Deine Meinung sei Dir gegönnt, und ich fühle mich auch auf gar keinen Fall beleidigt oder so, nur weil es Dir nicht gefallen hat.
Ich glaube allerdings, dass der Unterschied zu den Silberbänden, welche die ersten Romane aus den 60ern beinhalten, und NEO schon extrem ist. Schon allein, wenn man bedenkt, dass man bei den ersten PR-Heften der Erstauflage gar nicht an eine solche Endlos-Serie dachte, zu der sie sich entpuppt hat und dass der Zeitgeist der 1960er sich schon sehr stark von dem 2010er unterscheidet. Der NEO-Perry hat meiner Ansicht nach mehr mit den Perry der letzten Jahre der Erstauflage gemeinsam, als mit dem der 1960er und -70er. Da wurde halt erst einmal in Wild-Westmanier gehandelt und sich erst dann Gedanken gemacht.
Ich mag die Silberbände auch sehr, hab glaub ich fast 30 Bände gelesen, finde aber vieles für heutige Verhältnisse eher kurios (Rohrpost als hypermodernes Nachrichtenverteilungssystem im 20. Jahrhundert, zig Aliensspezies, die konsequent Ähnlichkeit mit Gemüse haben) und vielleicht auch ein bisschen sehr einfach gestrickt, dennoch sind die Abenteuer auch sehr schön und spannend geschrieben. Der Perspektivenwechsel ist doch völlig gang und gäbe in der Erstauflage, wo die Handlung in einem Heft oft von einem kleinen Soldaten oder unbeteiligten Zivilisten etc. geschildert wird, und das nächste Heft spielt dann völlig woanders, aber stets werden die Stränge immer wieder zusammengeführt. Das erfordert dann schon etwas Geduld. Für die Silberbände muss natürlich vieles zusammengedampft werden, damit sie stringenter zu lesen sind. In NEO hat man quasi die Handlung von zwei oder drei Heften reingepackt, inklusive der Perspektivwechsel und man erfährt dann eben erst im übernächsten Band, wie es weitergeht. Aber das kenne ich wie gesagt schon von der Erstauflage.
Ich finde es spannend, sowohl neue Charaktere kennen zu lernen, als auch solche, die schon in der EA vorkamen und einen völlig neuen Aspekt erhalten haben. Wieso auch nicht, es ist ein Reboot. Solange ich mir John Marshall als Leiter eines Waisenhauses vorstellen kann, find ich das völlig okay. Für mich war es auch ein wenig gewöhnungsbedürftig einen Perry kennenzulernen, der schon auf einem ähnlich charakterlich hochentwickelten moralischen Stand ist, zu dem er sich in der EA erst gemausert hat. Aber es ist für kein krasser Charakterbruch, und ihm steht ja immer noch der gute Reginald Bull zur Seite, welcher hier zum Glück nicht das etwas eindimensional polternde Rauhbein ist, wie er es noch zu Anfang war. Und zum Glück weiß man mittlerweile, dass Bully in der englischsprachigen Welt einen eher negativen Anklang hat und ich bin sogar recht froh, dass er in NEO Reg genannt wird.
In NEO kommen eben auch die nicht so erfreulichen Seiten der Menschheit etwas stärker zum Vorschein, und die Bezüge zur aktuellen Realität sind manchmal schon etwas schmerzhaft. Und dass Arkoniden mit Barbaren irgendeines Planeten am A der Galaxis nicht gerade auf Kuschelkurs gehen wollen, dürfte hinlänglich bekannt sein. Es gibt durchaus Passagen oder Romane, die ich völlig langweilig finde, aber so geht es mir auch mit der EA, da muss man eben durch.