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Die Utopie als Geschichte - Chancen und Grenzen

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ulimann644:

--- Zitat von: Taschenmogul am 27.04.11, 02:14 ---Hm, ich finde, das ist ein schwieriges Thema. Denn wenn man Replikatoren hat, die organisches Gewebe ebenso replizieren können wie hoch technische Geräte, dann sollte es zumindest industriellen Replikatoren möglich sein, so komplexe Stoffe wie z.B. Latinum oder eben Eis-Cognac identisch zu replizieren.
Die einzige ziemlich sichere Beschränkung sind die Atome - da der Replikator m.W.n. bestenfalls einzelne Atome verarbeiten, sie aber nicht verändern kann, bleibt er auf die ihm vorgegebenen Atome, Moleküle und Molekülketten beschränkt.
Wenn dein Eis-Cognac jetzt also z.B. eine genaue Mischung von Molekülen mit gebräuchlichen aber eben auch seltenen (unschädlichen) Isotopen braucht, um z.B. durch ein dadurch verändertes Dichteverhältnis diesen Schimmer zu bekommen, dann würde das schon Sinn machen.
Logisch möglich wären vielleicht auch unreplizierbare Allotrope von Atomen (also wie Graphit und Diamant), daß sich dann vielleicht natürliche Vorkommen eines extrem seltenen Allotrops, für dessen Herstellung es z.B. enorme Drücke bräuchte, in einigen Quellen auf Andoria fänden, und so eben in den Cognac gelangen würden, oder so.

--- Ende Zitat ---

So etwas ähnliches schwebt mir tatsächlich vor - Auslöser zu dieser Idee war übrigens "Danziger Goldwasser", in dem 22 karätiges Blattgold aufgelöst ist.

SSJKamui:

--- Zitat von: Taschenmogul am 27.04.11, 02:14 ---@SSJKamui:

Naja, ich denke schon, daß es nur wenige Elemente der Föderation gibt, die man überhaupt in Frage stellen könnte, einfach weil halt nur so wenig gezeigt wurde.
Und dort wo man etwas zum Kritisieren hat, gilt dann im Zweifel ja "onscreen canon", oder so, so daß sich da dann auch keiner rausreden können sollte.

Was mir in diesem Zusammenhang einfällt ist, daß es erstaunlich viele Menschen zu geben scheint, die gerade diese militärisch hierarchische Struktur in Star Trek anspricht.
Star Trek Hierarchie-Fan zu sein, das ist so ein bisschen Militarismus light; irgendwie isses zwar schon militärisch und autoritativ, im Zweifelsfall kann man ja aber immer noch sagen, daß die Sternenflotte ja nur eine Truppe von Forschern und Diplomaten sei.
In dieser Hinsicht hast du dann doch wieder recht mit dem was du geschrieben hast; daß einem die Leute bei Star Trek argumentativ entgleiten, man sie nicht zu fassen kriegt.
Was ja auch nicht unbedingt schlimm sein muß, es ist ja nicht jeder gleich ein Kriegstreiber, nur weil er gerne ein bisschen action und "Ja, Sir!" zur Entspannung hat.

Meine Erfahrung zeigt nur eben, daß es eine ganze Menge Star Trek Fans gibt, die sich gerade den militärischen Elementen von Star Trek bedenkenlos hingeben, was mich immer wieder verwundert, weil es mit Roddenberry´s ursprünglicher Vision ja letztlich nichts mehr zu tun hat, mehr noch, ihr quasi konträr entgegen gestellt ist.
Denn neben diesem ganzen offensichtlichen Militärkram, Hierarchiekram, Autoritätshörigkeitskram finden wir doch immer und immer wieder das Thema des Auflehnens gegen Autoritäten, des Brechens oder Umschreibens oder Erweiterns der Regeln.
Kirk´s Meisterung des Kobajashi Maru (?) Tests kann hierfür ja schon sinnbildlich gelten; Kirk hat die Regeln der Holosimulation nicht akzeptiert und sie kurzerhand umgeschrieben.
Entsprechend könnte man da doch durchaus die Botschaft rauslesen, sich nicht sklavisch den Regeln zu unterwerfen, oder dem was andere von einem erwarten, sondern auszubrechen, selber zu denken, und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Daß Roddenberry diese Botschaft letztlich in pseudomilitärisches Gewand gekleidet hat, mag auch einfach den Umständen geschuldet gewesen sein; Military verkauft sich halt nun ziemlich gut, und gerade damals in den 60ern (da war McCarthy noch gar nicht lange her) schützte ihn das sicher auch ein wenig vor dem Anschein des Sozialisten.

--- Ende Zitat ---

Da ist schon was dran, aber das Element mit der Kommunisten Föderation kam erst richtig stark bei TNG auf. In den Filmen wurden da zwar auch schon einige Sachen erwähnt, aber TOS hatte sich eigentlich selbst vergleichweise mit den anderen Star Trek Serien sich sehr wenig mit der Föderation beschäftigt. Deshalb spielten negative Reaktionen darauf auch eine untergeordnetere Rolle im Vergleich zu anderen "Problemthemen" in TOS. (Wie mögliche negative Reaktionen auf Uhura und das "satanische Aussehen" von Mr.Spock.)

Gewisse Autoritäre Elemente bei Star Trek widersprechen sich leider auch nicht mit dem utopischen Gedanken. Viele Utopien sind nämlich leider sehr autoritär gewesen. Bei Utopia von Thomas Morus bestimmte der Staat sogar die Kleidung, die die Bürger tragen musste. Bei Walden 2 gibt es keine freien Wahlen und ein frühkindliches Training, was sehr stark als Indoktrination bis hin zur Hirnwäsche verstanden werden kann. (Das sind nur ein paar der Beispiele dafür, das viele Utopien häufig sogar eine gefährliche Nähe zum Totalitarismus haben.)

Viele eher Antiautoritär und/oder Anarchistisch eingestellte Leute lehnen solche klassischen Utopien aus solchen Gründen auch eher ab und glauben, es ist nicht möglich, einen "Perfekten Staat" aufzubauen und dabei gleichzeitig die Freiheit der Bürger zu wahren. (Beispielsweise hat Noam Chomsky auch eine sehr üble Kritik zu Walden 2/Futurum 2 geschrieben, bei der er den Autor auch indirekt mit Hitler und Stalin auf eine Stufe gesetzt hatte. Der Streit zwischen Karl Marx und Michael Bakunin und Max Stirner ging auch in ähnliche Richtungen. (Obwohl Bakunin durchaus mit Marx grundsätzlich übereinstimmte, nur meinte, das Marx zuwenig auf die Rechte der Bürger achten würde, weshalb der Kommunismus nach Marx wahrscheinlich zu einer sehr schrecklichen Diktatur führen würde.))

(Ehrlichgesagt denke ich leider auch, das die Föderation auch sehr stark die Rechte des einzelnen verletzt zu Gunsten der Gemeinschaft und des "großen Ganzen" im Sinne von Auguste Comtes Altruismus oder den Theorien Hegels. )

Natürlich stimmt das, das Star Trek ein seltsames Verhältnis zum Thema Militär. Die Leute der Föderation sind ja solche Pazifisten, die Krieg ja sowas von ablehnen, aber gleichzeitig will jeder, der was auf sich hält zum Militär. (Ausser ein paar "Hinterweltlern" wie den Verwandten von Picard und Sisko.) So wirkte das Ganze leider sehr häufig bei Star Trek und ich finde, das beißt sich schon sehr stark mit der "Friedensutopie".  Es gibt bei Trek noch einige Sachen in der Beziehung, die relativ problematisch sind. Allein schon, wie wichtig die Militär Seite der Flotte genommen wird, obwohl man die Flotte ja hauptsächlich für ziviles/humanitäres braucht. (Dieses Element könnte man wenn man es mal genauer Anspricht auf der anderen Seite aber gut für Geschichten mit Realwelt Vergleichen nutzen von Ländern mit einigermaßen vergleichbaren Einstellungen. Zum Beispiel Deutschland.) Das Problem ist aber auch, das Thema der totalen Abrüstung jeglicher Art von Waffen ähnlich wie bei Gundam Wing am Ende eignet sich eigentlich fast nur als Plotelement des "guten Endes". Trotzdem hätte man bei Star Trek sich vielleicht ein wenig kritischer mit dem Militärischen befassen sollen und nicht so nach dem Motto "Krieg ist Schlecht aber das Militär ist toll". So wirkt das Ganze doch ein wenig befremdlich.

Max:

--- Zitat von: SSJKamui am 24.04.11, 18:49 ---Das ist mir klar. (Und auch, das sie sich nicht von Westerwelle inspirieren liessen. ;))(Das hatte ich auch nicht gesagt. Ich hatte das nur einfach mit einigen Denkweisen in der Historie verglichen.)

--- Ende Zitat ---
Nein, nein, das wollte ich Dir auch gar nicht unterstellen. Ich habe es einfach so als Bemerkung in den Raum gestellt.


--- Zitat von: SSJKamui am 24.04.11, 18:49 ---Nun ja, das denke ich auch, aber der interessantere Plot fand ich immer noch den, der vor einigen Jahren diskutiert wurde nach dem Zerfall der Föderation der Neuafbau der Föderation auf einer kleineren Kolonie. Das hätte wirklich zwangsläufig zu richtig interessanten Diskussionen zum Thema Utopie geführt. (Das klassische Star Trek Schema wurde leider vielzuhäufig benutzt, genau dem auszuweichen.)

--- Ende Zitat ---
Ja, das hätte interessant sein können und hätte, wie ich zufällig gelesen habe, zu der ursprünglichen Gattung der Utopie, in der ja auch abgekapselte Reiche im Fokus standen, in der eine utopische Lebeweise verwirklicht wird.


--- Zitat von: Taschenmogul am 25.04.11, 15:09 ---Ich zumindest fände es schade, wenn man z.B all die Technologie und all die Implikationen, welche die Rückkehr der Voyager mit sich gebracht hat, gar nicht näher behandeln würde.

--- Ende Zitat ---
Damit hat man dann aber das Problem, dass so eine Serie nur die (Hard-Core-)Fans anspricht, die sich mit den Feinheiten - und wenn im VOY-Piloten Borg-Technologie (der Zukunft Star Treks) sind mMn Feinheiten - auskennen und auch auseinandersetzen wollen.
Ich halte das für heikel, weil ST als zu "verfettet", als zu sehr auf lexikaisches Wissen setzend empfunden und da sind größere Schnitte doch eigentlich nicht schlecht, um neben ein paar Grundlagen einen neuen Reiz zu schaffen.


--- Zitat von: Taschenmogul am 25.04.11, 15:09 ---Was die Utopie betrifft, so würde ich die gerne überhaupt erstmal sehen, bevor sie beerdigt wird.
Ich zumindest habe in Star Trek noch nicht viel utopisches gesehen.
Immer nur geredet wurde darüber, über die heeren Werte.

--- Ende Zitat ---
Da gebe ich Dir vollkommen recht. TOS hatte da noch keine klare Linie, war aber dennoch bemüht. Bei TNG war der Faktor Utopie immer im Hintergrund pseudo-selbstverständlich, wurde aber immer hin in dem Sinne "gelebt", als dass sich so manche Hauptfigur (inklusive Negativerscheinung) utopisch-überlegen verhielt. Bei DS9 habe ich nichts von einer Utopie gespürt und die Anbiederung an einen Schein-Realismus entfernte ST doch schon weit von dem durchaus auch selbst verkündeten Anspruch, eine Utopie zeigen zu wollen. VOY war wenigstens teilweise bemüht, ENT hat wenig aus den "neuen alten" Möglichkeiten gemacht.


--- Zitat von: SSJKamui am 25.04.11, 18:05 ---
--- Zitat von: Taschenmogul am 25.04.11, 15:09 ---Was die Utopie betrifft, so würde ich die gerne überhaupt erstmal sehen, bevor sie beerdigt wird.
Ich zumindest habe in Star Trek noch nicht viel utopisches gesehen.
Immer nur geredet wurde darüber, über die heeren Werte.

--- Ende Zitat ---

Genau das ist ein weiteres Element, was ich an der Utopie Star Treks kritisiere. Es werden auch häufig wenn nur die Folgen (keine Krankheit,Armut etc.) oder Oberflächlichkeiten (kein Geld) genannt aber nirgendwo wird erklärt, wie dieser Staat eigentlich aufgebaut sein soll.

--- Ende Zitat ---
Ja, aber das ist halt nun mal auch ein Grundproblem der Utopie, das schon im eigentlichen Namen erklärt wird: Der Nicht-Ort. Dem, was es nicht gibt, kann sich höchstens angenähert werden - so ähnlich geschieht das ja aber in Bezug auf die ST-Technik und deswegen gebe ich Dir auch Recht, dass man ein bisschen mehr zeigen könnte.
Ansonsten würde ich es der Utopie aber nicht zu sehr übel nehmen, dass man ihr nicht sinnvoll auf den Grund gehen kann. Lohnender fände ich es indes, sich mehr mit den Folgen auseinanderzusetzen und aus der Grundlage Utopie die Geschichten zu entwickeln, die man in anderen Konzepten nicht verwirklichen kann.


--- Zitat von: David am 25.04.11, 22:56 ---Ich persönlich finde die Ansicht mancher Fans über Star Trek und das Star Trek Universum ein wenig befremdlich.

Zu Utopisch, zu viel heile Welt...

Was ist daran falsch, von einer besseren Welt zu träumen, die nicht gänzlich ohne Fehler ist, aber in der viele Probleme der heutigen Zeit (Hunger, Krieg, Rassismus, Armut, etc.) gelöst sind.
Ohne dies zu Träumen wird  sich auch niemand aufraffen, es zu verwirktlichen.

--- Ende Zitat ---
Ich teile diese Einstellung eigentlich vollkommen!!
Ich weiß auch nicht, was ein einer heilen Welt schlimm sein soll und ich halte es für einen Irrglauben, im Bösen die bessere Grundlage für Geschichten zu sehen.
Klar, frei nach Lessing kann man sagen, dass die Empathie (das Mitleid) in Bezug auf die Personen nur durch die Nähe, nur durch die Vergleichbarkeit der Gefühls- und Vorstellungswelten (und des Realitätsmodells) erreichen kann. Aber Gott sei Dank können diese Faktoren auch nicht durch Kriegsplots wie in DS9 hervorgerufen werden.


--- Zitat von: David am 25.04.11, 22:56 ---Sicherlich wird unsere Generation und auch die meiner Nichte es sicherlich nicht vergönnt sein, eine solche Welt kennenzulernen, aber deswegen sollte man das doch nicht immer als Fantasterei abtun.

--- Ende Zitat ---
Nun gut, unsere Generation kennt - wenn das nicht positiv ist - immer hin nur ein Europa des Friedens.
Ansonsten: Die Technik in Star Trek, die in Fan-Kreisen bereitwillig akzeptiert wird, bildet die ideale Erklärung dafür, warum es in ST so viel Konfliktpotenzial nicht mehr gibt. So "unrealistisch" ist das also gar nicht.


--- Zitat von: Drake am 25.04.11, 23:27 ---Mir persönlich stößt grundsätzlich diese selbstherrliche Einstellung der Menschen auf, die vor allem Picard gerne mal zur Schau stellt.

"Wir sind perfekt, wir haben alle negativen Wesenszüge unserer Gesellschaft abgelegt und alle anderen sollten sich an uns ein Beispiel nehmen!"

Vor allem weil diverse Folgen und Filme nahelegen, dass das nichts weiter als eine glatte Selbsttäuschung ist.

--- Ende Zitat ---
Ja und das wäre der Einstieg für eine Serie zur Selbstreflexion - eine Selbstreflexion, die dann keine Ausrede à la "Wir müssen ums Überleben kämpfen" (wie sie zu gerne bei Verfehlungen im Kriegsfall genannt wird) vorschieben könnte. Das wäre schon eine interessante Ausgangslage.


--- Zitat von: Drake am 25.04.11, 23:27 ---Der Punkt ist: Die Utopie hat Lücken. Und wenn Lücken erkennbar sind, leidet die Fähigkeit das Konstrukt ernstzunehmen. Man kann sicher gut durchdachte Utopien erdenken, aber die Föderation, so wie sie im Canon verankert ist, ist keine davon. Sie ist eine Gesellschaft, die sich selbst als Utopia wahrnimmt, aber dabei nur ihre eigenen Schwächen ignoriert.

--- Ende Zitat ---
Warum denn aber nicht mal den Mut zur Lücke haben? Ich halte es zwar für ehrenwert, sich zu bemühen, für alles eine Erklärung zu finden, aber nicht für ein absolutes Muss.
(Gerade die Utopie kann sich ja die Freiheit nehmen, sich nicht nur aufs Erklären zu reduzieren, sondern Konsequenzen zu ziehen).


--- Zitat von: Taschenmogul am 25.04.11, 23:52 ---Und gerade das macht diese Utopie dann eben leider so wenig ernstzunehmen, weil da dann letztlich nur Blabla bleibt.
Sarkastisch gesagt ist die Botschaft hier doch "Ok, ja, wir fänden eine Welt toll, in der alle Menschen friedlich und in Harmonie und Einklang miteinander leben. Aber wir können sie uns selber nicht mal vorstellen.".

--- Ende Zitat ---
Das ist aber zu weiten Teilen auch eine Anbiederung der Macher an den Mainstream, der nur allzu oft die "heile Welt" fälschlicher Weise mit Langweile gleichsetzt.

SSJKamui:

--- Zitat von: Max am 27.04.11, 17:31 ---
--- Zitat von: SSJKamui am 24.04.11, 18:49 ---Nun ja, das denke ich auch, aber der interessantere Plot fand ich immer noch den, der vor einigen Jahren diskutiert wurde nach dem Zerfall der Föderation der Neuafbau der Föderation auf einer kleineren Kolonie. Das hätte wirklich zwangsläufig zu richtig interessanten Diskussionen zum Thema Utopie geführt. (Das klassische Star Trek Schema wurde leider vielzuhäufig benutzt, genau dem auszuweichen.)

--- Ende Zitat ---
Ja, das hätte interessant sein können und hätte, wie ich zufällig gelesen habe, zu der ursprünglichen Gattung der Utopie, in der ja auch abgekapselte Reiche im Fokus standen, in der eine utopische Lebeweise verwirklicht wird.

--- Ende Zitat ---
Genau meine Meinung.


--- Zitat von: Max am 27.04.11, 17:31 ---
--- Zitat von: Taschenmogul am 25.04.11, 15:09 ---Was die Utopie betrifft, so würde ich die gerne überhaupt erstmal sehen, bevor sie beerdigt wird.
Ich zumindest habe in Star Trek noch nicht viel utopisches gesehen.
Immer nur geredet wurde darüber, über die heeren Werte.

--- Ende Zitat ---
Da gebe ich Dir vollkommen recht. TOS hatte da noch keine klare Linie, war aber dennoch bemüht. Bei TNG war der Faktor Utopie immer im Hintergrund pseudo-selbstverständlich, wurde aber immer hin in dem Sinne "gelebt", als dass sich so manche Hauptfigur (inklusive Negativerscheinung) utopisch-überlegen verhielt. Bei DS9 habe ich nichts von einer Utopie gespürt und die Anbiederung an einen Schein-Realismus entfernte ST doch schon weit von dem durchaus auch selbst verkündeten Anspruch, eine Utopie zeigen zu wollen. VOY war wenigstens teilweise bemüht, ENT hat wenig aus den "neuen alten" Möglichkeiten gemacht.
--- Ende Zitat ---

Nun ja, mein Problem ist, das diese Darstellung bei TNG leider meistens eher in Richtung "der überlegene Erdling erklärt den unzivilisierten Weltraumbarbaren wie man sich sittsam und anständig verhält".

Bei DS9 sehe ich die Darstellung des utopischen Aspektes sehr zwiespältig. Einige Folgen haben ihn wirklich brilliant eingesetzt um brisante Fragen aufzuwerfen. (Das Verlorene Paradies etc. Geraten wir durch den Versuch unsere Gesellschaft zu schützen in Gefahr, diese selber zu ruinieren?) Dies hätte man aber teilweise durchaus auch ausbauen können.


--- Zitat von: Max am 27.04.11, 17:31 ---
--- Zitat von: SSJKamui am 25.04.11, 18:05 ---
--- Zitat von: Taschenmogul am 25.04.11, 15:09 ---Was die Utopie betrifft, so würde ich die gerne überhaupt erstmal sehen, bevor sie beerdigt wird.
Ich zumindest habe in Star Trek noch nicht viel utopisches gesehen.
Immer nur geredet wurde darüber, über die heeren Werte.

--- Ende Zitat ---

Genau das ist ein weiteres Element, was ich an der Utopie Star Treks kritisiere. Es werden auch häufig wenn nur die Folgen (keine Krankheit,Armut etc.) oder Oberflächlichkeiten (kein Geld) genannt aber nirgendwo wird erklärt, wie dieser Staat eigentlich aufgebaut sein soll.

--- Ende Zitat ---
Ja, aber das ist halt nun mal auch ein Grundproblem der Utopie, das schon im eigentlichen Namen erklärt wird: Der Nicht-Ort. Dem, was es nicht gibt, kann sich höchstens angenähert werden - so ähnlich geschieht das ja aber in Bezug auf die ST-Technik und deswegen gebe ich Dir auch Recht, dass man ein bisschen mehr zeigen könnte.
Ansonsten würde ich es der Utopie aber nicht zu sehr übel nehmen, dass man ihr nicht sinnvoll auf den Grund gehen kann. Lohnender fände ich es indes, sich mehr mit den Folgen auseinanderzusetzen und aus der Grundlage Utopie die Geschichten zu entwickeln, die man in anderen Konzepten nicht verwirklichen kann.

--- Ende Zitat ---

So würde ich die Behandlung der Utopie auch OK finden.  Leider wurde aber die Utopie sowohl innerhalb der Serien als auch fast noch stärker von einigen Fans benutzt als Argument im Bereich Ethik und Politik.  Für so etwas darf sich das Ganze dann aber nicht selber argumentativ vor jeder Kritik sperren.


--- Zitat von: Max am 27.04.11, 17:31 ---
--- Zitat von: David am 25.04.11, 22:56 ---Ich persönlich finde die Ansicht mancher Fans über Star Trek und das Star Trek Universum ein wenig befremdlich.

Zu Utopisch, zu viel heile Welt...

Was ist daran falsch, von einer besseren Welt zu träumen, die nicht gänzlich ohne Fehler ist, aber in der viele Probleme der heutigen Zeit (Hunger, Krieg, Rassismus, Armut, etc.) gelöst sind.
Ohne dies zu Träumen wird  sich auch niemand aufraffen, es zu verwirktlichen.

--- Ende Zitat ---
Ich teile diese Einstellung eigentlich vollkommen!!
Ich weiß auch nicht, was ein einer heilen Welt schlimm sein soll und ich halte es für einen Irrglauben, im Bösen die bessere Grundlage für Geschichten zu sehen.

--- Ende Zitat ---

Wie ich schon in vielen anderen Threads geschrieben habe, eine Utopie bietet einige Chancen für Plots, sofern es richtig eingesetzt wird. (Und nicht nach dem Motto "Unsere perfekte Gesellschaft wird von anderen, verdorbenen Leuten bedroht.") Viele aktuelle politischen Diskussionen könnte man zum Beispiel durch den "utopischen Blick" sehr schön kommentieren und dramatisieren, da bei einem Utopia viel mehr auf dem Spiel stünde.


--- Zitat von: Max am 27.04.11, 17:31 ---
--- Zitat von: Drake am 25.04.11, 23:27 ---Mir persönlich stößt grundsätzlich diese selbstherrliche Einstellung der Menschen auf, die vor allem Picard gerne mal zur Schau stellt.

"Wir sind perfekt, wir haben alle negativen Wesenszüge unserer Gesellschaft abgelegt und alle anderen sollten sich an uns ein Beispiel nehmen!"

Vor allem weil diverse Folgen und Filme nahelegen, dass das nichts weiter als eine glatte Selbsttäuschung ist.

--- Ende Zitat ---
Ja und das wäre der Einstieg für eine Serie zur Selbstreflexion - eine Selbstreflexion, die dann keine Ausrede à la "Wir müssen ums Überleben kämpfen" (wie sie zu gerne bei Verfehlungen im Kriegsfall genannt wird) vorschieben könnte. Das wäre schon eine interessante Ausgangslage.
--- Ende Zitat ---

Zustimmung.

Max:

--- Zitat von: SSJKamui am 27.04.11, 18:22 ---Nun ja, mein Problem ist, das diese Darstellung bei TNG leider meistens eher in Richtung "der überlegene Erdling erklärt den unzivilisierten Weltraumbarbaren wie man sich sittsam und anständig verhält".

--- Ende Zitat ---
Joah, das wäre noch nicht mal so schlimm, wenn das Manko nicht bestünde, dass, wie Du wie ich finde durchaus zurecht ankreidest, der richtigen Lösung, die Picard & Co. ins Spiel bringen, die richtige Grundlage fehlt: So fehlt zum Beispiel (ST-typisch, aber darüber hinaus vielleicht in anderen Serien auch) ja eigentlich immer die Zeit, zu zeigen, wie nach der erfolgreichen Überzeugungsarbeit die Umsetzung gelingt bzw. gelingen soll. Das geht schon wieder in die Richtung, dass man die Utopie nicht vollkommen aufschlüsseln kann.
TNG und insbesondere Picard möchte ich (hoffentlich nicht grundlos) immerhin zugute halten, dass häufig eine gewisse Haltung besteht, die Fremden auch in ihrer Kultur ernst zu nehmen, auch wenn das dann nicht unbedingt ausschließt, sie als unfähig zu betrachten, ihre Probleme selbst ordentlich zu lösen.


--- Zitat von: SSJKamui am 27.04.11, 18:22 ---Bei DS9 sehe ich die Darstellung des utopischen Aspektes sehr zwiespältig. Einige Folgen haben ihn wirklich brilliant eingesetzt um brisante Fragen aufzuwerfen. (Das Verlorene Paradies etc. Geraten wir durch den Versuch unsere Gesellschaft zu schützen in Gefahr, diese selber zu ruinieren?) Dies hätte man aber teilweise durchaus auch ausbauen können.
--- Ende Zitat ---
Hmm, nun, solchen DS9-Folgen krankte es meiner Wahrnehmung nach aber auch wiederum daran, dass sie kein fundiertes Bild einer Utopie vermitteln konnten - ja noch schlimmer: bei DS9 fehlte das Grundempfinden, es mit einer (und sei sie überheblich-klischeehaften) Utopie zu tun zu haben. Da man in dem Sinne sogar die belehrenden Gutmenschen "vermisst", fällt eine Differenz doch kaum auf.
Ist demzufolge die Gesellschaft in ihrem Inneren nicht bekannt genug, . Das fängt schon damit an, dass Figuren wie Sisko die "neue (utopische) Mentalität (nach TNG-Prägung)" ja quasi nie lebten und deswegen auch nicht aufgeben können, um es mal etwas pointiert auszudrücken.


--- Zitat von: SSJKamui am 27.04.11, 18:22 ---So würde ich die Behandlung der Utopie auch OK finden.  Leider wurde aber die Utopie sowohl innerhalb der Serien als auch fast noch stärker von einigen Fans benutzt als Argument im Bereich Ethik und Politik.  Für so etwas darf sich das Ganze dann aber nicht selber argumentativ vor jeder Kritik sperren.

--- Ende Zitat ---
Gut, ich verstehe - und gebe Dir da schon recht!


--- Zitat von: SSJKamui am 27.04.11, 18:22 ---Wie ich schon in vielen anderen Threads geschrieben habe, eine Utopie bietet einige Chancen für Plots, sofern es richtig eingesetzt wird. (Und nicht nach dem Motto "Unsere perfekte Gesellschaft wird von anderen, verdorbenen Leuten bedroht.")

--- Ende Zitat ---
Auch das Konzept, das die (nicht weiter erklärte) "perfekte Gesellschaft" von den Bösen bedroht wird, wäre noch nicht einmal so schlimm, denke ich, wenn die Lösung dieser Bedrohung nicht darin bestünde, in alte, nicht utopische Mittel zu verfallen. Das wäre mal was gewesen: Das Dominion überfällt die Föderation mit 10.000 Schiffen und keiner in der Sterneflotte zückt als Antwort den Phaser oder macht die Flotte mobil. Wie man dann die Unterjochung unterbingen will? Aus dem Stegreif: keine Ahnung. Es aber so zu beantworten, wie in DS9 gesehen, ist das aus Sicht einer Weiterentwicklung der Menschheit wertlos gewesen. Wie es am Ende dann doch auch noch geschah, hätte Odo der Schlüssel zum Ausgleich sein können.
Ansonsten: Klar, die Utopie wäre besser geeignet, andere Plot zu entwickeln.


--- Zitat von: SSJKamui am 27.04.11, 18:22 ---Viele aktuelle politischen Diskussionen könnte man zum Beispiel durch den "utopischen Blick" sehr schön kommentieren und dramatisieren, da bei einem Utopia viel mehr auf dem Spiel stünde.

--- Ende Zitat ---
Da sprichst Du wahre Worte!
Gerade bei ENT hatte ich in der dritten Staffel nur allzu oft das deprimierende Gefühl, ein US-amerikanisches militärisches Eingreifen zu legitimieren bzw. zu begründen.

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