Geradezu brandneu ist die in Frankreich produzierte, sechsteilige Mini-Serie "Ad Vitam".
In nicht allzu ferner Zukunft wurden der Tod und das Altern besiegt, indem die Menschen sich regelmäßig in tankartigen Behältnissen regenerieren und dadurch praktisch ewige Jugend erhalten. Dadurch und durch die Tatsache, dass immer noch neue Menschen geboren werden, ja alle bis ins höchste Alter zeugungsfähig bleiben, ist die Erde aber auch stark überbevölkert. Insgesamt also ein guter Nährboden für eine rebellische Gegenbewegung, welche sich hier in Gestalt christlicher Sekten manifestiert, deren Mitglieder sich der Regeneration verweigern und ein natürliches Altern samt Sterben anstreben.
Am radikalsten jedoch ist die Jugendbewegung "SAUL", welche Minderjährige (in dieser Serie offenbar alle bis mindestens Mitte 20) zu Selbstmorden anstiftet und bereits zweimal Gruppensuizide unter ihren Mitgliedern provoziert hat.
Dem 119-jährigen Ermittler Darius Asram (mit dem Aussehen eines Mitt-40ers) steht bei den Ermittlungen zur zweiten Suizid-Welle das ehemalige SAUL-Mitglied Christa (24) zur Seite, welche die erste Welle 10 Jahre zuvor nicht mitgemacht hat.
Vieles an und in "Ad Vitam" erinnert an Blade Runner, aber auch Akte-X-Elemente kommen darin vor (ich bin gerade die ersten drei Folgen durch).
Doch gerade als SciFi-Fan dürfte man von der schlichten, fast exakt an die Gegenwart erinnernden Optik und Ausstattung enttäuscht sein. Mit gutem Willen könnte man der Serie attestieren, einige Jahrzehnte in der Zukunft zu spielen, doch wenn man das hohe Alter einiger genannter Personen berücksichtigt, findet die Handlung eher im späten
22. Jahrhundert statt. Da muten Smartphones/ Computer mit praktisch identischem Aussehen und Funktion, ja sogar anscheinend mit Verbrennungsmotor betriebene Autos doch reichlich seltsam an. Man könnte glatt meinen, die Macher wären zu faul/ zu geizig gewesen, eine futuristischere Ausstattung zu entwerfen.
Eine mögliche Erklärung wird in Gestalt einer Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit voller Epidemien und Katastrophen geliefert (in den drei Folgen, die ich bisher gesehen habe allerdings lediglich angedeutet). Demnach könnte die technologische Entwicklung einen Rückschlag erlitten haben und es hat entsprechend lange gedauert, alles wieder auf das Niveau des 21. Jahrhunderts zu bringen. Oder den quasi Unsterblichen ist fast jeglicher Innovationsgeist abhanden gekommen und sie begnügen sich mit über 100 Jahre alt anmutender Technologie.
Ein paar SciFi-artige Elemente gibt es dennoch, abseits der bereits erwähnten Regenerations-Tanks. Da wären zum Beispiel Nano-Partikel, mit welchen die Polizei die undercover ermittelnde Christa stets im Blickfeld hat, ohne auf verräterische Elektronik setzen zu müssen.
Die Serie wird noch bis zum 7. Dezember bei Arte angeboten, danach muss man wohl auf kostenpflichtige Angebote (Streaming oder DVD-Kauf) setzen.
Hier auf jeden Fall der Link zu den einzelnen Folgen und einigen weiterführenden Informationen:
Ad Vitam | ARTE