Wenn ich auch mal meine Meinung zum Besten geben darf:
Ich hatte den Film letzten Samstag gesehen und sowohl ich (der Trekkie), als auch mein Bruder (gewissermaßen meine "Anti-Trek-Kontrollgruppe") waren sich hinterher einig: Der Film hat uns beiden zumindest besser gefallen, als Iron Man 3 die Woche davor. Für ein "richtiges" Review müsste ich den Film nochmal sehen und bewusst auf Plotlöcher achten, daher ist das hier immer noch eher mein Ersteindruck. Das "finale" Ergebnis dürfte wohl etwas ernüchterter ausfallen.
Was mir erst nach dem Film richtig aufgefallen ist und ich unheimlich ironisch fand: Bei allen Unkenrufen (auch von meiner Seite) gegen JJ und Konsorten, eine bessere Betrachtung der obersten Direktive als die Nibiru-Geschichte hat das Franchise eigentlich selten gehabt. Vor allem hat man hier (im Gegensatz zu vielen Episoden der Serien vorher) kapiert dass das Helfen an und für sich nicht das Problem ist, sondern das dabei entdeckt werden - und es wurde gezeigt,
warum letzteres eigentlich ein Problem ist.
Oberste Direktive erklärt (durch Spock), Begründung für ihre Existenz aufgezeigt (durch die Reaktion der Einheimischen auf die Enterprise), Probleme mit zu strikter Auslegung aufgezeigt (durch die drohende Auslöschung der Einheimischen, wenn nichts unternommen würde). Volle Punktzahl an der Stelle, obwohl man sicher weiter in die Tiefe gehen könnte, aber im Vergleich zu dem BS der teilweise in Serienepisoden serviert wurde ist Nibiru geradezu Gold.
Und quasi direkt im Anschluss kam dann das, was mich schon in den Trailern gefreut hatte: Eine Aufarbeitung von Kirks Selbstüberschätzung, die ich mir schon im letzten Film angeschnitten gewünscht hätte. Pikes Tirade entspricht so ziemlich 1:1 meiner Ansicht nach dem Ansehen des ersten Films und es hat mich sehr gefreut zu sehen, dass hier nachgebessert wurde. Vor allem bekam ich hier den Eindruck, dass Kirk in Pike mittlerweile so etwas wie einen Vaterersatz-Mentor sieht und der Anschiss ihn wirklich trifft.
Cumberbatchs "Harrison" war für mich ein echtes Fest, gerade nachdem er seine Identität offenbarte.
Ich war ja nie ein großer Fan von Montalbans Khan und empfinde Cumberbatchs Version eigentlich in fast jeder Hinsicht (demonstrierte Intelligenz, Planung/Improvisation, Charisma, Manipulation, schauspielerische Leistung allgemein) als überlegen - dummerweise bis auf die Ausarbeitung seiner Motivation, also gerade das was beim Original-Khan noch am besten funktionierte.
Sein Hintergrund und seine Motivation bleiben hier aber weitestgehend nebulös. Wenn man seinen Serienhintergrund bereits kennt, dann kann man alle seine Aussagen einigermaßen einordnen, aber wenn man dieses Wissen nicht hat, dürften die Andeutungen auch nicht gerade beim Verständnis helfen (ich wurde nach dem Film zumindest gefragt, was es denn jetzt genau mit Khan auf sich habe). Dass Harrison/Khan seinerzeit versuchte, die Welt zu unterwerfen wurde soweit ich mich erinnere nicht ein einziges Mal erwähnt, dabei hätte das sehr schön untermauert, warum Khan so eine Bedrohung ist. Und in dem Zusammenhang kommt auch bei seiner tränenreichen Erzählung über seine Crew kein echtes Mitgefühl bei mir auf - einerseits weil es so wirkt als würde Khan hier nur manipulieren und bewusst auf die Tränendrüse drücken (was ja auch gewollt sein kann) und andererseits weil man von dieser Crew nie wirklich etwas sieht und keine Bindung an sie hat.
Meiner Ansicht nach hätte man sich mit einem originalen, "echten" Harrison einen größeren Gefallen getan und hätte Khan bzw. die Augments besser nur als Erklärung für Harrisons Fähigkeiten benutzt (oder, was mir gefallen hätte, Harrison zu einer Schachfigur des echten Khan gemacht).
Admiral Marcus leidet unter einem ähnlichen Problem, er bleibt weitestgehend blass und ist im Prinzip nur eine weitere Version eines radikalen Starfleet-Admirals, den wir schon öfter so gesehen haben (Cartwright, Layton, etc. pp.). Insbesondere weil seine Motivation zwar nachvollziehbar ist, aber eben ziemlich generisch.
Prime-Spocks Cameo fand ich jetzt eher an den Haaren herbeigezogen, vor allem weil ich nicht so wirklich sehe, welche Relevanz das für den Plot hat. Gut, außer zu unterstreichen, wie gefährlich Khan ist, was an der Stelle auch auch nicht hätte sein müssen.
Allgemein bemerkte man einige eher aufgesetzt wirkende Anspielungen oder Fanservice-Szenen. Ich muss sagen dass mir einige davon (Sektion 31, McCoys Versuchstribble oder die Caitianer zwischen denen Kirk aufwacht

) gefallen haben, aber an anderer Stelle war das einfach nur noch albern. Beispiel: Der explodierte Mond von Quo'nos. Ja, ich erkenne die Intention an, aber passend war das wirklich nicht. Und gerade die Erwähnung von Mudd wirkte so als hätte man ein Plotloch (wie kommen die Helden an ein unauffälliges Schiff für den Flug nach Quo'nos?) mit Fanservice gefüllt, in der Hoffnung dass sich dann niemand daran stört. Wobei das wohl Sinn ergibt, wenn man die Comics gelesen hat - was aber eigentlich nicht vorausgesetzt werden dürfte.
In Bezug auf den Showdown bin ich zwiegespalten. Einerseits: Die Handlung war so direkt von ST2 übernommen, dass sie kaum noch als Homage durchgeht. Spocks "Khan"-Schrei zerstört die (bedrückte) Stimmung in diesem Moment einfach und passt trotz Spocks ohnmächtiger Wut nicht wirklich zum Charakter. Und dass Kirk noch im selben Film wieder aufersteht war eigentlich klar und nahm der Sterbeszene etwas die Dramatik (obwohl ich echt einen Moment lang hoffte, man hätte die Eier Kirk auch wirklich, dauerhaft tot zu lassen).
Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass man den Autoren nicht vorwerfen kann, dass sie die Szene einfach blind übernommen haben. Zu einem großen Teil nachgebaut, sicher, aber nicht blind.
Dass man die Rollen von Kirk und Spock im Showdown im Vergleich zu ST2 quasi 1:1 getauscht hat ist an und für sich natürlich ein ziemlich billiger Twist im wörtlichen Sinne. Aber irgendwie machte es auch Spaß, die Ereignisse die man schon kommen sah geliefert zu bekommen, aber jedesmal mit einer kleinen Wendung, bedingt durch die getauschten Charaktere. Und ich muss sagen, die letztendliche "Lektion" der Ereignisse trifft beide Charaktere deutlich härter, als im Vorbild. Kirks Konfrontation mit dem Tod ist wesentlich direkter, ebenso wie Spock dieses Mal am eigenen Leib erfährt, dass das Leben eines Einzelnen sehr wohl schwerer wiegen kann als das von Vielen.
Dass Kirk an der Stelle eine letzte, eigentlich dumme Tat begeht (ja, er hätte sich einen Strahlenschutzanzug besorgen sollen) fügt sich sehr gut in seine Charakterentwicklung ein. Anstatt über eine andere Lösung nachzudenken, tut er das wofür er vorher kritisiert wurde, er handelt impulsiv und ungeachtet aller Konsequenzen. Aber dieses Mal bringt er sein Schiff und seine Crew damit nicht in Gefahr, sondern rettet sie - gewissermaßen die Umkehrung dessen, was Pike ihm in seinem Anschiss prophezeit hatte.
Und, in einem wie ich fand netten Rückgriff auf ST11, gibt Kirk letzten Endes zu, dass ihm der Tod Angst macht - die "Angst im Angesicht des sicheren Todes", die der KM-Test ihm einen Film zuvor nicht vermitteln konnte. Etwas Holzhammermäßig, aber verdaubar.
Spocks darauf folgendes Eingeständnis, dass er in Kirk einen Freund sieht und seine Trauer über den Verlust nicht unterdrücken kann macht das Ganze dann zu einer IMO emotionaleren Szene als es Spocks Tod in ST2 gewesen ist. Auch weil nach Spocks etwas bockigen Abkehr von seinen Emotionen der Verlust unheimlich schwer wiegen muss, um diesen Dammbruch zu verursachen. Vor allem für Quinto und Pine war das meiner Meinung nach die schauspielerisch stärkste Szene aus dem ganzen Film.
Wie gesagt, Kirks erzwungene Wiederbelebung war dann eine Enttäuschung, egal wie man es drehen will. Die damit zusammenhängende Klopperei zwischen Khan und Spock zog sich etwas länger als sie hätte sein müssen (und man hätte sich jetzt auch nicht unbedingt auf fliegenden Gleitern prügeln müssen).
Kurze Kommentare zu Einzelszenen und Details:
Die kurze Szene mit Kirks zwei "Eroberungen" (sollen wohl Caitianerinnen sein, war auch mein erster Gedanke, aber dafür sah man IMHO etwas wenig Fell an denen) war zwar überflüssig, aber ein ganz netter Touch und vor allem nicht so aufdringlich, wie Kirks Anbaggern von Uhura und Flachlegen von Gaila im Vorgänger.
Das Maschinenraumset (aka die Brauerei) stößt mir immer noch sauer auf, vor allem weil die Dimensionen immer noch gefühlt zu groß sind, um für etwas innerhalb des Sekundärrumpfs glaubwürdig zu sein und je nach Ansicht sieht man immer noch zu deutlich, dass es eben kein (Raum-) Schiffsinterieur ist. Aber auch diese Szenen wurden im Vergleich zum Vorgänger deutlich weniger.
Dafür hat man, ich staune selbst nicht schlecht, IMHO zumindest beim Inneren des Kerns ganze Arbeit geleistet. Zwar kann man sich da am großen Kugelgehäuse aufhängen, aber ich bin eigentlich der Ansicht, dass man sich mit Blick auf das Innenleben zumindest zurechtspinnen kann, dass dieser Kern dieselbe Funktionsweise hat, die ihm vom Hintergrund zugeschrieben wird. Sehr schönes Beispiel für ein effektives Redesign, das den Geist des Originals beibehält und sich mit der Ausarbeitung Freiheiten nimmt.
Ähnlich geht es mir bei der Überarbeitung der Torpedos, inklusive der Implikation, dass sie sich modifiziert auch wie Cruise Missiles nutzen lassen (das geplante Bombardement von Quo'nos vom Rande der Neutralen Zone aus). Ähnlich wie der Einsatz von Phasern zur Punktverteidigung aus dem elften Film etwas, das es vorher nicht zu sehen gab, sich aber plausibel in den Hintergrund einfügt.
Dass man das Konzept des Transwarp-Beamens wieder hervorgekramt hat... Einerseits nett zu sehen dass eine etablierte Supertechnologie nicht direkt wieder in der Versenkung verschwindet. Andererseits war es auch nur ein relativ billiges Plotdevice, um Harrison nach Quo'nos zu bringen ohne dass man erklären muss, warum er auf dem Weg nicht abgefangen wurde.
In Bezug auf die "neuen" Klingonen bin ich auch unsicher... Die Goldringe an den Stirnfalten waren eindeutig zu dick aufgetragen und irgendwie fehlten mir bei denen sichtbare Haare, aber sonst ist es eigentlich eine ganz gute, "aufgebrezelte" Umsetzung des bekannten Looks. Kein optisches Highlight, aber auch nichts womit ich ein grundlegendes Problem hätte.
An den BoPs fehlte mir dann wiederum der Hals oder allgemein ein etwas weniger schlichter Hauptrumpf, aber möglich dass das nur die Gewöhnung an das alte Design ist.
Was mich dagegen wirklich geärgert hat war aber die Szene, in der die Crew quer Schiff fällt, weil "die Schwerkraft ausgefallen ist". Hätte das wirklich sein müssen? Mag sein dass ich da die Auswirkungen der Erdschwerkraft unterschätze, aber war die Enterprise da nicht noch so weit vom Planeten weg, dass sie sich nicht so übel hätte auswirken dürfen?
Und apropos "Hätte das wirklich sein müssen?": Dass sich die Phaserimpulse der Vengeance in Zickzack- oder Spiralbahnen bewegen mag ein unerhebliches Detail sein, aber es störte mich trotzdem.
Selbe Kategorie, aber wirklich nur noch ein minimaler Kritikpunkt: Ich fand man hat sich mit den Kräften der Augments etwas zu viele Freiheiten genommen. Etwas mehr Julian Bashir und etwas weniger Captain America wäre aus meiner Sicht angemessener gewesen, aber ich kann auch nicht behaupten, dass diese Tendenz völlig neu ist (s. ENT-Augment-Episoden, wo es IMHO auch schon übertrieben war).
Dasselbe gilt übrigens für die magischen Heilkräfte der Augment-Erbanlagen - ein "perfektes" Immunsystem (s. das kleine Mädchen am Anfang), Resistenz gegen Betäubungsschüsse des Phasers oder vulkanische Nervengriffe können mir die Autoren noch verkaufen, Khans scheinbar universelle Unverwundbarkeit oder die Rückbildung von bereits tödlichen Strahlungsschäden eher weniger (wobei
Strahlungsimmunität immerhin ein mögliches Ziel menschlicher Genmanipulation wäre).
Bis jetzt rangiert er auf meiner Topliste der bisherigen Filme irgendwo in der Mitte. Er ist nicht so übel wie der Vorgänger oder Nemesis, aber auch kein First Contact oder Undiscovered Country.