Bei Patrick Stewart - es schmerzt so ein bisschen, das (einmal mehr) zu konstatieren - habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass er versucht, sich weniger in Picard hineinzudenken, sondern mehr bemüht ist, Patrick Stewart in Jean-Luc Picard zu bringen. Ich persönlich glaube, dass das nicht Sinn der Sache ist.
Das haben die in dem Video auch thematisiert. Stewart meinte tatsächlich, dass er Picard gar nicht von sich trennen kann, weil die Rolle ganz schnell ganz viele Eigenschaften von ihm übernommen hat. Der Earl Grey und die Begeisterung für Shakespeare sind ja auch nicht so französisch. Bei Jonathan Frakes meinten die auch, dass er seine Rolle zum Ende hin vollständig an seinen eigenen Charakter angepasst hätte. Gates McFadden hat ja auch ihr Tanzen in die Rolle eingebracht und zum Ende hin schien Doktor Crusher mehr mit ihrer Theatertruppe beschäftigt zu sein als mit irgendwas anderem. Nur Marina Sirtis ist wohl privat eher jemand, der selbst Therapie gebrauchen kann, als dass er andere therapieren sollte, da hat man ihr wahres Ich nur selten durchblitzen lassen.
Wenn eine Rolle so sehr von ihrem Schauspieler geprägt wurde, liegt es vielleicht nahe, dass der Schauspieler denkt, er wisse selbst am besten, wie seine Figur sich verhält. Wenn das Endergebnis das rund ist, ist ja auch gar nichts dagegen einzuwenden.
Als TNG damals zu Ende gegangen ist, wahr ich tatsächlich sehr traurig, weil die Serie über die Jahre immer besser geworden ist. Genau das, was ich nicht so mochte, ist mit der Zeit immer zurückgefahren worden, und von dem, was mir gefallen hat, gab es immer mehr. Das habe ich sonst so eigentlich mit keiner Serie gehabt. Das kann aber auch gerade daran liegen, dass die Serie gerade dann beendet wurde.
Eigentlich verlieren ja alle Serien mit der Zeit an Fahrt, weil irgendwann alle möglichen Konstellationen einmal Durchgespielt wurden. Länger als vielleicht zehn Jahre funktioniert das wohl kaum. Nach Jahrzehnten der Unterbrechung wieder an etwas anzuknöpfen, ist dann nochmal viel schwieriger. Das Finale von TNG hat ja dieses Familientreffen auch noch besser vorweggenommen, als man das heute machen könnte. Eigentlich hätte es die Kinofilme da schon nicht mehr gebraucht.
Man hätte eigentlich in den Neunzigern gute Episodenrollen ausbauen müssen, um eine organische Staffelübergabe zu erreichen. Figuren wie Shelby, Jellico, Sito Jaxa oder Robin Lefler fand ich z.B. sehr interessant. Picard wäre dann irgendwann zum Admiral befördert worden und hätte nur noch sporadische Gastauftritte gehabt, so dass Stewart seinen anderen Filmprojekten hätten nachgehen können. Riker hätte dann das Kommando über die Enterprise bekommen mit Shelby als Erstem Offizier. Vielleicht hätte Worf das Kommando über die Voyager (bzw. irgendein anderes Schiff mit interessanteren Abenteuern) übernommen, mit einer Riege von jungen Nachwuchsoffizieren.
Jetzt nach Jahrzehnten uralte Figuren hervorzukramen, die dann oft genug ohnehin gleich wieder gekillt werden, macht die früheren Versäumnisse nur noch schlimmer. Womöglich werden in der neuen Staffel Worf oder Crusher gar nicht lange überleben.
Es werden ja auch eigentlich naheliegende Handlungsfäden nicht wieder aufgegriffen. Datas Tochter hätte ja eigentlich eine Reinkarnation von Lal sein müssen, zumindest hätte sie ja erwähnt werden müssen. Eine romulanische Verschwörung hätte von Sela gesteuert werden können oder vielleicht hätte man bei den durchgeknallten Marsrobotern irgendwie einflechten können, das schon Lore gezeigt hätte, das Androiden zur dunklen Seite neigen.