Drake ist mir einige Bücher voraus, aber ich habe in den letzten paar Monaten auch ordentlich nach- und aufgeholt, nachdem ich die vergangenen Jahre der Second Decade total verpennte, und würde auch gerne die ein oder andere Kritik abgeben. Ein einzelner Thread ist zwar etwas unübersichtlich, um derart viele unterschiedliche Buchreihen zu behandeln, aber es wird schon gehen. Vielleicht fange ich am besten mal mit einer allgemeinen Serienbewertung und später mit meinen persönlichen Highlights der Trek-Lit an.
DS9 Relaunch (achte/neunte Staffel)(Stand: Welten von DS9, Trill) Kann ich nur empfehlen, besonders für Fans der Serie. Die einzelnen noch offenen Handlungsstränge werden gekonnt aufgegriffen, weitergesponnen und durch neue Ergänzt. Die Lücken in der Besetzung wurden durch neue, teilweise sehr interessante Charaktere, die sich einwandfrei einfügen geschlossen, und dennoch muss man nicht auf liebgewonnene Charaktere verzichten - selbst die, die von DS9 weggegangen sind, feiern hier und da ein Comeback. Die einzelnen Romane der achten Staffel sind nicht einmal so besonders, aber in ihrem Zusammenspiel bilden sie ein sehr dichtes Bild. Beeindruckend auch, wie wenig die Qualität der Autoren schwankt -selbst wenn es mit der Story mal hapert sind die DS9-Recken immer einwandfrei getroffen. Gerade die "Die Welten von DS9"-Reihe weiß mir zu gefallen, vor allem der Andor-Beitrag. Daumen hoch.
TNG RelaunchTotal durchwachsen. Die ersten paar Romane sind furchtbar schlecht, das Fehlen von Riker, Troi und Data kann zunächst nicht kompensiert werden, und zu allem Überfluss werden nur aufgewärmte Geschichten präsentiert. (Borg, Borg, Q, Wieder Borg). Die Destiny Trilogie kann zwar durch ein beeindruckendes Spektakel überzeugen, hinterlässt aber auch den sehr faden Beigeschmack einer Föderation, die Teilweise in Schutt und Asche gelegt wurde. Erst mit "Den Frieden verlieren" gelingt es dann wieder TNG-Feeling aufkommen zu lassen - reichlich spät allerdings. Keine Empfehlung.
Enterprise-Relaunch.Durchgehend kacke. Kann weg. Eine Irre Verschwendung von Potential. Selten so etwas uninspiriertes gelesen.
TitanKomische Serie. Schon der Anfang war ziemlich lahm - ein Mangels und Martin-Zweiteiler halt - und später wird es nicht unbedingt besser. Eine einzige herausragende Geschichte kann die Serie aufweisen, dann noch zwei gute/nette, der Rest war Quark.
VanguardFängt stark an, baut gegen Ende stark ab, kann das aber immerhin durch ein ordentliches Spektakel kaschieren. Empfehlenswert ist die Serie dennoch - so spannend und real war TOS schon lange nicht mehr. Vor allem für UO-Fans zweifellos interessant.
S.C.EDie (anfangs noch) kleinen Geschichten der Starfleet Corps of Engineers fand ich zunächst nur nett (die männliche Version von "Nett", nicht die weibliche), bis ich irgendwann gemerkt habe, dass mich die liebenswürdigen Charaktere völlig um den Finger gewickelt haben. Die Qualität der Geschichten selbst schwankt zwar stark, aber Kreativität wurde hier noch groß geschrieben. Für Technik-Fans sehr empfehlenswert.
New Frontier.Meine persönliche Lieblingsserie, die zwar auch diversen Qualitätsschwankungen unterlegen ist, die mir aber dennoch durchweg gut gefällt. Abenteuer, Witz, Action, Liebenswürdige, verschrobene Charaktere, und eine gehörige Portion Käse - alles was TOS groß gemacht hat, ist hier ebenfalls zu finden, nur eben vor dem Hintergrund der TNG-Zeit. Dennoch nicht für jeden zu empfehlen, den meisten wird es wohl teilweise zu abgedreht sein. Trotzdem: Captain Calhoun ist der coolste!
Das war's, glaube ich. An den Voyager-Relaunch habe ich mich bisher noch nicht gewagt, kann also nichts dazu sagen. Kommt aber noch.
Und hier meine bisherigen Lieblingsbücher: (in keiner speziellen Reihenfolge):
New Frontier: Dunkle VerbündeteEin Roman der einfach alles hat, was ich mir von Star Trek erwarte: Abenteuer, Witz, Action, Beziehungskisten, glaubwürdige Helden, glaubwürdige Gegner, eine eindrucksvolle neue Lebensform und einfach eine ungeheuer tolle Stimmung. Ich mochte es, wie sich Calhoun und die Erlöser ständig gegenseitig zu überlisten versuchten, ich mochte das moralische Dilemma - ist es in Ordnung ein Monster zu töten, um ein anderes zu retten? Darf man ein ganzes unschuldiges Volk opfern, um das Universum von einer Plage (die Erlöser) zu befreien? Ich mochte es Calhoun einmal selbstreflektierend und beinahe niedergeschlagen zu erleben, ich mochte die schwarze Masse die weder gut noch böse, sondern einfach eine Naturgewalt ist. Ich mochte einfach alles an diesem Roman, selbst den wohl fiesesten Cliffhanger der mir je unter gekommen ist.
TNG: ImzadiWer nicht weiß wie man eine Liebesgeschichte gefühlvoll, gleichzeitig aber auch spannend (und witzig), dem sei dieses wundervolle Werk ans Herz gelegt, das eindrucksvoll zeigt, dass wahre Liebe sämtliche Hürden von Raum und Zeit überwindet - wenn einer der beiden Partner bereit ist aufzustehen und dafür zu kämpfen.
A time to kill/A time to heal(Ich finde diese beiden Romane gehören zusammen, daher zähle ich sie gemeinsam auf). Eine Tom Clancy-Geschichte im Trek-Universum? Kann das klappen? Und wie! David Mack vergeudet nicht viel Zeit und fackelt direkt ein ungeheures Actionfeuerwerk ab, das von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist und eines der größten politischen Missetaten der Föderation aufzudecken beginnt. Der zweite Teil schlägt dann ein ganz andere Tempo und eine ganz andere Stimmung an, ist aber mindestens genauso gelungen. Die politischen Querelen um Präsident Zife fand ich mit das spannendste, was die Romanwelt in letzter Zeit zu bieten hatte. Der ganze Tezwa-Zwischenfall war äußerst gelungen und aufwühlend, und sogar Sektion 31 wurde zur Abwechslung einmal sehr clever eingesetzt.
New Frontier: Captain Calhound und USS Excalibur (Neuerdings: Kartenhaus und Zweifrontenkrieg)
Die New Frontier-Reihe hatte einen großen Einfluss auf meine künstlerischen Hobbys, immerhin findet sich hier der Ursprung für meine eigenen kleinen Abstecher in die Welt der Hobbyschreiberlinge, und dadurch auch der weitere Weg zum Zeichnen. Das alles wäre wohl kaum passiert, wenn der vierteilige Pilotroman zu dieser - damals noch brandneuen - Romanreihe nicht genau meinen Nerv getroffen hätte. Tolle Charaktere, eine herrliche Ausgangsbasis, viel Abenteuer und Humor, und der Abschlussgag mit dem Großen Vogel ist eine herrlich augenzwinkernde Selbstironie, die Star Trek leider viel zu oft abgeht. Obwohl die Reihe mit der Zeit stark nachlässt (oder zumindest starken Qualitätsschwankungen unterliegt) ist meine Liebe zu New Frontier bis heute ungebrochen und schuld daran ist sicher dieser erstklassige Einstieg, bei dem sich Peter David noch richtig ausgetobt hat.
Titan: Die Hunde des OrionEin ganz toller Roman der eine längst überfällige und unpopulistische Geschichte erzählt, die genau mein Interessensgebiet streift, frisch wirkt und die schwächelnde Serie "Titan" im Handumdrehen sympathisch macht.
Vanguard: Rufe den DonnerWenn ich diesen zweiten Band der Vanguard-Reihe mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das wohl "episch". Denn genauso fühlt es sich an. Die Geschichte ist groß, die Ereignisse sind groß, alles geht rasant vonstatten, ohne dabei den Fokus von den Charakteren und den Geheimnissen der Taurus-Ausdehnung zu sehen. Trotz zahlreicher Entwicklungen wird den Charakteren enorm viel Platz zum entfalten eingeräumt, was dann auch auf glaubwürdige Art und Weise passiert. Besonders gefallen hat mir auch, wie unterschiedlich die beiden Großmächte Föderation und Kligonen mit der Shedai-Bedrohung umgehen.
Gesetze der FöderationToller Roman! KRAD hätte es sich leicht machen und die neue Regierung mit einer Katastrophe oder einem Krieg konfrontieren können. Stattdessen entschied er sich für den ganz normalen Alltag und den Blick auf die vielen kleinen Rädchen, die so eine Maschine wie die Föderation am Laufen halten. Das ist nicht übermäßig spannend, aber hochinteressant. Und dank der ungeheuer liebenswürdigen Charaktere kann man den Roman dann auch kaum aus der Hand legen.
DS9: Gefallene HeldenMein Lieblingsroman aus Kindheitstagen. Gleichzeitig sicher auch der brutalste den ich damals gelesen habe, was vielleicht zusammenhängt
Die Charaktere von unserer geliebten Raumstation werden einer nach dem anderen mal mehr mal weniger glorreich von unbekannten Invasoren, die selbst die Borg noch harmlos aussehen lassen, abgeschlachtet. Zwar ist recht schnell klar, dass hier irgendwann der Reset-Knopf gezogen wird, aber das ändert nichts daran, dass der Weg dorthin äußerst spannend und verdammt kurzweilig geschrieben ist.
DS9: Ein Stich zur rechten ZeitGarak erzählt uns eine Geschichte. Und zwar nicht irgendeine, sondern die seines Lebens. Und da der Autor kein geringerer als der Garak-Darsteller selbst ist, der die Stimme des beliebten Schneiders perfekt einfängt, hat man dann auch tatsächlich das Gefühl, dass einem Garak gegenübersitzt. Und wer würde das nicht wollen? Dazu gibt es noch einen großartigen Einblick auf die cardassianische Kultur.
Ich habe jetzt bestimmt noch etliche Sachen vergessen, aber das soll es mal gewesen sein. Eine Ehrennennung noch an Voyagers "Die ermordete Sonne", SCEs "Wildfire" und New Frontiers "Beings"-Duologie. Und "Den Frieden Verlieren" bekommt auch noch eine Nennung - schon alleine dafür, dass man mir hier den alten Picard wiedergebracht hat.