Nehmen wir mal an, es ist eine Mutter, Sternenflottenoffizier, mit ihren Kindern an Bord. Sie ist eine Spezialistin "für-was-auch-immer" und sie ist die einzige an Bord. Wenn ein Captain nun die drei Kinder, 2, 3 und 5 Jahre alt, kennt - kann er seinen Offizier wirklich ruhigen Gewissens auf eine Mission schicken?
Ich glaube dieses Dilemma ist für einen Captain der Sternenflotte weitaus schwieriger, als wenn er seinen Ehegefährten losschicken muss...
Vielleicht sehe ich das jetzt wesentlich weniger dramatisch als Dahkur, weil ich selbst keine Kinder habe, aber in dem Fall liegt für mich die Verantwortung für die Kinder nicht beim Captain, oder zumindest nicht in erster Linie beim Captain, sondern beim jeweiligen Offizier = Elternteil selbst. Das ist etwas, was man mit sich selbst ausmachen muss, wenn man sich dafür entscheidet, Kinder zu bekommen und gleichzeitig in so einem Beruf (weiter)arbeiten zu wollen, man kennt ja die Risiken und die Eventualitäten bereits im Vorhinein, man hat die Ausbildung und ist intelligent genug das rational abschätzen zu können. Wenn das Risiko oder die Angst zu groß ist, dann hat man ja immer noch die Möglichkeit, sich evtl. auch nur vorübergehend in den Innendienst versetzen zu lassen um nicht auf potentiell riskante Missionen gehen zu müssen; aber beides zu wollen und dann auf Privilegien oder Mitleid zu plädieren ist allen Beteiligten (Partner, Kinder, Kommandant, Kollegen, Mission) gegenüber mehr als nur unfair. In einer gleichberechtigten, emanzipierten Gesellschaft zieht der „Mami-Bonus“ meiner Ansicht nach einfach nicht.
Natürlich ist es tragisch, wenn man nicht nur die möglichen Konsequenzen für die Mission und die Einzelperson, sondern auch die potentiellen Hinterbliebenen gut kennt – aber wo will man da ernsthaft die Grenze ziehen? Kollegen, die besonders niedliche Kinder haben? Kollegen, deren Partner oder Geschwister man kennt? Kollegen, die man gut leiden kann? Wenn man jegliche emotionale Verstrickung verhindern möchte, müsste man theoretisch die gesamte Crew alle 3-6 Monate auswechseln, und dann könnten sie nicht mehr gut zusammenarbeiten weil sie sich nicht kennen und vertrauen ... aber auch das ist einer der Punkte wo ich sage: da muss man drüberstehen, ansonsten kann man kein (guter) Captain sein.
Interessant übrigens, dass man sich solche Gedanken für gewöhnlich nur bei Müttern macht, nicht aber bei Vätern. In meinem Freundeskreis gibt es ein Paar, Eltern von zwei Kindern (6 und 10 Jahre alt, wenn ich mich nicht irre, die beiden wachsen sooo schnell!), die beide einen „gefährlichen“ Beruf haben, sie arbeiten für dieselbe NGO und werden regelmäßig in internationale Krisengebiete geschickt. Diejenigen unter Euch, die meine Maquis-Contest-Kurzgeschichte „Im Auge des Betrachters“ kennen, erinnern sich vielleicht daran, dass da Ayala und Consuelo vereinbart haben, dass sie nie gemeinsam auf Mission gehen werden, damit ihren Kindern zumindest ein Elternteil bleibt falls einem etwas passiert – diesen Gedanken habe ich von den beiden übernommen. Aber ich schweife ab, was ich eigentlich sagen wollte ... lustigerweise wird immer nur die Frau gefragt (um nicht zu sagen: attackiert) wie sie das ihren armen Kindern nur antun kann und ob sie überhaupt ruhig schlafen kann, aber nie der Mann. Das hat für mich etwas von „Uga aga, Steinzeitmann muss Familie gegen bösen Säbelzahntiger verteidigen!“. Food for thought ...
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Beziehungen zwischen Sternenflottenpersonal nicht verboten sind.
Wobei es für mich immer noch einen großen Unterschied gibt, ob es sich dabei um Beziehungen zwischen Sternenflottenpersonal (also zwischen zwei gleichrangigen Offizieren, oder zwischen zwei Personen die einfach nur für dieselbe „Firma“ aber nicht direkt zusammen arbeiten) handelt oder um Beziehungen zwischen einem Vorgesetzten und einem Untergebenen. Dass es für zweiteres irgendwelche Regeln geben muss, liegt für mich auf der Hand, weil da eben auch Fragen wie Bevorzugung, Abhängigkeitsverhältnisse, Machtmissbrauch, etc. aufgeworfen werden.
Visitor hat das gut ausgeführt. Die räumliche Nähe, die kameradschaft, dass sind eigentlich gute grundlagen für mehr. Und mal Hand aufs Herz. Wessen erste große Liebe war nicht jemand aus der Schule?
Das stimmt schon, und da geht es nicht einmal nur um die „erste große Liebe“ ... die meisten Beziehungen beginnen am Arbeitsplatz, und wenn man in einem so sekludierten Umfeld wie auf einem Raumschiff lebt und arbeitet, dann hat man ja gar keine andere Gelegenheit einen potentiellen Partner kennen zu lernen! Und jeder, der schon einmal in einer Fernbeziehung gelebt hat, kann vermutlich bestätigen, dass eine Fernbeziehung schwierig und ganz bestimmt nicht jedermanns Sache ist!
einzges Problem dabei ist eigentlich Janeway. Wobei man aber sagen muss, dass das IMO erst im verlauf der Serie entstanden ist. Denn gerade zu Anfangs war die Beziehung zu Chakotay schon sehr innig(...) Was natürlich auch die vielen J/C Shipper FFs erklärt.
Wobei sich dann natürlich die Frage stellt, warum das später fallen gelassen wurde. Gab es da irgendwelche Bedenken von Seiten der Produzenten?
Das sprengt den Rahmen des Themas jetzt vermutlich völlig, aber das hat meiner Meinung nach einen anderen Grund ... amerikanische Prüderie und Dating-Kultur, und natürlich auch der dramatische Effekt, der die Zuseher (und die Shipper) quasi „bei der Stange“ halten soll. Das gilt für Janeway/Chakotay ebenso wie für Picard/Crusher ... beide Beziehungen hätten unheimlich viel Potential gehabt, aber sie wurden durch ewige Ambivalenz und latente Spannung und teenagerhaftes Getue völlig totgetreten, bevor etwas daraus werden konnte.
Generell gibt es, meiner Meinung nach, viel zu wenige gesunde, langjährige, stabile Beziehungen im Star Trek Universum – wenn mich nicht alles täuscht, halten Tom und B’Elanna den „Rekord“, neben den O’Briens, wobei Keiko ja nie wirklich ein Hauptcharakter war. „Der Held kriegt das Mädchen, und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage, Ende.“ ist ein so ausgelutschtes Klischee, aber es ist wohl leider nicht totzukriegen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass für die Schreiber / Produzenten („The Powers That Be“) das „Zusammenkommen“ von zwei Personen das Ende und nicht den Anfang einer Liebesgeschichte markiert, wohl auch weil sich das Gerücht hartnäckig hält, dass langjährige oder gar verheiratete Paare automatisch „langweilig und konservativ“ sein müssen, dass es da weder Spannung noch Romantik noch Erotik noch sonst was geben kann ... dabei ist im echten Leben meist das Gegenteil der Fall. Gemeinsam allen Widrigkeiten zu trotzen und zusammen zu bleiben, das ist die wahre Herausforderung. Auch das könnte man auf interessante und vielschichtige Weise erzählen ... wenn man es wollte.
Janeways Beweggründe kann ich nachvollziehen, das hat Star ja schon recht gut erläutert, aber bei Picard/Crusher verstehe ich es absolut nicht und dieses „aber sie ist die Witwe meines besten Kumpels“-Argument finde ich auf Dauer recht schwach. Ich bin echt kein Picard/Crusher-Shipper, aber das war über weite Strecken sehr OOC für Picard, den ich sonst eher als jemanden der weiß was er will und wie er es kriegen und behalten kann eingeschätzt hätte ...