Forum > Autorentipps

Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)

<< < (3/25) > >>

Star:
Freut mich, wenn es jemandem bereits helfen konnte.

Zu 1:
An der Sache, wie du das werbetechnisch handhabst ist auch nichts gegen einzuwenden. Jeder macht da andere Erfahrungen. Ich habe sowohl gute, als auch eher schlechte gemacht. Aber ich war Anfangs auch ein wenig zu überrumpelnd, muss ich zugeben. Vielleicht mache ich bei meinem nächsten Projekt wieder aktiv Werbung. Mal sehen.

Zu 2:
Interessant, bei mir verhielt es sich genauso wie bei dir; mein Charakter war mir Anfangs im Grunde auch überhaupt nicht ähnlich. Schon alleine deswegen hätte ich auch irgendeinen Schauspieler für die Bilder nehmen können. Lustigigerweise näherten wir uns dann über die Jahre hinweg immer mehr an, obwohl ich mich öffentlich von ihm distanzierte - verrückt. Ich sage auch nicht, dass es zwangsläufig Probleme gibt. Man wird schief angesehen. Wem das egal ist, kann das ja gerne machen. Aber es kommt zu vielen ... Reibungspunkten und großen Nachteilen, die man selbst gar nicht so richtig wahr nimmt.

Beispielsweise wird vieles was man sagt und schreibt sehr schnell sehr falsch ausgelegt. Zum einen denken Außenstehende sofort, du offenbarst da dein ganzes Leben und sie würden dich durch das Lesen der Geschichte genau kennen. Da wird eine merkwürdige Linie überschritten und das kann schnell zu großen und vielleicht auch verheerenden Missverständnissen führen. Das ist eine Sache, die man nicht unterschätzen sollte. Als Autor offenbart man in seinen Geschichten immer ein Stück seiner Seele und seines Lebens, aber für gewöhnlich bleibt das für den Außenstehenden - den Leser - bis zu einem gewissen Grad undurchschaubar. Niemand weiß, was da gerade auf erlebten Tatsachen beruht und was erfunden ist. Das macht mitunter den Reiz aus und es schützt auch den Autor. Bei Mary-Sue kann da jedoch sehr schnell viel falsch verstanden werden. Du sagst beispielsweise dein Belar neigt zu Wutanfällen. Wer garantiert dir, dass ein Leser, der dich nicht kennt, aber dein Gesicht dort sieht, das nicht auch sofort auf dich überträgt? Es gibt nun mal naive Menschen, die vieles in den falschen Hals bekommen.

Und bei mir kommt noch ein anderer Punkt hinzu: ich brauche Helden. Ob das nun Indiana Jones, Kirk, oder Calhoun ist, in Serien und Filmen brauche ich oft diese Heroen von denen ich begeistert sein kann. Dementsprechend erschaffe ich hin und wieder auch selber so welche. Wenn ich nun aber einen Helden kreiere, der mein Gesicht trägt, gilt jede ... \'Schwärmerei\' für den direkt als Egotrip. Ich kann ihn öffentlich nicht bewundern, ohne, dass es auf andere strange wirkt. Stattdessen verbringt man recht viel Zeit damit, zu beteuern, dass man sich gar nicht so ähnlich ist, wie das womöglich erscheinen mag. Man wird leider schnell in eine Schublade gesteckt, in die man keinesfalls hineingeraten will, weil dadurch der Fokus auf den Rest der Serie verloren geht. Schließlich will man als Autor doch, dass jeder Charakter und jeder Aspekt der Geschichte beachtet wird und nicht nur der, den man augenscheinlich selber spielt. Aber gerade der steht dann schnell im Mittelpunkt und alle anderen Charaktere werden vergessen ofrt müssen deutlich zurückstecken.
Dann kommt noch die Glaubwürdigkeit in der Geschichte selbst dazu. Die meisten FF-Autoren sind Jugendliche und wollen - wenn sie sich selbst in eine Geschichte schreiben - auch gleich im Mittelpunkt stehen. Das ist verständlich, aber nicht besonders realistisch, wenn da ein 19 jähriger im Kommandostuhl sitzt. Anschließend kommt meist eine Erklärung ala \'jüngster Kommandant der Flotte, weil er so toll ist\', oder er wird schlicht als 30 jähriger beschrieben, was aber rein gar nichts an der Tatsache ändert, dass er ein recht junges Gesicht hat. Ja, ich kenen die Tricks, ich habe sie schließlich selber eine Zeitlang angewendet. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber es ist auch ein nicht zu verachtender Punkt auf der Contra-Liste.

Das sind alles so Dinge, die man beachten und bedenken sollte, bevor man sich für die Mary-Sue-Vorgehensweise entscheidet. Daher kann ich im Grunde nur noch von MS-Geschichten abraten. Ich werte andere, die das so machen bestimmt nicht ab, aber ich würde einem Neuling nicht dazu raten auf dieselbe Taktik zurückzugreifen. Wer das unbedingt machen will, sollte zumindest keinem sagen, dass er das jetzt ist, der da in der Geschichte rumläuft und auf Bildern anderer Personen zurückgreifen. Schon alleine um sich selbst etwas zu schützen, denn Schreiben ist von Zeit zu Zeit auch eine recht intime Angelegenheit .

Zu 4:
Ich kann dir nur ans Herz legen deine Geschichten nach der Vollendung ein paar Tage liegen zu lassen und dann noch 3-4 Mal drüberzuschauen, ehe irgend was veröffentlicht wird. Ich weiß, das ist schwer, wenn die Ideen sprudeln. Bei mir kribbelt es auch immer in den Fingern gleich zum nächsten zu stürmen. Aber es bringt recht wenig, wenn der Output groß ist, dafür aber die Qualität leidet. Lieber zwei-drei Geschichten weniger und die anderen dafür doppelt so gut. Meine alte Serie könnte - obwohl sie meine erste war - inhaltlich noch immer absolut konkurrenzfähig sein, aber allein durch Flüchtigkeitesfehler, die mir damals egal waren, schießt sie sich selbst ins Aus. Hier kann zwar ein Korrekturleser helfen, aber der ändert ja nichts am Inhalt und da ist oftmals ein Feinschliff nötig. Bei meinen aktuellen Geschichten lasse ich mir viel Zeit und die Qualität ist dadurch mindestens um das dreifache gestiegen. Geduld ist eben auch eine Tugend.

Zu 5:
Richtig. Genau so etwas meinte ich. Das ist keine nützliche Kritik, das ist nebensächlich und bringt einen nicht wirklich weiter. Ich weiß noch gut wie ich damals eine Kritik für meine erste Geschichte bekommen habe. Pures Star Trek! Viel Action, viele explodierende Sachen, ein Krieg aber dennoch kein einziger Toter. (Androiden...) Dennoch wurde ich dafür Kritisiert, dass der Hauptcharakter in einem Kampf auf Leben und Tod eins auf die Nase bekommt und deswegen aus selbiger blutet... \'wäh, brutal, das ist doch kein Star Trek\' hieß es da. Bekloppt! Das ist so Kritik, die keinen tieferen Sinn besitzt und die man getrost ignorieren kann. Da muss man sich nur mal die Kritik zu den gewöhnlichen Star Trek Episoden ansehen, wenn sich wieder seitenlang darüber aufgeregt wird, dass ein Phaserstrahl aus einem Torpedorohrt kommt und dadurch völlig in Vergessenheit gerät, dass der Rest der Folge sehr gut war. Ich kann einem Trek-Autor jedenfalls inzwischen nachfühlen, wie frustrierend es manchmal sein kann, wenn sich Leute an solch kleinen Fehlern aufhängen, anstatt über die Story zu diskutieren.

Zu 6:
Kenne ich. Bin auch mitunter zu euphorisch, oder zu selbstkritisch. Die Euphorie ist nicht so gut, da sie einen leicht über das Ziel hinausschießen lässt. Daher sind die Geschichten, von denen ich selbst am meisten begeistert bin fast immer auch die, die nicht so gut ankommen. Zu viel Selbstkritik ist hingegen auch nicht gut. Jeder kann stolz auf das sein, was er macht. Ist also gar nicht so einfach, da einen Mittelweg zu finden. Man rutscht schnell auf eine von beiden Seiten, aber das ist ok.

Zu 8:
Stimmt, neben dem Spaß kann es sogar eine recht emotionale Angelegenheit werden. Als ich das Finale meiner alten Serie schrieb, die mich fünf(!) Jahre begleitet hat, war ich anschließend ganz schön durcheinander, kann ich euch sagen! Eine merkwürdige Mischung aus totaler Erleichterung, Stolz, Freude und irgendwo auch Trauer.

Was deine Geschichten angeht habe ich noch keine konkreten Tipps. Dafür habe ich nicht intensiv genug gelesen. Nicht böse sein, aber in ein paar Monaten muss ich ins Ausland und vorher will ich meine eigenen Sachen fertig bekommen, daher habe ich momentan wenig Zeit und Geduld zum Lesen, da noch ein ganz großer Berg anderer Sachen auf mich wartet :/

SSJKamui:
Also , ich finde , der Thread ist ganz interessant und ich stimme vielen Tipps ( wohlgemerkt nicht allen) zu. Ich hätte da noch einige Sachen hinzuzufügen:

1. Eine gute Beobachtungsgabe ist immer hilfreich und vieles , was man in der Welt sieht lässt sich verwerten. (z.B. bei Architektur , Natur, Kultur, Jugendkultur, Geschichte, Politik, Wissenschaft und Technick)

2. Humor ist sehr nützlich, unter anderem deshalb weil die Leute vermutlich dazu neigen , sich an Lustiges besser zu erinnern. Selbstironie ist manchmal auch nicht von Nachteil. Außerdem macht eine prise Humor eine Story auch ein klein wenig realistischer.

3. Versuche , deine Vorlieben und Interessen irgendwie in deine Story einzubauen. Zum Beispiel war ich schon immer fasziniert von Großstädten und Computertechnik. Dies ist ein Grund , warum viele meiner Stories Cyberpunk Elemente beinhalten.

4. Geheimnisse in der Story bringen oft die Leute dazu , weiterzulesen und erhöhen die Spannung. Allerdings müssen ab und zu Geheimnisse auch aufgeklärt werden. Dieser Aufklärung kann man in späteren Kapiteln aber durchaus auch irgendwie hinterfragen und anzweifeln.

5. Bringe Leute zum Nachdenken.

6. Versuche, möglichst viel realistische Dinge einzubauen. Dadurch verstärkt man die Glaubwürdigkeit und wenn man Horror Stories schreibt oft auch den Horror. Um den Realismus zu erhöhen eignen sich oft auch fiktive Nachrichtensendungen und dezente Anspielungen auf aktuelle Ereignisse, vorzugsweise aus Politik und Wirtschaft , denn diese Ereignisse sind für das Leben von vielen Menschen bedeutend (obwohl sich diese Menschen oft nicht dafür interessieren).

7. Bei Self Inserts ist es meiner Meinung nach oft besser ,  verschiedene Aspekte von sich auf möglichst viele , unterschiedliche Figuren zu verteilen anstatt alles in eine einzige Figur zu packen.

8. Einfache Gut-Böse Konstellationen sollten vermieden werden , denn das ist oft unrealistisch.

10. Figuren sollten meiner Meinung nach auch mal Befehle und/oder Handlungen ihrer Vorgesetzten in Zweifel ziehen.

Fleetadmiral J.J. Belar:
@ SSJKamui


--- Zitat ---Also , ich finde , der Thread ist ganz interessant und ich stimme vielen Tipps ( wohlgemerkt nicht allen) zu.
--- Ende Zitat ---


Würde mich mal im Sinne der Diskussion interessieren, welche Meinungen und Vorschläge nicht deine Zustimmung finden. Vielleicht kann man das ja ein wenig erarbeiten.


--- Zitat ---4. Geheimnisse in der Story bringen oft die Leute dazu , weiterzulesen und erhöhen die Spannung. Allerdings müssen ab und zu Geheimnisse auch aufgeklärt werden. Dieser Aufklärung kann man in späteren Kapiteln aber durchaus auch irgendwie hinterfragen und anzweifeln.
--- Ende Zitat ---


Dem kann ich nur beipflichten. Nichts macht eine Story interessanter, als Rätsel, die erst eine oder zwei Geschichten später gelöst werden. ich mache es ebenso.


--- Zitat ---7. Bei Self Inserts ist es meiner Meinung nach oft besser , verschiedene Aspekte von sich auf möglichst viele , unterschiedliche Figuren zu verteilen anstatt alles in eine einzige Figur zu packen.
--- Ende Zitat ---


Auch ein sehr guter Vorschlag. Ebenso mache ich es. Viele meiner Charaktere besitzen Eigenschaften, die ich zu haben scheine oder zumindest gerne hätte.


--- Zitat ---8. Einfache Gut-Böse Konstellationen sollten vermieden werden , denn das ist oft unrealistisch.
--- Ende Zitat ---


Und langweilig ist es obendrein auch noch. Star Treks Bösewichte sind nie rein böse. Selbst die Borg oder die Cardassianer sind nicht böse. Sie haben eben ein eigenes Konzept von gut und böse und aus ihrer sicht, tun sie, was sie für richtig halten.

Ein Beispiel:

Die Cardassianer waren einst eine blühende Kultur, ähnlich wie die bajoranische. Durch Hungersnöte und Katastrophen waren sie gezwungen, dem Militär die Kontrolle zu übergeben, welches als einziges in der Lage war, das Volk vor dem aussterben zu bewahren. Also sind sie losgezogen und haben andere Welten erobert, um ihre Kultur zu erhalten. Wir würden sowas böse nennen, aber die Cardassianer würden wahrscheinlich argumentieren, daß jedes Mittel zum erhalt einer Rasse legitim ist.

Ebenso das Dominion. Die Methoden sind zwar diktatorisch, xenophob und grausam. Aber all das wächst aus einem Wunsch nach Ordnung und Stabilität heraus. Was eigentlich auch ein gutes Ziel ist. Es kommt eben immer darauf an, welche Mittel man verwendet, um diese Ziele zu erreichen. Erst das unterscheidet gut von böse.


--- Zitat ---10. Figuren sollten meiner Meinung nach auch mal Befehle und/oder Handlungen ihrer Vorgesetzten in Zweifel ziehen.
--- Ende Zitat ---


Was für Geschichten einigen Zündstoff liefern kann.

SSJKamui:
Also , ich sehe bei Self Inserts nicht das Problem, dass andere Leute denken könnten , man währe in echt so wie der Charakter. Das Hauptproblem sehe ich darin , wenn betreffende Autoren keine realistische Selbstsicht haben und/oder sich als fast unbesiegbare Übermenschen oder als extrem schlechte Looser einbauen. Deshalb denke ich , ein geübter Autor kann ruhig einen Self Insert machen , aber Anfänger sollten wie ihr schon gesagt habt eher vorsichtig damit sein. Dies war der einzige Punkt, mit dem ich nicht komplett übereinstimmte.

Ach ja , mir waren eben noch einige weitere Tipps eingefallen:

1. Man darf ruhig andere Autoren verehren, aber es sollte nicht so stark sein , dass man denkt , dieser Autor sei perfekt , würde keine Fehler machen und alle Leute müssten so schreiben wie er. Das währe meistens eher schädlich.

2. Technobabble kann nützlich sein , sollte aber nicht übertrieben werden. Zum Beispiel ist es so wie Isaac Asimov mal sagte , Menschen fragen für gewöhnlich nicht bei jedem einfachen Haushaltsgerät andauernd nach, wie das funktioniert. (Dabei gibt es natürlich meiner Meinung nach immer ausnahmen.)   Außerdem sollte man natürlich Ahnung haben von der Technik , die man beschreibt. Außerdem ist es natürlich auch wichtig , dass der Typ , der die Technick erklärt sie laut der Storylogik auch erklären kann. Außerdem sollte man nicht zu genau erklären. (Bei einem Computer muss man in der Story zum Beispiel nicht unbedingt erklären wie ein SR - Latch (Ein elektrischer 1 Bit Speicherschaltkreis , der zum Beispiel in RAM Chips verwendet wird) funktioniert.)

3. Wenn man auch \"einfache Leute\" genauer beschreibt kann man mehr Realismus in die Story bringen.

4. Alles hat positive und negative Seiten. Wenn man nur Positives zeigt oder nur Negatives ist das schlecht für den Realismus.

5. Wenn man über Verschwörungen schreibt sollte man bei Zahlentricks nicht zu schwachsinnige Dinge schreiben. (Das passiert leider vielen Leuten. Da muss man sich nur im Internet umgucken.)

6. Wenn Leute Nachforschungen anstellen finden sie nicht nur zuverlässige Quellen. Oft findet man dabei auch widersprüchliche Aussagen. Gerade bei Mystery- /Verschwörungsstories sollte man so etwas bedenken.

7. Atmosphäre ist oft genau so wichtig wie Handlung. Gerade bei Horror.

8. Man sollte seine eigenen Schwächen kennen und nicht oft versuchen , in Genres zu schreiben , in denen man nicht schreiben kann. (Ich kann zum Beispiel Mystery, Horror , Science Fiction, Cyberpunk, Martial Arts und Krimi aber keine Liebesgeschichten. Deshalb vermeide ich Liebesgeschichten.)

Star:
Bei Punkt 8 bin ich anderer Meinung. Man kann sich durchaus gewisse Genres und Stärken beibringen. Es bedarf nur einiges an Übung und ein wachsames Auge. Die ersten Schritte werden entsprechend holprig ausfallen, aber irgendwann hat man kapiert wie es geht. Liebesgeschichten - oder überhaupt Liebesbeziehungen - waren früher auch nie meine Stärke, genau wie zündender Humor. Inzwischen habe ich den Trick aber erkannt, weil ich es immer wieder probiert und mir auch angesehen habe, wie andere das machen.

Daher sollte man seine ganz großartigen Ideen vielleicht nicht unbedingt für die ersten eigenen Projekte verballern, denn die werden in erster Linie immer nur ein Übungsplatz sein. Bei mir war meine erste Serie dieser Übungsplatz. Als ich mich eingearbeitet und die Charaktere kennen gelernt hatte, habe ich mich ausgetobt und mal alles probiert, was mich reizte - ob ich das entsprechende Genre jetzt konnte, oder nicht. Von Krimi, über Liebesschnulze, bis hin zu Humor. Ein paar Sachen gingen eher schief, ein paar haben auf Anhieb geklappt, - aber bei ALLEN habe ich Erfahrungen gemacht und wichtige Dinge gelernt.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln