Forum > ST-DSC: Allgemeines

VORSICHT SPOILER! NCC-1701 Enterprise Discovery Style

<< < (4/9) > >>

Leela:

--- Zitat von: Max am 14.02.18, 21:57 --- Warum eigentlich nicht? Warum sollte man eigentlich nicht einfach mal ein Design aus den 1960ern wählen?
--- Ende Zitat ---

Tausch die Jahreszahlen aus. Wir haben 1966.. die Frage ist nun, Warum sollte man eigentlich nicht einfach mal ein Design aus den 1930ern wählen. Warum nicht ein Raketenschiff wie Flash Gordon es hatte... Nur grösser! Mit Heckflossen und genieteten Metallplatten... mit Atomofenantrieb in den man Uran schaufelt wie Kohle?

Die Antwort wäre 1960 genauso gewesen wie heute; „Weil es nach unserem Stand von Technik und Wissenschaft überholt ist – es würde lächerlich wirken.“ (und damit den Erzählerischen Ton der Story unterlaufen).

Zudem, warum sollte man wirklich 1:1 auf das originale 1701 Modell zurückgreifen? Ausser ein paar Canon Fetischisten, interessiert die Zuschauer kaum wirklich ob da nun nen paar Lichter mehr drauf sind oder weniger – ob sich die Triebwerke in Details verändert haben oder nicht. Sie erkennen die Enterprise trotzdem sofort wieder und sie erkennen - „Aha, sieht etwas anders aus – weil andere Zeit“ – und das reicht ihnen.

Den „Beweis“ wie komisch so was wirken kann, hat Star Wars (The Last Jedi) eben angetreten. Sie haben im Film tatsächlich das originale Yoda Modell/Puppe von 1980 verwendet. Einige Hardcore-Fans, und so einer muss man sein um das zu bemerken, fanden das total grandios. Dennoch waren zwei Dinge erkennbar; Zum einen wirkte es auf die meisten Zuschauer irgendwie ungewohnt/anders... zum anderen wirkte es ein wenig wie ein Fremdkörper in dem Film. Und viele Zuschauer haben das zumindest registriert und fanden das seltsam. Einige Rezensenten haben sich sogar drüber aufgeregt wie „grottig“ Yoda in dem Film war – obwohl es das Original war.

Die Originale Puppe zu nehmen für den Film war ein Zugeständnis an eine winzig kleine Minderheit der Zuschauer – auf Kosten der Masse, die es seltsam fand. Warum sollten vielleicht 5% der Zuschauer über ein Erscheinungsbild bestimmen, dass 95% dann merkwürdig finden? Kannst Du die Frage beantworten?



--- Zitat von: Max am 14.02.18, 21:57 ---Außerdem muss man das auch nicht so absolut sehen. Es gab Zeiten, da wollte man die Technik sehen; da konnte es bei Apparaten nicht genug Tasten geben - und heute? Wie viele Tasten hat das neueste Smartphone-Modell von Samsung oder Apple? Die paar bunten Tasten und einfachen Datenplatten von TOS spiegeln im Grunde unser Style-Verständnis fast besser wider.
--- Ende Zitat ---

Das kann man so sehen – geht aber imho an der eigentlichen Sache vorbei. Es geht nicht primär darum das das Design so „glatt“ ist – sondern das es <detailarm> ist und damit unrealistisch wirkt. Sachen die man bei TMP sofort behoben hat, als plötzlich jede Metallplatte auf dem Rumpf zu erkennen war. Wenn Du einen Vergleich suchst, nimm das Spaceshuttle. Auch das ist an der Ausenseite glatt und trägt keine offene Technik zur Schau. Dennoch ist es sehr Detailreich.

Unser Verständnis heute wie ein Space-Vehikel aussehen kann oder würde hat sich entwickelt. Das schlägt nicht auf ein Design an sich durch, aber sehr wohl auf die Darstellung desselben. Genau das ist in Discovery auch mit der 1701 passiert. Das Grunddesign ist eigentlich unangetastet, aber die Details wurden verändert und angepasst (hinzugefügt).

Auch ansonsten ist das Argument der „reduzierten Technik“ eher... fraglich. Rein vom Canon her, hat Starfleet das weder davor noch danach wieder so gehabt. Keine Andere Schiff-Design-Ära in den Jahrhunderten davor oder danach ist so... Detailarm. Selbst das Innere Design der NCC 1701 deckt den Ansatz nicht wirklich, wenn plötzlich Leitern oder Rohre offen in Gängen verlaufen, kann man kaum noch sagen „Oh, die haben die Technik aber versteckt.“



--- Zitat von: Max am 14.02.18, 21:57 ---Wenn ich mich recht erinnere, hat Matt Jefferies aus der Not auch eine Tugend gemacht...
--- Ende Zitat ---

Ich glaube man kann durchaus vier Dinge zu Grunde legen;
a) hätte er mehr Geld und Zeit gehabt
b) hätte es nicht gewisse Anforderungen gegeben wie das Modell noch Filmbar bleiben muss, für die FX
c) hätte Jefferies reale Vorbilder wie das Spaceshuttle gekannt/gehabt und
d) hätten TV Geräte damals generell Details wieder gegeben

hätte das NCC Modell wohl etwas anders ausgesehen, es hätte gewiss mehr Details gehabt.
Allein vor den viel detaillierteren und scharfen Weltraumhintergründen von Discovery würde ein so Detailarmes Modell wie die 1701 – merkwürdig anmuten.



--- Zitat von: Max am 14.02.18, 21:57 ---Aber nachdem ich gesehen habe, wie - pardon - peinlich das Design der "Discovery" ist, habe ich meine Meinung diesbezüglich geändert, denn unter frisch und modern und wegweisend hätte ich mir was ganz anderes vorgestellt. Natürlich kann man immer sagen, so etwas sei Geschmackssache, aber wenn man es darauf reduziert, spräche erst recht nichts gegen die Ur-"Enterprise" und ihre Designsprache für die Serie.
--- Ende Zitat ---

Du kannst das ganz einfach testen – such Dir eine TOS Folge und schneide dort die Discovery rein. Es wird nicht passen. Von der Qualität, den Hintergründen, den Details, der Darstellung würde die Discovery in einer TOS Folge wie ein Fremdkörper wirken und das Gesamtdesign der Serie und damit die innere Erzählstruktur erheblich stören. Und das hat nichts mit dem Grunddesign des Schiffes zu tun – sondern mit der Darstellung.

Da lässt sich auch anderweitig beobachten – nämlich in Wallpapern mit der 1701. Es gibt nur ganz wenige TOS Wallpaper mit der 1701 die wirklich klasse sind und in sich stimmig sind... und meist hat man bei denen ein Modell genommen, dass in seinen Details weit über die originalen TV Modelle rausgehen. Auch Sven hat bei seinen TOS Design viel mehr Details drin. Um die Schiffe realistischer zu machen. Damit sie in unser heutiges Wissen passen – damit sie vor detaillierte Spacebackgrounds passen – damit moderne Special FX zu ihnen passen. Damit bekommst Du Wallpaper in heutiger Qualität. Aber das sind dann keine TOS Wallpaper im TOS Style mehr.

Wenn Dich sowas im übrigen so stark beschäftigt - dann würde mich mal Deine Meinung zu TOS Remastered interessieren, wo sie sämtliche Aufnahmen des originalen Modells rausgenommen und durch schärfere, detailiertere CGIs des Schiffes mit schärferen, plausibler aussehenden Backgrounds ersetzt haben. Warum haben sie das wohl gemacht?

Tolayon:
Wobei man dann theoretisch auch genau diese "Remastered"-Enterprise anstatt des noch weiter "verfeinerten" Modells im Staffelfinale von Discovery hätte auftauchen lassen können. Aber selbst das hätte wohl seltsam ausgesehen (aber mal sehen, was diverse Fans so in den kommenden Monaten an entsprechendem Artwork präsentieren. Es gibt ja bereits eine "TOS"-Variante der Discovery, kürzere und vor allem rundere Gondeln mit den roten Kuppeln vorne inklusive).

Max:
@Leela:
Waaah!  :dpanik Da weiß ich gar nicht, wo ich beginnen soll ;) :)
Die folgende Liste besteht aus losen Gedanken, die das, was Du geschrieben hast, aufgreifen. Wenn sie hier und da (scheinbare) Widersprüchlichkeiten aufweisen, zeigt das mE, wie wenig eindeutig Ansätze wie Technikverständnis und die Verortung von Realismus und Modernität und Seherwartungen eigentlich sind und wie schwer es ist, diese Ansätze als echte Größe zu erkiesen (<- endlich mal eine Gelegenheit, dieses Wort vor dem Aussterben zu retten! ;)), wonach die Original-"Enterprise" 2018 keine Berechtigung mehr hat.

* In den Sechzigern ein Design aus den Dreißigern? Ich fange wieder mit "Warum nicht?" an. Wenn man eine bestimmte Atmosphäre erreichen möchte, eine bestimmte Wirkung, ist man gut beraten, etwas scheinbar Altmodisches wieder aufzugreifen (vor allem auch dann, wenn es optisch vielleicht sogar überlegen ist). Wir erleben auch heute Rückgriffe auf früher oder Kunstprodukte wie Steam Punk oder ein bewusstes Zurückfallen hinter gewisse Errungenschaften (die Gestaltung der "Rahmen" der Übertagungen der Olympischen Spiele bei Eurosport, die offenbar ein Viertel Jahrhundert zu spät kommt, oder, besser noch, "Futurama").
* Ich habe den Eindruck, Du übersiehst eine Sache.
Ich hole mal eben aus: Nimm "Downton Abbey"! Sitzen die da mit Handys am Tisch oder laufen mit Adidas-Sneakern rum? Solche Anachronismen würden doch sofort als lächerlich empfunden werden, obwohl die zur Schau getragene Welt nach unserem Verständnis ganz und gar überholt ist. Kein Mensch käme auf die Idee, die dortige Mode zu kritisieren. Natürlich könnte man sagen, der Vergleich hinke - aber ihm liegt eine Prämisse zugrunde, die man nicht einfach ignorieren darf. "Downton Abbey" will als Historienserien die Vergangenheit darstellen, DSC will als Prequel die Vergangenheit einer klar bestimmten Zukunft zeigen. Will man fiktionsintern ernsthafte Arbeit leisten, muss man auch die Ebene, die man sich als Referenz wählt (hier das zwanzigste, dort das dreiundzwanzigste Jahrhundert), ernst nehmen. Ob es einem passt oder nicht, TOS sieht so aus, wie es aussieht. Will man eine Serie direkt vor TOS machen, soll man eine Serie direkt vor TOS machen. Wenn nicht (weil es zu "uncool" ist), dann halt nicht; niemand hat die Macher dazu gezwungen.
Da spielt es auch kaum eine Rolle, dass die Serie "DA" rund um die fiktive Familie Crawley in der Realität verhaftet ist und ST nicht, denn ST kann seine Glaubwürdigkeit nur durch eine konsistente Identität aufrecht erhalten; sprich: Wenn man nicht versucht, die Darstellung in der Serie so zu behandeln, als bildete sie den realen Hintergrund, als bildete sie ein Welt, so wie die Darstellung der Zeit von vor hundert Jahren den Hintergrund für "DA" bildet, dann schafft man ein "Produkt", das kaum stimmiger ist, als die "DA"-Abbey Leute mit Sneakern.
* Desweiteren darf man auch das Voranschreiten von Mode und Technik nicht automatisch mit einer Evolution gleichsetzen, sondern darf auch von einer "Involution" als partiellen Rückschritt hinter unserem momenaten Empfinden ausgehen. Man muss sich nur mal fragen, wie der Barock oder das Rokoko über unsere Inneneinrichtungen geurteilt hätte; oder ob Schiffsbauer aus den Weltkriegen die U.S.S. Zumwalt, die später noch einmal auftauchen wird, überhaupt ernstgenommen hätten.
Das ist ein Grund, warum man sich nicht einfach vom billigsten Zeitgeschmack leiten lassen darf bzw. glauben muss, der Zuschauer müsse unbedingt dort abgeholt werden, wo er (vermeintlich) gerade steht.
* Eben schrieb ich in Klammern "vermeintlich". Warum? Weil Zeitgeschmack auch so eine Sache ist. Erwartet der Zuschauer von einer modernen Serie, von einer modernen Science Fiction-Serie im Besonderen eine aktuelle Optik, dass sie der Gegenwart hinterherhechelt oder ihr voraus ist bzw. Trends setzt? Was sehen wir in DSC? Touchscreens zum Beipspiel. Wird da jemand bei so einem Anblick wirklich sagen "Ja, wow, so stelle ich mir die Zukunft vor! Hoffentlich werde ich diese Technik noch erleben!" Was sehen wir noch? Blaue Anzeigen, ab und an sowas wie Hologramme. Ist DSC damit wirklich State of the Art oder auch optisch nur eine Serie von vielen, weil sie einen Kompromiss eingeht?
Nehmen wir die "Discovery" selbst. Ich frage mich, ob ein Science Fiction-Fan, der vorher nichts mit Star Trek am Hut hatte, von diesem Schiffsentwurf die Frische, die Modernität, die technische Ausstrahlung geliefert bekommt, die heute als cool gelten soll. Natürlich ist es schwierig, Vergleiche heranzuziehen. Bei technischen Geräten wie Smartphones gelten garade "detailarme" Designs als gut, warum sonst sollte das iPhone X so aussehen? Autos setzen auf windschnittige, dynamische Formen. Beides finden wir für mein Dafürhalten im unbeholfenen Aussehen der "Discovery" nicht wieder. (Statt eines glatten Designs wie bei der der Original-"Enterprise" haben wir eine wild wirbelnde "Discovery", also mit beweglichen Teilen, etwas, das man in den Sechzigern, aus der Propeller-Ära kommend, in die Jet-Ära gehend, vielleicht als nicht eben cool, sondern als überholt empfunden hätte). So halte ich es für gelinde gesagt unwahrscheinlich, dass die heutige Zuschauerschaft mit ihren schlichten Smartphones und ihren Autos mit cw-Werten von teils unter 0,3 von der Serie dort abgeholt wird, wo sie steht. Sieht sich das Publikum sozusagen gezwungen, die "Discovery" zu akzeptieren, wird es sich auch nicht an der Original-"Enterprise" stören. Dass dadurch die Design-Sprache der Serie nicht aus einem Guss zu sein scheint, würde nur ein allgemeines Gefühl, das man (also auch inhaltlich) von der Serie vermittelt bekommt, bestätigen ;)
* Wenn die Detailarmut als unrealistisch wahrgenommen wird, entlarvt das die Erwartungshaltung einer Science Fiction-Serie gegenüber: Man will dann ganz offensichtlich keinen echten technischen Fortschritt sehen. Gerade Detailarmut ist im Grunde im Moment ein Zeichen für Futurismus. Wie arm an Details ist doch das BMW-Konzept "Gina", ein Auto mit "Haut"! Wie arm an Details ist doch der US-Zerstörer "Zumwalt"! Aber "wir" denken lieber nicht an moderne Technologien und Materialien, "wir" wollen, dass die Raumschiffe zwar mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen, aber trotzdem aus Platten zusammengenietet sind. Für "uns" hat Technik das zu sein, was wir schon seit Langem kennen, nicht das, was wir noch nicht kennen. Es ist dieses Phänomen, was Doug Drexler gerne mit "Ape Brain" umschreibt. Warum soll die Hülle der "Enterprise" denn nicht gegossen sein? Warum nicht (pseudo)organisch auf einem Rahmen gewachsen sein? So passt es auch, dass zum Beispiel die Ent-J relativ reduziert daher kommt, wenn man sie mit anderen Schiffen vergleicht. Wir werden in ein paar Jahren Sachen erleben, die uns beim Anblick eines Spaceshuttles herzlich lachen lassen, wenn man gleichzeitig sagt, High Tech müsse (äußerlich und immer) viele sichtbare Details aufweisen.
* Dass man bei der Original-"Enterprise" im Inneren Technik sah, empfinde ich dabei nicht als krassen Widerspruch. Zum einen ist sie nicht aufdringlich, nicht überbordend, zum anderen darf sie als Ausgleich für die äußere Detailarmut gelten, indem sie zeigt, dass hier keine Wunder geschehen, sondern immer noch "Maschinen" im Spiel sind.
* TOS-R: Ich muss sagen, dass es sehr lange her ist, dass ich das Original gesehen habe, aber es gibt ja auch Bilder, die man zurate ziehen kann. Für mein Dafürhalten fällt auf, dass die alte Version "verschwommener" ist, die Remastered aber klarer. Die "Enterprise" selbst ist dabei so gut wie unverändert. Nur bei extremen Nahaufnahmen mit einer speziellen Agenda, wie sie in drei Staffeln TOS-R zusammen vielleicht dreimal vorkommen, sieht man echte Unterschiede. (Tatsächlich ist die erste Einstellung von "Court Martial" das einzige Beispiel, das mir spontan überhaupt einfällt!) Die eigentlichen Änderungen fanden bei der Gestaltung der Planetenoberflächen, bei den Actionsequenzen (also welche "Manöver" die Schiffe fliegen, die davontreibende "Botany Bay" z.B.), bei Nebendesigns (das Aussehen von Tiburons "Aurora" z.B.) und bei Alien-Schiffen (das Aussehen des Gorn-Schiffs in "Arena" z.B.) statt.
Festmachen kann man den Punkt, dass die TOS-R-"Enterprise" praktisch unverändert ist, auch daran, dass sie und der uralte AMT Ertl-Bausatz ohne Probleme in Übereinstimmung gebracht werden können. (Das ist etwas, was man zum Beispiel vom ersten Modell, das zur Ent-E rausgekommen ist und FC entspricht, in Bezug auf die Film-Ent-E in "Nemesis" nicht behaupten kann).
TOS-R, DS9 "TaTa" und ENT "IaMd" - alle drei haben entschieden, dass es passt, die Original-"Enterprise" einfach in scharf an den Start zu bringen, sie ohne echte Zusätze ins Rennen zu schicken, obwohl die NX-01 und die DS9-"Defiant" schon eine andere Optik hatten. Nur DSC meint, es den Zuschauern nicht zumuten zu können ;) Dabei wäre es - ich wiederhole das - auch ein guter gangbarer Weg gewesen, die Original-"Enterprise" ins neue Beleuchtungsschema von DSC zu setzen; das wäre der genialste Kompromiss gewesen.Ich bleibe dabei, dass die DSC-Macher mit ihrer Interpretion nicht viel falsch gemacht haben. Man erkennt das Schiff auf Anhieb als das, was es sein soll. Damit gehört dieses Schiff für mich nicht zu den, joah, "DSC-Aufregern". Da gibt es ganz andere Aspekte. Umgekehrt glaube ich, dass bei der Original-"Enterprise" nicht reihenweise neue Zuschauer vor Erstaunen ohnmächtig geworden wären oder sich entschieden hätten, die nächste Staffel zu meiden.


EDIT: Korrektur kosmetischer Natur

Alexander_Maclean:
Auch wenn ich nicht Leela bin, will ich mich mal in die Diskussion mit einklinken, weil ich generell der Meinung bin dass man gerade SCiFI serien so "modern" wie möglich zeigen sollte.


--- Zitat von: Max am 21.02.18, 01:13 ---@Leela:
Waaah!  :dpanik Da weiß ich gar nicht, wo ich beginnen soll ;) :)
Die folgende Liste besteht aus losen Gedanken, die das, was Du geschrieben hast, aufgreifen. Wenn sie hier und da (scheinbare) Widersprüchlichkeiten aufweisen, zeigt das mE, wie wenig eindeutig Ansätze wie Technikverständnis und die Verortung von Realismus und Modernität und Seherwartungen eigentlich sind und wie schwer es ist, diese Ansätze als echte Größe zu erkiesen (<- endlich mal eine Gelegenheit, dieses Wort vor dem Aussterben zu retten! ;)), wonach die Original-"Enterprise" 2018 keine Berechtigung mehr hat.

* In den Sechzigern ein Design aus den Dreißigern? Ich fange wieder mit "Warum nicht?" an. Wenn man eine bestimmte Atmosphäre erreichen möchte, eine bestimmte Wirkung, ist man gut beraten, etwas scheinbar Altmodisches wieder aufzugreifen (vor allem auch dann, wenn es optisch vielleicht sogar überlegen ist). Wir erleben auch heute Rückgriffe auf früher oder Kunstprodukte wie Steam Punk oder ein bewusstes Zurückfallen hinter gewisse Errungenschaften (die Gestaltung der "Rahmen" der Übertagungen der Olympischen Spiele bei Eurosport, die offenbar ein Viertel Jahrhundert zu spät kommt, oder, besser noch, "Futurama").
* Ich habe den Eindruck, Du übersiehst eine Sache.

--- Ende Zitat ---
Trotzdem werden diese Rüclgriffe wie du es nennst "modernisiert.

Um mal ein SciFi beispiel zu brigen. das Raketenschiff von Flasg Gordan aus dem 1980er Film - mit dem ikonischen Soudtrack von Queen, - sieht auch detailierter aus, als das Schiff aus der serie Ende der 30er. Auch wenn die Grundform beibehalten wurde. dasselbe haben die DSC macher mit der Enterprise gemacht.


--- Zitat ---Ich hole mal eben aus: Nimm "Downton Abbey"! Sitzen die da mit Handys am Tisch oder laufen mit Adidas-Sneakern rum? Solche Anachronismen würden doch sofort als lächerlich empfunden werden, obwohl die zur Schau getragene Welt nach unserem Verständnis ganz und gar überholt ist. Kein Mensch käme auf die Idee, die dortige Mode zu kritisieren. Natürlich könnte man sagen, der Vergleich hinke - aber ihm liegt eine Prämisse zugrunde, die man nicht einfach ignorieren darf. "Downton Abbey" will als Historienserien die Vergangenheit darstellen, DSC will als Prequel die Vergangenheit einer klar bestimmten Zukunft zeigen. Will man fiktionsintern ernsthafte Arbeit leisten, muss man auch die Ebene, die man sich als Referenz wählt (hier das zwanzigste, dort das dreiundzwanzigste Jahrhundert), ernst nehmen. Ob es einem passt oder nicht, TOS sieht so aus, wie es aussieht. Will man eine Serie direkt vor TOS machen, soll man eine Serie direkt vor TOS machen. Wenn nicht (weil es zu "uncool" ist), dann halt nicht; niemand hat die Macher dazu gezwungen.
Da spielt es auch kaum eine Rolle, dass die Serie "DA" rund um die fiktive Familie Crawley in der Realität verhaftet ist und ST nicht, denn ST kann seine Glaubwürdigkeit nur durch eine konsistente Identität aufrecht erhalten; sprich: Wenn man nicht versucht, die Darstellung in der Serie so zu behandeln, als bildete sie den realen Hintergrund, als bildete sie ein Welt, so wie die Darstellung der Zeit von vor hundert Jahren den Hintergrund für "DA" bildet, dann schafft man ein "Produkt", das kaum stimmiger ist, als die "DA"-Abbey Leute mit Sneakern.[/li][/list]

--- Ende Zitat ---
Downtown Abbey hat aber einen Vorteil. es ist in der Vergangenheit verhaftet. Und damit unabhängig von Entwicklungen, die wir technologisch in der Gegenwart machen.


--- Zitat ---
* Desweiteren darf man auch das Voranschreiten von Mode und Technik nicht automatisch mit einer Evolution gleichsetzen, sondern darf auch von einer "Involution" als partiellen Rückschritt hinter unserem momenaten Empfinden ausgehen. Man muss sich nur mal fragen, wie der Barock oder das Rokoko über unsere Inneneinrichtungen geurteilt hätte; oder ob Schiffsbauer aus den Weltkriegen die U.S.S. Zumwalt, die später noch einmal auftauchen wird, überhaupt ernstgenommen hätten.
Das ist ein Grund, warum man sich nicht einfach vom billigsten Zeitgeschmack leiten lassen darf bzw. glauben muss, der Zuschauer müsse unbedingt dort abgeholt werden, wo er (vermeintlich) gerade steht.
--- Ende Zitat ---
Den durchschnittszuschauer ja.

Das Problem ist ja eben, dass Star Trek NICHT für usn Fans gemacht wird, sondern für die breite Masse. uNd wie es leela schon ausgeführt hat, einen Zuseher der Iphone Generation kannst du nicht mit Druckknöpfen und 60er Jahre retro Style in eienr SciFI serie kommen.


--- Zitat ---
* Eben schrieb ich in Klammern "vermeintlich". Warum? Weil Zeitgeschmack auch so eine Sache ist. Erwartet der Zuschauer von einer modernen Serie, von einer modernen Science Fiction-Serie im Besonderen eine aktuelle Optik, dass sie der Gegenwart hinterherhechelt oder ihr voraus ist bzw. Trends setzt? Was sehen wir in DSC? Touchscreens zum Beipspiel. Wird da jemand bei so einem Anblick wirklich sagen "Ja, wow, so stelle ich mir die Zukunft vor! Hoffentlich werde ich diese Technik noch erleben!" Was sehen wir noch? Blaue Anzeigen, ab und an sowas wie Hologramme. Ist DSC damit wirklich State of the Art oder auch optisch nur eine Serie von vielen, weil sie einen Kompromiss eingeht?
Nehmen wir die "Discovery" selbst. Ich frage mich, ob ein Science Fiction-Fan, der vorher nichts mit Star Trek am Hut hatte, von diesem Schiffsentwurf die Frische, die Modernität, die technische Ausstrahlung geliefert bekommt, die heute als cool gelten soll. Natürlich ist es schwierig, Vergleiche heranzuziehen. Bei technischen Geräten wie Smartphones gelten garade "detailarme" Designs als gut, warum sonst sollte das iPhone X so aussehen? Autos setzen auf windschnittige, dynamische Formen. Beides finden wir für mein Dafürhalten im unbeholfenen Aussehen der "Discovery" nicht wieder. (Statt eines glatten Designs wie bei der der Original-"Enterprise" haben wir eine wild wirbelnde "Discovery", also mit beweglichen Teilen, etwas, das man in den Sechzigern, aus der Propeller-Ära kommend, in die Jet-Ära gehend, vielleicht als nicht eben cool, sondern als überholt empfunden hätte). So halte ich es für gelinde gesagt unwahrscheinlich, dass die heutige Zuschauerschaft mit ihren schlichten Smartphones und ihren Autos mit cw-Werten von teils unter 0,3 von der Serie dort abgeholt wird, wo sie steht. Sieht sich das Publikum sozusagen gezwungen, die "Discovery" zu akzeptieren, wird es sich auch nicht an der Original-"Enterprise" stören. Dass dadurch die Design-Sprache der Serie nicht aus einem Guss zu sein scheint, würde nur ein allgemeines Gefühl, das man (also auch inhaltlich) von der Serie vermittelt bekommt, bestätigen ;)
--- Ende Zitat ---
Zugegeben, das sit weider ein ganz anderer Punkt.

Über viel der gezeigten Designs bei DSC bin ich selber nicht glücklich.

Aber es gibt eben viele moderne sachen - Musik zum Beispiel - die nicht meinen geschmack entsprechen.


--- Zitat ---
* Wenn die Detailarmut als unrealistisch wahrgenommen wird, entlarvt das die Erwartungshaltung einer Science Fiction-Serie gegenüber: Man will dann ganz offensichtlich keinen echten technischen Fortschritt sehen. Gerade Detailarmut ist im Grunde im Moment ein Zeichen für Futurismus. Wie arm an Details ist doch das BMW-Konzept "Gina", ein Auto mit "Haut"! Wie arm an Details ist doch der US-Zerstörer "Zumwalt"! Aber "wir" denken lieber nicht an moderne Technologien und Materialien, "wir" wollen, dass die Raumschiffe zwar mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen, aber trotzdem aus Platten zusammengenietet sind. Für "uns" hat Technik das zu sein, was wir schon seit Langem kennen, nicht das, was wir noch nicht kennen. Es ist dieses Phänomen, was Doug Drexler gerne mit "Ape Brain" umschreibt. Warum soll die Hülle der "Enterprise" denn nicht gegossen sein? Warum nicht (pseudo)organisch auf einem Rahmen gewachsen sein? So passt es auch, dass zum Beispiel die Ent-J relativ reduziert daher kommt, wenn man sie mit anderen Schiffen vergleicht. Wir werden in ein paar Jahren Sachen erleben, die uns beim Anblick eines Spaceshuttles herzlich lachen lassen, wenn man gleichzeitig sagt, High Tech müsse (äußerlich und immer) viele sichtbare Details aufweisen.
--- Ende Zitat ---

Jein.
A) Nein, weil ich der Meinung bin, dieser Glatte Look den man bei TOS hatte auch eher ein reines Produktionsproblem war. Ein Kleineres Modell mit wenigen Details ist eben billiger als ein großes, wo dann die Kamera mehr DEtails erfasst.

Und es gab ja auch kein Gemeckere als die ENT D oder auch die ENT E mehr details hatte als die TOS Consti. Jetzt über die mehr DEtails zu meckern, wäre daher IMO inkosequnt.

b) Es gibt aber auch ein Gründe für weniger sichtbare Details. Gerade weil du oben die Autos ansprichst. Das geht ja teilweise sogar soweit das moderene Autos ich immer mehr ähneln, egal welche Automarke. Was ich persönlich schade finde.


--- Zitat ---
* Dass man bei der Original-"Enterprise" im Inneren Technik sah, empfinde ich dabei nicht als krassen Widerspruch. Zum einen ist sie nicht aufdringlich, nicht überbordend, zum anderen darf sie als Ausgleich für die äußere Detailarmut gelten, indem sie zeigt, dass hier keine Wunder geschehen, sondern immer noch "Maschinen" im Spiel sind.
* TOS-R: Ich muss sagen, dass es sehr lange her ist, dass ich das Original gesehen habe, aber es gibt ja auch Bilder, die man zurate ziehen kann. Für mein Dafürhalten fällt auf, dass die alte Version "verschwommener" ist, die Remastered aber klarer. Die "Enterprise" selbst ist dabei so gut wie unverändert. Nur bei extremen Nahaufnahmen mit einer speziellen Agenda, wie sie in drei Staffeln TOS-R zusammen vielleicht dreimal vorkommen, sieht man echte Unterschiede. (Tatsächlich ist die erste Einstellung von "Court Martial" das einzige Beispiel, das mir spontan überhaupt einfällt!) Die eigentlichen Änderungen fanden bei der Gestaltung der Planetenoberflächen, bei den Actionsequenzen (also welche "Manöver" die Schiffe fliegen, die davontreibende "Botany Bay" z.B.), bei Nebendesigns (das Aussehen von Tiburons "Aurora" z.B.) und bei Alien-Schiffen (das Aussehen des Gorn-Schiffs in "Arena" z.B.) statt.
Festmachen kann man den Punkt, dass die TOS-R-"Enterprise" praktisch unverändert ist, auch daran, dass sie und der uralte AMT Ertl-Bausatz ohne Probleme in Übereinstimmung gebracht werden können. (Das ist etwas, was man zum Beispiel vom ersten Modell, das zur Ent-E rausgekommen ist und FC entspricht, in Bezug auf die Film-Ent-E in "Nemesis" nicht behaupten kann).
TOS-R, DS9 "TaTa" und ENT "IaMd" - alle drei haben entschieden, dass es passt, die Original-"Enterprise" einfach in scharf an den Start zu bringen, sie ohne echte Zusätze ins Rennen zu schicken, obwohl die NX-01 und die DS9-"Defiant" schon eine andere Optik hatten. Nur DSC meint, es den Zuschauern nicht zumuten zu können ;) Dabei wäre es - ich wiederhole das - auch ein guter gangbarer Weg gewesen, die Original-"Enterprise" ins neue Beleuchtungsschema von DSC zu setzen; das wäre der genialste Kompromiss gewesen.
--- Ende Zitat ---
Hier muss ich dir klar widersprechen.

http://de.memory-alpha.wikia.com/wiki/Liste_der_remasterten_Szenen?li_source=LI&li_medium=wikia-footer-wiki-rec

zwar wurde die Enterprise nur im Detail verändert.

Aber interessanterweise finde ich nach dem sichten des obigen Artikels die DSC enterprise noch weniger problematisch. ich hatte nämlich gar nicht so im Gedächtnis dass die Original Enterprise auch im maschinenrumpf so viele fenster hatte.


--- Zitat ---Ich bleibe dabei, dass die DSC-Macher mit ihrer Interpretion nicht viel falsch gemacht haben. Man erkennt das Schiff auf Anhieb als das, was es sein soll. Damit gehört dieses Schiff für mich nicht zu den, joah, "DSC-Aufregern". Da gibt es ganz andere Aspekte. Umgekehrt glaube ich, dass bei der Original-"Enterprise" nicht reihenweise neue Zuschauer vor Erstaunen ohnmächtig geworden wären oder sich entschieden hätten, die nächste Staffel zu meiden.


EDIT: Korrektur kosmetischer Natur

--- Ende Zitat ---

Tolayon:
Zum Thema Retro-Stil und -Optik fallen mir vor allem diverse "Doctor Who"-Folgen ein. Da gab es z.B. eine in der neueren Serie ab 2005, in der der kastenförmige Roboter-Hund K9 aus den 70er (oder sogar noch 60er?) Jahren geradezu originalgetreu wieder auftauchte. Das Ding sah in einer Serie des 21. Jahrhunderts sowas von anachronistisch aus, aber der Doktor hat einfach gesagt: "Das ist der letzte Schrei im 51. Jahrhundert", und in der Tat wurde zumindest K9s Innenleben der 3000 Jahre älteren Technologie unserer Gegenwart glaubhaft als überlegen präsentiert.

In einer anderen Folge haben Roboter im viktorianischen England sich mittels menschlicher Organe "repariert", wobei ihre mechanischen Teile ebenfalls einen irrwitzigen Steampunk-Touch hatten und in den Köpfen z.B. Hebel und Räder zu sehen waren, was der Doktor in einer Szene einfach mit "spätrömisch" erklärt hat. Die Roboter waren anscheinend schon viele Tausend Jahre auf der Erde und haben auch ihre anorganischen Teile mit jeweils "zeitgenössischer" Technologie aus den entsprechenden Epochen repariert.

Man muss dabei aber auch immer im Auge behalten, dass "Doctor Who" in weiten Teilen eine Parodie auf gängige SciFi-Darstellungen und Klischees ist, die Serie nimmt sich in Sachen Optik und Präsentation grundsätzlich selbst nicht immer bierernst, auch wenn es inhaltlich immer mal wieder auch hoch dramatische Folgen gibt.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln