Hallo ihr Lieben,
eine schlaflose Nacht bringt mich dazu, meine Gedanken zu einem Thema auszuformulieren, dass mich schon lange packt. Schiffe wie die Excelsior-Klasse haben eine Besatzungsgröße von 750 Wesen, die Galaxy-Klasse, wenn mich mein Gedächtnis nicht trübt, sogar von 1.100 Wesen. Wenn dem so ist, würde das bedeuten, dass pro Schicht 250 (in einem dreigliedrigen Schicht-System) oder 187,5 (in einem viergliedrigen) Wesen pro Schicht Dienst haben. Bei der Galxy wären es 366,6 oder 275.
Nun ist mir natürlich bewusst, dass es vollkommen der Dramaturgie von Serien geschuldet ist, dass Außenteams immer aus einem Führungsoffizier und anderen essentiellen Offizier:innen, die alle zum Main Cast gehören, bestehen. Es wäre für die Zuschauer:innenschaft zu kompliziert, immer neuen Figuren zu folgen. Aber gleichzeitig wäre das genau das, wie ich mir vorstelle, wie Starfleet sinnvoller und sicherer arbeiten könnte. Ich habe dazu mal überlegt, wie Starfleet-Besatzungen abseits von Filmen und Serien tatsächlich arbeitsfähig(er) wären:
Übergeordnet sind die Kommando-Offizier:innen bestehend aus i.d.R. Captain und Commander.
Darunter gibt es mehrere Abteilungen, um die Arbeit besser zu kanalisieren.
Jede Abteilung verfügt über einen eigene Kommando-Struktur und je nach Abteilung unterschiedlich großen Kader an Offizier:innen. Daneben stehen ihnen Sektionen von Besatzungsmitgliedern, angeführt durch Unteroffizier:innen.
Jede Sektion besteht wiederum aus 3 oder 4 Zellen, sodass die Zellen einer Sektion während einer Schicht einmal komplett durchwechseln. Eine Zelle besteht aus is made up of 12 oder 16 Besatzungsmitgliedern, von denen wiederum 1-2 Unteroffizier:innen sind.
Durch die "Notfall"-Sektionen wird einerseits ermöglicht, abseits der dauerhaften Aufgaben Außenteams zusammenzustellen, Urlaubstage zu planen, ein wenig Rotation in die Schichten einzubringen oder Verluste zu kompensieren.
Die Zahlen beziehen sich im Folgenden auf eine 750-Wesen-Besatzung einer Excelsior-Klasse, die in je 4 Schichten (Alpha bis Delta) unterteilt ist.
Kommando (2)
Leitung des Schiffs, übergeordnete Koordination der einzelnen Abteilungen, Vorgabe grober Zeiträume und Aufgaben (häufig relativ akkurat in Star trek dargestellt). Zweite:r und dritte:r Offizier:in, die für die Gamma- und Delta-Schicht äußerst relevant sind, fallen an die ranghöchsten Abteilungsleiter:innen, die von der Brücke aus arbeiten können und den Kommandotest bestanden haben.
Kommandant:in
Erste:r Offizier:in
Kommunikation (54)
Die Kommunikationsabteilung ist nicht besonders groß, hat aber eine wichtige Aufgabe. Damit nicht jedes Schiff wahllos hunderte Logbücher an Starfleet übermittelt, die wiederum nicht hinterherkommen mit dem Filtern von wichtig und unwichtig, kümmert sich eine Abteilung an Bord bereits um Kategorisierung und Prioritisierung. Außerdem sitzen hier die Linguistik-Expert:innen, die mitdenken, wenn der Universaltranslator mal nicht weiter weiß.
Kommandostruktur
Leitende:r Kommunikationsoffizier:in
Stellvertretende:r leitende:r Kommunikationsoffizier:in
Verantwortliche:r Kommunikationsoffizier:in der Gamma-Schicht
Verantwortliche:r Kommunikationsoffizier:in der Delta-Schicht
Offizier:innenkader
2 Kommunikationsoffizier:innen
Besatzung:
½ Sektion
½ Notfall-Sektion
Krankenstation (160)
Die Krankenstation dient als Ort, an dem die Gesundheit der Besatzung aufrecht erhalten wird. Größer als in den Serien, werden hier einerseits die Impfungen gegen die arethianische Grippe verabreicht, Arbeitsunfälle behandelt, etc. etc. Bei der Darstellung von Medizin in den Serien, sind Betten (insb. in der i.d.R. gezeigten Anzahl) überflüssig, da in der Regel ein Hypospray genügt. Das würde wohl teilweise länger dauern. Die Größe der Abteilung ist vor allem in möglichen Krisenmomenten begründet, in denen bspw. ein Virus sich rasant auf dem Schiff ausbreitet und entsprechendend Pflegepersonal wie Ärzt:innen benötigt werden.
Kommandostruktur
Leitende:r medizinische Offizier:in
Stellvertretende:r leitende:r medizinische Offizier:in
Leitender Ärzt:in der Gamma-Schicht
Leitender Ärzt:in der Delta-Schicht
Offizier:innenkader
12 Ärzt:innen
Besatzung
1 Abteilung (48)
2 Notfall-Sektion (96)
Wissenschaft (94)
Die Wissenschaftsabteilung ist das Herzstück vieler Föderationsschiffe. Die Offizier:innen haben unterschiedliche Prägungen, sind teils Historiker:innen, Archäolog:innen, Biolog:innen, Astronom:innen, Chemiker:innen, Soziolog:innen, Politolog:innen, ... Grundsätzlich sind sie jedoch ausgebildet, ihre jeweilige Fachrichtung insgesamt vertreten zu können. D.h. ein:e Biolog:in kann notfalls auch chemischen Fragen auf den Grund gehen, braucht dafür aber ggf. etwas länger. Grundsätzlich wird versucht, alle relevanten Fachbereiche abzudecken, wobei jedoch grundsätzlich Sozial- und Naturwissenschaften eine etwas erhöhte Priorität zugemessen wird. Zur Analyse der Literaturepochen kann ein späteres, spezielleres Aufgebot noch genauer nachschauen. Wichtig sind für ein multifunktionales Forschungsschiff vor allem grundlegende Einschätzungen zu Planeten, stellaren Phänomenen, fremden Spezies und deren Gesellschaften.
Kommandostruktur
Leitende:r wissenschaftliche:r Offizier:in
Stellvertretende:r leitende:r wissenschaftliche:r Offizier:in
Verantwortliche:r Wissenschaftsoffizier:in der Gamma-Schicht
Verantwortliche:r Wissenschaftsoffizier:in der Delta-Schicht
Offizier:innenkader
18 Wissenschaftler:innen
Besatzung
1 Sektion (48)
½ Notfall-Sektion (24)
Maschinenraum (130)
Der Maschinenraum sowie sonstige technischen Abteilungen erhalten das Schiff. Kontinuierliche Wartung, Überprüfung erfolgt im Hintegrund, weil sich nicht auf die Subroutinen des Schiffs verlassen werden kann. Parallel ist diese Abteilung v.a. in Krisenmomenten sehr gefragt.
Kommandostruktur
Chefingenieur:in
Verantwortliche:r stellvertretende:r Chefingenieur:in
Verantwortliche:r Ingenieur:in der Gamma-Schicht
Verantwortliche:r Ingenieur:in der Delta-Schicht
Offizier:innenkader
30 Ingenieur:innen
Besatzung
1 Sektion (48)
1 Notfall-Abteilung (48)
Einsatzleitung (84)
Einsatzleitung beschreibt etwas euphemistisch die Abteilung, die das gesamte Schiff erhält. Von der Bedienung der Transporter bis zu wichtigen Sensor-Analysen fallen hier wichtige Aufgaben zusammen. Häufig unterschätzt, behalten sie einerseits im laufenden Betrieb, andererseits gerade bei mehreren entsandten Außenteams stets den Überblick.
Kommandostruktur
Leitende:r Einsatzoffizier:in
Stellvertretende:r leitende:r Einsatzoffizier
Verantwortliche:r Einsatzleiter:in der Gamma-Schicht
Verantwortliche:r Einsatzleiter:in der Delta-Schicht
Offizier:innenkader
8 Einsatzoffizier:innen
Besatzung
1 Sektion (48)
½ Notfall-Sektion (24)
Sicherheit (186)
Die größte Abteilung dient der Sicherheit von Besatzung wie Schiff. Das liegt vor allem aufgrund zahlreicher Räumlichkeiten, für die kontinuierlich kleinere Sicherheitskontingente abgestellt sind. Durch ein solches vorausschauendes Planen wären 7 von 9 Krisen Sicherheitskrisen an Bord von Sternenflottenschiffen verhindert worden, in denen z.B. der Maschinenraum einfach so überrascht wird...
Kommandostruktur
Sicherheitschef:in
Stellvertretende:r Sicherheitschef:in
Verantwortliche:r Sicherheitsoffizier:in der Gamma-Schicht
Verantwortliche:r Sicherheitsoffizier:in der Delta-Schicht
Offizier:innenkader
38 Sicherheitsoffizier:innen
Besatzung
2 Abteilungen (96)
1 Notfallsektion (48)
Flugstaffel (40)
Diese Abteilung versammelt alle Pilot:innen, sowohl des gesamten Schiffs wie der Shuttles. Grundsätzlich fliegen Offizier:innen die Shuttles, während die Crewmember und Unteroffizier:innen Vor- und Nachbereitungsaufgaben nach Flügen übernehmen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass sie entweder eigenständig oder als Co-Pilot:innen operieren. Da die Anweisungen für Shuttle-Flüge fast immer direkt von der Kommando-Abteilung aus getätigt werden und die Navigation auf der Brücke direkt den Kommando-Abteilung untersteht, gibt es hier keine abteilungsinterne Kommandostruktur. Die Sektion wird von einem hochrangigen Petty Officer oder Warrant Officer mit entsprechender Erfahrung geleitet.
Offizier:innenkader
10 Pilot:innen
8 Navigationsoffizier:innen
Besatzung
½ Sektion
Ablauf von Missionen:
Meines Erachtens dürften die meisten Missionen relativ langweilig verlaufen: Irgendetwas muss karthographisch erfasst werden, sodass hauptsächlich Einsatzleitung, Wissenschaft und ggf. am Rande Technik die Finger im Spiel haben. Wenn nichts schief geht, vergehen 14 Tage, in denen der Rest des Schiffs anderen Aufgaben nachgeht. Das kann einerseits Erholung sein, andererseits aber auch die Aufarbeitung von Arbeit, die bisher liegenblieb, von vergangenen Missionen, etc.
Parallelmissionen: Gerade eine 14tätige Karthographie eines Nebels bietet die Möglichkeit, parallel zur "Haupt"mission auch 3 größere Außenteams auf 3 Planeten in der Nähe abzuladen und Shuttles auszusenden. Auf die Art und Weise kämen die wenigen großen und weitestgehend autonomen Schiffe (selbst wenn wir von den 30-40.000 ausgehen, auf die die NCC-Nummern und die riesige Größe der Föderation hindeuten) wirklich ihrer Aufgabe nach, relativ unabhängig die Präsenz der Föderation zu wahren.
Außenteams: Grundsätzlich stelle ich mir den authentischen Ablauf einer Außenmission etwa so vor: 3 Transporterräume beamen 3 Sicherheitsteams runter jeweils in Begleitung eines:einer Expert:in für Sensormessungen. Die scannen dann munter mit Trikordern einen Tag lang munter den zu untersuchenden Bereich auf Gefahren ab und stecken ein halbes Dutzend Perimeter ab, in denen sie dann auch Posten beziehen. Hier sind natürlich bisher vor allem Unteroffizier:innen und Besatzungsmitglieder involviert. Sobald die Lage sicher ist, beamt dann ein jeweiliges Außenteam runter, das für die jeweilige Situation bestens vorbeitet ist. Wenn es um Gesteinsproben geht, wird der:die Geolog:in oder alternativ das, was am nächsten dran kommt, mit einem Team aus Offizier:innen und Besatzungsmitgliedern runterbeamen und erstmal sehr lange überhaupt suchen, bevor sie etwas finden, was dann wiederum untersucht wird. Steht fest, dass es ungefährlich ist, darf es zu weiteren Analysen mit an Bord.
Natürlich können solche Maßnahmen nicht immer ergriffen werden. Soltle die Situation einmal ein schnelles Handeln erfolgen, ist der Zeitplan halt knapper. Dann beamen weiterhin erstmal Sicherheitsleute runter und dann eben ein paar Minuten später andere nach. Auch hierdurch wären unendlich viele Krisen präventiv verhindert worden.
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Fanfiction-Potential
Einerseits mag das unheimlich langweilig und kleingliedrig und nervig klingen, andererseits böte es m.E. auch enormes Potential, mal aus der Perspektive echter "lower Decks"-Zelle zu berichten: Petty Officer T'Vok, Vulkanierin, 54, und die 11 ihr unterstellten Crewmember. Sie sind allesamt Wissenschaftler:innen, bilden in sich wiederum die verschiedenen Fachrichtungen ab. So ist T'Vok Geographin und Soziologin, ihre andorianische Stellvertreterin Sh'oolan Archäologin. Sie haben außerdem eine Politologin, eine Geologin, einen Chemiker, eine Physikerin, eine Astrophysikerin, zwei Astronominnen, einen Historiker sowie zwei Biolog:innen.
Ihre Zelle hat eigene soziale Interaktionen, Spannungen, Konflikte, Kontakt zu anderen Abteilungen, etc. Bei Missionen verrichten sie die langweiligsten Aufgaben, sind in der Regel Bindeglied zwischen Computer und Offiizier:innen und leisten, was der Computer (noch) nicht zu leisten vermag (gerade TOS/TNG-Computer hier im Kopf). Und spannend wäre dann natürlich auch zu erzählen, was sie an welchem Punkt wovon mitbekommen. Aus ihrer Sicht wäre auch interessant zu erleben, wie so eine schiffsweite Krise sich auswirkt, etc.
Ein minimalerer Aufwand bei gleichzeitiger Anerkennung der großen Besatzungsgrößen wäre es, einfach größere Außenteams zu nutzen, einfach mal statt des Computers eine:n Unteroffizier:in samt Team einen Sachverhalt klären lassen.
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Betrachtet mensch dagegen Star Trek-Serien wie Filme, so ist die Funktionsweise eindeutig eine andere: Besatzung existieren als Statist:innen, die durch die Gegend wandern. Eigentlich arbeitet i.d.R. nur der Computer und wenn mal eine Krankenschwester vorkommt, ist das schon eine Seltenheit. In einer solchen Arbeitsweise hat der Rest der Crew eigentlich nur eine Funktion: Ersatz für die anderen Besatzungsmitglieder. Das hieße dann, dass 10-150 Leute (10, wenn wir wirklich nur den Main Cast nehmen; 150, wenn wir unseren Main Cast, etwaige Mitarbeiter:innen und die Vertretung für Beta- bis Delta-Schicht mitannehmen), das Raumschiff tatsächlich bedienen, während 600 oder 950 darauf warten, dass diese Plätze frei werden. Das wären 4 Ersatz-Hauptbesatzungen. Das würde auch den Mangel an Nicht-Offizier:innen erklären. Grundsätzlich, so wirkt es in den Serien, macht das Schiff eigentlich eh fast alles automatisch.
So, jetzt bin ich aber mal gespannt: wie seht ihr das mit den Besatzungsgrößen, der Automatik des Schiffs. Hat das für euch, auf eure Fanfictions, auf euer Verständnis von Star Trek Auswirkungen? Ich war beim überlegen der Verteilung echt überrascht, einerseits wie viel das ist. Andererseits, aufgeteilt auf die jeweiligen Schichten war es zumindest nicht mehr so unendlich viel, wie es anfänglich wirkte.