Ich wundere mich das die Folge so gut ankommt. Ehrlich gesagt fand ich sie katastrophal.
Zum einen hat die Folge Logiklöcher ohne Ende...
* stabilisierte Zeitkristalle die von 4-Dimensionalen Wesen (für Mudd) kalibriert wurden und die er nun einfach so bedienen kann?
* Mudd der erst nach mehreren Monaten Folter offenbar problemlos aus dem klingonischen Gefängnis marschiert?
* Mudd der dann auch gleich sein Schiff bereitstehen hat und einen Weltraumwal auftreibt, auf die andere Schiffe in 10 Jahren so gut wie nie getroffen sind?
* Mudd der offenbar zufällig den Kurs der (wild umherspringenden) Discovery kennt... den Wal in deren Weg platziert und Zeit hat sich drin zu verstecken?
* Lorca der plötzlich zum Rettet-den-Wal-Tierschützer wird (einige Episoden zuvor hat er Tiere noch als „Antrieb“ benutzt).
* Stamets ist nun Imun gegen Zeitverschiebungseffekte?
* Stamets ist offenbar in der Lage ist Burnham zu beweisen das sie in einer Zeitschleife stecken, aber dem Doc/seinem Partner nicht?
* Stamets der sich als Element des Antriebs zu erkennen gibt und in dieser Weise einen Homerun für Mudd hinglegt, statt auf eine weitere Zeitschleife zu setzen und so den Rettungsplan zu unterstützen?
Die Liste ist nahezu endlos.
Das Schlimmste an der Episode aber ist Mudd. Der tritt hier als skrupelloser, eiskalter Serienkiller in Erscheinung... er tötet den Captain über 50 Mal... mit sichtbarer Freude. Er tötet dutzende andere Crewmember, teils mit maximaler Grausamkeit. Was hat das mit dem „Originalen“ Mudd zu tun? Der TOS Mudd war ein (teils sicher skrupelloser aber auch tolpatschiger) Gauner und Geschäftsmann, jedoch auch ein Schlitzohr... er war aber weder ein Psychopat, noch Killer. Der Original-Mudd war ein Comedy Element in TOS, ein Gauner/Trickser der andere übers Ohr haut, kein Massenmörder.
Nun kann man sagen „Ok, der Mudd weiß ja, dass er immer wieder eine neue Zeitschleife produziert – also keiner auf dem Schiff wirklich stirbt.“ Das ändert nur leider nichts daran das Mudd ne Menge Spass am Töten hat und selbst in seinem finalen Run wohl lieber einige (wie Lorca) getötet hätte. Was hier in Discovery als Mudd auftaucht ist eine völlig andere Figur. Das ist nicht mal eine Neuinterpretation – weil diese Figur ausser dem Namen keinerlei Gemeinsamkeiten mit der alten Mudd-Figur hat. Selbst Khan von Into Darkness war näher an Khan dran, da man zumindest die genetischen Superfähigkeiten belassen hat.
Mudd ist seit seinem Erscheinen eine Figur für die man keinerlei Sympathie oder Empathie aufbringt... das ging schon in dem klingonischen Gefängnis los und setzt sich hier fort: kein einziges Element macht diesen Mudd irgendwie sympathisch. Der Original TOS Mudd hingegen war bei den Fans total beliebt.
Das (versuchte) Komödienhafte Ende der Folge – wo alle plötzlich Grinsend Mudd an Stella verabschieden – ist nach dem, was er zuvor getan hat, völlig misslungen. Soll das Humor sein?
Stamets verabschiedet den Mann vor dem er Minuten zuvor „kapituliert“ hat, weil er es nicht mehr ertrug wie viel Crewmitglieder dieser immer und immer wieder tötet mit einem verständnisvollen Lächeln an seine künftige Frau? Und Stamets müsste sich an ALLES erinnern... Unfassbar.
Wie die Autoren erst Mudd in einen bösartigen Killer umschreiben können, dann aber versuchen die Episode mit einem ähnlich humorigen Ende abzuschliessen wie die alten TOS-Mudd Episoden... ist mir schleierhaft. Und das geht nicht nur emotional schief, sondern auch von jeglicher Logik her;
Wozu genau ruft die Discovery Stella denn herbei? Mudds Funkspruch hätte man auch ins Nirgendwo senden und ihn dann arrestieren können. Stattdessen eskortiert man ihn zum Transporterraum... sieht darüber hinweg das er Leute (und wohl nen Wal) getötet hat (zumindest in vorherigen Zeitschleifen), vergisst dass er Verrat beging, das Schiff klauen und an die Klingonen verkaufen wollte, wonach die Klingonen dann damit die Föderation einstampfen. Ganz zu schweigen vom Angriff und Bedrohung von Personal und Offizieren, hacken von Daten, manipulieren des Computers usw.
Und alles was Lorca & Co nun machen ist, diesen Mann zu seiner Verlobten zu bringen und sinngemäß zu sagen
„Nehmen sie den Guten doch mal mit, der hat sich hier etwas daneben benommen.“ Wirklich?
Und was noch schlimmer ist: Lorca besitzt nun auch noch einen (nämlich Mudds) „Zeitkristall“? Vermutlich baut Stamets bereits im Maschinenraum einen DeLorean zusammen. Und Mudd hingegen besitzt detailiertes Wissen über sämtliche Geheimnisse der Discovery. Und den lassen sie gehen? Was genau hindert ihn den daran sein Wissen nun doch noch an die Klingonen zu verkaufen? Für Lorca dem Geheimnishüter und Krämer ist das völlig Out-of-Charakter.
Ich empfinde die Folge momentan echt als Tiefpunkt – der einzig winzige Lichtblick ist, dass Burnham sich emotional etwas entwickelt. Leider ahnt man schon wie das enden wird, da die Autoren mit der Ash Tyler Figur sicher einen Plot Twist planen... den jeder schon kommen sieht.
Und noch etwas fällt hier ganz stark auf: die Autoren machen da weiter wo sie bei Voyager aufgehört haben (in einem sehr negativen Sinn) – sie erfinden Dinge die dazu geeignet sind das Star Trek Universum völlig aus den Angeln zu heben, setzen sie als gegeben und nutzen sie in ihren Scripten als Deus Ex Machina... ohne sie im geringsten zu erklären oder sich über die Konsequenzen für die Serien Logik Gedanken zu machen.
Das ganze fing beim Sporenantrieb an – wo plötzlich gesagt wird, dass das gesamte Universum von einer Art Biologischer Sporen-Netzwerk/Geflecht durchzogen ist. Das ist für sich schon eine sehr steile These – das selbst im Vakuum und überall sonst ein Netzwerk existiert. In gewisser Weise ist das sehr nah an „der Macht“ aus Star Wars – über die auch nur gesagt wird, „sie umgibt und durchdring alles Leben“. Aber gut, so was kann man mal mit schlucken – es ist halt in dem Universum dann so.
Aber dann kam ein tierische Lebensform die... auf diesem Netzwerk quer durchs Universum navigieren kann. Wie genau soll denn so eine Lebensform entstanden sein?
Als nächstes „erbt“ Stamets die Fähigkeit dieser Kreatur indem er sich deren DNA spritzt. Das ist in etwa die selbe Logik nach der Franzosen 30m weit springen können weil sie Frösche essen. Aber ok... Auge zudrücken.
Nur; jetzt haben wir Zeit(reis-)kristalle und 4 Dimensionale Wesen die diese Kristalle kalibrieren können...
Die Serie wird innerhalb ihrer eigenen Logik zunehmend unglaubwürdiger durch die Häufung solcher Elemente.
PS. die gesamte Sache um Stamets und den Antrieb ist mir eh ein Rätsel. Ursprünglich hat der Antrieb die Kreatur immer weiter geschwächt... Als Stamets dann da einspringt schien das ein Notlösung, die ihn auch Kraft kostete. Und nun ist das aber der Normalzustand. Weder wird thematisiert warum Stamets das so gut wegsteckt, noch wieso er an sich herumexperimentieren darf (DNA, Interface), noch welche Auswirkungen das auf seinen Körper und auch Geist hat. Denn wenn er die Discovery theoretisch zu jedem Ort im Universum navigieren kann, muss sich wenn er mit dem Antrieb verbunden ist, vor ihm faktisch das gesamte Universum ausbreiten. Er müsste ALLEs sehen... und das hat keinerlei Effekt auf ihn? Die Selbstverständlichkeit mit der Stamets inzwischen ein Funktionsteil des Antriebes ist, führt dazu, das sich mich frage, ob ich eine Episode die sich darum dreht wie das geht und was für Folgen das hat verpasst habe...
PPS. Das weibliche Figuren/Menschen übrigens "Michael" heissen, ist keineswegs so einzigartig wie überall (auch in der Serie) thematisiert. Eine weitere relativ bekannte "Michael" ist zB Michael Steele (Bassistin der Bangels). Und da das auch für Sgt. Trooper und sein "Stranger Thgings" passt ->
https://www.youtube.com/watch?v=gFVMP-MDVB4