Wenn man genau darüber nachdenkt, passen die Abrams-Filme weitaus besser ins Kino als die diversen TNG-Adaptionen.
Nichts gegen "Der Erste Kontakt", der ist für mich nach wie vor der beste aller Filme überhaupt, aber gerade er weicht schon sehr stark von der Serie ab. Und spätestens wenn Captain Picard in "Nemesis" zum Rambo-Imitator mutiert, hat die Figur sich so weit von dem Serien-Charakter entfernt, dass man diesen praktisch gar nicht mehr wieder erkennt.
Also - das vorweg -, Deine kritische Haltung gegenüber den TNG-Filmen teile ich inzwischen zumindest ein Stückweit. Da mussten wir wirklich einen Picard erleben, der mit der Figur aus der Serie wirklich nur noch wenig gemein hatte.
Ich wäre aber nicht unbedingt bereit, daraus die Konsequenz zu ziehen, dass nur Filme wie die, die Abrams macht, etwas im Kino verloren haben. (Zunächst ist das natürlich auch ein Zeitphänomen: Vielleicht waren die Erwartungen in den 90ern dann ja doch noch andere). Die Frage ist nämlich, ob Science Fiction (auch im Kino) immer nur Action zu sein hat. Wohl vor allem das frühe TNG verkörpert für mich den Abenteuer-Aspekt sehr gut: Reisen ins Unbekannte, die natürlich nicht frei von Action waren, aber erst einmal durch die Faszination, etwas Neues zu erleben, geprägt waren. Diesen Aspekt hätte man durchaus stärken können.
Zu Captain Kirk dagegen - egal welcher Generation - hätte das obige Verhalten weitaus besser gepasst.
TNG wiederum funktioniert(e) nur im Fernsehen, allein dort konnte Gene Roddenberry seine Vision halbwegs verwirklichen (gerade bei den letzten Folgen schwand sein Einfluss aber auch immer mehr).
TNG auf die große Leinwand zu bringen, war im Nachhinein betrachtet daher vielleicht doch nicht die allerbeste Idee.
TOS hingegen hat schon selbst als Original-Serie aus den 60er Jahren die Action-Gene in sich, die diesen Teil des Franchises für das Kino tauglich machen (ironischer Weise ist aber gerade der erste Kinofilm so frei von jeder Action, dass die meisten Fans ihn bis heute für das beste Schlafmittel der Reihe halten). Spätestens mit "Der Zorn des Khan" wurde dann deutlich, dass STAR TREK auch für das große Action-Abenteuer bereit ist - wenn auch nur wirklich mit der Original-Mannschaft.
Klar gibt es vieles, was viele TMP vorwerfen, aber ist mal ehrlich, gibt es auch bei den TOS-Kinofilmen wenig, was die Serie optimal weiterführt. So unbeliebt auch er ist, so halte ich ST:V in dieser Hinsicht für den besten TOS-Film, denn er hat genau das leicht trashige Auftreten in Darstellung und Plot, den wir aus der Serie kannten.
ST:II ist eigentlich sehr untypisch, weil die Kontrahenten sich überhaupt nicht begegnen. Den Leuten gefielen halt die Raumschlachten, aber nicht, weil sie sich gesagt haben, dass das das ist, was sie von der Serie herkommend erwartet hätten, sondern gerade weil solche Raumschlachten für ST eher neu waren (denn das, was man in TOS hierzu zu sehen bekam, war vollkommen schlicht und statisch: die Enterprise, die bewegungslos im All hängend nach rechts feuerte). Das ging halt zu Zeiten von "Insurrection" und "Nemesis" nicht mehr auf.
Was TOS ausmachte, funktionierte auf der Leinwand nicht mehr richtig... Unbekannte Energieformen (sowas wie ein Standardsatz Spocks in der Serie) findet man nur in TMP und ST:V, auf faszinierend-skurrile Weltraumwesen und -phänomene trifft man nur in TMP, ST:V, vielleicht noch IV, prügeln durfte sich Kirk immerhin in ST:III, V und VI, aber hier zeigt sich schon ein Problem, weshalb ein anderer Aspekt aus der Serie auch schon weggelassen wurde, denn wohl auch altersbedingt schien es vielleicht nicht mehr glaubwürdig, wenn Kirk Mädchen aufreißt.
Der letzte Punkt spräche natürlich immer für ein Reboot mit einem ewig jungen Kirk. Interessanter Weise spielen romantische Eroberungen bei JJA aber praktisch überhaupt keine Rolle, wahrscheinlich auch, weil es nicht mehr wirklich zeitgemäß ist, sie zum zentralen Element des Plots zu erheben, während der Serien-Kirk jedes zweite Mal die Föderation oder die Enterprise rettete, indem er sich an eine Außerirdische rannschmiss und bzw. oder einen Außerirdischen (damit) eifersüchtig machte

Wäre es so gesehen vielleicht besser gewesen, statt "Treffen der Generationen" schon vor 20 Jahren einen TOS-Reboot zu entwickeln?
Das ist natürlich schwer zu beantworten.
Grundsätzlich kann man verbittert-sarkastisch sagen, dass sich hirnloses Popkorn-Kino halt auf die jeweilige Zeit zugeschnitten immer funktioniert bzw. funktioniert hätte. Das hat in meinen Augen dann aber gar nicht mehr so viel damit zu tun, ob man einen Reboot zu TOS oder zu TNG ins Rennen schickt.