Autor Thema: 50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen  (Gelesen 47843 mal)

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Drake

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #105 am: 10.07.16, 16:33 »
Und so oder so würde ich trotzdem vorschlagen, dass wir eine VOY-Folge suchen.
Mein Vorschlag lautet "Temporale Paradoxie" aus der fünften Staffel.

Auja, da wäre ich sofort dabei. Die Folge ist eins meiner Lieblingsbeispiele dafür, warum Star Trek auch vor den Implikationen des 2009er-Films in Bezug auf Zeitreisen schon mit dem Konzept der Viele Welten Theorie gearbeitet hat, auch wenn die Autoren der Folge das selbst nicht ganz begriffen zu haben scheinen. :D

Wobei gerade Siskos Jagdtrieb in der Folge gerne von dem einen oder anderen benutzt wurde, um DS9 als ganzes zu verteufeln. (Nicht hier.)

Ja, das stimmt, und bei mir führte das wiederholte Lesen solcher Positionen (meist verbunden mit der Behauptung "So etwas gehört nicht zu Star Trek!" und/oder "Schlechteste Episode überhaupt!") mit der Zeit dazu, dass ich mich ziemlich weit vom Fandom entfernt habe, weil ich es einfach nicht mehr Ernst nehmen konnte. Bei all der Kritik, die ich an der Episode oben geäußert habe, ich habe lieber komplexe Charaktere, die ihren eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht werden und nicht auf das Gutmenschen-Image festgenagelt sind, als das Niveau eines 90er-Jahre-Samstagvormittagscartoons. Aber das hat z.B. "Im fahlen Mondlicht" oder auch First Contact mit Picards Ausbruch deutlich besser hinbekommen, als diese spezielle Folge, hier fehlten einfach die Konsequenzen dieses Handelns oder zumindest eine Einsicht durch Sisko.

Bei Voyager möchte ich eine etwas kontroversere Folge anbringen. Den Zweiteiler "Das Tötungsspiel"

War die Folge ernsthaft so kontrovers? Also nichts gegen den Vorschlag, aber insgesamt ist das für mich eine ziemlich durchschnittliche, wenn auch lange Holodeck-Klamauk-Episode. Nur eben mit Hirogen und Nazis.

Wenn's kontrovers sein soll, was ist mit "Equinox", der Folge, die Janeways kompletten Charakter dekonstruiert?

Kontikinx1404

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #106 am: 10.07.16, 17:32 »
Also Drake hatte die Ds9 Folge "Für die Uniform" gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Ich könnte da nichts hinzu fügen.

Wenn wir eine Voyager Folge schauen wollen, dann wäre ich für "Temprale Paradoxie" . Wobei der Zweiteiler " Equinox" von Drake auch
gut wäre.  Die Doppelfolge "Das Tötungsspiel" habe ich leider nicht, habe gerade nach gesehen. Ist auch schon lange her als ich die das
letzte mal sah.
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Max

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #107 am: 10.07.16, 18:58 »
Wobei gerade Siskos Jagdtrieb in der Folge gerne von dem einen oder anderen benutzt wurde, um DS9 als ganzes zu verteufeln. (Nicht hier.)

Ja, das stimmt, und bei mir führte das wiederholte Lesen solcher Positionen (meist verbunden mit der Behauptung "So etwas gehört nicht zu Star Trek!" und/oder "Schlechteste Episode überhaupt!") mit der Zeit dazu, dass ich mich ziemlich weit vom Fandom entfernt habe, weil ich es einfach nicht mehr Ernst nehmen konnte. Bei all der Kritik, die ich an der Episode oben geäußert habe, ich habe lieber komplexe Charaktere, die ihren eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht werden und nicht auf das Gutmenschen-Image festgenagelt sind, als das Niveau eines 90er-Jahre-Samstagvormittagscartoons. Aber das hat z.B. "Im fahlen Mondlicht" oder auch First Contact mit Picards Ausbruch deutlich besser hinbekommen, als diese spezielle Folge, hier fehlten einfach die Konsequenzen dieses Handelns oder zumindest eine Einsicht durch Sisko.
Ja, denn dass sich eine Figur, die aus der Föderation kommt und eigentlich vorbildhaft sein sollte, daneben verhält, macht sie per se ja noch nicht zu einem komplexen Charakter.

Alexander_Maclean

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #108 am: 10.07.16, 19:09 »
Nicht per se. aber bei Sisko war dieser "Ausraster" IMO dennoch ein schritt weit nachvollziehbar.

Weil da etliche Punkte reinspielen

a) Siskos Beziehung zum Maquis

Erst entpuppt sich sein bester freund als Maquissymphatisant, dann verrät ihn auch noch sein Sicherheitschef. Und da DS9 mehrmals schauplatz für die eine oder andere Aktion des Maquis gewesen sein muss und sei es nur als Umschlagplatz für Waffenschmuggel, was natürlich seinen Job mehr als verkompliziert. Benjamin war definitv kein Fan des maquis.

b) Sisko und die Sternenflotte

Auch wenn er die Entscheidung wegen Picard immer kritisiert hat, auch wenn man ihn an den Arsch der Galaxis versetzt hat, auch wenn er vielleicht nicht immer 100% by the Book war, für Sisko war Starfleet immer ein wichtiger Teil im Leben. Er hat sich lange Zeit immer als Sternenflottenoffizier gesehen. Und dann kommt Eddington und verrät Starfleet.

c) Sisko und Eddington

Korrigiert mich, aber war Sisko nicht dagegen gewesen, dass Eddington an Bord kommt.
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Drake

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #109 am: 10.07.16, 19:38 »
Ja, denn dass sich eine Figur, die aus der Föderation kommt und eigentlich vorbildhaft sein sollte, daneben verhält, macht sie per se ja noch nicht zu einem komplexen Charakter.

Naja, zumindest finde ich diese Festlegung auf den "Vorbildcharakter" der Föderationsbürger in ihrer Ausschließlichkeit gerade als Roddenberry selbst noch die Strippen gezogen hat ziemlich platt und stark vereinfacht. Diese spezielle Folge war, wie erwähnt, nicht gerade eine Sternstunde für Sisko, aber immerhin klang hier an, dass er auch niedere Gefühlsregungen hat, auch wenn er sie sicher besser im Zaum halten könnte als er es hier tat. Für mich bedeutet komplexe Charakterzeichnung gerade, dass eine Person nicht immer auf ein spezielles Schema festgelegt ist, sondern in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich stark an ihren eigenen Grundsätzen und Wertvorstellungen hängt oder sie auch mal komplett vergisst - solange das hinterher nicht einfach unter den Tisch fällt, sondern der Charakter darüber ins Grübeln gerät oder zumindest Kontra von anderer Seite bekommt.

In Bezug auf "Für die Uniform" fiele mir da z.B. eine Szene am Ende ein, in der Sisko im Vertrauen mit Dax redet und offenbart, dass es sein Selbstbild ins Wanken gebracht hat, wie einfach er sich in die Rolle des Schurken hat drängen lassen, nur um Eddington zur Strecke zu bringen.
Oder direkt eine Folge, die sich darum dreht, dass Sisko sich vor einem Kriegsgericht verantworten muss - selbst wenn das hinterher nicht dazu führen mag, dass er den Prozess wirklich verliert und effektiv aus der Serie ausscheidet. So eine Folge könnte dann z.B. auch damit enden, dass Sisko eigentlich der Ansicht ist, eines Kriegsverbrechens schuldig zu sein, Starfleet ihn aber aufgrund der Resultate frei gesprochen hat und dass es sein Gewissen belastet, dass er nicht zur Rechenschaft gezogen wurde wie es eigentlich sein sollte.

b) Sisko und die Sternenflotte

Auch wenn er die Entscheidung wegen Picard immer kritisiert hat, auch wenn man ihn an den Arsch der Galaxis versetzt hat, auch wenn er vielleicht nicht immer 100% by the Book war, für Sisko war Starfleet immer ein wichtiger Teil im Leben. Er hat sich lange Zeit immer als Sternenflottenoffizier gesehen. Und dann kommt Eddington und verrät Starfleet.

Ich glaube ihm geht es da gar nicht mal so sehr darum, dass eddington Starfleet verraten hat. Als er sich in Dax' Beisein an dem Boxsack austobt, sagt er ja ziemlich klar, dass es ihm mehr darum ging, dass Eddington ihn ganz persönlich an der Nase herum geführt hat, kein Formwandler, kein Wesen mit sieben Leben an Erfahrung, ein einfacher Mann.

c) Sisko und Eddington

Korrigiert mich, aber war Sisko nicht dagegen gewesen, dass Eddington an Bord kommt.

Allermindestens war er sauer darüber, dass Odo seitens des Sternenflottenkommandos kein Vertrauen entgegen gebracht wird, nur weil er ein Formwandler ist. Ob das darüber hinaus ging, weiß ich nicht mehr genau, dazu sind die betreffenden Folgen zu lange her. Auf jeden Fall wollte er Eddington vom ersten Moment an eigentlich gar nicht auf der Station haben, zumindest nicht in der speziellen Rolle.

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #110 am: 10.07.16, 19:55 »
Naja, zumindest finde ich diese Festlegung auf den "Vorbildcharakter" der Föderationsbürger in ihrer Ausschließlichkeit gerade als Roddenberry selbst noch die Strippen gezogen hat ziemlich platt und stark vereinfacht.
Platt und vereinfacht wirkt das meiner Meinung nach dann, wenn (weil) nicht gezeigt oder erklärt wird, wie es denn ein Mensch schaffen kann, auf Krisen nicht mit den schon in TOS beschworenen Ur-Instikten, allem voran mit dem Hang zu Gewalt, zu reagieren.

Star Trek lebte nicht von perfekten Figuren, sondern von der Vorstellung, dass sich die Menschen weiterentwickeln möchten und dazu auch in der Lage sind.

Dahkur

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #111 am: 10.07.16, 20:22 »
Kurz noch meinen Senf zu "For the Uniform", bevor sich das Thema überholt hat.
Was Drake geschrieben hat, empfinde ich auf einer rationalen Basis als recht passend, ich würde noch hinzufügen, dass mich am meisten sogar Dax' "heiterer" Umgang mit Siskos radikalem Kurs am Ende gestört hat. Während Sisko sich sehr genau bewusst ist, dass er auf die niederen Methoden seines Gegenübers zurückgegriffen hat, scheint Dax alles nur amüsant zu finden.

Davon abgesehen interessiert mich diese Episode jedoch (wie Darmok auch) eher auf einer emotionalen Basis. Sie ist einer der Grundsteine für Siskos Charakter, der für mich immer an der Grenze zum Fanatismus entlang schrammt. Sisko ist als einziger der ST-Captains nicht als hochdekorierter Held eingeführt worden - er ist ja nicht einmal als Captain eingeführt worden, sondern als Commander. Er ist nicht der Vorzeige-Captain, den sich die Sternenflotte oder die Fans wünschen (was man an den vielen OC-Captains sieht, die alle weitaus hehrer sind). Das wurde von den Machern so ein wenige versucht im Dominion-Krieg zu ändern, aber da war für mich der Zug bereits abgefahren. Er ist streckenweise getrieben von ganz persönlichen Abneigungen und erträgt es nicht, wenn ihn jemand übervorteilt. Natürlich gibt er an, dass es Eddingtons Verrat an der Sternenflotte ist, der ihn auf 180 bringt. Aber ehrlich gesagt kann ich ihm das nicht abnehmen - und ich schätze, er selbst nimmt sich das auch nicht ab. Das kommt sehr schön in der Szene heraus, wo er sich körperlich am Sandsack austobt und verbal an Dax. Es geht darum, dass er persönlich hintergangen wurde, dass Eddington daran schuld ist, dass er persönlich zum ersten Mal von einer Aufgabe abgezogen worden ist. Eddington ist schuld, also muss Eddington zur Strecke gebracht werden.
In etwas harmloserer Form zeigt Sisko dieses Verhalten auch in der Baseball-Holodeck Episode, wo ihm mitten im Krieg nichts wichtiger ist, als seine gesamte Führungscrew von ihren eigenen Aufgaben abzuziehen, damit er eine Rechnung mit dem vulkanischen Captain begleichen kann.

"For the uniform" ist kein Ausrutscher in Siskos Persönlichkeit, sondern eine konsequente Sichtweise darauf, was sein Charakter in einer emotionalen Extremsituation machen würde. Ich nehme ihm da jeden Ausraster ab.

Sisko ist mit Sicherheit nicht das Material, aus welchem die heldenhaften Starfleet-Captains gemacht sind, und verrückterweise ist er mir aus genau diesem Grund so sympathisch.
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EDIT: ich sehe gerade, dass Drake da auch schon Punkte angesprochen hat, während ich im Hintergrund meine Meinung getippt habe. Ich lasse es jetzt trotzdem mal so stehen.

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wegen Voyager: bei "Tötungsspiel" müsste ich passen. Da habe ich nach fünf Minuten abgeschaltet.  Ich würde "Flesh and Blood" in den Ring werfen, weil ich mich darüber so tierisch aufgeregt habe ;)
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Drake

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #112 am: 10.07.16, 23:04 »
Platt und vereinfacht wirkt das meiner Meinung nach dann, wenn (weil) nicht gezeigt oder erklärt wird, wie es denn ein Mensch schaffen kann, auf Krisen nicht mit den schon in TOS beschworenen Ur-Instikten, allem voran mit dem Hang zu Gewalt, zu reagieren.

Was ja genau das war, was Roddenberry im Sinn hatte. Wir sind alle perfekt in der Zukunft, Punkt. Abgesehen von einem irrationalen Hass auf den Kapitalismus und unsere Vorfahren aus dem 20. Jahrhundert. Warum oder wie? Ist halt so, weil... ist doch egal.

Star Trek lebte nicht von perfekten Figuren, sondern von der Vorstellung, dass sich die Menschen weiterentwickeln möchten und dazu auch in der Lage sind.

Nur sehe ich nicht, dass das irgendwas besonders Spezielles oder gar ein Alleinstellungsmerkmal ist. Dass Protagonisten sich bemühen, moralisch zu sein oder ihre eigenen Grundsätze haben, denen sie gerecht zu werden versuchen, ist ein recht weit verbreitetes Thema.
Hey, das ist so ziemlich 1:1 das zentrale Thema von Superman - den Menschen Hoffnung zu geben, in dem Sinne, dass sie besser sein können, als sie sind. Mehr Anstand, mehr Respekt für einander, mehr Zivilcourage, mehr Einstehen für einander, weniger Streitereien und Kriege, weniger Egoismus, Feigheit und Verbrechen. Es ist eins der zentralen Themen von Star Wars, mit dem Verhältnis zwischen der hellen und dunklen Seite der Macht, Erkenntnis und Selbstlosigkeit gegenüber den "leichten" Alternativen Hass, Zorn und Angst. Und es ist eins der zentralen Themen in meiner aktuellen Lieblings-Fantasybuchreihe, den "Dresden Files", der ständigen Möglichkeit der Wahl zwischen Gut und Böse, Moral und niederen Instinkten und der Verantwortung jedes menschlichen Wesens, diese Entscheidung verantwortungsbewusst zu treffen.

Interessant wird das in meinen Augen vor allem dann, wenn die Entscheidung schwierig wird, wenn Moral unbequem ist und nicht der leichteste, alternativlose Ausweg aus der aktuellen Situation. Wenn erkennbar ist, dass die Entscheidung Charakter und mitunter Opfer erfordert und dass Charaktere sich dabei auch mal Fehltritte leisten. Deswegen ist Sisko für mich unter den Star Trek Captains, so sehr ich Patrick Stewarts Darstellung von Picard auch mag, der Interessanteste. Weil ich ihm, im Gegensatz zu Janeway und Archer, abnehme, dass er wirklich gerne ein "Heiliger" wäre, wie er es in einer der frühen Maquis-Episoden so schön ausdrückt, aber auch mal von dem Podest abrutschen kann und sich im Klaren darüber ist, dass das nicht bedeutet, dass er vollkommen versagt hat. Nicht unbedingt in "Für die Uniform", aber im Großen und Ganzen.

Was Drake geschrieben hat, empfinde ich auf einer rationalen Basis als recht passend, ich würde noch hinzufügen, dass mich am meisten sogar Dax' "heiterer" Umgang mit Siskos radikalem Kurs am Ende gestört hat. Während Sisko sich sehr genau bewusst ist, dass er auf die niederen Methoden seines Gegenübers zurückgegriffen hat, scheint Dax alles nur amüsant zu finden.

Das stimmt allerdings, muss ich zugeben, Dax wirkt da relativ nonchalant und erweckt den Eindruck, dass ihr Siskos Verhalten eigentlich relativ egal ist, wenn sie es nicht sogar befürwortet. Sie sagt zu allem Ja und Amen, was ihr guter Freund Ben da treibt, selbst als er ihr ins Gesicht sagt, wie emotional seine eigene Reaktion wirklich ist. Wäre für mich als jemand, der persönlich sehr großen Wert darauf legt in Momenten irrationalen Handels von guten Freunden den Kopf gewaschen zu bekommen, auch ein großer Unsympathiefaktor.

(was man an den vielen OC-Captains sieht, die alle weitaus hehrer sind).

Siehst du das wirklich so? Ich persönlich habe eher das Gefühl, dass der Typus Sisko oder meinetwegen Kirk das weiter verbreitete Vorbild für OC-Captains ist.

Sisko ist mit Sicherheit nicht das Material, aus welchem die heldenhaften Starfleet-Captains gemacht sind, und verrückterweise ist er mir aus genau diesem Grund so sympathisch.

Absolute Zustimmung hierzu.

wegen Voyager: bei "Tötungsspiel" müsste ich passen. Da habe ich nach fünf Minuten abgeschaltet.  Ich würde "Flesh and Blood" in den Ring werfen, weil ich mich darüber so tierisch aufgeregt habe ;)

Wäre natürlich auch ein Grund, dir gerade "Das Tötungsspiel" einmal bis zum Ende anzutun. ;) Und was "Flesh and Blood" angeht, bin ich ehrlich neugierig, was dir die Folge dermaßen verleidet, ich meine, nicht dass ich nicht auch meine Probleme damit hätte, aber sie ist nicht gerade unter den Voyager-Episoden, die ich absolut hasse oder über die ich mich groß aufregen könnte.

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« Antwort #113 am: 11.07.16, 06:00 »
Das stimmt allerdings, muss ich zugeben, Dax wirkt da relativ nonchalant und erweckt den Eindruck, dass ihr Siskos Verhalten eigentlich relativ egal ist, wenn sie es nicht sogar befürwortet. Sie sagt zu allem Ja und Amen, was ihr guter Freund Ben da treibt, selbst als er ihr ins Gesicht sagt, wie emotional seine eigene Reaktion wirklich ist. Wäre für mich als jemand, der persönlich sehr großen Wert darauf legt in Momenten irrationalen Handels von guten Freunden den Kopf gewaschen zu bekommen, auch ein großer Unsympathiefaktor.

Ich glaube, das ist mein (emotionales) Hauptproblem an der Folge. Während ich Siskos Handlung nachvollziehen kann, kommt Dax da so unmotiviert munter in den Ring. Sie wirkt hier sehr ... hmm ... unzuverlässig ... (ist nicht ganz das richtige Wort) ..., was mich für sie stört, da sie ansonsten zu meinen Lieblingscharakteren gehört.


Zitat
Siehst du das wirklich so? Ich persönlich habe eher das Gefühl, dass der Typus Sisko oder meinetwegen Kirk das weiter verbreitete Vorbild für OC-Captains ist.

Ich beziehe mich da auf den Teil mit jung die Karriereleiter hochgestolpert, natürlich unter den Top Ten der Klasse, hochdekoriert ... ja, den Eindruck habe ich schon bei vielen OC-Captains erhalten (wobei ich einschränken muss, dass ich das ganze Spektrum der FFs in dieser Hinsicht nicht kenne, weil es für mich jedesmal so ist, als würde ich zig Star Trek Serien gleichzeitig schauen, was ich als sehr anstrengend empfinde)



Zitat
Wäre natürlich auch ein Grund, dir gerade "Das Tötungsspiel" einmal bis zum Ende anzutun. ;) Und was "Flesh and Blood" angeht, bin ich ehrlich neugierig, was dir die Folge dermaßen verleidet, ich meine, nicht dass ich nicht auch meine Probleme damit hätte, aber sie ist nicht gerade unter den Voyager-Episoden, die ich absolut hasse oder über die ich mich groß aufregen könnte.

LOL! Würde ich mir jetzt auch für das Forum nicht anschauen ;). Ich lese da dann einfach, was andere dazu schreiben.
"Flesh and Blood" hatte den Nachteil, dass ich (als jetzt doch eher nicht-Voyager-Fan) anfangs davor saß und mich zum ersten Mal emotional tatsächlich in eine Folge eingebunden sah. Da bahnte sich ein ganz fantastisches moralisches Dilemma an, und ich war sehr gespannt darauf wie - und vor allem mit welcher Begründung es gelöst werden würde. Und dann gehen die Macher hin, lassen den zuvor als Helden hochstilisierten Anführer in der zweiten Halbzeit einfach zum typischen fanatischen, egoistischen Oberguru kippen - so dass selbst der unreflektierteste Zuschauer wieder genau wusste, wo Gut und wo Böse war. Ich habe mich da ehrlich gesagt betrogen gefühlt ;) . (ähem ... und in bester Sisko-Manier, um beim Thema zu bleiben, habe ich das unheimlich persönlich genommen)
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« Antwort #114 am: 11.07.16, 08:52 »
Kurz noch meinen Senf zu "For the Uniform", bevor sich das Thema überholt hat.
Na ja, ich lege ja großen Wert auf die Feststellung, dass man auch nachträglich gerne noch seine Eindrücke schildern soll, also zum Beispiel jetzt auch gerne noch etwas was zu "Landru und die Ewigkeit" posten soll, wenn man erst jetzt dazu gekommen ist, die Folge anzuschauen, oder falls einem noch etwas ein- bzw. aufgefallen ist :)



Was Drake geschrieben hat, empfinde ich auf einer rationalen Basis als recht passend, ich würde noch hinzufügen, dass mich am meisten sogar Dax' "heiterer" Umgang mit Siskos radikalem Kurs am Ende gestört hat. Während Sisko sich sehr genau bewusst ist, dass er auf die niederen Methoden seines Gegenübers zurückgegriffen hat, scheint Dax alles nur amüsant zu finden.
Das stimmt allerdings, muss ich zugeben, Dax wirkt da relativ nonchalant und erweckt den Eindruck, dass ihr Siskos Verhalten eigentlich relativ egal ist, wenn sie es nicht sogar befürwortet. Sie sagt zu allem Ja und Amen, was ihr guter Freund Ben da treibt, selbst als er ihr ins Gesicht sagt, wie emotional seine eigene Reaktion wirklich ist. Wäre für mich als jemand, der persönlich sehr großen Wert darauf legt in Momenten irrationalen Handels von guten Freunden den Kopf gewaschen zu bekommen, auch ein großer Unsympathiefaktor.

Ich glaube, das ist mein (emotionales) Hauptproblem an der Folge. Während ich Siskos Handlung nachvollziehen kann, kommt Dax da so unmotiviert munter in den Ring.
So ein unbedingter (um nichts zu sagen gerne auch schon mal unpassender) Humor ist für mich irgendwie ein Markenzeichen von Dax; ein Markenzeichen, dessen Auftauchen aber nicht immer zu einem glücklichen Ergebnis führt.



Platt und vereinfacht wirkt das meiner Meinung nach dann, wenn (weil) nicht gezeigt oder erklärt wird, wie es denn ein Mensch schaffen kann, auf Krisen nicht mit den schon in TOS beschworenen Ur-Instikten, allem voran mit dem Hang zu Gewalt, zu reagieren.

Was ja genau das war, was Roddenberry im Sinn hatte. Wir sind alle perfekt in der Zukunft, Punkt. Abgesehen von einem irrationalen Hass auf den Kapitalismus und unsere Vorfahren aus dem 20. Jahrhundert. Warum oder wie? Ist halt so, weil... ist doch egal.
Da muss man finde ich aber schon unterscheiden, mit welcher ST-Inkarnation man es zu tun hat und Roddenberry hat seine Haltung zum Thema Perfektion dann auch noch mal ein wenig "angepasst".
Also...

In TOS ist die Menschheit alles andere als perfekt bzw. soll, wie stets betont wird, noch nicht perfekt sein, denn das wird Kirk & Co. ständig von Spock oder anderen Außerirdischen vorgehalten und  nicht ohne Amüsement geben Kirk & Co. (natürlich in erster Linie Kirk und McCoy, denn der Rest hatte in solchen Endeinschätzungen nie viel zu sagen) dieser Kritik an der Menschheit praktisch immer Recht. Nicht selten werden die menschlichen Schwächen ja auch noch verteidigt. Bei TOS habe ich immer den Eindruck, es sollte dokumentiert werden, dass sich die Menschen mitten in einem Lernprozess befänden, wobei das Erreichte nicht selten immer noch besser als das Bild der Menschheit des 20. Jahrhunderts war.
Dass aber Roddenberry schon damals einen "schönen Schein menschlicher Vollkommenheit" einfangen wollte, kann man vielleicht daran sehen, dass bei Doohan ja immer peinlich genau darauf geachtet wurde, dass seine Kriegsverletzung nie im Bild auftaucht.

Meiner Wahrnehmung nach vollzog sich dann ein Wandel, hin zu TNG. Die nächste Generation hatte quasi die Lektion gelernt, eine neue Mentalität musste nicht mehr wirklich als Ziel ausgegeben werden, sondern war erreicht worden. Jetzt mal unabhängig davon, wie viele Folgen diese Vorstellung dann tatsächlich stützen, manifestierte sich so ja das Bild, Kirk prügele fremde Zivilisationen ins Glück, während Picard fremde Gesellschaften mit einer moralischen Rede bekehrte. Nicht mehr die kindlich-agile, trotzige Aktivität, sondern die erwachsene, rationale Erklärung.
Lustiger Weise habe ich aber den Eindruck, dass Roddenberrys Bild von Vollkommenheit hier ideeler geworden war. Mit La Forge wurde jetzt eine körperliche Behinderung explizit in die Serie hineingenommen, war, wenn es mir erlaubt ist, das so auszudrücken, mit Geordis VISOR augenfällig. Ich finde, das ist eine interessante Verschiebung.

Dass die Menschheit eine neue Mentalität erlangt hat, ist in meiner Wahrnehmung - ungeachtet dessen, dass der interessanteste Schritt, den Weg dorthin zu beschreiben, so stark ausgeblendet wurde - doch ein Alleinstellungsmerkmal, weil so ein positives Bild der menschlichen Zukunft gezeigt wurde; im Sinne von "Es ist es tatsächlich wert, sich anzustrengen." So ein Ziel zu zeigen, kann ja auch motivierend sein.
TNG mag wirklich den Fehler gehabt haben, die Krisenbewältigung der "besseren Menschheit" nicht wirklich vor Augen geführt zu haben, aber die DS9-Lösung, den Protagonisten dann einfach wieder labiler zu gestalten, damit man sich als Zuschauer des 20. und 21. Jahrhunderts wieder leichter mit ihm identifizieren kann, halte ich auch für alles andere als geglückt.


Interessant wird das in meinen Augen vor allem dann, wenn die Entscheidung schwierig wird, wenn Moral unbequem ist und nicht der leichteste, alternativlose Ausweg aus der aktuellen Situation. Wenn erkennbar ist, dass die Entscheidung Charakter und mitunter Opfer erfordert und dass Charaktere sich dabei auch mal Fehltritte leisten.
Ja, was die Moral sozusagen Wert ist, entscheidet sich erst in der Krise. Mein Problem ist es dann halt immer, wenn ein Konzept die Losung "Wir wollen nichts Böses machen..." ausgibt, um sich dann, wenn es zur Krise kommt, auf die Parole "...aber in dieser schweren Stunde hatten wir leider doch keine andere Wahl" zurückzuziehen. Der Witz bestünde ja gerade darin, den moralischen Ansprüchen weitestgehend treu zu bleiben, wenn diese beginnen, unbequem zu werden.
Was das persönliche Opfer anbelangt, so musste ich da jetzt an Professor Brand aus "Interstellar" denken: Dessen Handlungen oder dessen Plan wird von Mann ja auch mit den Worten verteidigt und gutgeheißen, Brand habe seine eigene Menschlichkeit zum Wohle aller geopfert. Speziell in ST würde mir das zu schnell zum Vorwand, um dann doch den bequemen (= dreckigen) Weg zu gehen. Und allzu schnell kann es dann geschehen, dass eine Figur, die es auf sich nimmt, "böse zu werden", dadurch sogar glorifiziert wird.



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:whistle *auf Ligeti schiel* ;)

Alexander_Maclean

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« Antwort #115 am: 11.07.16, 16:17 »
@max
Zu deinen Argument, dass die Nachricht TNG oft behauptet haben, sie hätten keine Wahl gehabt möchte ich folgendes anbringen:

Sie behaupten es zwar, aber ich fand immer, dass diese Botschaft nicht beim Zuschauer ankommt.

In "Für die Uniform" wäre es wirklich eine Option gewesen, den Maquis vorerst in Ruhe zu lassen. Wie Dahkur schrieb war Sisko von der Mission abgezogen worden.
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Max

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« Antwort #116 am: 03.08.16, 09:40 »
Es ist nun wieder fast ein Monat vergangen, deswegen wollte ich noch mal nachfragen, wer denn Lust hätte, eine VOY-Folge rauszusuchen und anzuschauen? :)

Drake

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #117 am: 03.08.16, 10:23 »
Also ich wäre dabei, aber die Frage ist immer noch: Welche Folge?

Dahkur

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« Antwort #118 am: 03.08.16, 10:27 »
Wenn ich es richtig verfolgt habe, dann waren die Vorschläge:

Temporale Paradoxie
Equinox
Das Tötungsspiel
Fleisch und Blut


Jetzt muss nur Einer mit der Faust auf den Tisch hauen und eine davon festlegen ;)
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« Antwort #119 am: 03.08.16, 21:14 »
Na, dann "Temporale Paradoxie" ;) :))

 

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