Original von David
Ich möchte noch wat ergänzen.
Ist/Sind Charaktere immer \"Mary/Larry Stu\"-Gefärdet, nur weil man (sowohl positive/negative) Eigentschaften von sich selbst oder anderen Bekannten, etc. einbaut?
Ich finde, das ist schwer zu vermeiden, selbst bei Charakteren, die eigentlich nur wenig/gar nix mit einem selbst / Freund / Bekannten gemeinsam haben.
Macht das automatisch einen Charakter/eine Story vorhersehbar, laangweilig, Mary/Larry-Stu-Lastig?
Also das - also die Frage, ob Figuren dann gleich Mary Sues sind, nur weil man eigene Charaktermerkmale überträgt - würde ich verneinen.
Ich habe die Mary-Sue-Problematik immer so verstanden, dass eine Überhöhung der eigenen Person in literarischer Form vorliegt.
Es gibt viele autobiographische Romane, die nicht nur finanziell zu einem Erfolg wurden, sondern in den entsprechenden Organen gut besprochen wurden, und da ist die Basis ja zwangsläufig das eigene Leben der jeweiligen Autoren. Man sagt ja auch: Das Leben schreibt die besten Geschichten

(Ich bin da immer etwas skeptisch, weil ich befürchte, das sowas eigentlich nur \"Eintagsfliegen\" produzieren kann, denn es kann ja nur die eine Geschichte erzählt werden.... Ich schweife ab...)
Geschichten, die viel des eigenen Ichs beinhalten müssen nicht von vornherein schlecht sein.
(Will man eine Story mit Augenzwinkern oder gar so etwas wie eine gesellschaftskritische Farce schreiben, ist die Wahl eines sueschen Superhelden auch gar nicht mal verkehrt, glaube ich).
Original von David
Es ist schließlich auch irgendwie nachvollziehbar, dass man den Wunsch hat, anders zu sein, als man tatsächlich ist, im Zweifel (etwas) besser.
Ich finde, dass das ein schwieriger Punkt ist. Es kann mMn eigentlich nicht schaden, \"über sich selbst\" zu schreiben - so oder so, also \"normal\" oder überhöht - wenn man damit sozusagen einen Weg der Selbsterkenntnis und Reflexion beschreitet. Man könnte also sagen: man lernt sich damit selbst ein wenig kennen, wobei natürlich bei einer \"schönenden\" Darstellung auch schnell die Gefahr bestehen kann, sich Täuschungen hinzugeben.
Nur ist das sozusagen Typen- und Motivationsfrage, also ob diese Form der Selbstdarstellung eine treibende Kraft dafür ist, überhaupt zu schreiben.
Für mich zum Beispiel stehen bestimmte Themen, bestimmte Ideen und Fragen im Vordergrund und wenn diese Gedanken auftauchen, steht nur selten eine Figur im Vordergrund und wenn ich darüber nachdenke ging es mir auch dann nie darum, wie ich in so einer Geschichte zu verorten wäre.
Eins ist klar: Man kann nicht aus seiner Haut heraus! Ein bisschen Projektion, ein bisschen des eigenen Ichs wird man so gut wie nie aus den Geschichten raushalten können. Man kann die Welt ja nur auf eine, nämlich die eigene, Art erfahren.