Ich fang mal damit an, ein paar Aspekte, die mir zu
"Landru und die Ewigkeit" eingefallen, aufzulisten:
Positives:* Reger, Marplon und Tamar sind für mich drei sehr überzeugende Gastfiguren. Ich finde es toll, wie sie den Fremden - also Kirk & Co. - begegnen, zuerst etwas abwartend, dann hilfesuchend, schließlich aber auch mit einer gewissen Abwehrhaltung, als es wirklich ernst wird. Es ist doch kein Wunder, wenn sie plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen, immerhin haben sie den Umsturz der einzigen Ordnung, die sie je kannten, vor Augen.
* Die Interaktion der Figuren stimmt meiner Meinung nach allgemein eigentlich ganz gut. Vor allem Spock und Kirk arbeiten hier besonders gut zusammen: Spock zieht die richtigen Schlüsse, Kirk handelt entsprechend.
* Es ist toll, dass mit Lindstrom auch mal ein anderes Mitglied des Außenteams ein paar Sätze und "Aufgaben" bekommt.
Vielleicht hätte man noch mehr mit Tula machen können, die nach dem Fest ja wirklich Zuwendung gebraucht hätte. (...Zumal man der Folge schon vorwerfen kann, dass sie sehr männerlastig ist).
* Ein paar Szenen gehen für meinen Geschmack dramaturgisch eigentlich schon einigermaßen gut auf.
Es ist zum Beispiel immer ganz interessant anzusehen, wenn mal wieder einer von der "Enterprise"-Crew "umgedreht" wurde.
Ich mag auch die Szene, in der Spock und Kirk als Gesetzgeber verkleidet mit Marplon zur Audienzkammer gehen. Das liegt freilich an der mit voller Wucht einsetzenden Musik, die dem recht harmlosen Gehen plötzlich Bedeutung verleiht - einer Musik, die auch bei den meisten anderen Einsätzen funktioniert
* Die allgemeine Idee der Folge gefällt mir. Heutzutage kommt einem - das geht mir jedenfalls so - das Konzept zwar nicht wirklich originell vor, aber das ist ja nicht die Schuld der 60er Jahre, also der Folge faierweise nicht vorzuwerfen. Und dass ein Computer die Gesellschaft dominiert, war auch ein in die Zukunft weisender Gedanke, von dem wir auf die ein oder andere Weise gar nicht weit entfernt sind.
* Die Prämisse ist doch eigentlich auch ein Klassiker: Man folgt der Spur eines vor langer Zeit verschwundenen Schiffs. Das funktioniert doch eigentlich immer
Negatives und offene Fragen:* Was sollte das mit dem Fest und der Roten Stunde? Die Vermutung liegt nahe, dass es eine Art Ventil für die ansonsten sozusagen erzwungene Ruhigstellung der Bevölkerung sein soll. Das hätte man aber noch einmal aufgreifen können, weil es so fast nur ein melodramatischer Effekt am Anfang der Episode ist.
* Ein Klassiker, der ja hier zum ersten Mal auftaucht: Kirk diskutiert einen Computer in den Selbstmord. Doch was ich in "Ich heiße Nomad" durchaus überzeugend finde, geht hier noch nicht so gut auf. Warum sollte Computer Landru sich plötzlich als das Böse empfinden, nachdem sein System eine nach seiner Definition gesunde Bevölkerung um die 6000 Jahre - sechstausend Jahre! - am Leben hielt?
Mangelnde Kreativität einer Gesellschaft wird er wohl kaum als schlagendes Argument empfunden haben. Und das Fest, das nun wirklich kein Aushängeschild von Beta III ist, wurde gar nicht angesprochen. Da wäre vielleicht mehr drinnen gewesen.
* Mich spricht das Umfeld nicht an. Praktisch die gesamte Folge spielt in Kulissen, die dem 19. bzw. dem frühen 20. Jahrhundert oder sogar dem Mittelalter entsprechen dürfte. Merkwürdiger Weise macht dieses Setting viele Teile der Geschichte in meinen Augen sehr dröge - merkwürdig deswegen, weil ich das "Kampf um Organia" zum Beispiel nicht anlasten würde.
* Schade ist, dass die, die auf dem Schiff verblieben sind, nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen. Da hat Scotty mal das Kommando, und dann kommt nichts anderes dabei heraus, als dass er Kirk immer um Hilfe bitten muss.
* Was hat es mit den Gesetzgebern auf sich? Sie wirken wirklich wie Maschinen, wie Roboter. Gibt es einige, bei denen Landrus Computertelepathiegehirnwäsche besser (Gesetzgeber) als bei anderen (Reger & Co.) wirkt?
* Schade, dass es keine Abschlussszene mit dem Trio gab. Ich hätte McCoy gerne noch einmal gesehen, nachdem er aus der Landru-Assimilation entlassen worden war. Es hätte einen schönen Dialog abgegeben, wenn Pille Jim auf den Kinnhaken angesprochen hätte.
* Apropos Abschlussszene: Auf die Menschheit zu sprechen zu kommen, empfand ich persönlich als ein bisschen erzwungen. Die Menschen des 23. Jahrhunderts sind doch auch schon ziemlich friedlich, brauchen also keinen Landru, um miteinander auszukommen.
Alles in allem ist das schon eine unterhaltsame Folge, die für mich aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, einen ziemlich zementierten Status als Klassiker hat.
Hmm, wenn ich eine Note vergeben sollte, würde ich mich mal vorläufig für eine 3+ entscheiden
