Aber selbst da muss ich meine Frage wiederholen. Bzw. noch mit einem Zusatz: Ist ein solcher Sense of Wonder überhaupt möglich?
Denn alles was wir sehen hat sich ein menschlicher Autor ausgedacht. Und das zweite Problem ist, wir können auf eine jahrzehntelange Tradition des Science Fiction zurückblicken. Sprich es ist schwer etwas zu erfinden, was noch nie da war. Fast immer wird jemand aus der Ecke gekrochen und sagen "Das gab es schon in XYZ".
Das ist ein Grundproblem jeglichen kreativen Schaffens. Eine völlig neue Liebesgeschichte? Ein völlig neuer Krimi? Eine völlig neue Charakterdarstellung?
Natürlich hat die menschliche Vorstellungkraft, die Phantasie, bestimmte Grenzen, aber innerhalb dieses Rahmens ist doch so viel möglich. Ich wäre da nicht zu pessimistisch. Ich denke auch nicht, dass man hier überzogene Ansprüche stellen muss. Aber wie Du selbst geschrieben hast: Die Zuschauer wollen ja unterhalten werden und wenn sie das, was sie sehen, nicht reizt und fasziniert, sondern als altbekannt abgelegt wird, hat der kreative Part doch irgendwo versagt.
Jetzt kannst Du natürlich sagen, dass die Darstellung des Weltraums und der Abenteuer, die eine Raumschiffcrew dort erlebt, eigentlich nicht wichtig ist. Ich kann diese Haltung akzeptieren und auch verstehen, aber wenn es dann "nur" - in Anführungszeichen gesetzt, weil ich damit nicht ausdrücken will, dass das unwichtig oder wenig wäre - darum geht, braucht es das Setting ja kaum oder gar nicht. Für interessante Figurenkonstellationen lese ich Fontane oder Mann oder Dostojewski. Natürlich bietet die Science Fiction die Möglichkeit, Figuren in ganz andere Umstände zu bringen, die Charaktere geraten in ganz andere Situationen, wodurch sie ganz anders und tief beleuchtet werden können. Aber gerade diese Umstände oder Situationen müssten dann ja wieder auf etwas beruhen, das ungewöhnlich und faszinierend ist. Für mich muss natürlich "Solaris" hier das Paradebeispiel sein: Hier werden Figuren mit etwas konfroniert, das es so nur in der Science Fiction geben kann und wodurch sich der Blick auf die Charaktere erst so richtig lohnt.
Das lässt sich einfach erklären. Ab Staffel 3 hat mehr oder weniger Rick Berman das Ruder übernommen und Gene Roddenberry abgelöst.
Und Ron Jones war auch einer von denen, die die Serie verlassen haben bzw. verlassen mussten. Die Frage ist aber für mich, was das im Detail mit der Serie gemacht hat!
Weil ich das Beispiel Jones gebracht habe: Seine musikalische Untermalung hat für mein Dafürhalten zum Beispiel hat die Szenen oft nicht nur spannend, sondern auch geheimnisvoll gemacht. Spätere Scores konnten auch noch spannend sein, ich glaube auch, dass sie gefühlvolle Momente super unterstützt haben (was bei Jones vielleicht nicht perfekt geworden wäre, wobei man es darauf ankommen lassen hätte können bzw. einfach für verschiedene Geschichten verschiedene Komponisten nehmen kann), aber für meinen Geschmack oft nicht geheimnisvoll und faszinierend genug und auch nicht in die Zukunft weisend.
Und ab da war eben auch dieser Anspruch auf "Erklärbarkeit", den ich aber wiederum dennoch bei Star Trek schätze.
Regeln sind wichtig für die Science Fiction. Aber ich frage mich, ob sie gegen die Faszination arbeiten müssen. Wahrscheinlich nicht.
Science Fiction nur über Weltraum zu definieren, ist schon eine gewagte These.
Deswegen habe ich das auch nicht gemacht.
Der Weltraum als Alleinstellungsmerkmal der Science Fiction heißt nicht, dass sie
nur ihn hat, sondern dass
nur sie ihn hat. Das ist der feine Unterschied.
Freilich ist diese Formel verkürzt. Auch in anderen Genres kann der Weltraum vorkommen, zum Beispiel in einem historischen Roman, der zur Zeit der ersten Mondlandung spielt, oder in einer Geschichte, in der ein Liebespaar die Sternbilder betrachtet. Aber ich glaube, der Unterschied ist trotzdem klar.
aber man sollte dabei eben auch das "science" wissenschaft nicht gänzlich außer acht lassen.
Da hast Du Recht! Deswegen bin ich auch immer noch nicht mit den von mir eingangs gewählten Begriffen "Sense of Wonder" und "Zauber" vollkommen zufrieden. Vielleicht gilt es eher die Faceete des Rästelhaften hervorzukehren? Etwas Neues, etwas Unbekanntes, etwas Fremdes, etwas Phantasitisches, das der Mensch mit seinen Mitteln des Verstandes und der Wissenschaft zu begreifen versucht.
Klar, vielleicht wäre ein wenig mehr Sense of Wonder doch nicht schlecht, aber man sollte ihn nicht nur in den unerforschlichen Weiten des Weltalls suchen. Und man sollte dafür auch nicht die Plausibilität aus der Luftschleuse jagen.
Na, ich sag's doch:
Oder sind wir am Ende doch nicht unterschiedlicher Meinung?
Ich finde nämlich, dass stimmt, was Du da schreibst. Science Fiction und die Zukunft, da ist so viel möglich, nicht nur im Weltraum! Leider ist Star Trek in dieser Hinsicht noch viel konventioneller unterwegs. Wahrscheinlich will man den Zuschauer nicht mit anderen gesellschaftlichen Bildern, um ein Beispiel zu nennen, konfrontieren, als mit denen, die sie kennen.
Btw: Vielleicht wäre "Valerian" was für dich. Nicht von der Story her, aber was den Sense of Wonder angeht hatten die Autoren dort ein paar coole Ideen. Ist eben ein typischer Luc Besson Film. Wobei der ja auch "Das 5. Element" gemacht hat.
Bessons Welten sind prächtig, aber das nächste Wort, das mir dann immer in den Sinn kommt, lautet "Kitsch"

Ganz ehrlich: Bei 90 Prozent von Star Trek gab es das nicht. Die haben die Erkundung des Alls sehr oft zu alltäglich dargestellt. Das Einzige, was mir dazu einfallen würde, wäre jetzt das erste Zeigen der Enterprise in TMP. Ansonsten war für einen Sense of Wonder immer zu viel Routine bei den Figuren. Da war nie "Oh. Das ist unbekannt. Das ist neu. Bin totalst beeindruckt", sondern eher "Och. Schon wieder ein neuer Planet."
Klar, an sowas von der Qualität der Quintaner aus
"Fiasko" reicht in ST praktisch nichts ran. Star Trek war da immer schon konventioneller. Aber ein paar nette, kreative und im gewissen Rahmen auch neue Ideen gab es da schon auch. Das Konzept von "Time Squared", die ganze Folge, hat mir schon gefallen, sehr gut gefallen sogar.
Und vielleicht sind auch wieder die Ausdrücke "Sense of Wonder" und "Zauber" zu unscharf. Die Vorstellung der Refit-Ent ist wunderbar, würde für mich aber weniger unter diesen Begriff fallen als der Moment, in dem die wahre Natur V'Gers erkannt wird.