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Nun geht´s los - Der Anfang

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Star:

--- Zitat ---Original von Alexander_Maclean

Und die entscheidende Frage

Schneller oder gemächlicher Einstieg?

Kann beides funktionieren

--- Ende Zitat ---


Kann auch beides gründlich in die Hose gehen, wenn man es nicht richtig macht - und niemand ist sich je vollkommen sicher,
wie man es überhaupt richtig macht, behaupte ich mal.

Beim schnellen Anfang ist die Gefahr groß, dass man dem Leser den Einstieg in die Geschichte verbaut, oder unnötig schwer macht, indem man ihm zu viel auf einmal präsentiert. Und wenn man es gemächlich angeht, riskiert man es zu langweilen. Diese Sorgen hat man als Autor immer im Hinterkopf und genau deswegen fällt der Anfang ja auch so ungeheuer schwer. Man sagt sich \"Ohje, das ist bestimmt nicht gut genug, und wenn ich am Anfang versage, kann ich mir die anderen dreihundert Seiten - so gute Ideen ich auch habe - gleich schenken, schließlich ist dann keiner mehr da, der das liest.\" Und schon ist man demotiviert.

Wie üblich ist die goldene Mitte das beste - nicht zu schnell, nicht zu gemächlich. Und man braucht natürlich etwas Vertrauen in den unbekannten Leser, dass er nicht gleich die Flinte ins Korn wirft und geduldig mit der Geschichte ist. Ich glaube in dem Punkt unterschätzt man die meisten nämlich etwas.

Alexander_Maclean:
@star
Gut gesagt.

Wobei die Einstiegsgeschwindigkeit auch zum Teil dem genre geschuldet ist. Einen Actiionkracher kann man nicht damit beginnen indem man 20 Seiten über einen Sonnenaufgang schreibt, bei einen Liebesroman (nicht das ich so etwas schreiben würde :Ugly ) kann so etwas durchaus legitim sei9n

Max:

--- Zitat ---Original von David
Allerdings habe ich festgestellt, dass einzelne für sich stehende Kurzgeschichten relativ einfacher zu handhaben sind.
Keine Charaktervorstellungen, keine Situationsbeschreibungen (oder es reicht dafür ein kleiner Absatz aus).
--- Ende Zitat ---

Warum muss bei einer Kurzgeschichte keine Charaktervorstellung (und keine Situtationsbeschreibung) stattfinden? Oder umgekehrt: Warum muss bei einem Roman eine Charaktervorstellung am Anfang stattinden? Der Roman hat doch so viel \"Zeit\", also eher Platz, um alles zu entwickeln, dass man weniger die Notwendigkeit hat, den Lesern am Anfang zu umreißen, mit wem man es zu tun hat.


--- Zitat ---Original von Alexander_Maclean
Schneller oder gemächlicher Einstieg?
--- Ende Zitat ---


--- Zitat ---Original von Star
Wie üblich ist die goldene Mitte das beste - nicht zu schnell, nicht zu gemächlich.
--- Ende Zitat ---

Ich würde gar nicht mal sagen, dass die \"Geschwindigkeit\" des Einstiegs so bedeutend ist.
Ich glaube, am wichtigsten ist es einfach, beim Leser Interesse zu wecken. Als Leser will man doch ein wenig das Spiel zwischen Erfüllung der Erwartungen und der Faszination eines Rätsels haben, das man gleich zu Beginn natürlich nicht lösen kann, von dem man aber spürt, dass der Roman (bzw. die Geschichte) es auflösen wird. Ich sehe das also eher als eine thematisch-inhaltliche als eine stilistische Sache (auch wenn man mit dem Stil natürlich auch viel anstellen kann).

Mit...

--- Zitat ---Niemand hätte in den letzten Jahren des XIX. Jahrhunderts geglaubt, daß unser menschliches Tun und Lassen beobachtet werden könnte; das andere Intelligenzen, größer als die menschlichen und doch ebenso sterblich, uns bei unserem Tagwerk fast ebenso eindringlich belauschen und erforschen könnten, wie ein Mann mit seinem Mikroskop jene vergänglichen Lebewesen erforscht, die in einem Wassertropfen ihr Wesen treiben und sich darin vermehren. Mit unendlichem Behagen schlenderte die Menschheit mit ihren kleinen Sorgen kreuz und quer auf dem Erdball herum [...] Niemand dachte daran, daß älteren Weltkörpern Gefahren für die Menschheit entspringen könnten.
--- Ende Zitat ---

... fängt H.G.Wells\' \"Krieg der Welten\" an.
Und das ist doch genial!
Er fängt doch mit einer Art Verneinung an: Niemand hätte geglaubt... Niemand dachte daran.  Und er fängt mit einem Konjungtiv an:  Niemand hätte geglaubt. Ja was ruft das denn anderes beim Leser - schon nach den neun Worten, nicht erst nach dem ersten (Teil)Satz - hervor, als das Gefühl, das genaue Gegenteil müsse der Fall sein!
Den Rest dieses Einstiegs halte ich für nicht minder gelungen: Es wird bereits so ziemlich alles entworfen, was den Leser im Folgenden erwarten wird - um dennoch in einer Form der Faszination eines Rätsels; mit einem Vergleich bekommt man nur eine vage Ahnung des Fremden, wodurch die spannende Fragen beim Leser gesteigert wird, wie diese andere, gefährliche Intelligenz aussieht.
Ist das nun ein rasanter Einstieg oder ein gemächlicher? Will man da ein Urteil fällen, würde ich sagen: ein gemächlicher - Letztendlich greift doch aber diese Instanz der \"Geschwindigkeit\" nicht so wirklich.
Solange man einen Reiz aufbaut, eine Faszination entfalten kann, ist es doch völlig egal, ob man einen schnellen oder langsamen Einstieg wählt.

Der schnelleste Einstieg wird im Folgenden nicht fesseln, wenn der Ausblick, wenn die Faszination fehlt. Umgekehrt wird ein gemächlicher Einstieg nicht automatisch eine Verbindung zu einer Figur herstellen. Eine gemächliche Beschreibung der Vita des Protagonisten in der Einleitung verspricht nicht automatisch Tiefe; wenn nichts entworfen wird oder der Versuch unternommen wird, den Leser mit einem Charakter durch und durch vertraut zu machen, ist auch nicht viel erreicht, denn neben den Erwartungen will man doch auch Rätsel gestellt bekommen.


EDIT: Kleinere Rechtschreibkorrekturen

David:
Der Anfang einer Geschichte ist zweifellos immer eine große Herausforderung.
Man überlegt, wie man gleich zu Beginn das Interesse des Lesers wecken kann.

Hierfür gibt es viele Lösungswege aber man kann keinen als richtig oder falsch bezeichnen.

Wichtig ist aber IMO, die Hauptcharaktere kurz vorzustellen (sofern nicht schon in vorherigen Geschichten detailliert erfolgt).

Lange Ausführungen, Erklärungen, etc. sind zumeist schwere Kost und können Leser abschrecken.
Zu kurz sollte die Einleitung allerdings auch nicht sein, da man dem Leser zumindest ein paar Grundinfos geben sollte, damit er überhaupt weis, woran er ist.

Viele Autoren nutzen gerne Beschreibungen der Umgebung, in der die erste Szene stattfindet.
Andere springen auch einfach mitten in eine "laufende Szene" hinein, um sich umständliche, langwierige Erklärungen am Anfang zu vermeiden.

Dennoch sollte man die Bedeutung der Einleitung nicht unterschätzen.
Es verhält sich damit wie bei einem Vorstellungsgespräch für einen Job -> der erste Eindruck zählt.

David:
Ich habe mir mal einige verschiedene Techniken, einen Roman zu beginnen, durchgelesen.
Was haltet ihr von diesen Einstiegsmöglichkeiten?

Habt ihr noch mehr, eigene gute Einstiege in eine Geschichte?
Natürlich gibt es keine Blaupause, mit dem man eine Geschichte beginnen kann, aber zumindest als Inspirationstips könnte es sinnvoll sein, wenn der eigene Kopf leer ist:

Mitten rein in die Action
Ein Nebencharakter findet sich mitten in einer Gefahrensituation wieder.
(Gefecht, technischer Unfall, etc.)

Die Wunder des Universums
Beschreibung des Weltalls, einer Anomalie, etc.
(Sonnenaufgang in einem Sonnensystem, Sternennebel, Kometen, etc.)

Fremde neue Welten
Beschreibung eines exotischen Planeten
(Wälder, Städte, Himmel, Gebirge, etc.)

Retrospektive
Rückblick auf die letzte Mission oder die Ereignisse der letzten Tage.
(Logbucheintrag eines Charakters, Erinnerungen, Gedanken, etc.)

Aus den Geschichtsbüchern
Beschreibung einer vergleichbaren Szene aus der Vergangenheit
(Lyrischer Vergleich = Platons Atlantis mit einer Raumstation, etc.)

Alltag an Bord
Charaktere gehen alltäglichen – nicht dienstlichen – Tätigkeiten nach
(Offiziersmesse, ein Programm auf dem Holodeck, im Quartier, etc.)

Fantasie oder Wirklichkeit
Die Erlebnisse eines Charakters in einem Traum
(alles mögliche)

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