Mir hat die erste Folge auch ziemlich gut gefallen (4 von 6 Sterne). Den "Rick & Morty"-Vergleich kann ich auch nicht nachvollziehen, ich habe diese Serie keine 2 Minuten ausgehalten. "Lower Decks" wirkt im Vergleich zu diesen 2 Minuten, die ich sah, sehr viel "moderater". Tatsächlich finde ich den Humor sehr in Ordnung, eigentlich die Art von Humor, wie er auch in "The Orville" sehr passend wäre, nur verdichtet auf 25 Minuten und die Möglichkeit von Animation nutzend. Was ja auch TAS damals gegenüber TOS sehr genutzt hat, um exotischere Aliens, Landschaften und mehr Raumschiffe zeigen zu können.
Aber im Gegensatz zu TAS ist "Lower Decks" natürlich anders ausgerichtet, keine Fortsetzung einer Abenteuer-Serie mit den etablierten Charakteren, sondern mit dem Schwerpunkt Humor und dem Fokus auf vier Ensigns. Die diametral angelegten Mariner und Boimler gefallen mir im Zusammenspiel in Folge 1 schon sehr gut. Von Rutherford ... hätte ich mir etwas anderes erwartet. Seine Implantats-bedingten Stimmungsschwankungen waren eigentlich das einzige nervige Element für mich. Ensign Tendi wiederum erfüllte in Folge 1 mehr den Zweck der Touristin, die sozusagen stellvertretend für den Zuseher mit dem neuen Umfeld vertraut gemacht wird. In der Krankenstation war sie noch sehr nützlich, aber wie sie sich ins Team einfügt, bleibt abzuwarten. Zumindest am Schluss scheint sie einen Draht zu Rutherford gefunden zu haben. (Was übrigens auch ein Indikator ist, dass ich gut in die Serie reingefunden habe, ist der Umstand, dass mit die Charakternamen nach der ersten Folge einfallen, ohne Google fragen zu müssen. Auch bei anderen Serien, die mir gefallen, dauert das bei mir meist zwei bis drei Folgen.)
Was die Cerritos angeht, so ist das Schiffsdesign durchaus ... gewöhnungsbedürftig. Sicher keine Schönheit, aber als Hintergrundschiff würde sie in einer Szene von TNG oder DS9 auch nicht großartig negativer auffallen, also so manch anderes Schiff. Und als "Schiff im Hintergrund" ist sie ja auch konzipiert. Kein Schiff, das die großartigen Entdeckungen macht oder sich in Schlachten wirft und auf dem à la Enterprise nur die Elite der Sternenflotte dienen würde. Das ist auch die Information, die das bereits hier kritisierte Intro überträgt. Und die Szenen darin, sind auch überzeichnet, zumindest in der ersten Folge gab es keine derartigen "Unfälle". Denke ich so darüber nach, ist jede einzelne Szene des Intros für sich gar nicht so ungewöhnlich und hätte auch in jeder anderen Star Trek-Serie vorkommen können (oder kam sogar vor). Das Intro komprimiert solche Zwischenfälle einfach, aber gib ihnen den Kontext einer ganzen TV-Folge (was gar nicht Zweck eines Intros ist), ist an keiner der Szenen großartig was auszusetzen.
Was den Animationsstil angeht, finde ich ihn in Ordnung. Simplifiziert, aber doch mit ausreichendem Detailreichtum, damit man mühelos z.B. den einen oder anderen Gegenstand in Captain Freemans Bereitschaftsraum oder in Mariners Souvenir-Kiste als Anspielung erkennt. Visuell ist die Serie auch klar TNG-Ära. Auch wenn ich kein Fan davon bin, dass noch eine Uniform-Variante für die Zeit nach "Nemesis" eingefügt wurde. Die aus den "Picard"-Rückblenden hätte es auch getan, aber vermutlich sollte "Lower Decks" so bunt wie möglich sein, weshalb man wohl keine größtenteils schwarzen Uniformen wollte.
Alles in allem hat mir die erste Folge von "Lower Decks" also ziemlich gut gefallen und ich werde auf jeden Fall dranbleiben.