Bereits diese Folge etabliert einen Star Trek Typische Erzähltopos, der in den Folgenden Serien immer wieder auftauchen wird: Das winzige Forscherteam auf einem riesigem Planeten – dem dort etwas zugestoßen ist und wo sich nun irgendetwas verändert hat. Meist geht das noch einher mit dem Mythos vom exzentrischen aber genialen Überforscher – der das Team leitet, der den Planet als Rückzugsort benutzt, aber sozial eher inkompetent ist (wenn ZB seine Crewmitglieder/Begleiter sterben).
Diese Erzählstruktur beinhaltet drei Themen die mit transportiert werden und dem Zuschauer fast instinktiv klar sind; Einerseits die Selbstüberschätzung dieser wenigen Leute es mit einem ganzen fremden Planeten aufzunehmen, andererseits die völlige Unterschätzung des Unbekannten und der darin lauernden Gefahren. Kirk & Co sind damit automatisch die Antipoden, denn sie sind „Weltraumreisende“ die weit umher gekommen sind und viele Gefahren zu meistern hatten. Sie sind die, die es „besser“ wissen – die wissen das da draußen „Gefahr“ lauert.
Dazu kommt oft das Profil es genialen, exzentrischen Forschers – für den dieses Abenteuer immer auch ein Ausdruck ist seine Individualität zu verwirklichen. Diese Verwirklichung von Individualität ist ein typisch amerikanisches Thema. Die Serie ist dazu sehr ambivalent. Einerseits lobt und verehrt sie diesen Typ, andererseits gehen sie meist den Bach runter (und das Team/Mannschaft/Enterprise siegt). Zudem schreibt sie die Serie meist in die Hybris rein (so auch hier Crater als er Kirk anfährt; „Verschwinden sie von MEINEM Planeten!“).
Trotzdem ziehen sich diese Motive in sehr ähnlicher Form durch alle Serien. TNG hat ja faktisch sogar ein Remake der Folge gedreht.
***
Auch der (übliche) Sixty Sexismus schlägt in der Folge massiv zu. Zu erst erwischt es Emo-Uhura, die leider bereits in ihrem allerersten Seriendialog aus der Rolle als ernstzunehmende Offizierin fällt und bei Spock als „Frau“ quasi um Aufmerksamkeit, Liebe und Emotionen bettelt. Danach ist Rand dran, der zwei Sicherheitsoffiziere nicht nur anzügliche Blicke, sondern hörbar eine Bemerkung „Die ist genau meine Kragenweite“ nachrufen. Überhaupt ist Rands Position hier offenbar Sulu das Essen zu bringen, über mehrere Decks hinweg. Und zuguterletzt lässt ein Redshirt gleich zu Beginn die Bemerkung fallen Nancy Carter erinnere ihn an ein „Girl from Wrigleys Pleasure Planet“ - worauf McCoy ziemlich auffährt, denn offenbar hat man Nancy damit gerade als sowas wie eine Prostituierte bezeichnet.
Apropo Sulu – der wird hier als Pflanzenliebhaber dargestellt und man bekommt in einer (meiner absolut liebsten Szenen der gesamten Serie) zu sehen wie seine „Intelligente“ Pflanze auf den Salzsauger reagiert. Die Szene ist deswegen so grandios weil gut erkennbar ist, dass die „Pflanze“ nichts weiter als ein Handschuh über eine Hand ist, der mit Rosa Gardinenstoff benäht wurde und die nun ein Statist (oder besser dessen Hand) bewegt.
Ebenso ist interessant das dieser „Ersatzpilotfilm“ eigentlich eine McCoy Folge ist – eine Figur die damals noch als Randfigur konzipiert war.
Die beste ernste Szene der Folge ist die Besprechung der Offiziere, als der Salzvampir bereits an Bord ist – bei der Crater dabei ist und der Salzvampir selber in Form von McCoy. Die Szene entwickelt durch die Dialoge und Argumente, und die Fähigkeit Carters das Wesen zu erkennen, deutliche Spannung – und zeigt sowohl Moral als auch die Intelligenz des Wesens.
Und das so gut, dass der Autor das auf unglaubwürdigste Weise wieder dekonstruieren muss... Das Wesen tötet nämlich kurz darauf seinen einzigen Verbündeten, Fürsprecher und denjenigen der es eben noch geschützt hat: Crater.
Womit man das intelligente Wesen von eben wieder in ein Tier verwandelt das alle angreift, womit es de facto zum Abschuss freigegeben ist.
Verstärkt wird das ganze durch das Finale – Pille kann das Wesen erst töten als es a) Kirk angreift b) Spock angreift c) deutlich wird das es übermenschliche Kräfte hat und.... *Trommelwirbel* seine reale, doch eher abstossende Gestalt annimmt. McCoy kann es nicht töten als es menschliche Form hat... das Wesen hilft ihm und verwandelt sich kurz.
Das ganze wirkt ab dem Tod Craters fast wie ein Amoklauf, mit dem Ziel des Wesens, sich am Ende töten zu lassen.
***
Die Story an sich ist bis dahin auch arg konstruiert. Die Ereignisse kommen erst in Gang nachdem der „Salzvampir“ bereits beim ersten Aussenteam umgehend ein Mitglied des Teams tötet, um dessen Salz auszusaugen. Das ist in vielerlei Hinsicht eine sehr unkluge Aktion.
Zum einen verfügt Crater noch über letzte Reste von Salz (er zeigt es später Kirk, es sind sicher 100-500g) – ein menschlicher Körper verfügt über 150-300g Salz. Es wäre also für Crater und den Salzvampir deutlich günstiger gewesen statt einen Mord/Verdacht zu erzeugen ihre letzten Reserven aufzubrauchen. Auch auf ihren Salzbedarf so penetrant hinzuweisen, ist nicht sehr clever.
Zumal sich sowohl Crater als auch „Nancy“ problemlos an Bord der Enterprise hätten begeben können. Später fordert Kirk beide sogar auf sich an Bord zu begeben, wogegen sich Carter aber wehrt. Sich an Bord Salz zu replizieren und auf den Planet zurück zu kehren oder Salzhaltige Nahrung aufzunehmen wäre vermutlich niemals aufgefallen.
Da eher Leute zu töten ist extrem dumm.
Crater gibt weiterhin an, dass das letzte Raumschiff ihnen 25 pfund Salz da gelassen hätte, was nun fast aufgebraucht wäre. Der Salzvampir tötet aber bereits an den ersten zwei Tagen 3 Menschen auf dem Planeten – braucht also pro Tag offenbar 200-400+ g Salz, vermutlich sogar mehr – da er sofort weiter nach Salz sucht und sogar „Entzugserscheinungen“ aufweist. 12,5 kg hätten also den Salzvampir nicht einmal für einen Monat ernährt. Craters Angaben ergeben keinen Sinn.
Ebenso stellt sich die Frage nach der Natur der Lebensform. Sie kann eigentlich kein Formwandler sein. Die drei Personen des ersten Aussenteams sehen „Nancy“ gleichzeitig – aber jeder nimmt sie anders wahr. Was eigentlich bedeutet das der Salzvampir die Gedanken der drei manipuliert, jeden auf seine Weise – aber nicht das er seine Gestalt wirklich wandelt. Und spätestens als sie den Salzvampir in der Form von „Green“ an Bord beamen, hätte auffallen müssen, dass da neben zwei menschlichen Lebensformen (Kirk, Pille) eine Nichtmenschliche mit erfasst wurde.
Das der Salzvampir eigentlich ein Gedankenleser/Manipulator ist zeigt sich auch in der Begegnung mit Uhura – als er sagt „Sie haben eben an jemand wie mich gedacht.“ Und das es eine Opfer in eine Art gedankliche Starre/Hypnose versetzt welche sie lähmt.
***
Letzte Side-Note: Mit Kirks Logbuch passiert etwas eher ungewöhnliches – zitiert er die ganze Folge über als Voice-Over Kommentar was aktuell passiert, zitiert er in der Szene direkt nach dem Vorspann eine zukünftiges Logbuch und erklärt dem Zuschauer „was wir damals noch nicht wussten, ist, dass jeder von uns einen andere Nancy Crater sah“. Das fügt sich auch in den Rest der Folge ein, wo mitunter in Dialogen viel erklärt wird – so als habe man Angst der Zuschauer können dem Geschehen womöglich nicht folgen.