Durch den Andromeda-Thread kam ich auf die Idee, auch einen zu dieser großartigen Serie zu eröffnen, zumal vor kurzem auch die Super-Deluxe-Alle-Staffeln-Plus-Film-und-Schokostreuseln-Box erschienen ist.
Zur Story: Astronaut John Crichton gerät bei einem Testflug mit einem neuen Ein-Mann-Shuttletyp in ein Wurmloch und strandet... irgendwo in den weiten des Alls. Zu seinem Glück ist er auf der anderen Seite des Wurmlochs nicht alleine. Zu seinem Pech ist er auf der anderen Seite des Wurmlochs nicht alleine
Denn Crichton wurde direkt in die Schlacht um einen lebendigen Gefangenentransporter geschleudert, auf dem die drei (zu unrecht) Passagiere D\'Argo, Rygel und Zhaan den Aufstand probten, die Kontrolle übernahmen und nun zusammen mit Pilot, der mit Moya - also dem Transporter - verbunden ist, die Flucht vor den Peacekeepern (so ne Art SW-Imperium) versuchen. Dazu kommt noch Peacekeeper-Pilotin Aeryn, die von ihren Kameraden für Kontaminiert erklärt wird und bei den Gesuchten bleiben muss und fertig ist das Chaos.
Ich muss sagen, dass ich zunächst mit Farscape nicht viel anfangen konnte, als die Serie damals ihre Erstausstrahlung feierte. Sie war mir einfach zu anders, zu abgedreht und ein zu starkes Kontrastprogramm zu Star Trek. Auf Moya gibt es keine Kommandostruktur. Es herrscht pure Anarchie. Zu Beginnt traut keiner dem anderen und die Charaktere kämpfen mehr untereinander als mit dem Problem der Woche. Außerdem gibt es Muppets, komplizierte animatronische Figuren ala Jabba the Hutt. Wer mit so was Probleme hat ist hier eindeutig verkehrt. Wem das Gefällt, der wird die Aliens und die mehr als gelungenen Masken einfach lieben.
Ich habe Farscape erst später für mich entdeckt und ich geriet schnell in den Scaper-Bann, denn was mir mit den durchgehend grandiosen Staffeln 3 und 4 an Unterhaltung geboten wurde, sucht eigentlich noch heute seinesgleichen. Die Geschichten bieten alle etwas neues, selbst Zeitreise- oder Körpertauschgeschichten wurden sehr kreativ und neu angegangen. Bei Farscape geht nicht immer alles glatt und Happy Ends werden auch mal gerne vermieden. Die Effekte sind eigentlich noch immer sehr gut und da die Serie eine australische Produktion ist, kommt vieles erfrischend anders und kreativ - von den Sets bis über die abgefahrene Musik. Da wird auch mal nicht gescheut einen halben Walt blau einzufärben, damit er nach Alien-Planet aussieht.
Das wirklich erstaunliche sind allerdings die Charaktere, vor allem Identifikationsfigur John Crichton. Er ist einer von uns, ein ganz normaler Mensch, vielleicht sogar ein Trekkie, und innerhalb des Serienuniversums ist ER dadurch der Alien. Es ist einfach herrlich, wie gut eingefangen wurde, dass Crichton für die anderen Besatzungsmitglieder - selbst als sie sich gut kennen - immer irgendwie fremd und komisch ist. Er gehört nicht in dieses Universum und das merkt er bald selbst, wenn das Drama seinen Lauf nimmt und Crichton gejagt, gequält und gefoltert wird, obwohl er eigentlich nur nach Hause wird. Gerade seinen langsamen geistigen Zerfall zu beobachten ist pures Drama, denn er gewinnt zwar an Kompetenz und bringt es fertig zu überleben... aber seine psychischen Probleme sind unbestreitbar groß. Und auch die anderen können mehr als überzeugen. Von Aeryn Sun, Chick with Gun, über D\'Argo, bis hin zu Rygel, der mehr Charaktertiefe besitzt als die komplette Enterprise-Mannschaft. Ja sogar den Gegenspielern wird eine geniale Entwicklung eingeräumt, jeder ist glaubhaft, jeder verfolgt verständliche Motive.
Wofür ich Farscape auch liebe, ist der abgedrehte Humor, ohne je ins Lächerliche zu driften und der Realismus. Kein BSG-Realismus, wo alles möglichst dunkel und militärisch sein soll, um eine bedrückte Stimmung zu erzeugen. Sondern menschlicher Realismus. Bei Farscape wird gepinkelt, die Zähne wollen geputzt und die Palme gewedelt werden. Herrlich: Als Crichton mit Aeryn den Körper tauscht, ist das erste, was er in einer Stillen Minute macht: Bluse auf, und Shake it baby! Alleine dadurch ist mir die Serie sympathisch, denn wer würde das nicht tun?
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Leider wurde die Serie nach der vierten Staffel überraschend und trotz guter Quoten abgesetzt, da dem Sci-Fi Channel das Geld ausging und sie nur noch eine Serie finanzieren konnten: Stargate. Als dieser Engpass überwunden war, wurde Farscape eine Miniserie spendiert, zwei Filme, mit einer Laufzeit von gut 3 oder 4 Stunden. Und DIE hat es in sich! Peacekeeper Wars, so der Titel, ist so ziemlich die beste Produktion, die ich im Rahmen einer Fernsehserie je gesehen habe. Ein herrlicher Abschluss und ein Finale, dass in seiner gekonnten Aussage die letzten Star Trek Filme mal eben ganz locker in die Tasche steckt.
Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte mal einen Blick auf Youtube riskieren, oder eben dieses Musikvideo runterladen, das zumindest die lockere Stimmung von Farscape recht gut einfängt und rein zufällig meinen Lieblingssong beinhaltet
http://www.farscapefantasy.com/video/music_videos8/the.remedy.wmvIch kann die Serie nur empfehlen. Sind sonst noch Scaper hier?