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Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)

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CaptainCalvinCat:
Prolog –

Manche Menschen verschwinden einfach.
Es war für Leroy Jethro Gibbs eine eindeutige, weil viel zu reale Erfahrung. Wenn er in seinen Jahren als Special Agent des Naval criminal investigative service – kurz N.C.I.S. - eines gelernt hatte, dann war es der Fakt, dass das Leben manchmal die Richtung ändert. Schnell und für immer.
Er erinnerte sich noch daran, dass er vor knapp 5 Jahren auf diesem Dach stand, der dunkelhaarigen ehemaligen Secret Service Agentin aufhalf und sie plötzlich wieder in sich zusammenklappte, mit einem Loch, das in ihrer Stirn prangte.
Vor knapp drei Jahren hatten sie Special Agentin Paula Cassidy verloren, vor zwei Jahren war es Jenny Shephard gewesen, die gestorben war und im letzten Jahr hatte er seinen Mentor Mike Franks an einen Killer verloren.
Irgendwie war es ihm klar, dass das Schicksal noch einen Trick auf Lager hatte, noch etwas, was ihm mal wieder den Boden unter den Füßen wegziehen würde.
Und tatsächlich, so als wären solche Schicksalsschläge eine Lieferung bei einem großen Versandwarenhaus (Fate and Company Incorporated?!) stellte sich nicht nur heraus, dass der Mann, der an der Spitze des NCIS arbeitete, rein rechtlich gesehen noch gar nicht existierte, eine komplette Welt jenseits dessen, was er als Sicher angesehen hatte, tat sich auf.
Gerüchte über Alienlandungen müssten sich jetzt mehrfach reevaluieren lassen, denn – so hatte er vor einigen Tagen gelernt – sie existierten. Und nicht nur eine Rasse, nein, nein, eine ganze Galaxie von Ausserirdischen, Koalitionen und Ränkeschmieden existierte gleich hinter der nächsten Erdkrümmung.
Zeitreisen waren ebenfalls möglich und der Navy Yard war von Offizieren einer Organisation, die sich „Sternenflotte“ nannte unterwandert und – ja, die in „Star Trek“ geschilderten Erlebnisse, die Shannon gerne gesehen hatte, fußten auf realen Geschehnissen. Diese hatten allerdings noch nicht stattgefunden.
Aber auch die Erde in diesem Jahrhundert stand mit Aliens in Kontakt, war sogar ein „geschützter Planet“, den die intergalaktische Planetenallianz der sogenannten „Systemlords“ nicht angreifen konnte, wollte sie nicht im Konflikt mit den Asgard stehen.
Ehrlich, wenn er sich selbst so zuhörte – oder zudachte? – fragte er sich, ob die Ereignisse der letzten Tage nicht unter die Kategorie „langer, verrückter Traum“ abzulegen wären.
Und gerade, als er sich dazu entscheiden wollte, genau dies zu tun, trat die schlanke Gestalt Ziva Davids auf ihn zu.

Er lächelte.
„Hast Du genug Unheil angerichtet, damit die Spurensicherung nichts mehr finden kann?“
Eigentlich war es faszinierend gewesen. In seiner gesamten Dienstzeit war es ihm noch nie untergekommen, dass er einen Tatort zusätzlich hatte verwüsten müssen. Eine „crime scene“ zu sichern, Fotos zu schießen und Beweise zu finden – das gehörte zu seinem täglichen Brot, auch wenn er das rumkrabbeln im Dreck inzwischen eher seinen jüngeren Kollegen überstellte. Aber einen Tatort nachhaltig zu schädigen? Bisher war das noch nie sein Aufgabengebiet gewesen. Aber – es gab für alles ein erstes Mal.
Das schwere Seuzfen der hübschen Israeli brachte ihn wieder in die Gegenwart und so schaute er sie abwartend an.

Ziva David, Tochter des Mossad-Chefs Eli David, wischte sich die Hände an ihrer Hose ab, schaute dann zu Gibbs und schüttelte den Kopf: „Wir haben noch nicht einmal angefangen. Die Wohnung der Stones so zu verändern, dass sie aussieht, als sei sie einer Gasexplosion zum Opfer gefallen – das dauert. Aber – wir haben etwas Interessantes gefunden.“
Damit deutete sie hinter sich, wo McGee im Dreck kniete und sich über etwas beugte.

Seit Tagen hatte es nun schon geregnet und der saubere, penible Vorgarten von Stones Nachbarn glich eher einer Schlammpfütze, als allem anderen. Während Gibbs durch die Regenbände auf seinen Agenten zutrat, dachte er daran, was alles passiert war und wie das alles mit dem Ort, an dem sie sich gerade befanden, zusammen hing.

Captain Thaddeus Stone, gleichzeitig Navy-Captain, aber offenbar auch auf der Gehaltsliste der vereinigten Föderation der Planeten, war umgebracht worden. In seiner Eigenschaft als Zeitkontrolloffizier für das 21. Jahrhundert, war er den Xindi, einer Rasse Ausserirdischer, zu nahe gekommen und umgebracht worden. Das ganze fand durch die Hand des eigentlich toten Killers Ari Haswari statt und gipfelte in einem Kampf in der Ruine der Katzenfutterfabrik „Mad Cow Middleton Inc.“. Was die Sache noch unglaublicher machte, war der Fakt, dass nicht nur Captain Stone, seine Frau, Angela Stone – eine Nachfahrin Angelina Jolies – und ihr Boss, Leon Vance, Sternenflottenoffiziere waren, sondern die beiden höchst merkwürdigen Leute, die sie schon am Anfang ihrer Ermittlung kurz im Fadenkreuz hatten, sich nicht als Verrückte herausstellten, sondern als Sternenflottencaptain Calvin Nathan Cat und XO Commander Agatha Silverbird. Beide waren Offiziere der U.S.S. Dragonfly und hatten ihnen die Situation gleichermaßen erschwert, wie erleichtert.

Leroy Jethro Gibbs pirschte sich durch die dunklen Gänge des Gebäudes. Hier war wirklich viel Spielraum, um ihm aufzulauern – er als Marine war sich dessen bewusst. Aber, einer seiner Leitsätze war, dass man niemals einen Mann zurückließ und als sie, dem Tricorder folgend, festgestellt hatten, dass da dieser eine Raum war, in dem eine Regelrechte Personenfluktuation stattfand, hatte man sich diesen Raum als Ziel gesetzt. Gerade, als ein riesiges Wesen den Captain vor sich her trieb, waren sie im Korridor aufgetaucht. Dass dies ein riesiger Zufall ist, war nicht nur Gibbs klar, sondern auch dem Autoren. Mit schussbereitgemachten Waffen begann man den Angriff, der darin endete, dass Cal von dem Wesen in einen Raum geschubst wurde, den das Wesen danach betrat und offenbar begann, ihn zu verhören.
Es war überhaupt interessant, dass das Ding sprechen konnte und gerade, als Cal eine besonders pffifige Antwort, die ihm Gibbs tatsächlich mal als solche anerkennen wollte, gab und dafür – dem Geräusch nach zu urteilen – mindestens einen Kinnhaken erhielt, hatte der Special Agent die Tür eingetreten und das Wesen anvisiert.
Das Wesen schaute Gibbs an – aus hasserfüllten Augen – und gerade, als es einen Angriff starten wollte, zersprang das Fenster, vor dem das Wesen stand in seine Bestandteile und Hulks Cousin krachte zu Boden.
Captain und Special Agent schauten verblüfft zuerst zu dem Wesen, dann zum Fenster – und schließlich schluckte der Captain.
„Bilde ich mir das nur ein, oder zielt hier tatsächlich jemand auf mich.“, fragte er, was Gibbs dazu brachte, ihn genauer zu betrachten. Tatsächlich, auf Höhe der Stirn des Offiziers, befand sich ein roter Punkt, wie von einem Laserpointer. Gibbs handelte schnell und effektiv, warf sich gegen Captain und Stuhl und ging mit dem Offizier zu Boden.
Über ihnen rieselte der Putz aus einem ganz frischen Loch.
Beide Chefs ihres jeweiligen Teams schauten sich an.
„Ari“, murmelte Cal.
„Traceless“, murmelte Gibbs.
Beide schauten einander an und sagten, wie aus einem Mund: “So ein Schweinehund.”
Dann versuchte Cal, sich aufzurichten, was spätestens nach dem zweiten Versuch erfolg zeitigte, und er, sowie Gibbs rannten an das zerstörte Fenster.
Sie zielten mit ihren Waffen auf die Flüchtenden, der in diesem Moment hinter einem Bauzaun verschwand.
Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.


Stimmt – da war ja noch der Faktor, der alle Logik der ganzen Geschichte in eine Galaxie, weit, weit entfernt verbannte.
„Traceless“, eine Art Fantomas – nur mit dem Unterschied, dass der Franzose Masken benötigte, der Mensch aus der Zukunft jedoch seinen gesamten Körper neu formen konnte.
Beinahe hatte Gibbs Wochen später gelacht, als sie den Fall „Tunney“ auf dem Tisch hatten. Hatte dieser Marine denn niemals Fantomas gesehen? Sich mit einer Maske zu verkleiden war ja nur die halbe Miete, wenn man ein viel zu auffälliges After-Shave trug.
Gibbs schüttelte den Kopf, ging neben McGee, den er gerade erreicht hatte, in die Knie und lächelte ihm zu: „Tolles Wetter haben wir uns ausgesucht, hm?“
„Oh ja, Boss.“, grinste der Computerexperte und deutete auf den Gegenstand im Schlamm: „Interessant. Sieht aus wie ein PADD aus Star Trek.“
„Meinst Du, es könnte von Angela Stone sein?“
McGee zuckte kurz mit den Schultern, starrte abwartend auf den Gegenstand, den man auch gut für ein Kindle halten konnte. Dann schien er zu bemerken, dass Gibbs nun ihn anstarrte und griff nach dem Gerät.
„Das haben wir gleich.“
McGee presste seinen Finger auf eine Taste und blickte zu Gibbs: „Hat mir Gina auf der Dragonfly beige…“
Weiter kam er nicht, denn Gibbs warf ihm einen Blick zu, den der junge Techniker mit einem „Das interessiert dich nicht“ abnickte.
Dann warf er einen Blick auf den Bildschirm und schaute dann wieder zu Gibbs: „Verblüffend.“
Der Chefermittler hob fragend beide Augenbrauen, dann auch noch die Schultern und sein Gesichtsausdruck sagte eindeutig „Spucks schon aus, oder ich prügel es aus dir raus.“
„Das PADD ist beschädigt. Ich konnte nur einen kurzen Blick auf den Startbildschirm erhaschen.“, setzte der Techniker an und schaute dann seinem Boss in die Augen.
Erneut war Ungeduld im Blick des Special Agents sichtbar.
„McGee?“, machte er nur und der jüngere Mann nickte. „Natürlich, Boss.“
Er räusperte sich: „Ich kann dir näheres erst sagen, wenn ich es an einen Computer angeschlossen und die Daten heruntergeladen habe – aber was, ich dir sagen kann, ist, dass es sich hierbei um eine Nachricht handelt.“
„Und an wen?“
„ Das , Boss, kann ich dir erst sagen, wenn ich die Daten heruntergeladen habe.“
„Kannst Du mir sagen, von wem diese Mitteilung ist?“, fragte der Senior Special Agent und McGee nickte: „Ich konnte einen Namen erkennen. Ich vermute, es ist der Unterzeichnende.“
„Und wer ist es?“
„Calvin Nathan Cat.“
Gibbs hob den Kopf: „Heißt das…“
„Das Cal und seine Crew in Schwierigkeiten sind? Definitiv.“, sagte McGee und steckte das PADD ein.
„Das wäre ja nichts neues“, entfuhr es der hübschen ehemaligen Mossad-Agentin und sie machte sich daran, den Tatort weiter zu verunreinigen.
Gibbs hielt inne. Was mochte da wieder passiert sein? Hatte sich der Captain wieder einmal mit der Zeit angelegt, wie vor ein paar Wochen, als er versucht hatte, seine Freunde, die das legendäre SG-1 bildeten, vor dem Tode zu bewahren?
Er wusste es nicht, aber er ahnte, dass die Schwierigkeiten sich vermutlich nicht gerade gering ausnehmen würden. Ein Seufzen entrann seiner Kehle und zum ersten Mal seit Jahren wünschte er sich eine Zigarette.

“To be continued”   


Kapitel 1 Und da sind wir wieder

Eigentlich gab es schlimmere Jobs.
Svetlana McGarrett hatte es eigentlich ziemlich gut getroffen – momentan war die dralle Blonde dabei, die Daten, die sie auf dem Ewigkeitsplaneten gesammelt hatte, in den Computer einzugeben. Auch die archäologische Arbeit dort war etwas gewesen, das andere Personen vielleicht als „extrem langweilig“ bezeichnet hätten – aber wenn es nach ihr ging, gab es nichts Schöneres, als zwischen Säulen auf einer toten Welt zu stehen und sich mit der Frage, was der Wächter der Ewigkeit dieses mal für einen bereit hielt, zu beschäftigen.
Sie hatte schon einiges gesehen, einige Ereignisse beobachten dürfen und diese waren so tiefschürfend gewesen, dass man eigentlich von „Ereignisse der Weltgeschichte“ sprechen sollte. Da der Begriff „Weltgeschichte“ in diesem Rahmen allerdings ein wenig zu „gering“ wirkte, bevorzugte sie den Begriff „Weltallgeschichte“, auch wenn dies kein wirklicher Begriff war. Vielleicht sollte sie diesen Begriff den Wortsammlern aller möglichen Wörterbuchverlage vorschlagen?

Momentan befand sie sich allerdings nicht auf dem Ewigkeitsplaneten, sondern beschäftigte sich mit dem Überspielen diverser Daten auf den Hauptrechner ihres Büros, das sich auf der Raumstation Erd-Aussenbasis 1 befand. Irgendwie gefiel ihr die Bezeichnung nicht. „Erd-Aussenbasis“ – das Wort wirkte zu sperrig, zu lang. Vielleicht konnte man sich auf einen anderen Begriff einigen? Erd-Aussen-Station?
Auch dieses Wort war zu lang. Und wie wäre es mit EAS? Das war kurz, knapp, schön schnell auszusprechen?
Doch – ja: EAS ging. Vielleicht sollte sie auch dieses Wort vorschlagen, um…
Weiter sollte sie nicht kommen, denn von einer Sekunde auf die Nächste verdunkelte sich die Beleuchtung, einige rote Lampen nahmen ihren Dienst auf und  sie wusste, noch ehe das nervende Klaxon zu hören war, was die Stunde geschlagen hatte. Alarmstufe Rot.

Basis-Kommandant Karl Peterson staunte nicht schlecht, als die Sensoren der Erd-Aussenbasis 1 plötzlich verrückt spielten. Er merkte, wie sein Herz schneller schlug und fragte sich, wer nun wieder in den terranischen Sektor einfallen würde. Das letzte Mal, als er diesen Alarm gehört hatte, war er vor 4 Jahren, damals noch ein Lieutenant Commander, Zeuge geworden, wie Schiffe der Jem’Hadar die Erde angriffen. Welchen Krieg hatte er jetzt wieder verschlafen? Wer wollte dieses Mal die Muskeln spielen lassen? Die Klingonen? Kaum – schließlich waren sie ja Verbündete. Gut, das hatte sie beim letzten Mal auch herzlich wenig geschert, im Gegenteil, sie hatten sogar den Friedensvertrag aufgekündigt, als sie vor knapp 6 Jahren Cardassia von Deep Space Nine aus einnehmen wollten. Aber der Dominion-Krieg hatte die Allianz zwischen der Föderation und dem klingonischen Reich doch gestärkt.
Wer konnte als Agressor in Frage kommen?
Vielleicht die Romulaner?
Auch das hielt er, wenn man bedachte, dass die U.S.S. Titan gerade auf dem Weg ins Imperium war und dort versuchte, diplomatische Beziehungen zu knüpfen, eher für unglaubwürdig.
Und dann schluckte er. Es konnte nur wie vor zwei Jahren sein, als die komplette Station in Panik geraten war – gut, nicht die Station, aber das Personal. Damals war eine Transwarpleitung in direkter Erdnähe aufgetaucht und hatte eine Borg-Sphäre ausgespuckt, aus der sich hinterher die Voyager , wie ein Vogel aus einem Ei, freikämpfte. Vielleicht hinkte der Vergleich mit dem Vogel etwas – schließlich war ein Ei das natürliche Habitat eines Jungvogelembryos, bis sich dieser durch den Akt des „Freipickens“ aus dieser Schale befreite. Das konnte man von der Beziehung Voyager - Borgsphäre nicht wirklich behaupten.
Eigentlich war dies auch vollkommen unerheblich, wichtiger war nur, dass damals eine ähnliche Hektik losbrach, wie jetzt. Und dieses Mal war es an ihm, zu entscheiden, ob er den Ruf ins Starfleet-Headquarter entsenden und die schlafende Erde unter sich tatsächlich in einen Albtraum wecken sollte.  Und als er sich entschieden hatte, war der ganze Spuk vorbei.

Im Jahr 2379 blickte Admiral William Husker Adama auf die DRADIS-Anzeigen. Neben ihm tat Commander Tigh das Selbe, schaute dann zu ihm. Auf der Flucht vor der Tyrannei der Zylonen flogen die beiden letzten intakten Raumschiffe der Menschheit, die mächtigen Kampfsterne GALACTICA und PEGASUS , mit einer kleinen Transportflotte von Überlebenden durch das Weltall auf der Suche nach dem blauen Planeten, der Erde. Und sie hatten einen Planeten gefunden, dessen Ähnlichkeit sehr augenfällig war. Laut Sensoren besaß der Planet eine ihnen angenehme Gravitation, sogar die Sauerstoff-Stickstoff-Mischung war mehr als nur „für sie geeignet“. Eigentlich könnte es nicht besser kommen – dann sahen die beiden Offiziere, wie auf dem DRADIS die ersten Schiffe einer unbekannten Flotte auftauchten. Eigentlich hatte Gaeta es ihnen weit vorher gemeldet, ebenso den Fakt, dass die Dragonfly verschwunden war und Adama konnte sich nicht helfen – er musste sich gerade zwei Sachen fragen.
Erstens: Lag die Tatsache, dass die Dragonfly jetzt auch verschwunden war, am Fakt, dass ein Calvin Cat sie kommandierte?
Zweitens: Waren beide Cals eventuell Zylonen?
Gut, Letzteres war wirklich etwas sehr weit hergeholt, aber – eine gewisse Grundmißtrauischkeit konnte man ihm nach all den Erlebnissen nun wirklich nicht verübeln.
Jetzt, wo er die Flotte sah, die sich ihnen näherte, wusste er nicht so richtig, ob sie nicht vielleicht doch in eine Falle gelaufen waren.
Schnell wandte er sich an Dee und Gaeta: „Was ist das für eine Flotte?“
Die attraktive Dunkelhäutige antwortete als Erste, blickte auf ihre Konsole und zuckte mit den Schultern. „Die Konfiguration ist uns unbe…“,setzte sie an, stockte und wandte sich dann, mit einem Lächeln an Adama: „Ich glaube, ich habe eine Idee. Commander Middlegate hatte, kurz bevor er von einigen sehr übereifrigen Mitgliedern des Sicherheitsteams niedergeschlagen wurde, die Datenbank seines Schiffes mit unserer verknüpft. Sollten wir tatsächlich dort sein, wohin wir wollten, müssten diese Schiffskonfigurationen sich auch in der Datenbank des Föderationsschiffes wiederfinden.“
Mit ein paar genau so flinken, wie zielsicheren Griffen tippte die junge Frau auf den Computer ein, suchte die entsprechende Datei heraus und öffnete sie. Zumindest vermutete Adama, dass sie genau das tat – sie konnte natürlich auch jederzeit „Ping“ spielen, das wohl älteste Computerspiel der zwölf Kolonien. Doch als er sah, wie ihre nussbraunen Augen über den Bildschirm fuhren und wie sich ihr sinnlicher Mund weiter öffnete, bis er schließlich komplett erstaunt sperrangelweit offen stand, wusste er, dass sie las.
Sie wandte sich an ihn und lächelte: „Ich glaube, wir sind in Sicherheit, Sir.“
Seine Antwort, ein einfaches, rauhes „Wie kommen Sie darauf?“, ließ sie noch weiter lächeln. „Sir“, sagte sie und warf einen Blick auf die Daten: „Die Schiffe, die sich uns nähern, sind die Defiant , die Voyager , sowie die Calypso . Alle drei sind Schiffe, die der Föderation angehören und, wenn ich das richtig lese, ist die Voyager ein Schiff der Intrepid-Klasse, wie es auch die Dragonfly ist – das bedeutet, dass Captain Cat die Dragonfly entweder von diesen Leuten gestohlen hat oder tatsächlich im Dienst dieser Föderation ist. Aber egal, von welcher Seite wir es betrachten: Die Föderation ist unser Freund.“
„Sagen zumindest die Daten dieses Schiffes.“, merkte Tigh an und Dee konnte sich ein Nicken nicht verkneifen. „Das stimmt“, sagte sie, ehe sie einen Blick auf den Computer warf, „Aber bisher hat uns die Crew  der Dragonfly noch keinen Grund gegeben, uns zu mißtrauen.“
Der Commander blickte sie an und lächelte – wenn auch unaufrichtig, wie Adama fand – ehe er sagte: „Ich beneide Sie um ihren Optimismus.“
Und ehe Adama etwas sagen konnte, stockte Dualla und warf einen Blick auf ihre Konsole: „Admiral? Ich empfange einen Ruf von einem der Schiffe.“
„Stellen Sie mich durch.“

Ereignisse im „tiefen Raum“.
Das klingt im ersten Moment sehr wichtig, aufregend und man möchte es am Liebsten mit dem Wort „uuuuuuuuuhhhhh“ belegen.
Es ist aber alles nur eine Standortfrage. Von Vulkan aus kann Bajor schon „tiefer Raum“ sein,  von Bajor aus ist Deep Space Nine auch nicht so „Deep Space“ und aus Sicht der Wurmlochwesen ist das eigentlich alles egal, weil „Es ist nicht linear“.
Über die „Ereignisse im Nahen Raum“ hat eigentlich bisher noch nie jemand etwas geschrieben – lustigerweise, denn die Ereignisse die direkt vor der Haustür passieren können einen deutlich mehr betreffen, als irgendwas, dass sich hinter der nächsten Ecke ereignet. Natürlich, wenn es auf einen zukommt, wird es früher oder später den eigenen Raum, den „Nahen Raum“ betreffen, aber bis dahin fließt eventuell noch viel Wasser den Rhein hinunter. Oder die Mosel, Ems, Elbe, Lippe, Emscher, Rhône, Saone oder was man so an Flüssen in der Nähe hat. Nicht geeignet für den Spruch sind Kanäle, denn diese sind ja „Stehende Gewässer“, und der Spruch „Es steht noch viel Wasser den Mittellandkanal hinunter“ klingt irgendwie ziemlich unclever.

Jedoch in diesem Fall sind die Ereignisse „im nahen Raum“ von durchaus großem Interesse, denn auf der Erde gingen sämtliche Annäherungsalarmlampen an, die anzugehen in der Lage waren, als die Flotte, die der GALACTICA folgte in den Sektor sprang. Und irgendwie kann man die Panik, die die Damen und Herren des Stabes gerade unheimlich spürten, verstehen. Wenn man sich vorstellt, dass plötzlich, ohne dass irgendwelche Anzeichen dafür ersichtlich wären, im eigenen Vorgarten eine Gruppe von Leuten auftauchen würde – nicht mal reinkommen, sondern zack einfach mal da wären, ist ein gewisses mulmiges Grundgefühl durchaus verständlich.

Und so taten die Damen und Herren des Stabes das, was man, wenn man auf einer Farm wohnt und mehrere Leute anwesend sind, durchaus tun kann, wenn plötzlich merkwürdige Gestalten vor der Haustür auftauchen – man schickt ein paar Leute hin und lässt sie mal höflich fragen, „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“
In diesem Fall waren es drei Föderationsschiffe, die entsandt wurden, um die merkwürdigen Besucher mal genauer in Augenschein zu nehmen und Captain Chakotay hatte irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, als er die zerstreute Flotte sah. Verwundert wandte er sich an seinen XO, Thomas Eugene Paris, der das Schiff früher als Navigator geflogen hatte und sah, wie die blauen Augen des blondhaarigen ersten Offiziers eine gewisse Verwunderung annahmen.
„Ich kann mich nicht erinnern, solche Schiffe schon einmal gesehen zu haben.“, murmelte der Commander und warf seinem Captain einen Blick zu, den dieser zuerst mit einem kaum-merklichen Schulterzucken beantwortete und dann mit gerunzelter Stirn die Flotte betrachtete und sich dann an den Asiaten wandte, der an Tuvkos Konsole stand.
‚Nein’, verbesserte sich Chakotay, ‚es ist jetzt Harrys Konsole.’
„Mister Kim?“, fragte er und deutete auf die Flotte: „Wie ist Ihre Einschätzung?“
Lieutenant Harry Kim erlaubte sich einen kurzen Moment der Verblüffung, ehe er seine Finger über die Konsole gleiten ließ und sich die in diesem Moment eintreffenden Daten ansah. Kurz blickte der Asiate auf, wandte sich dann wieder seiner Konsole zu und schüttelte den Kopf: „Die Schiffskonfiguration ist unbekannt, gleichges gilt für Hüllenzusammensetzung und Schiffskennung. Die Registriernummer lautet…“
Er brach ab, schaute erneut auf die Daten und hob dann den Blick: „BSG 75 – Battlestar GALACTICA.“
Tom Paris wandte seinen Kopf zu Harry herum: „Sagtest Du gerade GALACTICA?“
„Ja, wieso?“
Harry Kim war verwirrt, als er sah, wie Tom sich auf seinen Platz setzte und nachdenklich den Kopf schieflegte. Doch er hatte keine Zeit, sich über das Verhalten seines XO und Kumpel Gedanken zu machen, als seine Konsole eine Meldung ausspieh.
Er wandte sich an Chakotay: „Sensoren melden, dass die GALACTICA Atomraketen bereit macht.“
„Schilde hoch.“, war die eher ruhige Antwort des Indianers, ehe er ihn erneut anblickte: „Versuchen Sie, dieses Schiff zu rufen.“
„Aye, Sir.“

„Wir empfangen einen Ruf.“, sagte Dualla in diesem Moment im CIC der GALACTICA und schaute zu Adama herüber: „Ich glaube, dass die Atomraketen ihre Aufmerksamkeit erweckt haben dürften.“
Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen des Kommandanten, ehe er sich der attraktiven Dunkelhäutigen zuwandte: „Stellen Sie mich durch.“
Damit griff er zum Telefon, das er schon so oft verwendet hatte, dass er das Gefühl nicht loswerden konnte, mit ihm verwachsen zu sein.
Sein „Hier ist Admiral William Adama vom Kampfstern GALACTICA“ hallte durch das CIC und er hatte das Gefühl, dass er noch rauher klänge, als er es normalerweise tat.
Eine Reaktion blieb kurzzeitig aus, ehe die sympathisch-klingende Stimme eines Mannes aus dem Telefon hallte: „Admiral Adama, schön ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin Captain Chakotay von der USS Voyager . Darf ich fragen, was Sie in unseren Sektor treibt?“
„Ihr Sektor?“, fragte Adama und klemmte das Telefon zwischen Schulterblatt und Ohr ein, ehe er zu Dualla herübergestikulierte, dass sie die Daten abgleichen sollte.
Die hübsche Frau verstand und ließ ihre zarten Finger, einer Klavierspielerin gleich über die Tasten des Computers gleiten. Es dauerte keine fünf Sekunden, ehe sie die entsprechenden Dateien gefunden hatte, überflog sie schnell, ehe sie zu Adama herübernickte, der ein „Sie meinen… die Erde?“ an seine Frage „Ihr Sektor?“ fügte.
Erneut entstand eine Pause, die in diesem Fall jedoch eher einer gewissen Grundverwirrung geschuldet war, von der sich Adama sicher sein konnte, dass sie auf dem Föderationsschiff herrschte. Auch das „Genau“ von Captain Chakotay zeugte von eben jener Verwirrung, als er fortfuhr: „Sie scheinen nicht aus dieser Umgebung zu sein. Wenn ich fragen darf – wo kommen Sie her?“
„Caprica“, sagte der Admiral leise, was im CIC beinahe nach einem Knurren klang – aber andererseits klang beinahe jeder Satz, den er sagte, nach einem solchen Geräusch.

Plötzlich war Tom Paris auf den Beinen. Nicht dass Chakotay sich irgendwie erschrak oder sich wunderte, aber es verblüffte den Captain schon, dass sein XO wie aus dem Boden gewachsen neben ihm stand, obwohl er sich gerade eben noch auf seinen Platz gesetzt hatte.
Die Worte, die der erste Offizier seinem Kommandanten ins Ohr flüsterte, ließ das Tatoo auf Chakotays Stirn in Folge des Stirnrunzelns ein wenig „zerknautscht“ wirken, als er sich an Paris wandte: „Könntest Du das nochmal wiederholen, Tom?“
Und gerade, als der Angesprochene genau dies machen wollte, piepste Harrys Konsole erneut und der taktische Offizier warf einen Blick auf die Anzeigen.
„Sir“, meldete er, „die Sensoren melden eine Raum-Zeit-Verzerrung hinter der Flotte.“
„Klartext, Harry?“, verlangte Chakotay zu wissen und nachdem Harry erneut den Computer befragte, blickte er entsetzt auf: „Es sieht aus wie eine Transwarp-Leitung.“
Beinahe wäre dem früheren ersten Offizier der Voyager ein Fluch entwichen, als er sich zu Harry umdrehte und ein „Roter Alarm!“ befahl.
Dann räusperte er sich: GALACTICA – ich weiß nicht, in wiefern Sie sich zu verteidigen in der Lage sind, aber ich empfehle ihnen, sich gegen einen Angriff zu rüsten.“
„SIR!“, unterbrach ihn Harry, „Ich empfange hier gerade eine Textbotschaft – die Quelle ist die Raumverzerrung.“
„Was steht da?“, wollte Chakotay wissen und Lieutenant Kim räusperte sich, ehe er das Wort „Geronimo“ vorlas. Irgendwas verriet Tom Paris, dass sein Kumpel Harry genau so verwirrt war, wie er.
Geronimo? Was sollte das?
„Die Verzerrung öffnet sich.“, sagte Harry in diesem Moment und Tom wandte den Blick zum Bildschirm. Tatsächlich – etwas schob sich durch einen gedachten Ereignishorizont einer Raumverzerrung, nahm langsam Formen an und es würde ihn nicht wundern, wenn sich ein oder mehrere Borgschiffe aus dieser Verzerrung lösten.
Doch das Gefährt, dass durch das Verzerrungsfeld glitt, sah weder kubisch noch spährisch aus. Vielmehr erinnerte es ihn an die Voyager – wenn man sie mit Materialien des 20. Jahrhunderts gebaut hätte. Vor seinem inneren Auge flammte ein Bild des ersten Erdschiffes auf, das jemals größer als ein Shuttle gewesen und sich in der Lage gesehen hatte, Überlichtgeschwindigkeit zu fliegen. Er erinnerte sich daran, wie er, nach seiner Rückkehr in den Alpha-Quadranten an einer Konferenz teilgenommen hatte, in deren Verlauf sich sein gesamtes Bild der Menschheit auf den Kopf gestellt hatte.

„Ich lese die Registriernummer des Schiffes“, riss Harry Kims Stimme den Commander aus seinen Erinnerungen. Die Frage, wieso ein Föderationsschiff Konstruktionsähnlichkeiten mit einem frühen Erdenraumschiff aufwies, beschäftigte ihn zu diesem Zeitpunk allerdings immer noch – als er die Registriernummer und den Namen dieses Schiffes hörte, wunderte ihn allerdings nichts mehr.
„U.S.S“, las Harry vor, „ Dragonfly . NCC 0815-A.”
To be continued

CaptainCalvinCat:
Kapitel 2 – Trautes Heim…
Ein Grinsen lief über Calvin Nathan Cats Züge, als sie endlich die Raum-Zeit-Barriere durchbrochen hatten und zum richtigen Zeitpunkt angekommen waren. Wenn die Berechnungen seines Chefingenieures Sebastian ‚Scotty’ Middlegate auch nur annähernd zutrafen, dann waren sie gerade einmal vier Minuten nach dem Konvoy der GALACTICA und der PEGASUS angekommen und konnten noch Schlimmeres verhindern.
Captain Calvin Nathan Cat bevorzugte es, sich mit „Cal“ ansprechen zu lassen, statt mit „Captain“, war mit 1,83 Metern relativ groß, hatte grüne Augen und kurze, blonde Haare, sowie einen Körperbau, der seine Lebensgewohnheiten (Milchschnitte und Cola zum Frühstück, kaum Mittagessen, dafür abends richtig reinhauen) komplett ad absurdum führte.
Er, sowie sein Zwillingsbruder Richard Nathaniel Cat, hatten die U.S.S DRAGONFLY erdacht, geplant und aus der Taufe gehoben.
Aus diesem Grunde hatte er sich zum Captain ernannt, während sich sein Zwilling, der sicherlich mit seinem 1,0-Schnitt besser geeignet und qualifiziert gewesen wäre, als der 3,2er Kandidat Cal, dann doch lieber versuchte, auf ehrlichem Wege zum Captain zu werden und sich den Rang nicht einfach zu „erschwindeln“.
Das dies zu einer tiefen Kluft zwischen den Gebrüdern führte, dürfte zu verstehen sein, denn „erschwindeln“ war für den Captain honoris causa ein etwas hartes Wort.
Nun jedoch 4 Jahre nach den Ereignissen, die zum Bau der DRAGONFLY, dem damit einhergehenden „Jungfernflug“ und den ersten interstellaren Problemen führten, bewertete selbst Rick, der zur Zeit als Lieutenant auf der U.S.S.Roswell Dienst tat, die Situation ein wenig anders.Ausserdem hatte Cal es geschafft, tatsächlich zum richtigen Captain befördert zu werden.

Agatha war seine erste Offizierin, eine wunderschöne Frau, mit feuerroten Haaren, die ihr bis zu den Hüften herunterreichten, von denen manche sagten, wenn Agatha Bauchtanz lernen würde, wären diese Hüften gefährliche Waffen.  Was diese Leute nicht wussten, war, das Agatha sowieso Bauchtanz erlernte und das diese Hüften nur halb so gefährlich waren, wie der berühmte Killerblick, den sie jedes Mal aufsetzte, wenn ihr jemand dumm kam.
Dann konnte es passieren, das man der Meinung war, der Raum erkalte binnen Nanosekunden auf 0 Grad Kelvin, also immerhin Minus 273 Grad Celsius. Aber Agatha war nicht nur bildschön, eine Wildkatze, wie sie im Buche stand und daher durchaus in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren, sie war auch noch aussergewöhnlich clever. Was eigentlich der Grund sein sollte, weswegen sie die Kommandantin der U.S.S DRAGONFLY hätte sein sollen, aber da Cal dort eine leicht despotische Ader durchblitzen lies, und sich selbst den Captainssessel gönnte, tat er danach sofort das Richtige und machte Agatha zu seiner ersten Offizierin – damit wenigstens der XO wusste, was er tat.

Sie hatten zusammen eine Unmenge von Abenteuern erlebt, von denen einige aber mal sowas unter die Kategorie NC-17 fielen, dass man sie hier nicht mal ansatzweise erwähnen durfte. Aber das waren eher die privateren Abenteuer. Im „All-Tag“ lief es weit gesitteter, wenn auch nicht unbedingt risikoärmer ab. Und hier wogen die Risiken gleich richtig schwer – war das Verletzungsrisiko der privaten Abenteuer vielleicht mal ein verknackster Knöchel oder ein verschobener Wirbel, ging es in den beruflichen Abenteuern wirklich extrem zur Sache.
Da wurde der Captain gern mal als Geisel gehalten, während Agatha sich überlegen musste, wie sie ihren CO (commanding officer) wieder aus dem Schlamassel, den er – da wollen wir fair sein – meistens selbst verursacht hatte, herausbekam. Und meistens funktionierte es.
Nicht so, wie bei dem Auftrag, von dem sie gerade zurückkamen.
Da sollte es eigentlich eine ganz einfache Sache sein.
Hin zum Sternbild der Jagdhunde – gucken, wer sich da meldet.
Problematisch wurde es, als diejenigen, die sich da „meldeten“ zur Rasse der sogenannten „Zylonen“ gehörten.

Zylonen – noch vor ein paar Tagen wäre es Captain, Commander und Crew nicht in den Sinn gekommen, sich mit so etwas mal expliziter herumschlagen zu müssen.
Gut – durchdrehende Borg, randalierende Dalek, rauflustige Klingonen, intrigenspinnende Romulaner und merchandise-erfahrene Ferengi – damit kam man klar. Aber eine Rasse, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Menschheit zu vernichten?
Die Borg wollten die Menschheit assimilieren, also ihrer eigenen Rasse hinzufügen, was zwar auch eine Vernichtung der Menschheit als solcher, aber nicht unbedingt der menschlichen Kultur bedeutete.
Die Dalek wollten zwar auch E-LI-MI-NIE-REN , wie sie immer skandierten, aber auch hier war es klar, dass die menschliche Rasse irgendwo im All überleben konnte.
Die Klingonen – denen waren die Menschen als solche relativ egal. Als Handelspartner, Kommandanten oder Zielscheiben eigneten sich die Menschen ganz gut, aber als solches – eine wirkliche Bedrohung sahen die kriegerischen Aliens die Menschen nicht an – lediglich als ein willkommenes Mittel mit dem Kriegssäbel zu rasseln, weil man beleidigt worden war – aber nicht als Bedrohung per se.
Gleiches galt für die Romulaner, denen die Menschen als solche auch eher egal waren – und die Ferengi wären schön dämlich, wenn sie sich in der Tötung von Handelspartnern üben würden.

Aber die Zylonen? Das war ein komplett anderer Schlag.
Von den Menschen konstruiert, damit sie ihnen schwere und gefährliche Arbeit abnahmen, taten sie irgendwann das, was jede unterdrückte Spezies tut – sie probten den Aufstand.
Sie probten ihn nicht nur, sie hatten damit sogar Erfolg.
Es war ein blutiger Aufstand, dem ein langer Krieg folgte – dessen Ursachen die meisten Menschen bis heute nicht wirklich begriffen hatten.
Nach einigen Jahren entschloss man sich, einen Friedensvertrag zu schließen – die Zylonen suchten sich einen Planeten, auf dem sie residieren konnten… und alles wäre wunderbar gelaufen.
Man hatte sogar eine Begegnungsstätte für Menschen und Zylonen errichtet.

Doch es kam anders.
Diese Geschichte handelt nicht davon, dass die Sklaven zu ihren damaligen Herren zurückkehrten und feststellten, dass es daheim doch viel schöner war.
Sie handelt auch nicht davon, dass die Menschen zu ihren früheren Zylonensklaven flogen und ihnen sichere Jobs anboten oder ihnen erneut Knechtschaft androhten.
Nein – es kam der Tag, an dem die Sklaven zu ihren ehemaligen Herren zurückkehrten – um sie ein für alle mal auszulöschen.

Diese Geschichte tangiert einen groß angelegten Genozid, eine Geschichte hinter der Geschichte – eine Geschichte voller Liebe, Leidenschaft, Sex, Hingabe, aber auch Verlust, Verrat, Tod und Tragödie.
Fragt Kara Starbuck Thrace, die weiß ein Lied von all diesen Aspekten zu singen.
Doch von ihr und ihren Freunden vom tapferen Kampfstern GALACTICA, einem der letzten Schiffe der Menschheit, wird später berichtet werden.



„Wir haben das Verzerrungsfeld verlassen.“, meldete Jill Menacer – Commander, Freundin, taktischer Offizier – und Cal wandte sich zu ihr herum: „Und, wieviele Schiffe wurden von der Föderation schon platt gemacht?“
Jill ließ ihre blauen Augen über die Konsole gleiten – natürlich nicht die kompletten Augen, sondern nur den Blick aus selbigen – ehe sie sich mit einem zufriedenen Lächeln an ihren Kommandanten wandte: „Keines.“
„Das is schön. Ruf das Föderationsschiff, das am nächsten an uns dran is.“
Kurz betrachtete die TO (tactical officer – in diesem Fall wäre „officeress“ das Wort der Wahl, aber das gibt es, ausser im Film „Falling down“ nicht, aber ‚die tactical officer’ klingt ein bischen komisch) die Konsole (hier passt der weibliche Artikel wieder) und wandte sich mit einem Lächeln an Cal: „Es ist die Voyager.“
Das Lächeln schien von Jills auf Cals Lippen zu wechseln, als er zu Agatha blickte, ihr zuzwinkerte und dann zu Jill nickte: „Dann stell mal durch.“


Tom lächelte. Er erinnerte sich daran, wie er den Kommandanten und das Schiff das Erste mal gesehen hatte.
Aber damals wirkte das Schiff doch noch wie eine Intrepid -Klasse und nicht …
„Wir werden gerufen“, hörte er Harrys Stimme und Chakotay schaute ihn an: „Da bin ich gespannt. Auf den Schirm.“

Die Flotte verschwand vom Bildschirm und machte dem grinsenden Gesicht des Kommandanten der DRAGONFLY platz, der sich gerade das Gesicht rasierte: „Wenn es euch nichts ausmachen würde, fände ich es ganz toll, wenn ihr die Flotte direkt vor euch nicht unter Feuer nehmen würdet. Die sind mit uns unterwegs.“
Chakotay wollte gerade eine Frage stellen, da verschwand der Captain schon vom Hauptschirm. Verblüfft hob Harry den Kopf: „Der hat den Kanal unterbrochen.“
Tom und Chakotay blickten einander an: „Typisch Cal.“



Man schrieb das Jahr 2377. Gerade vor ein paar Tagen war die U.S.S. Voyager von ihrer beinahe sieben Jahre dauernden Odyssee im Delta-Quadranten zurückgekehrt und man hatte sich einerseits an die Reparaturarbeiten und andererseits daran gemacht, sich mit der Umgebung wieder vertraut zu machen.  Und gerade, als Thomas Eugene Paris gedacht hatte, mit seiner Rolle als Familienvater und Ehemann klar zu kommen, riss ihm eine Konferenz in San Francisco den Boden unter den Füßen weg.

Der Konferenzraum wurde aus offensichtlichen Gründen „Roundtable“ genannt – er war nämlich rund. Kreisrund. Data, der Wissenschaftsoffizier der U.S.S. ENTERPRISE – E , stand vor Kopf, hinter ihm befand sich ein großer Monitor und der Androide hatte gerade eine Meldung verlauten lassen, die durch das laute „Bei allem Respekt, das kann nicht wahr sein.“, von Tom höchstselbst gesprochen, noch am Besten kommentiert war. Die Augen Catryn Janeways blickten ihn an und mit einem Hauch von Amüsement und mütterlicher Liebe, aber einem Großteil Strenge sagte sie nur kurz seinen Namen.
„Entschuldigung.“, murmelte Paris und blickte erneut in die Runde. Und was sich hier für eine interessante Gruppierung versammelt hatte.   
Eigentlich war es eine Konferenz für die Captains und die XOs von 6 ausgewählten Schiffen – aber da Commander Chakotay gerade andere Verpflichtungen hatte, von denen Paris lieber nichts Genaueres wissen wollte, war er von Janeway mitgenommen worden. Aber so hatte der Offizier die Möglichkeit, sich mit einigen Captains im selben Raum zu befinden und das war ja auch schon mal etwas wert. Vermutlich würde Harry Kim vor Neid die Wände hochgehen, wenn er von seinem Date mit Libby wiederkam und hörte, dass er – Tom Paris – während Harry die Zeit mit seiner Verlobten verbracht hatte, Captain Jean Luc Picard die Hand gegeben hatte. Dieser zählte mit seinem ersten Offizier – William T. Riker – nämlich zu den anwesenden Offizieren. Die anderen Captains und ersten Offiziere waren ihm eigentlich nur namentlich bekannt, lediglich die Captains Sisko und Kira hatte er vor sieben Jahren einmal getroffen, als er auf die Station Deep Space Nine kam und von dort aus mit der Voyager in die Badlands fliegen sollte. Damals konnte er nicht wissen, dass dies eine sieben jährige Reise werden würde, die ihn auch in den Ehehafen bringen würde. Wie hatte er sich in den letzten Jahren entwickelt, war zu einem durchaus verantwortungsbewussten Mann geworden – ein weiter Weg von dem Kerl, der damals einen Pilotenfehler hatte verschleiern wollen.
Er stockte, als er bemerkte, das er von den anwesenden Offizieren angesehen wurde. Allen voran  Captain Jean Luc Picard, ehe er zu dem goldäugigen Androiden schaute, der sie alle hierher gerufen hatte: „Ich stimme Lieutenant Paris zu, Mister Data. Wir wissen, dass der erste Warp-Flug durch Zephrem Cochrane gestartet wurde.“
„Dieser Fakt ist korrekt.“, sagte der Androide in seiner für ihn typisch leidenschaftslosen Stimme, „Allerdings ist dies nicht der erste Überlicht-Flug, den die Menschheit je erlebt hat. Es liegt mir fern, die Leistungen Professor Cochranes zu schmälern und er ist definitiv der Raumfahrtpionier, dem wir unseren heutigen Antrieb zu verdanken haben…“
„Wie können Sie daher behaupten…“, setzte Paris an und Data bedachte ihn mit einem neutralen Blick: „Ich möchte Sie bitten, mich ausreden zu lassen, Lieutenant Paris.“
Dann wandte er sich Picard zu: „Captain – meine Aufgabe nach Beendigung des Dominion-Krieges war es, die beschädigten Datenbanken der Föderation wieder zu reparieren und dort, wo Beschädigungen zu schwerwiegend waren, eigenhändig Daten einzufügen. Sie wissen, dass mein positronisches Gedächtnis fehlerlos funktioniert.“
„Wie kommt es, dass Sie jetzt diese Daten ausgegraben haben?“, erklang eine Stimme, die deutlich jünger als die Toms war und der Pilot der Voyager wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war – wobei er sich gar nicht viel wenden brauchte, denn die Person, die diese Frage gestellt hatte, saß ihn im großen Rund des Tisches genau gegenüber.

Data musste sich jedoch umdrehen, betrachtete den jungen Mann: „Der dritte Weltkrieg hat nicht nur etliche Leben, sondern auch eine große Menge an Daten gekostet, Captain Cat,  womit ich mich in allererster Linie auf solche beziehe, die als „Streng Vertraulich“ klassifiziert wurden. Diese Daten wurden in Unterverzeichnissen gespeichert und mit einem Verschlüsselungscode versehen, den der Computer der ENTERPRISE zusammen mit mir zu entschlüsseln in der Lage war.“
„Und hierbei stellte sich heraus, dass es weit vor dem dritten Weltkrieg ein sogenanntes „Stargate-Programm“ gab und das erste Raumschiff, dass auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, die X-303 war?“, fragte Picard.
Data nickte: „Auch bekannt als Prometheus, Sir.“
Der Mann, den Data „Captain Cat“ genannt hatte, beugte sich vor, betrachtete das Gefährt, das nun auf dem großen Monitor hinter Data gezeigt wurde und wandte sich an die Frau, die neben ihm saß. Sie hatte raspelkurze, blonde Haare, blaue Augen und lächelte ihm, Tom, kurz zu, ehe sie sich an den Mann neben sich wandte.

Mehr musste Tom gar nicht wissen. Er sah, dass die rote Uniform, die sie trug und die drei Rangpins sie eindeutig als Commander auswiesen und er vermutete, dass es sich dabei um die XO Captain Cats handelte, der in diesem Moment zu Tom herüberblickte, auf den Monitor deutete und nickte: „Schickes Schiff, was?“
Und ehe er darauf antworten konnte, geschahen zwei Dinge.
Erstens gab Captain Picard einen Laut von sich, der nicht unbedingt angenehm klang, zweitens öffnete sich die Tür, die zu „Roundtable“ führte und eine attraktive Blondine betrat den Raum, gestützt von Chakotay. Sie hielt sich den Bauch, stöhnte einmal und taumelte nach vorne, ehe sie sich an dem Stuhl, der Cat gehörte, festklammerte. Der Captain schien die Blonde sehr genau auswendig lernen zu wollen, was ihm einen Stoß in die Seite seitens der Frau, von der er vermutete, dass sie Cats XO sei, eintrug, ehe sie sich in die Augen griff und zwei gefärbte Kontaktlinsen herausholte. Dann blickte sie Cat an, der grinste und ein sehr deutlich sichtbares: „Ich find deine grünen Augen hübscher, Gathy“ flüsterte, ehe er sich umwandte und Seven of Nine anblickte, die in diesem Moment ihre Schmerzen anscheinend abschütteln konnte.
„Ich wollte nicht stören“, sagte sie in einer angenehmen Stimme und fokussierte Captain Janeway und ihn: „Die Borg…“
Weiter kam sie nicht, denn Picards Kopf ruckte hoch und sein Blick traf den ihrigen: „Sie… sind in die Vergangenheit gereist?“
Seven nickte, ehe ihre vollen Lippen sich zu einem weiteren, gepeinigten Atmen teilten und die Borg Picard anblickte: „Wir müssen sie aufhalten.“
„Das werden Sie.“, setzte Data an und wandte dann seine goldenen Augen dem Captain neben Seven zu: „Um genauer zu sein, die Crews der Voyager und der DRAGONFLY .“
Captain Cat stockte.
„Erm… wieso wir?“
„Das ist vollkommen unerheblich.“, meldete sich Janeway zu Wort und schaute den Captain, der ihr gegenübersaß an, „Wieviel Zeit benötigen Sie, um die DRAGONFLY fertig zu machen?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ne Stunde?“
Damit blickte er zu Seven: „Wieviel Zeit haben wir denn?“
„Je länger sie benötigen, desto mehr Zeit verlieren wir.“, erwiderte die Borg mit einem eiskalten Blick.
Cal riss die Augen auf: „Okay, dann sind wir fertig.“




Auf der GALACTICA war man inzwischen auf das Schlimmste vorbereitet… Adama sah schon, das ihr Kampf verloren war.
Doch dann meldete sich Cal: „Hi Leute – gute Nachrichten. Die unbekannten Objekte sind unsere Freunde. Ihr seid vorläufig in Sicherheit.“

Was dieser eine Satz ausgelöst hatte, war wirklich beachtlich.
Auf der Brücke herrschte zunächst Totenstille.
Bill Adama fühlte sich wie betäubt, wie vor den Kopf geschlagen.
Es war vorbei? Konnte das wirklich sein?
„Das ist doch ein Trick der Zylonen.“, schoss es ihm durch den Kopf.
Oder?
War es ein Trick der Zylonen?
Adama konnte es sich vorstellen – natürlich, das wäre, wenn man ihn fragen würde, ein probates Mittel, das der Feind anwenden konnte.
Zunächst lullen wir den Gegner im falschen Gefühl der Sicherheit ein und schlagen dann zu.

Den lauten Schrei hörte er in dem Moment, als er losbrach.
Der Kommandant der GALACTICA zuckte zusammen und sah dann mit einem gewissen amüsierten Funkeln in den Augen, wie Gaeta auf Dee zusprang und die hübsche Dunkelhäutige umarmte.
Felix Gaeta – er war schon ein Fall für sich.
Es amüsierte Adama, zu sehen, wie die Worte des Sternenflottencaptains den eigentlich recht beherrschten Offizier zu einem derartigen Freudenausbruch hinrissen.
Und dann gab es kein Halten mehr.
Kara und Lee sprangen sich, lächelnd in die Arme, dann wandte sich Lee seiner Frau und Kara ihrem Mann zu und küssten ihren jeweiligen Partner…

Erneut legte sich ein Lächeln auf Adamas Lippen, das sich verbreiterte, als er Saul Tigh neben sich auftauchen sah, der ihm eine Metalltasse reichte und anschließend mit goldener Flüssigkeit füllte.
Ambrosia.
Das stark-alkoholische Getränk der Kolonien.
‚Zur Hölle, selbst wenn es eine Falle ist – der Schiffsmoral tut es sicher gut.’, dachte sich Adama und gab sich lächelnd dem Gefühl der Sicherheit hin. Er nahm dankend die Tasse und setzte sie an die Lippen an.
‚Wir haben es geschafft.’, schoss es ihm durch den Kopf, als er trank, ‚Bei den Göttern.’

Galen Tyrol konnte nicht anders, er musste lächeln.
Seine Deckgang war gerade offenbar – völlig durchgeknallt.
Eine halbe Stunde, nachdem er zu sich gekommen war, war das Schiff auf taktischen Alarm gegangen.
Tyrol hatte gehört, dass die Flucht vor den Zylonen die entscheidende Phase erreicht hatte und befürchtete nun, da der Alarm ausgebrochen war, dass die Zylonen doch gewonnen hatten.
Der Chefingenieur machte seinen Frieden mit den Göttern – und wartete, mit seiner Frau, Cally, im Arm, auf das Ende.
Doch es kam nicht.
Stattdessen beendete man den Alarm – und Admiral Adamas Stimme raunte durch die Lautsprecher.
Es war wie damals vor drei Jahren gewesen – es war wieder eine kurze Situationsbeschreibung, ein Sit-Rep, wie man es so schön nannte – doch im Gegensatz zum damaligen, geraunten „Von diesem Moment an sind wir im Krieg.“, erklang nun die Stimme des Admirals: „Von diesem Moment an sind wir in Sicherheit.“

PENG.
Das war's.
Nun brachen alle Dämme.
Egal in welcher Position man vorher gewesen war, welchen Rang man vorher bekleidet hatte – nicht das man groß darauf geachtet hätte, nicht mit einem Vorgesetzten zu fraternisieren, mit den Regeln war es nach dem Zusammenbruch der Kolonien verständlicherweise sowieso nicht allzu weit her  -  man lag sich, himmelhoch jauchzend in den Armen.
Der Krieg, der soviele gute Techniker, Nuggets, Piloten, Offiziere – und auch Tyrols Sharon, die man damals Boomer genannt hatte – gekostet hatte, war vorbei.
Schien vorbei.
War vorbei.
Und die Deckgang ergab sich ihres Freudentaumels, dem auch Tyrol sich nicht entziehen konnte – und wollte.


Doch… an Bord ihrer Raptor saß Sharon Valeri und schaute nach draußen.
Der Weltraum… unendliche Weiten – hatte man in dieser Welt Platz für eine Zylonin? War sie von Bedeutung? War sie von Wert?
Oder konnte man sie einfach loswerden?

Naja, wie man sieht – nicht alle waren glücklich… Präsident Baltar gehörte zu dieser kleinen Minderheit, die der Sache nichts Positives abgewinnen konnte… jetzt war er nicht mehr der wichtigste Mann – er war, im Gegenteil, wieder das, als was er angefangen hatte – Zylonenexperte, aber einer, in einer Welt, in der es keine Nachfrage nach Zylonenexperten gab. Im Grunde war er Überflüssig.
„Was kann ich hier noch tun?“, schoss es ihm durch den Kopf und er stöhnte innerlich auf, als er sich selbst die Antwort lieferte: „Nichts – ich bin überflüssig. Ich kann genau so gut…“

Baltar war Wissenschaftler – in seiner Welt gab es keinen Platz für „Überflüssiges Dasein“. Funktionalität bestimmte die Lebensdauer und das Leben als solches. Und Gaius Baltar übte keine Funktion mehr aus – mit einer Anwesenheit in Sicherheit gab es keine Nachfrage für einen Zylonenexperten und noch weniger für einen Präsidenten eines obsoleten Systems.
Die einzige Person, deren aktueller Rang noch unnötiger war, als seiner, war Laura Roslin. Doch die Frau war wenigstens noch Lehrerin, sie erfüllte also einen Nutzen.
Er war ein technisches Genie, keine Frage, nur würde es in dieser Welt auch keine Nachfrage nach technischen Genies geben, denn diese Welt hatte dies alles. Das bewies die DRAGONFLY , sowie die anderen Schiffe, die er nun sah, wenn er aus dem Fenster der Colonial One blickte.
„Nein, mein Leben ist hier völlig überflüssig. Ich kann genau so gut…“


Er hatte es schon zum zweiten Mal gesagt und nun sollten den Worten Taten folgen.
Er griff nach dem scharfen Brieföffner und betrachtete ihn.
Ein Wahlsieggeschenk von Gina Inviere, mit der Aufschrift „In ewiger Liebe G.I.“ – Ironie des Schicksals, dass diese Ewigkeit nicht allzu lange dauerte, im Gegenteil, sie endete als sie, Wochen, nachdem Gaius die Wahl gewonnen hatte, eine Atombombe zündete und die Cloud Nine, an deren Bord sie war, zerstörte.

Baltar überlegte kurz und nahm dann den Brieföffner in die Hand, um sich die Pulsadern aufschneiden – aber die feingliedrigen Hände Natasis, der Frau, mit der alles angefangen hatte, legten sich auf die Klinge. Sie lächelte ihn an, küsste ihn sanft und raunte ihm, mit seinen Haaren spielend, ins Ohr: „Deine Zeit wird kommen, Gaius.“


An Bord der DRAGONFLY war die Situation recht entspannt.
Cal und Agatha saßen einander in ihrem Quartier gegenüber, er war fest entschlossen, das, was vor der Enterung der DRAGONFLY angefangen hatte, fortzusetzen.
Beide Offiziere hatten je ein Glas mit goldener, prickelnder Flüssigkeit in der Hand und Agatha hatte Cal schon, als er ihr das Glas gereicht hatte, überrascht angeschaut.
Wobei „überrascht“ ein krasser Euphemismus ist – „sparsam“ wäre das treffendere Wort der Wahl.
„Du trinkst doch sonst nie Alkohol.“, hatte sie gefragt und Cal hatte gegrinst: „Heute ist einfach ein besonderer Tag.“

Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, wusste er auch wieder, wieso er sonst keinen Alkohol trank, denn dieser Sekt, den er da vom Replikator hatte replizieren lassen, aktivierte alle seine Gesichtsmuskeln im Mund- und Lippenbereich, um alles, was verzogen werden konnte, zu einer Grimasse der Abscheu zu verziehen.
Dieser Alkohol schmeckte einfach nicht. Er war zu sauer, er prikelte im Mund und … er mochte ihn einfach nicht.
Agatha schien da keine größeren Probleme zu haben und trank das Glas, beziehungsweise, den Inhalt des Glases in drei großen Schlucken weg.
Das Agatha „einen Stiefel vertrug“, wie man es damals nannte, wahrscheinlich bezog man sich dabei auf das „Stiefelsaufen“, was man ja wiederrum unter anderem von Klaus Störtebeeker kannte, war ihm, Cal, schon vor Jahren klar gewesen. Schon bei der Weihnachtsfeier, als sie 18 Jahre alt waren und Trinken endlich legal war, hatte es in der Klasse des Captains ein kleines Saufgelage gegeben.
Agatha Silverbird „exte“, wie man im frühen 21. Jahrhundert zu sagen pflegte, 4 große Gläser Gin, Wodka und Whiskey.
Scotty hielt den Gin und Wodka mit, nach dem dritten Glas Whiskey lallte er Unzusammenhängendes und fand sich in inniger Umarmung mit der Tischplatte wieder, gegen die er geknallt war.
Und Cal hatte nach dem ersten große Glas Gin schon zuviel gehabt.
Aber er war noch wach genug geblieben, um zu sehen, wie Agatha nach dem vierten Glas Whiskey „Issmirheiß“ murmelte und begann, am Top zu nesteln.
Dann war auch er in Ohnmacht gefallen.

So war das mit Cal und Alkohol.
Er vertrug nicht viel und trank noch weniger – weswegen er wiederrum nicht viel Vertrug.
Teufelskreis eben.
Doch dem Captain war das heute – naja, egal ist hierbei das falsche Wort, er hatte nicht vor, betrunken in der Ecke zu liegen und zu lallen, wie schön Agatha doch sei, aber er wollte ein wenig feiern.
Und zum Feiern gehörte Sekt nunmal dazu.

Die Beiden tranken also (Cal ein Glas, Agatha zwei) und beschränkten sich darauf, den Tag Revue passieren zu lassen.
So lagen sie in seinem Bett, sein Kopf ruhte in ihrem Schoß und sie erzählten einander, was sie von den aktuellen Geschehnissen hielten.
„Was hat eigentlich das HQ gesagt?“, wollte Agatha wissen und Cal zwinkerte ihr zu: „Ich soll die Tage mal zu einer Besprechung vorbeikommen.“
„Und was wirst Du ihnen erzählen?“
„Na – das was passiert ist. Ich meine, das is so verquer, das glaubt einem keiner. Niemand würde glauben, dass wir in Agrabah waren und mit Aladdin und Jasmin gegen…“
Agatha grinste, packte ihren Kommandanten und presste ihm einen Kuss auf den Mund.
 Gleichzeitig umarmte sie ihn, sie verloren ihr Gleichgewicht und lagen nun wirklich im Bett.
Er schaute in ihre Augen und erlaubte sich, sich in diesen unglaublichen grünen Augen zu verlieren. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er sich ihr hingab.
to be continued

CaptainCalvinCat:
Kapitel 3 Das Hearing


Computerlogbuch der U.S.S. DRAGONFLY , 56944,8. Captain Cat.
Nachdem wir dem Start der Titan zugesehen haben, wurden wir von Admiral Nachayev gebeten, uns auf die Erde zu begeben und einen Bericht über die letzten Abenteuer der DRAGONFLY abzuliefern. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Sache noch sehr amüsant werden kann.

Der Blick in die ausdruckslosen Mienen der Admirale Benjamin Ross, Alynna Nachayev und Edward Jellico verliehen Cal das Gefühl, dass er gerade auf der Anklagebank saß. Gewissermaßen tat er das wohl, nicht zuletzt wegen diverser Eingriffe in die erste und die erste temporale Direktive.
„Captain“, setzte Nachayev an und der Kommandant der DRAGONFLY musste hart schlucken. Die Stimme klang nicht wirklich freundlich – allerdings war das bei ihr Standard, so hatte man ihm zumindest einmal gesagt. Und so guter Dinge er noch gestern abend gewesen war, desto nervöser wurde er jetzt, wo er diese drei mächtigen Admiräle vor sich sah.  Er blickte in die eisigen Augen Nachayevs und versuchte, freundlich zu lächeln, was vermutlich mehr als nur mißlang.
„Ja?“, fragte er und hatte das Gefühl, sich unter diesem Blick zu winden, wie ein Wurm.
Nachayev blieb völlig neutral.
„Captain Cat, würden Sie uns einmal genau schildern, wieso Sie ihre Position im Sternbild der Jagdhunde verlassen haben, erst diese Flotte vorbeischicken und dann auftauchen, als wäre nichts passiert?“
Okay – dass Nachayev einfach nur eiskalt sein konnte, hatte man dem Captain ebenfalls mitgeteilt. Sie hatte einfach diese Disposition, Fakten einfach so ‚rauszuhauen’, sich nicht um die Geschichte hinter diesen Fakten zu kümmern und ein möglichst schlechtes Licht auf die Situation zu werfen.
Cal räusperte sich, versuchte, den Köder nicht zu schlucken und antwortete dann, in einem langsamen, gemessenen und – seiner Meinung nach – perfektestem Oxford-Englisch-Tonfall, den man sich vorstellen konnte.
„Ma’am“, sagte er, wobei er das Wort nicht wie „Mäm“ aussprach, sondern es eher wie „Mam“ klang, was aber vollkommen mit dem britischen Hochakzent, den er gerade sprechen wollte, konform ging. Dann wandte er sich an die beiden Herren.
„Sirs“.
Und erneut fokussierte er Admiral Nachayev.
„Ich stehe zu meinen Berichten – die Hintergründe sind in den Logbüchern zu finden, aber – wenn Sie darauf bestehen, kann ich die Geschichte gerne noch einmal wiederholen.“
Nachayev blickte ihn an, als sich eine vierte Stimme meldete.
Cal wandte sich um, als sich Admiral Kathryn Elizabeth Janeway aus dem Schatten ins Licht lehnte und ihn mit einem mütterlich-warmen Lächeln anblickte: „Bitte, amüsieren Sie uns.“
Der Captain schenkte ihr ein ebenso kurzes, wie schüchternes Lächeln und räusperte sich.
„Wo soll ich anfangen?“
„Am Anfang.“, lächelte Janeway und Cal nickte.
„Okay – am Anfang.“, sagte er und schaute sich um: „Ich beginne am Besten mit den Antagonisten der Geschichte – den Zylonen.“
Damit lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete das komplette Admiralsquartett.
„Die Zylonen wurden von Menschen erschaffen.“, begann er und blickte in die Runde, „Sie entwickelten sich. Sie rebellierten. Sie sehen aus – und fühlen – wie Menschen. Einige sind darauf programmiert, zu denken, sie wären Menschen. Es gibt viele Kopien. Und sie haben einen Plan.“
„Plan, Captain?“, fragte nun Admiral Ross und schaute ihn verblüfft an, „Von welchem Plan sprechen Sie?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Gute Frage, Sir – ich weiß es selber nicht. Ich weiß nur, dass immer wieder die Rede davon war, dass sie einen Plan hätten.“
„Und was ist das mit den „Sie sehen aus wie Menschen?““, fragte nun Admiral Jellico. Cal wandte sich ihm zu: „Das habe ich nun selbst erlebt. Offenbar können Zylonen entweder menschliche Lebewesen klonen oder aber sie erschaffen Roboter und überziehen diese dann mit geklonter Haut. Also eines von beiden ist es auf jeden Fall.“
„Captain“, lenkte nun Nachayev die Aufmerksamkeit des Sternenflottenoffizieres auf sich, „Wenn ich ihren Bericht richtig lese, dann wurden Sie selbst geklont und für einige Zeit von eben jenem Doppelgänger als Kommandant ihres Schiffes ersetzt.“
‚oh Oh’, schoss es dem Kommandanten durch den Kopf, als er Nachayev anblickte und kurz – hilfesuchend – zu Janeway schaute, die ihn mit einer undurchdringlichen Maske ansah.
‚Naja, heute is n guter Tach, um den Pöter zuzukneifen’., schoss es ihm durch den Kopf, als er zu Nachayev blickte und mit einem „Das ist korrekt“ nickte.
„Woher sollen wir dann sicher sein, dass Sie nicht der Klon sind?“, fragte Nachayev und Cal zuckte mit den Schultern: „Ma’am, fragen Sie mich was Leichteres. Ich weiß, dass ich mich wie ich fühle, aber das ist so ziemlich das Klischee – ich glaub, jeder Klon fühlt sich, wie man selbst, oder? Ich kann mich daran erinnern, dass ein Klon von Chief O’Brien auch nicht gedacht hat, dass er der Klon wäre.“
„Dies soll keine Anklage gegen Sie sein, Captain.“, erklang nun wieder Janeways Stimme, ehe sie ihn anblickte: „Aber Sie verstehen, dass wir da sehr vorsichtig sein müssen.“
„Natürlich, Ma’am.“, sagte der Captain und zuckte zusammen, als die ehemalige Kommandantin der Voyager kurz einen Blick aufs PADD warf und sagte: „Wieso haben Sie den Convoy um die GALACTICA mitgebracht?“
Der Captain holte tief Luft.
Wo sollte er beginnen?
Am Anfang – schon klar.
„Nun“, setzte Cal an und begann, zu erzählen.


Cal wandte sich auf der Brücke der DRAGONFLY an Scotty Middlegate, der ebenfalls zugegen war: „Sag mal, wie weit sind wir mit dem … Du weißt schon… dem Dings.“
Scotty rollte mit den Augen: „Du meinst doch wohl unsere Möglichkeit, nach Hause zu kommen? In unser Universum? Naja – wir haben es an den Warpkern angeschlossen und – können eigentlich starten, wenn du willst.“
„Dann mach das mal.“, sagte der Captain, „und gib bitte auch der GALACTICA und dem Rest der Flotte Bescheid – Zerhackercode Cat 1“
Agatha warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Cal schüttelte mit dem Kopf: „Nein, Gathy! Das hier ist kein selbsgerechter, arroganter Versuch, seine Freunde zu retten, das hier ist ein selbstgerechter, arroganter Versuch die Menschheit und unsere Vorfahren zu retten, verdammt noch mal.“
„Vorfahren?“, murmelgurgelte Adama vom Bildschirm her, doch Cal schüttelte den Kopf: „Jetzt nicht, Admiral.“
Damit wandte er sich an Apollo : „Ich nehme an, die PEGASUS ist in Sicherheit gesprungen?“
Verblüfft blickte der Kommandant des Kampfsternes zuerst ihn und dann seinen Vater an, doch dann nickte er: „Nein, sie ist nur ausserhalb des Aktionsradius des Basissterns.“
Cal nickte: „Gut.“
Damit wandte er sich an Jill: „Sag der PEGASUS auch Bescheid, Zerhackercode Silverbird 1.“
Mit unerhörter Präzision glitten die Finger der taktischen Offizierin über die Konsole, dann wandte sie sich an ihren Kommandanten und nickte: „Meldung ist abgeschickt. – wir erhalten Bestätigungen von der gesamten Flotte.“
„Das ist sehr gut.“, murmelte der Captain, dann schaute er zu Sebastian herüber: „Meinst Du, dass das klappt?“
Kurz überlegte der Chefingenieur, dann zuckte er mit den Schultern: „Keine Ahnung. Eine kleine Marge für Fehler ist eigentlich bei allem gegeben. Ich nehme nicht an, dass uns großartige Probleme erwarten, aber – wie schon gesagt, mit einer kleinen Fehlermarge muss man eigentlich immer rechnen.“
Dies zu hören, und zu verstummen, war für den Captain eines.

Was, wenn ich mich täusche? Was, wenn ich falsch liege? , schoss es ihm durch den Kopf und man konnte diese Gedanken beinahe sehen. Verdammt – zu viel war schief gelaufen, zu viel hatte er verändern wollen und bei zu vielem hatte er versagt.
Was, wenn dies wieder so ein Punkt war? Was, wenn er erneut falsch lag? Vielleicht würde gerade die Entfernung der Flotte aus diesem Zeitrahmen alles nur noch Schlimmer machen?
Andererseits war es möglich, dass genau diese Handlung das Überleben der Menschheit sicherte.
„Cal?“, riss ihn die sanfte Stimme seiner XO aus den Gedanken. Er schaute auf, blickte in ihr aufmunternd-lächelndes Gesicht und merkte, wie neue Energie ihn durchfloss.
„Danke, meine süße Duracell-Batterie.“, grinste er, sah, wie sie ihn verwundert anblickte – war da eine Spur von amüsierter Verwirrtheit in ihrem Blick, ein „Ich nehm das mal als Kompliment“? – und richtete sich auf.
„Jill?  Schutzschilde hoch, Phaser auf die Zylonen ausrichten – feuern wenn bereit.“
„Cal, meinst Du nicht, das ‚feuern, wenn sie in Reichweite sind’ zweckmäßiger wäre? Du kennst doch Jill, sie ist immer bereit.“, grinste Scotty Cal zu und des Captains Gesichtszüge verrutschten.
„Bitte?“, fragte er und Agatha rollte mit den Augen, bevor sie sich vorbeugte und ihm ins Ohr flüsterte: „Das erklär ich dir später.“
Der Captain hatte zwar keine Ahnung, was sie genau meinen könnte, aber die Wortwahl und der Tonfall ließen ihn darauf schließen, dass es zumindest ein wenig… unpassend für eine Kampfsituation und dazu noch für die Brücke wäre.

„Wir wollten eigentlich alleine in die Gegenwart springen.  Dann begannen die Zylonen mit Nuklearwaffen zu ballern und unsere Verteidigungsmöglichkeiten wurden…“
Cal machte eine Pause, holte tief Luft und schüttelte den Kopf: „Locutusiert.“
Nachayev blickte ihn verdattert an: „Locutu… was?“
„Er bezieht sich auf die Tatsache, dass die Zylonen wussten, was für Waffen die Föderation im Arsenal hatte.“, sagte Janeway und warf Nachayev einen Blick zu, „Wie die Borg wussten, was die ENTERPRISE vorhatte, als Jean Luc Picard in Locutus verwandelt wurde.“
Cal nickte und fuhr fort.



Vor ein paar Sekunden hatte Jill einen Phaserstrahl auf den Zylonenbasisstern abgefeuert und das atomare Feuer hätte die kristallin-wirkende Struktur durchschlagen müssen, wie ein brennender Pfeil Butter durchschlägt.
Hätte.

HÄTTE.
Wie in „hat nicht.“
Stattdessen war der Phaserstrahl an einen grellbunten regenbogenbunten Energiespektakel absolut wirkungslos verpufft.


Der Basisstern schwebte immer noch absolut bedrohlich vor ihnen – und die anderen beiden Basissterne gesellten sich langsam, aber sicher, dazu.
Die Schiffe der Zylonen legten keine übermäßige Hektik an den Tag – im Gegenteil, sie zelebrierten Gelassenheit, Ruhe und Frieden.
Sie hatten ja auch nichts zu verlieren – ein Arsenal von Raketen, von denen mindestens die Hälfte Nuklearraketen waren, eine komplette Miniflotte von Zylonenangriffsjägern und Kaperschiffen und die Gewissheit, beim Sterben in einen neuen Körper heruntergeladen zu werden, wodurch das Sterben lediglich zu einem Prozess der Erfahrensgewinnung, wie man es Nicht macht, verkommt – all dies hatten die Zylonen auf ihrer Seite.

Im Gegensatz dazu die Menschen.
Sowieso schon abgekämpft, die einen von ihrem kürzlich erlebten Abenteuer, die anderen von einer inzwischen Monatelang dauernden Flucht vor den Zylonen.
Material- und Crewermüdung setzte ihnen ebenfalls zu.
Alles in allem waren die Menschen in einem recht desolaten Zustand, während die Zylonen all dies konnten, was die Menschen nicht konnten.


Der Captain zuckte mit den Schultern, als die vier Admirale ihn anblickten: „Wir waren – nun, ich möchte mal so sprechen… wir waren…“
„Am Arsch?“, fragte Janeway mit einem leichten Grinsen, was Cal erwiderte: „Ich meinte eigentlich ‚gepitscht’, aber so geht es natürlich auch.“
Ross räusperte sich: „Wenn Sie bitte zur Sache kommen könnten?“
„Aber gerne, Admiral“, sagte der Captain und schaute in die Runde – er merkte gar nicht, wie seine Erzählung immer mehr Besitz von ihm ergriff und er die Charaktere in ihr versuchte, durch Immitation zum Leben zu erwecken.


Adama fuhr herum und schaute zu Cal, Agatha und Jill, die auf der Brücke der DRAGONFLY eher wenig optimistisch dreinschauten.
„Hey, Captain!“, sagte der ältere Mann dann, „Reißen Sie sich zusammen! Es gibt Menschen, die auf Sie und Ihre Crew zählen! Enttäuschen Sie sie nicht.“

Cal schaute Adama einen momentlang in kompletter Fassungslosigkeit an, nickte dann aber und machte sich auf den Weg zu seinem Sessel.
Dann aktivierte er das Intercom.
„An alle! Hier spricht der Captain. Schnallt euch an und haltet euch fest – es wird gleich ein wenig rumplig. Aber keine Sorge, wir packen das. Wir haben ein cooles Schiff – und Ihr seid eine coole Crew. Ich schließe diese kurze, inspirierende Rede mit den Worten von Jason Nesmith alias Peter Quincy Taggart, gespielt von Tim Allen in Galaxy Quest. Niemals aufgeben, niemals Kapitulieren!“
Damit schloss er den Kanal und wandte sich an Agatha: „Ich hab schon immer darauf gewartet, das zu sagen.“
Er grinste, erhob sich wieder und ging auf den Bildschirm zu.
„Nun denn, Admiral Adama – zwo, eins, Risiko.“
„Du bist nicht Darkwing Duck!“, sagte Agatha hinter ihm und Cal seufzte grinsend.
„Musst Du mir immer in den Rücken schießen?“, fragte er dann.
„Wenn er sich gerade so schön anbietet.“, lächelte die erste Offizierin und Cal rollte mit den Augen.



Cal musste husten, griff nach dem Glas Wasser, das seit Beginn des Hearings neben ihm stand und trank es in einem Zug leer, ehe er sich an die Admiralität wandte: „Entschuldigung, aber Admiral Adama geht sehr auf die Kehle.“
„Vielleicht sollten sie mehr Zeit auf Interpretation verwenden, anstatt auf Immitation?“, fragte Nachayev und der Captain schluckte kurz.
„Ja, natürlich.“, sagte er und fuhr fort.


An Bord der DRAGONFLY schüttelte Jill den Kopf: „Es sterben zuviele. Sie fallen wie die Fliegen, Cal.“
Der Captain schluckte kurz und hart und schaute dann zu Jill.
„Gib ihnen Feuerschutz.“
„Aye, Sir.“, sagte Jill und betätigte die Phasertaste mehrere Male – ebenso feuerte sie einige Photonentorpedos ab, die aber genauso wirkungslos verpufften, wie die Phaser.
„Was können wir nun tun?“, fragte Cal und wandte sich an Scotty: „Kannst Du uns und die GALACTICA in dieses künstliche Dingsbums holen?“
Scotty legte den Kopf schief: „Dazu braucht es einen anderen Energieoutput, einen anderen Vektor – ich versuche es, aber ich kann für nichts garantieren.“
„Tu das.“, meinte Cal und wandte sich dann an Adama: „Bill? Mein Beileid wegen Ihrer Verluste – aber… ziehen Sie sich zurück und machen Sie sich sprungbereit. Wir versuchen, Sie mitzunehmen, aber wenn es nicht klappt, müssen sie selbst hier rausspringen.“

Cal wandte sich an seinen technischen Offizier.
„Wie lange brauchst Du, um das Programm zu starten, Scotty?“, fragte er und der Offizier rechnete: „Nun, wir haben ein wenig zusätzlichen Ballast – ich schätze, ’ne Minute, ´ne Minute zwanzig.“
„Tu es.“, sagte der Captain und Scotty aktivierte das Programm.
Der Warpkern nahm hörbar pulsierend seine Arbeit auf, erinnerte Cal an das Pulsen, das er dann sah, wenn Inuyasha im Holoprogramm an den Baum geheftet, erneut zum Leben erwachte, nachdem die Miko Kikyou ihn, fünfzig Jahre vor den eigentlichen Ereignissen der Serie, mit einem verzauberten Pfeil an den Baum heftete und in magischen Schlaf versetzte.

Das Pulsen wurde schneller, die Energie fiel zuerst komplett aus, dann schalteten sich einige Systeme wieder ein.
Cals Herz begann, im selben Rhythmus, wie ihn das Pulsieren des Warpkerns hatte, zu pumpen.
„Come on – funktioniere.“, dachte er sich und wünschte sich für einen Moment, den Maschinen mit seinem Geist die nötige Kraft geben zu können.

Für Aussenstehende, also die Crews der GALACTICA und der Basissterne, wirkte das, was nun geschah, mit Sicherheit ungemein beeindruckend.
Vom Heck der DRAGONFLY , von den Warpgondeln, die normalerweise blau leuchteten, ging eine grüne Welle aus, die das gesamte Schiff einhüllte und sich dann, nachdem sie sich über das gesamte Schiff ausgebreitet hatte, über die Hülle zum Hauptdeflektor vortastete.

Auf der Brücke sprühten die ersten Konsolen funken – Lichtbögen schlugen in diverse Konsolen ein, EM-Entladungen brachten andere Konsolen zum leuchten. Das Pulsieren des Warpkerns war nun unglaublich laut und schnell hintereiandner zu hören.
Techno.

Für die Loveparade geeignet – für halbnackte Frauen und Männer, die sich im Sommer in einer X-Beliebigen Stadt zu diesen Klängen bewegten.

Für die Brücke der DRAGONFLY – und vor allem für den Kopf des Captains – absolut nicht geeignet, denn das ewig-repetative Bummern verursachte Kopfschmerzen im Captainshirn.
So sank Cal auf die Knie, faste sich an den Kopf, merkte noch, wie Agatha ihn packte und ihm in die Augen sah – und sank in ihren Armen in eine kurze Ohnmacht.


In diesem Moment feuerte der Hauptdeflektor der DRAGONFLY einen konzentrierten Strahl grüner exotischer Energie auf einen bestimmten Punkt im All – woraufhin selbiges aufbrach und den Subraum freilegte.

Das Pulsieren hörte auf, Agatha verpasste dem Captain zwei kurze Ohrfeigen und wandte sich dann an Alexander Strange: „Kurs auf die Anomalie setzen. Voller Impuls.“
In diesem Moment schrie Jill: „RAKETEN!“

„Wir halten fest“, ließ Nachayev das PADD so heftig auf den Tisch knallen, das Cal zusammenzuckte, „Dass Sie bis auf den Fakt, dass sie uns hier Theater vorspielen, nichts neues, Nennenswertes, zu berichten haben.“
Cals Kinnlade klappte herunter, doch dann hörte er Janeways Stimme: „Im Gegenteil, Alynna. Seine Erklärung, warum die DRAGONFLY die GALACTICA mit in unsere Zeit gerettet hat, war deutlich. Die Zylonen wollten die Menschheit vernichten und der Captain wollte dies verhindern.“
Nachayev blickte zu Ross und Jellico und wandte sich dann an Cal: „Gut, das sei Ihnen gewährt. Aber verraten Sie mir, was dann passiert ist?“
Der Captain grinste.
„Dann“, sagte er und machte eine kurze Pause, um zu Janeway herüberzublicken, die wissend nickte: „… wurde es richtig verwirrend.“
TBC

Kapitel  4  – Das Leben ist immer noch kein langer, ruhiger Fluss.

Das Gefühl, vor einem Tribunal zu stehen, wurde von Minute zu Minute immer stärker. Und eigentlich hatte Cal keinen Grund, in Panik zu geraten, wusste er doch, dass zumindest eine Admiralin der anwesenden Vier auf seiner Seite war – oder zumindest vermutete er es.
Dennoch war es ihm alles andere als Behaglich, als Nachayev ihn anblickte und fragte: „Verwirrend? Können Sie das eventuell ein wenig spezifizieren?“
Cal schluckte, richtete innerlich sämtliche Stoßgebete, die er aufzusagen im Stande war, an seinen Schöpfer und begann, zu erzählen.


Captain Calvin Nathan Cat schwitzte.
Sie waren hier gerade per Notfalltransport aufgetaucht, da hatte sie der Typ, Marke Kleiderschrank Edelfichte, schon gesehen und sich ihnen genähert.
Die Sprache, der sich dieser Mann, dieser Brocken, dieser Koloss befleißigte, kam ihm irgendwoher bekannt vor, allerdings nicht genug, um ihm antworten zu können. Und dann war da noch eine andere Sache, die ihm auffiel. Wenn der Mann in einer Sprache sprach, die er nicht verstand, musste der Universaltranslator ausgefallen sein.
Cal und Agatha bedachten einander mit einem genau so fragend, wie ehrlich verwirrt-hilflos wirkenden Blick, ehe sich der Captain an den Kleiderschrank wandte.
„Entschuldigung, ich verstehe sie nicht.“
Und in dem Moment, in dem er dies sagte, stellte er fest, dass er hier einem ziemlichen Problem gegenüberstand. Wenn er Kleiderschrank nicht verstand, wie sollte Kleiderschrank ihn verstehen?
Kurz räusperernd wünschte er sich, dass Daniel hier wäre, auch wenn er in seiner Vision – Ausblick – Traum – Halluzination? – gegen den Anthropologen gekämpft hatte. Dennoch gefiel es ihm nicht, ohne Universaltranslator einem Typen gegenüberzustehen, der ihm vermutlich ohne jegliche Anstrengung das Rückgrat brechen konnte. Wobei – das war Blödsinn. Er war nicht Batman und der Typ war nicht Bane.
Erneut kehlte der Mann los, erneut stellte Cal fest, dass er keine Ahnung hatte, was der Typ sagte und zum allerersten Mal stellte der Captain fest, dass seine XO tatsächlich verängstigt wirkte.
Es war nicht das allererste Mal, dass sie Angst erfahren hatte, aber momentan blickte sie drein, wie er, wenn er mal wieder eine Wespe gesehen hatte. Die Augen waren vor Panik aufgerissen und starrten in die Ferne.
Cal wandte sich zu ihr: „Schatz?“
Keine Antwort.
Dafür kehlte es hinter ihm wieder los, doch Cal wusste, dass er hier keine andere Wahl hatte, als unhöflich zu sein. Vielleicht wollte der Typ ja nur nach dem Weg fragen? Wobei, jetzt, wo er erneut einen Blick auf Kleiderschrank warf und feststellte, dass er Klamotten trug, wie sie vielleicht zu Sultans Zeiten als ‚in’ angesehen wurden und das Schwert erblickte, dass in Kleiderschranks Hosenbund steckte, ahnte Cal, dass es nicht nur eine einfache Wegbeschreibung war, die Kleiderschrank haben wollte.
Bestenfalls verlangte er einfach nur nach ihren Personalien, unglücklichenfalls nach ihren Wertsachen, schlimmstenfalls nach ihrem Leben.
Mit einem „Sorry, ich versteh dich immer noch nicht“ wandte sich der Captain nun vollends seiner XO zu, schaute ihr in die weitaufgerissenen, grasgrünen Augen und merkte, wie sein Herz zum Halsansatz wanderte, um dort zu schlagen.
Verdammt – was war mit Agatha los?
„Schatz?“, fragte er – nun zum zweiten, oder dritten Mal – und griff nach ihren Schultern, um sie sachte zu berühren.
Sie blinzelte und der Captain merkte, erleichternd aufatmend, wie Leben in ihren Gesichtsausdruck trat. Ehrliche, offene Verwirrung.
„Liebling?“, fragte er nun, lächelte sie beruhigend an und bedeutete nach hinten, dorthin wo Kleiderschrank stand und wieder kehlte, noch einen kleinen Moment still zu sein, ehe er den Kopf schieflegte, und Agatha neugierig betrachtete.
„Was war los?“
Ein Lachen kroch aus seinem Mund.
Agatha blickte ihn an, ihre grünen Augen leuchteten förmlich im Halbdunkel und sie schüttelte den Kopf: „Das glaubst Du mir eh nicht. Ich hab da gerade etwas gesehen, das nicht wahrsein kann.“
„Und was?“, fragte der Kommandant und zuckte erschrocken zusammen, als direkt neben ihn ein Schwert in den Sand eindrang.
Er warf den Kopf herum und blickte zu Kleiderschrank, der gerade offenbar jegliche Geduld verloren und sein Schwert gezogen hatte, um damit auszuholen.
Man sagte ihm, dem Captain, ja gerne mal nach, dass er kopflos handelte, aber das war dann doch zu wörtlich genommen.
Er hob abwehrend beide Hände, warf sich aus der Schwungbahn des Schwertes, nahm eine Handvoll Sand und warf sie ihm ins Gesicht. Dann griff er sich Agathas Hand, versicherte sich, dass sie am restlichen Körper angebracht war und schaute ihr dann zu: „Schnell weg?“
„Schnell weg.“, sagte sie und dann eilten sie los.


„Moment“, signalisierte in diesem Moment Admiral Edward Jellico Fragebedarf und schaute den Kommandanten der DRAGONFLY an: „Darf ich fragen, wie sie darauf kamen, anzunehmen, dass Ihnen Gefahr drohen würde?“
Cal wollte schon zu einer Antwort ansetzen, stockte dann aber und starrte in die Ferne.
Ja, woher nahm er an, dass dieser Kleiderschrank ihm irgendwie schaden wollen würde?
Kurz überlegte er, den Admiral darüber aufzuklären, das manche Leute sehr stark verallgemeinern, weil sie in einer Welt leben, in der nicht nur ein paar Dutzend Menschen leben, sondern knapp 9 Billionen – und da sind die Ausserirdischen noch gar nicht mit drin – und er sich zwar nicht wirklich sicher war, dass der Typ ihm übel wollte, er es sich aber auch nicht leisten konnte oder wollte, abzuwarten, bis der Typ ihm den Kopf abgeschlagen hatte. Ausserdem hatte der Kerl doch schon mit einem Schwert nach ihnen geschlagen. Welche Beweise wollte Jellico eigentlich noch haben?
Dies schien auch Janeway zu beschäftigen, denn sie blickte den Admiral an und fragte: „Der Mann hat mit einem Schwert nach dem Captain geschlagen. Brauchst Du noch irgendwelche anderen Beweise, Edward?“
Dann wandte sie sich an den Captain und lächelte: „Bitte, fahren Sie fort, Captain Cat.“


Das laute Kreischen aus seinem Kommunikator ließ den Captain erstarren und verdattert die Brosche anblicken.
Was zum Henker?
„Das ist ein Peilungssignal, das die DRAGONFLY sendet. Sie hat unsere Kommunikatoren gefunden und das Programm, das Sebastian geschrieben hat, sorgt dafür, dass sie uns auf sich aufmerksam macht. Ich muss jetzt nur mit dem Tricorder die Frequenz klarkitzeln, dann können wir…“
Agatha Silverbird brach überrascht ab, als der Captain sie packte, ihren Körper gegen die nächste Wand und seinen Mund gegen ihre Lippen presste. Er küsste sie so hart, so leidenschaftlich, dass sie dachte, er würde allerhöchstens loslassen, wenn sie beide vor Sauerstoffverlust ohnmächtig werden würden. Innerlich konnte sie nur mit dem Kopf schütteln – das war wieder etwas, das so typisch Cal war, dass man es beinahe in eine Markenpräsentation einbauen könnte. Andererseits – der stürmische Cal entfachte auch in ihr ein Feuer und so tat sie das, was ihr Körper ihr befahl. Sie presste ihren Kommandanten gegen sich und spürte, wie seine Hände über sie glitten.
Mit geschlossenen Augen gab sie sich dieser Hitze hin, bis sie Schritte hörte, die ihren militärischen Geist wieder wachriefen. Sie öffnete ihre Augen und sah den Riesen – zumindest seine Silhouette – an sich vorbeirauschen, wobei er von einigen anderen Leuten verfolgt wurde.
Der Kommandant löste sich von ihr, schaute sie ein wenig verwirrt an und lächelte: „Gute Taktik, oder?“
„Ja, eine der Besten.“, grinste die XO, aber sie ahnte, dass Cal sie nicht aufgrund des alten „knutschende Pärchen stört man nicht“-Tricks geküsst hatte, auch wenn er es gerade so aussehen lassen wollte.
Er lächelte ihr zu: „Eigentlich müssten wir jetzt hier unbeschadet raus…“
Weiter kam er nicht, denn erneut quietschte der Kommunikator los. Schnell richtete Agatha ihren Tricorder auf die Brust ihres Captains, scannte die Frequenz und startete einen Suchlauf, als plötzlich der Kleiderschrank wieder in der Gasse stand.
„Verdammt, wo kommt der her?“, fragte Cal, als der Typ erneut sein Schwert hob und irgendetwas bellte.
Den Kopf schüttelnd trat der Captain auf den Riesen zu und legte eine Hand auf das Schwert – und bevor er zu sprechen ansetzte, wusste Agatha, dass das ganze nichts werden konnte.
„Erstens“, sagte er und bohrte seinen Blick in die Augen des Riesen, „Halt das Ding jemand anderem unter die Nase und zweitens verstehen wir dich nicht , verstehst Du das?“
Die Antwort des Riesen war eine genau platzierte Gerade in Cals Gesicht, die ihn gegen die nächstbeste Wand taumeln ließ, an der er mit verdrehten Augen herunterrutschte.

„Das war nicht unbedingt klug von Ihnen, Captain.“, erlaubte sich Nachayev eine kleine Bemerkung, die Cal mit einem Nicken bestätigte, „Ja, das war nicht gerade eine meiner Glanzleistungen, das gebe ich gene zu.“
„Eine ihrer Glanzleistungen?“
Nachayev schien sich ein Lächeln nicht verkneifen zu können, als sie ihn anblickte: „Was wäre denn eine Glanzleistung, Captain?“
Cal holte tief Luft, wollte gerade etwas sagen, als er innerlich den Kopf schüttelte und zu sich selbst sagte: „Darauf, lieber Cal, fällst Du nicht rein. Sag ihnen, was sie wissen wollen und dann is die Sache gut.“
Also räusperte er sich und sagte, ganz knapp: „Nun, ich wachte nach ein paar Minuten auf, sah Agatha mit dem Typen reden und griff erst zu und dann ein.“

„Hältst Du das für so eine gute Idee?“, fragte die XO, als ihr auffiel, das Cal, statt geradeaus zu laufen, sehr schlangenlinien-mäßig rannte.
Das gebellte Wort, das der Kleiderschrank von sich gab, verstand ihr Herz nur allzu deutlich: „HINTERHER!“
Und wenn man denkt, blöder geht’s nicht mehr, dann kommt von irgendwo eine typische Cal-Idee her. Sie hinter sich herziehend, schien der Captain einem Weg zu folgen, den entweder nur er sehen konnte oder der sich ihr aus Gründen der noch vorhandenen Rationalität verschloss. Der Weg führte sie durch eine Unzahl von kleinen, verwinkelten Gässchen, vorbei an unzähligen Möglichkeiten, sich neu einzukleiden und somit zumindest für ein paar Minuten unter dem Radar ihrer Häscher hinweg zu tauchen und dann hinauf, auf einen Turm, der auch schon bessere Tage gesehen hatte.  Mit ihren Möchtegern-Fängern und komplett ohne den Dillanger-Roggen im Genick wurde der Captain gleich nochmal so schnell und Agatha konnte sich der Frage nicht erwehren, wo der Mann auf einmal seine Kräfte herhatte? Sie konnte letzendlich nur mutmaßen und schob es darauf, dass er noch einmal alle Reserven mobilisierte, nur um dann, wenn sie dann doch irgendwann in Sicherheit sein sollten, in Ruhe und ungestört zusammenklappen zu können.  Das wäre schließlich nicht das erste Mal. Doch plötzlich stoppte er, wild mit den Armen rudernd und prallte zurück. Sie machte einen Schritt zur Seite und stellte fest, was den Captain so cartoonisch hatte reagieren lassen.

„Das ist nicht das Ende der Welt“, grinste sie, „nur das Ende unseres Fluchtweges, hm?“
‚HÄ?’, schoss es dem Captain durch den Kopf, ‚Wir sind gerade auf der Flucht vor diesen Kleiderschränken und sie nutzt diese Gelegenheit, um einen Witz zu machen?“
Er wandte sich ihr zu, sah, wie sie sich an die Wand presste, eine Hand auf ihre Brust und ihm zulächelte. Die Frau hatte viel zu viel Spaß.
Vermutlich sah er gerade aus, als habe man ihm irgendwo hineingetreten, denn er spürte, dass er seine Gesichtsmuskeln nur noch bedingt unter Kontrolle hatte, als er fragte: „Wie kannst Du dabei noch so gut drauf sein?“
Sie zuckte mit den Achseln, deutete auf die Treppe, die sie gerade hochgerannt waren und von deren ersten Stufen die Schritte Kleiderschranks und seiner Gefolgsleute heraufpolterten.
„Ich nehme nicht an, dass Du diese Raufbolde betäuben willst, oder?“, fragte sie und Cal schaute sie an: „Ich dachte nicht, dass Du es mir erlaubst.“
„Würde ich auch nicht. Wir haben immerhin keine Ahnung, was sie von uns wollen?“
„Wie, was sie von uns wollen? Das kann doch nun alles sein. Räuber, Mörder, durchgeknallte Profi-Wrestler…“
„Palastwachen…“, warf Agatha ein, was ihm nur ein abfälliges Geräusch entlockte, das man in der englischen Sprache als „scoffing“ kennt, „Ja, klar, genau. Von welchem Palast?“
Seine XO deutete hinter ihn: „Von dem da, eventuell?“
Verblüfft drehte sich der Captain um … und erstarrte.
Sie waren sicherlich noch einen knappen Kilometer entfernt, aber dieser Palast war gewaltig. In der Mitte befand sich ein Gebäude, dessen Kuppel ihn an eine Zwiebel erinnerte, die auf dem Kopf stand… und er fühlte sich an ein Märchen aus Tausend und Einer Nacht erinnert.
Sanft lächelnd wandte er sich an Agatha: „Na, meine kleine Sheherazade?“
Die XO hob eine Augenbraue: „Ganz schlechter vergleich, Cal, gaaanz schlecht. Oder willst Du mich nach der Hochzeitsnacht umbringen lassen?“
„Erm“, machte der Kommandant, „Da müsste ich schon ziemlich bescheuert sein.“
In diesem Moment war auch Kleiderschrank da, gefolgt von seinen Leuten, und blickte mißmutig in die Runde, doch ehe er ansetzen konnte, schaute Cal seine XO an: „Jetzt guck dir diesen extem intelligenten Gesichtsausdruck an. Das is nich unbedingt Universitätsmaterial. Ich würde eher sagen, der Mann is zu dämlich, um gerade aus aus dem Busch zu winken.“
Erneut warf ihm der Typ erdolchende Blicke zu – doch die Umgebung hatte Cal gerade in ihrem Griff. Beinahe so, als wäre er Aladdin aus der Disney-Serie, die er auch zwischendurch mal gesehen hatte, kniff er dem Typen in die Wange und wandte sich lächelnd an Agatha: „Jetzt guckt der auch noch so, als ob er mich verstehen würde.“
Doch in dem Moment, in dem er sah, dass Agatha ihn unverständlich anblickte, stellte er fünf Sachen fest – erstens, ein Treffer mit der Faust gegen das Kinn ist eine schmerzhafte Angelegenheit, zweitens ein Treffer mit der Faust gegen das Kinn, durchgeführt von einem extrem wütenden Riesen reicht aus, um einen 75 Kilo-Captain seitwärts gegen eine 65 Kilo-XO zu schleudern, die durch die Wucht gegen eine Wand geschleudert wird, drittens sah Agatha, trotz der Kopfverletzung ziemlich friedlich aus, viertens hatte sie ihn nicht verstanden und fünftens, der grobe Klotz ihn dafür um so mehr.
Schnell wirbelte er herum, hatte seinen Phaser gezogen, ihn aktiviert und fühlte sich bemüßigt, einen weiteren Disneyhelden zu zitieren – oder besser gesagt – ihn an seine Situation anzupassen: „Frei nach Darkwing Duck – siehe Licht, Bösewicht!“
Damit feuerte er, was Kleiderschrank und seine Mannen auf der Stelle erstarren und dann kollabieren ließ.
Erleichtert atmete der Captain aus und eilte dann zu seiner bewusstlosen XO. Er tastete nach ihrem Puls, atmete erleichtert aus, beugte sich vor und tat das, was ein Prinz mit einer Prinzessin tut – er gab ihr einen langen Kuss.
Die schallende Ohrfeige tat noch zwei Stunden danach weh.
Da saßen sie allerdings schon… aber ich greife vor.

Als Agatha die unglaublich grünen Augen aufschlug, war der Captain sofort wie hypnotisiert – ganz ohne Erdbeerparfait, ohne Pendel, ohne Massagen, ohne sonstige Blickfänge, er war einfach nur vollkommen im Bann dieser wunderschönen Frau und merkte, wie er breit lächelte, als sein Kopf ihm zuflüsterte „Das ist deine Freundin.“
Das laute Rauschen, das er dann hörte, tat er zunächst als Blätterwald ab, versetzte sich und Agatha gedanklich in einen grünen Garten, wie den, in dem Sebastian als junger Mann gerne gewerkelt und seine eigenen Projekte gestaltet hatte, wo Linda Layd und Gina Intrupper, bevor sie Bordcounselor und Bordärztin wurden, eine kleine Gemüse- und Kräuterecke betrieben hatten, wo er sich bevorzugterweise mit einem PADD und einem kühlen Getränk in den Schatten gesetzt und wo Agatha gerne sonnengebadet hatte. Ja, so ließ es sich gut leben – aber sie waren nicht in einem Blätterwald, sie waren in einer Stadt in der Wüste und demzufolge konnte das Rauschen auch nicht von Blättern herrühren. Vielleicht war es ja das Meer oder der Lago Maggiore, wo er mit Agatha und Gina mal Urlaub gemacht hatte?
Nein, das Meer war viel zu weit weg.
Dann sah er Agatha an und bemerkte, dass sie einen extrem ungläubigen Gesichtsausdruck spazieren trug.
Verblüfft wandte er sich um und fand seine Nase in den Bommeln eines Teppichs wieder.
„Wer…“, brachte er hervor und bemerkte dann, dass auf diesem Teppich jemand stand. Seine Augen fuhren die strammen Waden hoch, die Hüfte, den freiliegenden Bauch und die Weste, das jungenhaft-lächelnde Gesicht , bis hinauf zum Fez.
„Hör mal, ich weiß ja, das Fezze cool sind, aber… warum trägst Du einen?“
„Vielleicht, weil es ihm einfach nur steht?“, fragte seine XO und Cal blickte sie an: „Erstens: Was? Zweitens: Das hast Du verstanden?“
Sie nickte und grinste: „Ich glaube, als ich mit dem Kopf gegen die Wand geknallt bin, ist der U.T. wieder angesprungen.“
U.T. -  Universaltranslator.
Cal war sich nicht sicher, wer auf die grandiose Idee gekommen war, im Fall einer Gefangennahme oder falls sonstige Unberufene mitlauschen sollten, in Abkürzungen zu verfallen, aber zwischenzeitlich war es ziemlich praktisch.
Ein einfaches „H.D.K.“ war schneller in den Raum gebrüllt, als ein „Halt die Klappe!“, ein „N.R.D.“ deutlich simpler, als ein „Name, Rang, Dienstnummer“. Zumal, wenn man vor Leuten, die sich mit der Thematik nicht auskannten – ja, nicht auskennen sollten – sprach und der Universalübersetzer das, was man die Nasen eigentlich nicht verstehen sollten, übersetzte, die Sache ein wenig unschön werden konnte. Vielleicht war es nicht die Beste der Ideen, den Grund, warum man sich verstand so laut auszuposaunen und zu hoffen, dass nur die Buchstaben U.T. ausreichten, damit nur Sternenflottenoffiziere die Begründung verstanden – aber auch Agatha hatte ein Anrecht darauf, mal in ein Fettnäpfchen zu treten, fand Cal. Das geschah einfach zu selten. Und so toll es auch war, mit einer ebenso schönen, wie athletischen, wie kompetenten, wie cleveren Offizierin zusammenzusein – Abwechslungen waren halt das Salz in der Suppe.
Das ihre Äußerung ein Fehler gewesen war, merkten sie beide, als der unbekannte Fremde lächelte und mit einer sympathisch klingenden Stimme fragte: „U.T.? Was ist das?“
„Oh, großartig“, entwich ein Seufzen der Kehle der hübschen XO, „das kann noch was werden.“
Cal blickte sie an, nickte und warf dann wieder einen Blick auf den Typen, der gerade auf einem Teppich vor ihnen stand. Was eigentlich kein Problem wäre, würde dieser besagte Stofffetzen nicht ungefähr einen knappen Meter in der Luft schweben. Dann legte der Offizier den Kopf schief: „Kein schlechter Trick, dieses … Ding… in der Luft schweben zu lassen. Aber… wie geht das?“
Er betrachtete den Teppich genau, ging in die Knie um unter ihm hindurchzulugen: „Ich sehe keine Streben, die ihn in der Waagrechten halten.“
Damit klopfte er einmal gegen das Produkt feinster Webkunst, was zur Folge hatte, das der Teppich ihm mit dem Bommel auf die Nase schlug.
„Er mag es nicht, geschlagen zu werden.“, sagte der junge Mann, der auf dem Teppich stand, was Cal dazu brachte, ihn anzusehen und bissiges ein „Aber er scheint drauf zu stehen, dass man auf ihm steht“ zurückgab.
Dann stockte er erneut, tastete nach seiner Kehle, machte ein paar Sprechbewegungen und schaute den Mann auf dem Teppich erneut an: „Sag nochmal was.“
„Und was?“, fragte der Junge, was Cal dazu führte, entsetzt zu Agatha zu blicken: „Schatz? Der hat meine Stimme!“
Und dann – als wäre der Blitz der Erkenntnis in ihn gefahren, zückte der Captain seinen Phaser und richtete ihn auf Teppich und Mann: „HA! Hab ich dich, Traceless! Du magst tausend verschiedene Gesichter haben, aber du hast nur einen Kopf. Und es wird der Tag kommen, an dem Du überhaupt keinen mehr hast, dann werde ich ihn nämlich geholt haben, Fantomas. Jaja, wer zuletzt lacht, lacht…“
Er stockte, als zwei unterschiedliche Dinge zum selben Zeitpunkt geschahen. Zuerst schlug der Teppich ihm den Phaser aus der Hand, dann Agatha mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, wobei sie grinste: „Cal, du bist nicht Juve! Bringt also nichts, Sprüche aus dem ersten Fantomas-Film mit Louis de Funes zu zitieren. Und ausserdem, ich bezweifele, dass dieser junge Mann Traceless ist.“
„Ich weiß nicht, wovon ihr beiden redet, aber, wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich lieber schnell von hier verschwinden, ehe Razul wieder zu sich kommt.“, lächelte der Junge und streckte seine Hand aus, die Agatha dankbar ergriff.
„Danke“, sagte sie, „vielleicht können Sie uns auch sagen, wo wir uns befinden?“
Cal versuchte, seinerseits den Teppich hochzukraxeln, als er spürte, wie kleine Füße über ihn liefen und sich dann unter lautem Keckern ein Affe seinen Phaser nahm.
„Hey“, rief der Captain, „Lass … nein, gib ihn her.“
Er hatte kurz überlegt, ob es cleverer wäre, den Affen zu bitten, die Waffe liegen zu lassen, aber in Hinblick darauf, was Kirk und seine Mannen schon für einen Trouble erlebt hatten, nur weil jemand ein Buch verloren hatte, bezweifelte er, dass es eine gute Idee wäre, seine hochtechnologische Waffe hier – wer weiß wo – liegen zu lassen.
Das wäre sicher nicht im Sinne der ersten Direktive, wobei er befürchtete, dass hier so einiges nicht im Sinne irgendeiner ersten Direktive verlief – ob nun der temporalen Variante oder der herkömmlichen.
„Wer sind deine Freunde?“, hörte er plötzlich eine angenehm weibliche Stimme, nahm all seinen Mut zusammen und versuchte sich, am Teppich hochzuziehen, als der Affe über seinen Rücken lief und der Teppich plötzlich losflog.
Als dann plötzlich seine Füße in der Luft schwebten, gab es einmal einen kurzen, kräftigen Ruck und das nächste, was er wusste, war, dass seine Hände sehr angestrengt in die Fasern des Flugteppichs fassten und wie die Schwerkraft an ihm zog.
Wenn jetzt noch einer rufen würde „Schau nicht nach unten“, würde er ihn spontan erschlagen. Aber der Klischeesatz fiel nicht, stattdessen hörte er Agathas entsetzten Aufschrei und spürte, wie vier Hände nach seinen Oberarmen griffen. Und irgendwie hatte der Junge viel zu zarte Hände.
Als der Captain dann nach oben blickte, stockte er.
Entweder war der Typ ein Wechselbalg oder aber er hatte die Frau irgendwie übersehen. Sie und Agatha und dann auch der Junge halfen ihm, sich auf den Teppich zu bugsieren, irgendwann spürte er sogar, wie der Affe nach seinen Haaren griff. Und irgendwie wusste er nicht so ganz, was das Tier damit bezwecken wollte. Hatte er tatsächlich vor, ihn zu retten oder einfach nur, ihn zu lausen? Was auch immer der Plan des Affen war, nach ein paar Sekunden der eher bangen Frage, ob er nicht doch noch auf Planet X im Land Y auf dem Marktplatz zermatscht enden würde, befand er sich in aufrecht sitzender Position auf dem Teppich.
Und dieses Wort klang einfach viel zu – abgefahren.
Oder abgeflogen, in dem Fall.
Ein fliegender Teppich, wie bei 1001 Nacht, wie bei Aladdin, wie bei den Abenteuern des Straßenjungen, der sich in die unglaublich schöne Prinzessin Jasmin verliebte und…
Cal umarmte seine XO und nickte dem Jungen und der Frau dankbar zu, ehe er zusammenzuckte.
„Ja bin ich denn Leo?“, fragte er und blinzelte die Beiden an.
Dann schluckte er und merkte, wie er gegen seine Freundin sackte, die ihn besorgt ansah: „Was ist los?“
„D… das…“, stammelte er, deutete auf die beiden Teppichreiter und schaute seine XO an: „Das sind … Aladdin und Jasmin.“
Die Prinzessin bedachte ihn mit einem sanftmütigen Lächeln, nickte ihm zu und hielt ihm die Hand hin: „Sehr erfreut… wer sind Sie?“
Das war der Moment, in dem es wieder Dunkel um Cal wurde.
Für eine sehr lange Zeit.

„Aladdin…“
Die Stimmfärbung der Admiralin machte es dem Kommandanten der U.S.S. DRAGONFLY nicht unbedingt möglich, zu erkennen, ob sie ihm glaubte, ob sie amüsiert war und sich dachte „Was hat der Junge für eine blühende Fantasie?“ oder kurz davor war, den psychologisch-psychiatrischen Dienst der Sternenflotte zu rufen. Cal spürte, wie seine Kehle erste Anstalten machte, sich zu ziehen zu wollen, also schaute er Admiral Nachayev an und nickte: „Ja, Aladdin.“
Nachayev erwiderte seinen Blick, blinzelte kalt und reptilienartig – aber vielleicht bildete der Captain sich das auch nur ein – ehe sie mit einem „Sie wollen mir sagen, dass Sie Aladdin begegnet sind. Dem Aladdin aus 1001 Nacht.“
Der Captain zuckte mit den Schultern. „Eher dem aus der Disney Version. Sie wissen schon.“, sagte er, ehe er in eine kurze Gesangsdarbietung ausbrach: „Komm mit mir, dieses Land bietet Dir allerhand, hier sind Abenteuer furios…“
Keine zwei Sekunden später verstummte er, als er den wütend-entnervten Blick der ehemals blonden Admiralin bemerkte.
Das freche Lächeln, das sich auf Admiral Janeways Lippen gelegt hatte, bemerkte er in dem Moment, als es schon wieder verschwand und sie sich zu ihm wandte: „Was ist passiert, nachdem Sie bewusstlos wurden, Captain?“
Cal räusperte sich: „Bei allem Respekt, Ma’am – das zu erklären, würde einiges an Zeit in Anspruch nehmen.“
„Die haben wir.“, erklang die eiskalte Stimme Nachayevs. Der Captain nickte ihr zu und begann, zu erzählen.


„Wieder zu Sinnen kommen“ – das ist auch ein sehr schöner Begriff. Er beschreibt nicht ein bloßes „Aufwachen aus einem langen Schlaf“, sondern tatsächlich die Rückkehr der Sinne in das Bewusstsein der Person. Calvin Nathan Cat „kam wieder zu Sinnen“. Zuerst war sein Geruchssinn wieder da und nahm seine Arbeit auf.  Wonach roch es hier? Sandelholz? Er konnte es nicht genau bestimmen, denn da war noch eine andere Unzahl von Düften, von denen keiner stark genug war, um ihn bestimmen zu können, aber schwach genug um diese Düfte nicht unangenehm zu finden. Als nächstes schaltete sich sein Gehör ein und er nahm drei Geräusche in seiner Nähe wahr. Da war einmal ein ruhiges Atmen, als würde die Person, die dort atmete, schlafen und dann waren da zwei Stimmen. Die Eine klang professionell, ruhig, sachlich und auch, wenn Cal im ersten Moment nicht verstand, was diese Stimme sagte, so würde er sie definitiv in eine Krankenstation stecken. Diese bestimmte Art und Weise sich auszudrücken, dieses ruhig-sachlich-professionelle, das auch Gina eigen war… es würde ihn nicht wundern, wenn der Besitzer dieser Stimme tatsächlich ein Arzt wäre.
Die andere Stimme war weiblich und klang auf eine gewisse Art und Weise vertraut. Man konnte eine bestimmte „Grundsorge“ hören und Cal fühlte sich sofort an Abby vom NCIS erinnert. Nicht aufgrund des Sprachduktus als solchem, denn Abbys war schnell, hektisch – und es wunderte den Captain, dass die Forensikerin des NCIS nicht den Duktus des Kabarettisten Piet Klocke angenommen hatte. Beide waren schließlich Meister der „sehr schnell fließenden Gedanken“. Doch die Stimme, die er gerade vernahm, hatte nur eine gewisse Ähnlichkeit mit Abby – eben die das man eine gewisse „Grundsorge um alles und jeden“ in ihr hören konnte, das sie warm und herzlich war, sich in das Ohr des geneigten Hörers schmiegte und es sich dort bequem machte.

Wie ein heller Blitz tauchten Erinnerungsfetzen in seinem Kopf auf. Wunderschöne, braune Augen, die vertraut blinzelten. Erneut erinnerte er sich an ein Mitglied des NCIS-Teams, an die bezaubernd-hübsche Ziva David und doch – sie sah ihr zwar ähnlich, die Person aus seinen Erinnerungen, aber es war eben nur eine gefühlte Ähnlichkeit, keine wirkliche.
Kurz hörte er die eher kehlige Sprache der beiden Stimmen, die des Arztes und die der hübschen Frau, ehe sein Universalübersetzer wieder ansprang.
„… eine leichte Gehirnerschütterung. Kein Grund zur Beunruhigung, Prinzessin.“
Das Schöne an Universalübersetzern der zweiten Generation, wie Cal einen besaß, war, dass sie nicht nur die Worte übersetzten, die jemand sagte, sondern auch den gebräuchlichen Kontext. So war es möglich, das der Arzt einen anderen Ausdruck für „leichte Gehirnerschütterung“ verwendete, für Cal würde es immer eine „leichte Gehirnerschütterung“, da der Computer den gedacht-komplett-fremden Fachterminus nicht nur übersetzte, sondern auch deutete.
Die Schmerzen in seinem Kopf bemerkete er in diesem Moment auch und merkte, wie sich seine Gesichtsmuskeln verzogen und er ein „Au, meine Birne“ von sich gab. Er richtete sich auf und fragte sich, ob der Übersetzer das „Au, meine Birne“ ebenfalls kontext-getreu übersetzt hatte. Kurz schirmte er seine Augen vor dem grellen Licht, das durch die Fenster drang, ab, ehe er mehrfach blinzelte und merkte, wie seine Schmerzen weniger wurden.
Dennoch spürte er diese gewisse Benommenheit und wiederholte leise, für sich, die Diagnose des Arztes.
„Leichte Gehirnerschütterung.“
Er wollte die Augen nicht öffnen und wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, drum herum zu kommen, hätte er sie genutzt – aber es gab sie nicht. Mit einem „Alles oder nichts“ kniff er sie zunächst ganz fest zusammen, ehe er sie aufriss und kurz schmerzhaft wimmerte, als das Licht in seine Augen fiel und dort bunt-schimmernd explodierte.
Dann wurde es weniger und er konnte die ersten Umrisse erkennen.

In erster Linie erkannte er hohe Fenster durch die heiße Luft hineinkam, die seinem Kopf auch nicht unbedingt gut tat. Gegen das Licht erkannte er dann zwei Konturen. Die eine ein bischen gedrungener, mit etwas das wie ein überdimensionaler Kopf aussah – wobei das auch gut und gerne ein Turban sein konnte – die andere hochgewachsen, schlank und durchaus kurvenreich. Er grinste. Vermutlich stand gerade Agatha neben irgendeinem ausserirdischen Arzt und beriet über sein Schicksal.
Doch als er das schläfrige „Na, schon wach, Liebling?“ hörte, das Agatha mit der ihr sehr eigenen Stimme aus Sprechen, Hauchen und Schnurren fragte da lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Gar nicht so sehr, weil sie wieder die Stimme, die ihn so in ihren Bann zog, verwendete, sondern, weil sie es direkt neben ihm sprach. Das heißt – oder besser: daraus folgerte: Die Frau, deren atemberaubende Silhouette er da gerade in der Vorstellung, seine Freundin zu sehen, begutachtete, war gar nicht seine Freundin.
Und dann war es mit einem Schlag da.
Er blinzelte und dieses Mal konnte er die beiden Figuren deutlich erkennen.
Da war ein Typ, der genau so klein, wie breit war, eine dicke Knubbelnase aufwies und eigentlich nur sympathisch wirkte – und da war sie.
Die Frau, die er nie gedacht hatte, zu sehen. Die Frau, bei der ihm eigentlich klar war, dass er sie nie sehen würde, schließlich und endlich war sie nur eine Zeichentrickfigur. Die Frau, die eigentlich auf der Figur der Prinzessin Badroulbadour basierte – Prinzessin Jasmin von Agrabah.
Cal betrachtete sie kurz, schaute dann zur schläfrig lächelnden Agatha die – und dafür beneidete der Captain sie – vermutlich schon längst mit allem abgeschlossen hatte und versöhnt war.
„Ja“, sagte sie und zwinkerte ihm frech zu, ehe sie sich aus der Liegenden aufrichtete, „Ja, das ist Prinzessin Jasmin, ja, wir sind in Agrabah, ja, die Walt Disney Verfilmung von Aladdin ist weitaus genauer, als wir gedacht hätten und ja, ich trage ein eben so bauchfreies Kostüm wie Jasmin und du trägst eine Kluft, wie sie Aladdin trägt.“
Sie grinste: „Flipp nicht aus.“
Der Captain hob eine Augenbraue: „Flipp… Flipp nicht aus? Schatz, wir sind in einer Welt… wir… sind…“
Erneut holte er tief Luft: „Schatz, wir sind bei Walt Disney. Was kommt als nächstes? Darkwing Duck?!“
„Entschuldigung?“, hörte er dann die samten-weiche Stimme der Prinzessin neben sich, wandte sich um und sah in ihre genau so schönen, wie neugierig-großen Augen: „Wer ist Darkwing Duck?“
Cal schluckte, ehe er sich aufrichten wollte und bemerkte, das sich seine Kleidung momentan eher durch einen Mangel an Solcher auszeichnete. Errötend blickte er Jasmin an: „Erm… das… ist im moment unwichtig. Wichtiger ist… wo sind wir?“
„In Agrabah, der Hauptstadt der sieben Wüsten.“, lächelte die Prinzessin, was Cal zu einem „Stopp, das wissen wir schon“ nötigte. Nun sprang er doch aus dem Bett, trat ans Fenster und blickte auf die Stadt unter sich, was er mit einem „WHOA!“ kommentierte. Dann wirbelte er um die eigene Achse, schaute Agatha an und deutete hinter sich: „Also, entweder ist das wirklich Agrabah oder aber eine verdammt gute Computersimulation. Und da wir schon eine Menge erlebt haben, bin ich momentan geneigt, beide Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.“
„Simulation?“, fragte Jasmin und Agatha stand nun ebenfalls auf, trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Das erkläre ich später, Prinzessin.“
Dann trat sie auf Cal zu, schaute ihm in die Augen und lächelte: „Du bist gerade ziemlich geflasht, oder?“
Der Kommandant der DRAGONFLY zuckte mit den Schultern: „Hey, was erwartest Du? Ich hab gerade noch gegen Zylonen gekämpft und bin jetzt hier, in… in Agrabah? Erwartest Du von mir, dass ich das anstandslos schlucke?“
Sie kicherte: „Natürlich nicht. Ich habe auch erst gedacht, ich bin in einem langen, verrückten Traum. Aber bevor Du alle Möglichkeiten ausprobierst, herauszufinden, wo wir sind, meinst Du nicht, dass Du dich zuerst einmal deiner Gastgeberin vorstellen solltest?“
Der Captain nickte: „Da hast Du recht.“
Sprachs, trat auf Jasmin zu, ging in die Knie und gab ihr einen Handkuss: „Milady? Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin…“
Er setzte an, etwas zu sagen, doch in seinem Kopf ging in diesem Moment eine Alarmglocke los und vor seinen Augen blitzten Warnsignale auf, die deutlich signalisierten, das dies erneut eine Verletzung der obersten, temporalen Direktive nach sich ziehen würde.

„Wenn ich fragen darf, Captain“, setzte Admiral Janeway an und betrachtete ihn neugierig, „Wie haben Sie sich nun vorgestellt?“
Cal räusperte sich und fuhr zu erzählen fort.


„Sie sind?“, fragte Jasmin in ihrer unglaublich sanften Stimmfärbung und betrachtete den Captain mit Augen, die offenbar auch, wenn sie nicht neugierig-weit-aufgerissen waren, groß waren und die eine Vielzahl von Emotionen offenbarten. Natürlich fand sich auch Neugierde im Mix, aber es war eben nur ein Teil.
Der Captain konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln über seine Lippen kroch, als er sie aus seiner knienden Position ansah, Blickkontakt herstellte.
„Ich bin der Doktor.“, sagte er dann, begab sich aus der Knienden wieder in die Stehende und deutete hinter sich. „Der wunderschöne Rotschopf hinter mir ist meine Frau. Sie heißt… erm…“
Er stockte, um zu überlegen, ehe er sagte „River… River Song.“


„River Song?“, echote Nachayev, „Interessante Namenswahl. Sie nennen sich selbst ‚Doktor’ und verleihen ihrer XO den Namen eines Companions. Das lässt tief blicken.“
Der Captain runzelte die Stirn: „Ma’am? Ich habe nur den erstbesten Namen genommen, der mir in den Sinn kam. Ich hätte mich auch John Smith nennen können.“
„Und Commander Silverbird Pocahontas?“, fragte nun der ehemalige Captain der Voyager ehe Cal sie anblickte: „Sie meinen, nur weil ich schon in einem Disneyfilm war, kann ich auch mehr referenzieren?“
Janeway blickte ihn an, in ihren Augen tanzte der Humor, doch er verschwand, als sie beide das Räuspern von Alynna Nachayev hörten: „Captain, ich darf sie doch bitten, ernst zu bleiben.“
Und dann, völlig „aus der Kalten“, also „out of the blue“: „Ausserdem, wäre in Ihrem Fall der Name Martha Jones für ihre XO besser gewählt.“
Verblüfft blickte der Captain sie an, sah in Nachayevs Augen ein kurzes Auffunkeln von Humor und fragte sich, ob er sie nicht vielleicht doch vorschnell verurteilt hatte. Schließlich war Janeway auch nicht so schlimm, wie SFDebris sagte, da mochte es für Alynna Nachayev vielleicht auch gelten, dass die Meinung des „opinionated Guide“, wie sich der Reviewer nannte, auch revidiert gehörte?
Vielleicht irrte er sich ja auch in allem? Das war ja immerhin möglich. Schließlich waren die „opinionated guides“ das, was der Name schon sagte: „opinionated“, also „meinungsbezogen“ oder „nach eigener Meinung“. Das machte ihn eigentlich den anderen Reviewern gegenüber sogar ein wenig sympathischer, da er seine Meinung als das präsentierte, was es effektiv war: Eine Meinung. Kein absoluter Fakt, den man als das ansehen musste, kein „Gesetz“, sondern eine einfache, eigene Meinung. Dem gegenüber stand die Präsentation manch eines Reviewers, der nur seine Meinung gelten ließ.
„Captain?“, riss ihn die Stimmy Nachayevs aus den Gedanken und der Kommandant schaute sie an: „Ja, Ma’am?“
„Wenn Sie bitte fortfahren würden?“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Och, soviel war da eigentlich gar nicht – wir haben die Astrometrie der DRAGONFLY hochgepowert, haben die Sternkonstellationen verglichen, den Interstellardrift in Betracht gezogen und festgestellt, dass wir weit vor Christi Geburt angekommen waren. Dann haben wir einen Händler gefragt, ob er bald mal nach Theben geht – ja, tat er – dann haben wir ihm eine Mitteilung mitgegeben, die nur Daniel Jackson verstehen würde, haben sie von dem Händler in einem der Müllsammelplätze von Theben verstecken lassen, von dem wir wussten, dass er im Jahr 2009 ausgegraben würde und haben uns dann, in eine Transporterschleife begeben, so wie es auch mein Chefingenieur und der Rest meiner Crew gemacht hatten.“
Er zuckte mit den Schultern: „2009 wurde das PADD gefunden, es machte eine drei Jährige Reise, bis es in die Hände Daniel Jacksons fiel, wir wurden ausgebuddelt, die US-Air Force hat sich sehr kooperativ gezeigt und die DRAGONFLY repariert, wir machten einen Zeitsprung in die Gegenwart und da sind wir.“
Die vier Admirale schauten den einen Captain an und es war deutlich, dass hier einiges an Mißtrauen vorherrschte.
„Wir werden ihre Logbuchaufzeichnungen prüfen lassen, Captain.“, erklärte Nachayev und der Offizier zuckte mit den Schultern: „Ma’am, so leid es mir tut, es gibt keine. Jedenfalls nicht von unserer Zeit in Agrabah, denn das Logbuch ist so ziemlich das einzige, das wir nicht ohne Hilfe von Sebastian reparieren konnten.“

Vielleicht lag es daran, dass Cal wusste, dass er nicht ganz ehrlich gewesen ist, vielleicht lag es daran, dass es vermutlich Möglichkeiten gegeben hätte, einige Eingriffe in die temporale Spur zu verhindern oder daran, dass er sich dieser sowieso schon ein paar Mal schuldig gemacht hatte, aber als er über den Platz vor der Starfleet Academy schländerte und sich umblickte, war ihm alles andere als Wohl.
Sicher – er hatte sich Jasmin als Doktor vorgestellt und Agataha als River Song, aber mal ehrlich, liebe Leser – hättet Ihr geglaubt, dass die Sache so glatt von statten ginge, wie vom Captain beschrieben? Natürlich nicht, da musste er einiges ausgelassen haben.
Und was, das erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

TBC

CaptainCalvinCat:
Kapitel 5 – Arabische Nächte   

„Sie sind?“, fragte Jasmin in ihrer unglaublich sanften Stimmfärbung und betrachtete den Captain mit Augen, die offenbar auch, wenn sie nicht neugierig-weit-aufgerissen waren, groß waren und die eine Vielzahl von Emotionen offenbarten. Natürlich fand sich auch Neugierde im Mix, aber es war eben nur ein Teil.
Der Captain konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln über seine Lippen kroch, als er sie aus seiner knienden Position ansah, Blickkontakt herstellte.
„Ich bin der Doktor.“, sagte er dann, begab sich aus der Knienden wieder in die Stehende und deutete hinter sich. „Der wunderschöne Rotschopf hinter mir ist meine Frau. Sie heißt… erm…“
Er stockte, um zu überlegen, ehe er sagte „River… River Song.“
Kurz warf er einen Blick auf die hübsche, erste Offizierin, die einen gefühlten Meter hinter ihm stand und mit den Augen rollte, ehe er sich wieder an die attraktive Prinzessin wandte und den Kopf senkte: “Sie benötigen keiner Vorstellung, Milady.”
Hätte Cal ihr zumindest ins Gesicht gesehen, hätte er bemerkt, dass sie die Stirn verwirrt kraus zog: „Nicht? Ihre Freundin, Doktor, schien dennoch wissen zu wollen, wo Sie sich befinden.“
Der Captain hob den Blick wieder, zuckte mit den Schultern und deutete nach draußen: „Ganz klar.“
Damit trat er auf das Fenster zu, streckte den Kopf hinaus und sah sich suchend um.
„Nun, ich würde vermuten, wir befinden uns in einer Gegend, in der es sehr viel Sand gibt, in der es sehr heiß werden kann und in der das Meer etliche Meilen entfernt ist. Ausserdem haben Sie uns gesagt, dass wir uns in Agrabah befinden, wo sollen wir also sonst sein? In Leer/Ostfriesland, vielleicht?“
„Wo?“, fragte Jasmin und Cal schüttelte den Kopf: „Das ist jetzt eigentlich unwichtig. Interessanter sind eigentlich sie.“
Die Prinzessin runzelte die Stirn, blickte zu der hübschen Rothaarigen und dann wieder zu ihm: „Ich bin schon verheiratet, Doktor.“
„Erm…“, machte Cal, errötete und wandte sich an Agatha, dann wieder an Jasmin, ehe er stammelte: „ja… erm.… und… ich…auch.“
Grinsend trat die XO neben ihn: „Na, das hat aber lange gedauert, bis du dich in das erste Fettnäpfchen setzt, Sweetie.“
„Sweetie?“, echote der Captain und betrachtete die Frau neben ihm mit hochgezogenen Augenbrauen und schiefgelegtem Kopf: „Wieso Sweetie?“
Agatha seufzte, griff den Captain bei den nun sehr frei liegenden Schultern und drehte ihn zu sich rum.
„Schatz“, raunte sie, „Wenn Du mich River Song nennst, ist es dem Gesetz der Serie geschuldet, dass ich Dich mit ‚Sweetie’ anrede.“
Cal schien kurz zu überlegen, blickte in die Ferne, ehe er sie ansah und nickte: „Stimmt, da war was.“
Agatha seufzte.

Agatha seufzte. Das war übrigens nicht das erste Mal an diesem Tag – das erste Seufzen war ihr entronnen, als Cal – ohne einen ersichtlichen Grund – auf dem fliegenden Teppich kollabiert und mit seinem Kopf in ihren Schoß gesunken war. Wieso der Captain zusammengebrochen war, wusste sie nicht, wenngleich sie sich zwischendurch fragte, ob er dafür tatsächlich einen Grund brauchte. Es war eigentlich immer so, dass der Captain dann kollabierte, wenn er oder der Autor des ganzen Schwachsinns es mal wieder für erforderlich hielten. Mit dem Kopf in ihrem Schoß schaute sie ein wenig verdutzt in die Runde, als sie die Personen, die auf dem fliegenden Teppich saßen, tatsächlich erkannte.
Ja, das war einmal die schöne Prinzessin Jasmin, der ebenso athletische, wie gut aussehende „Straßenköter“ Aladdin, selbst die „Flohtüte“, Abu, das Äffchen, war zugegen. Kurzzeitig fragte sich Agatha, ob nicht sie, anstatt Cals in Ohnmacht gefallen war und nun wirklich abgefahrenes Zeug träumte, aber, der Fakt, dass die Beule, die sie sich bei der Kontaktaufnahme mit der Wand zugezogen hatte, tatsächlich schmerzte, ließ sie von dieser Theorie Abstand nehmen. Dies bedeutete eines: Sie waren tatsächlich in Agrabah – und dies zu Zeiten des nicht näher genannten Sultans.
„Warum ist er ohnmächtig geworden?“, fragte nun Jasmin und blickte sie an. Ja, das war eine gute Frage und Agatha stellte sich erstens genau selbige und zweitens eine weitere – wie würde die XO Jasmin erklären können wer Cal war, wer sie war und wo sie überhaupt herkamen, ohne die Zeitlinie zu beeinflussen?Das war tatsächlich eine verdammt gute Frage, auf die sie momentan nicht die geringste Antwort hatte. Und irgendwie war es auch vollkommen nebensächlich, denn, als sie einen Blick über den Rand des Teppichs warf, stellte sie fest, dass sie flog. Gut, bei einem Ding, das „Fliegender Teppich“ heißt, dürfte man wohl erwarten, dass er genau das tat und alles andere würde unter die Kategorie „False Advertising“ fallen, also „Falsche Werbung“, aber – von einem fliegenden Teppich zu hören und auf ihm zu sitzen, das sind nun zwei Paar Schuhe.
Erneut hörte sie die sanfte Stimme Jasmins, deren Inhaberin, die wunderschöne Prinzessin, sich ihr zuwandte: „Haben Sie keine Angst. Ihnen wird nichts geschehen.“
„Das ist beruhigend.“, schenkte die rothaarige XO der Prinzessin ein Lächeln, fuhr einmal sanft über den Teppich und lächelte: „Der fühlt sich wirklich weich an.“
„Teppich ist ein Qualitätserzeugnis, Made in Agrabah.“, erklang in diesem Moment eine kräftige Stimme und Agatha wandte ihren Kopf nach links, dort, wo plötzlich ein gigantisches, blaues Gesicht aufgetaucht war und sie angrinste.
Erneut nahmen ihre vollen Lippen die Arbeit auf, sich zu einem Lächeln zu verziehen und sie schaute das blaue Wesen an: „Du musst Genie sein, richtig?“
„Na, wer sagts denn?“, fragte der Flaschengeist, „Ich bin berühmt.“
Agatha nickte: „Natürlich bist Du berühmt, Genie. Du bist schließlich der Flaschengeist, nach dessen Abbild alle Anderen geformt sind. Du bist derjenige, mit dem der ganze Flaschengeisthype angefangen hat und der alle Ideen über einen „Genie in a bottle“ beeinflusst hat.“
Sie lächelte: „Lediglich – der Fakt, dass Du sehr blau bist und die Stimme von Mork vom Ork, beziehungsweise Homer Simpson, hast – das ist wäre jetzt eher etwas, von dem ich nicht ausgegangen wäre. Aber ansonsten… die drei Wünsche, die …“
Weiter sollte Agatha nicht kommen, denn von einer Sekunde zur Anderen wurde sie in ein grelles Blitzlichtgewitter getaucht, als plötzlich der Dschinn neben ihr auftauchte und seinen massigen Körper in einen schwarzen Anzug gepresst hatte.
„Danke, Susan“, sagte er im üblichen Tonfall eines Showmasters, „ich möchte Dich nicht unterbrechen, aber neben dir hat gerade der Hauptdarsteller dieser Show platzgenommen. Meine Damen und Herren, Sie kennen ihn alle, Sie lieben ihn alle, hier ist für sie Genie , der Dschinn.“
Und gerade, als Agatha etwas sagen wollte, hob das magische Wesen abwehrend beide Hände und schüttelte den Kopf: „Bitte, keine Presse – keine Presse.“
Damit drückte er ihr ein Buch in die Hand und grinste „Kaufen Sie lieber meine neue Autobiographie ‚The Genie of Agrabah’.“, ehe er hinter vorgehaltener Hand ergänzte: „Wird auch zu Weihnachten im Kino laufen.“
Nun lief ein Grinsen über die ebenmäßig-attraktiven Gesichtszüge der XO: „Ich werde es mir ansehen.“
„Damit würde ich warten.“, hörte sie dann die Stimme des jungen Mannes, der in der Legende über die Wunderlampe und den ihr innewohnenden Flaschengeist gebot. Sie hob den Blick und sah, wie der Teppich auf den Palast zuschwebte und dann, wie eines der modernen Shuttles zur perfekten Landung ansetzte – ganz ohne Positionslichterabfrage und Towerbestätigung. „Wow.“, murmelte die XO, „der Teppich ist wirklich allererste Ware.“

Sofort eilten Wachen auf das fliegende Weberzeugnis zu – wobei hier natürlich kein Erzeugnis aus dem Web gemeint ist, sondern ein Erzeugnis das beim Weben entsteht, also wird das Wort „Web“ natürlich auch nicht „Webb“ ausgesprochen, sondern „Wehb“ – und umstellten es. Aladdin hob abwehrend die Hände, als die Prinzessin sich anmutig erhob und einfach nur ernst in die Runde blickte.
Dann trat sie vom Teppich, deutete auf Agatha und den in ihren Schoß gebetteten Cal und sprach, mit der Würde und der Anmut, wie sie nur einer Prinzessin eigen ist: „Sie gehören zu mir. Es sind meine Freunde und ich bitte euch, sie angemessen zu behandeln.“
Kurz zeigte sich Verwirrung auf den Gesichtszügen der Wachen, dann ließen sie die Schwerter, die sie gezogen hatten, sinken und nickten der Prinzessin zu.
Diese wandte sich wieder an Agatha und lächelte: „Ihr habt mein Vertrauen. Enttäuscht es nicht.“
„Würden wir nie.“, sagte die XO und rollte mit den Augen als Cal ein Geräusch von sich gab, das irgendwo zwischen schläfrig und zustimmend stöhnen anzusiedeln war. Ihr Blick traf sich mit dem verwunderten Blick der Prinzessin und sie zuckte mit den Schultern: „So ist er halt.“




Die hübsche XO musste gar nicht großartig überlegen und lange grübeln – sie wusste, dass der Captain sie verdattert ansehen würde und, tatsächlich, der inzwischen berühmte, nicht unbedingt intelligente Gesichtsausdruck ihres Kommandanten grüßte sie, als sie ihn anblickte.
Er blickte sie an, blinzelte ein, zwei Mal und fragte dann: „Wat?“
„Ja“, nickte Agatha, deutete auf Jasmin und dann wieder auf das Fenster, das den Blick nach draußen freigab, „Wir sind hier in Agrabah.“
Mißmutig blickte Cal seine XO an: „Soweit war ich eigentlich auch schon, aber danke für die Nachhilfe in Geographie. Mich würde viel mehr interessieren, wieso wir hier sind und nicht dort, wo wir eigentlich sein sollten.“

Zum ersten Mal in seinem Leben konnte Cal von sich sagen, dass Agatha Silverbird es geschafft hatte, eine Frage nicht befriedigend zu beantworten. Die Antwort, die ihm die XO auf das „Wie kommen wir hierher“ gab, war ein einfaches Schulterzucken und die Feststellung, dass sie genau so wenig Ahnung hatte, wie er. Einerseits war das ziemlich beruhigend, zeigte es doch, dass auch Agatha nicht alles wusste, aber andererseits musste er festhalten, dass es Situationen gab, in dem die Ahnungslosigkeit der XO ihm besser gefallen hätte – besser als in dieser. Der Tag, an dem er ihr offenbaren wollte, dass er tatsächlich niemand anderen mehr lieben konnte als sie und das sie, wenn sie wollte, in sein Quartier ziehen könne – das war eine solche Situation gewesen, aber damals hatte sie zwischen „Du, Agatha, ich glaub ich muss Dir was sagen“ und „Was hältst Du davon, bei mir einzuziehen?“ die Brücke verlassen – Cal hatte es gar nicht mitbekommen, weil er ihr den Rücken zugewandt und seine so-wohl-geprobte Rede einfach nicht unterbrechen wollte – und war mit gepackten Koffern hinter ihm aufgetaucht.
Auch eine Geburtstagsüberraschungsparty für die XO zu geben, war der Horror. Aber jetzt, gerade hier, wo man wirklich ein „Ach, das ist doch ganz einfach“ hätte gebrauchen können, musste die XO die Waffen strecken. Klasse. .

Vermutlich zählt der folgende Satz zu einem der ältesten Sprüche der Welt: Wenn sich irgendwo eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Und vermutlich hat dieser Spruch seinen Ursprung in genau dieser Situation, wo er noch „Und plötzlich öffnet sich eine Tür“ hieß. Denn – so abgeschmackt es auch klingen mag – plötzlich öffnete sich eine Tür. Irgendwie stellt der Autor nach dem Schreiben und der Leser nach dem visuell-geistigen Verköstigen dieser Zeilen fest, dass es irgendwie nicht spannend klingt und eine „sich öffnende Tür“ noch kein Grund ist, einen solchen Spannungsbogen zu schlagen.
Okay – mag sein, gebe ich zu.
Aber interessant wird es, wenn man überlegt, wer durch die Tür kommt. Hierbei handelte es sich um die Personen, die Cals nächsten Schreck und nächste Glaubenskrise verantwortlich zeichneten – nämlich den Sultan und Aladdin. Und beide sahen genau so aus, wie in der gezeichneten Walt Disney Variante. Gleiches galt übrigens auch für Prinzessin Jasmin – oder wie es mal ein Internet-Reviewer bezeichnete: Sie sieht aus, als wolle sie Jessica Rabbit neidisch machen. Nun, in Metern sah dieses wie folgt aus – Cal schätzte Jasmin auf einen Meter sechzig, also sechs Zentimeter kürzer als seine XO, während er vermutete, dass die Körpergröße Aladdins bei knappen einhundert und siebzig Zentimetern, respektive 1,70 Metern lag. Die Größe des Sultans mochte 1,10 Meter betragen, in die die Höhe des Turbans einrechnete. Der gerade durch die Tür stapfende Riese, den Cal nun als „Razul“ erkannte  - klar, Aladdin hatte ihn ja auch so genannt – mochte ungefähr in seiner Höhe rangieren, also eins dreiundachtzig, wenngleich er sich in einem Anfall von Narzissmus, deutlich besser aussehend fand, als diesen Wachmann, dessen Augen ihn gerade anfunkelten.

„Euer Hoheit“, sagte Razul, mit Stimme und Tonlage, die Cal an DarkWarrior Duck, die bedrohliche Variante des tölpelhaften Erpels Darkwing Duck , erinnerte. Und irgendwie konnte der Captain nicht anders, als festzuhalten, das dies sogar von Razuls Charakter her stimmte. Der Sultan erblickte seinen Hofdiener, nickte so schnell, dass sein Turban die Bewegung mitmachte und beinahe vom königlichen – oder besser: sultanischen – Kopf fiel und sagte nur: „Jajajaja, sprich.“
„Euer Hoheit“, wiederholte Razul den Gruß und stockte, als Aladdin sich zu Jasmin neigte und ein „Das hatten wir schon“ flüsterte. Das mädchenhafte Kichern Jasmins machte einem Klaps ihrer zierlichen Hand gegen seinen Oberarm und einem sanft-gezischten „Pssst“ Platz, was von einem genervten Knurren von Razul untermalt wurde.
„Sprich.“, repetierte der Sultan, was Razul dazu brachte, den Gruß „Euer Hoheit“ zu wiederholen und dann schnell fortzufahren: „Die Delegation aus Theben ist soeben eingetroffen.“
Der Sultan lächelte: „Wirklich? Dann lassen wir sie nicht lange warten. Razul – sag unseren Köchen, sie mögen etwas besonders Leckeres zubereiten, aber keinen wirklich aufwendigen Schnickschnack. Ein kleines Mahl, für sechs Personen.“
„Acht“, korrigierte Jasmin, was Razul zu einem überrascht-protestierenden „ACHT?“ brachte und dazu, die Gästeliste an der Hand abzuzählen, ehe ihm Jasmin auf die Schulter klopfte und ihn freundlich anlächelte: „Du vergisst die Beiden.“
Damit deutete sie auf Cal und Agatha.
„Erm“, machte der Captain der Dragonlfy , „Meinen Sie uns?… Das… können wir nicht…“
„abschlagen“, komplettierte Agatha und zwinkerte Cal zu, ehe sie ihm eine Hand auf seinen Bauch legte: „Ich höre doch, wie dein Magen rumort.“
„Das tut gut.“, grinste der Captain, legte seine Hand auf ihre, sodass sie auf seinem Bauch blieb, ehe er dann zu Jasmin blickte und mit den Schultern zuckte: „Ja – gut – erm… da sin’ma dabei, dat is prima.“
Und so schnell, wie Agathas Hand auf seinem Bauch war, hatte die XO sie dem Captain auch wieder entzogen, ehe sie ein: „Das war der falsche Karnevalsschlager“ wisperte.
„Nun“, sagte der Sultan, „Wenn sie uns diese Ehre erweisen würden, wären wir sehr… erm… geehrt.“
Captain Cat blickte den hohen Würdenträger und Gebieter über die Hauptstadt der sieben Wüsten an, zuckte dann mit den Schultern und hatte nicht nur das Gefühl, mal wieder komplett auf verlorenem Posten zu stehen, sondern diesen auch noch in irgendeinem bekloppten Paralleluniversum zu haben.
„Allerdings würde mich doch interessieren, wie Sie heißen.“
Ja, das war eine verdammt gute Frage.
Erneut zuckte der Captain mit den Schultern und lächelte den Sultan an: „Ich bin der Doctor.“
„Doktor… wer?“, fragte nun Aladdin, was Cal dazu brachte, ihn anzublicken und mal wieder die Schultern zu zucken: „Einfach – der Doctor. Das ist ein Name. So wie Cher.“
„Wer?“, wollte nun Razul wissen, was ihm von Cal ein Grinsen einbrachte: „Das erkläre ich dir nachher, Eddie-Teddie. Nach dem Essen und nach dem…“
Er blickte zu Agatha. „Treffen wir wirklich eine Theb… Thebi… Thebina… ägyptische Delegation?“
„Scheint so.“, zuckte nun die XO mit den Schultern und Cal blickte sie an: „Und Du hast kein Problem damit, dass wir eventuell die TED brechen könnten?“
„TED?“
Dieses Echo kam von Jasmin und Cal zwinkerte ihr zu: „Milady, das zu erklären würde ein bischen länger dauern. Wenn das alles hier überhaupt real ist.“
„Und wie kommst Du darauf“, fragte nun Agatha, „Dass das alles nicht real wäre?“
„Dein ganzes Verhalten, so als ginge dir das alles an deinem hübschen, knackigen Allerwertesten vorbei. So langsam, aber sicher glaube ich nämlich, dass ich nur eine Sekunde vom Leben entfernt bin und vermutlich seit wir mit der GALACTICA fliehen wollten, im Koma liege. Denn es gibt Leben auf dem Mars und wenn das Leben endet, heißt es „Ashes to ashes“.“
Agathas Gesicht hellte sich auf: „AH! Ich verstehe, du denkst also… Schatz, bist Du irgendwie zurück in die 80er gereist oder gefangen in den 70ern?“
„Kann man es mir verübeln?“, grinste der Captain, „Aber Du bist mir eindeutig lieber als Gene Hunt.“
Dann klopfte er ihr auf die Schulter: „Wie siehts aus, Liebling? Gönnen wir uns ein paar schöne arabische Nächte?“
„Wenn sie so sind wie die Tage vorher?“
„Du meinst ‚feurig-brisant auch recht amüsant’?“
„Zumindest erstaunen sie mich sehr.“, grinste die XO, was Cal dazu brachte, sich erneut umzublicken: „Nicht nur Dich, Schatz.“
Dann zuckte er mit  den Schultern: „Kann ich nicht versprechen, aber – gehen wir einfach mal.“Lächelnd hielt er ihr die Hand hin, das sie mit einem ebenso breiten, wie schönen Lächeln ergriff und dann gingen beide los.
Aus dem Raum hinaus, in dem der Captain zu sich gekommen war und hinaus in ein interessantes Leben.

In diesem Moment schüttelt der Autor den Kopf und stellt fest: „Ich hab Fieberträume gehabt, die waren weit weniger abgefahren.“ Und über den Schreibprozess hält er sich an Sophia Petrillo: „Mir ist mal ein Nierenstein abgegangen, das war weniger schmerzhaft.“
Aber der Captain hatte seinen Spaß – wenigstens einer. Wer konnte es ihm verdenken? Er war mit seiner XO, seiner Traumfrau unterwegs und offenbar auch noch entweder in einem Paralleluniversum oder einer Zeitepoche gelandet, die … entschuldigt, aber ich muss es nochmal festhalten. Cal und seine XO waren bei Aladdin.

„Dat is einfach nur ein Traum.“, grinste Cal, als er mit Agatha durch die Gänge des Palastes schlenderte. Und auch wenn die Gänge groß genug waren, um vermutlich sogar zwei Elefanten die Möglichkeit zu geben, parallel nebeneinander herzulaufen, kam der Captain aus dem Grinsen nicht heraus. Wie genial war das? Das einzige, was jetzt noch fehlte, war ein Angriff von Morgana, El Fatal, Mogelrath oder wie sie alle hießen und er wäre tatsächlich in einer Folge gelandet. Und er würde es ihnen schon zeigen. Er hatte einen Phaser und damit konnte er doch den Palast ganz alleine beschü… moment mal.
Nein – das ging nicht. Erstens würde man ihn allein schon wegen des Verstoßes gegen die Temporale erste Direktive zur Rechenschaft ziehen, zweitens hatte er oft genug „last action hero“ geschaut, um zu wissen, was dann passiert, wenn jemand versuchte, aus seinem Wissen eine bestimmte Filmreihe betreffend, Kapital zu schlagen.
Oh nein, das würde er nicht tun.
Zumindest nicht offiziell. Vielleicht konnte er sich ja als nächtlicher Wächter verdingen.


Der Dieb war auf der Flucht.
Natürlich, was sollte ein Dieb sonst auch machen? Es steht ja so in seiner Jobbeschreibung, die von einer x-beliebigen Arbeitsvermittlung ausgestellt wird.
„Ihr Aufgabengebiet umfasst:
Stehlen
Fliehen.“
Das Erstere hatte er getan, das zweite folgte nun.
Athlethisch war er eigentlich schon immer gewesen, was ihn dazu befähigte, einige der Abkürzungen zu nehmen, die seine Kollegen nicht nehmen konnten. So balancierte, hüpfte und rutschte der Dieb über Hindernisse und unter ihnen hindurch.
Sein Atem ging hastiger, als er merkte, wer da hinter ihm her war und versuchte, ihn zu fangen. Mit dem Jungen, der früher genau so wie er gewesen war, hätte er reden können – aber die Kante von Typ, die ihm dichtauf folgte war eher seltener für seine Rethorik bekannt.
Obwohl sich schon einiges gebessert hatte, seitdem der Großwesir des Sultans gestorben war.
Vorher war die Strafe für Diebstahl recht drakonisch gewesen und hatte nicht selten im Verlust des Kopfes geendet, aber dies war lange her.

Er huschte noch unter einem Wagen hindurch, presste sich in die Ecke und atmete tief durch. Hier war er sicher, niemand konnte ihn…
„Ich bin das Raumschiff, das den Weltraum durchdringt.“, erklang eine Stimme und der Dieb schaute sich verblüfft um. Wer war das denn jetzt schon wieder?
„Ich bin der Photonentorpedo, der dein Shuttle bei Warp 9 in den Allerwertesten trifft.“
Immer hektischer schaute sich der Dieb um. Und dann sah er auf dem Dach einen Typen. Einen Typen? Einen Koloss. Er trug eine Art Rüstung, ein Cape, eine Maske und schaute ihn aus rot-leuchtenden Augen an, ehe er ein „ Ich bin Spacewing Duck!“ schrie und vom Dach sprang, um direkt neben ihm aufzukommen.
Okay, das war jetzt wirklich ein bischen unheimlich. Also trat er einen Schritt zurück und schaute sein Gegenüber an: „W… wer bist Du?“
Mit einer Stimme, die aus der Hölle zu kommen schien, raunte der Maskierte: „Ich bin Spacewing Duck. “
Und dann, in einem normalen, beinahe klagenden Tonfall: „Hast Du mir nicht zugehört?“

Nun schaute der Dieb sein Gegenüber mit einem eher fassungslosen Gesichtsausdruck an: „Wie sollte ich, ich war doch gerade noch auf der Flucht vor Razul.“
„Kenn ich“, nickte Spacewing, zuckte mit den Schultern und wandte sich an den Dieb: „Aber es ist dein Job zu fliehen, und meiner dich zu fassen. Wollen wir dann?“
„Ich glaube nicht, dass ich eine großartige Wahl habe, oder?“
„Nich wirklich“, schüttelte Spacewing den Kopf und wandte sich dann ihm zu: „Also, wie schon gesagt.“
Er packte den Dieb am Kragen: „Ich bin das Raumschiff, das den Weltraum durchdringt.“
Nun zog er ihn näher zu sich, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er sagte: „Ich bin die Transporterschleife, die… erm… Ich bin das Jucken, dass Du nicht kratzen kannst.“
Dann stieß er ihn von sich weg, sodass der Dieb aus der Deckung und Razul vor die Füße stolperte: „Ich bin Spacewiiiing DUCK .“
Der Wachmann, der den Dieb nun ebenfalls am Kragen packte, blickte kurz zu Calvin Nathan Cat, a.k.a. Spacewing Duck, herüber und nickte ihm zu: „Danke, Spacewing.“
„Ich lebe, um zu dienen.“, salutierte der Captain und grinste, als neben ihm Agatha Silverbird auftauchte.
„Oh, Captain,“, hauchte sie, „das hast du gut gemacht.
Cal grinste:“ Naja, man tut, was man kann.“


„Tatsächlich, Cal?“, riss den Captain die Stimme seiner XO aus seiner Superheldenphantasie, was ihn dazu brachte, verwirrt den Kopf zu schütteln und sie dann anzuschauen: „Bitte?“
War das gerade ein Lächeln auf Agathas Lippen, als sie sagte „Och, der Sultan hat eigentlich gerade davon erzählt, dass seine Vätersväter diesen Palast mit ihrer eigenen Hände Arbeit aufgebaut haben und du schießt ein „Man tut, was man kann“ dazwischen. War schon lustig.“

Lustig? Eher Peinlich. Mit errötendem Kopf blickte Cal in die Runde und stellte fest, dass der Sultan nun nach rechts abbog. Ihm folgend, betraten alle den Speisesaal des Palastes und Cal stellte fest,dass er die unglaubliche Schönheit des Saales nicht anders artikulieren konnte, als durch ein „WOW“.  Japp, irgendwie war das wieder peinlich, aber es schien so, als habe ihm sowieso keiner zugehört. Praktisch.

Also konnte man sich die Umgebung genauer ansehen, doch gerade als Cal dies tun wollte, standen vom Esstisch zwei Gestalten auf und traten auf den Sultan zu. Neben ihm holte Agatha überrascht Luft und griff nach dem Arm des Captains. Die Wärme der Berührung sandte Wellen der Entspannung durch Körper und Geist und als er sich zu ihr umdrehte, war es, als würde sie einen Eimer kalten Wassers über seinem Kopf ausschütten. Sie sah ihn mit einem Blick an, in dem Angst, Überraschung, eine Spur Ärger lagen und diese Mischung verwirrte den Captain. Agatha musste dies gesehen haben, denn sie beugte sich vor und flüsterte ihm eine Frage zu.
„Kennst Du die beiden etwa nicht?“
Damit stellte sie sich vor ihren Captain und legte seine Hand auf ihre Schulter. Der verblüffte Blick des Captains traf ihre Augen und sie seufzte leise: „Friemel da irgendwas rum. Hauptsache ist, du starrst nich so offensichtlich zu den Beiden, wenn du sie begutachtest.“
„Schatz, ich hab ne hübsche, halbnackte Frau vor mir, meinst Du, da guck ich mich weiter um?“
„Solltest Du vielleicht tun.“
Cal ließ seinen Blick zurück zu den Gästen gleiten.
„Naja, die beiden sind sehr jung“, stellte der Captain fest, legte den Kopf schief und betrachtete die Delegation aus Theben weiter, „Lass sie mal – was? 15, 16, 17 sein. Und sie trägt ja nun ein sehr schlichtes Kleid.“
„Du bist kein Modeberater.“, grinste die XO ihm zu.
Der Captain ließ seine Hand über die Schultern Agathas zu den Trägern des Stückchen Stoffes, das Hemd zu nennen, sich beinahe schon verbot, gleiten und zog sie gerade, ehe er nochmal kurz zu den beiden Delegierten schaute.
„Nö, sorry, kenn ich nicht.“
Sie seufzte, zwinkerte ihm dann zu und sagte: „Dann – mach dich mal auf eine Überraschung gefasst.“
„… und das sind unsere Gäste“, hörten beide in diesem Moment die Stimme Prinzessin Jasmins, „Prinzessin River Song und Prinz Doktor.“
Cal hob überrascht beide Augenbrauen und blickte seine XO an, ehe er ein ungläubiges „ Prinz Doktor?“ stammelte. Agatha zuckte mit den Schultern, umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Anders hätte ich es nicht hinbekommen, dass sie uns im Palast willkommenheißt. Und – sein wir ehrlich – wenn wir uns hier schon umgucken müssen, dann doch am Besten von oben, oder?“
„Könnte von mir sein, die Logik“, murmelte Cal und machte sich dann von seiner „Frau“ los, um auf die beiden Delegierten zuzugehen.

Die Delegierte in ihrem schlichten Kleid trat auf Cal zu, verneigte sich und sagte: „Ich bin Prinzessin Teti, Tochter des Pharaos Mehren-Re, dem Herrscher der beiden Länder.“
Moment mal, den Namen kannte der Captain dann doch. Überrascht keuchte er auf, schaute blitzartig zu Agatha und das so schnell, dass seine Nackenwirbel protestierten, ehe er sah, wie sie mit den Schultern zuckte. Langsam wandte er sich wieder zu Prinzessin Teti um und verbeugte sich gleichfalls: „Eine Ehre Sie kennen zu lernen.“
Dann deutete Teti hinter sich: „Dies ist mein Verlobter. Sein Name ist …“
Sag es nicht, sag es nicht, sag es nicht , schoss es Cal durch den Kopf, Bitte, lass ihn Hans, Franz, Peter oder meinetwegen auch Alibaba heißen, aber lass ihn nicht…
„Papyrus“, vollendete die Prinzessin den Satz.
Das war mir irgendwie SO klar. , schoss es dem Captain durch den Kopf, als er den Jungen mit dem goldenen Schwert anblickte und ihm höflich lächelnd zunickte. Dann trat er neben Agatha und er merkte, wie seine Lippen ein nervöses Lächeln bildeten: „Kann das sein, dass so ziemlich alles , was an Pharao- und Altertümlichen Serien jemals im Fernsehen gelaufen ist, einen gewissen Wahrheitsgehalt hat?“
„Werden wir dann sehen, wenn die Leibwache von Mehren-Re auftaucht und es sich dabei um Ja-Kal, Rath, Armon und Nefer-Tina handelt.“, seufzte die XO und Cal wandte sich ihr zu: „Du meinst doch wohl nicht…“
„Doch, doch, ‚Mit der Kraft des Ra’.“
Cal grinste: „Na, die Mumien wären momentan aber noch sehr lebendig. Und - da können wir uns eigentlich ziemlich sicher sein, dass dies nicht passieren wird. Immerhin ist Ra ein Ausserirdischer und, wenn ich mir das so überlege, stelle ich fest, dass… erm… wenn die Rebellion gegen Ra erfolgreich war, sämtliche… erm…“
„Ja?“, fragte Agatha, beugte sich vor und lächelte ein leicht-süffisantes Lächeln, „Du hast gerade auch gemerkt, dass wir zwar wissen wo wir sind, aber keinen Anhaltspunkt haben wann wir sind, richtig?“
Cal nickte: „Stimmt – die Regentschaft von Ra könnte rein theoretisch gerade zu diesem Zeitpunkt stattfinden. Oder erst in ein paar Jahren. Vielleicht ist sie auch schon vorbei – keine Ahnung.“
„Und Du kannst keinen fragen, weil weder Du, noch ich, wissen, wieviel von den ausserirdischen Ereignissen, die in Gizeh stattfanden, die Leute in Theben mitbekommen haben.“
„Prinzessin Song und Prinz Doktor? Kommt zu Tisch.“, hörten sie die Stimme des Sultans und Cal warf seiner Frau einen Blick zu: „Dann schlagen wir tut… äh… zu.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf „Übrigens, woran hast Du vorhin gedacht?“
„Das erkläre ich dir später, meine kleine Catwoman.“, zwinkerte er und deutete auf den Tisch: „Lass uns Essen. Mein Magen knurrt.“

TBC

David:
Deine Geschichte liest sich schon mal sehr spannend.
Wird es die auch als PDF geben, wenn sie fertig ist?

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