Persönlich gehöre ich zu den Leuten für die es da keine Trennung von literarischen und visuellen Inhalten gibt. Es ist eine mediale Umgebung in der man Star Trek hineingeboren hat. Der Begriff Kanon kommt aus dem Griechischen und bedeutet nicht mehr als Maßstab, Richtschnur oder festgesetzte Ordnung, die hier und da verschieden ausgelegt wird.
Gehe ich einmal ganz objektiv von dem Begriff als Richtschnur aus, hat man eigentlich als verantwortlicher Produzent keine andere Wahl als dafür zu sorgen, dass sich das neue Produkt in das mediale Gerüst, dass andere bereits aufgebaut haben einfügt. Das bedeutet nicht, dass man keine neuen Technologien zur Umsetzung hernehmen darf oder alles 1:1 kopieren muss. Welt weit gibt es für vergleichbare Dinge unterschiedliche Designansätze auch im Industriedesign. Aber das Gesamtprodukt DSC muss sich dem Kontext anpassen, d.h. z.B. wenn es bestimmte Designrichtungen gibt, dann versuche ich mich daran zu orientieren und versuche bei Widersprüchen entsprechende Erklärungen zu liefern. Da reicht es einfach nicht nur einen Phaser oder Kommunikator zu bauen, der aussieht wie in TOS und die Grundfarbe der Uniformen an das Blau von ENT anzulehnen. Die Verantwortlichen haben es sich selbst ausgesucht in welchen Zeitrahmen sie ihre Serie legen. Da sollte man meinen, dass sie ein Fingerspitzengefühl dafür haben wie weit sie gehen können. Bei letzterem schein es bei einigen aber zu fehlen.
Die MeuterinDer Einsatz von verurteilten Personen ist dann legitim, wenn sie der Gesellschaft durch ihre Mitarbeit einen besseren Dienst erweisen, als durch ihre pure Gefangenschaft. Das bedeutet nicht, dass sie damit automatisch Sklaven sind. Sie sind zu fragen.
LorcaDie Figur des Lorca kann man mit historischen Persönlichkeiten, wie Captain Bligh von der HMS Bounty vergleichen. Auch TOS und Voyager hatten ihre gefallenen Helden. Im Grunde ist das sogar eine Bereicherung für die Welt von Star Trek, genauso wie es die Abkehr von der Doktrin der „konfliktfreien Besatzung“ ist. Zwischenmenschliche Konflikte sind Teil der menschlichen Entwicklung. Sie helfen uns im Umgang miteinander vor allem wenn man es im Kontext fremder Spezies betrachtet. Ich hoffe dass man das Konzept eines amoklaufenden Captain weiter verfolgt und ihn konsequent auch vor ein Gericht bringt. Es wäre ein Verlust, wenn man diese Chance verpassen würde. Das wäre eine wirkliche Bereicherung für den Kanon.
SarekNaja, vermutlich haben die verantwortlichen Sarek ein menschliches Adoptivkind angedichtet, weil er ein sehr bekannter Charakter ist. Ich finde das ist eine legitime Erweiterung des Kanon. Von Sybok und der ersten Ehefrau von Sarek hatte man bis zu STAR TREK V auch nie etwas gehört.
Die Katra-Kommunikation Oder mit den Worten von Lt. Stamets „SarekVision“ ist zwar schwer verdaulich, aber wenn man an die TOS Episode „Das Loch im Weltraum“ denkt, wo Spock über Lichtjahre hinweg den Tod der vulkanischen Intrepid Crew „spürt“ auch nicht aus dem Kontext geschlagen. Es ist nur zu hoffen, dass man das nicht noch übertreibt, denn dann stellt sich die Frage, warum Tuvok aus dem Delta-Quadranten keine Verbindung mit seiner Frau herstellen konnte.
Die anderen Sternenflotten-Charaktere Tilly, Saru, Stamets und der andere Maincast, finde ich recht natürlich (obwohl Tilly mir am Anfang auf die Nerven ging). Ihre Anzahl die man wirklich kennenlernen kann hält sich in Grenzen, bedingt auch durch die Erzählweise. DSC ist keine wirkliche Ensemble-Serie. Alle anderen sind entweder uninteressant oder sie werden als Redshirts verheizt, ganz TOS like.
Die KlingonenBei den Klingonen geht man m.E. im Moment den Weg außerhalb des Kanon. Warum auch immer. Sowohl die dargestellte Technik, als auch visuelle Darstellung der Spezies entspricht weder dem was man aus den anderen Serien noch fügt sie sich in den selbst gewählten Zeitrahmen im Kanon ein. Es wirkt, wie ein Fremdkörper auf mich.
Obwohl man mit der grundsätzlichen Story bei mir auf Zustimmung stößt. Der Ansatz mit einem Extremisten, der die zerstrittene Gesellschaft mit radikalen Mitteln verändern möchte passt in den heutigen Zeitgeist und wäre eine wunderbare Ergänzung des Canon. Selbst die Optik der Extremisten, wäre akzeptabel, sofern man bekanntes aus den anderen Serien für den Rest der Gesellschaft aufgegriffen hätte.

Die allgemeine Verbreitung klingonischer Tarntechnologie ist das Ergebnis einer romulanisch-klingonischen Kooperation, die erst im Jahr 2266/67 stattfand. Eine Begründung warum die T’Kuvma besitzt fehlt bislang.

Wenn sie aus einer Kooperation seinerseits mit den Romulanern herrührt, wäre das ein Vorgriff. Aber es gab ja noch andere Spezies. Aber vielleicht hat T’Kuvma ja die Technik von der sulibanischen Kabal. Die hatten ja schon gut hundert Jahre vorher eine Technik, die ihre Schiffe verbarg. Ein glaubhafte Begründung wäre im Laufe der Serie von Vorteil.
Die Sternenflotten Technologie
Gleiches, wie für die Optik der Klingonen trifft auf die visuelle Umsetzung der gezeigten Sternenflottentechnik zu. In vielen Details hält man sich an den gewählten Zeitrahmen der Föderation. In vielen anderen Details geht man aber stur über die Vorgaben hinaus, so dass vieles Wirkt, als sei einiges aus dem 24. Jahrhundert.
Eine Untertassensektion die sich drehen kann ist durchaus vorstellbar. Auch die grundsätzliche Konstruktion, die zwar nicht sehr Vorteilhaft ist aber zu einem Schiff passt, dass dafür abgestellt wurde neue Antriebstechnologien zu testen. Auch muss nicht jeder Schiffstyp zylindrische Warpgondeln haben.
Aber ein Ort-zu-Ort Transport gab es damals nicht. Spock und Kirk haben es zum allersten Mal in einer TOS Folge durchgeführt. Auch sollten in den nächsten Folgen Elemente aus ENT und TOS zu sehen sein, damit dieser Eindruck einer völligen Abgehobenheit verschwindet.

Ähnliches gilt für die Uniformen, Headup-Displays auf der Brücke etc. Man hat sich einen Zeitraum gewählt der parallel zu der Folge „The Cage“ steht. Damit hat man doch zwangsläufig sich selbst den Rahmen gesteckt, was Designs betrifft. Anstelle des Fensters hätte man einen breiten Bildschirm nehmen können. Hier und da ein paar Rundungen mehr. ja selbst Abrams hat es geschafft viele seiner Raumschiffe in Star Trek XI eine TOS Optik mit zu geben und seine uniformen waren eine tolle Überarbeitung.
Die Begründung einer älteren Uniform bei DSC wäre zumindest glaubhafter, wenn man die anderen Unform auf einem anderen Schiff oder Basis wenigstens sehen würde. Es würde dann zwar noch die Frage im Raum stehen, warum die Kleidungssynthesizer nicht gleich die neuen Uniformen verteilen. Aber es wäre ein Anfang gewesen und noch dazu zu erklären.

Persönlich gefallen mir diese blauen Uniformen nicht. Sie erinnern mich sehr an Sportkleidung. Mit ein bisschen Willen hätte man sicherlich eine moderne Fassung von den Uniformen aus "The Cage" herstellen können.
Der Sporenantrieb
Einen experimenteller Antrieb der einen Sprung ohne Zeitaufwand an jedes Bekannte Ziel ermöglicht, ist ein legitimes Ziel und bildet einen kontroversen Rahmen. Allerdings will man wirklich im Kanon bleiben, ist diese Technologie zwangsläufig schon zum Scheitern verurteilt. Da erwarte ich aber, dass dieser Antrieb letztendlich nicht funktionieren wird.
Ironischerweise fand man bisher auf Star Trek.com die Definition des Kanon mit der Erläuterung, dass die Ereignisse, die sich in den Realfilmen und -episoden zutragen den Canon bilden. Geht man davon aus, sind im Grunde alle Diskussionen wertlos. Schließlich ist es ja in dem Fall eine selbst erfülle Prophezeiung

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