Ich mag Renée Picard. Von ihrer starken Seite hören wir mehr als dass wir sie sehen, ihre zweifelnde, verletzliche, depressive Seite wird von Penelope Mitchell meiner Meinung nach gut gespielt.
Und hier zeigt sich eines der Kernprobleme von schlecht geschriebenen Figuren bzw. Geschichten: Eigenschaften werden der Figur angedichtet/"anerzählt", anstatt das Ausleben dieser Eigenschaften zu zeigen... und im Falle von Rene Picard (warum muss man ihr eigentlich den gleichen Vornamen geben wie Picards Neffen!?) sind ihre Stärken eh extrem überhöht... mit zehn hat sie sich das Segeln beigebracht, danach Kantonesisch, eine Wisssenschaft und sonst noch was (kann mich nicht mehr genau dran erinnern...) und noch als junger Teenager soll sie Test-Pilotin gewesen - SO EIN SCHWACHSINN! Das überstrahlt ja selbst die in unserer Welt existierenden Hochbegabten Menschen. Und die NASA konnte nicht warten, sie unter Vertrag zu nehmen... jaja, is schon klar.
Edit: und wie Nitpicking Nerd schon korrekt darauf hinweist... ein Teenager/halbes Kind ist rein physisch noch garnicht zu solchen Dingen wie Testflügen in der Lage! -->
https://www.youtube.com/watch?v=-ITc0Ke0XIc&ab_channel=NitpickingNerd ... von ihren charakterlichen Stärken, die sie angeblich hat, sehen wir Nichts. Das macht sie als Hochbegabte natürlich sehr glaubhalft und nahbar!

Dass wir Nichts davon sehen liegt wohl auch daran, dass das Dahinklatschen der Exposition/Ausgangslage für eine Figur oder Geschichte schneller und billiger durch Erzählen als durch Zeigen ist. Mensch, warum stopfen die Macher ständig Inhalte, die für mehrere Staffeln geschweige die ganze Serie reichen würden, in eine Staffel von gerade mal 10 Folgen... überlegt mal... heute hat eine Staffel ca. 8 Stunden (10 Folgen), früher waren es ca. 25 Folgen á 45min, also knapp das Doppelte!
Dass es eine Person aus der Familie Picard sein muss, die etwas Ausgewöhnliches für die gesamte Menschheit leistet, muss man wohl einfach akzeptieren.
Doch dieser Punkt alleine stört mich dennoch. Ich bin inzwischen pessimistisch geworden, was den Einfluss eines Menschen für den Fortschritt angeblangt. Im Negativen, ja, klar, das sehen wir doch jetzt auch gerade mit dem Krieg in der Ukrainer. Aber im Positiven?
Was soll auch der Einfluss von Renée Picard sein? Dass sie einen empfindungsfähigen Mirkoorganismus - ?! - auf dem Mond Europa findet? Das soll verhindern, dass sich die Welt faschistoid radikalisiert? Dass in der ST-Historie dann doch bald der dritte Weltkrieg folgen wird, wirft auch ein merkwürdiges Licht auf diese Sache.
Ja, wie ich woanders schon gesagt habe, jede Figur ist in Kurtz Trek gleich ein LargerThanLife-Charakter, dass sie eine Vorfahrin von Picard ist ist ja sogar noch das Unspektakulärste an ihr.
Mal egal, welchen Einfluss eine Person auf die Geschichte haben kann... absurd und völlig an den Haaren herbeigezogen ist, dass sich wegen ihres Nicht-Teilnehmens an dem Flug und dem Nicht-Finden dieses Organismus die Menschheit zu brutalen galaktischen Eroberern entwickelt!!?? WHAT THE FUCK? Inwiefern sollen diese beiden Ereignisse maßgeblich zum terranischen Imperium - äh Sorry, ich meine natürlich zur Konföderation

- beitragen!?
Tallinns Rolle als Beschützerin von Renée ist auch ein wenig eigenartig. Sie selbst sagt doch, sie sei ihr bis dato nie begegnet. Das reine Beobachten wird Renée nicht so viel helfen. Wenn das Leben des Mädchens bei einem gefährlichen Hobby oder bei einem Testflug oder so bedroht gewesen wäre, dann wäre Tallinn also nicht eingeschritten? Irgendwie ist das seltsam.
Wie schon beschrieben, mag ich die Idee als Ganzes nicht. Diese Heldenstilisierung, dass aus außerirdischer Sicht das Schicksal der Menschheit an einem Individuum hängt, überzeugt mich nicht. Das hat für mich einen Fantasy-Charakter oder ist religiös. (Daran wäre per se nicht wirklich etwas falsch, wenn es aufgezogen wird wie mit dem Abgesandten Sisko in DS9. Aber das ist hier ja nicht der Fall.)
Ja, DS9 hat es mit Sisko richtig gemacht. An ihm hing viel, aber nicht das Schicksal von Zivilisationen in dem Sinn... ach, vielleicht beherzigt Tallinn (die estnische Hauptstadt lässt grüßen

) einfach nur die oberste Direktive... möglich ist doch mittlerweile Alles. ^^
Mir graut schon ein wenig vor der nächsten Folge, jedenfalls wenn das "Wir rauben das Casino aus"-Gehabe (ein Fehler in der Inszenierung durch Frakes?), das am Ende dieser Folge angeschlagen wurde, in die nächste weitergetragen wird.
Ehrlich gesagt war mMn diese Ganoven-Einlage sogar ziemlich unterhaltsam... von daher sehe ich sie als keinen Fehler... vorausgesetzt der Rest der Staffel wird einfach nur eine Art Agenten-Thriller. Star Trek können die Macher nicht, daher sollen sie gerne auf anderes Genre wechseln, dann hat das Ganze wenigstens Holodeck-Vibes.
Die Geschichte um Soong und Q ist nicht uninteressant, vor allem aber durch die Konstellation der beiden Schauspieler.
Dass Adam Soong wie Data und Kore wie Soji aussieht, habe ich ja schon kritisiert. Das ist weder künstlerisch noch inhaltlich irgendwie gerechtfertigt, auch wenn Briones und Spiner schon gute Darsteller sind.
Ja, künstlerisch und inhaltlich ist das nicht gerechtfertigt... aber es ist eine konstengünstige Lösung und die Schreiber müssen ihren grauen Zellen nicht groß anstrengen.
Edit: Die Geschichte mit Kore Soong... sie verbringt den Tag im Haus, weil sie nicht in die Sonne kann... in der nächsten Szene steht sie mitten am Tag draußen und ist sicher, weil es individuell einstellbare Kraftfelder gibt. Quasi eine Art moderner Sonnenschirm. Also GANZ so verzweifelt sein braucht Adam Soong dann auch nicht. Seine Tochter kann, bis auf die Tatsache, dass sie ein Kraftfeld mitnehmen muss... ein fast normales Leben führen!
Hinzu kommt, dass die Einfühung beider wieder ein Problem, das ich mit der Staffel habe, in mir wachruft: In praktisch jeder neuen Folge werden neue Figuren vorgestellt und ihre Geschichte wird weder abschließend durcherzählt (Teresa, Guinan), noch habe ich persönlich das Gefühl, dass es einen wirklichen Fortschritt gibt (Tallinn, Renée). Das fühlt sich ein wenig so an, als wäre es der schlechteste Kompromiss aus Einzelepisoden und staffelübergreifendem Plot.
Der letzte Satz fasst das Ganze sehr gut zusammen, Max!
Die Borg-Geschichte der Folge interessiert mich nicht wirklich. Dadurch, dass die Königin in Form von Visionen oder Echos weiter bei Jurati auftaucht, werden uns bedauerlicherweise auch die leider ziemlich idiotischen Aphorismen, mit denen die Borg-Queen um sich wirft, nicht erspart bleiben.
Ja, dieses ständige in-Rätseln-Sprechen und diese übertrieben mysteriös-bedeutungsschwangeren Formulierungen... das hat mich schon an Q genervt. Die Dialoge, die Handlung, irgendwie Alles ist 80% diffus und gerade mal 20% greifbar/konkret. Diese Nebelkerzen wurden schon in Staffel 1 geworfen, wobei es sich dort noch in Grenzen hielt.
Ich möchte noch ein Wort über Picard - nicht Renée, sondern Jean-Luc - verlieren...
Nur allzu oft wirkt er wie der... - der Vergleich tut mir irgendwie weh -... wie der senile, fast demente Opa, der seine Umgebung in ein paar wenigen lichten Momenten mit Kommentaren beglückt, die das Offensichtliche in Einzeiler verpacken. Ein Beispiel ist seine Bewertung der Therapiestunde Renées: "Er versucht es ihr auszureden!"
Da er der Anführer der Heldentruppe sein soll, finde ich das etwas unglücklich.
Er ist halt Nichts weiter als ein Nebendarsteller bis besserer Statist in seiner eigenen Serie. Und auch ich musste bei dem Aufschrei "He is talking her out of it!" (habs auf Englisch geschaut) gepaart mit seinem erzürnten Aufstehen vom Sessel innerlich kichern und danke "Ja, Opa, is scho recht!". ^^
Edit: Erinnert sich eigentlich noch jemand an diesen, wie hieß er noch gleich... Elnor? Dieser Statist, der 30min lang mit dem Schwert rumgefuchtelt hat und davor immer gesagt hat "Choose to live!"? Ich glaube die Macher haben gemerkt, dass die Figur Mist ist, weil sie keine Tiefe bekommen hat... man wusste ja schon in Staffel 1 kaum was mit ihm anzufangen.
Befürchte aber, dass die Figur dann wie durch ein Wunder in der korrigierten Zeitlinie existieren wird.