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Die Utopie als Geschichte - Chancen und Grenzen

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Polarus:

--- Zitat ---Original von Max
-Ist Star Trek überhaupt noch sinnvoll als Utopie aufrecht zu erhalten? Was passt noch zu Star Trek und was braucht Star Trek überhaupt, um in sich konsequent aber auch nach außen schlüssig zu sein?
-Welche Möglichkeiten und Grenzen bestehen aus literarischer Sicht beim Schreiben von Utopien? Wie sinnvoll ist es, mit Referenzen wie Wahrscheinlichkeit und Realismus zu hantieren?

--- Ende Zitat ---

Zur ersten Frage ist Star Trek nur noch in Bezug auf die Erde und die Menschheit eine Utopie. Auf der Erde herrschte lange Zeit friede freude eierkuchen, ehe auch hier die Utopie starb., Insgesamt ist Star Trek aufgrund all seiner Konflikte und Kriege aus meiner Sicht noch nie eine utopische Geschichte gewesen.

Zur zweiten Frage denke ich nicht, dass eine utopische Geschichte viele Interessenten finden würde. Gerade die Konflikte machen eine Geschihte interessant. Seien es die inneren oder die äußeren. Der Mensch will keine Schönwetterstory, denn dem entspricht auch sein Leben nicht. In \"Matrix\" wurde es richtig gesagt. Als die Maschinen für die Menschheit eine utopische Matrix schufen, rebellierten die Menschen.

So lange unser eigenes Leben nicht glatt verläuft wollen wir des auch nicht im TV sehen oder lesen, oder warum ist gerade BSG so besonders und so erfolgreich. Die Serie ist ein einziger Konflikt.

ulimann644:

--- Zitat ---Original von Polarus
Zur zweiten Frage denke ich nicht, dass eine utopische Geschichte viele Interessenten finden würde. Gerade die Konflikte machen eine Geschichte interessant. Seien es die inneren oder die äußeren. Der Mensch will keine Schönwetterstory, denn dem entspricht auch sein Leben nicht. In \"Matrix\" wurde es richtig gesagt. Als die Maschinen für die Menschheit eine utopische Matrix schufen, rebellierten die Menschen.
--- Ende Zitat ---


Ich denke, dass man schon auch interessante Utopien schreiben kann - solange die Umgebung als solche nur fantastisch genug ist... ( Zum Beispiel stelle ich mir eine Abhandlung über die Entwicklung meiner Pflanzenwesen und deren Leben in einer vollkommen fremdartigen Umgebung interessant vor - die wuchsen friedlich und ohne feindliche Einflüsse auf... - so zumindest stelle ich mir das vor. )

Aber auch solche Wesen müssen sich in ihrer Umgebung durchsetzen - daraus kann man dann die nötigen Spannungen ziehen. Der Haken dabei ist: Ich stelle mir vor sowas ist um Längen schwerer zu schreiben, als Action-Storys.

Arthur C. Clarke hat bereits Geschichten geschrieben - mordsspannende Geschichten - die völlig ohne Konflikte auskommen. Schönwettergeschichten waren es deswegen trotzdem nicht...

Max:

--- Zitat ---Original von Maik
Eigentlich sollte man auch mal da Thema erforschen und verfolgen das man das Geld abschafft.
--- Ende Zitat ---

Das ist zwar schwierig, aber versuchen kann man es ja. Das Ergebnis mag nicht umsetzbar sein, aber das ist eine Grundprämisse der Science Fiction.


--- Zitat ---Original von ulimann644
Ein Punkt den ich ähnlich sehe - nicht nur in der SF.
Bei den letzten beiden Bond-Streifen dachte ich mir: \"Okay, als Actionstreifen gar nicht verkehrt - aber was hat das wirklich mit James Bond zu tun, wie wir ihn bislang kannten...??\"
Bei manchen TREK-Geschichten, unter anderem konventionellen ( der letzte Kino-Film ist das beste Beispiel ) habe ich mitunter das Gefühl: Hier wird bestenfalls versucht aus dem Label das Maximum an Kohle herauszuschlagen, aber leider nicht ernsthaft darum STAR TREK zu machen.
--- Ende Zitat ---

Das hast Du sehr treffend ausgedrückt.
Ich, um daran anzuschließen, habe aber ein Stückweit die Vorstellung, dass Star Trek ein (zugegebener Maßen nach Mainstream-Kriterien betrachtet kleiner) Erfolg beschieden sein könnte, wenn man nur versuchte, einen eigenen Weg zu verfolgen. Gerade weil die Utopie als Geschichtsgrundlage so nicht oft vorkommt, könnte diese Eigenständigkeit Magnetwirkung entfalten. Gute Geschichten sind natürlich die Grundvoraussetzung.


--- Zitat ---Original von ulimann644
Die Frage - in wie weit man eine Serie sinnvoll erweitern kann ohne sie dabei gewaltsam zu etwas umzuformen, dass dann irgendwie nicht wirklich mehr STAR TREK ist besteht von daher völlig zu recht.
In manchen fällen wäre es IMO tatsächlich besser wenn man in diesem Fall ein eigene Universum für seine Idee kreieren würde ( und eben das ist sehr schwer, deshalb wird´s auch selten gemacht )
--- Ende Zitat ---

Eben!


--- Zitat ---Original von ulimann644
Ich selbst sehe mich mit BREAKABLE schon hart am Limit, obwohl hier grundsätzlich der Canon weitererzählt wird, so wie es sein könnte - deshalb versuche ich mich auch manchmal etwas einzubremsen, wenn meine blühende Phantasie mal wieder mit mir durchgehen will.
--- Ende Zitat ---

Ja aber das spielt doch in einem Spiegel-Universum und in diesem Rahmen finde ich, dass diese düsteren Geschichten zwar nicht wirklich (und in erster Linie) mit Star Trek verbunden werden sollten, aber schon irgendwie als Sonderfälle vertretbar sind.


--- Zitat ---Original von ulimann644
Grundsätzlich stimme ich also zu, nicht alles in STAR TREK zu machen, nur weil man die Möglichkeit dazu hat.

Andererseits sollte man sich aber auch nicht zu sehr Fesseln anlegen - vertretbar Neues muss erlaubt sein, sonst macht es keinen Spaß.
Das enthebt einen Autoren jedoch nicht davon gewissenhaft abzuwägen, was zu STAR TREK passen kann - und wo es wirklich zu weit geht...
--- Ende Zitat ---

Der Autor braucht natürlich seine Freiheiten, ohne die geht es nicht und ohne Fortschritt (wenngleich alles nur eine Art von Wiederholung ist ;) ) erhält das Werk auch keine Relevanz. aber ich fürchte schon, dass die wenigsten noch darüber nachdenken, was zur Basis, zur Identität von Star Trek passt - und jetzt bin ich ganz hart: alle, die sich an mangelnder Realitätsnähe einer harmlosen, friedlichen ST-Welt stören, sollten nicht vergessen, dass es eben dieser (vielleicht unangenehm naive) Punkt ist, der ST halt nun mal von anderen Formaten abgrenzt.


--- Zitat ---Original von ulimann644
Das ist einer der Punkte an ST der mir immer ein wenig gestunken hat - da gab es immer einige wenige freundliche Völker und auf die anderen durfte eingeprügelt werden ( Cardassianer, Romulaner, Breen u. a. )

[...]

Andererseits sollte man aber auch den Satz - \"Der Held braucht eine feindliche Umwelt\" - bedenken. ( Und hat er keine, so schafft er sie sich - Cú Chulainn kämpft mit der See... )
Und solange die Scharmützel nicht zum Selbstzweck werden - oder es immer nur gegen ganz bestimmte Gruppen geht - ist dagegen nichts einzuwenden, wenn´s nur spannend genug ist und zur Story passt.
--- Ende Zitat ---

Ih weiß wirklich nicht, ob jeder Held eine feindliche Umwelt braucht. Das würde bedeuten, dass es sonst keine anderen Geschichten zu erzählen gäbe, und das fände ich sehr traurig.
tatsächlich merke ich aber, dass ich mich mit Star Trek nicht mehr soweit identifizieren kann (durch alle Tendenzen, \"Nemesis\", ST XI, viele ENT- und VOY-Folgen, allen voran aber DS9), als dass ich Geschichten wie \"Der Trick\" im ST-Universum spielen lassen würde. Schade.
Und die Scharmützel werde aber leider immer mehr zum Selbstzweck, einen groß anderen Grund sehe ich nicht mehr.


--- Zitat ---Original von ulimann644

--- Zitat ---Original von Max
Nicht unterdrücken, nicht kontrollieren, aber kanalisieren, dann passiert auch nichts.
--- Ende Zitat ---


Da möchte ich ketzerisch behaupten, dass man ein Kanalisieren durchaus auch als ein Kontrollieren verstehen kann - den was anderes ist Kanalisieren, als etwas kontrolliert in eine bestimmte Richtung zu bewegen...??
--- Ende Zitat ---

Ja, touché, Du hast Recht :D
Kanalisieren ist aber keine böse Form des Kontrollierens ;) :D


--- Zitat ---Original von Polarus
Zur ersten Frage ist Star Trek nur noch in Bezug auf die Erde und die Menschheit eine Utopie. Auf der Erde herrschte lange Zeit friede freude eierkuchen, ehe auch hier die Utopie starb., Insgesamt ist Star Trek aufgrund all seiner Konflikte und Kriege aus meiner Sicht noch nie eine utopische Geschichte gewesen.
--- Ende Zitat ---

Ganz unrecht hast Du freilich nicht!
Aber bei solchen Analysen, die ich in anderen Foren auch in viel härterer Form erlebt habe, frage ich mich dann immer, wieso sich diese Idealvorstellung vom utopischen ST so vehement hält, wenn sie nicht der Wirklichkeit entspricht.


--- Zitat ---Original von Polarus
Zur zweiten Frage denke ich nicht, dass eine utopische Geschichte viele Interessenten finden würde. Gerade die Konflikte machen eine Geschihte interessant. Seien es die inneren oder die äußeren. Der Mensch will keine Schönwetterstory, denn dem entspricht auch sein Leben nicht. In \"Matrix\" wurde es richtig gesagt. Als die Maschinen für die Menschheit eine utopische Matrix schufen, rebellierten die Menschen.

So lange unser eigenes Leben nicht glatt verläuft wollen wir des auch nicht im TV sehen oder lesen, oder warum ist gerade BSG so besonders und so erfolgreich. Die Serie ist ein einziger Konflikt.
--- Ende Zitat ---

Das sehe ich anders!
Erstens beweisen Formate wie die Fersehromanzen und Telenovas auch die Sehnsucht nach einer friedlichen Umgebung, stets verbunden natürlich mit der Liebe. Und die Hindernisse, die das Glück verhindern, werden zwar drastisch(er), aber der Zuschauer weiß (wie auch immer) ganz genau, dass es hier nicht um Probleme, sondern ums Erreichen eines dauerhaften Happy Endings geht, was ja auch Projektionen entspricht.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich diese Regel (Probleme im Leben, Probleme im Fernsehen) auf Krimis ausweiten läßt, sonst stehen uns noch blutige Jahre bevor 8o

Zweitens kann man nicht einfach sagen, die Leute würden sich von Haus aus nicht für Utopische Geschichten interessieren. Ich schließe mich Ulimann an: Wenn die Geschichten nur spannend und klug genug sind, dann brauchen die Leute keine Dauerkonflikte.


--- Zitat ---Original von ulimann644
Ich denke, dass man schon auch interessante Utopien schreiben kann - solange die Umgebung als solche nur fantastisch genug ist... ( Zum Beispiel stelle ich mir eine Abhandlung über die Entwicklung meiner Pflanzenwesen und deren Leben in einer vollkommen fremdartigen Umgebung interessant vor - die wuchsen friedlich und ohne feindliche Einflüsse auf... - so zumindest stelle ich mir das vor. )
--- Ende Zitat ---

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich würde eine Geschichte, eine Darlegung dieser fiktiven Lebenswelt lieber lesen, als jede Schlacht- und Konfliktstory, denn das ist echte Phantasie, das ist eine echte Perspektive!


--- Zitat ---Original von ulimann644
Aber auch solche Wesen müssen sich in ihrer Umgebung durchsetzen - daraus kann man dann die nötigen Spannungen ziehen. Der Haken dabei ist: Ich stelle mir vor sowas ist um Längen schwerer zu schreiben, als Action-Storys.
--- Ende Zitat ---

Klar ist das schwieriger. Natürlich sind auch Actions-Stories nicht leicht zu verfassen, aus Stilmittel-, also aus Methodik-Gründen heraus.
Aber inhaltlich sind sie doch irgendwie leichter.
Aber bedeutet das nicht vielleicht mehr Ansporn, sich der größeren Herausforderung zu stellen?


--- Zitat ---Original von ulimann644
Arthur C. Clarke hat bereits Geschichten geschrieben - mordsspannende Geschichten - die völlig ohne Konflikte auskommen. Schönwettergeschichten waren es deswegen trotzdem nicht...
--- Ende Zitat ---

Ganz genau!
Und ich werde auch nicht müde, auch hier wieder meinen, ja, Lieblingsautor ins Spiel zu bringen: Stanislaw Lem.
Freilich beschrieb auch er teils drastische Konfliktsituation, aber sie spielen sich einfach auf einer so hohen intellektuellen Ebene ab, dass sie nichts mit den Schusswechselszenarien ander Sci-Fi-Formate gemein zu haben scheinen!

Alexander_Maclean:

--- Zitat ---Original von Max
Ganz genau!
Und ich werde auch nicht müde, auch hier wieder meinen, ja, Lieblingsautor ins Spiel zu bringen: Stanislaw Lem.
Freilich beschrieb auch er teils drastische Konfliktsituation, aber sie spielen sich einfach auf einer so hohen intellektuellen Ebene ab, dass sie nichts mit den Schusswechselszenarien ander Sci-Fi-Formate gemein zu haben scheinen!
--- Ende Zitat ---


Man muss aber auch anmerken, dass Autoren wie Lem wirklich brilliant sind. Aber es gibt auch nur sehr wenige von Ihnen.

Es mag vielleicht ernüchternd sein,aber alle die hier hobbymäßig schreiben sind von ihm Lichtjahre entfernt.

Max:
Ach ja? :D
Mag ja vielleicht sein, aber sehen wir es aus der anderen Warte heraus: Vielleicht erforschen so manche ihr Potential von super Ideen nicht, weil sie denken, bei Schlachten hängen bleiben zu müssen.

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