Zum einen wird der Heldenmythos ja bereits in der Serie aufgebaut wenn eine Figur geschildert wird - er entsteht nicht durch einen heroischen Tod. Ein heroischer Tod der "Sinn" macht, ist eher notwendig das der Held auch Held bleibt. Selbst im Tod.
Stimmt, diese Ebene habe ich gar nicht wirklich betrachtet. Ich habe da die Figur ein bisschen ernster in dem Sinne genommen, dass sie nicht nur ein "dramaturgisches Vehikel" sein soll, obwohl mir diese Sichtweise auch nicht unangenehm wäre, weil dann das Konzept und nicht die Figur im Vordergrund stünde und ich nichts gegen eine große Idee habe, zugunsten derer ich auf individueller oder "echter" gezeichnete Figuren schon mal verzichten könnte.
Da haben wir auf der einen Seite den Helden, der dieses Label zu behalten hat - und auf der anderen Seite den Menschen, der Stärken und Schwächen aufweist und dessen Leben weniger "gescriptet" wirkt.
Da haben wir auf der einen Seite den Helden, der teleologisch in einer letzten großen Tat aufgeht - und auf der anderen Seite den Menschen, der sich in allem, was ihm geschieht, nur bemühen kann und am Ende doch ohne Sinn geht. "Es ist gut möglich, keine Fehler zu machen und dennoch zu verlieren. Das ist kein Zeichen von Schwäche, das ist das Leben."
Da haben wir auf der einen Seite den Helden, zu dem wir bewundernd aufblicken - und auf der anderen Seite den Menschen, in den wir uns einfühlen.
Heroisch (überzeichnete) Figuren sind aber auch nicht immer die sympathischsten, ein Held kann zwar Projektionsfläche für die eigenen Wünsche sein, aber frag mal VGer, wie sie den strahlenden TOS-Kirk findet

Es gibt zudem in Star Trek einen dieser Tode die (fast) umsonst sind; nämlich der von Jadzia. Gul Dukat tötet sie beinahe beiläufig und das ohne das sie irgendwie was ausrichtet. Es hatte keine grössere Auswirkung auf mich, ausser das ich es ennorm unwürdig fand, dass eine der Hauptfiguren die ich über 6 Staffeln gesehen und gemocht habe, nebenher untergeht. Und ich kann mich jetzt nicht erinnern das die Episode unter Fans so beliebt oder diskutiert wäre
Du fandest es unwürdig; wie auch immer man das in Gefühle übersetzen möchte, gut gefühlt hast Du Dich bei diesem unnützen Tod Jadzias jedenfalls nicht. Und das empfinde ich schon als angemessene Reaktion, eigentlich auch aus dramaturgischer Sicht. Da stirbt eine liebgewonnene Serienfigur - und man soll sich gut fühlen? Eine Folge, in der eine Lieblingsfigur endgültig stirbt, soll eine Lieblingsfolge der Fans sein? Wäre das der Fall, hätten die Autoren meiner Meinung nach auch etwas nicht ganz richtig gemacht. Klar, ein heroischer Akt kann irgendwie trösten, findet aber doch keinen wirklichen emotionalen Widerhall in realen Erfahrungen, die man als Mensch in Bezug auf die Trauer gemacht hat.
Es ist mir schon klar, dass man die Abläufe in einer Fernsehserie nicht mit dem wirklichen Leben abgleichen sollte. Dessen ungeachtet will doch auch die Fiktion echte Gefühlsregung auslösen und da finde ich - sozusagen ab und an, wie bei Tasha oder Jadzia - den Ansatz nicht verkehrt, wenn man die Empfindung der Ungerechtigkeit (stärker: der Wut) über diesen Verlust nicht glorifiziert.
Und was den Realismus angeht... wurde nicht mal so argumentiert das man an Star Trek besonders das Utopische schätzt? Und das zuviel Realismus dort gar nicht gewünscht sei? Ich meine Du musst nur die nachrichten lesen/schauen und sie sind voll von sinnlosen Toden. Hattest (ich glaube auch Du) nicht mal argumentiert das man daher sowas eher nicht in einer Star Trek Serie sehen wolle?
Ausgehend von der Prämisse einer Utopie, tja, da müsste dann sowieso von vornherein niemand sterben; die Frage nach sinnvoll oder sinnlos würde sich also gar nicht stellen

Ich fand gerade Jadzias Tod sehr bezeichnend. Es herrscht zu dieser Zeit Krieg und Fanatismus, und "unnötige", "unwürdige", "unspektakuläre" Tode sind eben ein Teil davon – mehr als ein dramatischer, pathetischer "Heldentod" jedenfalls. Jeden Tag sterben großartige Leute aufgrund widriger Umstände und blöder Verkettung von Zufällen, so wie Jadzia. Von daher fand ich ihren Tod realistisch und nachvollziehbar, eben weil es nicht durch ein "aber sie hat sich für die gute Sache geopfert und ist als Heldin gestorben und hat dabei noch die Welt gerettet" relativiert werden kann.
So sähe ich das eben auch.
Eigentlich fand ich diese Entscheidung der DS9-Macher auch recht mutig, aber ich muss auch zugeben, dass die Serie ja nicht nur auf pathetische Rhetorik, sondern auch auf die Entzauberung von Krieg setzte (Stichwort "Ajilon Prime" oder von mir aus auch "AR-558").