliumfund, in einem weiteren Asteroidensystem, hatte man sich entschlossen, ebenfalls die Männer heranzuziehen, was diese natürlich, gegen weitere Konditionen, mit sich machen ließen.
Nun lächelte ihn der weltmännische Gaius Baltar jovial an und wollte mit ihm, Tom Zarek, den Abbauvertrag erneuern.
Doch, Zarek schaute ihn an, als wüsste er gar nicht, von was die Rede war:
„Bitte? Abbauvertrag?“
Baltar lächelte: „Bitte, Tom, ich weiß, dass Sie wissen, das wir Tylium auf einem Planeten gefunden haben. Ich biete Ihnen und Ihren Männern einen Freigang, zwei Mal die Woche, an.“
“Drei Mal die Woche.“, sagte Zarek und Baltar legte den Kopf schief: „Ich bitte Sie, Tom. Das ist nicht vereinbar.“
„Dann müssen Sie sich jemand anderen suchen.“
Baltar nickte: „Das werde ich wohl tun müssen.“
Er wandte sich um, lächelte, als er Natasi sah, die sich im Türrahmen räkelte und ihm verführerisch zulächelte - irre zu sein, und Personen zu sehen, die gar nicht da sind, kann auch Vorteile haben, besonders, wenn sie so sexy waren, wie Natasi - und wusste, noch bevor er Zareks Stimme hörte, das der Mann es sich anders überlegt hatte.
„Sekunde, Mister President.“, hörte er Zarek und drehte sich, mit dem Sekunden lang strahlenden Lächeln des Siegers um, bevor er eine neutrale Miene aufsetzte und Tom anschaute: „Ja, bitte?“
Cal lächelte seinen ersten Offizier an und schaute ihr dabei zu, wie sie ihre Kleidung fallen ließ und in die Flüssigkeit stieg, in der er bis gerade eben noch gelegen hatte.
Mit einem genießerischen Seufzen versank sie, bis auf den Hals, in dem Tank und lächelte: „Das ist wirklich gut für die Haut.“
Cal hatte sich gerade wieder seine Uniform angezogen, als Agatha - und dafür liebte er sie - ihre typische Spontaneität an den Tag legte und sich mit einigen schnellen, aber kontrollierten Griffen, ihrer Kleidung entledigte.
Nackt, wie Gott sie schuf - und an dem Tag musste er einen verdammt Guten solchen gehabt haben, denn so ein Meisterwerk bekommt man nicht noch einmal hin - trat sie auf ihn zu, küsste ihn und grinste, wie eine Katze.
Er hatte sie gefragt, was sie vorhabe, und sie hatte gelächelt und war in den Tank gestiegen.
Nun, in seiner Uniform, trat er auf den Tank zu und lächelte sie an: „Soll ich den Marines mitteilen, dass Du nicht am Angriff teil nimmst?“
Sie grinste: „Wie wäre es denn, wenn Du deine Uniform auszögest und noch ein wenig zu mir hier in diese Wanne kämest.“
Cals Mund stand weit offen und er war wie gelähmt.
Sie griff schnell nach seinem Kragen und zog ihn in den Tank, zu sich und ihrem nackten Körper und ehe er sich versah, lag er auf ihrem, vor Flüssigkeit glänzenden, Körper, mit dem Kopf auf ihren festen Brüsten, und musste hart schlucken.
„Agatha, du bist heute nicht ganz... normal.“
Sie lächelte und nickte: „Stimmt, aber manchmal ist es gut, wenn man ein wenig loslässt.“
Er küsste sie auf den Mund, seine Zunge und ihre berührten sich kurz, bevor sie ihn anschaute und lächelte: „Übrigens, wo wir gerade vom Loslassen reden.“
„Ja, ich weiß.“, schnitt Cal sie ab, „Ich zieh die Uniform schon aus.“
„Meinetwegen kannst Du die gerne anlassen, aber - deine Hände brauchen sich nicht an meinen Brüsten festzuklammern.“, lächelte sie und genoss es, wie Cal sämtliche Rottöne durchlief, schnell ihre Brüste loslies, den Halt verlor und durch die Glitschigkeit dieses Bioneuralen Schleimes abglitt, um komplett auf ihr zu landen. Sie schlang die Arme um ihn und kicherte: „Du bist echt ein ... Trottel.“
„Trottel?“, hob Cal eine Augenbraue, „Ich liege auf deinem wunderschön proportionierten, nackten Körper und mein Bein - okay, mehr durch Zufall, als durch Kalkül, aber wer fragt schon danach - liegt genau an einer Scham an, mein Mund ist Millimeter von deinen sinnlichen Lippen entfernt, ich verliere mich im unglaublichen Grün deiner Augen, und von allen Kosenamen, die Du mir geben könntest, wählst Du Trottel?“
Agatha kicherte, beugte sich vor und küsste ihn leidenschaftlich: „Vergiss einfach, was ich gesagt habe.“
Und als er sich aus diesem Kuss löste, fragte er: „Was hab ich gerade gesagt?“
„Okay, Leute!“
Starbuck klang extrem angespannt.
„Wir gehen jetzt runter und sichern den Perimeter! Viperpiloten werden den Luftraum überwachen, Marines werden in Raptoren runtergebracht und schauen sich unten ein wenig um. In meinem Zug sind Cat, Bullseye , Sharon und das taktische Kommando 1.“
Cal schluckte. Na klasse, es ging auf Erkundungsmission - das konnte ja wieder spannend werden. Was würde ihn wohl da unten erwarten?
Er stellte sich den Planeten als einen undurchdringlichen Urwald vor, mit primitiven Wilden und Wildinnen - gab es das Wort überhaupt? - die in Selbsterlegtem, herumliefen, um Feuer primitive Tänze aufführten und mit Pfeilgiftblasrohren Beute erlegten und den zivilisierten ‘Fremden’ natürlich entweder auf den Gottestrohn setzen oder ihn einfach mal zum Mittagessen verspeisen würden. Oder den Fremden mit der hübschen Häuptlingstochter vermählten, in der Erwartung, dass man dem Stamm viele Kinder zeugte.
Toll, Cal. , schoss es ihm durch den Kopf, Du hast eindeutig zuviele schlechte Bücher gelesen, zu schlechte Filme gesehen und vor allem selbst zuviele schlechte Geschichten verbrochen, um da mit einem klaren Gedanken nach unten zu gehen.
Höchstwahrscheinlich würde der Planet sowieso kein menschliches Leben beherbergen, schließlich war er auf der Durchreiseroute der Zylonen. Das war der Hauptgrund, weswegen die hübsche, rothaarige Kommandantin, die ihn - beziehungsweise, sein jüngeres Ich - liebte, die Marines mit heruntergesandt hatte.
„Mein Jüngeres Ich“? Wann hatte er begonnen, von dem anderen Cal nicht nur als ‘mein potentieller Klon’ zu denken, sondern ihn tatsächlich als „anderes Ich“ zu sehen?
„Cat!“, riss ihn Starbuck aus seinen Gedanken, „Mitkommen!“
„Jawohl, Ma’am“, salutierte der Autor und folgte Starbuck , als auch Bullseye zu je einer Viper.
Als er jedoch Sharon Valeri sah, brach er aus der präzisen Formation aus und trat auf sie zu.
„Sharon, wie geht es Deiner...“
Er tippte sich an die Stirn und Sharon wusste, das er die Wunde meinte, die ihr die Sicherheitsoffizierin der Dragonfly , Jill Menacer, bei dem Kampf zugefügt hatte, den die beiden in einem der halbdunklen Korridore der GALACTICA ausgefochten hatten.
„Soweit gut.“, sagte Sharon und schaute ihn an, als verstünde sie nicht, weswegen er hier sei.
Dieser Blick - Cal hasste ihn. Er kannte ihn von Damals, von der Schule, als er das schönste Mädchen der Klasse, eine hübsche Brünette namens Emma Morgan, gefragt hatte, ob sie mit ihm zum Ball ginge. Ihre hübschen, blauen Augen blickten erst zu Boden, dann schaute sie ihn mit einem Blick, der deutlich sagte, das sie nicht wusste, was er von ihr wollte und das sie ihn einfach nur für lächerlich hielt, an und fragte „Ähhhhm, nein?“
Es folgte ein Gelächter, nicht nur von Emma, sondern auch von Emmas Clique, mit der sie gerade zusammengestanden hatte.
Damals war er ein sehr geknickter, verzweifelter Mann gewesen - gut, er war vielleicht gerade erst vierzehn, oder fünfzehn, das machte den Schmerz jedoch nicht wirklich einfacher.
Und als seine Freundin Amanda, ein ungefähr 20 Jähriges Mädchen, mit der er sich recht gut verstand, die ihm Nachhilfe in einigen Fremdsprachen und der Mathematik, sowie Physik gab, ebenfalls gerade unter gebrochenem Herzen leidend, ihm sagte, das es noch wesentlich schlimmer werden würde und das Frauen ihm das Herz brechen würden, soviele an der Zahl, wie er sich nicht vorstellen konnte, und das der Schmerz, den er jetzt emfand, im Vergleich zu dem Schmerz, den er empfinden würde, wenn jemand, mit dem er über drei Jahre zusammen war, ihn dann verließ, gering sein würde, da tat er zwei Dinge.
Einerseits nahm er Amanda in den Arm, weinte sich an ihrer Schulter aus und tröstete anschließend sie, andererseits begann er diesen „Äääääähm, nein?“ - Blick, wie er ihn jetzt nannte, zu hassen.
Er lächelte im Rückblick.
Amanda.
Es hatte Vorteile, das er damals schlecht in Mathematik und Fremdsprachen gewesen war.
Die Nachhilfelehrerin, war nicht nur hübsch, zwar mit Zwanzig ausserhalb seiner Liga, aber, sie war auch die Tochter eines bekannten Autoren, der ihn später, bei seinem ersten Werk protegierte.
Er und Amanda kamen zwar nicht wirklich zusammen, es blieb bei gelegentlichen Treffen, die sich, immer dann, wenn sie sich an gewissen Spannungen aufgeheizt hatten, dann darin endeten, dass sie sich in den Kopf riefen, dass sie ihre wundervolle Freundschaft nicht durch irgendeine Dummheit, wie spontanen Sex zu zerstören.
Und doch, jedesmal, wenn er an sie dachte, musste er daran denken, dass er ein Idiot erster Güte war.
Sie war eine Traumfrau gewesen und er hatte sie gehen lassen - andererseits hatte sie dadurch ihren Traummann gefunden - einen jungen Mann namens Michael und er hatte dann, an der Akademie, in Lieutenant Mai River Summerset eine Freundin gefunden, die ihn auf geistiger und körperlicher Ebene mehr als übertraf, was letztenendes nur bedeutete, dass sie klüger und stärker war als er. Was wiederrum bedeutete, dass sie ihn in weniger als einer Sekunde flachlegen konnte - also Kampfunfähig machen konnte.
„CAT, wo bleiben Sie denn?“, hörte er Starbuck und riss sich nun endgültig ins hier und jetzt zurück.
Er schaute zu Starbuck , die zwar ein wenig amüsiert, aber zu 60 Prozent genervt wirkte, dann zu Sharon, die ihn immernoch leicht verwirrt, aber dankbar für das Interesse, ansah und dann zu Bullseye , die grinsend den Kopf schüttelte.
Schnell lief er zu seiner Viper und stieg ein.
Kara konnte nicht anders, als über diesen Nugget amüsiert zu sein.
Er war manchmal so tollpatschig, hatte seine Gedanken an ganz anderen Orten - im Gefecht war es ein ernstzunehmendes Risiko, weswegen sie ihn auch immer ermahnte, im Gefechtsfall konzentriert zu sein, aber an Bord der GALACTICA konnte sie nicht immer auf ihn aufpassen, das wollte sie auch nicht, schließlich war sie nicht seine Mutter, zweitens tat Bullseye ihr schon den Gefallen, Cal an der kurzen Leine zu halten und drittens war es einfach genau das, was man manchmal brauchte, um die Anspannung zu lindern. Einen Pechvogel, der in treudoofem Glauben in die Situation stolperte und sie dadurch aufheiterte.
Dabei erinnerte sie sich noch daran, was sie gesagt hatte, als der Mann das erste Mal an Bord gekommen war.
Es war zur Zeit der Ausserdienststellung gewesen.
Sie war in gewohnt-schnellem Tempo den Gang entlanggejoggt, hatte das erste Mal, mit einem Anflug von Verbitterung und Wut die Touristen bemerkt, die die Gänge der GALACTICA entlangschritten um vielleicht dieses, oder jenes Souvinier mitzunehmen.
‘Aasgeier’, hatte sie gedacht, ‘Das Schiff ist nochnicht mal richtig tot und die Geier holen sich schon die Beute.’
Sie sah eine Gruppe von Leuten, davon mehrere mit schwerem Videoaufzeichnungsgerät angerückt, die einen Fremdenführer, Aaron Doral, von der Public-Relations-Abteilung, mit Fragen löcherten und der diese mehr als nur bereitwillig beantwortete.
Ein Mann, um die Vierunddreißig, mit relativ kurzen Haaren, die aber leicht zur Strubbeligkeit neigten, sowie eisblauen Augen, die sie freundlich-amüsiert anfunkelten, fiel ihr sofort auf und sie nickte ihm zu.
Er erwiederte das Nicken, wandte sich dann mit der nächsten Frage sofort an Doral.
„Calvin Nathan Cat, Caprica Chronicle. Was gibt es für Pläne, bezüglich der Ausserdienststellung? Wird etwas großes geplant? Vielleicht ein Feuerwerk?“
Wie recht er doch haben sollte, wusste zu dem Zeitpunkt keiner, wahrscheinlich nicht mal Aaron Doral selbst, der ja ein Schläferagent war und sich bis zu seiner Aktivierung für einen normalen Menschen hielt.
So beantwortete der Fremdenführer die Frage mit einem höflichen Lächeln und erklärte dem Journalisten, dass er noch nicht wisse, was geplant sei.
Dann war Kara auch schon so weit weg, das sie die Antwort nicht mehr hören konnte.
Und es war dann alles drunter und drüber gegangen. Lee war an Bord gekommen, die große Ausserdienststellungszeremonie wurde abgehalten - dann die Durchsage Adamas.
Es hatte einen Angriff auf Caprica gegeben, genauere Informationen gab es nicht, doch, Bill Adamas rauhe Stimme hallte durch die Lautsprecher: „Von diesem Moment an, sind wir im Krieg.“
Die Viperpiloten wurden zu einem Einsatz gerufen, weil mehrere Fremdkörper, möglicherweise - und es musste davon ausgegangen werden, das diese Möglichkeit einhunderprozentig zutraf - Zylonen.
Den jungen Mann, Calvin Cat, sah sie erst ein paar Tage später wieder, als sie nach einem Fliegerunfall auf der Krankenstation gelandet und für einige Zeit dort festgesetzt war.
Doktor Cottle hatte gesagt, das der Mann einfach bewusstlos aufgefunden worden war. Gesundheitlich gab es keinerlei Beanstandungen, weswegen man sich auch wunderte, das Cal im Koma lag.
Dann, nach ungefähr 5 Wochen, war er aus seinem Koma erwacht und hatte, nach einer weiteren Woche Rekonvalessenz, darum gebeten, ebenfalls Vipers fliegen zu dürfen.
Seine Qualifizierungen, vor dem Unfalls Summersets, hatte er vorzuweisen, es fehlte also nur noch das letzte Jahr und das würde Starbuck ihm schon einbläuen.
Doch, der Nugget war nicht nur freundlich und zuvorkommend, sie hatte das Gefühl, das er auf Gedeih und Verderb mit allem flirtete, was den metaphorischen Rock trug und nicht bei drei auf dem ebenso metaphorischen Baum war.
Bei Bullseye , einer jungen Kadettin, hatte er mit der Masche offenbar landen können.
À prospos Landen.
Sie riss sich in die Gegenwart zurück, schüttelte über das Benehmen Cals nocheinmal amüsiert den Kopf und stieg dann in die Viper.
Sie ließ sich zur Startröhre schieben und gab, als sie grünes Licht erhielt, Vollgas.
Starbuck fuhr das Landefahrwerk aus und landete in einem grünen, weiten Tal.
„Cat, Sie und Bullseye fliegen eine Partroullie über den Planeten.“, ordnete sie an und hörte ein doppeltes „Verstanden, Ma’am.“
Dann schwang sie sich aus ihrer Viper und wartete, bis Sharons Raptor landete, der gleich die ersten 4 Marines mit an Bord hatte.
Sharon warf einen traurigen Blick aus dem Fenster, als sie zur Landung ansetzte.
Die schnittige Viper Karas stand in der Sonne und Sharon konnte nicht anders, als zu Hoffen, das, wenn die Zylonen sie schnappten, wenig Blut fließen würde. Sie hoffte darauf, das die Gefangennahme, die, wenn die Zylonen hier ankamen, wenn die Menschen noch beim Tyliumabbau waren, zweifelsohne erfolgen würde, mit nicht-tödlichen Waffen ausgeführt wurde.
Die schöne Asiatin wechselte einen besorgten Blick mit Helo , der einige Werte kontrollierte, während der Raptor aufsetzte. Dann öffnete sich die Tür und die Marines stiegen aus.
Der Raum war klein, rechteckig, ein Quader von ungefähr 4 mal 6 Metern. Wenn man durch die Glastür hereinkam, sah man einen Tisch, an dem gerade ein älterer Mann arbeitete und eine junge, blonde, attraktive Frau, die trotz Ärztekittel extrem heiß aussah, gerade auf selbigem Platz nahm.
Ging man weiter gerade aus und ließ die beiden Personen ausser Acht, sah man sich einer kreisrunden Apparatur gegenüber, die mit einem Wust aus Drähten mit diversen Computern verknüpft war und in deren Mitte eine Person an mehrere Sensoren angeschlossen und an die Maschine angeschnallt war.
Doktor Natasi Strange beugte sich vor, das tiefdekolletierte Shirt ließ Doktor Aaron Bones keine andere Wahl, als auf ihren Busen zu schauen, und die platinblonde Frau lächelte fröhlich.
„Unser Testobjekt scheint soweit zu sein.“, kicherte sie und warf einen Blick auf die schematischen Pläne.
Aaron nickte: „Das kann sein. Ich würde sagen, wir versuchen es.“
Damit drückte er einen roten Knopf auf einem Pult und die in die Maschine eingespannte Person wurde von einem Feuerwerk aus Spektralfarben umhüllt.
Die hübsche Blonde lächelte strahlender: „Es funktioniert.“
Sharon fasste sich an den Kopf.
Sie spürte plötzlich unfassbare Kopfschmerzen, sank in die Knie und stöhnte.
„Was ist los?“, fragte Helo neben ihr.
Sie lag nackt unter ihm, als sie plötzlich zu zucken begann, aufstöhnte und sich die Hände an die Schläfen presste.
Baltar schaute seine Fantasiefrau verständnislos an, als sie schrie: „Mach, das es aufhört, Gaius! Es tut so weh!“
„Urgs.“, machte Cal in dem Tank und rieb sich kurz den Kopf, „Migräne. Ich hasse sowas.“
Der nackte erste Offizier hielt sich ebenfalls den Kopf und schüttelte selbigen, bevor sie sich, erklärend, an Cal wandte: „Ich glaube, ich hab mir gerade den Kopf gestoßen.“
Es war vorbei.
Das Spektralfeuerwerk hatte aufgehört, Natasi und Aaron hatten sich wieder aufgerichtet und einander verblüfft angesehen.
„Ein merkwürdiger Zufall.“, sagte Natasi und trat näher an das Forschungsobjekt heran.
Aaron trat neben sie: „Geh da lieber nicht so nah dran, Schatz.“
Natasi lächelte heller, als tausend Sonnen und Aaron spürte, wie die Schmetterlinge in seinem Bauch flogen.
Ja, er war verliebt in sie. Und?
„Hast Du etwa Angst?“, fragte sie und grinste, „Mir kann nichts passieren. Das Forschungsobjekt ist ausser Betrieb.“
Sie trat näher an das Wesen in der Maschine heran, als sich plötzlich ein Riemen löste. Es war just der, der den linken Arm fixiert hatte.
Natasi trat einen Schrott zurück, schaute zu Aaron und lächelte dann wieder: „Offenbar waren die Riemen alt.“
Sie trat näher an den Menschen heran.
Und fand ihre Kehle plötzlich in einem schraubstockähnlichen Griff wieder.
Zwei braune Augen starrten sie aus blutunterlaufenen Augen an und eine Stimme, die nichts Menschliches mehr an sich hatte, bellte ihr nur ein Wort zu: „WO?!“
„Was, wo?“, brachte Natasi hervor - es war das Letzte, was sie in diesem Körper von sich bringen sollte, denn mit einer erstaunlichen Schnelligkeit und Professionalität brach der Patient ihr mit einer Hand das Genick.
Dann riss er an den Fesseln, keuchte vor Wut und Anstrengung, bis er wieder einigermaßen logisch Denken konnte und sich die Fesseln mit der linken Hand öffnete.
Dann trat er aus der Maschine hervor, trat auf Aaron zu und bellte auch ihn an: „WO? SAG ES MIR! WO BIN ICH?!“
„F… Forschungsstation Echo.“, stammelte der Zylone.
Der Fremde packte die tote Natasi, schleuderte sie wie eine Puppe Aaron zu, der sie auffing und erschüttert ansah.
„Ich sehe, sie bedeutet dir viel.“, sagte der Fremde, umrundete Aaron und nahm hinter ihm Position ein.
„Schau ihr in die Augen, damit sie das letzte ist, was du in diesem Körper siehst.“, sagte er leise und drückte dem Mann die Waffe in den Nacken.
‘Halt, das ist falsch.’, erklang eine kleine, leise Stimme in seinem Kopf, doch der Fremde war zu wütend, um sie wahrzunehmen. Schnell krümmte sich der Finger um den Abzug und drückte ihn durch. Die Kugel drang in Aarons Genick ein und durchstieß es.
Dann nahm der Fremde das Heulen eines Alarms war und sah, durch die Glasscheibe, wie mehrere Wesen, ungefähr zwei Meter groß, metallisch glänzend, mit einem bewegenden Laser-Auge, das in einem stetigen Rhythmus nach links und nach rechts schwebte, den Raum betraten.
Er ergriff die Waffe, zielte auf den ersten Zenturion und feuerte.
An Bord der Cloud Nine lag Gaius Baltar auf einem Bett, angezogen und dennoch in Gedanken nackt, die nackte, eingebildete, Blonde neben sich, die sich gerade auf ihn rollte und ihn ansah: „Du machst Dir Sorgen?“
Es war eine Feststellung und der Politiker nickte.
Die Blonde erstarrte auf ihm und schaute durch ihn hindurch, dann schluckte sie: „Du solltest Dir auch welche machen. Gerade wurde etwas entfesselt, das besser nicht entfesselt worden wäre.“
Sharon Meyer, eines der Sharon-Valeri-Modelle, unterhielt sich mit Shelia Masterton, einem Nummer-Sechs-Modell und beide sprachen über das Thema, mit dem sie sich von Berufs wegen auskennen mussten.
Geld.
Sowohl Sharon als auch Shelia waren in der Controlling-Abteilung des Forschungskomplexes Echo tätig und überwachten die Finanzen.
Als an diesem Tag jedoch der Alarm losging, waren beide Frauen, in zwei identischen, ihnen aber sehr gut stehenden, Businessanzügen, verwundert und wollten gerade beschließen, vielleicht doch die Basis zu evakuieren, als durch die Milchglastür eine Leiche fiel.
Commander Aaron Valeri, ein Modell der Aaron-Reihe, das die Basis eigentlich mit militärischer Präzision führte.
Einige Zenturione rannten an den beiden Frauen vorbei, als plötzlich dieser Mensch durch die Überreste der Milchglasscheibentür kam.
Die Uniform, wenn er denn sowas trug, hing ihm in Fetzen herunter, das Gesicht ein einziger Ausdruck des Zornes und die Haltung sagte ganz eindeutig, das man sich mit diesem Mann besser nicht anlegte.
Sharon erkannte ihn. Sie war da gewesen, als der Bewusstlose hertransportiert wurde und man einen Prototypabdruck machte - und offenbar war dieser Abdruck zu gut gelungen.
Der Mann schaute sie an: „Geht.“
Die beiden Frauen waren verwundert, also wiederholte der Mann seinen Befehl ein wenig schärfer: „GEHT! Ich werde euch leben lassen. Ich habe heute genug getötet und ich will nicht noch mehr hübsche Frauen auf dem Gewissen haben. Geht endlich!“
Die nackte Frau lag nun auf ihm und er lächelte sie an.
„Sag mal, Agatha“, sagte er, während er ihren nackten Körper sanft streichelte, „Was stimmt eigentlich nicht?“
Sie blickte überrascht auf: „Wie kommst Du darauf, das etwas nicht stimmt?“
„Ich weiß nicht - es sind einfach nur Kleinigkeiten. Aber, ich habe nicht mehr das Gefühl, als stimmte was mit allen, ausser mir nicht. Nein, ich weiß, es stimmt mit uns allen etwas nicht. Nur was - keine Ahnung.“
Agatha schüttelte den Kopf und grinste: „Du verstehst es, eine Frau anzutörnen.“
„Siehst Du, da haben wir es wieder. Normalerweise sprichst Du nicht so.“
In dem Moment glitt die Tür auf und Natasi Godefrey kam herein.
„Was halten Sie denn wenigstens vom Anklopfen?“, fragte der Captain und Natasi lächelte: „Du machst es dir bequem, Cal? Gut!“
„Gibt es einen Grund, für Ihr Auftauchen?“, fragte Cal, ohne auf den Satz zu reagieren.
„Ja.“, sagte Natasi und schaute den Captain an: „Wir sind in den Orbit um den Planeten eingeschwenkt. Sie können ihren Trupp befehligen.“
Cal schwang sich aus dem Tank und trat an Natasi vorbei, zur Tür. Die Blonde hielt ihn am Arm fest.
„Captain?“, fragte sie und Cal schaute sie an: „Ja, Miss Godefrey, was gibt es?“
Sie schaute an ihm herunter und lächelte: „Vielleicht sollten Sie über ihre Kleidungswahl nachdenken.“
Er runzelte verwirrt die Stirn: „Aber ich bin doch gar nicht nackt.“
„Nein, aber so sieht die Uniform nicht an Ihnen aus. Sie liegt so eng an, das steht Ihnen nicht.“
Cal schaute die Blonde an: „Ah!“
Er schaute an sich herunter und nickte: „Ich denke, dann sollte ich an Bord gehen und mich umziehen.“
„Okay, Leute!“, schrie Cal und blickte in die Runde.
Marines standen vor ihm und hatten sich ihre Phaserkompressionsgewehre vom Typ drei geschnappt.
Diese Menschen waren die Einzigen, die nicht in der damaligen Klassengemeinschaft Cals waren. Einige hatte man ihm zugeteilt, andere hatte er selbst ausgewählt.
So hatte er beispielsweise darauf bestanden, den Bolianer Chell, die Menschenfrau Telsia Murphy, die Betazoidin Juliet Jurot und Alexander Munro an Bord zu haben - diese Offiziere hatten als Hazard Team an Bord der Voyager gedient, ebenfalls während einer Krise, an Bord der Enterprise Dienst getan.
Gut, eigentlich hatte er nicht die große Wahl gehabt - Telsia, Jurot und Chell waren ihm laut Akte sehr kompetent erschienen, ebenso Alexander Munro und da er Telsia unbedingt an Bord haben wollte, hatte sich Munro, der mit ihr in einer festen Beziehung befand, ebenfalls um eine Versetzung gebeten.
Es hatte ein langes Hin und Her gegeben, als sich Cal mit Picard unterhielt, aber letztenendes hatte der Captain der Enterprise gelächelt und ihm, mit leicht französischem Akzent gesagt, das er die beiden haben könne, und hatte ihm dann ‘bonne chance’ gewünscht, was ‘viel Glück’ auf Französisch bedeutete.
Der Zwischenfall bei Vektor Sigma kam Cal dabei zu Gute. Damals war ihnen Q erschienen, hatte die Crew der Dragonfly in Kindergartenkinderkörper auf der Erde gesteckt und zugesehen, was passierte. Dieser Zwischenfall erbrachte Cal und seiner Crew nach der Erfolgreichen Lösung die Reputation, sich ebenfalls mit Q herumschlagen zu können. Dies ließ ihn wieder in Kontakt mit diversen Crewmitgliedern der Enterprise, der Station Deep Space Nine und der Voyager treten, die alle diverse Erfahrungen hatten und begierig darauf waren, sie auszutauschen.
Dieser Zwischenfall war es offenbar gewesen, der dem Captain die Chance gegeben hatte, die Eliteeinheit zu bekommen.
Und nun standen sie vor ihm und salutierten dienstbeflissen.
Noch vor ein paar Wochen hatten sie ihm die nötige Hilfestellung gegeben, sich auf dem Gelände der Mad Cow Middleton Inc. im Washington D.C. des 21. Jahrhunderts zu behaupten, hatten mit ihm zusammen Xindi, die in dieser Zeit eigentlich mal so original gar nichts verlorenhatten, bekämpft und auf Dakara geholfen, die Goa’Uld zu vertreiben…
Und dann kam alles wieder auf ihn zu.
Dakara – die Goa’Uld.
In der Pyramide rief ein, beide Hände zum Himmel gereckter Cal, den Phaser in nicht-Agressiver-Weise in der Hand haltend, „Nicht schießen, ich bins!“
Colonell Samantha Carter hob das Gewehr, zielte und schoss.
Direkt hinter dem Captain fiel ein Jaffa zu Boden, den der Offizier entweder übersehen oder überhört hatte. Erschrocken wirbelte er herum, betrachtete die Person hinter sich und sprang einen Respektsmeter nach hinten, also auf sie zu. Erschrocken blickte er sie an: „Wo … wo kam der denn her?“
Sam sicherte ihre P-90, hob kurz den Kopf, zuckte mit den Schultern und vertiefte sich wieder in die Bedienung des Gerätes, ehe sie merkte, wie Wut in ihr empor stieg: „Verdammt, warum seid Ihr hier?“
„Wir versuchen, deinen hübschen Arsch zu retten.“, erwiderte der Captain und erneut ruckte ihr Kopf hoch. Die Augenbrauen gehoben betrachtete sie ihn und echote „Deinen hübschen Arsch? Cal, seit wann sagst Du sowas?“
Der Angesprochene zuckte die Schultern: „Vermutlich, seit ich sehr viel Zeit bei euch verbracht habe.“
Und plötzlich schrillten in Sams Kopf alle Alarmsirenen, die zu schrillen in der Lage waren. Hier durfte sie kein Risiko eingehen, also entsicherte sie ihre Waffe erneut und legte auf den Captain an: „Tut mir leid, aber …“
Der Offizier nickte, hob erneut beide Hände, trat dann zum erschossenen Jaffa und ging neben ihm in die Knie.
„Vorsicht, Cal“, sagte Sam. Obwohl sie nicht wusste, ob der Captain wirklich ihr Freund war, wollte sie ihn nicht in Gefahr bringen. Dies schien der Offizier zu spüren, denn er blickte kurz zu ihr, nickte ihr, zwinkernd, zu und griff dann den Dolch des Jaffa.
Er stand auf, trat von dem Toten zurück und brachte die Stichwaffe in ihre Sichthöhe, ehe er sich in den Finger stach.
Und – Sam konnte nicht anders, als Lächeln – so war Cal, denn der stieß nicht nur die Waffe gegen seinen Finger, sondern auch einen Laut des Unmuts aus, ehe er leise fluchte und zu ihr blickte. „Reicht das?“, fragte er, den geschnittenen Finger hochhaltend. Die Colonel hob ihre P-90, zielte auf die Hand und schaltete die Taschenlampe, die am Gewehr montiert war, ein. Aus der Wunde, die der Captain zeigte, floss Blut.
„Japp“, nickte sie, sicherte die Waffe, ehe sie sie sinken ließ.
Als Cal neben sie trat, spürte sie die Wärme seines Körpers und schaute ihn über ihre Schulter hinweg an.
„Als deine gute Freundin Sam gebe ich dir einen gut gemeinten Rat. Verschwinde. Ich werde gleich die Waffe aktivieren und dann möchte ich niemanden hier in der Nähe wissen.“
Der Captain legte neugierig den Kopf schief und schaute ihr in die Augen: „Und was ist mit Jack, der draußen liegt und pennt? Meinst Du nicht, dass er eine Chance haben sollte?“
„Schon, aber…“
„Nichts ‚aber’“, machte der Captain, griff ihre Hand und zog sie mit sich: „Wir gehen jetzt.“
Sie stemmte sich gegen den Offizier, riss sich los und schaute ihn an: „Cal, bist du…“
„JA!“, fuhr der Angesprochene herum, kam auf sie zu und blieb Millimeter vor ihr stehen, „JA! Komplett bekloppt. Ich will euch retten. Euch, meine Freunde. Ich pfeiffe auf die temporale erste Direktive, die sagt, dass Ihr heute sterben sollt und rette euch.“
Die Colonel taumelte, wie von einem Leberhaken getroffen, zurück, starrte ihren Freund wie hypnotisiert an, ehe sie die Waffe hob. „Cal, tut mir leid. Das kann ich nicht zulassen.“
„Bist du bescheuert?“
Die Frage des Offiziers der Sternenflotte schien eine Spur lauter gestellt, als es unbedingt nötig gewesen wäre, doch sie Beeindruckte die Colonel nicht im Geringsten. Kopfschüttelnd schaute sie ihn an: „Nein – ganz im Gegenteil. Du weißt nicht, was passieren könnte, wenn wir das Raum-Zeit-Kontinuum zu sehr beschädigen.“
Sie trat auf ihn zu, ließ die Waffe sinken und streckte die Hand nach seinem Gesicht aus. Sanft fuhr sie über seine Wange und lächelte: „Cal – du bist… ein guter Kumpel. Ich würde mich freuen, weiter mit Dir reden zu können, aber… wir dürfen das Raum-Zeit-Kontinuum nicht verletzen. Und eigentlich müsstest Du es wissen. Das waren deine Worte, damals, als Daniel gestorben ist. Du hast …“
Der Captain trat einen Schritt zurück und schaute sie unverwandt an: „Damals war es etwas anderes. Ich wusste, dass er nicht stirbt. Ich wusste, wie die Zukunft aussieht.“
Sich niederlassend, schaute er sie an: „Und ich weiß es auch jetzt. Ihr werdet sterben. Es ist kein gnädiger Tod, ihr … sterbt in einer sinnlosen Schlacht.“ Erneut erhob er sich und trat auf die Colonel zu: „Bitte, lass mich dir helfen.“
„Da hättest Du eher kommen müssen. Matthies und King sind schon tot. Vala und Mitchell könnten es ebenfalls sein.“
„Die Vier kenne ich nicht. Aber ich kenne euch. Ich kenne Dich, Jack, Daniel und Teal’C. Ihr wart sowas wie meine Freunde, meine Familie.“
Leidenschaft ergriff ihn und er packte Sam: „Und ich lasse meine Familie nicht im Stich. Also komm mit, oder ich schlag dich k.o.“
Ein trauriges Lächeln erschien auf Sams Lippen: „Weißt Du eigentlich, dass Agatha mir einen Tipp gegeben hat, wie ich dich kontrollieren kann, wenn Du mir zu sehr auf die Pelle rücken solltest?“
Verständnislos hob der Captain den Kopf, schüttelte ihn und blinzelte.
„Erm… warum sollte sie…“, setzte er an und grausame Erkenntnis spiegelte sich Sekundenbruchteile später in seinem Gesicht wieder.
„Nein, das wirst du nicht tun.“
Sie trat auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und küsste ihn auf die Wange, ehe sie wisperte: „Erdbeerparfait, mein Bruder.“
Und schon sank der Captain in ihren Armen zusammen.
Wieso hatte sie ihn sie nicht retten lassen?
Wieso? Es war alles so sinnfrei.
„Sir?“, riss ihn die Stimme Alexander Munroes aus den Gedanken, „Sir, geht es Ihnen gut?“
Der Captain schaute ihn an, lächelte etwas, das er für das breiteste und vertrauenausstrahlendste Grinsen aller Zeiten hielt – vermutlich kam nur ein trauriges Lächeln dabei heraus – und nickte. Und während er das tat, bemerkte er, dass seine Stimme brach, als er ein „Natürlich, Alexander“ sagte.
Der Captain räusperte sich und marschierte vor der Truppe auf und ab.
„Also, wenn wir runtergehen, werden wir höchstwahrscheinlich unter schweren Beschuss der feindlichen Streitkräfte geraten. Ich möchte mich in diesem Falle kein einziges Mal wiederholen müssen - es wird nur mit Phasern geschossen, die auf Betäubung eingestellt sind. Erwische ich jemanden, der nicht auf Betäubung schießt, trete ich demjenigen in den Arsch und reiße ihm diesen so weit auf, das die Enterprise-E drin wenden kann. Haben wir uns verstanden?“
„Junge, seit wann bin ich so - militärisch? Das passt gar nicht zu mir.“, dachte er sich.
To be continued
CaptainCalvinCat:
Kapitel 16 Der Angriff und die Vertrauensfrage
Zwar hatte Cal die diversen Shuttles schon einmal gesehen und auch das eine oder andere mal geflogen, aber der Schritt in den Hangar war immer wieder etwas, das ihm einen Schauer über den Rücken laufen lies. Gerade er, mit seiner Hymenoptera-Phobie, also der Panik vor allem, was Flügel und einen Stachel hatte, sah sich regelmäßig den ausdruckslos-blöden Gesichtern von Bienen, Wespen, Hornissen und einem Grashüpfer gegenüber.
Und regelmäßig konnte er sich nicht verkneifen, an dieses eine Lied zu denken, das mit „In einem unbekannten Land vor gar nicht all zu langer Zeit“ anfing. Ja, damals war eine Biene wohl bekannt – aber diese würde er hier nicht finden. Ausser, er benannte die Angriffsshuttles um.
Was ihn dazu geritten hatte, in den Hangar mit den taktischen Shuttles zu gehen, war etwas, das ihm selbst nicht so ganz klar war – aber wenn die Feinde, gegen die sie kämpften, wirklich so gut waren, wie Agatha und Natasi ihm sagten, dann müsste er tatsächlich taktisch denken. Am Liebsten wäre er natürlich mit seinem Lieblings-Runabout, der U.S.S. Emscher , heruntergeflogen, aber erstens war dieser „Flitzer“ durch einen Anschlag seitens Traceless im 21. Jahrhundert zerstört worden und man musste es nochmal neu zusammenkleistern und zweitens konnte man hier nicht mit einem Runabout herunterfliegen. Zumindest sagten dies Agatha und Natasi – und auch das Hazard-Team hatte ihn darauf hingewiesen, dass dieser Moment der richtige wäre, um die Hymenoptera-Shuttles auszuprobieren.
Das Wort „Hymenoptera“ bedeutet eigentlich „Hautflügler“ und ist nicht unbedingt mit Bienen und Wespen gleichzusetzen. Auch Fliegen und Libellen gehören in der Biologie zur Kategorie der „Hymenoptera“ – gut, insofern ist es schon ganz praktisch, dass sich an Bord einer Libelle einige Bienen, Wespen, Hornissen und Grashüpfer befinden.
Und da man auch in Zukunft die englische Sprache immer noch cool finden wird, hatte man beschlossen, die Shuttles zwar in der Testphase noch Biene, Wespe, Hornisse und Grashüpfer zu nennen, wenn sie jedoch zum Einsatz kamen, sprach man von Bee, Wasp, Hornet und Grasshopper.
Und wer genau mitgelesen hat, wird sich daran erinnern, das am Anfang der Geschichte von einem Experimentalshuttle namens „Hornisse“ die Rede war, die in das remanische Freizeitbad „Tertiär Park“ geflogen war. Nun, das Shuttle gab es und wie man von Captain William T. Riker von der Titan erfuhr, existierte auch das Freizeitbad, aber das tatsächliche Ereignis, auf dem das Holodeck-Testszenario basierte, hatte so nie stattgefunden.
Wohl aber gab es eine R’Peng McCulkin, die sich tatsächlich gerne mit Cal und Agatha kleine Holodeck-Abenteuer lieferte und deren Name eigentlich vollkommen anders lautete, aber da Cal keine Ahnung hatte, wie der Name korrekt auszusprechen wäre, hatte er sich die Buchstaben aus ihrem Namen genommen, sie neu zusammengewürfelt und ihr den Namen „R’Peng McCulkin“ verliehen – zumindest intern. Dies führte bei der Abteilung „human ressources“ der Sternenflotte immer wieder zu Verwirrungen, wenn der Captain in seinem Bericht eben jene „R’Peng“ erwähnte. Zwar hatte es diesbezüglich schon das eine oder andere Schreiben an den Kommandanten gegeben, der diese Briefe immer wieder an Agatha übergab, was er mit einem „Die möchten mit dem Kommandanten sprechen, ich bin hier nur der Klassenclown“ kommentierte.
Der Captain ging mit seinen Offizieren durch den Hangar, passierte die Bee-one, sowie die Wasp-two und erreichte schließlich das Starfleet-Nahkampfshuttle, dass er für diese Mission ausgewählt hatte, es zu kommandieren. Die Hornet-one, die ihren Namen, genau wie die anderen Schiffe, nicht aufgrund ihres insektoiden Aussehens hatte, sondern aufgrund der taktischen Nutzung und Feuerkraft.
So hatte die Simulation, der Cal – obwohl Klassenclown war er auf dem Papier immer noch der Kommandant der Dragonfly - im Starfleet-Headquarter in San Francisco ansichtig geworden war, eine Situation beschrieben, wie sie zur Zeit des 2341 stattfindenden Erd-Wraith-Konfliktes Gang und Gebe war. Ein Shuttle, es handelte sich um eines derer, wie sie damals häufig benutzt worden waren, war auf dem Weg zur New Providence-Kolonie, 10 Lichtjahre ausserhalb des Atlantis-Sektors in der PEGASUS-Galaxie. Und, wie es seit dem Erwachen der Wraith ebenfalls eine traurige Konstante beschrieb, griffen die Wraith-Jäger das kleine Shuttle an, lähmten die Pilotin und den wichtigen Passagier und nährten sich an ihnen.
„Selber Sektor.“, lächelte Admiral Jellico, und Cal, der zusammen mit Mckenzie Calhoun, dem Captain der Excalibur , zugegen war, rollte mit den Augen, „Anderer Zeitrahmen.“
Erneut war ein Shuttle, diesesmal ein sehr futuristisch-anmutendes Gefährt, auf dem Weg zur New Providence-Kolonie, 10 Lichtjahre ausserhalb des Atlantis-Sektors in der PEGASUS-Galaxie.
Admiral Jellico selbst kam gerade, einen Kaffee trinkend, aus dem Gästequartier des futuristischen Flitzers und Colonel Kira Nerys steuerte das Gefährt, während der Admiral in die Kamera lächelte.
Ein Piepsen lenkte die Aufmerksamkeit des laienschauspielernden Admirals auf Colonel Kira, die einen Blick auf die Konsole warf.
„Ein kleines Schiff nähert sich uns. Laut unseren Datenbanken ist es ein Wraith-Jäger.“, sagte sie und rollte mit den Augen, ehe sie ein leises ‘Wie realistisch’ zischte.
Dann bebte das Shuttle kurz, was Kira dazu veranlasste, ein Ausweichmanöver zu fliegen.
„Wraithjäger immernoch auf Abfangkurs.“, sagte Jellico, mit übertrieben dargestellter Panik in der Stimme.
„Das haben wir gleich.“, sagte die Bajoranerin, der Cal nicht absprechen konnte und wollte, das er sie attraktiv fand, und betätigte einige Tasten.
Ein gleißendes Licht verkündete das Ende des Wraith-Jägers.
Cal, sowie Mac, warfen einen verblüfften Blick zu Jellico, der die Vorzüge des Shuttles, das damals noch unter dem Codenamen ‘Hornisse’ lief, erneut erläuterte und gleichzeitig die „Instekten-Shuttles“ als Produktlinie einführte.
So war die ‘Hornisse’ das wendigste und aggressivste der drei ‘Hymenopterashuttles’, also der drei Shuttles, die auf Hautflüglern basierten. Die ‘Hornisse’ besaß mehrere Phaserbänke, 2 Photonentorpedolauncher und einen Launcher für Quantumtorpedos. Die Nummer 2 in Sachen Feuerkraft und Agilität war die ‘Wespe’, die es immerhin auf zwei Phaserbänke und einen Photonentorpedolauncher brachte. Nummer drei war die ‘Biene’, die nur eine Phaserkanone, aber immerhin einen großen Laderaum hatte.
Als Bodenfahrzeug hatte die ‘Insektenklasse’ den ‘Grashüpfer’ entwickelt, ein Bodenfahrzeug, das zwar auch wehrhaft war, jedoch eher für Bodeneinsätze gedacht war und im Grunde von Jellico wie das ungeliebte Stiefkind behandelt wurde. Zwar hatte der ‘Grashüpfer’ einige spannende Extras, doch diese wurden, zumindest bei der Beschreibung, von Jellico durch das massive Aufzählen der Nachteile mehr als nur relativiert.
Cal schluckte es nicht und orderte für seine Dragonfly sowohl fünf Bienen, fünf Wespen und ebensoviele Hornissen, als auch genausoviele Grashüpfer.
Der Captain war an seinem Flaggschiff der Hymenoptera-Staffel angelangt, der Hornet 1. Er öffnete das Shuttle, das genauso wie eine Hornisse aussah, am Facettenauge, in Wirklichkeit ein äußerst wirksamer Holo-Emitter, und die Illusion von dem Insekt verschwand. Cal ging zum Heck und öffnete die Heckklappe um einzusteigen. R’Peng, Munroe und das Hazard-Team folgten ihm und hinter ihnen schloss sich wieder die Luke.
Das Cockpit der Hornet one war sehr funktional. Cal setzte sich auf den Platz für den Missioncommander, es war der Sitz in der Mitte. R’Peng nahm links von ihm, an der taktischen Konsole, Platz, während sich Munoe an das Navigatorpult setzte.
Cal rutschte unruhig in seinem Stuhl auf und ab, erhob die Stimme und sagte schließlich: „Bringt uns raus.“
Sofort tastete R’Peng nach ihrer Kommunikationskonsole: „ Dragonfly, erbitten Starterlaubnis.“ Nach einigen Sekunden wandte sie sich an Munroe: „Starterlaubnis ist erteilt.“
Die Dragonfly glitt an der Seite auf und mehrere Schiffe flogen hinaus. Es waren das Wasp-Geschwader und die Hornet one.
Die fünf Schiffe setzten Kurs auf den Planeten.
Die ganze Situation entwickelte sich zu einem militärischen Einsatz. Eigentlich war sie das ja sowieso schon gewesen, aber es wurde in diesem Moment richtig deutlich. Calvin Nathan Cat blickte sich zum Hazard-Team um, nickte den Mitgliedern zu und warf einen Blick aus dem Fenster – zum Planeten 12A11 hinunter.
12A11 – irgendwie schien der Name für einen Planeten leidenschaftslos und mechanisch-berechnend ausgewählt, andererseits: Was erwartete man von einem Planeten, der von einer Rasse menschlicher Maschinen katalogisiert wurde? Wobei Leidenschaftslosigkeit jetzt nicht unbedingt zum ersten Attribut gehörte, was Cal mit Natasi Godefrey in Verbindung bringen würde.
Wenn er daran dachte, wie sie mit ihm geflirtet hatte, fragte er sich, ob sie wirklich „auf ihn stand“, wie man so schön sagte, oder aber, ob es einfach nur Masche war. Sowieso beunruigte ihn irgendwie, aus irgendeinem Grund dieser ganze Einsatz.
Vielleicht irrte er sich ja auch, aber – war die Förderation nicht eigentlich eine friedliche Organisation?
Und ehe er begriffen hatte, was los war, hatte er seinen Kommunikator betätigt und seine XO gerufen.
Auf der Brücke der Dragonfly wandte sich Agatha Silverbird an ihren taktischen Offizier Jill Menacer.
„Stell Kontakt zum Hauptrechner des Zylonenbasissterns her.“, befahl sie, „Erbittet Abdockerlaubnis.“
„Jawohl.“, antwortete Jill und gab den Befehl ein.
Nach zwei Sekunden meinte sie dann: „Abdockerlaubnis erteilt.“
„Gut.“, lächelte Agatha, „dann wollen wir mal.“
Das laute Geräusch, das typisch für einen Abdockvorgang ist, erklang im gesamten Schiff und nach ein paar Sekunden, in denen die Manöverdüsen seitwärts feuerten und die Dragonfly von dem Zylonenbasisstern wegschoben, schwebte das Föderationsraumschiff eigenständig im All.
Mit feuernden Manöverdüsen richtete sich das Schiff auf das Ziel, den Konvoy, aus.
„Ein Viertel Impuls.“, sagte Agatha und schon flog das Schiff, zwar verhältnismäßig langsam, aber stetig, auf die gewählte Position zu.
Ein Piepsen unterbrach die Stimmung des Aufbruchs, als die Stimme des Captains aus dem Kommunikator Agathas quäkte: „Cat an Silverbird?“
Ein Seufzen entrann der hübschen Rothaarigen Kehle, als sie den Ruf erwiderte: „Silverbird hört? Ich hoffe, es ist nicht unwichtig, denn wir haben hier gerade eine kleine Situation, wie Du wissen dürftest.“
„Ja, das schon, aber – verrate mir: Warum machen wir das nochmal?“
Agathas Kopf ruckte hoch, sie schaute zu Jill, welche ihr einen bedeutungsschwangeren Blick zuwarf, ehe die XO die Stimme erhob: „Wie, warum machen wir das?“
„Naja, sind unsere Fakten wirklich eindeutig?“
Im Shuttle hatte Cal das Gefühl, dass die Raumtemperatur gerade nicht nur um etliche Grade nach unten geklettert, sondern gleich gesprungen war. Das Hazard-Team schaute ihn mit der selben Mischung aus Verblüfftheit und Genervtheit an, wie sie das Seufzen aus dem Kommunikator verriet.
„Cal, Natasi Godefrey hat dem Föderationsrat die Fakten vorgelegt, es gibt eine Holo-Botschaft von Admiral Janeway – was willst Du noch?“
Das war sicherlich eine kluge Frage. Was wollte er noch? Welche Fakten wären ihm genehm?
Er räusperte sich, schaute in die Runde und zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, vielleicht wäre es mir wirlich lieber, wenn ich mich an einige Sachen erinnern könnte, die die Mächte, gegen die wir gerade in den Kampf ziehen, verbrochen haben sollen.“
„Wenn Du nach Hause kommst, zeige ich Dir einige Videoaufzeichnungen, Cal.“, erklang die Stimme der XO, „Bis dahin – kannst Du mir nicht vertrauen?“
Autsch – das war ja wirklich gemein. Hatte sie gerade ernsthaft die „Liebst Du mich und vertraust du mir“-Karte ausgespielt?
Der Captain räusperte sich erneut, nickte dann und sagte: „Natürlich, Schatz.“
„Also – wie schon gesagt, ich werde dir die Daten zukommen lassen, wenn Du wieder an Bord bist.“, erklang es aus dem Kommunikator – und dann, ohne eine Antwort abzuwarten- „Silverbird, Ende.“
Der Captain schaute zu seinem Hazard-Team, zuckte mit den Schultern und sagte, ins Dunkel hinein: „Cat, Ende.“
„Einen Kanal bereitmachen. Ich wünsche, mit dem Kommandanten zu sprechen.“, sagte der erste Offizier der Dragonfly und befahl im Anschluss: „Alarmstufe Gelb, Schutzschirme hoch.“
„Kanal sprechbereit, Schilde oben.“, antwortete Jill.
An Bord der GALACTICA röhrte auf einmal ein alarmierendes, und doch nervtötendes Klaxon los.
Agatha Silverbird blickte erschrocken aufs DRADIS.
Dort zeichnete sich die Angriffsflotte der Zylonen deutlich ab. Ein Basisstern, mehrere Angriffsjäger und - sich langsam abkoppelnd - die USS DRAGONFLY NCC 0815 - A.
Der erste Offizier der Dragonfly schluckte. Nun würde offenbar ihr eigenes Schiff gegen die GALACTICA kämpfen.
Schnell wandte sich Agatha an den Navigationsoffizier: „Schnelle Wende, die Flotte soll hinter uns bleiben und bloß nicht näher als 0,5 eurer Zentons an die Dragonfly heran. Das Schiff hat einen besonders starken Transporterradius und kann ab 0,5 Zentons extrem gefährlich werden. Die PEGASUS soll sich auch nicht in Gefechte verstricken.“
Es gab aber noch einen anderen Faktor, mit dem die Dragonfly der GALACTICA gefährlich werden konnte.
Das Schiff aus diesem Universum besaß keinerlei Schutzschildtechnologie, war daher auch nicht in der Lage, einem Phaserstrahl besonders gut zu widerstehen. Der Großteil würde ich zwar, wie beim letzten Mal, auf die Aussenhülle verteilen, aber trotzdem blieb ein gewisser Gefahrenfaktor, dem Agatha die GALACTICA nicht aussetzen wollte.
„Ma’am.“, meldete Dee, „Wir werden gerufen.“
Agathas Herz hüpfte.
Cal. Konnte der Captain es tatsächlich geschafft haben? Hatte er das Schiff manipuliert, sabotiert oder vielleicht sogar eine Meuterei unter den Zylonen gestartet?
Wilde Freude explodierte in Agatha, als sie, äußerlich immer noch der Kältepol in Person, den Befehl zum Öffnen der Frequenzen gab.
Dann schluckte die erste Offizierin, starrte wie hypnotisiert den Bildschirm an.
Von dort starrte sie ein Spiegelbild an.
„Wer sind Sie?“, fragte die Frau auf dem Bildschirm und Agatha Silverbirds Pendant lächelte wölfisch: „Ich bin Commander Agatha Silverbird von der USS Dragonfly .“
Die andere Rothaarige schüttelte den Kopf und man konnte deutlich erkennen, dass sie sehr um ihre Beherrschung rang.
Dann, mit mühsam unterdrückter, aber dennoch in der Stimme präsenter, weißgleißender Wut, sagte sie: „Sind Sie nicht. Ich bin Agatha Silverbird.“
Die Rothaarige, die zur Zeit auf dem Kommandosessel der Dragonfly saß, machte eine alles umfassende Geste, die der Brücke galt und fragte dann, möglichst unschuldig: „Wenn Sie Agatha Silverbird sind und die Dragonfly kommandieren… was mache ich dann hier und was machen Sie auf dem anderen Schiff?“
Die Viper, deren Pilot Cal war, überflog gerade den westlichen Kontinent.
Ein schöner, grüner Planet erstreckte sich unter ihm, ein paradiesischer Garten Eden, wie Jill, die hübsche taktische Offizierin der Dragonfly es genannt hatte. Er hielt die Viper auf Kurs, der ihn nun nordwärts über ein Gewässer führte, von dem er annahm, das es in seiner Breite durchaus mit der „Capricanischen See“ konkurrieren konnte, die die beiden großen Kontinente Mishirr und Igergri voneinander trennte.
Er beherrschte seine Viper noch nicht einhundert prozentig perfekt, aber es genügte, um mittelschwere Ausweichmanöver zu schaffen et cetera.
Gerade warf er einen Blick auf die wunderschöne Landschaft des Planeten unter sich, ging tiefer, damit er mehr sehen konnte… als plötzlich neben ihm ein gigantisches Insekt auftauchte.
Das Insekten jedes Jahr größer werden, war ja nichts Neues, auch hatte Cal auf dem Planeten Tangua IV eine Wespengattung gesehen, deren Flügelspannweite gut und gerne mit der eines kleinen Spatzes konkurrieren konnte und deren Stachel sich mühelos durch zentimeter dicken Stahl bohrte - aber ein Insekt von einer Flügelspannweite von Drei Meter fünfundneunzig war ein wenig zu viel des Guten.
Cal hasste Wespen, Bienen und Hornissen, und mit diesem Insekt wollte er sich gar nicht anlegen…
Dann hörte er ein lautes Zischen hinter sich und warf einen Blick über die Schulter, nach oben.
Dort jagte eines dieser Insekten auf ihn zu und begann, zu schießen. Und das in einer Geschwindigkeit, bei der selbst Starbuck sagen würde „Geht’s euch zu gut?“
Ja, tatsächlich, es spannte sich vom Stachel des Insektes ein Laserstrahl zu seiner linken Tragfläche, die sich schnell funkensprühend verabschiedete.
Und schon befand er sich im Abwärtsflug.
Der Planet, den er bis gerade eben noch so schön gefunden hatte, kam ihm immer näher und er verfluchte ihn.
„Mayday.“, schrie er ins Interkom, „Cat bei Koordinaten … äh… keine Ahnung! Ich wurde angegriffen und stürze ab!“
Bullseye jagte in ihrer Viper just in diesem Moment über eine Bergkette, als der Funkspruch Cals einging.
Sie hoffte, dass der Kadett genug Weitsicht bewies, um den Peilsender einzuschalten.
Doch, gerade, in dem Moment, in dem sie diesen Gedanken hatte, jagte, dicht vor ihr, eine brennende Viper dahin, sich immer weiter dem Boden nähernd. Schnell und geistesgegenwärtig riss sie das Steuer herum und flog neben dem beschädigten Fluggefährt her.
„ Author , hier Bullseye . Keine Sorge, direkt vor Dir ist eine schöne, weite Fläche, auf der Du notlanden kannst.“, sagte sie und sah, wie Cal mit der linken Hand den Steuerknüppel loslies, die Hand zur Faust ballte und den Daumen reckte. Dann legte er die Hand wieder an den Steuerknüppel und griff mit der rechten Hand unter den Sitz.
‘Gut, der ist versorgt.’, dachte sich Bullseye , riss die Viper gekonnt herum und jagte auf die Angreifer zu.
‘Was zum…’, dachte sie sich, als sie die beiden riesigen Insekten sah, die auf sie zurasten.
Doch, als sie näher kam, erkannte sie, dass es sich dabei um Flugmaschinen handelte, die das Aussehen von Wespen und Bienen immitierten. Schnell legte sie ihren Finger um den Abzug der Bordgeschütze und drückte ihn durch.
Das tödliche Feuer raste auf die feindlichen Schiffe zu, verpuffte jedoch Millisekunden vor der Rumpfhülle vollkommen wirkungslos.
`Verdammt`, dachte sich die junge Frau und legte ihre Viper wieder in eine geschmeidige Kurve, um vor den feindlichen Schiffen davonzufliegen.
Sie überflog Cals Notlandeplatz, sah, dass sich die Viper mit der Nase zuerst in den Dreck gebohrt hatte, dann, wie die Plexiglaskuppel abgesprengt wurde und Cals Schleudersitz herausgesprengt wurde.
Author war anscheinend, mal wieder, bewusstlos.
Agatha Silverbird lächelte an Bord der USS Dragonfly ihre ‘Doppelgängerin’ an.
„Wenn Sie Agatha Silverbird sind und die Dragonfly kommandieren… was mache ich dann hier und was machen Sie auf dem anderen Schiff?“, hatte die rothaarige Frau gefragt und die Agatha, die auf der GALACTICA war, schüttelte nun den Kopf.
„Ich bitte Sie, das ist ein durchschaubares Manöver. Mich würde vielmehr interessieren, wer Sie sind, und wie Sie an Bord der Dragonfly kommen.“, sagte die Frau nun und die Agatha auf der Dragonfly lachte: „Ich habe mich Ihnen doch schon vorgestellt.“
Die hübsche, momentane Kommandantin der GALACTICA lächelte nun ihrerseits.
Eigentlich war ihr nicht nach Lächeln zu Mute, im Gegenteil, aber sie versuchte, sich zu beherrschen.
„Sie sind nicht Agatha Silverbird, Sie sind eine Betrügerin.“, sagte sie kurzerhand und schaute ihre Doppelgängerin lächelnd an, „Ich kann es sogar beweisen.“
„Ach, und wie?“, kam die Frage ihres Doubles.
Wahrlich, das war eine gute Frage. Wie konnte Agatha beweisen, dass sie der Kommandant der Dragonfly war, beziehungsweise der Stellvertreter? Die einfachste Möglichkeit war natürlich, die Kommandocodes aufzuzählen, aber, Agatha war sich sicher, dass diese Frau, die ihr entgegenglotzte, eine Zylonin war. Diese hatte sicherlich ebenfalls die Kommandocodes, zumindest lag diese Vermutung nahe.
Schließlich hatte man sie, den Captain und die komplette Crew offenbar lange genug in Stasiskapseln gehalten, um die Crew zu duplizieren.
Starbuck war von ihrer Exkursion auf den Planeten zurückgekehrt, hatte sich kurz umgezogen und war, nach mehreren Minuten, rechtzeitig auf der Brücke der GALACTICA erschienen, schnell genug, um den Disput zwischen Agatha und Agatha mitzubekommen.
Sie wusste natürlich, dass die Zylonen, von Menschen erbaut, inzwischen die Fähigkeit besaßen, menschlich auszusehen und zu fühlen.
Die Pilotin hoffte, dass nicht die Agatha auf der Brücke die Zylonin war. Genauere Unterscheidungsmöglichkeiten gab es momentan nicht. Die Rothaarige auf der Brücke verhielt sich genauso, wie die Frau auf dem Bildschirm, sodass beide die perfekte Kopie des jeweils anderen sein konnten.
In Gedanken fluchte Starbuck , dann quoll in ihr ein Plan empor.
Sie betrat das Kommandodeck und wandte sich an Dualla, der sie ein paar Anfragen und Befehle ins Ohr flüsterte.
„Mhm, das ist möglich.“, sagte die attraktive Dunkelhaarige und gab einige Befehlssequenzen in den Computer ein.
Die Agatha auf der Brücke der Dragonfly bemerkte, dass Starbuck auf die Brücke der GALACTICA kam, irgendwas mit Dualla absprach und letztere irgendwas an ihrer Bordkonsole tat.
„Ma’am, ich messe einen starken Energieanstieg an Bord der GALACTICA .“, meldete Jill Menacer und die erste Offizierin wandte sich ihrer taktischen Offizierin zu: „Was kann es sein?“
„Ich weiß es nicht.“
„Okay, Schilde hoch und Waffen bereitmachen.“
Auf der Brücke der GALACTICA sog Agatha entsetzt die Luft ein. Die Dragonfly rüstete sich zum Kampf.
„Ich messe einen starken Energieanstieg in den vorderen Phaserbänken und ich glaube, das die Photonentorpedolauncher mit Energie beschickt werden.“, meldete Felix Gaeta.
„Okay, es ist unsere einzige Chance.“, meinte Agatha und trat schnell zu Dualla herüber: „Geben Sie folgende Sequenz ein.“
Doch gerade, als sie die Sequenz nennen wollte, die die Schilde der Dragonfly hätten senken können, hörte sie, wie neben ihr eine Waffe entsichert wurde.
Sie blickte nach links, starrte in den Lauf der Waffe und dann in das Gesicht von Kara.
„Was tun Sie da, Starbuck ?“, fragte die momentane Kommandantin.
Starbuck sah sie an: „Es tut mir Leid, Ma’am, aber ich weiß im Moment nicht, wer von Ihnen beiden ein Zylone ist. Sie oder die Frau auf der Dragonfly . Daher enthebe ich Sie nun Ihres Kommandos.“
Sharon ‘ Athena ’ Agathon schaute aus dem Cockpit der Raptor hinunter in die weite, grüne Ebene, in der mehrere Viper standen, zwei weitere Raptoren und einige - sie wusste nicht, was es war - es mochten Offiziere sein, konnten aber auch andere Menschen sein, der Fakt war, es waren Menschen.
Sie schauten sich um, wurden von einem Offizier der Dragonfly zu einer bestimmten Stelle geführt und machten sich daran, mit unidentifizierbaren Abbaugeräten, das Tylium abzubauen.
Ein leichtes, metallisches Glitzern lenkte sie ab.
Es war ein paar hundert Meter hinter einer Baumlinie zu sehen und es bewegte sich in einer verdächtigen Art und Weise.
Sharons Atem setzte kurz aus.
Zylonen - ihre Artgenossen. Sie waren hier.
Ihre Hand tastete nach dem Funkgerät - sie musste Kat warnen. Louanne, Spitzname Kat, war für die Operation zur Zeit zuständig und Sharon musste sie einfach warnen.
Ihre Hand hatte das Funkgerät ergriffen und gerade als sie den Ruf absetzen wollte - jagten mehrere Millionen Volt durch ihre Stromkreise.
Sie merkte noch, wie sie einen Schrei ausstieß, dann nichts mehr.
‘Verflucht!’, dachte sich Agatha, wusste aber, dass der Blonden absolut kein Vorwurf zu machen war. Wäre die Situation umgekehrt gewesen, also wäre eine Version von Starbuck auf der Brücke der Dragonfly aufgetaucht und eine andere Version von ihr wäre auf dem Hauptschirm erschienen, und sie hätten nicht gewusst, welche Starbuck real ist, sie hätte sie ebenfalls des Kommandos enthoben und zumindest zu Gina, wenn nicht gar in die Brigg geworfen.
Dennoch musste sie, also Agatha, nun versuchen, der Blonden die Sachlage zu erklären.
Was Agatha jedoch nicht wusste, war, dass Dualla einen schiffsweiten Ruf geschaltet hatte, und als Starbuck die stellvertretende Kommandantin der Dragonfly ihres Kommandos enthoben hatte, hatten die Crewmitglieder der GALACTICA die Crewmitglieder der Dragonfly schnell überwältigt.
Sebastian ‚ Scotty’ Middlegate kniete vor einem Computer und betrachtete das Gebilde mit seinem Tricorder.
Wie genial war das denn? Das Gerät war vollkommen ohne irgendwelche Verbindungen zu anderen Teilen des Schiffes konstruiert worden und lief komplett autonom. Im Hinblick darauf, wann Computer und Schiff konstruiert worden waren, erachtete es der Ingenieur als notwendige Logik, dass diese Autonomität an Bord der GALACTICA vorherrschte. Und dann warf er einen Blick auf die Daten.
Irgendwas an ihnen kam ihm merkwürdig vor, besonders, wenn er bedachte…
Er blinzelte kurz, warf einen Blick zu Tyrol, der neben ihm kniete und runzelte die Stirn: „Sie suchen die Erde?“
„Ja, wieso?“, entgegnete der Chefingenieur der GALACTICA und Sebastian konnte ihm ansehen, dass er ein wenig verwirrt war. Er erhob sich, sah, dass Tyrol es ihm gleichtat, und lächelte: „Wir sind von der…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment traf ihn ein Gewehrkolben am Hinterkopf. Schmerzerfüllt stöhnend kollabierte der muskulöse Riese und Tyrol blickte verblüfft zu dem Marine, der den Mann niedergeschlagen hatte.
Und während er das Bewusstsein verlor, hörte er noch die Frage Tyrols, warum – wer auch immer – das getan hatte. Die Antwort war ein einfaches: „Befehl von oben.“
Der letzte Gedanke, der durch seinen Kopf blitzte, war ein leises „Verdammt“, dann wurde es Dunkel.
Ein paar Offiziere des Starfleetschiffes, die noch nicht wieder erwacht waren, wurden sofort mit noch mehr Schlafmitteln zum Weiterschlafen gezwungen.
Agatha Silverbird, der Kommandant der Dragonfly , sah mit Genugtuung auf den vollen Lippen, wie ihr Ebenbild von Starbuck verhaftet und des Kommandos enthoben wurde.
„Danke, Miss Thrace.“, sagte die Frau mit einer volldröhnenden, aber sanften Stimme, „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen.“
Dann wandte sich die Frau an ihren taktischen Offizier: „Jill? Feuer! Sende eine Nachricht an den Captain. Der Angriff kann beginnen.“
Der Captain war mit einigen Offizieren des Hazard Teams, sowie mit mehreren Zylonenzenturionen, bis auf mehrere Meter an das Abbauteam herangepirscht. Die Zylonen fuhren ihre, mit langen Fingern besetzten, Hände ein und ersetzten diese durch Maschinengewehrläufe.
Die unglaublich gelenkige Telsia kletterte, ohne das leiseste Geräusch zu verursachen, in die Baumkrone und zog ein Phasergewehr aus ihrem Transporterpuffer hervor. Dann setzte sie ein Head-Up-Display auf, was Cal und Munro ihr gleichtaten.
Der Captain bemerkte eines der feindlichen Raumschiffe, in dem gerade eine Frau versuchte, Kontakt zu irgendjemandem herzustellen. Er tippte einem Zylonenzenturionen auf die Schulter und deutete auf die Frau.
Dieser nickte und Sekunden später zuckte die Frau zusammen, schrie lautlos und sackte dann, mit offenen Augen, aber leerem, in die Ferne reichenden Blick, in sich zusammen.
Wut eruptierte in Cal und er schlug dem Zylonen auf den Metallkopf.
„Was sollte das?“, schrie er leise und der Zylone sah ihn an. Der rote Scanner sauste nach links und nach rechts, wieder nach links und nach rechts und Cal seufzte. Der Blechkamerad konnte ja nicht sprechen.
Er schüttelte den Kopf: „Ich will sowas nicht noch einmal sehen, klar?“
Ob der Zenturion ihn verstanden hatte, oder nicht, vermochte er nicht zu sagen und es war auch egal, denn in diesem Moment gab Agatha aus der Kommandokanzel der Dragonfly den Angriffsbefehl.
Die GALACTICA erbebte unter dem Feuer des feindlichen Starfleetschiffes und Konsolen begannen, funkensprühend, den Dienst zu verweigern.
Starbuck hielt sich trotz des wie wild buckelnden, alten Kampfsternes tapfer auf den Beinen und wandte sich an ihre „Gefangene“.
„Was ist das?“, fragte sie.
Die hübsche Rothaarige schaute Starbuck an: „Phaser. Sowas wie Laser.“
„Mit diesen Waffen sind wir schon einmal in Kontakt gekommen.“, meldete Gaeta, „Sie waren es, die die GALACTICA zum Krüppel geschossen hatten.“
Starbuck fluchte.
„Ausweichmanöver.“, herrschte sie den Navigator an, der den Befehl sofort weitergab, dennoch nicht verhindern konnte, dass die Dragonfly der GALACTICA weitere Schäden zufügte.
„Panzerbrechende Munition abfeuern!“, schrie Starbuck gegen den Krach der Phasertreffer an.
Die GALACTICA wandte sich, munitionspuckend, vom angreifenden Starfleetschiff ab, aber, selbstverständlich bewahrten die Schutzschilde der Dragonfly diese davor, ernsthafte Schäden zu nehmen.
Schlechter sah es da für den Kampfstern der Kolonialflotte aus - die Phaser und Photonentorpedos rissen tiefe Löcher in die, schon vorher beschädigten, Bereiche.
Weiter als zuvor drangen die Energiestrahlen in den Bug der GALACTICA ein.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis die tödlichen Energiestrahlen der Dragonfly wichtige Komponenten beschädigten.
Wenn das eintrat, war die GALACTICA nicht nur verkrüppelt, sondern kurz vor dem stellaren Ableben.
Dieser Zustand musste, mit allen erdenklichen Mitteln, verhindert werden.
Auf dem Planeten umfasste der Captain der Dragonfly den Griff seines Phaserkompressionsgewehres, über sein HUD hatte er eine hinreichende Vergrößerung des feindlichen Kommandanten, einer Latina, die ihm irgendwie bekannt vorkam.
„Okay.“, flüsterte Cal zum Hazardteam und den Zylonenzenturionen, „Ihr kennt den Plan. Kein Mitglied der kolonialen Flotte wird getötet. Wir beschränken uns auf Betäubungssalven. Verstanden?“
„Verstanden.“, meinte Alexander Munro, und auf Cals HUD erschien, in Rot, ein Satz, der nur von einem Zenturion kommen konnte: „Non-lethaler Beschuss nicht möglich.“
Cal wandte sich an die Zylonen und sagte: „Dann schießt ihr nicht, sondern haltet euch im Hintergrund. Verstanden?“
„Befehl akzeptiert.“, blinkte in Rot die Schrift auf Cals HUD und der Captain nickte befriedigt, wobei sich in ihm immer noch die Frage, warum sie das eigentlich taten, regte. Die Zylonen hatten gerade bewiesen, dass sie nicht unbedingt auf das Leben Anderer Rücksicht nahmen, aber… waren die Daten, die Agatha ihm gegeben hatte, falsch?
Was wusste er schon, er hatte gar keine Daten bekommen – man hatte ihm gesagt, das er welche hätte, aber wirkliche Beweise hatte er nie erhalten.
„Captain?“, riss ihn die Stimme Telsias aus den Gedanken, „Wir sind bereit.“
Der Kommandant der Dragonfly atmete tief durch. Was tun? Angreifen oder Zurückziehen?
Im Forschungskomplex war die gesamte Umgebung in rotes Licht getaucht.
Soldaten liefen durch die Gänge, Zivilisten ebenfalls. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war der, dass die Zivilisten auf der Flucht vor Sektion 12 Abschnitt Alpha des Forschungspostens waren, während die Soldaten genau zu diesem Ort beordert worden waren.
Einige Zylonenzenturionen waren ebenfalls anwesend, richteten ihre Maschinengewehrhände auf die Tür, die den Eingang zur benannten Sektion markierte.
Man konnte deutlich hören, wie hinter der geschlossenen Tür geschossen und gekämpft wurde. Verschiedene Stimmen, einige Männlich, andere weiblich, schrieen schmerzvoll auf, dazwischen war immer wieder das rhythmische Stakkatto eines Gewehres zu hören.
Dann trat Stille ein und legte sich über den Komplex, wie ein Leichentuch.
Das einzige Geräusch, das man hörte, war das hin- und hersausen, der Scanner der Zylonen.
Eine Six-Einheit, die eine Tarnfleckenhose, Schaftstiefel und ein Tanktop in Tarnfleckoptik trug, runzelte die Stirn und festigte den Griff um ihr Maschinengewehr.
Sie konnte beinahe den Mörder bei sich fühlen, der in der Basis sein Unwesen trieb, konnte seinen Schweiß beinahe riechen und seinen Atem beinahe hören.
Sie wusste, dass er das Experiment war, das fehlschlug.
Niemals hätten die Zylonen dieses Experiment in diesem Ausmaß wagen dürfen, aber sie hatten es gewagt.
Es war fast schon eine Ironie des Schicksals.
Die Menschen hatten die Zylonen geschaffen, diese hatten rebelliert und ihr eigenes Reich erbaut.
Dann hatten sich die Zylonen entwickelt, sahen sich mächtiger an, als ihre einstigen Erschaffer - und hatten offenbar begonnen, dieselben Fehler zu machen, wie es ihre Erschaffer getan hatten.
Der Busen der Six-Einheit hob und senkte sich unter ihrem engen Tanktop, ihre Aufregung war deutlich sichtbar, allein schon durch das Nachdenkliche in ihren Augen.
Waren die Zylonen doch zu weit gegangen? Bestrafte Gott sie jetzt, so wie die Götter die Menschen bestraft hatten?
Sie hatte keine Zeit mehr, an etwas anderes zu denken - direkt vor ihr explodierte die Tür und das Experiment war auf freiem Fuß.
Es war natürlich verwundbar, schließlich war es menschlich, aber - so wie die Menschen sich zurückgelehnt hatten und begonnen hatten, faul und dekadent zu werden, bevor die Zylonen zurückschlugen, so hatte in dieser Forschungseinrichtung die Faulheit und Dekadenz ihren Einzug erhalten.
Sie, die Sixeinheit mit dem Namen Gina Shelia war zwar noch eine der Agilsten, entging daher auch dem tödlichen Feuer, dass der Fremde aus seinem Maschinengewehr spuckte, aber mehrere Three-, Eight- und Fiveeinheiten hatten nicht soviel Glück.
Obwohl die Threes eigentlich dazu neigten, sich im unbewaffneten Kampf sehr geschickt anzustellen, und die Eights sowieso, aufgrund ihrer sehr stromlinienförmig gebauten Grundphysiologie sehr flink waren, hatte sie, eine der Sixes, mehr Glück als diese Kampfmaschinen.
Sie warf sich aus der Schusslinie und bedauerte die Fiveeinheit neben ihr, die durch einen sauberen Kopfschuss aus dem Dienst und dem Leben schied.
Wobei sie ja nicht wirklich aus dem Leben schied, sie wurde ja in einem anderen Körper, irgendwo anders, wiedergeboren.
Der Fremde registrierte die hübsche Blonde in ihrer militärischen Kleidung und sein Helmdisplay zeigte ihm an, dass sie in höchstem Maße verängstigt war, für ihn also keine nennenswerte Gefahr darstellte.
Was immer die Zylonen hier mit ihm gemacht hatten, sie hatten seine Reflexe verbessert, sodass er sich in der Lage gesehen hatte, direkt, nachdem die Tür der Explosion zum Opfer gefallen war, Tod und Verderben über seine Feinde zu bringen.
Obwohl er die Meisten derer, die er getötet hatte, bedauerte, eine Grundprämisse, die er aus seiner Ausbildung übernommen hatte, erkannte er, dass er bei einigen, der sich ihm in den Weg stellenden Modelle, keine andere Wahl hatte, als Gewalt und Tod sprechen zu lassen.
Bei einigen, vornehmlich den Sixes, den Threes und den Eights, waren noch Verhandlungen möglich, war es also nicht unbedingt notwendig ihre hübschen Körper durch Maschinengewehrsalven zu verunstalten. Die vornehmlich männlichen Modelle, sowie die Zenturionen, waren jedoch weitaus weniger an Gesprächen interessiert, wobei er auch hier das Eine oder auch andere Mal erfolgreich war.
Sein Helmdisplay, das ihm die Blonde, die er in einem Ausbruch unbändiger Wut, getötet hatte, was er auch bedauerte, aufgesetzt hatte, war ein sehr ausgereiftes Stück Technologie, was der Fremde inzwischen gut einzusetzen vermochte. So konnte es ihn vor einer Fiveeinheit warnen, die gerade, in diesem Moment geschickt versuchte, an ihn heran zu pirschen.
Mit dieser Einheit waren die Unterhaltungen eher auf die simple Art und Weise geführt worden. „Ergib Dich, oder Stirb!“, hatte der Fremde meist gesagt, worauf hin eine Fiveeinheit aus dem Versteck kam und versuchte, auf ihn zu feuern.
Kopfschüttelnd über diese Dämlichkeit jagte der Fremde ihm dann meist eine Kugel in den Kopf.
Er war sich sicher, an diesem Tag würden viele Downloads in neue Körper stattfinden.
„Tod den Feinden. Aber die Phaser lassen wir schön auf Betäubung.“, schrie Cal, umklammerte den Griff seines Kompressionsgewehres und stürmte aus der Deckung auf die Feinde zu.
Die hübsche Latina, blickte ihn kurz verwundert an, war dann auf den durchtrainierten Beinen und begann, den Angriff. Cals Phaser ruckte vor, den sie ihm mit einem gekonnten Tritt aus den Händen beförderte.
Irgendwie erinnerte ihn das sehr an… Ziva?
Er blinzelte, versäumte, seine Deckung hochzunehmen und wurde im selben Moment von ihr von den Beinen geholt.
„Sie verdammter Dreckskerl!“
Verblüfft schaute der Kommandant der Dragonfly zur Latina auf, die nun auf ihm hockte und einen schnellen Schlag gegen seine Nase führte. Doch dann erstrahlte sie in einem orangenen Licht und fiel seitlich neben ihm zu Boden, einen leisen Seufzer von sich gebend und die Augen schließend. Der Captain blickte sie an, tastete nach seiner Nase und zuckte nicht einmal zusammen.
Die Farbe des Strahls, ein bernsteinfarbenes Orange, verriet dem Captain, dass seine Order befolgt wurde, und die Phaser tatsächlich nur auf Betäubung geschaltet waren.
Auch die Zylonen hielten sich wunderbar im Hintergrund und da offenbar nur einige Marinesoldaten der Kolonialflotte anwesend waren, gelang die Übernahme dieses Camps relativ schnell.
Was nicht bedeuten sollte, dass da nicht vielleicht noch irgendwo einige Mitglieder der Flotte waren.
Cal wandte sich an Munroe: „Alexander, du behältst das Lager im Auge. Ich schau mich mal um.“
„Aye, Sir.“
Sein Kopf tat ihm weh.
Mal wieder.
Er öffnete die Augen, blickte in helles Licht und stöhnte unwillig.
„Ah, Author .“, lächelte die hübsche Frau ihn an, „Du bist wach.“
„Kann man so sagen.“, lächelte er zurück, rappelte sich auf und schaute Bullseye an: „Du hast…“
Ja, sie hatte ihn gerettet.
Er erinnerte sich noch daran, wie er gemerkt hatte, dass seine Viper an Höhe verlor und der Planet, dessen Schönheit er vorher noch bewunderte, immer näher kam.
Dann war eine Viper an ihm vorbeigeflogen, war auf seine Sturzbahn beigedreht und Bullseye s Stimme hatte ihm gesagt, dass hinter den Bäumen eine wunderbar-freie Ebene war, auf der er die Viper notlanden konnte.
Dann war er durch die ersten Bäume gekracht, hatte Äste abgerissen, Eichhörnchen beim Korpulieren gestört, Bienen und Wespen an der Windschutscheibe zermanscht und plötzlich einen Specht auf der Scheibe sitzen, er offenbar gar nicht glücklich darüber schien, dass man ihn störte.
Der Kontakt mit dem Boden fand etwas heftiger statt und Cal dachte sich, dass es bei weitem Besser wäre, mit einem beherzten Griff den Schleudersitz auszulösen. Er zog, zerrte… und hatte mal wieder nur den Griff in der Hand.
„Das ist ein schlechter Scherz.“, fuhr es ihm durch den Kopf, dann bremste die Viper ab und durch die Trägheit der Masse raste sein Kopf mit voller Wucht ein weiteres Mal gegen die Plexiglasscheibe. Er verfluchte die Zylonen, die Menschen und alles andere, dann umfing Dunkelheit ihn.
Dann kam er kurz zu sich, als Bullseye vor ihm stand und seine Sicherheitsgurte löste.
Sie fragte ihn, ob er gehen könne, er nickte kurz, erhob sich und war froh, dass sie da war, denn seine Beine knickten ein, er sank nach vorne.
Und erneut war er weggetreten.
Nun erwachte er, am Boden liegend, den Kopf in den Schoß Bullseye s gelegt, die ihn anlächelte und sagte, dass er wach wäre.
Er rappelte sich hoch, schaute sie an und lächelte strahlend: „Du hast mich gerettet.“
„Übertreib nicht so.“, lächelte sie und fand sich dann an Cal gepresst wieder, der sie griff und fest und voller Dankbarkeit an sich drückte.
„Dafür koch ich Dir was Feines, wenn wir wieder auf der GALACTICA sind.“
„Bei den Herren von Kobol.“, stammelte Bullseye .
Cats Kochkünste waren legendär - und zwar nicht im Positiven Sinne.
Der erste Versuch war in einer beinahe zerstörten Küche geendet, der zweite war ein Hühnchen, das beinahe noch lebte und der Dritte war eigentlich als Coq au Vin geplant, endete aber in einem fröhlichen Saufgelage.
Es war halt viel zu viel Vin und viel zu wenig Coq gewesen, was Cal da zusammengemischt hatte.
Aber der Grund für Bullseye s Ausruf war nicht die Drohung Cals und die sich schon sträubenden Geschmacksnerven, sondern die Teenagerfassung des Piloten, die gerade mit gezückter Strahlenwaffe aus dem Gebüsch trat.
„Ist das nicht rührend?“, fragte der Teenager und Cal und sie fuhren auseinander, als habe der Blitz eingeschlagen.
„Hey.“, sagte Author und der Captain schaute kurz zu ihm: „Lass Sie in Ruhe.“
Der Captain lächelte: „Ich hätte nie gedacht, dass Kriegsverbrecher solch ein Mitgefühl zeigen.“
Author blickte sein Gegenüber wütend an: „Lässt Du sie jetzt in Ruhe?!“
„Na klar“, macht Cal, zielte dann mit dem Phaser auf Author und sagte: „Du willst mich ärgern? Nich mit’m Commander!“
Dann drückte er ab.
Der bernsteinfarbene Strahl traf den älteren Author in der Brust und ließ ihn zu Boden sinken.
„NEIN!“, keuchte Bullseye auf und schaute den Captain entsetzt an.
Nein, das konnte nicht sein.
So viele Einsätze hatte Author nun mitgemacht und nun wurde er von sich selbst erschossen?
Eine bizarre Art, getötet zu werden.
Eine schwarzhumorige Frage blitzte in ihrem Kopf auf: „Zählt das eigentlich zum Selbstmord?“
Sie war schockiert - über sich, dass sie diese Frage in diesem Moment in ihrem Kopf hatte, wo sie eigentlich über den Verlust ihres beinahe-Freundes trauern müsste, über den Captain, dass er sein alter Ego einfach so erschoss…
doch der Teenager schien ihre Gedanken zu erraten.
„Mach Dir keine Sorge, junge Frau. Er schläft nur.“
Sie merkte, wie sie erleichtert ausatmete.
„Du liebst ihn, oder?“, fragte der Captain und sie wusste nicht, wieso - aber sie nickte.
Cal, der Captain, lächelte: „Nun, geh zu ihm. Ich bin heute in einer sehr wirren Stimmung. Geh zu ihm, nimm ihn in den Arm.“
Bullseye zog die Stirn kraus, gehorchte dann aber. Einem Mann, der eine Waffe auf sie gerichtet hatte, könnte sie auf zwei Arten beikommen. Entweder sie schlug ihm die Waffe aus der Hand und ihn anschließend k.o. oder aber, sie fügte sich. Im Moment jedoch, in Sorge um Cal, fügte sie sich lieber, auch wenn ihr Instinkt ihr tausend Mal Anderes riet, sie tat es.
Sie bettete den Kopf des bewusstlosen Mannes in ihrem Schoß und schaute den Captain abwartend an.
„Nein, nicht so.“, sagte Cal, „Nimm ihn in den Arm. Richtig!“
‘Der ist völlig gaga.’, schoss es Bullseye durch den Kopf, liebäugelte mit dem Gedanken, den Captain doch k.o. zu schlagen, doch verwarf den Gedanken wieder aus, nicht ganz verständlichen, Gründen.
Sie nahm den bewusstlosen Author in den Arm, schaute dann über die Schulter des Piloten sein jüngeres Ebenbild an, das lächelte.
„Ich wünsche Dir eine Gute Nacht. Du wachst morgen mit deinem Schatz im Arm auf - das ist doch was.“,sagte er und drückte ab.
Bullseye spürte den Treffer und verfluchte sich in ihren letzten, bewussten Gedanken, ehe ihr Bewusstsein zerfaserte.
„Du bist echt bekloppt.“, kicherte Cal, als er einen Blick auf das, nun schlafende, Pärchen warf, „Was sollte das?“
Er steckte den Phaser weg und schüttelte den Kopf.
Der Captain trat aus dem Gebüsch hervor, warf den Kopf in den Nacken und sah, wie die Wasp 1 und Wasp 2 landeten - als er plötzlich aus dem Kommunikator Agathas Stimme hörte: „Cal? Brauchst Du noch lange?“
„Wieso?“
„Die GALACTICA greift uns an.“
„Wofür haben wir denn Schutzschirme?“
„Naja.“, Agathas Stimme klang ein wenig besorgt, „Die Schutzschirme wurden ausser Kraft gesetzt.“
Cal schluckte.
TBC
CaptainCalvinCat:
Kapitel 17 Der Kampf
Der geneigte Kinogänger kennt dramatische Szenen. Da versucht beispielsweise der Protagonist jemanden davon zu überzeugen, die Situation so zu bewerten, wie der Protagonist sie sieht – in diesem Fall wird entweder mit episch-patriotischer Musik voller Pathos gearbeitet, so würde sich beispielsweise „Glory, glory, halleluya“ eignen, das man auch eventuell unter dem Titel „Alle Kinder lernen lesen“ kennen könnte. Auch extrem actionlastige Musik könnte sich eignen, ebenso wie ein Militärmarsch. Aber die Verwendung von Stille, bzw. bloßen Hintergrundgeräuschen hat sich in den letzten Jahren als durchaus praktisch herausgestellt.
Dies wäre eine solch dramatische Szene, die durch den Wegfall von Hintergrundmusik durchaus wirken könnte.
„Kara“, raunte Agatha in einer Stimmlage, die sich beinahe schon nach dem Murmel-Gurgeln Bill Adamas anhörte, „Ich kann helfen.“
Ungeachtet der auf sie gerichteten Waffen war die hübsche XO der Dragonfly einen Schritt auf Starbuck zugetreten, schaute die Viperpilotin an und bohrte einen trotzigen Blick ihrer grasgrünen Augen starr ind ie blauen Augen der Pilotin.
„Es gibt eine Möglichkeit, die Schutzschilde meines Schiffes auszuschalten.“, offenbarte sie, schaute kurz in die Runde, ehe sie sich wieder an Starbuck wandte: „ Ich habe den Kommandocode, der dafür sorgt - den sogenannten Präfixcode. Ich überlasse ihn Dir, aber, du musst mich und meine Crew freilassen.“
Starbuck erwiderte ihren Blick.
Konnte sie der XO der Dragonfly vertrauen? „Sie haben mir keinen Grund gegeben, Ihnen zu mißtrauen, Commander Silverbird.“, seufzte sie dann schwer, schaute die XO an und legte nachdenklich den Kopf schief: „ Allerdings war es bei Sharon auch so, ehe sie Commander Adama Kugeln verpasste. Ich war damals nicht zugegen und konnte diesen feigen Anschlag nicht verhindern - aber ich kann jetzt etwas dagegen tun, dass die Zylonen uns erneut auf diese Weise schaden.“
Innerlich war Starbuck in einem Zwispalt gefangen.
Hatte sie wirklich das Recht, den ersten Offizier der Dragonfly gefangen zu halten, die Crew des Föderationsschiffes ebenfalls in ihrer Freiheit zu beschneiden, obwohl sie augenscheinlich nur versuchten, ihnen, den kolonialen Offizieren, zu helfen?
Augenscheinlich! Das war das Schlüsselwort der ganzen Geschichte. Es gab keinen fassbaren Beweis dafür, dass die Dragonfly crew nicht eventuell durch Zylonen ausgetauscht wurde. Zwar war die Crew an Bord der Dragonfly auf jeden Fall Zylonen oder, zumindest feindlich gesinnt, aber eine Garantie, dass die Crew der Dragonfly , die sich an Bord der GALACTICA befand, die koloniale Crew nicht auch verraten würde, gab es nicht.
Doch, Starbuck spürte, dass es richtig war, Agatha freies Spiel zu lassen.
„Kann mir jemand sagen, was hier vor sich geht?“, erklang Lee Adamas Stimme und der CAG betrat das CIC.
„Lee, Du lebst!“, meinte Dee und schaute ihren Mann erleichtert an.
Der Sohn des Admirals schaute zu seiner Frau herüber, lächelte ihr kurz liebevoll zu, bevor er sich wieder Starbuck zuwandte und sie abwartend anschaute.
„Sir, so, wie es aussieht, gibt es zwei Commander Agatha Silverbirds. Eine ist eine Zylonin, die andere ist ein Mensch.“, sagte Starbuck und deutete zuerst auf die hübsche Frau auf dem Bildschirm, dann auf die Rothaarige im CIC der GALACTICA .
Lee schaute verblüfft vom Bildschirm zur Rothaarigen, dann wieder zurück.
„Wer ist nun wer?“, fragte er und Starbuck rollte mit den Augen: „Die Frage steht im Raum, Sir.“
Agatha trat nach vorne: „Sir, ich bin die echte Agatha. Und ich kann ihnen helfen, gegen die Dragonfly zu bestehen.“
„Es wird mir langweilig, eure Unterhaltungen mit anzuhören.“, erklang Agathas Stimme vom Bildschirm her, dann Beendete sie den Kontakt.
Kaum, dass sie diesen Satz ausgesprochen hatte, kippte das Deck der GALACTICA um gut und gerne 23 Grad nach links.
„Okay, nun einen sauberen Schnitt entlang des ‘upper Port Bows’.“, befahl die Agatha Silverbird auf der Brücke und deutete Jill an, den Phaser entlang der Mittelachse der GALACTICA zu setzen, „Phaser auf volle Energie, feuer Frei.“
„Aye, Ma’am.“, meldete Jill und ihr Finger schwebte über dem Auslöser.
„Sir“, sagte Agatha, nachdem sie sich wieder auf den Beinen befand und Lee Adama hochhalf, „Sie müssen mir vertrauen. Ich kenne den Präfixcode der Dragonfly , damit werden alle Schilde deaktiviert.“
„Bitte!“, sagte Adama und deutete auf Dee, „Geben Sie ihr den Code.“
Das Schiff erbebte erneut. Agatha wandte sich um, schaute Dee an und schüttelte den Kopf.
Sie drehte sich zu Lee um: „Ich wünsche, dass meine Crew wieder freigelassen wird und wir als freie Menschen zusammenarbeiten können.“
„Sind Sie wahnsinnig?“, fragte Lee und das Schiff bebte ein wenig stärker.
„Überlegen Sie es sich.“, lächelte Agatha, „In ein paar Minuten hat die Dragonfly uns wie einen Braten tranchiert und dann - naja, ich weiß nicht, ich möchte eigentlich nicht im Weltall sterben.“
Und dann, mit einer Spur Schärfe in der Stimme: „Aber, ich werde nicht zulassen, dass Sie meiner Crew weiter schaden.“
„Kara?“, wandte sich Lee an die Pilotin: „Was immer du befohlen hast, die Crew der Dragonfly ist wieder frei.“
Kara nickte erleichtert: „Gut, Sir.“
Sie wandte sich an Agatha: „Ich hoffe, Du verstehst mich nicht falsch. Ich wußte - ich weiß es eigentlich immer noch nicht, wer von euch beiden die richtige Agatha ist.“
Agatha zwinkerte ihr zu: „Hey, ich hätte an Bord der Dragonfly so reagiert, wie Du hier.“
Sie wandte sich an Dee: „Also, gib ein: 058 Strich 359 Strich 777 Strich A.“
Dee gehorchte und Felix vermeldete mehrere Sekunden später: „Sir, die Schilde der Dragonfly fallen in sich zusammen.“
„Jetzt haben wir vielleicht ein paar Sekunden Zeit.“, sagte Agatha, „Feuert mit allem, was wir haben, auf die Dragonfly . Aber, sie darf nur Kampf- und Manövrierunfähig werden, jedoch nicht zerstört.“
Lee nickte ihr zu: „Sie haben mein Wort. Soweit ich richtig informiert bin, ist mein Vater auch noch an Bord, wo würde er in dem Fall festgehalten?“
„In einer der Arrestzellen - Ebene 3.“
An Bord der Dragonfly warf Jill einen Blick auf die Schildstärke, die plötzlich, binnen Nanosekunden, abnahm.
„Agatha, hier stimmt was nicht. Unsere Schilde wurden…“, setzte Jill an, bevor sie schluckte.
„Der Präfixcode.“, wisperte sie, „Natürlich.“
„Tu was dagegen. Wo ist der Wiederruf?“, sagte die zylonische Agatha und Jill schüttelte den Kopf: „Zu spät, Ma’am. Das feindliche Schiff hat das Feuer eröffnet. Laufzeit für Raketen: Zehn, neun, acht.“
„Das Schiff nach Backbord drehen. Ein so kleines Profil wie Möglich bilden.“, schrie Agatha der Navigatorin zu und sie konnte sehen, wie das All sich langsam - unendlich langsam - seitwärts bewegte.
Währenddessen hörte sie Jills Countdown und fluchte in Gedanken.
Sie wusste, dass sie die Drehung niemals komplettiert haben würden, bis Jills Countdown die Null erreicht hatte - und sie behielt recht.
Die Dragonfly wurde hart getroffen, taumelte zurück, als habe sie einen Kinnhaken erhalten.
Und auch der erste Offizier taumelte zurück, schlug hart auf und dieser Schlag löste wohl ein Feedback aus, das aus den Gedankenmustern des Originals stammte.
Die Dragonfly schwebte angeschlagen im Orbit um Ceti Gamma. Aus den beiden Antriebsgondeln entwich zischend Plasma, grünes Feuer leckte an der Deflektorschüssel des Schiffes entlang, bis zum Sekundärrumpf. Kurz gesagt, das Schiff hatte einen üblen Kampf hinter sich gehabt – und ihn verloren.
Der Aggressor war hier irgendwo, dessen war sich Captain Calvin Nathan Cat, Kommandant der Dragonfly , 100%ig sicher. Es war eigentlich eine Routinemission gewesen, ein paar Siedler sollten von Ceti Gamma evakuiert werden, doch dann, aus dem Nichts, erschien dieses
gewaltige Schiff. Die Crew wusste, wer der Aggressor war, schließlich war man sich im Laufe
der Zeit des Öfteren über den Weg gelaufen. Die Scribe-de-ianer.
Ob sie nun per Zufall in dieser Region des Weltalls unterwegs waren, oder ob
sie absichtlich dort gewartet hatten – keiner vermochte es zu sagen.
Das erste Kräftemessen hatte sehr schnell stattgefunden. Lichtpunkte, Laserwaffensysteme waren von dem beängstigend großen Scrib-schiff auf das Schiffder Föderation unter dem Kommando Cals gesandt worden und eingeschlagen.
Die Brücke hatte gebebt – Funken waren aus verschiedenen Konsolen gestoben. „Das Schiff ist nicht sonderlich sicher gebaut.“, hatte sich Cal gedacht, und den Schlagabtausch durch den Befehl „Alle Waffensysteme, Feuer Frei!“ erwidert. Der taktische Offizier, der Dragonfly , Lieutenant Jill Menacer, führte den Befehl aus.
Sie war groß, blond, durchtrainiert, was eben von Vorteil ist, wenn man eventuell die Crew vor überraschend hineinbeamenden Gegnern schützen muss. Ihr Finger war zur Konsole geglitten, sie hatte zwei Knöpfe, den einen für die Phaser, den anderen für die Photonentorpedos, betätigt, dann hatte es einen mörderischen Ruck, der Agatha Silverbird, Cals ersten Offizier, fast zu Boden gerissen hätte, wenn Cal nicht schnell ihr Handgelenk gegriffen und sie festgehalten hätte, gegeben und die Dragonfly war frei gewesen. „Alex, volle Wende, und dann Warp 9.“, hatte sich Cal an seinen Navigationsoffizier gewandt, doch dieser war nur knapp angebunden gewesen und hatte mit dem Kopf geschüttelt: „Das geht nicht.“
„Warum nicht?“
“Unser Warpantrieb ist beschädigt worden. Das einzige, was ich die
anbieten kann, ist voller Impuls.“
Cal hatte mit den Augen gerollt: „Was auch immer, Hauptsache, wir kommen von
den Scribs weg, oder?!“
„Volle Wende, voller Impuls.“, hatte Alex gesagt und die Dragonfly
hatte den Befehlen des Navigators gehorcht.
Der Angriff war abgewendet, die Dragonfly schwebte angeschlagen über dem
Planeten und Cal wandte sich an seine Stationen.
„Bericht?“
„Maschinenraum meldet schwere Beschädigungen.“, sagte Jill, den Blick auf den Statusbericht werfend, „und“, ihr Atem stockte, „die Krankenstation meldet sich nicht.“
„Verdammt.“
Im Nu war Cal auf den Beinen und auf dem Weg zum Fahrstuhl.
Als er die Krankenstation betrat, schlug ihm als erstes eine Feuerwoge entgegen, der er nur durch schnelles Wegducken entkommen konnte. Der Rauch war so dick, das man die Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnte. „Gina!“, schrie er den Namen der Leiterin der medizinischen Abteilung, Gina Christine Intrupper – und erhielt keine Antwort. „Scheiße.“, dachte er sich, nahm Anlauf und sprang in die brennende Krankenstation.
Der Captain kam wieder zu sich, als er um sich das Zischen von Feuerlöschern hörte.
Er, sowie Gina kauerten, verrußt, unter dem Bürotisch der Ärztin. Nur noch vage erinnerte er sich daran, das er in die Krankenstation gesprungen war, nach Gina gerufen hatte – doch der Rauch ihm sofort den Atem nahm und er sich schwindlig fühlte. Dann wusste er noch, wie jemand – Cal wusste nun, das es Gina war – ihn am Kragen packte und unter den Tisch zog, zwei Atemmasken dabeihabend, eine für ihn, eine für sich selbst. Und dann war es schwarz um ihn geworden. Nun aber wachte er auf und sah, zwar immer noch mit leicht gläsernem Blick und sich immer noch nicht ganz auf der Höhe fühlend, zu seiner Retterin hinüber. Es war, wie er schon vermutet hatte, Gina Intrupper gewesen, die ihm das Leben gerettet hatte. Tja, manchmal passieren schon seltsame Zufälle – eigentlich hatte er sie retten wollen. Er hatte schon vor seinem inneren Auge gesehen, wie Gina inmitten einer brennenden Krankenstation auf dem Biobett lag, die Augen geschlossen, bewusstlos. Und während die Flammen immer höher und höher züngelten, wäre er mit einem „GINA!“ durch die Flammen gesprungen, hätte sich die bewusstlose Ärztin gegriffen, über seine Schultern geworfen und wäre stante Pede wieder aus den Flammen gesprungen.
So aber hatte sie ihn gerettet. Und er sah ihr an, das sie auch etwas groggy war. Die schönen blauen-grünen Augen waren leich gläsern, der Blick zwischendurch in die Ferne gerichtet, wodurch er befürchtete, das sie doch noch in die starken Arme Morpheus absinken würde, deren Schwere er auch durchaus immer noch fühlte. Doch, nein, sie wurde nicht bewusstlos – sie riss sich wieder ns Hier und Jetzt zurück und lächelte ihn an. Wie konnte sie eigentlich so guter Dinge sein?
“Morgen Cal.“, lächelte sie, „Gut geschlafen?“ Er zog eine Grimasse. „Sei nich so ein Schmollmund.“, sagte sie und sah ihn danach etwas konzentrierter an. Sie streckte ihre Hand nach seiner Wange aus, fuhr einmal sanft darüber und hielt sie ihm anschließend vor die Augen.
Rußschwarz. „Ich sah schon mal besser aus.“, vermutete er. Sie nickte lächelnd: „Du siehst im moment aus, als habe man dich aus dem Kohlenkeller geholt. Vermutlich seh ich auch nicht besser aus.“ „Nein.“, schüttelte er laut lachend den Kopf, „wir beide sehen aus, als hätten wir im Kohlenkeller gespielt.“ Dann fiel ihm schmerzhaft ein, weswegen er eigentlich hiergewesen war und das er sich melden musste.
Er aktivierte seinen Kommunikator : „Cat an Silverbird.“
„Cal, wo bist du?`“, Agathas Stimme war vor Sorge einige Dezibel lauter, als es Cal ertragen konnte.
“Ich komme gerade erst aus dem Reich der Träume zurück, ich habe Kopfschmerzen, also bitte nicht brüllen, okay?“, knurrte er, „Ich bin auf der Krankenstation. Gina geht es gut. Ich bin gleich bei euch.“
Damit macht er sich daran, aufzustehen, doch Gina hielt ihn fest.
Cal wandte sich zu ihr um.
„Ja, Doktor?“
“Cal – du scheinst da eine Wunde an der Stirn zu haben. Darf ich mir die kurz ansehen?“
Damit berührte ihre warme, weiche Hand seine Stirn, er war versucht, wie in alten Fernsehserien heldenhaft zusammenzuzucken, doch, der halbe Flächenbrand, der auf seiner Stirn tobte, ließ ihn dann doch eher aufjaulen, wie einen verletzten Welpen. Gina lächelte sanft, beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange.
„Entspann dich einfach, okay?“
Cal wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte - zuerst spürte er, wie er errötete, dann wollte er
ganz cool „Natürlich“ sagen, doch, er merkte, wie er stammelte. Das ärgerte ihn. Doch Gina schüttelte leise lachend den Kopf.
Mit einem Lächeln dachte Cal an diese Szenerie zurück, aus irgendeinem Grund hatte er gerade genau an die zweite, oder Dritte Mission der Dragonfly denken müssen, als es eigentlich für ihn noch klar war, dass er den Rest seines Lebens mit seiner Ärztin verbringen würde.
Wie sich die Zeiten ändern konnten.
Gina hatte inzwischen mit Lieutenant Middlegate angebandelt, den alle, nach seinem großen Vorbild, dem Chefingenieur der Enterprise, Montgomery ‘Scotty’ Scott, ebenfalls ‘Scotty’ nannten.
Als man dem Chefingenieur der ersten Enterprise unter Captain Kirk, vor ein paar Jahren über den Weg gelaufen war, hatte er laut aufgelacht und festgestellt, dass es ‘nicht mehr die Enterprise’ wäre, wenn kein Sulu am Steuer, kein Scotty im Maschinenraum und kein James Kirk im Kommandosessel säße, wobei ein Picard auch nicht schlecht wäre.
Cal hatte ihn vorsichtig korrigiert, dass er nicht die Enterprise, sondern die Dragonfly kommandiere, er ihm aber ansonsten durchaus Recht zusprach.
Doch, hier, auf dem Planeten, hatte der Captain ganz andere Probleme.
Die Dragonfly hatte die Schutzschirme verloren, war einem Angriff der feindlichen kolonialen Flotte hilflos ausgeliefert. Das war etwas, was man verhindern musste.
Schnell sprintete Cal zurück zu Munroe, Telsia und der inzwischen gefesselten und geknebelten Latina, neben der noch eine Asiatin lag, die offenbar, wenn man die geöffneten Augen und den starren Blick berücksichtigte, tot war.
Doch gerade, als der Captain erschüttert neben der Leiche der hübschen Frau in die Knie sank, blinzelte sie und fuhr auf, sodass Cal erschrocken zurücksprang und einen Schrei tat, der deutlich von Schock gezeichnet war.
„Was, wie, was, wann, wo?“, stammelte er und Telsia schüttelte den Kopf: „Das sind ja sehr interessante Fragen, Captain, aber, meinst Du nicht, dass Du eine Frage zunächst ausformulieren solltest, ehe Du die nächste stellst?“
Cal grinste zu Telsia herüber. Sie hatte ja, irgendwie, recht.
„In der Tat.“, grinste Cal und schaute dann Telsia und Munroe an, wieder ernst werdend: „Es gibt Probleme, bezüglich der Dragonfly . Irgendwie ist der Schutzschirm kollabiert und man ist feindlichen Angriffen frei zugänglich.“
Telsia sog entsetzt Luft ein: „Was nun?“
„Keine Ahnung.“, schüttelte Cal den Kopf: „Vielleicht ein kleines Ideechen, aber ich rechne mir keine großen Erfolgschancen aus.“
„Und wie sieht die Idee aus, Sir?“, fragte Munroe.
„Werden Sie gleich sehen, Alexander.“, sagte der Captain und klopfte auf den Insignienkommunikator. Doch dann stockte er und schaute zu der attraktiven Asiatin: „Wie kommst Du eigentlich hier auf den Planeten?“
„Bitte, was meinen Sie?“, fragte die Frau zurück und schaute ihn kurz an: „Ich - ich kenne Sie. Sie gehören zur Crew der Dragonfly .“
„Ja, Sie haben mich an Bord der Dragonfly gesehen. Ihr Name ist Sheryl Valari.“, sagte Cal und schaute Sheryl an, die den Kopf schüttelte: „Nein, ich heiße Sharon Agathon. Aber ich kenne eine Sheryl Valari. Sie ist eine meiner Schwestern.“
„Wohl eher eine Zwillingsschwester.“, lächelte der Captain, „Sie sehen ihr wirklich verblüffend ähnlich.“
Sharon schüttelte den Kopf: „Nein, sie, genau wie ich, sind Zylonen.“
Sie schaute den Captain an, der überrascht die Augenbraue hob: „Das wussten Sie nicht, Captain Calvin Cat, Kommandant der USS Dragonfly NCC 0815-A?“
Cals Kinnlade klappte nach unten. Als er sich wieder gefangen hatte, schaute er die Asiatin verblüfft an: „Woher - woher kennen Sie meinen Namen? Und, woher kennen Sie die Registriernummer?“
„Wir haben Sie auf dem Planeten gefunden.“, sagte Sharon und schaute den Mann an: „Das müssen Sie wissen! Wir haben Sie wiederbelebt und an Bord der GALACTICA mitgenommen.“
Cal schüttelte den Kopf: „Nein, ich war nie an Bord des Feindschiffes.“
„Des ‘Feindschiffes?’ Was hat man Ihnen erzählt?“, fragte Sharon und Mitgefühl schwang in ihrer Stimme mit. Sie kannte die Art und Weise, wie ihr Volk sich mancher Mitarbeit versicherte, und sie empfand ehrliches Mitleid für den Captain. Er musste sich gerade in einer schwierigen Position befinden.
„Sir,“ meldete sich Telsia zu Wort und schaute Cal eindringlich an: „Die Dragonfly ?“
„Natürlich.“, riss der Kommandant sich aus den Überlegungen zurück in die Wirklichkeit, bevor er zu Sharon blickte: „Netter Trick, Miss Valari, Netter Trick.“
Er aktivierte seinen Kommunikator: „Cat an Feindschiff GALACTICA . Ich wiederhole, Cat an Feindschiff GALACTICA . Bitte Melden, ich wiederhole, Bitte Melden.“
Agatha Silverbirds Herz machte einen Luftsprung. Ihr Freund, der Captain, lebte.
Doch, Lee umfasste ihren Arm, schaute ihr in die Augen und schüttelte den Kopf. Die Botschaft des Mannes war klar. Was auch immer mit Cal passiert war - er war nicht mehr der Calvin Nathan Cat, den sie kannte.
Kara räusperte sich: „Ja, hier ist die GALACTICA ? Ich höre, Mister Cat?“
„Ah, schön, jemanden an der Leitung zu haben. Mit wem spreche ich denn? Sind Sie das, Lieutenant Thrace?“, hörte man Cals Stimme und man erkannte durchaus, dass der Captain sich nicht ganz sicher war.
„Ja, ich bin Lieutenant Thrace. Was wollen Sie, bitte?“
„Nun, zunächst mal, würde ich es begrüßen, wenn Sie nicht auf mein Schiff feuerten. Sie gefährden damit nämlich ihren Kommandanten und ihren ersten Offizier.“
Kara schaute zu Felix und nickte dem Mann zu.
„Das Feuer wurde abgebrochen.“, sagte Starbuck .
„Gut, das freut mich.“, erklang Cals Stimme aus dem Interkom, bevor der Captain erneut Luft holte und sagte: „Und nun ergeben Sie sich mal schön, ich hab nämlich ein paar Geiseln hier.“
„Geiseln?“, fragte Lee und Agatha schluckte: „Der Landungstrupp!“
An Bord der Dragonfly rappelte sich Agatha gerade hoch und schaute sich um.
Die Brücke war in einem recht desolaten Zustand, aber, wenigstens die Crewmitglieder waren noch am Leben.
Jill pustete gerade ein paar verkohlte Plastikflocken von der taktischen Konsole und schaute zu Agatha: „Ma’am, wir wurden ziemlich arg zugerichtet.“
„Wie schlimm?“
Jill schluckte: „Nun, Ma’am, Phaser und Photonentorpedobänke sind zerstört, unser Impulsantrieb ist ebenfalls im Eimer und vom Warpkern rede ich gar nicht erst.“
„Wie gut, dass wir mit dem Wissen von Scotty Middlegate ein technisches Genie an Bord haben.“, lächelte die zylonische Frau und Jill Menacer nickte.
Der Fremde war indessen bis zum sekundären Verteilerknoten vorgedrungen, hatte so wenig Zylonen wie möglich getötet und mehr von ihnen sogar unversehrt gelassen.
Nur eine der Sixeinheiten machte es ihm nicht so leicht, aber auch nicht so schwer, dass er tödliche Gewalt hätte anwenden müssen. So holte er sie nur mit einem gewaltigen Schwinger von den Beinen.
Er sah sich im sekundären Knotenelement um, das ein Verbindungsglied zwischen dem Labor, in dem er wieder zu sich gekommen war, und dem Kommandokomplex darstellte.
So schlich er nun, nur geleitet von seinem HUD, den Verteilerknoten entlang, bis zur Tür, die er, mit schnellen und gekonnten Bewegungen öffnete und nun langsam und vorsichtig, das Kommandoelement betrat.
Und schon, als er die ersten Einheiten sah, die hier ihren Dienst taten, wusste er, dass im hinter ihm liegenden Forschungsteil des Forschungskomplexes F weitaus weniger Gefahr lauerte, als hier.
Im Forschungsteil waren ihm zwar auch genug Zylonoiden über den Weg gelaufen, also menschliche Zylonen, die sich ihm in selbigen gestellt hatten und nun mindestens bewusstlos, wenn nicht gar ‘tot’ im Forschungsabteil auf dem Boden lagen - hier würde man ihm das Leben richtig schwer machen.
Dann meldete sein HUD einen sich nähernden Zylonoiden - eine Nineeinheit, einen jungen Mann, den er schnell packte und ihn um das Gewehr erleichterte, eher er ihm mit dem Kolben gegen die Schläfe hieb.
Bewusstlos krachte der Niner zunächst gegen die Schleusentür, die den Kommandoabteil vom sekundären Verteilerknoten trennte, anschließend zu Boden.
Der Fremde packte den ohnmächtigen Zylonoiden und schleifte ihn in den sekundären Verteilerknoten, anschließend die Tür verschließend.
Er nahm das Magazin aus der Halterung des Gewehrs und überprüfte es.
Mit einem befriedigten Lächeln stellte er fest, dass es voll geladen war - er also ungefähr 32 Schuss hatte. Schnell veränderte er die Einstellung, sodass das Gewehr nur Einzelschüsse abgeben konnte und schlich dann, sich auf das HUD, seine Sinne und das Gewehr verlassend, weiter durch den Komplex.
Der Captain der Dragonfly war indess ein wenig ungeduldig.
„Ich sagte, ich habe Geiseln.“, sagte er und feuerte seinen Phaser zwischen die Latina und die Asiatin ab, um sich ein wenig Gehör zu verschaffen - was auch eine Handlungsweise war, die er von sich selbst auch nicht kannte.
Was war mit ihm los? Er fühlte sich seltsam, seit er, nackt, in diesem Zylonenbecken zu sich gekommen war.
Irgendwas stimmte nicht mit ihm, aber er konnte nicht genau sagen, was es war.
„Captain!“, hörte er dann die Stimme Starbuck s aus dem Kommunikator: „Was tun Sie da?“
„Nichts wesentliches. Ihre beiden Crewmitglieder sind unverletzt.“, sagte er und schaute die Raptor an, die vor ihm stand: „Sagen Sie, Starbuck , warum haben Sie die Zylonen damals angegriffen?“
„Bitte?“, fragte die Frau zurück und Cal räusperte sich: „Ich habe meine Frage doch deutlich und präzise gestellt! Warum haben Sie die Zylonen damals mit atomaren Waffen angegriffen?“
„Da muss Ihre Informationsquelle fehlerhaft sein. Nicht wir haben die Zylonen angegriffen, es verhielt sich eher genau anders herum.“
Der Captain schüttelte ungläubig den Kopf.
Fehlerhafte Informationen?
Nein.
Natasi hatte die Informationen doch persönlich an ihn weitergereicht. Sie konnten nicht fehlerhaft sein - das ging einfach nicht.
Er vertraute der hübschen Blonden, und Agatha vertraute ihr auch. Wenn es nur er, Cal, gewesen wäre, hätte er sich gedacht, dass da ein wenig sein ‘bestes Stück’, wenn man es so platitüdenhaft formulieren wollte, das Denken übernahm und eine hübsche, blonde Frau ausreichte, um ihn dazu zu bringen, zu denken, was man wollte.
Aber seine erste Offizierin war nicht so leicht zu korrumpieren, und sie vertraute Natasi. Also, lag der Schluss nahe, dass die hübsche Blonde wirklich vertauenswürdig war.
„Ich habe genaue Informationen!“, sagte er daher, „Botschafterin Godefrey hat ein Logbuch vorgelegt, das eindeutig zeigt, das…“
Den Rest hatte Agatha nicht mehr wirklich mitbekommen.
Botschafterin Godefrey - die Blonde, die auf ihn, Cal, geschossen hatte.
Sie lebte also noch? Und sie steckte hinter all dem?
„Klingt das vertraut?“, fragte Kara und die erste Offizierin nickte und erklärte Kara die ganze Geschichte in einem gedämpften Tonfall.
Kara nickte ernst vor sich hin: „Wir haben Erfahrungen mit einer Frau namens Shelia Godefrey gehabt. Sie ist genau so, wie Sie sie beschrieben haben. Blond, recht gut gebaut, recht attraktiv. Mister Gaeta hier hätte sie um ein Haar um ein Date gebeten. Naja, als wir dann auf New Caprica landeten - kamen irgendwann die Zylonen, unter anderem angeführt von einer Frau, die wir zuvor als Shelia Godefrey kannten.“
Agatha schüttelte den Kopf: „Dann ist sie wohl das Master mind hinter all dem.“
Starbuck nickte: „So scheint es.“
Dann räusperte sie sich wieder: „Mister Cat? Hören Sie, so wie mir die Sache bekannt ist, gehört Miss Godefrey den Zylonen an. Sie ist daher nicht…“
„Das weiß ich.“, hörte man Cals Stimme, „Und ich werde hier langsam ungeduldig. Also, Sie ergeben sich, oder ich fange an, Geiseln zu erschießen.“
Agatha riss die Augen auf und Dualla blickte zu ihr: „Meinen Sie, dass er das täte, Commander?“
Sie schüttelte den Kopf: „Normalerweise nicht, aber, das sind ganz andere Umstände. Ich würde mich nicht mit ihm anlegen.“
TBC
CaptainCalvinCat:
Kapitel 18 - Wundersamer Wandel
Cals Geduldsfaden war verdächtig kurz davor, zu reißen.
„Ich warte!“, sang er ungeduldig in seinen Kommunikator - oder sagen wir, er versuchte seiner Stimme ein wenig musikalische Untermalung zu geben, was ihm nicht ganz gelang. Er war sowieso eher unmusikalisch und die Beschreibung „Er singt, wie er heißt“ war für ihn noch hinreichend geschmeichelt. Nomen est nunmal manchmal wirklich omen.
Dann passierte etwas, was er wirklich nicht erwartet hätte. Aus seinem Kommunikator, auf der Frequenz, auf der die koloniale Flotte sendete, erklang plötzlich die Stimme seiner ersten Offizierin.
„Cal, bitte, lass es“, sagte sie, ganz deutlich zu hören, und Cal musste schlucken.
Wie kam Agatha auf das Feindschiff?
Er vermutete, dass sie sich herübergebeamt hatte und nun versuchte, das Schiff mit einigen Marines in ihre Gewalt zu bringen und somit zu befrieden.
Wobei das Cal irgendwie nicht nur spanisch, sondern gleich esperanto erschien. Seine erste Offizierin neigte nicht zu solchen Taten. Unüberlegt in irgendwelche potentiell-gefährlichen Situationen zu eilen, war sein Ressort, Agatha war die Kalkulierende der beiden Kommandanten, die Rationale, während Cals Herz auf der Zunge saß und er des öfteren schneller sprach, als er denken konnte.
Kurzum, die Anwesenheit Agatha Silverbirds auf der Brücke des Feindschiffes erschien ihm unmöglich.
Doch, natürlich, war dem so. Als Agatha auffiel, dass der Captain enorm unter Dampf stand, dabei war, seine Geduld zu verlieren und danach möglicherweise Sachen tat, die er nachher bereute, trat sie an das Mikrophon und sprach: „Cal, bitte, lass es.“
Sie hoffte, damit eine Reaktion hervorzurufen und hoffte weiterhin, dass diese Reaktion nicht negativer Natur war.
Als sie sein hartes Schlucken hörte, gefolgt von einem etwas hektischeren Atmen, war sie sich sicher, den ersten Schritt getan zu haben und als dann Cal ein verunsichertes „Agatha?“ in den Kommunikator hauchte, lächelte sie und das Lächeln war heller, als es tausend Sonnen zu sein vermochten.
„Ja, ich bins.“, lächelte sie, „Ich bin auf der GALACTICA .“
Man konnte förmlich hören, wie es in Cals Kopf ratterte, wie Überlegungsprozesse in Gang gesetzt und angestrengt wurden und wie Cal unruhig auf und ab zu tiegern begann.
„Wie… wie kommst Du auf… auf die…“, stammelte er und Agatha komplettierte die Frage: „Die GALACTICA ?“
„Ja, genau, wie kommst Du dahin?“
„Oh, Cal, wir waren die ganze Zeit dort.“, sagte Agatha und Cal musste hart schlucken.
Das stimmte doch nicht, er war doch, zusammen mit ihr, auf der Dragonfly gewesen, war doch, zusammen mit ihr, auf dem Zylonenbasisstern gewesen, hatte mit ihr in dem bioneuralen Schleim gelegen und - irgendwas stimmte hier einfach nicht.
Auf der Dragonfly war man natürlich in der Lage, den Funkverkehr zwischen GALACTICA und Captain abzuhören und die Agatha auf dem Sternenflottenschiff schäumte vor Wut.
Natürlich, es war klar.
Man hatte alles einplanen können, man konnte dem willensstärksten Mann, der Cal natürlich nicht so ganz war, einer Gehirnwäsche unterziehen, man konnte die abgebrühteste Geheimdienstagentin seit 007 dazu bringen, für die Gegenseite zu spionieren - man konnte all diese Aktionen durchführen und man käme davon. Nur gegen eine Macht des Universums waren sämtliche Gehirnwäschen, Hypnosetechniken und Programmierungsversuche wirkungslos.
Und damit war keine Atommacht gemeint, kein stärkeres Wesen, kein weltenverschlingender Galactus - nein, die Macht, gegen die all diese Techniken scheiterten, war die Macht der Liebe.
Agatha liebte ihren Captain und nicht nur als Mann, sondern auch als Freund - und sie hatte alleine dadurch einen Weg gefunden, Cals Gehirnwäsche zu umgehen und zum wahren Captain vorzudringen.
Was ihr Duplikat auf der Dragonfly natürlich mit wachsendem Ingrimm mitbekam.
Und nein, diese Geschichte wird jetzt nicht davon handeln, dass jeweils die eine Agatha versucht, die andere in Sachen Liebe auszustechen, es wird nicht in einer Nummernrevue unzähliger - Nummern, enden, mit wachsender Zahl an Teilnehmern, ausgefeilt in der Choreografie und/oder anderes.
Aber, Agatha Silverbird, die reale, wird gelegenheit haben, den Captain auf dem Planeten zu sehen und mit ihm zu interagieren.
Aber, der Reihe nach.
Der Captain war auf dem Planeten etwas verwirrt und tiegerte immer weiter auf und ab: „Du… du kannst nicht Agatha Silverbird sein, meine Freundin ist auf der Dragonfly und kommandiert gerade die Schlacht - oder, was davon übrig ist. Ich weiß nicht, wer Du bist, aber lass Dir gesagt sein, die Immitation von Agathas Stimme bekommst Du schon sehr gut hin.“
Gut, auch Liebe hilft nicht immer, schon gar nicht, wenn sich der Empfänger dieser Liebe, der sich von der Gehirnwäsche befreien soll, vor dem Ende der Welt wähnt, vor dem Einsturz seines Glaubensgebäudes und vor einfach nur unvorstellbaren Tatsachen.
In diesem Falle gäbe es ja zwei Agathas und von einer Zwillingsschwester war Cal bei Commander Silverbird nichts bekannt.
Er wusste zwar von einer ungefähr ein Jahr älteren Schwester, jene Katrin, der er Severus, Jessika und letztenendes Robin, die drei Schlangen in seinem Terrarium auf der Dragonfly , zu verdanken hatte, aber ein gleichaltriges Mädchen mit der gleichen Stimme, davon war ihm nichts Geläufig.
Agatha schüttelte auf der Brücke der GALACTICA liebevoll den Kopf.
Sie verstand, was im Kopf des Captains vor sich ging - natürlich war es nicht einfach, das, an was man vorher glaubte, als erledigt und abgestempelt anzusehen, und nun einfach etwas Neues zu glauben.
Nicht umsonst dauerten Revulotionen, gerade religiöse, Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte an - und endeten dann meist in langen, blutigen Fehden.
Hier ging es aber um das persönliche Glaubensgebäude Captain Calvin Cats und sie wünschte sich die Betazoidin Deanna Troi herbei, oder eine andere Counselor.
Die Natur der Mission hatte zu ihrem Aufbruch keinen erfordert und doch hätte man nun, just in diesem Moment eine Counselor wirklich verdammt gut brauchen können.
Was würde Deanna jetzt wohl sagen?
„Captain, ich kann verstehen, dass Sie verwirrt sind.“, wäre vielleicht der beste Ansatz, also versuchte sie es auf die Deanna-Masche: „Cal, ich kann verstehen, dass Du verwirrt bist.“
Verwirrt? Oh, verwirrt war kein Ausdruck.
Er war wacko. Wacko. So wie in „to lose it" oder „to go crazy". Nuts. Insane. Bonzo. No longer in possession of one’s faculties. Three fries short of a Happy Meal. Oder auf Deutsch: Er war davor auszuflippen oder verrückt werden. Er war irre. Geisteskrank. Kurz davor, durchdrehen., er war nicht mehr im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten. Er hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Cal rollte mit den Augen, er hatte die Sicherheits-temporalaufzeichnung der Zeitschleife im SGC eindeutig zu oft gesehen.
„Verrückt? Oh, glaub mir, wenn Du mir nicht bald erklärst, was hier lost ist, flippe ich aus. Ich flippe aus, das bedeutet, ich werde irre, geisteskrank…“
„Cal, du hast eindeutig die Sicherheitstemporalaufzeichnung der Zeitschleife im SGC zu oft gesehen. Hör auf damit, okay?“, klang Agathas Stimme aus dem Kommunikator.
Okay, das war - zumindest schonmal ein Beweis, dass sie Agatha war. Sie wusste, dass er sich damals diese Aufzeichnung mitgenommen hatte, als er das SGC verließ.
Nun war es dennoch Zeit, ein wenig Argwohn durchblitzen zu lassen: „Woher weißt Du das?“
„Cal, Geliebter, ich habe mir, mit Dir zusammen, die Aufzeichnung ein paar Mal angesehen.“, erklang Agathas samtweiche Stimme aus dem Kommunikator.
„Wir verlieren ihn.“, schimpfte Agatha Silverbird auf der Dragonfly und schüttelte über ihr Original den Kopf. Sie war nicht dumm, diese Menschenfrau, aber sie war noch eine Spur heller.
„Gebt mir Scotty.“, sagte sie.
Agathas Herz pumpte schneller, als sie merkte, wie sie langsam, aber sicher, das Vertrauen ihres Captains zurückgewann. Sie spürte, wie sie innerlich in eine Hochstimmung ausbrach, die sie jedoch noch nicht zeigen durfte. Es war nicht einfach für Cal, ihr zu glauben, zumal auf der Dragonfly Zylonen herumliefen, die so aussahen wie sie.
Was sie kurz zu der Frage führte, ob dieser Cal nicht vielleicht auch ein Zylone wäre, aber - diese Frage verwarf sie schnell wieder. Es war einfach nicht möglich - okay, es war schon möglich, im Sinne von technisch Möglich und auch kriegstechnisch logisch, aber sie wusste, oder hoffte zumindest, dass dem nicht der Fall war.
Nun aber klang Cals Stimme aus dem Funkgerät und Starbuck nickte ihr zu.
Die Blonde wünschte Agatha nur alles Glück des Weltalls, ihren Freund zurückzugewinnen. Sie wusste, wie es war, wenn man sich in jemanden aus der eigenen Crew verliebt hatte und sie wusste, wie höllisch weh es tun konnte, wenn dieser Jemand nicht erreichbar schien.
Starbuck hatte sich nämlich in Apollo Adama verliebt - was schon einige Zeit her war - und es war immer ein verdammtes Fehltiming zwischen den Beiden.
Erst stand der Tod seines Bruders, in den sich Starbuck zuerst verliebt hatte und für dessen Tod sie sich jahrelang die Verantwortung gab, zwischen ihnen, dann hatte sie sich in Samuel Anders verliebt und die attraktive Anstasia „Dee“ Dualla hatte, obwohl sie damals mit Billy Kakeya zusammen war, ein Auge auf Lee geworfen. Eine Geiselname an Bord der Cloud Nine Beendete Dees Dilemma dergestalt, dass Billy erschossen worden war - aber, da war es eigentlich auch schon zu spät gewesen, schließlich hatte sie sich nach X Monaten, in denen sie mit Billy zusammengewesen war, für Apollo entschieden.
Ja, und nun waren sowohl Starbuck , als auch Apollo , verheiratet, sie mit Samuel Anders, er mit Dee - was die beiden jedoch nicht davon abgehalten hatte, auf New Caprica Sex zu haben. Gut, sie waren betrunken gewesen, schlecht gefühlt hatten sie sich dennoch.
Und aus diesem Grunde hoffte Kara ‘ Starbuck ’ Thrace, dass Agatha Silverbird bei ihrem momentanen Mann ihres Lebens Erfolg haben würde und zu ihm durchkam.
Cal blinzelte verwirrt: „Ich wiederhole meine Frage äußerst Ungerne, Miss Agatha, woher kennen Sie meine Präferenzen?“
„Ich kenne Dich, Cal.“, hauchte Agatha aus dem Kommunikator und der Captain war sich sicher, dass ihr gerade dicke Tränen aus den Augenwinkeln kullerten.
Diese wunderschönen, hypnotischen, grasgrünen Augen.
Er schüttelte den Kopf: „Okay, wenn Sie mich kennen, Miss, dann sagen Sie mir doch mal bitte, wo mein Neffe gerade ist?“
Agatha lächelte an Bord der Dragonfly und an Bord der GALACTICA . Diese Frage war wirklich einfach.
„Du hast keinen Neffen. Dein Bruder hat sich noch nicht vermehrt.“, lächelte die hübsche Frau an Bord der GALACTICA unter Tränen.
Sie war sich sicher, dass sie in Bälde zu ihm durchbrach. Es war wirklich nur noch eine Frage der Zeit bis sie ihm in die Augen sehen konnte, diese braunen Augen die…
gerade viel zu nah vor ihren Augen auftauchten.
An Bord der GALACTICA war es an Starbuck , verwundert die Augen aufzureißen, als Agatha Silverbird, mitten in ihrer Wiedervereinigungsstimmung verschwand.
Offenbar hatte die Dragonfly die erste Offizierin erfasst und irgendwohin materialisiert.
„Wo ist sie?“, fragte Starbuck daher und Felix warf einen Blick auf seine Konsolen: „So wie es meine Sensoren anzeigen, ist sie…“
Der Captain schaute plötzlich in zwei unglaublich schöne, grasgrüne Augen und erschrak ob des plötzlichen Auftauchens ein wenig.
Mit einem lauten Schrei sprang er einige Zentimeter zurück, hatte den Phaser gezückt und - Agatha erkannt.
„Was tust Du hier unten?“, fragte er dann und Agatha schaute ihn an, bevor sie ihm in die Arme fiel.
Cal nahm seine erste Offizierin in die Arme, drückte sie so fest an sich, wie er konnte und merkte, dass sein Kragen nass wurde.
„Agatha?“, fragte er und schaute in ihr Gesicht, das nun wirklich gerötet war und feucht vom Weinen.
„Ich hab mir solche Sorgen um Dich gemacht.“, sagte sie und Cal lächelte sie an, bevor er sie küsste: „Ich bin ja jetzt da.“
„Ja.“, lächelte Agatha, „Jag mir nie wieder einen solchen Schreck ein, ich…“
Sie stockte und schaute Cal an, dessen Gesicht plötzlich eine merkwürdige Leere aufwies und der mit vollkommen starrem Blick in die Ferne schaute.
Dann warf sie einen Blick zu Munroe und Telsia.
Teufel auch, die Zylonen hatten selbst das Hazardteam kopiert.
Dann blinzelte Cal.
„Captain, alles in Ordnung?“, fragte der erste Offizier und der Kommandant der Dragonfly nickte: „Ja, wieso?“
„Du warst gerade etwas weggetreten.“
Munroe und Telsia blinzelten ebenfalls, fanden langsam in die Realität zurück.
„Captain, treten sie bitte zur Seite.“, sagte Telsia und hob das Phaserkompressionsgewehr. Auch Munroe hatte es erhoben und zielte auf Agatha, zumindest solange, bis sich von Cals Waffe ein zorniger, roter Strahl zu Munroes Brust bildete.
Funken stoben, Munroe keuchte auf, ebenso wie Telsia und taumelte zu Boden.
Telsia ging sofort neben ihrem Freund in die Knie und tastete nach dessen Puls. Sie spürte, wie ihre Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen, dann richtete sie sich auf und nahm Ziel.
Sie drückte ab.
Die Hitze des Phasergewehres war deutlich zu spüren, auch, obwohl Cal sich vor sie gestellt hatte, dann sah sie, wie der Captain sich versteifte und gegen sie taumelte.
Sie fing ihn auf und hörte dann nur noch einen weiteren Schuss.
„ Starbuck , ich höre gerade Schüsse. Nur weiß ich nicht, wer auf wen geschossen hat, aber ich vermute, aufgrund der Gesprächslage, dass zuerst Cal auf eine Frau geschossen hat, die vorher sagte, dass er bitte zur Seite treten solle, und dann - nun, dann wurde auf irgendjemanden geschossen und dann nochmal. Ich weiß nur leider nicht, wer auf wen geschossen hat.“, sagte Dualla und warf einen Blick zur Blonden herüber.
Die seufzte.
Na super, es passte ja alles wie die Faust aufs Auge.
Da hatte man endlich einen wichtigen Vorteil gegenüber den Zylonen und schon wurde einem dieser aus den Händen gerissen.
Starbuck wandte sich an Lee: „Sir, was nun? Bleiben wir oder fliehen wir?“
„Wie ist der Zustand unserer System?“, fragte Lee und Dee antwortete schon: „Mittelschwere Schäden, aber nichts, was wirklich ernst wäre.“
„Es sind noch Menschen auf der GALACTICA , Lee. Dein Vater und natürlich Tigh.“
Der Sohn des Admirals nickte: „Nicht mehr lange. Stell ein Team von Viperpiloten bereit - wir werden jetzt die Dragonfly entern.“
An Bord der Colonial One ruhte Baltars Hauptaugenmerk gerade auf den schön-geformten Brüsten Natasis, der Frau, mit der alles angefangen hatte und mit der, da war er sich sicher, auch alles enden würde. Der gute Doktor schien gerade damit beschäftigt, sie auswändig zu lernen, als Six den Kopf hob und ihn anschaute: „Du bist wirklich merkwürdig, Gaius. Die Welt ist am Abgrund, und Dich interessiert nur das Fleischliche.“
„Sagt das Dein Gott nicht immer? Seid Fruchtbar und mehret euch?“, fragte Baltar zurück und Natasi seufzte: „Damit war etwas anderes gemeint.“
Sie richtete sich auf und griff nach ihrem roten Kleidchen, das sie sich schnell überzog.
„Nein, bitte, nicht…“, stammelte Gaius, doch er seufzte geschlagen auf. Mit einer Stimme, die verriet, dass er alles nicht mehr so ganz spannend fände, fragte er: „Was gibt es denn?“
„Ein Experiment ist fürchterlich schief gegangen und unsere Leute werden abgeschlachtet, desweiteren ist die Dragonfly , das Schiff der Fremden, nicht mehr ganz in unserem Besitz und einer unserer Kinder begann, ein anderes Kind zu ermorden.“
„Toll.“, seufzte Gaius, „Was soll Ich daran ändern?“
„Was denkst Du denn, Gaius?“
Starbuck hatte das Gefühl, als würde eine große Dampfwalze auf ihrer Brust parken, aber glücklicherweise hielt das Gefühl nicht allzulange an. Nach einigen Millisekunden befand sie sich im freien Weltraum und flog, mit mehreren anderen Vipern im Geschwader, auf das Sternenflottenschiff zu, das nun wie tot im All hing.
„Vorsicht.“, sagte Starbuck über Funk, „nur, weil es keine Aktivitäten zeigt, heißt es noch lange nicht, dass es dort keine Aktivitäten gibt.“
Wie recht sie behalten sollte, würde sich bald herausstellen.
Denn kaum, dass sie einen bestimmten Sektor passiert hatten, jagten plötzlich viperngroße Insekten auf sie zu, graue Färbung, und Phaser, sowie Photonentorpedos spuckend.
Das musste einfach die Hymenopteraklasse sein, von der Agatha gesprochen hatte.
Und gerade legte sich auch noch das größte Feindshuttle mit Karas Viper an - ein Schiff der Hornet-Klasse, ungefähr doppelt solang wie eine Viper und mindestens 4 Mal so gut bewaffnet.
In einem Regen von Phaserstrahlen und Torpedosalven musste Starbuck ein gewagtes Ausweichmanöver angehen. Dazu stellte sie ihre Viper im Neunzig Gradwinkel zu ihrer bisherigen Flugrichtung auf und schoss dann nach oben davon, von der Hornet verfolgt. Nun vollführte Karas Viper eine unglaublich kunstvolle Piruette um sich selbst, brachte sich auf relative Nullgeschwindigkeit und jagte dann, wie der Teufel, im 180 Gradwinkel wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war - vorbei an der Hornet und eine Salve in die verwundbarste Stelle des Feindshuttles jagend.
Der Fremde war, währenddessen, ein gutes Stück weiter. Er hatte geschickt jeden Winkel der Basis ausnutzen können und musste sein Maschinengewehr nicht einmal bemühen, weswegen er immer noch 32 Schuss und eine stetig besser werdende Laune hatte.
‘Das wird doch heute nicht etwa doch noch zu meinem Glückstag?’, dachte er sich und ging weiter.
Das man mit solchen Gedanken vorsichtig sein sollte, ist allgemein bekannt - so auch hier.
Denn just in dem Moment, in dem er dachte, dass es nur besser werden könne, öffnete sich ein Schott und eine attraktive Frau trat heraus, eine Sixeinheit, dessen Blick er sich nicht mehr entziehen konnte. Schnell war er bei ihr, drückte ihr die Hand auf den Mund und sie zurück in die Kabine. „Sein Sie ruhig, dann leben Sie länger.“, zischte er ihr noch zu und schloss das Schott - und in dem Moment heulte ein Alarm los.
Bill Adama und Saul Tigh saßen auf je einem Bett, die Asiatin wurde gerade von einigen Zenturionen hereingeführt, als erneut vier Zenturionen den Zellentrakt betraten und eine bewusstlose Rothaarige und einen regungslosen Mann in eine weitere Zelle verfrachteten.
„Saul, schau dir das an.“, sagte Bill, stand auf und ging zum Kraftfeld.
„Okay, das rehabilitiert ihn wohl.“, lächelte Saul.
Cal spürte, halbbewusst, die angenehme Wärme der Frau, die er liebte, vor seinem Körper und er kuschelte sich enger an sie.
Seine Linke legte sich um die Taillie Agathas, seine Rechte diente dazu, den rothaarigen Kopf zu stützen.
Er lächelte verträumt, als er an die schönen Zeiten dachte, die er, zusammen mit ihr an diversen Orten verbracht hatte - in der Berghütte, die den Silverbirds gehörte, wo sie Weihnachten gefeiert hatten und danach von einer Lawine eingeschlossen wurden, auf Risa, ja, er war auch mit Agatha auf Risa gewesen, diesmal jedoch völlig ohne Komplikationen - und doch kamen auch bittersüße Erinnerungen auf, wie damals, als sie im Straflager der Scribe-de-ianer eingesessen hatten und sie beide vor Erschöpfung kaum noch arbeiten konnten. Gina hatte für sie eingestanden und Te’exwe Ni’lopo hatte sie zunächst mal säubern und dann in ein Gästequartier stecken lassen, wo sie dann wirklich nebeneinander, todmüde, eingeschlafen waren.
Er erinnerte sich an den Kongress, die Friedenskonferenz zwischen Romulus und Remus, die auf Ret’Tang, einer romulanischen Kolonie, stattgefunden hatte und die darin endete, dass die Borg die Konferenz sabotieren und Agatha assimilieren wollten. Ersteres gelang ihnen, zweiteres nur partiell.
Doch dank der diversen Erfahrungen in der De-Assimiliation, durch die Erfahrungen mit Jean Luc Picard und Annika Hanson, war die De-assimilation Agathas ein Klacks gewesen, der übrigens dazu führte, dass sich sowohl Picard, als auch Seven, regelmäßig mit Agatha unterhielten.
Auch nach der De-Assimilierungsprozedur hatte er neben ihr gelegen, sie im Arm haltend, sie betrachtend, obwohl man ihm gesagt hatte, dass es ein Risiko war.
Schließlich bestand die Möglichkeit, dass Agatha immer noch einige Nanosonden im Blut hatte und dann war das Risiko gegeben, dass sie versuchen würde, den Captain zu assimilieren.
Cal hatte es für Blödsinn gehalten - hätte er mal auf die entsprechenden Stellen gehört, denn Agatha war tatsächlich nicht komplett De-Assimiliert worden und hatte versucht, ihn dem Kollektiv zuzufügen.
Und tatsächlich hatte sie es nicht nur versucht, sondern auch geschafft, jedoch wurden sie danach von einem Ärzteteam, das in seiner Besetzung einmalig war, erneut de-assimiliert. Seven und Picard wurden als Berater hinzugezogen - und das Ärzteteam, bestehend aus Gina Intrupper, Julian Bashir, Beverly Crusher und dem MHN waren in dieser Sitzung erfolgreich.
Anschließend gab es unzählige Counselorsitzungen, bei Deanna Troi, Ezri Dax, Tea Onze und Jean Luc Picard, sowie Seven Of Nine.
Doch, so sehr man es auch versuchte, eine bestimmte Verbindung konnte man seit dem Tage einfach nicht mehr lösen, und, wenn man ehrlich war, wollten das weder die Experten, noch die beiden Betroffenen selbst.
Die Verbindung, oder vielmehr das Band der Liebe. Ja, an diesem Tag hatte sich Cal endgültig und rettungslos in seine erste Offizierin verliebt, an dem Tag, als die beide aufgewacht waren, festgestellt hatten, dass der Satz ‘Wiederstand ist zwecklos’ nicht mehr auf Platz eins ihrer Rangordnung stand, an dem Tag, als Agatha Cal gefragt hatte, warum er nicht auf die Ärzte gehört habe und sich vertauensseelig so nah zu ihr begeben hatte, obwohl sie potentiell gefährlich war.
Cal hatte sie angesehen und gelächelt: „Musst Du mich das wirklich fragen? Kannst Du es Dir nicht denken? Ich dachte mir halt, wenn ich schon von einem Borg assimiliert werden muss, kann es doch auch gleich die Frau sein, die ich…“
Der Captain war errötet und hatte sich dann abgewandt: „Ich meine natürlich, ich bin davon ausgegangen, dass Du in der Lage warst, die Nanosonden zu besiegen. Du kennst mich, ich denk bei sowas nie nach - das nennt man den Cat-Faktor.“
Ja, an diese Situationen erinnerte Cal sich und spürte plötzlich, wie er das volle Bewusstsein wiedererlangte.
Er befand sich in einer Arrestzelle - und zwar einer Arrestzelle an Bord der Dragonfly .
Schnell schüttelte er seine erste Offizierin an den Schultern: „Agatha, komm zu dir.“
Sie stöhnte kurz, schlug dann die Augen auf und richtete sich auf.
„Sag mal, hast Du dich ernsthaft vor mich geworfen? Drehst Du jetzt völlig durch?“, fragte sie grinsend und half Cal hoch, „Wo sind wir denn hier? In irgendeiner drittklassigen Fanfiction?“
Der Captain rollte mit den Augen: „Ich dachte, Du würdest vielleicht eine Chance bekommen, zu fliehen!“
„Hätte ich auch gehabt, wenn diese blöde zylonische Schlampe…“
Cal schaute sie an: „Was?“
„Was?“, fragte Agatha zurück.
„Na, du hast gerade was von einer zylonischen Schlampe gesagt. Wer soll das sein? Die Asiatin hat doch gar nicht gefeuert?“
„Nein, aber - ach, das weißt du ja noch nicht. Also, die Crew, die hier an Bord ist, besteht aus Zylonen.“, sagte Agatha und lehnte sich an die Wand.
Cal schaute sie an: „Sag mal, Du hast nicht rein zufällig an der Schnapsflasche genippt, als ich auf dem Schlachtfeld war, oder?
Agatha rollte mit den Augen: „Ich weiß, das glaubst Du mir noch nicht, aber, warte mal ab.“
„Genau, warte mal ab.“, erklang ihre Stimme erneut im Raum und nahm ihren Ursprung hinter Cal.
Cal drehte sich um und schaute verblüfft auf eine zweite Agatha.
„Ahm, Du bist hier?“, fragte er und schaute zu der Agatha in der Zelle, „Und hier bist Du auch. Was, äh…“
Er schaute an Agatha vorbei zu Adama, der ihm verständnisvoll zunickte.
„Was ist hier los?“, fragte er und trat näher an der Kraftfeld heran.
„Das kann ich Dir erklären.“, sagte eine andere, angenehm vibrierende Stimme und Cal seufzte tief auf: „Bitte, nicht Du schon wieder.“
„Oh, sind wir beim Du angekommen?“, fragte Natasi Godefrey und schaute Cal belustigt an, der etwas belämmert zwischen zwei Agatha Silverbirds stand.
Mit einem lauten Krachen sprang der Fremde durch eine Glasscheibe, riss sein Gewehr hoch und feuerte auf zwei, sich nähernde, Zylonenzenturione. Die Kugeln sirrten als Querschläger davon und der Fremde fluchte.
Erst recht, als er merkte, dass er keine Munition mehr hatte.
‘Verdammt’, schoss es ihm durch den Kopf, ‘So weit bin ich nun gekommen und es lief alles so perfekt - und jetzt…“
In dem Moment war eine in Militäruniform gewandte Eight bei ihm und trat ihm mit voller Wucht gegen das Kinn.
Sterne sehend, ging er in die Knie, aber er rappelte sich wieder auf und warf sich, den Kopf zum Rammen nach vorne gerichtet, wie ein Stier, oder ein Pachycephalosaurus, gegen die Eight und erwischte sie in der Magengrube. Benommen ging die Asiatin zu Boden und der Fremde musste einem weiteren Schlag einer Six-Einheit ausweichen, was er aber schaffte.
Hier war wirklich nichts mehr zu Erben.
Viel Feind, viel Ehr’, wie man so schön sagte.
Doch, wenn der Feind in der Übermacht ist, sollte man es besser mit diesem Sprichwort halten: „Nur der Feigling sucht sein Heil in der Flucht, manchmal ist es aber ganz gut, ein Feigling zu sein.“
Genau das dachte sich der Fremde auch, warf sich aus der Trittbahn der schwarzhaarigen Six und sah zu, dass er Land gewann.
Im Laufen schnappte er sich noch eine kleine Handfeuerwaffe, die ihm zwar nicht gegen eine ganze Armee, wohl aber, gegen einen, oder zwei, auf Faustkämpfe ausseienden Five vom Hals halten konnte.
Über dem Planeten, auf dem die Thyliumschürfaktion laufen sollte, lieferten sich Bees, Wasps, Hornets und Vipers ein Gefecht.
Fast unaufhörlich spuckten die Vipers Maschinengewehrsalven auf die, mit Schutzschilden ausgestatteten, Hymenopterashuttles, aber die Unfähigkeit durch die Schilde zu kommen, machten die Viperpiloten mit Ausdauer wett.
Starbuck fand sich gerade in einem Gefecht mit einer Wasp wieder, die sie um die Dragonfly herumjagte.
„Na los doch, fang mich schon, fang mich schon.“, lächelte die Pilotin, riss dann den Steuerknüppel hoch, sodass die Viper nach unten auf die Aussenhülle der Dragonfly zuraste und zog erst im letzten Moment wieder hoch.
Den letzten Moment erkannte sie an einem Aufkleber, den irgendein Scherzkeks auf die Mittelachse geklebt hatte: „Wenn Sie dies lesen können, meinen Sie nicht, dass Sie ein WENIG zu nahe dran sein könnten?“
Starbuck hatte dem unbekannten Verfasser recht gegeben und die Viper hochgezogen, die Wasp jedoch raste in das Sternenflottenschiff hinein und detonierte.
Cal verlor fast den Halt, als das Schiff erbebte und wandte sich an Agatha 2, wie er beschlossen hatte, die hübsche Frau vor der Arrestzelle zu nennen, und Natasi: „Was ist da los?“
„Wir werden angegriffen.“, sagte Natasi und Cal seufzte: „Dann würde ich mal versuchen, den Angriff abzu…“
Er stockte, als er einen Tritt in den Hintern spürte.
„… wenden.“, komplettierte Cal den Satz und verspürte einen weiteren Tritt.
Mit einem genervten Seufzen drehte er sich um: „Agatha, mir fallen keine Diamanten aus dem Arsch, nur weil du reintrittst!“
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinen ‘Gastgebern’ zu: „Nun, ich würde ja gerne selbst, aber - nun, wie der Zufall es so will, haben mich zwei durchgeknallte Roboterladies hinter Gitter gesetzt.“
Agatha 2 lächelte: „Natürlich, ich bin auf der Brücke.“
Natasi schaute ihr hinterher und schüttelte dann den Kopf: „Auf bald, mon capitain.“
Cal seufzte: „Jetzt spricht die auch noch französisch.“
Er drehte sich um, als die beiden Frauen gegangen waren und schaute seinen richtigen, ersten Offizier an: „Was ist denn?“
„Das könnte eine groß-angelegte Aktion sein, die Dragonfly zu übernehmen. Und Du willst, dass die sich wehren?“, fragte Agatha und Cal musste zugeben, dass die Frage nicht einer gewissen Logik entbehrte.
Die Frau, die bewusstlos am Boden lag, war hübsch, hatte braune Haare und asiatische Gesichtszüge.
Sie kam dem Fremden bekannt vor, hatte jedoch den Fehler gemacht, sich ihm entgegen stellen zu wollen.
Obwohl er normalerweise nicht so reagierte, und seine Haltung eher eine friedliebende war, ließ die Situation, in der er sich befand, keine solch friedliebende Haltung zu.
Er war ihren Schlägen ausgewichen und hatte ihr den Griff der Waffe auf den Kopf geschlagen, worauf sie einen leisen Schmerzlaut ausgestoßen hatte und zu Boden gegangen war.
Direkt vor ihm befand sich eine weitere Schleusentür und wenn der Fremde Glück hatte - und das momentane Hochgefühl, dass sich in ihm breit machte, bestätigte ihn in dieser Vermutung - war er fast am Ende des Labyrinthes angekommen. Bald, bald würde er die Tür aufmachen und bald würde er aus dem Komplex entflohen sein.
HA!
Das war fast zu einfach.
Schnellen Schrittes war er bei der Schleusentür angelangt, ergriff die Klinke…
„Fast zu einfach, fast zu einfach, fast zu einfach“, erklang es mahnend in seinem Kopf.
Zog…
„Fast zu einfach!“, insistierte sein Innerstes.
Und öffnete sie.
„Peng, Du bist tot.“, erklang es in seinem Inneren.
Und er war es.
Direkt vor ihm stand, in ein Nichts aus Flecktarn gekleidet, die hübsche Blonde, die er schon mehrfach getötet oder zumindest betäubt hatte.
Eine Sixeinheit.
Und sie hatte ein Maschinengewehr in der Hand - und der Lauf deutete genau auf seine Brust.
To be continued
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