Japp, es gibt zwei Agathas. Eine auf der Draggie, eine auf der Galactica. Nur welche ist welche? ^^ Respektive - was ist die eine, was ist die andere?
Kapitel 10 - Hintergründe - Es gibt Momente, in denen man aufwacht und sich fragt, wie man an diesen Ort kommt, an dem man zu sich gekommen ist. Ran Sato hatte in ihrem Leben allerhöchstens zwei Mal eine solche Erfahrung gemacht – und dann waren meistens einige alkoholische Getränke im Spiel gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war sie sich jedoch ziemlich sicher, nicht einen Tropfen Alkohol getrunken zu haben. Auch blieb der Kater aus, der mit dieser Situation normalerweise einherging und so war es für Ran nicht allzu kompliziert, herzuleiten, dass sie sich nicht „die Kante gegeben hatte“.
„Die Kante gegeben“.
Ran konnte sich nicht helfen, sie musste lächeln und den Kopf schütteln. Irgendwann färbt die Sprache einer Person, mit der man viel Zeit verbringt, auf einen selbst ab und in diesem Fall war es eben der Duktus ihres Captains, der auf ihre Gedanken abfärbte. Dabei machte diese Bezeichnung für „sich betrinken“ keinen großartigen Sinn. Welche Kante wurde gegeben und wieso? Was wurde anschließend mit eben jener Kante gemacht und von welcher Art „Kante“ redete man überhaupt? Eine Bett- oder eine Tischkante? Welchen Nutzen hatte man davon, sich selbst eine „Kante“ zugeben? Ran wusste es nicht, sie wusste nur, dass der Captain und somit auch sukzessive XO, CMO, und irgendwann die komplette Crew diesen Terminus verwendete, wenn auch – vermutlich - nur, um den Captain nachzuäffen.
Allerdings war eine Sache klar – sie hatte sich nicht „die Kante“ gegeben, weder eine Tisch- noch eine Bettkante. Eigentlich hatte sie erneut in der Astrometrie an der Auswertung einiger Daten ihres Projektes „Catsghost“ gearbeitet, als sie plötzlich eine unendliche Schläfrigkeit und eine unwiderstehliche Müdigkeit spürte. Und dann war da nur noch Dunkelheit – abgelöst von den Träumen, die sie hatte.
„Ran-chan!“
Diese Worte zu hören und mitten in der Bewegung erstarren, waren für die sechs-Jährige Ran Sato eines. Und dabei wollte sie gerade den „O-Dairi-Sama“, quasi den Kaiser des japanischen Puppensets auf die für ihn vorbereitete Stufe stellen, damit er mit seiner Kaiserin, der „O-Hina-Sama“ vereint wäre. Heute war der Tag des Hina-Matsuri, also des Mädchenfestes, oder wie es im julianischen Kalender eingetragen wäre, der dritte März.
Seit einiger Zeit lernte sie die Positionierung der Figuren auswendig, damit kein Fehler unterlaufen konnte und nun, mitten in der Krönungsphase des kompletten Festpuppensets, wurde sie abberufen.
Sie atmete tief durch, hüpfte von der zweit-obersten Stufe herunter, ging in die Knie um den Aufprall abzufedern und eilte zu ihrer Mutter, die sie gerufen hatte. Und während sie das tat, war ihr eigentlich klar, weswegen ihre Mutter mit ihr reden wollte. Vermutlich ging es wieder um Tradition.
Wie wenig hatte die kleine, sechsjährige Ran doch Ahnung von dem, was noch alles auf sie zukommen würde, aber – ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen. Es war tatsächlich wieder einmal eines
jener Gespräche. Damals, als sie noch sechs Jahre alt war, hatte sie das erste Mal eben jenes Gespräch mit ihrer Mutter geführt, weil sie Ran für reif genug hielt, zumindest die wichtigen Eckdaten zu kennen. Im Laufe der Zeit waren dann immer mehr Informationen dazugekommen, immer mehr wurde Licht in das Dickicht des eigenen Stammbaumes gebracht, immer mehr wurde sie mit ihrer eigenen Herkunft vertraut. Ob man damit ausgerechnet am Tag des Puppenfestes hätte anfangen müssen, stand freilich auf einem anderen Blatt. Die geheiligte Pflicht – seit Jahren und Jahrzehnten wurde ihr eben jene Pflicht immer wieder erklärt, verständlich gemacht, sie wurde trainiert, man machte sie mit den notwendigen Fakten vertraut und dennoch schien es so, als sei sie, was das anginge immer noch die kleine, naive Sechsjährige, die von ihrer Mutter vom Aufbau des Festpuppensets gerufen wurde. Niemanls hätte sie sich gedacht, dass sich ihr Leben innerhalb eines Wimpernschlages so verändern würde – aber andererseits denkt man das ja nie.
Andererseits hatte sie so Zeit und Muße genug, sich mit ihrer geheiligten Pflicht zu beschäftigen, sie zu verinnerlichen und Schritte und Maßnahmen zu ergreifen, sie zu erfüllen. Sie war in die Sternenflotte eingetreten – zugegeben, ihre Mutter war darüber nicht sehr begeistert gewesen, aber nachdem sie ihr erklärt hatte, dass sie ihrer Pflicht so besser nachgehen könnte, hatte sie das „okay“ bekommen. Und kurz, bevor sie aufwachte, erinnerte sie sich an jenen schicksalhaften Tag, an dem sie glaubte, dass alles verloren gewesen sei.
Die Einschläge der Waffen kamen näher und Ran Sato – inzwischen 17 Jährig – stand an der Scheibe aus Transparentaluminium und schaute auf das Spektakel. Drei plattgetretene Käfer – Kampfschiffe der Jem’Hadar – griffen eben jenen Teil der Utopia-Planitia-Flottenwerft an, in dem sich zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten an der Dragonfly abspielten. Zwar hatte sie nicht geglaubt, in so jungen Jahren auf einem Schiff der Föderation zu dienen, aber manchmal gab es Situationen, in denen sich alles zu ihren Gunsten wandte. Dies war eine Solche.
Und dann nahmen die Angriffsjäger des Dominion eben jenen Teil genau unter Feuer.
Im Weltall hört einen niemand schreien und auch andere akustische Ereignisse können nicht wahrgenommen werden, aber dennoch war es Ran so, als hörte sie den bombastischen Krach, als die Explosion das Schiff, an dem die Bauarbeiten stattfanden, zerfetzte. Direkt neben sich hörte sie ein entsetztes Aufkeuchen und erkannte den Urheber jenes Geräusches. Gina Intrupper. Eben jene Gina, die von den Gebrüdern Cat als Bordärztin eingesetzt worden war und die gerade mit weit aufgerissenen Augen auf das Szenario, dass sich vor ihren Augen entfaltete, starrte. Trümmer flogen umher, Feuer loderte dort, wo das All es noch nicht gelöscht hatte und es war nur eine Frage der Zeit, bis die gesamte Struktur eben jenes Teils der Flottenwerft auseinanderbrechen würde.
Ran benötigte für eine Berechnung, wieviel Prozent der dort arbeitenden Personen diese Attacke überleben würden, keine Rechenhilfe, sie war sich sicher, dass es nicht all zu viele sein würden. Vermutlich würden nicht einmal die Kommandantengeschwister die Explosion überlebt haben, sollten sie dieser direkt ausgesetzt sein.
Gina Intrupper fand neben ihr die Sprache wieder, machte einen Satz auf die Scheibe Transparentaluminium zu, presste sich dagegen und schrie, so laut es ihr möglich war, als habe sie Schmerzen. Und in dem Moment, in dem die Bordärztin an der Scheibe herabsackte, wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, wusste Ran, dass dies tatsächlich zutraf. Zwar litt Doktor Intrupper nicht unter physischer Pein, aber man musste kein Genie sein, um feststellen zu können, dass Gina die Kommandantengeschwister und die rothaarige Frau, die Captain Calvin Cat zu seiner ersten Offizierin ernannt hatte, genau gemustert hatte.
Ran Sato ging neben Gina in die Knie und legte ihr sanft und beruhigend eine Hand auf die Schulter. Noch immer jagten Trümmer durch das All, einige waren auf Kollisionskurs mit ihrer Aussichtskuppel, doch sie würden an den Schutzschirmen abprallen. Das beunruhigte sie nicht. Was sie mehr beunruhigte, war der Fakt, dass es vermutlich nun noch länger dauern würde, bis sie ihre geheiligte Pflicht erfüllen könnte.
Und plötzlich spürte Ran, wie sich Gina versteifte, sich aufrichtete und ihre Nase an die Scheibe presste. Die Asiatin runzelte verwirrt die Stirn, blickte zu ihr, dann in die Richtung, in die die Ärztin sah und stand auf. Einer dieser Trümmer hielt genau auf sie zu, schien abzubremsen und sich aus einer liegenden Form in eine Senkrechte aufzurichten.
Wie war das möglich? Wie konnten sich Trümmerteile bewegen, als würden sie einen eigenen Willen aufweisen? Das ging nicht, das war… das entsprach nicht den Gesetzen der Physik.
Und dennoch, dieses blaue Stück Schrott tat genau das, es richtete sich auf, verschwand dann, nur um erneut aufzutauchen – direkt hinter ihnen.
Gina und Ran wandten sich um und – sie wusste nicht ob Gina auch nicht daran dachte, den Eindringlingsalarm zu betätigen, doch ihr fiel es in diesem Moment im Traum nicht ein.
Und wann immer sie sich die Frage stellte, warum sie diese Sekundenbruchteile, in dem das blaue Stück Schrott in ihrer Aussichtskuppel materialisierte, nur dazu nutzte, um wie hypnotisiert Maulaffen feilzuhalten, konnte sie darauf keine Antwort finden, die sie befriedigte. Nicht einmal ansatzweise. Sie wusste nur, dass sie ein unglaublich beruhigendes Gefühl verspürte, wie sie ihre Augen die Konturen des Schrottes nachvollziehen ließ, wie die blaue Farbe ihr viel zu freundlich vorkam, um besorgt zu sein und wie sie die beiden Worte, die sie als erstes laß, viel zu sehr beruhigten.
Die Wörter „Polizei“ und „Kiste“ vermochte sie erst in einen gewissen Kontext zu bringen, als sie sich über den Begriff der „Police Box“ informiert hatte – zu diesem Zeitpunkt, in dem die „Police Box“ jedoch vor ihren Augen materialisiert war, wollte sie gar nicht so genau wissen, was das für ein Teil war. Und dann öffnete sich die Tür und jemand trat heraus. Sie lächelte.
Das war der Moment, in dem sie die Augen aufgeschlagen und sich in einer Art Kapsel wiedergefunden hatte. Kurz hatte sie durchgeatmet, sich dann aufgerichtet und versucht, der Gerätschaft zu entsteigen, als das Schiff plötzlich zu Beben anfing.
„Ich glaube, ich habe mich gerade eben verhört.“, erklang die Stimme der blonden Frau und hallte, aufgrund ihrer Gereiztheit, quer durch das CIC, „Sie haben WAS?“
Die rothaarige Frau verschränkte kurz die Arme und blickte
Starbuck abschätzend an, bevor sie, mit Engelsgeduld, wiederholte: „Kurzzeitig das Kommando übernommen. Ich bin der ranghöchste Offizier an Bord der
GALACTICA und habe somit die Befehlsgewalt.“
„Ich habe mich doch nicht verhört.“, zuckte
Starbuck zuerst mit den Schultern und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust: „Lassen Sie mich mal das Folgende klarstellen: Sie gehören nicht in unser Bewertungssystem, unsere Flotte, verfrakkt nochmal, Sie gehören nicht mal in unser Universum. Wie kommen Sie darauf, dass Sie einfach so das Kommando übernehmen können?! In der Rangfolge wäre Lee der entsprechende Offizier.“
„Sie haben Recht - aber soweit ich weiß, hat der erste Treffer der
GALACTICA Colonel Adama schwer verletzt.“, sagte die erste Offizierin der
Dragonfly , ehe sie, mit sanftem Blick, zu Kara herüberblickte, „Bitte,
Starbuck , beruhigen Sie sich. Es besteht kein Grund, die Stimme zu erheben. Die Reparaturarbeiten an der
GALACTICA gehen schnellstens voran und wir sind zuversichtlich, das Schiff in etwa drei Stunden sprungtauglich melden zu können.“
Die Pilotin seufzte.
„In drei Stunden wird ihre
Dragonfly ausserhalb unserer Sprungreichweite sein.“, sagte sie dann und Agatha nickte: „Ich weiß. Mir gefällt es auch nicht. Chief Tyrol hat nur anmerken lassen, dass ein Sprung, jetzt, in diesem Zustand, die sichere Zerstörung der
GALACTICA bedeuten würde. Die
Dragonfly und ihre beiden Führungsoffiziere, sowie Cal, der nebenbei bemerkt
mein Freund ist , werden in drei Stunden nicht mehr einzuholen sein, aber, wir haben eine gute Chance, den Konvoy und die
GALACTICA in Sicherheit zu bringen. Und wenn das die Leben Cals, Commander Tighs und Admiral Adamas kosten würde, wäre dieses Opfer…“
„Akzeptabel.“, murmelte
Starbuck und seufzte erneut laut auf.
Ihr gefiel es gar nicht.
Aber, sie konnte in Agathas Augen lesen, dass dieser es auch nicht gefiel, ihren Freund und ihr Schiff ziehen zu lassen.
Der Viperpilot mit dem Rufzeichen
Author fühlte sich ein wenig schwindlig.
„Was ist nun los?“, fragte er und hielt sich an Sharons Stuhlrückenlehne fest.
Helo , der auch nicht gerade allzu fit aussah, warf einen Blick zu Sharon herüber, die sich jedoch immernoch hochkonzentriert und selbstbeherrscht gab.
Dann schaute er zu den Kontrollen.
„Uns geht der Sauerstoff aus.“, sagte er zu Cal, der ihn aus, mit bleischweren Lidern versehenen Augen ansah.
„Sauerstoffmangel. Toll.“, murmelte Cal und schaute zu Kat und
Bullseye herüber. Letztere ließ sich in einem Schneidersitz auf dem Boden nieder, schloss die Augen und begann… was eigentlich zu tun?
„Was tust Du da?“, fragte Cal und wankte zu ihr.
„Ich versuche, durch Meditiation meinen Sauerstoffverbrauch zu mini- und die Sauerstoffausbeute für den Rest von euch zu optimieren.“, erklärte die Frau und Cal ließ sich neben ihr nieder: „Das klingt interessant, was muss ich tun?“
Sie lächelte ihn an. „Setz dich hin und halt einfach die Klappe, Cal.“
Natürlich war es nicht so einfach, sich zu entspannen, und den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren, wenn eine attraktive Asiatin und ihr Freund, ebenfalls in der Hoffnung, den Sauerstoffverbrauch irgendwie zu reduzieren, den halben Raptor auseinander nehmen, aber,
Bullseye schien sehr ruhig zu sein. Sie rückte näher an Cal und schaute ihm tief in die Augen.
„Entspann dich einfach.“, sagte sie und lächelte ihn an, „Spüre, wie dein Atem aus deinem Körper weicht und…“
Cal blinzelte, versuchte, das zu tun, was sie ihm auftrug, aber es gestaltete sich doch etwas schwieriger, als er gedacht hatte.
Währenddessen unterhielt der Captain der
Dragonfly sich mit der Passagierin, die sich an Bord befand.
Sie befanden sich im Besprechungszimmer der
Dragonfly , er saß in seinem Bürostuhl, in seine übliche, schwarz-rote Starfleetuniform gekleidet, mit den vier goldenen Rangknöpfen an seinem Revers, die ihn als Captain dieses Schiffes auszeichneten.
Natasi Godefrey hatte sich umgezogen und saß ihm gegenüber, in einem extrem offenherzigen Kleid und schwenkte das Glas Wasser, das sie in der Hand hielt, während sie sprach umher.
„… so war es. Die Zylonen sind eine friedliche Rasse von kybernetisch weiterentwickelten Robotern, die von ihren früheren Herren versklavt worden waren.“
„Das bedeutet, dass Sie… was sind? Eine Maschine?“, fragte Cal. Natasi zog ihre Stirn kraus: „Ich bin eine Frau.“
„Eine kybernetische Frau.“
‘Irgendwoher kommt mit das bekannt vor.’, dachte die blonde Zylonin und, nachdem sie eine Millisekunde - für sie ausreichend Zeit - nachgedacht hatte, wusste sie auch wieder woher ihr dieser Dialog bekannt vorkam.
Ja, Gaius Baltar hatte mit ihrer Schwester genau so gesprochen.
Nachdem sie ihn im Bett mit einer anderen Frau erwischt hatte, und lange, nachdem die beiden eine sehr interessante, sehr körperliche Beziehung erlebt hatten, die sie mit Cal jedoch nicht führen würde.
Doch, ein bischen flirten, das konnte sie. Es konnte helfen, die Beziehungen zwischen ‘Sternenflotte’ und Zylonenallianz zu verbessern. Sie empfand nichts dabei, auch wenn sie äußerlich gerade eben den Blick einer verknallten Teenagerin immitierte.
„Ja“, kicherte sie, „du hast recht. Ich bin eine kybernetische Frau, aber nichtsdestotrotz bin ich eine Frau.“
Cal lächelte sie kurz an, warf dann einen Blick auf sein PADD und legte es anschließend auf den Tisch zurück. Er erhob sich und ging zum Nahrungsreplikator.
„Computer, einen Cat-Erdbeertraum mit extra viel weißer Schokolade, sowie eine Cola light..“, sagte er und sofort erschienen das gewünschte Getränk und ein Eisbecher im Nahrungsausgabefach, dessen Ausmaße einfach nur enorm waren. .
Er ging zurück zu seinem Stuhl, ließ sich nieder, trank einen Schluck Cola und nahm die erste Erdbeere.
Dann schaute er zu Natasi: „Wollen Sie auch welche?“
Die Zylonin schüttelte den Kopf, wobei ihre blonden Haare die Bewegung mitmachten und anschließend kurz in die andere Richtung schwangen.
Sie beugte sich vor.
„Captain.“, sagte sie, ihren Tonfall nun leicht modulierend, sodass er eher dem Schnurren einer Katze glitt, „Sie müssen uns helfen.“
Cal schaute die Blonde kurz von oben bis unten an, bevor er ihr in die Augen schaute.
„Ma’am.“, sprach er und erhob sich, „Wenn ich ihnen vor meinem ‘Unfall’ - an den ich mich by the way absolut nicht erinnern kann - mein Wort gegeben habe, das ich Ihnen helfe, werde ich dies tun.“
Er umrundete den Tisch und war nun bei Natasis Stuhl, den er zu sich umdrehte um ihr genau in die Augen schauen zu können.
„Nur“, setzte er dann wieder an, „Wenn sich irgendwie herausstellen sollte, das die Sachlage nicht so ist, wie sie scheint, sieht es anders aus.“
„Sie misstrauen uns?“, schnurrte Natasi und lehnte sich erneut vor, sodass sie ihn von unten her ansah und er, wenn er in ihre Augen schaute, zwangsläufig einen kurzen Blick auf ihre Gaderobe werfen musste.
„Das nicht.“, sagte Cal, stieß sich von seinem Stuhl ab und schritt zu seinem Aquarium. Gut, zu sagen, es sei „Sein Aquarium“ ist ein bischen hochgestochen. Eigentlich verfügt fast jedes Schiff über ein solches Aquarium, nur in diesem Aquarium befand sich kein Fisch, sondern eine Schlange namens Snape.
Der Leser wird dadurch merken, dass es eher ein Terrarium, denn ein Aquarium, ist.
„Na, alter Snape? Wie isses? Verträgst Du dich gut mit deiner Partnerin?“
Cal hatte eine weitere Schlange in das Terrarium gesetzt - das war so nicht ganz richtig. Agatha hatte ihren Einfluss geltend gemacht und eine zweite Schlange in das Terrarium gesetzt. ‘Jessika’ hatte sie das Tier genannt.
‘Ich fand den Namen toll.’, hatte sie gelächelt und Cal zugezwinkert. Irgendwie war damit die Konversation, ob und wenn ja, warum, eine weitere Schlange in Snapes Terrarium hauste, erledigt gewesen und Cal konnte sich das Terrarium ohne die beiden Schlangen Snape und Jessika nicht mehr vorstellen.
Tatsächlich hatte Jessika nach ungefähr 2 Jahren eine Babyschlange bekommen, die Agatha, mit ihrem eigenen ‘Ich sage es so, und wehe es fährt mir jemand dazwischen’-Blick Robin getauft hatte.
Cal hatte Robin nach ein paar Monaten in ein anderes Terrarium verlegt, was Jessika ihm durch einen Biss in die Hand dankte.
Und erneut war der Captain gezwungen gewesen, Ginas sanfte Behandlung zu ‘ertragen’.
„Captain?“, erklang Natasis Stimme dicht hinter ihm und er fuhr herum.
„Huch? Was tun sie so dicht hinter mir?“, fragte er und trat einen Schritt nach hinten, während Natasi einen nach vorne tat.
„Wonach sieht es aus?“, fragte sie lächelnd und kam noch näher.
„D... das ist sehr nett.“, stammelte Cal, der, wie Natasi mit einem inneren, sehr befriedigten Lächeln feststellte, durchaus von Natasis Nähe in - sagen wir mal - Mitleidenschaft gezogen wurde und der nun versuchte, den Avancen der Frau auszuweichen.
Warum? Das wusste er selbst nicht so ganz, aber irgendwie hing es mit Agatha zusammen.
„M… Miss Godefrey“, versuchte er sich wieder auf das Tagesgeschehen zu konzentrieren, „Ich… ich werde natürlich, so … schnell wie möglich die Daten prüfen und ihnen dann mitteilen, ob… ob wir…
omygod … intervenieren.“
Damit huschte er an ihr vorbei und ging schnellen Schrittes zur Tür.
„Wenn Sie mich entschuldigen… ich muss mal schnell… wohin.“, sagte er und war dann durch die pneumatische Tür verschwunden.
Natasi schaute ihm kurz hinterher und begann, lauthals zu lachen.
Menschen - und vor allem Männer - waren so einfach zu manipulieren.
Bill Adama saß neben Saul Tigh und beide warfen einen Blick auf die bewusstlose Zylonin vor ihnen.
„Sie sieht aus wie Sharon.“, sagte Bill und Saul nickte.
„Ja, aber vergiss nicht, Bill, das eine von den beiden Sharons, die wir an Bord hatten, dir mehrmals in den Magen geschossen hat und wir dich fast verloren hätten.“, gab der XO der
GALACTICA zu bedenken.
„Da hast Du recht, Saul. Aber die andere Sharon hat uns nie in irgendeiner Weise bedroht.“
Saul seufzte.
So ging diese Debatte schon seit Stunden.
Bill und er unterhielten sich über die Bewusstlose und keiner von beiden war sich sicher, welcher Standpunkt nun der richtige war.
Während Saul sich versucht sah, sich für das Präventive Erschießen auszusprechen - Sharon erwachte ja in einem anderen Körper in einem Wiederauferstehungsschiff - war Bill sich genau über diesen Punkt nicht ganz schlüssig.
Sicher, es hatte Vorteile, einen Agenten der kolonialen Streitkräfte inmitten der Zylonen zu haben - aber wer garantierte denn, dass die Zylonen Sharon nicht einfach umdrehten?
Nein - die einzig-gangbare Lösung bestand darin, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Und dann, mit einem leichten Stöhnen, kam das Sharonmodell wieder zu sich.
Sie hielt sich den Kopf und schaute zu Bill und Saul auf.
„Commander Adama!“, keuchte sie.
Bill zog eine Grimasse.
Diese Identitätsbekundung seinerseits half ihnen so gut wie gar nicht.
Dies könnte natürlich
Athena sein, oder Schläfer-Sharon, sprich
Boomer , oder eines von unzähligen anderen Nummer-Acht-Modellen.
„Wer sind Sie?“, fragte er daher, wissend, das er sich auf das Wort dieser Zylonin mitunter genausowenig verlassen konnte, wie auf das Wort jedes anderen Zylonen.
„Okay. Die Energiekupplung auf Deck 3 ist repariert.“, erklang Scottys Stimme aus Agathas Communicator, „Wir sind bald fertig.“
„Das freut mich, Lieutenant.“, lächelte die Frau auf der Brücke und wandte sich dann an Dee: „Gib mir doch mal bitte den Präsidenten.“
Auf der Colonial One kam Gaius gerade wieder zu sich.
Als der Beschuss angefangen war, war er mit dem Kopf gegen eine Verstrebung geschlagen und in eine gnädige Ohnmacht gefallen. Nun kam er, extrem verdreht, wieder zur Besinnung.
In sein Sichtfeld schwebte eine jener beiden attraktiven Frauen, die er seit der Landung auf New Caprica als seine ständigen Begleiterinnen ansah.
„Gaius, bist Du in Ordnung?“, fragte sie.
Selene hieß sie, wenn er sich nicht irrte. Aber, das war unmöglich. Präsident Gaius Baltar irrte sich nicht.
„Gott sei dank.“, hauchte die andere, Serenity mit Namen, „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.“
„Gaius!“, erklang nun Natasis Stimme und er sah die sexy Zylonin, die auf dem Tisch saß und auf das Telefon deutete, das nun laut und deutlich klingelte.
Schnell war der Präsident am Telefon und hatte den Hörer abgenommen.
„Ja?“
„Die Zylonen haben angegriffen.“
Die Stimme war sanft wie Seide, hatte dennoch einen leicht rauchigen Aspekt und erinnerte ihn an alles andere, als an jemanden, der Kommandantenfähigkeiten hatte. Doch in der Stimme lag auch etwas, das ihm sagte, das er die Person am anderen Ende besser ernst nehmen sollte.
„Wer ist denn da?“, fragte er.
„Sehr eloquent, Mister Präsident.“, hauchte ihm Natasi ins Ohr, ehe sie ihm einen Kuss auf die Wange gab, was ihm ein unwilliges „Lass das“ entlockte.
„Bitte?“, fragte die Stimme am anderen Ende.
Baltar schluckte: „Nicht Sie. Wer sind Sie überhaupt?“
„Wir haben uns gestern kennengelernt. Ich bin Commander Agatha Silverbird, erster Offizier der
Dragonfly .“
Der Präsident nickte: „Ja, ich erinnere mich an sie.“
„Und wie du das tust.“, lächelte Natasi. Dann fuhr sie mit einem Hauch ironischen Spottes fort: „Sie ist doch viel zu jung für dich.“
„Mister President. Die Zylonen haben die Flotte unter Zuhilfenahme der
Dragonfly angegriffen. Es gibt Berichte von Verlusten innerhalb ihrer Flotte.“, erklang Agathas Stimme und Baltar räusperte sich.
Was bildete sich dieses Mädchen eigentlich ein?
Er war der Präsident! Man musste ihm keinen ungefragten Lagebericht geben. Wenn er die Lage wissen wollte, verlangte er nach einem Lagebericht!
Doch, der Präsident riss sich zusammen: „Sie… sie sagten Ihr Schiff hat dies getan?“
„Ja.“
„Dann… sind Sie also auch ein Zylone, ja?“
„Nein - die Zylonen haben die
Dragonfly lediglich übernommen.“
„Sie sind der erste Offizier. Ich verlange mit Admiral Adama zu sprechen.“
„Der Admiral ist zur Zeit nicht erreichbar.“
„Dann mit Commander Tigh.“
„Auch er ist zur Zeit nicht erreichbar.“
„Und ihr Captain?“
„Ebenfalls nicht erreichbar, Mister President.“
Baltar seufzte: „Sie sind also die momentane Kommandantin der
GALACTICA , korrekt?“
„Korrekt.“
Natasi lachte.
„Sie hat was getan?“, fragte Agatha und schaute Cal lächelnd an.
Dieser sah etwas unbehaglich drein: „Glaub es mir. Plötzlich stand sie nur wenige Zentimeter hinter mir und - ich glaube, sie wollte mich - du weißt schon.“
„Verführen?“, fragte Agatha und Cals Kinnlade klappte nach unten.
Kurz sammelte er sich und sagte dann: „Ich weiß, das klingt lächerlich.“
„Und wie!“
Cal grinste: „Du verstehst es, einen alten Offizier aufzubauen, Gathy.“
„Ich weiß.“
Cal seufzte.
TBC Kapitel 11 – Am Ende des Tages - Er hatte es wirklich versuchen wollen, wollte sich wirklich Mühe geben, das zu tun, was von ihm verlangt worden war, sich einfach nur zu setzen, die Augen zu schließen, sich zu konzentrieren und gleichzeitig auf die Atmung zu achten. Und wenn er das alles schaffte, sollte er eigentlich ein Gefühl der Leichtigkeit und der Losgelöstheit empfinden, aber – nein, dem war nicht so. Leider. Er hätte gerne gewusst, wie sich so etwas anfühlte, aber wie sehr er es auch versuchte, er scheiterte an etwas, von dem er nicht wusste, was es war.
Gerade hatte er mehrere Kandidaten, denen er die Schuld zuweisen konnte. Ad hoc fielen ihm da etliche Geräusche ein, die ihn irritierten. Da war angestrengtes Atmen von Sharon und
Helo , die gerade irgendwas im Raptor umbauten, da war der Krach eben jener Tätigkeit als solcher und es würde ihn nicht wundern, wenn
Kat ihn und
Bullseye genau beäugte und musterte. Ein Seufzen entwich den Lippen
Authors und, ehe er verstand, was passierte, öffnete er die Augen.
Bullseye , attraktiv wie immer, saß da, hatte die Beine in eine Art Schneidersitz verdreht, die Augen geschlossen und schien ruhig.
Erneut entrann ein Seufzen der Kehle
Authors – wie konnte eine Person so verdammt ruhig sein, wenn um sie herum gerade gearbeitet wurde? Er verstand es nicht, aber, er beschloss, sich nicht davon abhalten zu lassen – und dann, als er sich aufrichten wollte, gab sie einen Laut von sich, der ihn einfach erstarren ließ.
„Author?“, fragte sie, immer noch mit geschlossenen Augen, immer noch ruhig atmend, aber sich offenbar bewusst, dass ihr Gegenüber aufstehen wollte. Der Viperpilot schluckte unbehaglich und schaute sie an:
„Wo… wie… woher wusstest Du…“
Das leichte Lächeln, das auf
Bullseyes zauberhaften Zügen erschien, ließ den Piloten erröten, als er sich die komplette Gestalt seiner Kollegin erneut betrachtete. Sie wirkte einfach rundherum entspannt und irgendwie… er konnte es nicht direkt benennen, aber…
„Man muss kein Genie sein, um zu merken, dass Du arge Konzentrationsschwierigkeiten hast,
Author.“, sagte
Bullseye in diesem Moment und er riss sich wieder in die Gegenwart zurück. Dann legte er den Kopf schief, sah, dass sie die Augen geöffnet hatte, und schaute sie an.
„Sorry“, lächelte er, „Aber Entspannung, Traumreise et cetera, war eigentlich noch nie mein Metier.“
Nun war es an ihr, zu lächeln, sie erhob sich und trat hinter ihren Pilotenkollegen: „Dann lass mich mal versuchen, okay?“
Damit nahm sie hinter ihm Position ein, legte je einen Finger einer Hand auf die Schläfe ihres Kollegen und begann, sie sachte zu massieren.
„Entsprann dich, es wird dir nichts geschehen.“, erklärte sie und ihre Stimme nahm eine Sanftheit an, die er von ihr so noch nie gehört hatte, „Wenn Du willst, kannst Du dich an mich lehnen.“
Nun, das klang doch nach einem sehr einladenden Ausblick, also erlaubte er seinem Körper, sich nach hinten sinken zu lassen und spürte, wie er mit seinem Hinterkopf gegen ihre Schulter stieß.
Sanft massierte sie weiter seine Schläfen, sprach mit ihm, in einer Stimmmodulation, die er als durchaus angenehm empfand, spürte wirklich, wie er sich wunderbar leicht fühlte, wie sein Körper immer schwerer wurde und wie er begann, sich um nichts anderes zu kümmern und dann… war er eingeschlafen.
Starbuck schaute zu Agatha herüber.
Irgendwie konnte sie sich mit dem Fakt nicht gerade gut stellen, das dieses Mädchen die
GALACTICA kommandierte - aber im Moment gab es keine anderen Optionen und solange Agatha nicht versuchte, irgendwelche anderen Agenden zu verfolgen, die mit der Hauptagenda, nämlich so schnell wie möglich wieder betriebsbereit zu werden, nicht vereinbar waren, beschloss sie, die junge Frau machen zu lassen.
Sie räusperte sich: „Brauchen Sie meine Hilfe, Ma’am?“
„Nein, ich glaube nicht. Die CAP ist unterwegs, die sekundäre Startrampe ist nicht zu verwenden… ich würde sagen, sie haben frei.“, lächelte Agatha.
Starbuck nickte ihr zu, lächelte ebenfalls und verließ das CIC.
Sie betrat die Gemeinschaftsdusche, wo sie sich ihrer Kleidung entledigte und sich eine warme Dusche gönnte.
Das Wasser lief ihren durchtrainierten Körper herunter, vorbei an ihren kurzen Haaren, den Hals herunter, vorbei an ihren sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmalen, über ihren flachen Bauch, an ihren primären weiblichen Geschlechtsmerkmalen vorbei, die langen Beine herunter bis zu den Füßen, bevor es die Fliesen entlanglief und dann im Gully verschwand.
Und gerade, als
Starbuck s Muskeln sich entspannten, sie ihren drahtigen Körper eingeseift hatte - fiel der Wassertemperaturregler aus.
Augenblicklich schoss eiskaltes Wasser - und ich meine eiskaltes Wasser - über
Starbuck s Körper, Millionen und Myriaden von kalten Nadeln jagten ihren Körper entlang und erwischten die junge Frau so unglücklich, dass sie es nicht verhindern konnte - und schrie.
Doch, was sollte sie anderes tun? Komplett eingeseift wie sie war konnte sie natürlich schlecht die Dusche verlassen, also ließ sie das eiskalte Wasser mit zusammengebissenen Zähnen die letzten Spuren des Duschgels und des Shampoos von Haaren und Körper spühlen, ehe sie sich, bibbernd und zitternd, abtrocknete, schnell in ihre Uniform stürzte und dann das Schiff entlang in ihr Quartier, wo sie sich unter die warme Decke legte.
Starbuck war zwar kein Weichei - aber das alles war dann doch zuviel für sie.
‘Verfrakkte Zylonen’, dachte sie sich, ehe sie einschlief.
Irgendwie kam er sich wie der Militär vor, der er eigentlich immer sein wollte, aber nun, da er die Möglichkeit hatte, sich entsprechend zu gebären, davor zurückschreckte. Das dürfte eventuell an den beiden sehr blechig-aussehenden Kameraden liegen, die er im Gepäck hatte, das heißt: die ihn begleiteten. Und wer auch immer diesen Blechköpfen ihren Namen gegeben hatte, müsste eigentlich posthum verdroschen werden. „Zenturionen“ – wie im alten Rom. Na, wenn das nicht mal ein schlechtes Omen für die zylonische Allianz war?
Die Unterhaltung mit Natasi Godefrey war ihm immer noch ein wenig unangenehm in Erinnerung geblieben und es war nicht so sehr der Fakt, dass er dachte, dass sie versuchte, ihn anzubaggern, es war der Fakt, dass sie es vermutlich sogar tatsächlich getan hatte.
Was hatte sie sich dabei gedacht?
Die Tür zur Arrestzelle öffnete sich und, mit zwei Zylonenzenturionen im Gefolge, betrat Calvin Nathan Cat den Raum. Er warf einen Blick in die Zelle, in dem Tigh, Adama und Sharon saßen und lächelte: „Morgen.“
Der Kopf des Mannes, den Natasi „Bill Adama“ genannt hatte ruckte hoch und die Augen Adamas funkelten wütend. Er stieß ein „Sie Mistkerl!“ hervor, sich dann von seiner Position ab und, wie von einer Sprungfeder abgeschossen auf ihn zu, ehe er mit dem Kraftfeld kollidierte und der Länge nach nach hinten schlug.
„Sein Sie lieber vorsichtig.“, schaute Cal den Verletzten an, „Sie könnten sich verletzen. Nicht, dass sie es nach der Sache, die Sie den Zylonen angetan haben, nicht verdient hätten, aber… das wollen wir doch nicht, oder?“
„Wovon reden Sie?“, keuchte Adama, „Was sollen wir den Zylonen angetan haben?“
„Ich bitte sie.“, sagte Cal und warf einen Blick auf die beiden Krieger, die ihn flankierten, „Sie haben ihre Wohnungen zerstört, Millionen von ihren Gefährten getötet und im atomaren Feuer verbrannt, Winnetou würde sagen ‘der große Geist ist zornig über Sie!’.“
Bill Adama rappelte sich auf: „Was haben wir getan?“
„Sie sind ein Kriegsverbrecher!“, sagte Cal dem alten Mann auf den Kopf zu, „Und Sie werden dafür vor einem zylonischen Gericht enden. Anschließend werden wir mit der
Dragonfly zu ihrem Konvoy zurückkehren und freundlich, aber bestimmt, darum bitten, dass dieser der
Dragonfly zur zylonischen Heimatwelt folgt. Um mal mit den Borg zu sprechen: ‘Widerstand ist zwecklos!’.“
Adama schüttelte den Kopf: „Wir sind keine Mörder!“
„Tsss, ja, nee, is klar! Und ich bin George Washington..“, sagte Cal, doch in seinem Kopf regte sich kurz Widerstand, den er selbst noch vor ein paar Sekunden als zwecklos deklariert hatte.
Es war sonst nicht seine Art, Vorurteilen - und als solches musste er Natasis Informationen zunächst einstufen - einfach so Glauben zu schenken.
Doch, so schnell sich dieser Widerstand geformt hatte, so schnell war er auch wieder verschwunden.
Was dachte Cal sich eigentlich, die Fakten, die ihm Natasi überlassen hatte, als Vorurteile abzustempeln? Das konnte einfach nicht sein.
Der Captain schüttelte den Kopf über seinen Leichtsinn und wandte sich ab.
„Wir kommen wieder!“, sagte Cal und verließ den Raum.
Tigh, Adama und Sharon blieben zurück.
„Ich brauche Fakten.“, sagte Cal und schaute Agatha an, die verwundert die Stirn kraus zog.
„Fakten?“, echote sie und Cal nickte.
„Logbücher, Kontaktprotokolle… Warpkernfrakturberichte, alles, was mir helfen kann, dieses Puzzle zu lösen.“
Seine schöne erste Offizierin erhob sich langsam, zog ihr Uniformshirt über ihrem flachen Bauch glatt - die Bewegung, die als das ‘zweite Picard-Manöver’ in die Annalen der Föderation eingegangen war und die daher herrührte, das Captain Picard beim Aufstehen aus seinem Kommandosessel die Uniform immer ein wenig straffte - und warf Cal einen fragenden Blick zu: „Welches Puzzle?“
Cal blickte verschwörerisch von links nach rechts und trat dann auf seine erste Offizierin zu.
Als er sie erreicht hatte, flüsterte er: „Hier stimmt was nicht.“
„Und was?“
„Ich weiß es nicht - irgendwas. Die Föderation würde sich nie in einen solchen Krieg einmischen - die erste Direktive verbietet sowas doch.“, sagte Cal, doch Agatha streckte die Hand aus und streichelte ihm sanft über die Wange: „DU warst doch noch nie der Offizier, der die Befehle eins zu eins befolgte.“
Sie lächelte sanft und strich ihm weiter über die Wange.
Cal nickte.
„Du hast Recht, ich habe zwischendurch die erste Direktive ein wenig - nennen wir es mal - umgangen. Aber bei einer solchen Situation habe ich bisher immer die Sternenflotte informiert. Erinnere dich an den Centauri-Minbari-Krieg. Dort waren wir in einer ähnlichen Situation und ich habe - auf DEIN Anraten hin - mit der Föderation gesprochen.“
„ja, und diese Maßnahme sollte sich nachher noch bezahlt machen. Die Centauri haben schließlich mit Waffen gehandelt, die sowohl nach dem ersten, als auch dem zweiten Kithomer-Abkommen verboten waren.“, sagte Agatha und der Captain nickte.
„Ja, aber hier gibst Du mir Rückendeckung? Wir wissen nichts über die Zylonen, soweit wir wissen, könnten SIE die Aggressoren sein. Und ich darf dich nur mal daran erinnern, was beim Letzten Mal passierte, als wir uns, ohne zu wissen, was los war, in die Belange einer anderen Welt einmischten?“
Agatha Silverbird atmete tief durch, als sie auf der Brücke der Dragonfly stand und sah, wie vor ihnen ein Schiff auftauchte, das tatsächlich eine unfertige Version ihres eigenen gewesen sein könnte. Dagegen sprachen – hier und da – ein paar Kleinigkeiten, aber wenn man einen Blick für Details hatte, waren sie doch ziemlich augenfällig. Dazu gehörte nicht nur der Fakt, dass die Hülle dunkler wirkte, als es die Hülle der Dragonfly war, sondern und vor allem auch, der Fakt, dass die Registriernummer einen kleinen, aber sehr wichtigen Unterschied aufwies. Dieser Unterschied war deutlich auf dem Hauptrumpf zu sehen, den Agatha gerne mit einem Speer oder einem Schäufelchen verglich, das mit der Spitze nach unten zeigte. Die Registriernummer ihrer Dragonfly lautete „U.S.S. Dragonfly, NCC-0815“. Beinahe alles traf auch auf das andere Schiff zu, lediglich das U war durch ein I ausgetauscht worden.
Ja, sie waren tatsächlich einem Schiff aus dem Paralleluniversum begegnet, das seinerzeit von Kirk und Spock besucht worden war und durch den Einsatz des Vulkaniers einen extremen Wandel durchgemacht hatte. In diesem Universum war die Crew der Dragonfly unter ähnlichen Umständen zusammengekommen, wie im „richtigen“ Universum, allerdings unter verkehrten Vorzeichen. Hier wollte die Crew unter Zuhilfenahme einiger terranischer Sponsoren das alte Imperium wieder aufleben lassen. Und wie es bei solch wirklich-schlechten Paralleluniversumsstories so üblich ist, gab es Unterschiede in Konstellation der Crew und diverser anderer Fakten. So war die Parallel-Universums-Agatha gar nicht geneigt, den Wahnvorstellungen der Gebrüder Cat zu folgen und hatte sich der Rebellion angeschlossen, der sie die Baupläne für die I.S.S. Dragonfly überbrachte. Dabei war sie allerdings vom Gegenstück des Captains erwischt und hypnotisiert worden, sodass sie dachte, dass er auch ein Mitglied der Rebellion sei und floh mit ihm unter Dauerbeschuss der parallelen Dragonfly , wobei sie jedoch alsbald abgeschossen wurden und eine Bruchlandung hinlegten.
Gleichzeitig hatte die andere Dragonfly – also die aus unserem Universum – einen Raum-Zeit-Riss passiert und machten sich daran, den Planeten, in dessen Orbit sie eingetreten waren, zu erkunden, nicht ahnend, dass auf der anderen Seite desselben Planeten eine Parallelversion der Dragonfly ihr Unwesen trieb. Nachdem man es doch mitbekommen hatte, hatte man sich wieder auf die Brücke des eigenen Schiffes begeben.
Agatha betrachtete das Schiff, dass direkt vor ihnen auftauchte und legte den Kopf schief. Der Zustand des anderen Schiffes sorgte dabei bei Captain Cat nur für ein abfälliges Schnauben. „Das kann man ja nicht ernst nehmen.“, sagte er zu Agatha, deutete auf das Schiff und grinste: „Ich meine, guck sie dir an. Die sind ja noch nich mal ganz fertig. Da fehlt knapp-geschätzt eine gute Hälfte. Na, wenn die Trouble wollen, können sie ihn kriegen.“
Nun wissen wir ja bekanntlich eine Sache: Wenn sich jemand sehr sicher ist, dass er eine Schlacht gewinnen kann, so wird er enttäuscht werden. So auch hier. Zwar wusste Cal nicht, dass sein Parallel-Ich in dem Moment auf der Brücke der Parallel-Dragonfly stand und mit einem gehässigen Lächeln den Befehl gab „Computer, Holo-Emitter abschalten“, aber Agatha fand, dass der Gesichtsausdruck ihres Kommandanten und Freundes, in dem Moment, in dem sich die Parallel- Dragonfly auf dem Hauptschirm von einer besseren Seifenkiste in ein voll-funktionsfähiges und extrem-gut bewaffnetes Raumschiff verwandelte, einen Preis wert gewesen sei. So hatte seine XO es ihm erzählt, wobei er sich an die ersten paar Sekunden der Auseinandersetzung mit dieser Parallelvariation seiner guten, alten
Dragonfly noch sehr gut erinnerte, zumindest solange, bis das Feindschiff irgendeinen merkwürdigen Laserstrahl auf sie abgefeuert hatte, der – und das war schon merkwürdig – präzise und genau
ihn ausgeschaltet hatte.
Agatha lächelte: „Cal, erinnerst Du dich wirklich nicht mehr? Wir haben mit Admiral Janeway gesprochen. Sie hat der Mission ihren Segen gegeben.“
Der Captain schluckte: „I… Ich habe die Sternenflotte informiert?“
„Ja, Cal - die Sternenflotte billigte dein Handeln und hat, zusammen mit den Zylonen, die Flotte ausfindig gemacht.“
„Hat sie?“, echote Cal – es würde ihn überraschen, wenn er tatsächlich überzeugt geklungen hätte - und Agatha überreichte ihm ein PADD.
„Hier steht es.“, lächelte der erste Offizier und trat auf Cal zu, um ihm einen Kuss auf den Mund zu geben.
Das wirkte, denn der Mund des Captains stand nun sperrangelweit offen: „W… wofür war das denn?“
„Einfach nur so.“, lächelte Agatha, „Lies die Befehle durch.“
Cal aktivierte das PADD und schluckte.
AN: CALVIN NATHAN CAT, CAPTAIN, USS DRAGONFLY
VON: KATHRYN JANEWAY, ADMIRAL, STARFLEET-HQ
Eine visuelle Botschaft flammte auf dem PADD auf. Admiral Janeway saß, im Starfleet-Hauptquartier in San Francisco, hinter ihrem Bürotisch und warf einen Blick in die Kamera: „Captain, ihre Befehle wurden bestätigt. Diese Zylonen scheinen grundehrliche Menschen zu sein, denen sie, in unserem Namen, vollste Kooperation zusichern dürfen. Die
Dragonfly wird bei dieser Mission leider auf ihre Ärztin verzichten müssen, die sich auf einem Ärztekongress in der Schweiz befinden wird. Ich stelle ihnen das MHN der Voyager zur Verfügung. Ein Wort der Warnung, er ist sehr sensibel.
Cal lächelte.
Es war offenbar nicht nur irgendein MHN, es war, viel mehr noch, DAS MHN, das MHN der Voyager und damit einer der Kampfesgefährten von Captain Janeway, die ja nun zur Admiralin befördert worden war.
Wie gestern erinnerte er sich daran. Sie waren schon knappe zwei Jahre mit ihrer
Dragonfly unterwegs gewesen, waren kühn dorthin gegangen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war, hatten die Rasse der Armadians kennengelernt und sich gleich zum Feind gemacht, hatten Klingonen geholfen, waren mehr als einmal betäubt, hypnotisiert und als Geisel gehalten worden – und Cal höchstselbst hatte sich ebenfalls einen Erzfeind geschaffen, indem er sich mit einem Verbrecher angelegt hatte, den er damals nur unter seinem Pseudonym – Traceless – kannte. Erst einige Monate später sollte er von der Verbindung seiner CMO zu eben jenem Terrorist, Mörder und Verbrecher Kenntnis erhalten.
Und wie gestern erinnerte er sich an den Tag, an dem die
Voyager nach Hause gekommen war. Sie selbst waren ebenfalls im Orbit, da sie von einem alten Freund Cals - Captain Peter Halliwell, dem Kommandanten der U.S.S.
Saratoga-B – angefordert worden waren, ihm zu helfen, etwas aus den Ruinen seines Hauses zu suchen. Dieses war ein paar Stunden vorher einem groß-angelegten Angriff zum Opfer gefallen, wobei auch die beiden Brüder Peters, Perry und Paul, bei der Verteidigung des sogenannten „Buches der Schatten“ ihr Leben gelassen hatten. Cal, Agatha und Gina hatten sich dem Suchtrupp angeschlossen.
Am Ende des Tages machten sich Cal, Agatha und Gina auf den Weg zur Starfleetacademy, um ihren alten Dozenten dort zu besuchen, als die Golden-Gate-Bridge in einem Feuerwerk erleuchtet wurde und ein gewaltiges Schiff anmutig zwischen den Pfeilern hindurchglitt, eine Ehrenrunde über dem Hauptquartier drehte und dann irgendwo in der Nähe landete.
Dann war die Hölle losgebrochen. Die Türen der Academy glitten auf und gaben einige Dutzende Schüler frei, die sich auf den Weg zum Landeplatz machten. Auch Cal, Agatha und Gina wurden vom Strom der Schüler davongespült.
Nach ein paar Tagen waren einige Crewmitglieder der Voyager unterwegs gewesen, hatten in der Academy einige Vorträge gehalten und unter anderem das Projekt besucht, von dem sie nun einiges gehört hatten. Und da dieses Projekt natürlich das Projekt mit dem Namen
Dragonfly war, hatte Cal Gelegenheit Captain Janeway, Commander Chakotay, sowie B’elanna Torres und Seven Of Nine die Hand zu schütteln.
Mit gekonntem Blick fixierten sowohl die Borg, als auch die Halbklingonin, das Konstrukt der
Dragonfly und ließen sich die Pläne geben, die sie studierten und mit einem „Effizient“ und „Ich bin
Beeindruckt“ an den Planer zurückgaben. Scotty Middlegate platzte fast vor Stolz und auch Cal erging es ähnlich. Was Jill und Agatha dazu führte, zusammen mit Rick, den Kopf zu schütteln und mit den Augen zu rollen.
Ein merkwürdiges Signal, das Seven mit ihren Implantaten auffing, ließ die Crews beider Schiffe allerdings hellhörig werden, als sie erfuhren, dass die Borg eine Reise in die Vergangenheit unternehmen und zusammen mit den Goa’Uld die Erde übernehmen wollten.
Nachdem sie dies mit Hilfe der Dragonflycrew verhindert hatten, war es für die Voyagercrew wirklich ausgesprochen gut weitergelaufen.
Janeway wurde befördert, die Maquis-Angehörigen der Crew begnadigt und sogar Seven of Nine, die von einigen als Risikofaktor gesehen wurde, erhielt ein Protektorat, das nicht nur von Admiral Janeway und Captain Chakotay, sondern auch von Jean-Luc Picard geführt wurde. Besonders letzterer hatte, in seiner bekannten Art der Informationsgewinnung, festgestellt, das Seven keine verräterischen Absichten der Sternenflotte und der Erde gegenüber hegte. Das er dabei eine gebrochene Nase sein Eigen nennen durfte, störte ihn nicht weiter.
Schließlich war er auch selbst Schuld gewesen, hatte er seine Rolle als Locutus von Borg ein wenig zu dick aufgetragen und Seven zu sehr bedrängt.
Aber prinzipiell war es auch dort nach dem Hugh-Muster gelaufen. Picard hatte, als Locutus, darauf bestanden, das die Erde assimiliert wurde, was Seven nicht unterstützen konnte und ihm, nachdem Picard auf sie zugetreten war und monoton „Widerstand ist Zwecklos“ gesagt hatte, mit einem gekonnten Fausthieb die Nase gebrochen.
Sicherheitsoffizier McIntosh fand, das dieser Beweis eindeutig sei und Seven immernoch eine gewalttätige Drohne, was Picard verneinte und ihm erklärte, das diese Reaktion zwar heftig sei, in ihrer Tendenz jedoch sehr gut.
Wozu eine gebrochene Nase doch alles gut sein konnte.
Doch zurück zur aktuellen Situation.
Die
Dragonfly war also, so entnahm Cal des Visukomms, für den Einsatz gerüstet und hatte offenbar das Okay erhalten, sich in die Belange der Zylonen einzumischen. Gefallen musste ihm das jedoch nicht.
Er warf einen Blick zu Agatha: „Sag mal, fällt dir eigentlich an unserem Gast etwas auf?“
„Du bist immer noch verwirrt, weil Sie dich angegraben hat, oder?“, grinste diese und küsste ihn auf den Mund.
„Und das Du nicht eifersüchtig bist. Ich meine, wenn ich sähe, wie ein Typ, also ein Brocken von Kerl, mit dir flirtet - ich wäre ausser mir.“, grinste Cal schief.
„Ja, aber, ich vertraue dir, Cal, du wirst schon nichts Falsches machen. Von daher stört mich das auch nicht.“, sagte Agatha und grinste erneut.
Das laute Schnarchen im Hecksegment war irgendwann nicht mehr auszuhalten gewesen und Kat hatte Cal einfach mal die Nase zugehalten. Der Pilot war aufgeschreckt und hatte sich umgesehen und sich in der Realität wiedergefunden - naja, was manche so euphemistisch Realität nennen.
„Das war also doch kein Alptraum?“, murmelte er und seufzte, „Uns geht wirklich der Sauerstoff aus?“
Sharon wägte abwiegend mit dem Kopf: „Nicht ganz. Wir haben es tendentiell geschafft, den Sauerstoff zu recyclen, das Problem ist, das wir nur für einen begrenzten Zeitraum Notrationen haben.“
„Ah, toll! Wir werden nicht ersticken, sondern verhungern!“, sagte Cal und seufzte.
„So könnte man es sagen.“, meinte Sharon und warf nachdenklich einen Blick aus dem Fenster.
Helo erkannte ihren angespannten Gesichtsausdruck.
„Was überlegst Du?“, fragte er und Sharon deutete auf einen Punkt ausserhalb von Cals Wahrnehmungsfeld.
Er erhob sich und trat in den Cockpitbereich. Dann sah er, was Sharon meinte.
Die Raptor war genau mit der Nase zur Tür ausgerichtet, die Hangar und dahinterliegenden Korridor voneinander trennte.
„Ich habe eine Idee. Sie ist verrückt und würde eher in
Starbuck s Repatoire passen, aber, sie könnte funktionieren.“
Cal erkannte, was Sharon vorhatte und Entsetzen und Panik zeichneten sich auf seinem Gesicht ab: „Das ist nicht dein Ernst.“
Helo schaute kurz in die Züge seiner Freundin und nickte Cal zu: „Es ist ihr Ernst.“
„Festhalten.“, lächelte Sharon und jagte die Raptor, die Nase vorran, gegen die Tür, die daraufhin aus der Ankerung gerissen wurde und nach innen fiel. Sie gab den Blick auf ein absolutes Chaos aus Balken, Drähten und anderen Nettigkeiten frei.
„Na Toll.“, murmelte Cal, „Und wie kommen wir dann hier raus?“
„Nun, der direkte Weg mag versperrt sein, aber wir nehmen die Wartungsschächte.“, lächelte Kat.
„Juhu, eine Tour durch die Wartungsschächte.“, murmelte der Kadett sarkastisch.
Sharon drehte die Raptor und flog seitlich an die Tür heran, sodass die Tür der Raptor ohne Probleme zu öffnen und die Atmosphäre nicht beeinträchtigt werden konnte.
„Gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob es ungefährlich ist.“, sagte Cal und trat zur Tür.
Agatha Silverbird seufzte und warf einen Blick auf einen Bildschirm, der ihr das ganze Debakel im Hangar zeigte. Dann wandte sie sich an Gina: „Geh in den Hangar und schau nach, ob du von Nutzen sein kannst.“
Gina nickte und verließ das CIC.
Der erste Offizier der
Dragonfly blieb zurück und schaute nachdenklich auf das DRADIS.
Cal ging ihr durch den Kopf.
Er war ihr Freund und sie war dazu verdammt, hier die Brücke zusammenzuhalten, das Schiff reparieren zu lassen und dafür zu sorgen, das dem Konvoy nichts passierte.
Eine atemberaubende Beförderung, wenn man bedachte, das die junge Frau im Grunde noch nicht mal Commander war.
Dee fühlte sich unbehaglich, dieser jungen Frau zu gehorchen.
Aber, die Befehlskette war durch den Zylonenangriff zusammengebrochen und die attraktive Dunkelhäutige sah keinen Grund, der jungen Rothaarigen, die die Befehle so selbstbewusst gab, als sei sie Jahre lang gewohnt gewesen, selbige zu geben, den Gehorsam zu verweigern.
In diesem Moment betrat eine recht gutaussehende, blonde Frau das Kommandozentrum, gekleidet in eine ähnliche Uniform, wie Agatha sie trug, und salutierte zum Commander herüber.
Diese drehte sich um, salutierte ebenfalls und lächelte danach.
„Jill, wie geht es Dir?“, fragte sie und Jill winkte ab: „Es geht, es geht.“
„Freut mich.“
„Sag mal, Agatha, wann werden wir denn die
Dragonfly verfolgen?“
„Sobald die Reparaturen fertig sind.“, sagte Agatha und schaute die Frau an, „Wie steht es eigentlich zur Zeit um die Sicherheit an Bord?“
Dee räusperte sich: „Als wir das Letzte mal eine ähnliche Situation hatten, waren Zylonen an Bord gelangt.“
„Nimm dir ein paar Sicherheitsoffiziere und dreh eine große Runde.“, sagte Agatha zu Jill, „Sowas soll ja nicht nochmal passieren.“
Er schlich durch die Gänge, der Eindringling, hatte seine Waffe erhoben, bereit, im Notfall, den befreienden Schuss abzugeben. In seiner Position, als Späher, hatte er ja sogar die Verantwortung für die gesamte Gruppe, die hinter ihm war und die sich auf ihn verlies.
Die Gänge der
GALACTICA waren nur unzureichend beleuchtet, was damit zu tun hatte, das das Notstromaggregat angesprungen war und nur notwendige Stromquellen mit Strom versorgt wurden. Bei den Korridoren war es jede zehnte Glühlampe, wodurch zwar eine unheimliche, diffuse Atmosphäre entstand, die Gänge jedoch hinreichend ausgeleuchtet waren.
„Yo ho, Yo ho, a pirates life for me.“, sang der Eindringling leise und war darauf bedacht, sofort beim Anzeichen von feindlicher Präsenz, zu feuern.
Er winkelte die linke Hand an - das militärische Zeichen dafür, das die Gruppe, die hinter ihm war, stehenbleiben sollte.
Ein paar Meter vorraus sah er zwei Schatten, die sich bewegten. Anhand der Formen konnte er erkennen, das sie unverkennbar weiblich waren, doch er erkannte nicht die Zugehörigkeit.
Natürlich konnten es Mitglieder der
GALACTICA sein, aber, er war sich da nicht so sicher.
Seit der Sache mit
Boomer - und schon weit davor - war den Menschen bewusst, dass es Zylonen gab, die menschlich aussahen.
Und was, wenn dies zwei Zyloninnen waren?
Er wandte sich an seine Gefährten und deutete ihnen an, dass sie dableiben sollten und er vorpirschte, um die beiden potentiellen Zyloninnen zu belauschen.
Dann warf er einen Blick zur hübschen Asiatin, die ja eigentlich das Kommando hatte und die ihm erlaubend zunickte.
Er schlich los, während sich die drei Frauen und
Helo in den Schatten drückten.
Cal war noch 10 Meter von den beiden Zyloninnen entfernt - 9, 8, 7 Meter…
Eine von beiden schien etwas bemerkt zu haben, denn sie hob etwas, das er erstmal nicht genau erkennen konnte und richtete es in seine Richtung.
Dann fühlte er sich geblendet und warf sich, so schnell, wie möglich, in Deckung.
„Was hast Du?“, fragte die eine Frauenstimme, eine sehr angenehme Stimmfärbung mit leicht exotischem Klang. Es war, ohne zweifel, diejenige, die ihn nicht gesehen hatte.
Als die zweite Frau antwortete, war die Stimmfärbung zwar nicht sonderlich exotisch, sie klang aber nicht weniger angenehm:„Ich weiß es nicht, Tia. Aber irgendwas war da. Schauen wir nach.“
‘O nein!’, schoss es Cal durch den Kopf und er schaute sich um. Wo war er gelandet?
Es war ein kleiner, viereckiger Raum, mehr konnte er im ersten Moment nicht erkennen, als er plötzlich eine Bewegung wahrnahm.
Etwas, oder jemand, kam, aus der Ecke neben ihm, auf ihn zu. Er überließ sich komplett den Instinkten, warf sich zur Seite, riss die Waffe aus seinem Holster und entlud sein halbes Magazin in den Wischmopp, der neben ihm zu Boden gefallen war.
Dann jedoch waren die beiden potentiellen Zylonen im Raum, hatten ihre merkwürdige Waffe gehoben, Cal richtete sie auf die beiden Frauen - und spürte den Treffer des Laserstahls. Die kinetische Energie schleuderte ihn gegen ein Regal und in einem Regen von Putzmaterialien fiel der Kadett zu Boden.
„Zugriff!“, flüsterte Sharon und schlich in die Richtung, in der die beiden fremden Frauen standen und gerade eben Cal in der Putzkammer erledigt hatten.
Mit den präzisen Bewegungen und der Anmut einer Raubkatze, für die
Helo seine Frau immer wieder, während den Missionen oder nach selbigen, in ihren privaten Räumen, bewunderte, schlich sie auf die beiden Frauen zu.
Sein Blick fiel kurz auf ihren Hintern und er musste kurz den Kopf schütteln, um sich zusammen zu reißen.
Nach ein paar Schritten war Sharon bei der ersten Frau angelangt, hatte sie an der Schulter gepackt, zu sich herumgerissen und mit einem gekonnten Fausthieb gegen das Kinn kampf-, und bewegungsunfähig, um nicht zu sagen Bewusstlos, geschlagen. Doch die zweite Frau war ein wenig schneller, wich dem nächsten Angriff aus und schmetterte Sharon den Kolben ihres Gewehres an die Schläfe.
Diese fiel zu Boden.
„SHARON!“, schrie
Helo , worauf hin die Frau ihr Gewehr in die Höhe riss und auf
Helo feuerte, ehe sie von Kat und
Bullseye angesprungen wurde. Die Frau fiel zu Boden, dabei entlud sich das Phasergewehr in die Decke. Kat riss die Frau herum und rammte ihr die Handkante in den Nacken. Bewusstlos stürzte die Frau zu Boden.
Bullseye nahm das Gewehr, während Kat die beiden Angreiferinnen fein säuberlich verschnürte, sodass diese sich nicht bewegen konnten und anschließend nach Sharons und
Helo s Puls tastete. Sharons Puls war normal, doch
Helo s Puls raste, wie ein ICE bei freier Strecke und ohne GDL-Streik.
Nach ein paar sanften Ohrfeigen, kam die Asiatin wieder zu sich und wandte sich an
Bullseye .
„Wie geht es
Helo ?“
„Ich weiß es nicht.“, sagte die junge Frau.
Die Asiatin seufzte, trat an ihren Mann heran und tastete nach seinem Puls.
Bullseye erhob sich, trat in die Putzkammer und untersuchte den gefallenen Cal, während Kat den Perimeter absicherte.
„Sein Puls rast genauso.“, sagte
Bullseye aus der Putzkammer her, „Sie leben beide, aber ihr Puls macht mir Sorgen.“
„Mir auch.“, sagte Sharon von
Helo s Körper her, nahm ihn auf die Schulter und trug ihn in die Putzkammer.
Kat war erstaunt darüber, das in einem so zierlichen Körper eine solche körperliche Kraft innewohnte. Zwar hatte sie Sharon nie für sonderlich schwach gehalten, doch vollbrachte sie gerade, ohne mit der Wimper zu zucken, Leistungen, die eigentlich einem Bodybuilder oder einer Bodybuilderin entsprachen.
Dann sah sie eine Bewegung am Rande ihres Sichtfeldes und riss den Kopf wieder herum.
In der Kreuzung erschienen gerade zwei weitere Wesen, vermutlich Zylonen. Kat trat rückwärts in Richtung der Kammer und gab einen gut gezielten Schuss auf die erste Gestalt ab. Diese taumelte nach hinten und blieb liegen. Die zweite schaute kurz zu ihrem gefallenen Partner, was Kat Gelegenheit gab, sich in die Putzkammer zurückzuziehen und die Tür zu schließen.
„Kann ich mal ruhe haben?“, murmelte Cal, als er die Augen öffnete und sich am Boden vorfand.
Sein Kopf war zur Seite geneigt, und er sah, neben einigen Putznaturschwämmen, zwei wunderschöne Beine, die in einer engen Fliegerhose steckten und dadurch richtig gut zur Geltung kamen, wie übrigens auch der Po der Frau.
Bullseye wandte sich an ihn und lächelte: „Na, Cal? Auch wieder unter den Lebenden?“
„Scheint so, oder?“
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und Cal schaute zu Kat, die, von einem orangen Lichtstrahl getroffen, erschrocken aufkeuchte und dann zu Boden glitt.
Im Nu hatten sowohl
Bullseye , als auch Cal, ihre Schusswaffen bereit und feuerten Blind in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, darauf bedacht, Kat nicht zu treffen.
Als sich dann dennoch der Lauf der Waffe durch die Tür schob, verwandelte sich Sharon in einen Tornado aus Schlägen und Tritten.
Der erste Tritt wurde aus der Hocke heraus zur Waffe hin geführt, der Kampfschrei ließ sowohl Cal, als auch
Bullseye in diesem engen Raum beinahe taub werden. Doch die Waffe wurde nach oben gerissen, sodass sich Sharon aufrichtete, den Lauf der Waffe packte, den Angreifer an der Waffe in den Raum zog, um die eigene Achse wirbelte und dem Mann, als den man den Angreifer nun zweifelsohne erkennen konnte, die Faust mit Anlauf ins Gesicht hieb. Der Mann taumelte zu Boden, regte sich nicht mehr.
Sharon bließ sich eine Strähne, die ihr während des Kampfes ins Gesicht gefallen war, aus selbigem, und Cal konnte nicht anders, als ihr bewundernd zuzunicken.
„Du siehst auch, wenn du kämpfst, sexy aus.“, murmelte plötzlich ein sehr matt klingender
Helo von seiner Position her und Sharon lächelte.
„Freut mich, wenn es dir gefallen hat.“, grinste sie, „Und wo es das herkam, gibt’s noch mehr.“
„Leute, nehmt euch ‘n Zimmer.“, grinste Cal und
Bullseye grinste ebenfalls.
Doch, gerade, als Sharon sich nach vorne bückte, um
Helo hochzuhelfen, wurde der gesamte Raum orange erleuchtet. Die Quelle, eine Handwaffe des Mannes, den Sharon gerade eben niedergeschlagen hatte, entlud ihre Energie in den Rücken der Asiatin. Sie stöhnte auf und sackte gegen ihren Mann, der sich erheben wollte, doch ebenfalls von dem Mann getroffen wurde.
Bullseye wollte aufspringen, doch Cal packte sie, sprang selbst auf und vor sie.
Den Fehler daran merkte er, als er, durch den eigenen Schwung, dem Mann ihre beiden Profile zuwandte, und der Strahl sie beide voll erwischte. Im Bauch getroffen, wurden die beiden auseinandergerissen und sanken in dieser kleinen Schachtel von Raum, benommen in sich zusammen.
Der Mann rappelte sich wieder hoch, tastete nach seinem Kommunikator: „Hier Middlegate, ich habe gerade Eindringlinge im Raum Omega 13 gestellt. Ich wiederhole, Eindringlinge in Omega 13.“
Kaum, das der Mann seine Meldung
Beendet hatte, war auch Cal wieder auf den Beinen und rammte dem Fremden seine Faust ins Gesicht. Dieser taumelte zu Boden, regte sich nicht mehr. Cal wollte gerade die Handfeuerwaffe auf den Fremden richten, als seine Aufmerksamkeit durch eine sätzemurmelnde
Bullseye abgelenkt wurde.
Schnell ging er in die Knie und tastete nach ihrem Puls.
Bullseye lächelte ihn an, dann schaute sie, erschrocken, auf einen Fixpunkt hinter ihm, bevor sie erschlaffte.
Was Cal nicht wusste, war, das eine der beiden Frauen, die
Bullseye niedergeschlagen hatte, aus ihrer Betäubung erwacht war und sich soweit entfesselt hatte, dass sie auf beiden Beinen stehen konnte.
Der Kadett drehte sich von der schönen Frau um und sah sich einer hübschen Blonden gegenüber, die ihn finster anfunkelte: „Du hast meinen Freund niedergeschlagen. Das find ich gar nicht schön.“
Cal besah die Hübsche von oben bis unten: „Hör mal, Mädel, du bist gefesselt, wie willst du, ohne Hände, irgendwas ausrichten?“
Dann trat sie einen Schritt zurück, ehe sie Cal einen Karatetritt gegen das Kinn verpasste.
Cal sah Sterne und sank neben
Bullseye zu Boden. Das Letzte, was er wahrnahm, war der Geruch von Erdbeeren.
TBC