Original von Max
Original von ulimann644
Außerdem vermeidet man den Eindruck, dass die paar Hauptfiguren \"allein auf weiter Flur\" stehen - dass kann IMO recht schnell fad werden.
Wieso? Ich finde es viel langweiliger, mich durch eine Reihe von knappen Charakterisierungen von Personen durchlesen zu müssen, wobei die Figur keine andere Funktion erfüllt, als ein paar Kurskorrekturen durchzuführen oder einen Phaser abzuschießen. Um es überspitzt zu sagen: Bei solchen \"Beihilfen\" interessiert mich der Hintergrund einfach schlicht und ergreifend nicht. Ich muss nicht wissen, ob der betazoidische Waffenoffizier auf der Akademie in eine Bajoranerin verliebt war oder nicht. Der soll den Phaser abfeuern - und Ruhe 
Diese Charaktere bleiben - in einer Serie - nicht knapp, das ist ja der Punkt. Früher oder später bekommen sie die Tiefe, die man ihnen zugedacht hat...
Was ich - in einer Serie oder einem Roman von \"Frank Herbert-Umfang\" - langweilig finden würde, wäre die Tatsache von nicht mehr als 2-3 Personen Genaueres zu erfahren. Da möchte ich mich schon auch über den Rest vom Fest einige Hintergründe erfahren ( Wie übrigens auch in \"Herr der Ringe\" - ein klassisches Beispiel für gute Unterhaltung mit vielen Hauptfiguren, die alle einen interessanten Hintergrund haben IMO - Hätte auch alles nicht sein MÜSSEN, ich sage nur Tom Bombadil und Goldbeere, aber es gibt der Geschichte genau DIE Tiefe, die das Buch letztlich doch ausmacht...)
Wo ich dir zustimme ist - bei Nebencharakteren muss ich nicht alles erfahren, der soll ruhig seinenPhaser abfeuern und gut ist - aber von der Stamm-Clique möchte ich mehr Infos haben, was nicht zuletzt für eine größere Tiefe sorgen kann ( Ich werde schon grantig wenn man mir von einer Hauptfigur die Augenfarbe vorenthält !! ) Ist letztlich wohl Geschmacksache.
Original von Max
Original von ulimann644
Ein weiterer Vorteil, den ich darin sehe sich einen gewissen Personenpool zu schaffen liegt einfach darin, dass ich bei Bedarf nicht erst diese neue Figur langatmig ganz von Vorne aufbauen muss ( wozu man manchmal auch gar keine Zeit in der Szene hat ) sondern man die Person schon in den Grundzügen kennt und man sich gleich darauf konzentrieren kann, bei der Figur in die Tiefe zu gehen.
Auch hier wieder: Warum muss ich etwas über die Figur erfahren? Anders ist es freilich, wenn eine Hauptfigur erst dann zur Hauptfigur wird, weil sie eine andere Figur ersetzt; wenn zum Beispiel ein Commander den vorherigen ersten Offizier ersetzt, weil der ein eigenes Kommando bekommen hat. Wenn man mit der Figur etwas vorhat, ist das begreifbar.
Diesen Punkt sehe ich grundsätzlich anders als du.
Ich denke wesentlich ist die Frage: Was soll der Focus meiner Story sein?
ICICLE z.B. soll eine Geschichte sein, die sich weniger mit den Geschehnissen und mehr mit den Personen innerhalb dieser Geschehnisse beschäftigen soll. Wenn ich mich dann aber nur mit den Geschichten befasse und die Personen eindimensional lasse, dann habe ich doch eindeutig das gesteckte Ziel verfehlt !!
( Wenn ich Wert auf die Geschichte lege und dann nur die Personen beschreibe übrigens auch... )
Original von Max
Natürlich ist das alles eine Frage der Zielsetzung: Will man eine Serie schreiben? Da kann man ganz natürlich nicht in vielen vielen Folgen ständig nur von drei Personen erzählen. Das sehe ich auch ein.
Gut - Schon etwas wert...

Original von Max
Aber in anderen Fällen, in abgeschlossenen Geschichten, will ich nur das Nötigste wissen, denn alles andere lenkt nur ab. Man muss immer die Entscheidung treffen, bei welcher Figur es noch sinnvoll ist, bei wem aber nicht mehr.
Darüber hinaus entscheiden die Vorlieben: Manche Leute schreiben und lesen Erzählungen, in denen sich alles um die Charaktere dreht oder in denen über viele Seiten hinweg die Einrichtung eines Zimmers en detail beschrieben wird. Wie ich später noch ausführen werde: Erlaubt ist ja alles.
Da kommt es IMO sehr auf den Umfang der abgeschlossenen Geschichte an...
Der \"Herr der Ringe\" ist im weitesten Sinne auch eine abgeschlossene Geschichte ( auch wenn es mit \"Der kleine Hobbit\" und dem Silmarillion noch einige Geschichten drum herum gibt )
Und wo währen wir da, OHNE die schönen und detailierten Beschreibungen der einzelnen Charaktere...??
Sicher hätte Tolkien hier nur das Nötigste schreiben können, aber würde das Werk dann noch heute einen solchen Anklang finden...??
Ich selbst lese übrigens beides gern: Geschichten mit Beschreibungen der Umgebung und Geschichten mit ausführlichen Charakterbeschreibungen.
Lieb ist mir beides - wie in \"Herr der Ringe\" oder \"Moby Dick\" oder \"Dune\" oder \"Die Söldner von Dorsai\" oder \"Elric von Melniboné\" oder \"Der Runenstab\" oder \"Der Ewige Held\" oder \"Das Buch Corum\", oder, oder, oder...
Original von Max
Original von ulimann644( Was wäre das \"Dreamteam\" Jim-Spock-Pille ohne einen Chief Scott, ohne einen Piloten wie Sulu, einen Navigator wie Chekov, oder eine Funkspezialistin wie Uhura gewesen ?? - IMO nur die Hälfte wert...!! )
Hmm, das ist schwer zu beurteilen für mich, aber ich würde jetzt einfach mal sagen, die meisten Interaktionen wie die Schlussgespräche der Drei auf der Brücke klappen auch vollständig ohne dass Sulu vorne am Steuer sitzt.
Klar: Oft waren die anderen Crewmitglieder (außerhalb ihrer \"technischen\" Funktion) nur Stichwortgeber; Klar: manchmal haben sie ihre eigenen Episoden bekommen. Und (bzw. aber) es handelt sich hier halt um eine Fernsehserie, und ich bin immernoch der Meinung, dass der visuelle Eindruck mit der stärkste ist, den man gewinnen kann. Damit fällt es auch leichter, eine Verbindung zwischen der Figur und ihren Eigenheiten herzustellen, weil sich dieser Eindruck ganz automatisch ergibt (man kann zum Beispiel Uhura attraktiv finden oder nicht, noch bevor man den ersten Satz von ihr gehört hat), während soetwas mit jedem Wort in der Literatur \"erkauft\" werden muss.
Dementsprechend habe ich es halt gerne, in der Literatur nur das nötigste zu erfahren, das dafür dann aber nicht mit der Holzhammermethode, sondern langsam, subtil.
Genau in diesem \"Erkaufen\" liegt für mich, beim Schreiben doch der Reiz - wenn ich es hinkriege, dann erschaffe ich eine schillernde Figur mit Tiefgang - und das ist doch genau das Herausfordernste beim Schreiben IMO...
Gut wem die Figuren wurscht sind und wer ausschließlich durch die Geschichte zu begeistern ist, der wird´s anders sehen...
Mit dem Holzhammer gehen wohl die wenigsten Autoren an dieses Thema heran...
Vielleicht kann ich dich ja mit ICICLE überzeugen, dass das Einbringen mehrerer Hauptfiguren, als nur 2-3 durchaus funktionieren kann...
Original von Max
Original von ulimann644
Dass man bei einem Dutzend Personen zwangsläufig einige mehr, andere weniger in den Vordergrund stellt ist nicht zu vermeiden.
Es gibt da einen Punkt, den ich eigentlich ganz gerne beachtet sehen will: Als Autor darf man experimentieren.
Vielleicht ist es nicht üblich, zwölf Figuren ganz und gar gleichwertig zu zeigen, vielleicht ist es dann auch nicht möglich, diese Figuren gut kennenzulernen, aber dieses Experiment wäre auch eine Botschaft. Deswegen denke ich, dass sich jeder alles erlauben darf, eine Hauptfigur, zwei Hauptfiguren, zehn Hauptfiguren mit keiner Nebenfigur, mit zwei Nebenfiguren mit zehn Nebenfiguren... Wichtig ist nur, dass man sich dabei was denkt (und nebensächlich auch nicht schlecht: dass der Leser den Text ganz gerne liest).
Ich sehe das so: Wenn ich mir die Mühe mache ein gutes Dutzend Figuren liebevoll und zeitaufwendig zu designen - und mir dann noch überlege, welche Charaktere passen wie zu einander und tüftele und grübele, bis ich das Team einigermaßen stehen habe - dann wäre die Annahme ich hätte mir während der gesamten Zeit nix dabei gedacht doch ziemlich blühender Unsinn - oder siehst du das anders...??
@Tolayon:
Irgendwo habe ich mich früher schonmal über diese oft benutzten \"Glorreichen Sieben\" ausgelassen, weswegen ich auch zuvor mal diesen Ausdruck verwendet habe. ( Fast ein Sakrileg, dass es in ICICLE mehr sind als Sieben... )