Der Einstieg in die zweite Staffel hat von mir vorläufig mal die Note 4 - ausreichend - bekommen.
Einiges wirkt besser als beim Auftakt und Ausblick in die erste Staffel, trotzdem bin ich vom eingeschlagenen Weg nicht überzeugt.
Ein paar Eindrück, chronologisch den Abläufen in der Episode folgend...
Auch angesichts des Kriegs in der Unkraine fällt mir mehr und mehr auf, wie überdrüssig ich der ganzen Action-Sequenzen geworden bin. Abgesehen davon halte ich auch die Inszenierung des Anfangs für eher abgedroschen - Sicherheitspersonal das mit Rufen wie "Move" durch Korridore eilt (brauchen die Leute, die Auffordung, um nicht plötzlich stehenzubleiben)?
Einige bedeutungsschwere Dialoge kommen so erzwungen rüber. (Aber gut, wahrscheinlich bilde ich mir nur ein, dass das bei früheren Serien besser war).
Generell... Dieses auf ein Ziel hinwirken... Zhaban musste kurzhand aussortiert werden, um Laris und Picard plötzlich in Richtung Liebespaar zu drücken. Wie praktisch, dass man das Fehlen einer Vertiefung der Beziehung zwischen den Beiden einfach mit inzwischen verstrichener Zeit erklären kann und dass die Grundlage für Laris' Gefühle die ist, dass Romulaner nach einem Verlust einfach umso heftiger lieben.
Schade, dass Picards Familiengeschichte zu einer Geschichte des Missbrauchs wird. Aber es ist natürlich wirklich ein überzeugender Background, um Picards Probleme, sich zu binden und die Flucht zu den Sternen zu erklären; sogesehen eine gute Psychologisierung. Und es ist natürlich wichtig, solche Themen anzusprechen.
Elnor an der Akademie - geschenkt. Mit Soji scheinen die Macher im Moment nichts anfangen zu können. Und Jurati ist vollkommen zur Wiztfigur mit genialen Momenten verkommen.
Rios gefällt mir als Captain eines Sternenflottenschiffs eigentlich ziemlich gut, auch wenn man sich die Albernheit hätte sparen können, dass er sich wie zwanghaft an seiner Zigarre festhält.
Die "Stargazer" halte ich persönlich für keinen großen Wurf. Es ist ein ziemlich einfallsloses Design, das dank bestimmter Elemente genauso gut aus DSC importiert sein könnte. Von Front- und Heckansicht abgesehen, gibt es keine einzige Perspektive, bei der sich mir der Eindruck aufdrängen würde, dass der Designer Wert auf eine klare Design-Linie gelegt hätte. Es gibt viele Details, aber wenig Spannendes zu entdecken.
Als jemand, dem es Spaß macht, selbst Raumschiffe zu entwerfen, finde ich hier nichts, was ich mir abschauen könnte oder was mich inspirieren würde.
Guinan wiederzusehen, war natürlich wirklich nett. Ich habe schon den Eindruck, dass Goldberg immer eine Bereicherung für ST war und ist.
Es ist schon erstaunlich, wie sich der Umgang mit Picard gegenüber der ersten Staffel geändert hat.
So unglaubwürdig es war, dass er in der ersten Staffel von allen entweder angegangen oder nicht erkannt bzw. ignoriert wurde, so erstaunlich ist jetzt der Stellenwert, den er genießt - wobei sich das eben nur auf den Unterschied PIC-intern bezieht und nicht auf das, was man nach TNG erwarten würde. Dennoch, dass sich alle Crew-Mitglieder bei seinem Anblick an die Korridorwände drücken und erstarren, nur um dann, sobald er an ihnen vorbeigegangen ist, wieder ihres Weges ziehen, ohne ihm nachzuschauen, wirkt nicht wie eine Respektsbekundung, sondern einfach nur in hohem Maße lächerlich.
Es ist natürlich schön, mal wieder verschiedene Sternenflotten-Raumschiffe zu Gesicht zu bekommen. Ich persönlich hätte mir aber gewünscht, dass neue canon-Ergänzungen (neben der "Stargazer") Eigenkreationen statt Übernahmen aus STO gewesen wären.
Die Diskussion, ob auf das Angebot der Borg eingegangen werden soll, fand ich persönlich den interessantesten Aspekt der Folge. Leider währt sie nur so zwei, drei Minuten. Trotzdem: cool.
Der Auftritt der Borg-Queen wird vor allem durch die comichafte Maskierung und die Tenktakeln ein bisschen theatralisch. Manchmal ist weniger mehr.
Seltsam fand ich, dass Rios scheinbar doch über keine Autorität als Captain verfügt: Alle ignorieren seinen Befehl, nicht auf die Borg-Queen zu feuern.
John de Lancie wird der Rolle des Q schauspielerisch nach wie vor gerecht.
Leider besteht meiner Wahrnehmung nach und nach dem, was ich bis jetzt über diese zweite PIC-Staffel weiß, nicht die Hoffnung, dass die neue Aufgabe für Picard den philosophisch-inspirierenden Ansatz und den Unterhaltungsfaktor von "All Good Things" haben wird.
Wenn die Auseinandersetzung mit persönlichen Entscheidungen und deren Tragweite dann wohl eher psychologischer Natur sein wird, muss das aber nicht per se schlecht sein.
Letztlich kennt man natürlich die Spielchen von Q zu gut und letztlich waren die Ausflüge in Spiegeluniversen auch zu zahlreich, als dass mich das Ende neugierig gemacht hätte.
Spannender finde ich da schon die Frage, wie sich letztlich die Geschichte rund um die Borg entwickeln und lösen wird und welche Verbindung es eventuell zu Q und zum restlichen Setting der Staffel gibt.
"The Star Gazer" war für mich eine ziemlich interessante Folge, die mich jedoch nicht wirklich begeistern konnte.
Kleines Detail am Ende: Fast schon traditionell wird bei der Übersetzung des Folgentitels nicht die beste Arbeit geleistet. Denn sich mit "Die Stargazer" vollkommen auf ein mehr oder weniger bedeutungsloses Raumschiff zu konzentrieren, statt zu verstehen, dass nicht die "Stargazer" sondern der Star Gazer, der Sternengucker Picard gemeint ist, deutet darauf hin, dass die Folge nicht richtig verstanden wurde.