Ahhh, Temporale Paradixe / Timeless...
Die Folge hat Probleme. Große Probleme.
Wirklich viel Positives habe ich wirklich nicht zu sagen, außer vielleicht, dass das kurze (und im Prinzip leider auch so gut wie überflüssige) Geordi-Cameo nett zu sehen war. Nur bringt das bei mir und mit dem heutigen Wissensstand die Erinnerung an seine Rolle als Captain der Challenger in den Romanen mit, was dort wesentlich interessanter ist, als der kurze Gastauftritt hier. Aber gut, das kann man der Folge selbst nicht vorwerfen.
Na gut, beim ersten Mal sehen hatte der Vorspann mit dem Kameraschwenk auf die unter dem Eis begrabene Voyager noch einen Überraschungseffekt, aber das war's auch schon.
Schnell wird einem aber klar, dass dies eine Story nach dem Schema "Seht uns dabei zu, wie wir ganz, ganz knapp NICHT nach Hause kommen!" ist - und das war schon bei der Erstausstrahlung sicher, also hält sich die Überraschung darüber in Grenzen, dass es natürlich mal wieder nicht klappen wird.
Ebenso vorhersehbar ist, dass Janeway das ganze Projekt natürlich nicht wegen Sicherheitsbedenken einstampfen und der Folge ihre Grundlage entziehen würde, also warum bitte tut man für knappe zwei Minuten so, als würde sie wirklich mit der Entscheidung ringen - und das auch noch offscreen? Wenn man nichts daraus machen will, hätte man das genauso gut weglassen können.
Der zeitliche Ablauf während der Fluges selbst ist auch alles andere als organisch, erst steigt die Phasenvarianz im Sekundentakt, aber als das kritische Maß bereits erreicht ist, hat Harry noch eine gefühlte Ewigkeit Zeit, seine Berechnungen abzuschließen und zu überprüfen. Und dann, als die Systeme bereits zu versagen beginnen, gibt es trotzdem noch genug Zeit, dass Janeway und Seven darüber sinnieren können, woher die Nachricht in ihren Implantaten kommt, bevor der Slipstream überhaupt kollabiert.
Und überhaupt: Seven erhält zwei Korrekturen, aber die Szene ist in beiden Fällen die Gleiche, als wäre nur ein Satz geschickt worden. Wie funktioniert das bitte? Hat Harry die erste Übertragung retroaktiv aus der Geschichte gelöscht?
Was die Szenen in der Zukunft anbelangt, fällt vor allem Chakotays Freundin negativ auf. Sie ist uninteressant, erfüllt kaum einen Zweck und wirklich etwas über sie erfährt man auch nicht. Warum hilft sie Chakotay und Kim bei diesem gefährlichen Vorhaben, das sie alle drei zu gesuchten Kriminellen macht? Weil sie Chakotay abgöttisch liebt? Weil sie von Natur aus eine rebellische Ader hat? Weil sie wegen seinen Selbstvorwürfen Mitleid mit Harry hat? Nein, anscheinend weil der Sex mit Chuckles so gut ist.
In der Reihe "Deus-Ex-Machina-Borgtechnologie" sehen wir diese Woche: Implantate mit der Fähigkeit, durch die Zeit zu kommunizieren. Weil natürlich kann das Kollektiv das, schließlich haben sie in First Contact ja auch einfach eine Nachricht an das Kollektiv der Vergangenheit abgesetzt, sich präventiv um die Erde zu kümm... Oh, Moment.
Und dann haben wir da noch die allseits beliebten Zeitreise-Logiklücken.
Zukunfts-Harry erwartet also, zu verschwinden, sobald er die Vergangenheit ändert und macht alleine daran fest, dass es nicht funktioniert haben kann. Aber... wenn er die Vergangenheit ändert und verschwindet, woher kam dann die Übertragung, welche die Änderung erst herbeigeführt hat? Was mich besonders ärgert ist, dass die Folge diese Problematik ja selbst anspricht, das aber mit einem schlechten Witz beiseite zu wischen versucht. "Einfach nicht darüber nachdenken", klar, der universelle Rettungswurf der inkompetenten Autoren.
Dabei liegt die Lösung so nahe. Ich hatte ja schonmal fallen gelassen, dass ich diese Folge als Lieblingsbeispiel dafür sehe, warum sich die Viele Welten Interpretation schon lange vor dem 2009er Film (der dafür sogar verrissen wurde) in Star Trek eingeschlichen hatte. Das komplette Paradoxon (gut, bis auf Harrys "Warum sind wir noch hier?!" und Geordis Argument, dass 15 Jahre Geschichte damit verloren gingen) verpufft bei der Annahme, dass die Zukunft aus der Harry die Nachricht schickt auch nach der Änderung als alternative Zeitline bestehen bleibt. Bzw. streng genommen wäre die Zeitlinie, in welcher die Voyager den Trip überlebt, die alternative.
Und last but not least: Warum wird der Slipstreamantrieb nicht so lange weiter genutzt, wie es nur geht? Bis die Phasenvarianz auftritt, vergehen immerhin einige Sekunden und das Abschalten des Antriebs soll noch problemlos möglich sein, bevor der Effekt kritisch wird. Also macht man einfach nur kurze "Sprünge" und schaltet ihn immer wieder ab, so lange, bis die Kristalle im Antrieb völlig zerfallen sind - oder man vielleicht sogar schon zuhause ankommt.
Das gilt umso mehr gegen Ende der Folge, wo man durch Zukunfts-Harry den Satz Korrekturen geschickt bekam, der den Antrieb gefahrlos abschaltet, selbst wenn er bereits außer Kontrolle geraten ist.
Aber nöö, stattdessen bekommen wir den lapidaren Reset Button.