Auch eine halbe Stunde nach der Explosion der Steuerbordgondel, herrschte auf dem Schiff vorsichtshalber nur Notstrom, während die Ingenieure den Schaden begutachteten und alle Systeme sicherten.
Der Konferenzraum, in dem sie sich alle nun versammelt hatten, war entsprechend abgedunkelt, die Offiziere saßen wie in Schatten gehüllt.
Jasmine war geschockt gewesen zu erfahren, dass die Fremden tatsächlich einen Angriff auf die Estrella gestartet hatten, dem nicht nur die Gondel zum Opfer gefallen war, sondern auch ihr Labor. Noch hatte sie es nicht besichtigen können, aber die wenigen Worte, die sie auf dem Weg zum Konferenzraum aufgeschnappt hatte, ließen nichts gutes vermuten. Hätte sie noch die Energie dazu aufgebracht, sie wäre über alle Maßen erschüttert gewesen.
Die einzig freudige Nachricht war jene, dass es zwar eine Menge Sachschaden, aber wenigstens keine Opfer unter der Mannschaft gegeben hatte. Einige Offiziere waren schwer verletzt, aber alle würden mit dem Leben davonkommen, und bald wieder genesen. Dazu zählten auch sie und Clark selber, die kurz vom medizinischen Personal zusammengeflickt worden waren, aber noch immer aussahen, als hätte man sie rückwärts durch eine Hecke gezogen, die gleichzeitig durch einen Mähdrescher gesaugt wurde.
Jasmine hatte einen angeknacksten Fuß, ein verstauchtes Handgelenk, zwei gebrochene Rippen, mehr Blutergüsse und Schrammen, als es Sterne in der Galaxie gab, an der Wange einen gewaltigen Fleck von der Größe und farblichen Beschaffung des Uranus, das Haar hing ihr in Strähnen, und sie war von Kopf bis Fuß mit Staub und Ruß bedeckt, weil keine Zeit gewesen war, sich umzuziehen.
Clark sah kaum besser aus. Er war zwar von Knochenbrüchen und Verstauchungen verschont geblieben, hatte dafür aber eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, und der Bereich über seinem linken Auge war so dicht zugeschwollen, dass es niemanden verwundert hätte, wenn die Schwellung in den nächsten Minuten ein eigenes Gravitationsfeld entwickelt hätte.
Dem schiefen Grinsen in seinem Gesicht hatte es nicht geschadet, eher im Gegenteil, denn es hatte noch deutlich an breite gewonnen, als er merkte, dass die Krankenschwestern ihn mit besonders großer Ehrfurcht betrachtet, und seiner knappen Nacherzählung der Ereignisse (die bei jedem Male abenteuerlicher wurde) mit ehrlichem Interesse und aufrechter Verwunderung lauschten.
In dem ein oder anderen hübschen Auge, das auf ihn geworfen wurde, fand sich sogar ein verzücktes Funkeln wieder, das Raum für Mehr ließ. Und nun saß er erstmals mit den Führungsoffizieren in einer Stabsbesprechung. In Kurz: Er genoss den Augenblick im Rampenlicht nicht nur, sondern badete regelrecht darin, und Jasmine gewähre ihm das Glück, schon alleine, weil sie sich schuldig fühlte, für das, was ihnen widerfahren war. Sie selbst blieb in ihrer Ausführung der Ereignisse sehr viel nüchterner und präziser (und deutlich mehr bei der Wahrheit), als sie den anderen Berichtete, was passiert war.
Nach dem sich alle eingefunden hatten, hatte sie begonnen, davon zu erzählen, wie sie den Anhänger - damals noch für eine Fälschung haltend -, auf DS9 von einem Ferengi namens Morn erworben hatte. Auch die anschließende und kurze Begegnung mit dem alten, der zusammenhangslose Sachen über einen Fluch erzählt hatte, ließ sie nicht aus.
Sie berichtete weiterhin, wie sie in den nächsten Wochen, bedingt durch Faras III, den Anhänger fast vergessen hatte, wie sie aber nach einer Weile von merkwürdigen... Träumen heimgesucht wurde, Visionen fast, was sie dazu bewegt hatte, den Anhänger noch einmal gründlicher zu untersuchen, und wie sich am Morgen herausgestellt hatte, dass er tatsächlich echt war – der einzig je gefundene Beweis dafür, dass es die legendäre Kahlesi-Flotte wirklich gegeben hatte.
Sie hatte, durch die Träume bedingt wie ihr jetzt klar wurde, eine Ahnung gehabt, wo die Flotte vor über 1000 Jahren verschwunden sein mochte – irgendwo in der verbotenen Zone nur ein paar Sektoren von hier entfernt, und war mit Clark zur Sternenbasis aufgebrochen, um eine Karte eben jener Region auftreiben, und ihre Hypothese bestätigen zu können. Dabei waren sie dem Alten wiederbegegnet, der anscheinend sehr viel mehr über die Welt wusste, auf der die Kahlesi-Flotte ihr Ende gefunden hatte – zusammen mit vielen anderen Schiffen, wie es aussah -, doch bevor er mehr hatte verraten können, waren die Fremden aufgetaucht und hatten sie überfallen.
Für Jasmine bestand kein Zweifel, dass sie hinter dem Anhänger her waren, und das sagte sie auch. Den anschließenden Kampf umriss Jasmine nur knapp – sie war sicher, dass Clark ihn in den folgenden Tagen zu einem Heldenepos umfunktionieren und auf dem ganzen Schiff verbreiten würde -, und ihre Erzählung endete an dem Punkt, als sie von Harris aus den Flammen gerettet und anschließend mit ihm auf das Schiff zurückgekehrt waren, nachdem sie den Anschlag auf die Estrella gesehen hatten.
Nun faltete Jasmine die Hände zusammen und wartete auf Reaktionen.