Auf zum Tigerhai

Die kleine Zusammenfassung am Anfang erreicht das Ziel, um die Vorgänge und die Personen bescheid zu wissen. Ich finde das sehr konsequent und für den Start sinnvoll, aber nicht besonders inspiriert. Bei so einer Zusammenfassung fehlen schnell wirklich bedeutsame Untertöne, die die Atmosphäre bilden können und der einfache Aufbau hebt die Passage auch nicht über die inhaltliche Funktion hinaus.
Der Berg: Ich schrieb es schon in Alex\' Thema: Anspielungen geraten langsam auf meine persönliche Fauxpas-Liste. Nicht alles muss sich auf canon-Dinge beziehen, das macht das beschriebene Universum unnötig klein und läßt den Autor völlig ohne Not ideenlos erscheinen.
Ich weiß nicht woran es liegt, aber irgendwie nehmen mich die eingangs geschilderten Erzählungen (Eintreffen im Dock, Beamen zur Tigershark) nicht richtig mit. Vielleicht wird ein bisschen zu wenig beschrieben, dafür zu viel festgestellt; Er macht dies, er vermutet jenes...
Kann aber alles auch persönliches Empfinden sein.
Die Figur des Belar beschreibst Du aber schon bzw. schön konsequent. Charaktereigenschaften wie seine Ungeduld ziehen sich meiner Beobachtung nach gut durch alle folgen und Serien. Man merkt, dass Du die Figur gut begleitest.
Seine Beförderung ist trotz der mysteriösen Situation relativ unspektakulär, aber daran finde ich eigentlich nichts schlimmes.
Es tut mir leid, aber ich muss es doch zur Sprache bringen: Ich habe den Einleitungstext beim Download gelesen; Die Tigershark kehrt ohne Mannschaft zurück. Aber wie wird das in der Geschichte übermittelt? Ein knapper Bericht des Offiziers, ohne begleitende Umschreibungen, einfach als Faktum. Ich hatte auf ein Intro gehofft, in dem der Rand eines Nebels majestätisch grün, blau oder rot schimmert und sich an einer Stelle plötzlich etwas verdunkelt. Dann reißen die Gasverbindungen an dieser Stelle auf und das, was eben noch wie eine Verdunklung wirkte, offenbart sich als der Schemen eines Raumschiffs der Ambassador-Klasse. Eine kleine Beobachtungsboje am Rande des Nebels erfasst das große Raumschiff, dreht sich ihm zu. Doch das Ambassador-Schiff hält keinen festen Kurs, es taumelt, wie führungslos, kippt über. Ohne starke Manövriertriebwerke liegt die Boje schutzlos im All. Da kollidiert die mächtige Untertasse des Sternenflottenkreuzers mit der Sonde - das letzte Bild, das sie übertrug, zeigt den zentralen Bereich des Rumpfs - und einen Namen:
Tigershark!
Das war jetzt einfach nur ein Beispiel, aber Du hast da so ein geniales Szenario heraufbeschworen und nutzt in dieser Phase des Texts keine der spannenden, der mysteriösen, ja, der gruseligen Beschreibungsmöglichkeiten. Das finde ich sehr sehr schade.
So, wie Du mit dem schwarzen Schiff umgehst, wäre auf jeden Fall klar, dass da viel mehr auch für die Tigershark möglich gewesen wäre.
Die Unterhaltung zwischen Hassad und Belar gefällt mir, nicht nur, weil Du zwei erwachsenen Männern erlaubst, Gefühle zu zeigen, sondern auch, weil Du einen Menschen muslimischen Glaubens en passant in eine durchweg positive Rolle steckst. Star Trek pur!
Passend auch die Toleranz, die im Gespärch mit dem Councelor zutage tritt. Die \"Seelensplitter\" habe ich andernorts ja schon als gute Idee gelobt

Ansonsten ist diese Passage aber nicht besonders relevant.
Ich weiß, diese Folge sollte eine Einleitung bieten und dazu gehört auch das Kennenlernen.
Ein paar Dinge kommen mir, nun, \"aufgesetzt\" vor. Taucht irgendein Punkt auf, mit dem sich Deine Figur beschäftigen soll, läßt Du aber auch nicht locker

Einerseits gut, andererseits bleibt alles auf einer Ebene. Zum Beispiel die Sache mit dem großen Schicksal, das Belar erwarten wird. Am Ende vom Councelor-Gespräch kommt das zur Sprache und danach, nur ein paar Sätze später im Grunde unverändert wieder. Welche \"trüben Gedanken\" sind es denn, die ihn so beschäftigen - außer, dass er jetzt plötzlich grundlos gaubt, die beiden Personen könnten meinen, diese Rolle sein nicht positiv. Wie kommt er darauf, was spielt sich denn da genau ab? Und wie kommt es, dass es Belar gelingt, so schnell hin und her zu schweifen? Eben noch deprimiert und in Sorge, dann mal schnell die Freude über die Zusammenarbeit mit den Offizieren. Ich hätte halt gerne den ein oder anderen Gedankengang Belars mehr, um ihn besser zu verstehen - oder vielleicht nicht
mehr, sondern präziser.
Erläutern kann ich diesen Punkt vielleicht auch mit diesem Zitat:
Nur Dr. Sendra Kitaren schien von dem Schauspiel fasziniert zu sein. Sie schien inzwischen ihre Raumangst weitestgehend unter Kontrolle zu haben.
Counselor Oikins half ihr dabei. Scheinbar mit Erfolg.
Wörtliche Wiederholung, inhaltliche Redundanz: \'schien, schien, scheinbar\', die Raumangst mit Hilfe von Oikin überwunden, die wohl Erfolg hatte, sie von der Raumangst zu kurieren. Der Satz \"Scheinbar mit Erfolg\" erfüllt doch keine Funktion; er schmückt nicht aus, er erklärt nicht, er präszisiert nicht, er relativiert nicht. Ich will das jetzt nicht so hart ausdrücken, aber es fiel mir an dieser Stelle eben auf und wenn Du mir antwortest, alles so wie es da steht mit Bedacht geschrieben zu haben, ist es wunderbar (die Wiederholung von \'schien\' kann ja zur Emphase geschehen sein), aber ich wollte in jedem Fall mal darauf hinweisen.
Ein weiteres Beispiel für diesen Effekt:
Man hatte ihn durch die Schilde gebeamt, was eigentlich unmöglich war. Die Shan’Shok waren technische Meister. Schilde sollten so etwas eigentlich verhindern.
Dass Du das Abendessen auf diese Weise nachholst, ist durchaus ein legitimer Weg. Man muss nicht alles immer direkt erfahren, so ein Rückblick klappt oft auch wunderbar.
Erstaunlich aber der Sprung von einem Jahr. Da scheinen noch viele Rückblenden nötig zu sein, denn in diesem Jahr wird trotz \"äußerer\" Ereignislosigkeit der Reise im Gefüge der Mannschaft(en) viel getan haben. Die Klingonen etwa könnten bis zu diesem Zeitpunkt auch zuhause geblieben sein, einfach, weil sie sehr außen vor bleiben.
Beim Eindringen in die Barrierenumhüllung entsteht der spannendere Eindruck bei mir durch die Dialog-Teile. Der Satz \"Einigen gelang das besser, als anderen.\" ist für mich zum Beispiel ein Spannungskiller
BTW: Ich hoffe, mit \"Waldschrate\" wolltest Du nicht ST XI ehren. Das hat der Film nämlich nicht verdient!
Und warum operiert der Arzt gerade? Ich weiß, man will schnell wissen, was der alten Crew hinter der Barriere passiert ist, aber sollte man nicht lieber zugunsten des Lebens des Patienten eine oder zwei Stunden mit dem Abflug warten, damit man die Operation beenden kann? Oder war das alles nur ein Scherz? Und wie hat sich Belar mit McCoys Humor vertraut gemacht?
Ein weiteres Zitat:
„Wir müssen hier raus.“ stellte Belar fest.
„Das wäre sehr zu empfehlen. Einen weiteren Schlag dieser Stärke können die Schilde sicher nicht mehr verkraften.“ Antwortete Lieutenant Commander T’Von.
„Zuerst werden wir den Klingonen helfen. Ganz egal wie. Aber ich lasse niemanden in dieser Suppe zurück.“ stellte der Captain klar.
Die Vulkanierin hob eine Augenbraue.
„Aber ist das logisch? Das Wohl der vielen ist wichtiger, als das Wohl von Einzelnen oder Wenigen.“ zitierte sie die alte vulkanische Philosophie.
Also, nicht dass das so nicht geschrieben werden kann, darf und soll, aber ist das nicht ein Widerspruch? Zuerst meint Belar, man müsse weg, dann meint er, man müsse den Klingonen helfen. Und wie war das schon bei Alex\' Jurot-Vita? \"Das Wohl der vielen\"... Ich halte das weder für ein alte vulkanische Weisheit, noch finde ich diesen Ausspruch zu jeder Gelegenheit geeignet.
Tja, und dann geht es den Klingonen an den Kragen. Vorweg: Das hast Du schon spannend und eigentlich auch nachvollziehbar beschrieben.
Nur Belars Nachricht an die Klingonen ist - wäre sie nicht für Klingonen - ein wenig zynisch: \"Tut uns leid\". Ich weiß, so steht das da nicht, aber für mich hat es emotional gesehen eine ähnliche Wirkung. Richtig zynisch ist Sovranes Kommentar, à la \"Schade eigentlich, die waren ganz okay\". Insgesamt muss es dem Leser dann aber auch fast so gehen, wie den beiden Captains. Denn was sollen wir darin schon mehr sehen, als ein Opfer zugunsten von Action? Die Klingonen blieben wohl einfach zu blaß zu unbeschrieben, um als Identifikationsfaktor eine Rolle spielen zu können. Somit geht ein wichtiger Effekt bei der Zerstörung des Schiffs nicht auf.
Der Übergang, aus der Zerstörung weitere Überlegungen für die Bedingungen in der Barriere zu folgern, finde ich sehr gelungen dargestellt.
Die Mischung des Volkes der Shan mittels Genmanipulation ist ein schönes Konzept.
Das Gespräch zwischen Belar und er Kommandantin liest sich sehr gut. Die Dialoge sind eigenständig und führen zum Ziel. Sehr gut!
Der Shan\'Shok-Konflikt ist schon ganz gut konzipiert.
Ein besonderes Lob verdient die Dramaturgie um Drake und das Handeln im Konflikt der Shon\'Shak.
Gut, dass wirklich alle für die DNS-Spende sind und in der Fremde bleiben wollen, scheint mir nicht ganz glaubwürdig, aber das kann ich verkraften.
Natürlich erinnert Drake an Captain Tracey, das aber finde ich eher gut als schlecht, denn schon Tracey war eine faszinierende Figur. Warum Drake aber sein Handeln als so selbstverständlich darstellt, erschließt sich mir nicht.
Eigentlich ist es doch aber - allgemein gesprochen - inkonsequent, nur den Captain zu bestrafen, wenn die anderen Crewmitglieder auch falsch vorgegangen sind. Grundsätzlich aber ist klar, warum Belar sauer ist. Dann kommt wieder einer dieser schon angesprochenen Wechsel. Ganz selbstverständlich und milde, ist er plötzlich bereit, Drake noch einen Wunsch zu erfüllen, ehe er überhaupt eine Ahnung hat, worum es geht.
Was mir ein bisschen zu kurz kommt: Die Rolle der Shan wird nicht hinterfragt. Klar, sie waren nett, höflich und hilfbereit, aber so wie ich die Sache sehe, weiß man über die Shok nur indirekt bescheid und wie perfide Propaganda sein kann, hat ja die VOY-Folge \"Nemesis\" grandios gezeigt. Insofern setzt die Diskussion darüber, ob man den Shan helfen soll, an einer falschen Stelle an, wie ich finde. Die Shan per se für die Guten zu erklären, ist doch etwas einseitig.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Föderation jedem warpfähigen Volk helfen müsste, wenn es sie um etwas bittet. Man wird sich sicher sehr gut überlegen, einfach in einen Bürgerkrieg einzusteigen. Die Sorge, die Shok würden den Rest der Galaxie angreifen, scheint in diesem Moment völlig aus der Luft gegriffen!
Das wirkt auf mich ein wenig wie eine Ausrede, endlich wieder Schlachten ins Spiel bringen zu können.
Fazit:
Dein Schreibstil ist schon routiniert (könnte aber nach meinem Geschmack hin und wieder andere Akzente setzen und auf ein paar eher ungelenke Methoden verzichten), die Rechtsschreibfehler sind (bis auf ein paar seltsam gesetzte Kommata) nicht tragisch. Du schaffst in meinen Augen in dieser Geschichte den besten Spannungsaufbau, den ich bisher bei Dir lesen durfte: Der Moment, in dem Drake die Hintergründe offenbart, war spannender als jede Deiner Schlachtenbeschreibungen. Super!
Zwar tauchen ein paar Grundmotive wieder auf (Barriere hier wie die Grenze zur Ausdehnung in ENT, der voll gegen die Regeln Partei ergreifende Captain in TOS), aber die Story ist voll und ganz eigenständig genug, um das zu verkraften.
Dem Kern des Shan\'Shok-Konfliktes fehlen aber bisher die Zwischentöne, das hört sich alles sehr eindeutig an, zu eindeutig.
Leider scheinen die rosigen Zeiten aber jetzt vorbei und es geht wieder in einen brutalen, heftigen Krieg. Und davon bin ich ehrlich gesagt schon ziemlich enttäuscht, denn selbst wenn noch Grautöne ins Bild kommen, wird es in meinen Augen schwer, die am Ende dieses ersten Teils gelegten Grundlagen noch in etwas Unverbrauchtes zu drehen.
Aber wenn ich bei diesem Teil bleibe: Insgesamt hat mir die Mischung der einleitenden, der ruhigen, der Action und der philosophischen Elemente ziemlich gut gefallen und auch wenn ich mich an einigen Detail gerieben habe: wenn ich so zurückdenke, glaube ich, dass das mMn Deine beste Geschichte ist.