Hallo zusammen.
Für einen Autoren sind Charaktere ein Mittel zum Zweck, um seine Geschichte erzählen zu können.
Ich möchte hier keine Regeln aufstellen oder Beispiele von besonders gelungenen Helden-Konstellationen nennen, denn es gibt gewiss ebenso viele Beispiele dafür, als auch dagegen. Ich möchte lieber Tipps geben, wie man sich das Leben - und kreiern von Charakteren einfacher machen kann wenn man anfängt zu schreiben und wer weiß, vielleicht lernt auch noch der ein oder andere Alte Hase etwas.
Zuerst einmal: Was macht einen Charakter aus?
Gute Frage. Die Antwort? Beginnen wie bei
Maslow. Ihr wisst schon, Maslow war derjenige, der die Bedürfnisse der Menschen analysierte und sie in einer Pyramide der Wichtigkeit anordnet. Das Fundament besteht aus Nahrung und Trinken, Luft, Schlaf und solche Dinge.
Dann folgt der Wunsch nach Sicherheit, etc. pp.
Dies mag in unseren Augen banal klingen und etwas Neues erzähle ich euch damit gewiss nicht - allerdings:
Wenn wir nun einen Charakter kreiern, einen Sklaven: Was wird wohl seine Motivation sein? Wie sieht die Welt aus seinem Blickwinkel aus? Und schon können wir anhand dieser Banalitäten diesen Sklaven recht gut charakterisieren, seine Not, aber auch seine Hoffnungen und Wünsche, seine Motivation und sein Verhalten. Seine Handlungen werden nachvollziehbar, er scheint auf den Leser \"gut durchdacht\" - und wir haben weder Hobbies, noch Spezies, Ausbildung und Familie ins Spiel gebracht um ihn von anderen Charakteren zu unterscheiden.
Die nächste Stufe, die man sich überlegen könnte wäre wie man die
grundlegende Einstellung des Charakters definiert: Handelt er aufgrund von Fakten oder instinktiv? Zwei ansonsten identische Raumschiffcaptains würden sich nur allein aufgrund dieses Umstandes komplett unterscheiden: Der eine vertraut seinem Gefühl, der andere recherchiert. Und das trifft nicht nur auf Captains zu, sondern auf alle Sparten: Polizisten, Wissenschaftler, Psychologen, Köche, ...
Auch ein interessanter Aspekt, der nur selten so namentlich benannt wird ist die
Erziehung:
Was, wenn ein Ferengi von einem Klingonen aufgezogen wird? Oder ein Klingone von einem Ferengi? Oder ein Tellarite von einem Bolianer? Ich bin sicher ihr versteht, worauf ich hinaus will: Ein bolianischer Sternenflottenoffizier ist... naja, gewöhnlich. Aber wenn er von einem Tellariten großgezogen wurde ergeben sich... \"interessante Gespräche\" zwischen ihm und diversen Vorgesetzten und das schon zu Akademie-Zeiten!

Ich muss sagen ich mag diese Art von Charakteren und ich greife sehr oft auf solche Konstellationen zurück, einfach um der Tristigkeit zu entfliehen. Ein Klingone wird geboren, geht zur Raumflotte und stirbt in einer glorreichen Schlacht. Habe ich euch nun etwas Neues erzählt, das euch vom Sessel reißt? Ich glaube nicht...

Auch wichtig ist sich die
Rasse des Charakters gut zu überlegen. Schreibt euch die Eigenschaften auf, die ihr der Rasse als Alleinstellungsmerkmal zuschreibt, zum Beispiel: \"Ehre\" bei den Klingonen. Die Sternenflottenoffiziere handeln auch ehrvoll, allerdings würde ich das schon grundlegend anders bennenen! Sie handeln nicht auf Basis eines Ehrenkodexes, sondern aufgrund ihrer ethischen und moralischen Überlegungen. Sicher, dieser Unterschied mag banal klingen, weil es ja de Fakto nicht wirklich große Unterschiede sind, allerdings macht der Ton die Musik und Assoziationen sind die halbe Miete, um sich wirklich in einen Charakter hineinzuversetzen!
Wozu ich auch raten kann ist sich einen
zeitlichen Ablauf zu notieren, nicht nur der Sternenflotten-Werdegang, sondern auch die Kindheit! Es ist ein Unterschied ob ein Charakter seine Kindheit auf der Erde verbrachte oder auf einer Kolonie in der DMZ! Die Zeiteinteilung hilft euch später, um eure Geschichte besser in das Star Trek-Universum einbetten zu können.
Es ist auch ein Unterschied ob ein Charakter sich in Kriegszeiten der Sternenflotte anschließt, oder in Friedenszeiten!
Eure Geschichte spiel 2368? Schön - ein Vermerk auf den klingonischen Bürgerkrieg und die Gefahr von klingonischen Renegaten entlang der Klingonischen Grenze und jeder Leser kann sie einordnen. 2369 wurde das Wurmloch entdeckt, ich denke kein Forscher oder Händler, der in der Lage ist an diese Information zu gelangen, wird diesen Umstand ignorieren können! Auch kein Stratege, denn schließlich weiss man nicht, welche bedrohlichen, aggressiven Spezies sich dort anbahnen - kurzum: Es nicht nicht egal ob man 2368 in der Nähe von Bajor einen Planeten besiedelt oder 2369 nach dem Auffinden des Wurmlochs! Diesen Umstand werden auch eure Charaktere spüren und es verquickt eure Geschichte einmal mehr mit dem bestehenden Star Trek-Universum.
Ein Charakter, der 2350 den Bajoranern Waffen verkauft kann als Spieler dargestellt werden, der riskante Geschäfte tätigt und er wird gewiss anders dargestellt werden als jemand, der im Auftrag der Föderation Handphaser für diese produziert... Hier gilt:
Zeig\' mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist! Auch diese Möglichkeit könnt ihr nutzen, um euren Charakter zu definieren! Ein Sternenflottenoffizier wirkt doch gleich ganz anders, wenn er nicht mit Offizierskollegen unter Freunden pokert, sondern auch mal einen Landurlaub in etwas fragwürdigerem Terrain zu einem Spielchen nutzt. Es ist ein Unterschied, ob er im \"Zehn Vorne\" seinen Whiskey trinkt oder in einer schäbigen Kneipe in einer eben nicht so feinen Gegend, in der auch leichtbekleidete Damen über die Tische huschen und ihre Dienste anbieten...
Denkt euch
Schwächen für euren Charakter aus, die auch zum Tragen kommen! Man akzeptiert keinen Charakter, dessen Schwäche einfach nicht ausgespielt werden kann: \"Er hat vor nichts und niemandem Angst, nur vor den Borg.\" Ja... schön... Ich denke wir sind uns einig, dass so eine \"Schwäche\" nicht wirklich zur Geltung kommen wird. Und sooo oft greifen die Borg ja auch nicht an... \"Er ist ein Trinker\" bringt auch nicht viel, wenn der Charakter niemals in die Nähe einer Kneipe kommt und in Versuchung geführt wird.
Die Motivation. Kennt ihr das? Alle Kadetten wollen zur Sternenflotte, wollen tapfer ihren Beitrag leisten für die Sicherheit aller! Sicher? Wo sind die, die ihren langjährigen Jugendfreunden nachziehen, die einfach nicht riskieren wollen, dass sich ihre Clique auflöst? Wo sind die, die sich vielleicht in die Nachbarstochter verliebt haben und sie beeindrucken wollen? Wo sind die, die nur als Mittel zum Zweck zur Flotte gehen, um dann als Ensign und Pilot lieber auf einem zivilen Schiff anheuern oder sich gar selbständig machen, oder \"umschulen\"? Wo sind die, die auf der Vulkanischen Wissenschaftsakademie (oder einer anderen rennomierten Wissenschaftsakademie) nicht aufgenommen wurden und versuchen, in die Sternenflotte zu kommen, um auf wissenschaftlichem Terrain Erfahrungen sammeln zu können, um dann doch für den ein oder anderen vonihnen begehrten Job in Frage zu kommen? Wo sind die Ärzte, die nur temporär der Flotte dienen, um Erfahrungen zu sammeln, vier Jahre ihren Beitrag für die Gemeinschaft leisten, um dann doch eine eigene Praxis zu eröffnen? Auch diese Liste ist noch lange nicht vollständig, aber auch sie könnte eure Charaktere definieren und sie einzigartig machen! Auch mancher Admiral könnte sich wünschen, seinen Sohn bei der Flotte zu sehen. Doch was ist, wenn er nicht im Delta-Quadrant festsitzt, sondern auch noch als Ensign von seinem Vater angefordert wird!?
Die Differenzierung anhand von Hobbies und Interessen kennt ihr ja schon zur Genüge, dazu möchte ich an dieser Stelle gar nichts sagen.
Ich hoffe es gab doch den ein oder anderen Aspekt, der euch bei euren Werken voranbringt.
Mfg
Visitor5