Es ist immer noch die Sternenflotte, nicht die US-Navy. Es ist eine Organisation, die vierhundert Jahre allem voraus (und vielleicht fremd) ist, was wir kennen.
Ich habe nun versucht, gerade diesen hervorgehobenen Satz, zu beweisen.
Fündig wurde ich, als ich mir die ersten drei Minuten (!) der deutschen Folge "Star Trek - TNG: Galavorstellung" ansah (https://www.burning-seri.es/serie/Startrek-The-Next-Generation/2/21-Galavorstellung/Vivo-1). Ich habe mir mal die Mühe gemacht eine Textpassage mitzuschreiben und möchte sie an dieser Stelle zitieren.
Mr. Kolrami: "Captain Picard, ich habe erfahren, dass sie sich zu Anfang diesem simulierten Kampfablauf widersetzt haben.“
Captain Picard: „Ja.“
Mr. Kolrami: „Bitte, darf ich erfahren wieso?“
Captain Picard: „Die Sternenflotte ist keine militärische Organisation, sie dient der Forschung."
Was könnte das nun zu bedeuten haben?
1949 wurde, nicht ohne heftige Diskussionen auszulösen, von der SPD darauf bestanden, folgenden Zusatz ins Grundgesetz aufzunehmen (Art. 4, Abs.3 http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_4.html): "Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. [...]"
Subsummieren wir mal:
Wir schreiben das Jahr 236x, wir leben auf einer utopisch-friedlichen Erde. Kein Hunger, keine Gewalt, keine Armut und kein Elend. Kein Streben nach Gewinn und Besitz mehr! Es ist wohl nicht so weit hergeholt, dass genau dieser Zusatz ein enormes Gewicht bekommen haben wird. Dieses Gewicht ist so stark, dass es eine der wichtigsten Eckpfeiler der Gesellschaft geworden ist, sie hat diese Maxime so sehr verinnerlicht, dass es niemals erwähnt werden muss: Kein Erdenbürger würde jemals einem anderen Wesen (wissentlich) Schaden zufügen wollen!
Dies bedeutet nun also für die Sternenflotte: Wenn ich für gewisse Tätigkeiten Offiziere brauche, die entscheiden müssen wer leben darf und wer sterben muss (so wie beispielsweise auch Ärzte) oder eben der Offizier, der zum Wohle des Schiffes, zum Wohle von 1000 Männern, Frauen und Kindern (Es sind ja auch Zivilisten an Bord der Enterprise), einen opfern muss, so ist es logisch, ihm eine Prüfung aufzuerlegen, um genau diese Fähigkeit zu testen! Daraus erwachsen dann natürlich auch Rechte und Pflichten und voila - dies ist die Geburtsstunde der Brückenoffiziersprüfung!
Was haltet ihr von dieser Argumentations-, bzw. Beweiskette? Ist sie eurer Meinung nach wirklich plausibel? Gibt es Verbesserungen?
Das sind ganz erstaunliche Zusammenhänge, die Du da herstellst

Ich finde, es klingt schon plausibel, dass man Menschen des 24. Jahrhunderts erst wieder nahebringen muss, was ihre Arbeit beinhalten könnte. Nicht, dass heute jeder einfach die Aufgabe eines Polizisten oder Soldaten übernehmen könnte, aber ich würde wirklich annehmen, dass diese durch und durch friedliche Mentalität, dieser Standpunkt, sich den Pazifismus in manchen Situationen erst einmal abschütteln zu müssen, in dieser Zukunft im Gegensatz zu heute eine bedeutsame(re) Rolle spielen kann.
Ich weiß wie oben erwähnt nicht genau, wie gut man das abprüfen kann. Zum einen geht es vielleicht wirklich um das Wissen, dass diese schreckliche Verantwortung auf die späteren Offiziere zukommen kann. Wichtiger als die eigentliche Prüfung könnte dann ein spezieller Kurs sein, der die unbescholtenen und unbedarften Kadetten da abholt, wo sie zu Beginn nun einmal stehen, und sie dann behutsam wie konsequent mit den schweren Aufgaben, die ihnen bevorstehen können, vertraut macht.
Das dürfte besonders für eine Brückencrew von Interesse sein. Ich denke da aber auch an die einfache Crew: Eben war man noch im Hort des Friedens und plötzlich muss man jede Stunde damit rechnen, das Leib und Leben in Gefahr gerät. Darauf muss man glaube ich besonders vorbereitet werden.
Das bereitet also auf die unschönen Aspekte vor, die der Weltraum an sich, aber auch militärische Momente mit sich bringen können - ohne gleichzeitig am Status der Sternenflotte zu rütteln, dass sie eigentlich eine Friedens- und Forschungsflotte ist.
Anmerkung:
Es ist seltsam bei einer Diskussion radikal die Seiten zu wechseln und seine eben noch niedergeschriebenen Argumente selbst zu entkräften
Aber es ist doch spannend, zu sehen, zu was Forumsdiskussionen führen können. Und ich finde es großartig, dass Du sagt, dass Du Deine Ansicht geändert hast

Das ist doch besser und beeindruckender, als stur beim Alten zu bleiben

Also ich finde das toll und hoffe immer, auch zu sowas in der Lage zu sein

wenn also eine orgamisation Diesntgrade, Waffen und sogar Kriegsgerichte hat, dann würd eich mal behaupten, dass es zumindest ein Paramilitär ist.
Einiges davon kann pragmatischen Charakter besitzen, anderes, wie die (Namen der) Ränge auch Tradition sein: Für die Arbeit praktisch oder unumgänglich, als Strukturmaßnahme hilfreich.
Ich vergleiche Starfleet gerne mit der US Küstenwache. Und die sind auch eine Teilstreitkraft und haben anch der Haager Kriegsordnung Kombatantenstatus.
Dieser Vergleich ist nur leider auch nicht in der Lage, die Sternenflotte (umfassend) zu beschreiben. Denn auch wenn man die Verteidungsfunktion der Sternenflotte nicht ganz vergessen darf, kommen die anderen Aufgaben bei der Küstenwache doch überhaupt nicht vor: Betreibt die Küstenwache Forschung, baut sie neue Kolonien auf, transportiert sie normale Passagiere und VIPs, übernimmt sie diplomatische Missionen und besucht 'unbekanntes' Terrain?
Manche Folgen und Serien wollen uns glauben machen, die Polizei- und Militärfunktion sei dominant. Im DK mag das wohl so gewesen sein, auch für das Gros der Flotte, aber der Alltag über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg wird ein anderer gewesen sein und zwar mit Aufgaben, die mit denen der Küstenwache nichts zu tun haben.
Das, was wir da in dem Test gesehen haben, ist doch nichts anderes, als eine Abart des Kobayashi-Maru Tests. Es ist ein No-Win-Szenario - oder zumindest ein Szenario, in dem irgendjemand dem Tod überlassen werden muss. Ich stimme dir völlig zu, dass sich der Test jedes Jahr in einem anderen Gewand präsentieren müsste. Im 24. Jahrhundert wird er vielleicht dank Computer- und Holodeck-Hilfe zusätzlich auf jeden Kandidaten persönlich zugeschnitten sein. Der Zeitpunkt, wo er kommt scheint auch etwas beliebig zu sein. Bei Wesley kam er schon während der Aufnahmeprüfung, bei Saavik relativ am Ende(?) ihrer Kommandoschulung, und bei Troi eben erst ein paar Jahre später, ebenfalls beim Ende ihrer Kommandoprüfung.
Ich glaube, Dein Hinweis mit den individualisierten Prüfungen ist sehr treffend. Bemerkenswert war ja auch, dass Troi von der Entwicklung, die ihre Holodeck-Prüfung nahm, ja deutlich überrascht war.
Ich vergleiche Starfleet gerne mit der US Küstenwache.
Ich mit der NASA.
Vielleicht ist es das "Unangenehme" und gleichzeitig Fasziniernd-Originelle an der Sternenflotte, dass sie eben nie ganz in die Kategorien passen will, die wir von unserer Erde des 21. Jahrhunderts kennen.