Alles in allem wurde ich von der zweiten Folge besser unterhalten als von der ersten.
Tortzdem gibt es einige Kleinigkeiten und auch größere Schwierigkeiten, die ich mit "Disengage" habe, sodass es (vorläufig) nicht für mehr als eine Vier reicht.
Viele Details nerven mich. Da wäre zum Beispiel die Rockmusik zu Beginn. Klar, auch wir hören alte Musik, aber so etwas sorgt eben auch dafür, dass es sich nicht nach ST anfühlt.
Die Dialoge wurden ja schon angesprochen. Mit ihnen ist es genauso. Die Ausdrucksweise ist einfach nicht das, was ich mir für das 25. Jahrhundert vorstelle und das hat nicht nur etwas mit meiner Erwartungshaltung zu tun, sondern gründet sich auf Jahrzehnte von Folgen und Filme, die ST einfach anders dargestellt haben.
Die Antagonistin ist bis jetzt eher eine comic-Figur, wobei ich zumindest sagen kann, dass ich ihre heitere Art dann doch noch interessanter als all die finsteren Drohungen finde, die wir sonst so kennen. (Randnotiz: Weil Moriarty ja wohl auftauchen soll... Vadic selbst wirkt wie eine abgedrehte Holodeck-Figur).
Der größte Punkt ist freilich, dass Jack - andernorts wird meiner Beobachtung nach durchaus lebhaft über diese Namensgebung diskutiert - Picards Sohn ist. Mir gefällt, dass das bis zum Ende eigentlich nie ausgesprochen wird: Riker ergeht sich in Andeutungen, Beverly sagt in der ganzen Folge kein Wort.
Darüber hinaus finde ich es eigentlich unnötig. Das ist ja im Grunde Saop-Niveau: Plötzlich taucht ein Kind auf, von dem der Vater bislang nichts wusste, und jahrzehntelanges Schweigen will erst einmal begründet werden.
Jack ist mir nicht wirklich sympathisch. Das hängt sicher damit zusammen, dass meine Bewunderung für Rebellfiguren überschaubar ist.
Ein interessanter Punkt ist, wie die Tatsäche, dass Jack Picards Sohn ist, das Verhalten ändert: Gerade so, als wäre es durchaus in Frage gekommen, ihn auszuliefern, wäre Jack der Sohn von irgendeiner Affäre Beverlys gewesen. Selbst Captain Shaw wird plötzlich einsichtig.
Wo ich gerade bei ihm bin: Lustiger Weise ist er in meinen Augen in dieser Folge die spannendeste Figur. Es ist ein bisschen lahm, dass ihn Sevens Argument, das bloße Eitelkeit ist, plötzlich zu überzeugen scheint. Ansonsten aber gefällt mir die widerwillige Haltung. Gründsätzlich wäre sie nämlich oft nachvollziehbar, gäbe es nicht eigentlich doch so eine Art klare "gesellschaftliche Haltung", (in diesem Fall) Menschen nicht im Stich zu lassen.
Die Geschichte um Raffi bleibt merkwüdrig - in vielen Punkten.
Sollte es wirklich so sein, dass die Sternenflotte die Nachforschungen aufgibt, nur weil das Kind jetzt schon in den Brunnen gefallen ist? Das wäre doch absolut unsinng. Man hat gesehen, dass da jemand nicht davor zurückscheut, die Technologie aus dem Spiel "Portal" terroristisch einzusetzen.
Ich kann mit Hurds Art, die Figur zu spielen, immer noch nichts anfangen. Sie hat es aber auch nicht leicht. Die Drogenthematik bekommen wir nicht weg, selbst wenn sie dämlich eingebaut wird. Ihre Verbissenheit bleibt ebenso schwierig. Idiotisch genug von ihrem Ex-Mann, sie vor die Wahl zu stellen, zumal, wenn man bedenkt, dass Musiker ja eigentlich am Ende der ersten Staffel rehabilitiert wurde. Dass sie sich dann aber trotzdem für ihre Pflicht entscheidet, soll uns als Publikum wahrscheinlich rühren, aber na ja...
Bis jetzt bin ich noch kein Fan vom Auftauchen Worfs. Auge um Au... äh, Kopf um Kopf. Okay, man kann sagen, dass es konsequent ist, dass ein Klingone nicht zimperlich mit "Feinden" umgeht. Dennoch finde ich so eine Darstellung von Gewalt halt einfach nicht gut.
Bis jetzt hat sich auch meine Befürchtung, dass sein Make-Up unecht wirkt, eher bestätigt als zerstreut.
Mit dem CGI-Part der Folge bin ich indes verhältnismäßig zufrieden. Klar, das ist auch kein Vergleich zu dem, was man früher so zu sehen bekam. Aber mir gefällt, dass sie sich zum Beispiel mal die paar Sekunden und Einstellungen gegönnt haben, die "Shrike" einfach mal etwas umherfliegen zu lassen. Und im Vergleich zum Beispiel zur ersten Staffel oder zu weiten Teilen von DSC kann man hier die Schiffe wenigstens mal klar erkennen.
Dass die "Titan" da zur Rettung kam und den Traktorstrahl unbricht, war mMn im Übrigen eher unfreiwillig komisch inszeniert

(BTW: für mich sah das eher so aus, als wäre das Schiff mit Impulsantrieb geflogen. Und Traktorstrahlen, die drücken statt zu ziehen, hatte ja schon Wes in der ersten TNG-Staffel "erfunden").
Das WotW-Tripod-Gedächtnis-Röhren der "Shrike" klingt nicht schlecht, so deplatziert es auch sein mag. Aber seien wir ehrlich: Eigentlich müsste man sich als Fan auch darüber beschweren, dass man Phaser und Torpedos im All hören kann!
Was mir an der "Shrike" gefällt, ist, dass es sich endlich mal um ein Design handelt, dass über eine Art Deflektoranordnung verfügt. Klar ist sie überbewaffnet, aber in gewisser Hinsicht wurde dann doch an eine technische Funktionalität gedacht.
Vielleicht ist mein persönliches Highlight der Folge ein Fehler, der die Figuren angenehm menschlich macht:
Als die "Titan" kommt, um Picard & Co. zu retten, misslingt das Beamen ja zunächst. Der Grund ist ja, dass Picard, RIker und Jack nicht gleich an die von Picard eingerichteten Transporterblockanden gedacht haben. Das ist so eine kleine Zwischensequenz, die angenehm bodenständig rüberkam.
Ich habe immer noch ein Grundproblem mit dem Aufbau der Serie an sich. "Disengage" fühlte sich mehr wie eine Episode an, als ich im Vorfeld befürchtet hatte.
Dennoch geht mir dieser Ansatz, jede Woche ein paar Schritte auf dem ganze Weg vorgesetzt zu bekommen, doch auf die Nerven. Die Fortschritte sind mir zu gering und die Szenen in den Folgen verfügen weder über die nötige Tiefe noch über die nötige Ausdruckskraft, als dass sie mich veranlassen würden, eine Folge später noch einmal zu sehen.
Oft steht zu lesen, so eine Staffel wäre dann mehr ein Film als eben eine Serie, aber so fühlt es sich nicht an, wenn eine letztlich wohl überschaubare Handlung auf sagen wir zwölf Stunden gedehnt wird.
Ich habe geschrieben, dass die Szenen nicht genug Kraft besäßen. Das Wiedersehen von Crusher und Picard hatte was. Es ist natürlich eine einfache Vorlage, denn jedes Wiedersehen der TNG-Crewmitglieder muss irgendwie emotional sein. Ich weiß nicht, ob ich die Szene wirklich gut fand, aber sie hatte definitiv was.